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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 18.01.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-01-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189501187
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18950118
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18950118
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-01
- Tag1895-01-18
- Monat1895-01
- Jahr1895
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 18.01.1895
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«« d A «r e r A r r (Sltetllüt «ld Lyti-er). Jemsprechst,»« «r « ^7^. Amtsblatt der Königl. -lmtshauptmannschast Großenhain, des KSnigl. Amtsgerichts und des Stadtraths z« Riesa. 15. Freitag, 18. Januar 18S5, AvendS. 48. Jahrs Das Riesaer Tageblatt erschein, jede» Tag Abends mtt Ausnahme dei Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bet Abholung in dm Expedition« in Mesa und Stnhla, d« «MUGchMM smote am Schairer der katierl. Postanstaltm 1 Mart 25 Ps., durch die Träger frei in» Hau» 1 Mark 50 Ps., durch den Briefträger frei tu» Hau« 1 Mark SS Ps. »yi,m «,,,h«, s2r dte Rmmmr de» Ausgabetage» bl» Vormittag S Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: «aslauteuitraße LS. — Für dl« Redactto» verantwortlich: Her» Gchmtdt de Mala. TaaeSgeschichte. Frankreich hat nun wieder einen neuen Präsidenten. Die Nationalversammlung wählte gestern Felix Faure mit 428 Stimmen zum Staatsoberhaupte der Republik, der Gegenkandidat Brisson erhielt 363 Stimmen. Beim ersten Wahlgang erhielten Brisson 344, Felix Faure 216 und Waldeck-Rousseau 195 Stimmen. Es war demnach ein zweiter Wahlgang erforderlich, der das obige definitive Resultat brachte. Besondere Zwischenfälle haben sich bei der Wahl nicht ereignet. Bei der Ankunft des Präsidenten Felix Faure in Paris empfing denselben eine Eskadron der repu blikanischen Garde und begleitete ihn bis zum Elyssepalast. Das zahlreich erschienene Publikum begrüßte den neuen Präsi denten mit Hochrufen. Die Präsidentschaftskrisis hat damit ibr vorläufiges Ende erreicht. Auch in den Berliner Re gierungskreisen hat der Rücktritt Casimir - Periers durchweg d,e größte Ueberraschung hervorgerufen. Nach der Schilderung, die man von dem Charakter dieses Mannes bei seiner am 27. Juni v. I. erfolgten Wahl zum Oberhaupte der dritten Republik überall entworfen hatte, mußte man annehmen, daß er den Kampf gegen die Ultraradikalen und Revolutionären als seine künftige Lebensaufgabe mit aller Energie aufnehmen und durchführen würde. Anstatt dessen warf er nun bei der ersten Schwierigkeit der Lage die Flinte ins Korn und räumte d'elsUmslürzlern das Feld. Frankreich hat sich damit wiederum als daS Land der Unberechenbarkeiten erwiesen. Hoffentlich werden aber die besonnenen Elemente in Paris auch ferner die Oberhand behalten. Die deutsche Regierung wird aber unter allen Umständen die Ereignisse jenseits der Vogesen mit größter Aufmerksamkeit verfolgen müssen. Welches In teresse unser Kaiser an den Vorgängen in Frankreich nimmt, erhellt aus der schon gemeldeten Nachricht, daß der Monarch den Botschafter Herbeile besucht und eine längere Unterredung mit ihm gehabt hat. — Felix Faure, bisher Marineminister, ist ein in weiteren Kreisen kaum bekannter Republikaner, dem die Würde und die Bürde der Präsidentschaft in den Schooß fiel, weil er derjenige der ausgestellten Kandidaten war, der am wenigsten persönliche Feinde besaß, und dessen Kandidatur erst so kurze Zeit vor der Wahl ernstlich in Erwägung ge zogen worden war, daß die parlamentarischen und publi zistischen Freunde seiner Mitbewerber noch nicht Zeit gefunden hatten, um seinen Namen die sonst unvermeidliche verleum derische Legende zu weben. Allerdings ist zu erwarten, daß das bis jetzt Versäumte nur zu bald nachgeholt werden wird. — Für die auswärtige und große Politik ist Felix Faure bis zur Stunde ein unbeschriebenes weißes Blatt. ES ist nach dem „B. T." freilich wahr, daß er mehr zu freihändlerischcn Auffassungen der Handelsbeziehungen Frankreichs hinneigt, als dies bei den meisten seiner Kollegen in der Kammer der Fall ist, die unentwegt dem schutzzöllnerischen Banner folgen, das der bekannte Herr Meline entfaltet hat. Man darf in dessen annehmen, daß der neue Präsident, der unter seinem Vorgänger Perier im Ministerium Dupuy ein Portefeuille angenommen hatte, im Großen und Ganzen die friedlichen Anschauungen theilen dürfte, durch die das Vorhandensein Casimir-Periers am französischen Staatsruder zu einer im- merhin annehmbaren Friedensbürgschaft für Europa geworden ist. Als Vertreter einer Handelsstadt sind ihm besonders kriegerische Neigungen schwerlich unterzustellen. Deutsche- Reich. Zu den Erörterungen über die Frage, ob Fürst Bismarck noch Mitglied des Staatsrachs sei, erklärt die „Kreuzztg", daß sie in der Lage sei, mit Bestimmt heu versichern zu können, daß an maßgebender Stelle diese Zweifel nicht getheilt werden. Fürst Bismarcks Zugehörigkeit zum Staatsralh gilt vielmehr als durchaus unbestreitbar. Die erfolgte Berufung des Grafen Kanitz in den Staats rath erregt, wie zu erwarten war, nicht geringes Aufsehen. Die „Freis. Ztg." memt mißvergnügt: „Dor drei Monaten, im September, gehörte Graf Kanitz bekanntlich zu denjenigen Mitgliedern des ostpreußischen ProvinziallandkageS, welchen eine Einladung zur kaiserlichen Tafel in Königsberg nicht zu Theil wurde. Graf Kanitz ist aber heute derselbe wie tm September." UebrigenS mehren sich sichtlich die Stimmen, die in dem Antrag Kanitz das einzige und sehr wohl an wendbare Mittel erkennen, der Landwtrthschaft die bringend nothwendige Hilfe zu bringen. Neuerdings tritt auch der bekannte bayerische Tentrumsführer Graf Preysing im „Bayr. Kour." für den Antrag Kanitz ein. Zur Tabaksteuer schreibt die „Kreuz-Zeitung: „Dem Vernehmen nach steht die Form, in welcher die Tabaksteuer vorlage an den Reichstag gelangen wird, durchaus noch nicht fest. Insbesondere dürfte die von süddeutscher Seite gefor derte Erhöhung des Zolles aus ausländischen Tabak auf er hebliche Bedenken innerhalb des Bundesrathes stoßen, was sich leicht aus der Tatsache erklärt, daß eine solche einseitige Erhöhung des Zolle« für die Tabakindustrie Norddeutschlands, insbesondere Westfalens geradezu vernichtend wirken müßte. Weicker Ausweg gewählt werden wird, ist noch ungewiß; es scheint, daß eine gleichzeitige Herabsetzung des bisher in Aus sicht genommenen Steuersatzes zunächst in Frage kommt." Bom Reichstag. Im Reichstage wurde gestern zu nächst die zweite Berathung des Antrages auf Aufhebung des Jesuitengesetzes erledigt. Der Abg. Rickert (fr. Verein) hatte den Zusatzantrag gestellt, statt das ganze Je suitengesetz nur dessen 8 2 aufzuheben, nach welchem die aus ländischen Jesuiten aus dem Bundesgebiet ausgewiesen und den inländischen der Aufenthalt in bestimmten Bezirken ver sagt oder angewiesen werden kann. Die Abgg. Friedberg (natl.) und Freiherr v. Stumm (Reichsp.) erklärten sich- gegen den Antrag, weil keine Veranlassung vorläze, dem Centrum Zugeständnisse zu machen, die als solche von jener Partei nicht einmal anerkannt würden. Der Abg. Lieber (Centr.) bestand auf dem Antrag seiner Fraküon und wollte nur für den Fall, daß dieser abgelehnt werde, für den Vor schlag des Abg. Rickert stimmt». Darauf wurde der Antrag des Centrums auf Aushebung des Jesuitengesetzes angenom men, womit der Zusatzantrag erledigt war. Für den Cen trumsantrag stimmten die Ultramontanen, die Polen, die freisinnige Volksparrei und die Sozialdemokraten. — ES folgte die erste Lesung der Novelle zur Strafprozeß ordnung und zum Gerichtsverfassungsgesetz. Staatssekretär Nieberding führte aus, daß die sorge- schlagene Revision der Strafprozeßordnung und eines TheileS des Gerichtsverfassungsgesetzes ven Bedürfnissen des prakti schen Lebens entspreche. Theorie und Praxis, sowie die öf fentliche Meinung hätten die Licht- und Schattenseiten der Strafprozeßordnung gewürdigt, und unter dem Eindruck dieser Verhältnisse sei der neue Entwurf, der das Ergebniß der Verstänoigung der verbündeten Regierungen sei, ausgearbeitet worden. Die Bestimmungen über die Besetzung der Ge richte hätten nur einen geschäftlichen Charakter, und die Ent ziehung gewisser Slrafrhaten aus der Zuständigkeit der Schwurgerichte habe lediglich den Zweck, den Schwurgerichten jene Slrafsälle abzunehmen, die ihnen besondere Schwierig keiten machten und daher für sie nicht paßten. In der Kommission werde sich hoffentlich eine Verständigung über die Vorlage finden lassen. — Abg. Rintelen (Centrum) betonte, daß die Vorlage den großen Vorzug habe, kein Par teigesetz zu sein, um so sachgemäßer werde sie in der Kom mission, die er in einer Stärke von 28 Mitgliedern einzu setzen beantragte, geprüft werden können. — Abgeordneter Enneccerus (natl.) hob hervor, daß der Entwurf die ruhigste Würdigung erfordere. Sein Hauptlichtpunkt sei die Gewährung eines Rechtsanspruches zur Entschädigung für unschuldig Verurtheilte; es sei nur zu wünschen, daß auch die Entschädigung für eine unschuldig erlittene Untersuchungs haft eingeführt werde. Die Berufung gegen die Urtheile der Strafkammern sei in der Vorlage leider so erschwert, daß ihre Zweckmäßigkeit in dieser Form fraglich wäre. Auch die in dem Entwurf vorgesehene Vercheilung der sachlichen Zuständigkeit, insbesondere die Verweisung so zahlreicher Straffälle >on den Strafkammern an die Schöffengerichte, gebe zu Bedenken Anlaß. Staatssekretär Nieberding be merkte, daß die Entlastung der Strafkammern im Ganzen nur ungefähr 15 Prozent der ihnen bisher zugewiesenen Fälle betrüge. Fortsetzung der Berathung Freitag 1 Uhr. Oesterreich-Ungarn. Mit dem erhofften Frieden hat das ungarische Ministerium Banffy bereit» eine gründ- liche Enttäuschung erlebt. 'Nicht nur, daß sich die Opposition zu einem sehr heftigen und rücksichtslosen Kampfe rüstet, auch der Klerus und Episkopal will nicht müßig sein, wie die Antwort beweist, welche dem neuen Ministerpräsidenten ge legentlich eines Besuches beim Fürstprimas VaSzary zu Theil wurde. Letzterer erklärte nämlich aus eine »tlfrage, der Episkopat werde seine politische Haltung nicht ändern, denn er treibe keine persönliche Politik. Da Wlaffitsch ihm mit- gethrilt habe, da» neue Cabinet werde am Programm Wrkerles festhalten, so werde auch der Episkopat den Kampf gegen die unerledigten Vorlagen im Magnatenhause fortführen und die Agitation ausbreiten, um das Jnslebentreten der genehmigten Gesetze zu verhindern. Frankreich. Der „Gaulois" erzählt, Casimir-Perier sei jüngst in der Halle des Bahnhofes St. Lazare Zeuge einer Scene gewesen, die drasttsch seine Unpopularität bewies und auf ihn einen so deprimirenden Eindruck machte, daß der Vorfall wahrscheinlich mit zu seinem Entschlüsse beigetragen habe. Bei seiner Ankunft auf dem Bahnhofe hätten zwei im Publikum befindliche Aushilfspolizisten Hochrufe auf ihn ausgebracht, seien jedoch von allen Seiten niedergezischt worden und Casimir-Perier habe schmerzlich bewegt den Bahnhof ver lassen. Andererseits spricht der „Gaulois" von Einflüssen der Familie. Die Mutter erkannte die Schwierigkeiten der Lage und widersprach nicht mehr. Frau Casimir-Perier, beunruhigt durch die Drohungen gegen den Mann und die Kinder, hat häufig den Rücktritt befürwortet. Der Ton Burdeaus, die Angriffe gegen Raynal, die auf Perier selbst hinzjelten, befestigten den Rücktrittsplan. Montag Abend fand eine ergreifende Unterredung zwischen Perier und seiner Mutter statt, die für den Rücktritt entschied. Die Reihe der Staatsoberhäupter, welche die dritte französische Republik in den verflossenen 24 Jahren verbraucht hat, scheint sich schneller zu vergrößern, als man bei Be- gründung der Republik und später der siebenjährigen Amts dauer gemeint hat. Wir stellen in Folgendem die Staats oberhäupter zusammen: 1870: 4. September, General Trochu (geb. 1815), Vorsitzender der nationalen Verteidigung. 1870: October, Leon Gambetta (geb. 1838, gest. 1882), Diktator. 1871: 17. Februar, L. Adolphe Thiers (geb. 1797, gest. 1877), Chef der Exekutivgewalt; vom 31. August Präsident der Republik. 1873: 24. Mai, Marschall Mac Mahon (geb. 1808, gest. 1893), Präsident der Republik auf 7 Jahre. 1879: 30. August, Jules Grevy (geb. 1807, gest. 1891) auf 7 Jahre. 1885: 28. December, Jules Grevy zum zweiten Male. 1887: 3. September, Sadi Carnot (geb. 1837, gest. 24. Juni 1994), Präsident auf 7 Jahre. 1895: 15. Januar, Rücktritt Casimir-Periers. Noch im vorigen Sommer konnte man lagen, daß die durchschnittliche Dauer der sieben jährigen Präsidentschaft vier Jahre betrage. Jetzt wird man die Durchschnittszahl noch mehr herabsetzen oder schließlich das Septennat als gegenstandslos abschaffen müssen. Italien. Mailand, 17. Januar. Heute nach l»/z Uhr wurde der Generalstaatsanwalt des hiesigen Appellhofes Celli in seinem Cabinet durch ein Individuum ermordet, Vas ihn unter falschem 'Namen zu sprechen verlangte. Der Mörder faßte Celli an der Kehle und durchschnitt ihm die Schlagader. Celli starb nach einigen Augenblicken. Der Mörder wurde alsbald verhaftet. Er nennt sich Attilius Bellochio und stellt sich irrsinnig. Auf die an ihn gestellten Fragen antwortet er nicht. Man glaubt, es handelt sich um einen Anarchisten. Schweden. Der König eröffnete gestern den schwe dischen Reichstag mit einer Thronrede, die über die Frage der Union folgende Ausführungen enthält: „Den Staats verband, der vor achtzig Jahren zwischen den beiden Nationen der skandinavischen Halbinsel geknüpft wurde, hat nächst Gottes Gnade die lange Dauer eines glücklichen Zustandes derselben mächtig gesörderi. Jede Vereinigung von Reichen legt sicher- lich gegenseitig bindende Verpflichtungen auf. Diese schränken in gewisser Beziehung die Selbständigkeit der einzelnen Länder ein. Sie geben ihnen aber als Ersatz gegenseitige Stütze und vermehrte Stärke. Möchten meine beiden Völker immer das Glück und die Vortheile richtig schätzen, die sie durch die Union erworben; bann würden sie alle Kräfte aufbieten, um dieselben beizubehalten und zu stärken. Die Union von 1814 ist, wie alles Menschliche, der Verbesserungen bedürftig; ihr Grundgedanke aber ist ein großer." Die Thronrede kündigt schließlich Gesetzesvorlagen an, betreffend größere Forderung n für die Marine, ferner betreff- der Alters-, Jnvalidiräis- und Unfallversicherung der Arbeiter und der Erhöhung des GetreidezolleS, letztere in Uebereinstimmung mit der königlichen Resolution vom 5. Januar, die zur Verhütung der Spe- kulationseinfuhr erlassen wurde. Amerika. Amerika will von dem Samoa-Vertrage zurücklreten. Wie aus Washington gemeldet wird, hat tue Regierung diesmal keine Geldbewilligungen für die weitere Wahrnehmung der Union-Interessen auf Samoa beantragt. ' Die Beamten de» Staatsdepartements meinen, die Union sei
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