Suche löschen...
Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 15.02.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-02-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189702159
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18970215
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18970215
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-02
- Tag1897-02-15
- Monat1897-02
- Jahr1897
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 15.02.1897
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Blick in die jüngste Vergangenheit wird unS auch hier von Nutzen sein. Nach 8 49 der Realschulordnung sind die Realschulen 2. Ordnung zwar Anstalten, welche betreffs der Mittel zu ihrer V gründung und Unterhaltung zunächst an die Einnahmen der Anstalt selbst und an die kommunalen Zuschüsse gewiesen sind. Staatsunterstützungen sind aber möglich, ja sogar üblich. Voraussetzung für die Unterstützung wie für die Errichtung der Anstalt ist der Nachweis, daß in der Gemeinde die nöthtgen Mittel und Unterrichtsräume vorhanden sind und daß für daS Vvlksfchulwesen am Orte hinreichend gesorgt ist. lieber den ersteren Punkt, namentlich auch über die UnterrichtSräume, habe ich mich bereits zum Theil geäußert, zum Theil werd» ich noch darauf zurückkommen, den letzteren dürste mir überhaupt Nie mand streitig machen »vollen. Werden Staatsunterstützungen gewährt, so kommt dem Staat, vorausgesetzt daß ihm nicht — wie z. B. in Reichenbach i. V., wo der Staat sämmtliche Lehrstelle», besetzt — weitergehende Befugnisse eingeräumt werden die Besetzung der Direktor«, sowie der ersten Ober- lehrerstelle zu. Nach dem Etat von 1896/97 gewährt der sächsische Staat gegenwärtig unter den bestehenden 24 öffent lichen Realschulen an 18 Staatsunterstützungen, also an gerade 75"/o dieser Anstalten. Er zahlt an die 18 Anstalten die staatliche Summe von 207 250 Mark, 16 von ihnen erhalten eine Unterstützung von je 12000 Mark, 2 zusammen eine solche in Höhe von 15250 Mark. Staat-unterstützungen erhalten gegenwärtig noch alle Anstalten in der Provinz, aus genommen sind nur die in Dresden, Leipzig und Chemnitz. Der Stadt Rochlitz wird zwar gegenwärtig die Unterstützung um jährlich 2000 Mark gekürzt, aber nur aus dem Grunde, weil sie neben der Realschule noch ein Seminar erhielt, und nur deshalb, weil der Staat Bedenken hatte, daß beide Anstalten dort lebensfähig seien. Der sächsische Staat hat also bis jetzt regelmäßig jeder Provinzialstadt, die eine lebensfähige Realschule in Aussicht stellen konnte, eine Beihülfe von 12000 Mark gewährt. Es ist nicht einzusehen, warum nicht auch oie Provinzialstadt Nicsa unter den gleichen Bedingungen auch eine solche erhalten sollte. Die Vergangenheit wenigstens hat unS zur Genüge gezeigt, daß wir damit solange rechnen können, als ein diesbezügliches Gesuch Vom Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts nicht abschlägig beschicken worden ist. Ich verweise in dieser Hin sicht auf Nr. 119 des „R. T." vom 1. August 1892. Dort heißt cs: „Auch Herr Bürgermeister Klötzer theilte vollständig die Mei nung seines Herrn Tollegen in Oschatz und führte weiter aus, d s; auch er im verflossenen Winter bei feiner Thätigkeit im Landtage wledeihett Sclrgenheit gehabt habe, zu bemerken, daß sowohl im Ministerium al« auch bei den Ständen die Ansicht vertreten sei, mau dürfe der Neuerrichtung von höheren Schulen z. Zt. überhaupt nicht, am wenigsten durch Staalsunpislützimg Vorschub leisten ja, es seien sogar Stimmen laut geworden, welche die bisher gewährten Unter stützungen eingeschränkt wissen wollten." Die Gewährung der staatlichen Beihülfe an die im ver gangenen Jahre ins Leben gerufene Anstalt zu Oschatz hat gezeigt, daß hier ein Jrrthum vorltegt. ES mag ja sein, daß wir uns gegenwärtig weniger Hoffnung darauf zu machen haben, als wie damals im Jahre 1892, aber die Möglichkeit, sie zu erhalten, ist doch immer noch nicht rundweg ausgeschlossen. Ich glaube das Gesammtresultat meiner Erwägungen in diesem Punkte am besten negativ wiedcrgeben zu können, wenn ich es dahin zusammcnfasse: Riesa wäre die erste der sächsischen Provinzialstädte, die zu einem solchen Unternehmen keine Staatsunterstützung erhielte. *) ') Es sei hier noch aus den Umstand aufmerksam gemacht, daß Aue und Auerbach 2 in der Entwickelung begriffene und staatlich anerkannte Realschulen besitzen, die, wenn wir unS nicht beeilen, die nächste Staatsuntcrslützung erhalten dürften und Riesa die Erlangung einer solchen allerdings immer schwerer machen werden, fall« sich unser Herr Vertreter im Finanzausschuß deS Landtags nicht ganz besonders warm der Interessen Riesa's annehmcn sollte. D. N. Damit wäre auch der dritte und letzte der von mir auf« gestellten Deckungsposten erwogen. Lddiren wir, so erhalten wir zur Bestreitung der durch die Gründuug einer Realschule unS erwachsenden Kosten die ansehnliche Gesammtsumme von jährlich 37345,84 Mark. ES fragt sich nun, um wie hoch die Kosten und Ausfälle, die durch eine solche Gründung erwachsen, diesen Gesammtbe- trag von 37 345,84 Mark übersteigen. Erst diese- PluS stellt sich ja als städtischer Zuschuß dar. Eine Einbuße erhält unsere Schulkasse zunächst durch den Wegfall derjenige» Schulgelder, die gegenwärtig von den Schü lern unserer höheren Knabenschule gezahlt werden. Bei dem gegenwärtigen Echulgeldsatze von 72 Mark pro Jahr und bei der bei Gelegenheit der vorjährigen Zählung scstgestrlllen Fre» quenz von 108 Schülern würde sich dieser Betrag auf 7776 Mark beziffern. Die Ausstattung der Anstalt mit Lehrmitteln und einer entsprechenden Bibliothek käme hier ebenfalls in Frage. Jndeß ich will ja nur d«S unvermeidliche Kostenmintmum feststellen. Hier kommt mir gelegen, daß unsere jetzige höhere Knaben schule bereits .nach Maßgabe der Lehrordnung für sächsische Realschulen" unterrichtet. Unterrichtet sie in dieser Weise, dann muß sie nothwenbig auch schon die für diesen Unterricht erforderlichen Lehrmittel anfzuweisen haben. Lr^o: Wir brauchten überhaupt -»nächst keine Lehrmittel, und diese Frage würde erst später mit der Errichtung eines Neubaues zu lösen sein, den ich ja zunächst nicht für absolut nothwendig halte. Und angenommen selbst, die Lehrmittel der jetzigen höheren Knabenschule bedürften für den Fall der Umwandlung zur Realschule der Ergänzung, so handelt es sich doch dann immer nur um verhältnißmäßig geringfügige Summen, die zweifellos in de» beiden städtischen Collegicn keine so entschei dende Nolle spielen werden, wie die Hase»» bei der Berathung des bürgerlichen Gesetzbuches im Reichstage. Den Hauptausmand bildet naturgemäß die Besoldung des neu zn begründenden Lehrkörpers. Am besten glaube ich hier verstanden zu werden, wenn ich mich an die jüngsten Ereig- K nisse in Oschatz halte. Nachdem mit kommende Ostern dort H auch die letzte Klasse errichtet ist, werden an der dann voll- 8 ständig auSgedauten Anstalt insgesammt 9 Kräfte thätig sein: 8 1 Direktor, 6 Oberlehrer, 1 wissenschaftlicher Hilfslehrer und z 1 Fachlehrer. Zweifellos würde die gleiche Anzahl von Lehr- ? krüften ün Anfänge auch für Riesa genügen. Welche Summe » Hütte nun die Stadt Riesr für deren Besoldung mindestens auf- S zuwenden? Zur Kontrollirung meiner Angaben sei die im s Jahre 1892 vom Landtage neu genehmigte hier cinschlagcnde h Gehaltsjkala, soweit sie wissenswerth erscheint, zuin Abdruck ls gebracht: Gehaltsstasfel für Realschulen. Direktor Grundgehalt 4800 i.ach 5 I S100 nach 10 I. 5400 rc. ). Oberlehrer - 3600 - IS - 3900 - 20 - 4200 - 2 Oberlehrer - 3300 - - - 3600 - - - 3900 - 8 Oberlehrer - 3000 - - - 330) - - - 3600 - 4. Oberlehrer - 2700 - 10 - 30 0 - 18 - 3300 - 8. Oberlehrer - 2400 - 6 - 2700 - 10 - 3000 - v. Oberlehrer - 2100 - 3 - 2400 - 6 - 2700 - !s Technische Lehrer erhalten mindestens »800 Mark. Das stän- ! dige Dienstaller im höheren Schulamte wird vom erreichten 2b. Lebens- s inhr an gerechnet. Dicnstalterzulagen treten ein mit dem 1. Juli !> deö Jahres, in weichem sie fällig werden. Setzen wir also den Fall, der Grundgehalt von 8 Lehr- 1 kräften: 1 Direktor, 6 ständige wissenschaftliche Lehrer und 1 Fachlehrer betrüge, um e.bzurunden 24000 Mark. Dazu käme etwa noch die Besoldung einer Hülsskrast. Kurz rechnen ' wir, um nicht zu niedrig zu greifen, die Besoldung des Lehrer- perjoiwls erfordere im Anfänge 27000 Mark. Davon kann aber bequem das Gehalt von einem Direktor und von noch z acht anderen Lehrkräften bestritten werden. Unerwähnt bleiben soll jedoch hierbei nicht, daß der Auf. wand an Besoldungen im Laufe der Zeit durch die Anstellung vo» weiteren Lehrkräften, die bei dem voraussichtlich schnellen Aufschwünge der Anstalt wohl bald nöthig wären, noch steigen würde, daß das durch das Anwachsen des Schülerbestandrs vereinnahnite Mehr an Schulgeld vielleicht dem durch die Vermehrung der Lehrkräfte verursachten Mehraufwand nicht vollständig die Waagschaale halten dürfte, daß endlich auch die im Laufe der Zeit dem Lehrkörper der Anstalt zu gewähren den Alterszulagen ein PluS üeS vesoldungsaufwandes be dingen würden. Jndeß auch vor diesem Plus braucht uns nicht allzu bange zu sein. Der sächsische Staat bietet allen oben er wähnten Realschulen, die er unterstützt, auch weiter noch zur Erleichterung der Aufbringung der seit "1892 erhöhten Alters zulagen seine helfende Hand. In dein Etat 1896/97 z. B. ist für diese Zwecke die Summe von 32 000 Mk. vorgesehen, die nach der Belastung der einzelnen Provinzialstädte auch ver schieden vertheilt werden. In der Regel »vird der sächsische t Staat künftig -/,—^ des den Provinzi«lstädten durch die er höhten Zulagen erwachsenden Mehraufwandes decken. Auch in diesem Punkte hat sich der Verfasser des von mir wiederholt citirten Berichtes geirrt. Ziehen wir zum Schluffe nun noch das Facit. Welches Geldopfer müßte die Stadt Riesa bei Umwandlung unserer höheren Knabenschule zur Realschule in den ersten Jahren noth wendig pro Jahr bringen? Ein Blick auf die nachstehende zusammengefaßte Berechnung bietet eine uns recht befriedigende , Lösung: j Ueberschlag. Voraussichtlicher Aufwand. Voraussichtliche Deckung. Besoldung, d Lehrkörpers Ausfall an Schulgeld 27 000 7776 Ersparnisse an Besaldg Schulgelder Staatsbeihilsc (?) 14425,84 10920,- 120)0,— 34 776 37 34S,84 Der Kostenpunkt wäre sonach im Rahmen der Riesaer Verhältnisse am Ende gar nicht so entsetzlich schrecklich. In Worte umgesetzt, lautet daS Resultat etwa: Ein Realschul unternehmen kostet unserer Stadt bei Gewährung der staatlichen Beihilfe für den Anfang nichts, im Falle der Nichtgewährui/g derselben nach Lage der Riesaer Verhältnisse nur rund 10 000 Mk. pro Jahr. Außer Acht zu lassen ist weiter auch nicht, was die Stadt durch ein solches Unternehmen noch indirekt für Nutzen zieht, was der Schuhmacher, Schneider, Mützenmacher, Buchhändler, Buchbinder, Bäcker, Fleischer re. rc. durch den Zuzug von aus wärts mehr verdient. Es läßt sich bestimmt erwarten, daß mit Errichtung einer Realschule im Laufe der Zeit wenigstens 30 Schüler mehr von auswärts nach Riesa kommen. Nimmt man z. B. an, daß Jeder derselben pro Jahr in Riesa nur 500 Mark verausgabt, so fließt damit der Stadt schon ein Mehr von jährlich 15000 Mark zu. Wozu also, frage ich am Schluffe nochmals, nur das Zögern? Und „klingt es", wiederhole ich, „nicht sonderbar, die Stadt Riesa ist die 22. größte Stadt Sachsens, sie hat Aus sicht, noch weitere Städte an Bevölkerungszahl zu überflügeln, sie ist ein wichtiges Handelsccntrum, und doch die einzige unter den 22 größten Städten, die noch keine höhere Lehranstalt hat; sie hat schon viele kostspielige Unternehmungen getroffen, hat unter Aufwendung bedeutender Kosten alles gethan, um dem leiblichen Wohle der Einwohnerschaft gerecht zu werden — und scheut zurück, wenn sie dem geistigen Wohle derselben auch nur ein geringes Opfer bringen soll!" führnng gelangen, gerade jetzt ist der Zeitpunkts <ßenUnter nehmungen günstig." 29 Kardorf erhob fein Glas und wiegte sinueitd das Haupt. „Ich fürchte, »vir verfügen über den Pelz, ehe wir den Fuchs haben." erwiderte er; „ich zweifle noch imnwr daran, daß ich die Hand der jungen Dame erhalten werde. Erst weil»» diese Angelegenheit geordnet ist, können »vir mit Erfolg über Ihr Project berathen." Der Bankier hatte die Brauen zusammengezogen, die ans- »veichende Antwort gefiel ihin nicht, er hatte di« sofortige An nahme seiner Bedingungen erwartet. „Wann werden Sie Herrn Hartmann wieder besuchen?" fragte er nach einer Pause. „Wenn ich weiß, daß ich willkommen bin —" „Sie sind eS!" „Dann werde ich heute noch mir die Ehre geben." „Verrathen Sie nicht, daß ich mit Ihnen über die Ange legenheit gesprochen habe, beschäftigen Sie sich vorzngsweise mit Walli und sprechen Sie mit meinen Schwiegereltern über Ihre Besitzungen. Inden nächsten Tagen »vird dann die Werb ung erfolgen können, ich werde in Ihrem Interesse vorher fondircn, damit Sie mit voller Sicherheit austreten können." Kordorf erhob sich; ein befriedigendes Lächeln umspielte seine Lippen. Er reichte Bollheim die Hand und nahm seinen Hut, daun ging er hinaus. „Mit diesem Manne mnß ich vorsichtig zu Werke gehen," brummte Bollheim ärgerlich; „er ist nicht so leichtgläubig, wie i ch dachte. Ich werde ilm prüfen, geht er nicht bedingungs los auf meine Joeeu ein, so hängen die Trauben allerdings zu buch, es liegt in meiner Hand, ob er das verlockende Ziel er reichen wird. — Was wollen Sie noch?" fragte er barsch, als sein Blick ans Hugo fiel, der in diesem Augenblick« eintrat. „Ich komm«, um Abschied von Ihnen zu nehmen," erwi derte der junge Mann ruhig; „ÄleS Nrbrige ist geordnet." , Nud was gedenke« Sie «mn zu beginnen?" spottete der Vai.kicr, der seinem Acrger nur mühsam gebieten konnte. „Sie find noch zu jung, um ein eigenes Geschäft zu gründen. ich würde Ihnen ratheu,sich draußen einmal uinznjchen. Gehen Sie «ach England, Sie können dort noch viel lernen, was Ihnen später von großem Nutzen sein dürfte. Wünschen Sie zu diesem Zwecke Empfehlungsbriefe, so will ich sie Ihnen gern geben." „Vorläufig muß ich dankend ablehnen," erwiderte Hugo »md in dem Tone, in dem er dies sagte, spiegelte sich eine leise Ironie. „Ich bin mit mir selbst noch nicht einig darüber, ob ich wieder eine Stelle annehmen oder ein eigeues Geschäft er öffnen soll." „Wie gesagt, wenn Sie Empfehlungsbriefe oder ein Zcug- niß wünschen, so wenden Sie sich nnr an mich, ich werde Ihren Wnnsch erfüllen; jetzt aber muß ich bitten, mich nicht länger aufzuhalten, ich habe vor Abgaug der Post noch sehr viel zu besorgen." Hugo verließ das Cabinet mit sehr trüben Empfindungen. Er glaubte, den wahren Grund des so plötzlich erfolgten Bru ches zu kennen und es mußte ihn, empören, daß der Mann, den er bisher geachtet und verehrt hatte, sich von solchen Gründen leiten ließ. Er war sich bewußt, stets seine Schuldigkeit gethan und volles Vertrauen verdient zu haben und nun entlie» man ihn unter Vorwände», die auf ihn selbst ein schlimmes Licht werfen mußten. Seine Liebe zu Walli war die einzige Ursache zu dieser Entlassung, das unterlag für ihn nicht dem geringsten Z»vei- fcl. Aber gemindert wurde diese Liebe dadurch nicht, sie wur zelte zu tief in seinem Herzen, als daß solche Machinationen auf ihr Wachsen und Gedeihen einen Einfluß üben konnten, fester denn je war er jetzt entschlossen, mit allen Mächten des Geschickes um den süßen Preis zu ringe». Und das Glück schien ihn in der Ausführung dieses Ent schlusses begünstigen zu wolle« Bor einer Buchhandlung, an der sein Weg ihn vorbciführte, stand eine Egnipage, er erkannte den Wagen Hartmaun'S, eine freudige Ahnung durchzuckte ihn mrd diese Ahnung hatte ihn nicht getäuscht. Walli trat allein aus der Buchhandlung, im ersten Augen blick schaute sie den jungen Herrn, der grüßend vor ihr stand, betroffen au. dann aber glitt eS »vie Sonnenschein über ihr hübsches Gesicht, und die Herzlichkeit, niit der sie den Gruß erwiderte, crmuthigte Hugo, sie um eine kurze Unterredung zu bitten. Sie nickte zustimmend und bezeichnete dem Kutscher ein Haus in einer anderen Straße, »vo er sic erwarten solle, dann legte sie ihre Hand leicht auf den Arm des erregten Jünglings. „Ich freue mich dieser Begegnung, »veil sie mir Gelegenheit giebt, Ihnen meinen Dank abzustatteu," sagte sie; „ich fürchte, daß dies von anderer Seite in einer Weise geschehen ist, die für Sie verletzend sein konnte. Bolle Gewißheit habe ich dar über nicht erhalten, ich kann es nur aus einigen Aeußerungen meines Vaters errathen und ich vermuthe, daß mein zukünfti ger Schwager sich als Werkzeug hergegcben hat." Sie schaute bei den letzten Worte» fragend zu ihm auf und ein unsagbar beseligendes Gefühl durchzuckte ihn, als er iu die schönen blauen Augen tief hincinblickte. „Es hätte wahrlich keines Dankes bedurft," erwiderte er mit zitternder Stimme; „aber Ihr Herr Vater glaubte, mir ihn beweisen zu müssen, und daö Anerbieten, das er mir machen ließ, war in der That beleidigend." „Wir dürfen ihm das so sehr übel nicht nehmen, er glaubt, jeden Dienst belohnen zu müssen." „Und wenn die Belohnung zurückgewiesen »vird, fv sucht man andere Wege, uin sich von lästige»» Verbindlichkeiten zu befreien." „Das verstehe ich nicht." „Nun den», Ihr zukünftiger Schwager hat unter nichti gen Vorwänden den Kontrakt mit mir gelöst, ich glaube den wahren Grund in anderen Ursachen suchen zu müsse»»." Walli koiuite ihre Bestürzung nicht verbergen. „Sie vcr- mutheu, daß men» Vater die Schuld daran trage?" fragte sie. „Ich muß es vcrmuihen; der Vorwand, den Herr Boll heim vom Zauue brach, war zu unrecht, als daß ich nicht die Absicht bemerkt haben müßte." Walli »viegte zweifelnd das Haupt, sie wollte das nicht zuaeben and dennoch theilte auch sie die Vermuthnng ihres Be- gläters. „Sie sind also entlasten ?" fragte sie nach einer Weile. „Ich selbst habe meine Entlaffnna gefordert und sind wir auch im Frieden von einander geschieden, so wissen »vir doch Beide, daß dieser Bruch —" (Fortsetzung folgt- AHLS
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Nächste Seite
10 Seiten weiter
Letzte Seite