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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 15.02.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-02-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189702159
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18970215
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18970215
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-02
- Tag1897-02-15
- Monat1897-02
- Jahr1897
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 15.02.1897
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Riesaer ß Tageblatt und Anzeiger Wedlalt M Äiyeign). rüegnMMxAdrrff« ^Tageblatt", Ries«. Arntsötatt Kavjprechstelli Nr. 2V. der König!.' Amtshauptmannschaft Großenhain, des König!. Amtsgerichts und deS StadtrathS zu Riesa 37 Montag, IS. Februar 1897, Abend». S9. Jahr-. «thr. M m I ad ab 9» f»r da» ^«iefaar «bitten uns «I spätchen, «onmitbag« » Uhr de, jewellige» Ausgabetags. Die «eschästSsteüe. Da» Riesaer Tageblatt «scheint jede« Da« Abend» mit «»»nähme der Sonn, und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bei Abholung in den Expeditionen in Riesa und Strehla oder durch unpi^ < . Lrilger sni in« Hau» I Marl 50 Psg.« bei Abholung am Schalter der kaiserl. Postanstaltrn 1 Mark 28 Pfg., durch dm Briefträger frei d» Hau» 1 Marl 08 Psg. An^m-Annah», für die Rmnm« dr< AuSgabrtage» bi» Vormittag S Uhr oh« Gewähr. Druck und Verlag von Langer t Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle Kastanienstraß« SS. — Für di« Redaktion verantwortlich: Herman« Schmidt, Riesa. Bekanntmachung, vranerei - Verpachtung. Vie hiesige Gtalltkramerei (frühere Rittergutsbrauerei) soll do» 1. Oktober 18V7 ab anderweit Ae»P«chtet werden. Di« Pachtbedinguuge» kvunm bei« unterzeichneten Rathe eingrsehen oder ans Verlange» auch schriftlich mitgetheilt werden, auch sind wir zu mündlicher AnSknuftSertheilung an Ort xud Stelle gern bereit. Pachtangebote werden bis 1 März 18V7 erdeten. Riesa, de» 3V. Jannar 1897. Der Stach -er Stadt BaeterA, Bürgermeister. Donnerstag, den 18. Februar 1897, Borm. Iß Uhr, Men im Hotel zum „Kronprinz" hier V Fntz Oüochwei« (zusammen ca. »40 Liter enthaltend) gegen sofortige Bezahlung meistbietend versteigert werden. Ries«, 11. Februar 1»S7. * Der 8er.-Bsllz. keim K. Amtr>er. Sekr. Gidnn». Philipp Melanchthon. Ein Gedmkblatt zum 1». Februar. Unberechtigter Nachdruck verboten. LL. Zwei für die Geschicke Deutschlands wichtige Ge denktage zu begehen steht allen Stämmen deutscher Zunge bevor, i Nm heutigen 16. Februar kehrt der Tag zum vierhundertsten I Male wieder, an dem zu Bretten in der Unterpfalz der nach- 8 mals so wackere Gehilfe unseres -roßen Reformators Martin S Luther, der als kruevsxtor (lerwauisv unvergeßliche z Philipp Melanchthon das Licht der Welt erblickte. § Wie dieser 16. Februar von allen Protestanten mit in- H nerer Seelenfreudigkeit und gehobenen Herzen begangen wird, jo freut sich das deutsche Volk in gleicher Weise auf die binnen ? wenig über Monatsfrist bevorstehende Feier der hundertsten H Wiederkehr des Geburtstages unseres hochfeligen Heldenkaisers 2 Wilhelm deS Großen. Während aber die letztere Feier vor- z wiegend eine solche politisch-geschichtlichen Charakters ist, hat? die heutige „Melanchthon-Feier" ein rein religiös-kirchliches Gepräge. r Unser Sachsenland war ausersehen als die Wiege der L Reformation und aus diesem Grunde haben die Protestanten ; Sachsens besondere Ursache, den Melanchthon-Tag festlich zu s begehen und Erinnerungen an große Zeiten im Gedächtniß neu zu weckeu. Lenken wir darum heute unsere Blicke weit ) in die Vergangenheit zurück; lassen wir an unserem geistigen Auge erscheinen die kirchlichen Wirrnisse zu Anbeginn des 16. Jahrhunderts; blicken wir zurück auf die vor der Refor mation bestandene Glaubensfinsterniß, die erhellt wurde durch das Licht Martin Luther, das in Philipp Melanchthon eine s feste Stütze, einen sicheren Leuchter gefunden hatte. Es kann nicht die Aufgabe sei», an dieser Stelle de» ! Lebcnsgang des Lehrers Deutschlands in seinen einzelnen Daten ! wiederzugeben, doch aus demselben ragen Einzelheiten gleich « den Marksteinen am Wege jeden Erdenpilgers hervor und z diesen seien kurze Betrachtungen gewidmet. j Das bei Bruchsal in der Pfalz belegene Städtchen Bretten ) darf sich rühmen der Geburtsort Philipp MelanchthonS ge- wesen zu sein. Dort wurde Philipp geboren als der Sohn ) des ehrsamen und in seinem Handwerke geschickte», äußerst ' frommen Waffenschmiedes Georg Schwarzert. In Frömmig- Z leit und Gottesfurcht wurde das Söhnchen vom Elternpaare L erzogen, bis dann wegen der damals bestehenden mißliche» L Schulverhältnifse im Jahre 1504 ein Hauslehrer den weiteren r Unterricht des Knaben übernahm und bis zu Philipps zehntem t Lebensjahre beibehielt. Im October 1507 starb Later; Schwarzert, angeblich am Trünke aus einem vergifteten Brunnen. « Bald nach dem Tode des Baters siedelte Philipp mit seiner ? Großmutter nach Pforzheim über, um die dortige Lateinschule ? zu besuchen, während die Mutter in Bretten wohnen blieb, r Hatte sich Philipp schon beim Hauslehrer-U»terrichte namentlich z im Gesang und in den alten Sprachen durch seine Lernkrast f ausgezeichnet, so geschah dies nunmehr in noch weit erhöhterem ? Maße. Was man dem Knaben lehrte, da» prägte er als - unveräußerlich seinem Gedächtnisse mit Blitzgeschwindigkeit ein und schon damals verstand es der junge Schwarzert sich mit « Geläufigkeit in lateinischer und griechischer Sprache auszudrücke», H waS ihm bei seinen Mitschülern sehr bald den Ehrennamen z „Der Grieche" einbrachte. i! Wit dem größten Gelehrten jener Zeit, dem Boctor - Reuchlin, der öfter nach Pforzheim kam, war Philipp verwandt: t seine Großmutter war des Gelehrten Schwester. Reuchlin halte für den ganz außergewöhnlich befähigten Knaben, den man zur jetzigen Zeit vielleicht als Wunderkind bezeichnen § würde, ausgesprochenste Zuneigung gefunden. Als Philipp t einst mit mehreren Kameraden ein lateinisches Lustspiel Reuch- S lins dargestellt hatte, da ergriff der hocherfreute Reuchlin, der l mit thränenvollen Augen dem Spiele beigewohnt hatte, seinen H Doctorhut, stülpte ihn dem noch nicht einmal Zwölfjährigen auf den Kopf mit den Worten: „Du hast lange genug Deinen j deutschen Namen geführt, so thue es den Gelehrten nach und wirf ein griechisches Mäntelchen über: Sei gegrüßt Philippus r Melanchthon!" So war aus dem guten deutschen Philipp > Schwarzert der griechische Name PhilippuS Melanchthon ge- E worden! Als zwölfjähriger Student bezog Philippus die Universität z Heidelberg. Es ist hierbei zu berücksichtigen, daß das Univerfi- H tätsstudium damals tiefer ansing als jetzt, wo die Gymnasien - den Schülern allgemeine Bildung aneignen, so daß sie sich als dann sofort de» eigentlichen Fakultätsstudium zuwende» können. Im Jahre 1511, also nach kaum 2 Jahren, erwarb sich Phi lippus die Würde eines Baccalaureus und damit öffneten sich ihm die Pforten zu deu Fachwissenschaften. Mit einer Begierde, die keine Schonung seiner selbst kannte, nahm Melanchthon die wissenschaftlichen Studien aus; nach allen Wissenschaften streckte sich der unersättliche Geist, aber das Lieblingsstudium blieb doch das Griechische. Fleiß und Fortschritte gingen bet den Studien dermaßen Hand in Hand, daß sich Melanchthon um den Grad eines waMtei- iibsraljuiu uotiuvr — gleichbe deutend mit dem heutigen vr. Ml. — bewarb. Lin kaum vierzehnjähriger Magister? Nein, das konnte und durfte nicht sein, sagte» sich die gelehrten Herren der Universität, und deshalb wurde Melanchthons Gesuch abschlägig beschieden. Hätte man an seinem „Können", an seiner „geistigen Bildung" gezweifelt, so würde sich Melanchthon durch den ab schlägigen Bescheid nicht haben verdrießen lassen, doch diese Ablehnung aus rein äußerlichen, nichtigen Gründen traf ihn schwer, er betrachtete sie als Kränkung seiner Ehre, schüttelte bald darauf den Staub Heidelbergs von seinen Füßen und wand sich nach dem von einer frischeren Lust durchwehten Tübingen. Hier setzte Melanchthon mit neuem Fleiße seine Studien fort, erlernte die hebräische Sprache und vertiefte sich in das Studium der Rechtswissenschaft, der Medicin und der Mathematik. Kurz vor Vollendung des 17. Lebensjahres erwarb sich Melanchthon am 14. Januar 1514 die Magisterwürde. Nun durfte er selbstlehrend Andern die Schätze seines Wissens ent hüllen, :d die Vorlesungen deS jungen Docenten erfreuten sich deS wnmus stärksten Zuspruchs. Begeistert wurde von dem am Himmel der Wissenschaft aufgegangenen Sterne gesprochen, und zum«! als Melanchthon eine Grammatik der griechischen Sprache .-rschemeu ließ und und der junge Magister mit ein trat ir den. st'ampf mit den Kölner Dominikaner», war der Name Philip Melanchthon bald in aller Munde. Von Ingol stadt und Le'ozig an Melanchthon ergangene Berufungen lehnte Melanchtt, > uv, nahm jedoch eine ihm 1518 auf Empfehlung Reuchl i s ^ »mrdcue Berufung nach Wittenberg an, um daselbst al» Projcsf der griechischen Sprache zu dociren. Ebenso w o Melanchthons Name kam auch die Universität Wittenberz in t oben Rus und Melanchthon erhielt von Fürste» und Universitären glänzende Angebote gestellt, »m ihn au- feinem Wittenberg, das für ihn zur zweiten Heimath geworden war, hinweg zu lecken. Durch seine Berheirathung mit dem sittsamen Töchterlein Kathrin« der Wittenberger Bürgermeisters Klapp wuchs Memnchchons Anhänglichkeit an die Stadt noch mehr, eS wäre» nun Bande der Freundschaft und der Liebe, die ihn daselbst festhielteu. Auf der Höhe seiner reformatorischen Thätigkeit stand Melanchthon, als er im Jahre 1530 da» Bekenntniß abfaßte, welches die evangelischen Fürsten und Städte auf dem Reichs tage zu Augsburg vor Kaiser Karl V. ablegten. Es ist nicht angängig, «» dieser Stelle aus den für die evangelische Kirche überaus wichtigen Inhalt »äher einzugehen; nur so viel sei gesagt, daß die „Nugsburgische Confessio»" in zwei Haupt- theile zerfällt, deren erster 21 Artikel umfaßt, in denen auf Grund der heiligen Schrift die wichtigsten christlichen Lehren dargelegt werde», während der zweite 7 Artikel umfassende Theil diejenigen Punkte betrifft, in Bezug deren arge Miß bräuche in die Kirche eingedrungen waren. Die ersterwähnten 21 Artikel sind als Anhang unserem sächsischen Landesgesang buche beigegrben, in ihnen ist das lautere Gold des wieder ausgegrabenen Gotteswortes in gangbare Münze gewandelt, ; und zu echt evangelischen Glaubenssätzen geformt. Auf reformatorischem Gebiete hat Melanchthon stets mög lichst nur im Stillen arbeiten «ollen, er liebte zu sehr den Frieden und befürchtete sonst Wirrsale heraufzubeschwören. Von seinen Verdiensten dachte der Gottesgelehrte nur gering, indem er sagte: „Ich habe Einiges deutlicher gemacht!" und doch wäre das große Werk der Bibelübersetzung überhaupt nicht zu Stande gekommen, wenn nicht der Meister der lateinischen Sprache, Magister Melanchthon, mit daran ge holfen hätte. Melanchthon war ein Mann des Schaffens und f neben seinem ausgebreiteten, persönlichen Verkehr fand er doch noch Zeit zu ei»rr wahrhaft riesenmäßigen Schriftstellerei. Nur 5 Stunde» gönnte er sich Nachtruhe, dann begann er bereits wieder sei« geistiges Schaffen. Zu Melanchthons Füßen saßen Tausende von Zuhörern, die sich von ihm belehren lasse» wollten, und wenn er in seiner zaghaften Bescheidenheit auch > niemals die Kanzel bestieg, um von dort aus der Menge zu > predigen, so hat er doch durch seine lehrende Wirksamkeit mehr ( gepredigt, als hundert Andere. ) Trotzdem Melanchthon die Feder führte wie ein Held > das Schwert, war er doch mehr tolerant als Protestant; Ä Schwächen waren sein Glauben an Stern- und Traumdeuterei, ? sowie Handliniendeutung, ferner Aengstlichkeit und Nachgiebig- l keit und dadurch kam Melanchthon mit der Zeit zwischen Gegen- s sätze: er wollte wohl an der katholischen Kirche reformiren, t aber er scheute sich vor größeren Schritten, die er für gefähr- z lich hielt. Die Zaghastig- und Nachspieligkeit schaffte Me- Z lanchthon, besonders als Luther verschieden war, mancherlei An- z feindung und so läßt es sich wohl begreife«, daß Melanchthon, 8 der den Rest seines Lebens einsam und verlassen verbrachte, i da alle seiue Lieben und Freunde gestorben waren, Sehnsucht ? nach dem Tode im Herze« trug. v Unruhe und Streit war sei« Leben, aber friedvoll war I sein Ende. Auf die fleckenlose Reinheit seines Wandels wußten H auch seine erbittertsten Gegner keinen Stein zu werfen. Auf j der Rückreise von einer nach Leipzig unternommenen Berufs- H reise hatte er sich eine Erkältung zugezogen und als am 19. ) April 1560 die Osterglocken ihren Auferstehungsgruß in die f Welt entsandten, da erlosch sein Lebenslicht: Melanchthons ? Augen schlossen sich zum ewigen Schlummer. Melanchthons Wahlspruch: „Ist Gott für uns, wer mag wider unS sein?" hielt ihn aufrecht bis zum Tode. Möge ; dem ganzen evangelischen Volke die gleiche Glauben-treue zu ? eigen werde», denn sie wird nöthig sein in den kommenden ) Tagen. Geschehnisse der letzten Zeit sprechen dafür, daß auf kirchlichem Gebiete neue Kämpfe bevorstehen, denn Rom hat
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