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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 22.03.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-03-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189703227
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18970322
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18970322
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-03
- Tag1897-03-22
- Monat1897-03
- Jahr1897
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 22.03.1897
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V..' ' - — - - Marine-Angelegenheit klargelegt und betont hatte, daß er gegen beide Kreuzer stimmen werde, führte Staatssekretär Holl mann aus, zehn Prozent de- Werthrs der Flotte müßten mindestens alle Jahre an tzrsatz geschaffen werden Dazu komme aber noch die Ausrüstung. 1895/96 habe der Reichstag 8 bis 9 Millionen Mark al« Raten bewilligt und sich damit auf 33 Millionen verpflichtet. Ebenso 1896/97. Sei da die jetzige Forderung so hoch? Sie betrage nur 7 bi« 8 Millionen für erste Raten, durch die sich der Reichstag auf 31 Millionen verpflichten solle. Das Erstaunen des Abg. v. Vollmar, daß man sich auf das Programm von 1873 be rufe, während doch der GefechtSwerth der Schiffe das Zwei- und Dreifache sei, wäre berechtigt, wenn nicht auch se t 1873 die anderen Staaten ihren Schiffswerth erhöht hätten. Die Marineverwaltung schlage hier nichts vor, was über das hinauSginge, was sie vorschlagen müsse. Herr v. Vollmar habe auch vom Admtralstab gesprochen, aber es wäre coch Unrecht, wenn er, Redner, nicht auf die Ansichten des Admiral stabe« Werth lege« wollte, denn iur Ganzen und Großen sei doch seine, de« Redners, Arbeit an den grünen Tisch gefesselt. Der Abg. Richter wolle den Feind nicht reizen, der cs übel nehmen könnte, wenn wir irgendwo mit einem Kreuzer er schienen. Demgegenüber berufe er, Retner, sich aus tue Han delswelt, die bezeugen könne, daß schon sehr ost das Erscheinen auch nur eine« Kreuzers un« großen Nutzen gcbrachr habe. A"g. Frhr. v. Stumm (Reichsp.) erinnert an die Zeit, wo durch Hannibal Fischer die deutsche Flotte unter den Hammer gekommen sei. Heute wolle ein großer Theil des Hauses die Flotte verkümmern lassen. Mit der Denkschrift habe man hier seltsam herumgespielt. Gerade die Gegner ufer loser Pläne sollten ihrem Schöpfer danken, wenn die Re gierung heute auf da« Programm von 1873 zurückkomme. Bei einem eventuellen Kriege mit zwei Fronten würden wir kaum einen Mann des Landheere« zum Küstenschutz frei haben. Daher die Nothwcndigkeit einer stärkeren Marine. Ein un glücklicher Seekrieg müsse unseren Handel dauernd vernichten. Auch im Interesse unserer Versorgung mit Getreide im Kriegsfälle bedürften wir der Sicherung unserer Häfen gegen Blokade. Unsere Finanzlage gestatte sehr wohl diese Aus gabe. Abg. Bachem (Ctr.) betont, daß alle Diejenige«, welche die gegenwärtigen Etatsforderungen unverkürzt be willigen, damit den ersten Schritt auf dem Wege thun, der in der Denkschrift vorgezeichnet worden sei. Der Redner weist auf die Summen hin, die seit 1888 für die Marine bewilligt seien. Da sei e« Zeit, endlich den hochfliegenden Marineplänen Halt zu gebieten. Mit der Steigerung der indirekten Steuern seien wir am Ende, und wie klage nicht die Landwirthschast! Dann ziehe man doch davon die Kon- sequenz. Und wenn wir Alles auf Anleihen nähmen, sei denn das nicht ein Frevel an unseren Söhnen und Enkeln ? Immer, wenn es sich um neue Ausgaben handle, sei die Finanzlage glänzend, und hinterher kfimen neue Steuern. Nichts liege dem Centrum ferner, als Handelsgeschäfte zu machen, eine Politik zu treiben, die nicht in jeder Beziehung eiuwandsfrei sei. Seine Partei wolle eine ruhige, stetige Marinepolitik, aber auf eine abschüssige Bahn wolle sie sich nicht leiten lassen. Unser Antheil an der Aufrechterhaltung des Friedens müsse sich nach unseren Kräften richten. Unsere Kräfte gehörten zuerst dem Vaterlande, erst dann der Welt. Unsere erste Ausgabe sei der Friede unter den Ständen unseres Volkes, und weil seine Partei fürchte, daß wir zu weit gehen könnten in der Auslegung des Begriffs unserer Weltmisfion, gerade deshalb halte sie so fest an den Beschlüssen der Kommission. Sie sei hierzu fest entschlossen. Staats sekretär Graf Posadowsky gesteht dem Centrum zu, daß cs keine Politik der Handelsgeschäfte treibe, und bestreitet, daß er in seinen jetzigen und seinen früheren Darlegungen der Finanzlage inkonsequent gewesen sei. Darauf wird die Debatte geschlossen. Nach einem Schlußwort des Referenten Abg. Lieber (Ctr.) wird zunächst der Panzer Ersatz König Wilhelm mit 245 gegen 91 Stimmen bewilligt. Dagegen stimmten nur die Sozialdemokraten, die freisinnige uns die süddeutsche Volkspartei, die Polen, Elsässer unv einzelne andere Abgeordnete. — Es folgt der Tuet 15: Kreuzer 0. Staatssekretär Hollmann bittet nochmals um Bewilligung des Kreuzers und betont, daß am Schlüsse des laufenden EtatSjahreS von den bisher bewilligten Äausummcn auch nicht der geringste Rest übrig sei. Abg. Bachem (Ctr ) be merkt, man könne daraus nur schließen, daß die Verwaltung auch schon in den letzten Jahren außerordentlich raich gebau: habe. Nach einer Auseinandersetzung zwischen den Abgeord neten Friedberg (natlib.) und Bachem (Ctr.) wird der Kreuzer 0 Mil 204 gegen 143 Stimmen abgelchnr. Dafür stimmten die Konservativen, die Reich-Partei, die National liberalen, die Reformpartei mit wenigen Ausnahmen und ein Theil der freisinnigen Vereinigung. In einfacher Ab stimmung wird sodann auch der zweite Kreuzer? abgelehnt, ebenso der Aviso „Falke". Auch die anderen Beschlüsse der Kommission bezüglich des Exiraordiinriums werden aufrecht erhalten, so daß auch die ersten Raten für ein Tvrpedodivi- fiv: sboot und eine Torpedodirision, sowie bet den vier zweiten Schiffsbauraten je 1 Million gestrichen werden. Der Reichstag feierte gestern den 100. Geburtstag weiland Kaiser Wilhelm des Großen im reichgeschmückten Kuppelsaale in glänzender Versammlung. Präsident Frhr. v. Boul hielt folgende Ansprache: „Vor 100 Jahren wurde dem edlen Fürstenpaare in Berlin ein Prinz geboren, der schon als Knabe das deutsche Reich versinken sah, und dem noch Gottes Rathschlusse beschiedcn war, als greiser Held es wieder auszurichten. Es wäre vermessen, die Leistungen und Verdienste des Verewigten schildern zu wollen, Redner wolle sich darauf beschränken, den Gefühlen tiefster Verehrung und Dankbarkeit lautesten Ausdruck zu geben und demnächst den Entschluß kundzugeben, an der Lösung der Aufgaben, die Kaiser Wilhelm 1. al« Vermächtniß hinterlassen, nach Kräften, in nie wankender Treue gegen Kaiser und Reich, in uner schütterlicher Hingabe an dessen Nachfolger, unseren geliebten Kaiser, mitzuwirkcn. Das Vermächtniß erblicke er dann, 2 daß der Kaiser der Deputation des Reichstages im Jahre 1870 erklärte, er folge d.m Wunsche oer Natron, indem er dann einen Rus der Verehrung erkenne uns in der Kriegs proklamation von 1870/71, wobei er betonte: „Uns aber und Unseren Nachfolgern der Ka serlrone wolle Gott ver leihen, allezeit Mehrer des Deutschen Reiches zu sein, nicht in kriegerischen Eroberungen, sondern in Gütern und Gaben de« Deutschen Reiches, auf den Gebieten nationaler Wohl fahrt, Freiheit und Gesittung." In diesem Srune ruse er: „Das Deutsche Reich wachse, blühe unv gedeihe. Kaiser und Reich, sie leben hoch! hoch! hoch!" Schweiz. Der Stänoeraty hat am Freitag mit 24 gegen 12 Stemmen einen neuen Verfasfungsarnkel ange nommen, welcher dem Bunde das Recht der Gesetzgebung auf dem Gebiet des bürgerlichen Rechts und de» Strafrechts verleiht. Eine große Feuersbrunst zerstörte am Sonntag früh einen großen Theil des erst vor einigen Jahren erbauten Personenbahnhofs in Bern. Der Bahnverkehr ist nicht unterbrochen worden. Oesterreich Ungar«. Die Reichsrathswahleu in österreichtschen Ländern find noch nicht ganz beendet und nur den intimeren Kennern der Verhältnisse ist cs möglich, schon jetzt rin orientrrenves Bild von dem bisherige» Gcjammter- gevniß zu gewinnen. Soviel aber läßt sich jetzt schon mit Bestimmtheit behaupten, daß durch die Einschiebung der neuen fünften Wahlkurie das Parteibild Les Reichsraths sich nur noch buntscheckiger als bisher gestaltet und daß dle Verhand lungen zukünsttg durch die Anwesenheu von etwa einem Dutzend soztaldemokratischer Abgeordneten „belebt" werden. Türkei. Der Höchstkommandirende der Truppen an der griechischen Grenze, Edhem Pascha, har ferne Demission angeoolen. Die Ersetzung desselben durch euren anderen Offizier gilt als unmittelbar bevorstehend. Auch die De- Mission des armenischen Patriarchen wird erwartet; derselbe har, durch da« armenische Komitee eingeschüchtert, eine Denk schrift überreicht, in der die Nichterfüllung der türkischen Re- sormzusazen punktweise vorgeworfen wird. Kreta. Nach der „Köln. Zrg." macht die Frage be züglich der Besetzung Kreras fortdauernd Schwierigkeiten, da bisher keine der Mächte geneigt war, einen diesbezüglichen Auftrag anzunehmen. Italien und Frankreich weigern sich aus Rücksicht auf die Lolksstimmungen, desgleichen wollen Rußland und England nicht heran. Die Besetzung des Gouverneurpostens sei bisher nicht zu förmlichen Vorschlägen gediehen, doch stehe keineswegs ein griechischer Prinz in Frage. Der deutsche Vi.ekonsul in Kandia beschwerte sich über das Abreißen sämmtlicher Consulatsabzeichen. Die Plünderung aller dortiger Läden dauert fort. Die Aufständischen unter nahmen gestern gegen die Hochebene östlich Candia einen Vorstoß, wurden jedoch zurückgeworfen. Nach einer Meldung der „Köln." Ztg." aus Kanea wurde, obgleich bei der am Sonnabend aus dem italienischen Admiralschiff stattgehabten Berathung mit den Aufständischen Letztere die Autonomie ablchntcn, diese durch Maueranschlag in der Stadt bekannt gemacht. Wie der „Köln. Ztg." ferner aus Athen gemeldet wird, fordert die „Akropolis" energisch die Kriegserklärung. In der Stadt ist die Stimmung eine überaus kriegerische. lieber Sitia empfängt die „Köln. Ztg." ein Telegramm aus Hierapetra, welches die Lage der dortigen Muselmanen als eine überaus traurige bezeichnet, die Muselmanen sind auf die ummauerte Stadt beschränkt, die Lebensmi tel sind aufgezehrt und die Wasserzuleitung ist von den Griechen ab geschnitten. Drei in der Stadt befindliche schlechte Brunnen befördern den Typhus. Die Tobten können nicht beerdigt werden, da die Christen feuern. Die B rstadt ist durch eng lische und italienische Truppen besetzt. Dasselbe Blatt ver sichert, in den englischen diplomatischen wie politischen Kreisen greife neuerdings wieder eine sorgenvollere Stimmung wegen des Ausganges der ^rientereignifse Platz. Gestern machten wiederholt der deutsche, österreichische und russische Botschafter in London sich gegenseitig Besuche und jo che bei Lord Sali bmy. Die Centenarfeier in Berlin. z -s- Berlin, 21. März. Der Himmel ist bedeckt, nur z vereinzelte Sonnenblickr dringen durch die Wolken. Ars den 8 Straßen herrscht reges Treiben. Der Festschmuck ist voll- > erdet; die Straßenbahnwagen tragen Guirlanden. Ucberall s herrscht die Kornblume, die LteblingSblume des verewigten i Kaisers vor; Jedermann trägt sie im Knopfloch. — In den g Kirchen wurden FeogotteLLienstc veranstaltet. Ei» besonders « erhebendes Bild bot die Garnisonkirche, wo die Fahnen und ? Standarten der ganzen Garnison am Altar ausgestellt waren, j Garrisonpfarrer Göns hob hervor, daß der Kaiser nicht durch ; äußere Glücksumsiände, sondern durch seine edlen Charakter- H eigenschastcn der mächtigste Herrscher des Jahrhunderts ge worden ist. — In der Kaiser Wilhelm-Gedächtnißkirche ver sammelten sich: oas Kaiserpaar,'Kaiserin Friedrich, die Prin zen . und Prinzessinnen, die fürstlichen Gäste, die deutschen Bundes'ürsten und die Bürgermeister der drei Hansastädte. Orgelspiel und ergreifender Chorgesang erfüllte das herrliche Gotteshaus. Hosprediger Faber hielt eine weihevolle Gedenk rede über Wilhelm dem Großen, Lessen Sinn und Wesen wir t'äfen, wenn wir die Gnade Gottes über ihn preisen. Orgelklanz schloß die unvergeßliche Feier. Von dem Potsdamer Bahnhöfe aus fand die lieber- sührung der Fahnen und Stanoarten nach dem Palais Kaiser Wilhelms I. statt. Eine vieltausendköpfige Volksmenge war versammelt; Fahnen, Guirlanden und Dekorationen waren überall sichtbar. Um 11'/, Uhr rückte eine Kompagnie des Alexander-Regiments mit klingendem Spiele an und bald darauf die Leibgendarmerie. Um 12'/, Uhr traf der Kaiser in einer Galakutsche, von einer Eskadron des zweiten Garde- Ulanenregiments begleitet, auf dem Bahnhofe ein, begrüßt von dem Präsentirmarsche. Der Kaiser, der General-uniform angelegt hatte, stieg zu Pferde und befahl den Anmarsch der im Empfangssalon befindlichen mit Lorbeer gtschmückten Fah nen und Standarten der Lstbregimenter und derjenigen deut schen Regimenter, deren Chef ber alte Kaiser gewesen war. Der Kaffer setzte sich an die Spitze der Fahnenkompagnie und führte dieselbe unter dem nicht endenwollenden, die Musik übertönenden Jubel der Menge durch die Könizgrätzerstraße und das prachtvoll geschmückte Brandenburger Thor auf dem Mittelwege der Linden nach dem Palais Kaiser Wilhelms I., wo die Kaiserin und die Prinzen am Fenster sichtbar waren und wo eine Kompagnie des zweiten Garderegiment« zu Fuß und eine Eskadron des Garde-KürassterregimentS mit den Fahnen und Standarten des Gardekorps standen. Unter den «längen d.s PräsentirmarscheS wurden die Fahnen und Standarten in das Zimmer, wo sie zu Zeiten Kaiser Wil helms I. immer standen, gebracht. Der Kaiser verblieb etwa eine Viertelstunde im Palais und ritt dann an der Spitze einer Kompagnie des Alexander-Regiment« nach dem Schlöffe. Mittags fand eine Feier in der Universität statt, wel cher der Kultusminister unv sämmtliche Professoren beiwohnten. Nach Orgelspiel und Chorgesang hielt der Rektor Brunner eine Festrede, in der er auffvrderte, in der Treue festzu halten im felsenfesten Glauben an dir Zukunft des Vater- r lanves, das Vermächtniß des Verewigten zu erfüllen in sterer ernster Arbeit. Die Feier schloß mit der Kaiserhymne uns Orzelspiel. Ferner fand Mittags eine Feier im Festsaale des Rath hauses statt. Nach dem Vorträge von Webers Jubel Ouver türe und dem Gesänge d.s 100. Psalms hielt der Oberbür germeister eine Ansprache, in der er hervorhob, die Schlicht heit des alten Kaisers und dessen Bestreben, ein Vater Les Volkes zu sein. Die Fürsorge für die Unterthaneu lebe fort in seinem Enkel. Der Oberbürgermeister brachte hierauf ein begeistert aufgenommenes Kaiser-Hoch aus. Der Stadtver ordnete Gerstenberger hielt hierauf die Festrede. Er pries die Menjchlichkeit, die Gerechtigkeit und das Wohlwollen Les ersten Kaisers; was er erreicht habe, sei nicht durch Zufall, sondern durch ernste und mühevolle Arbeit erreicht worden. Der heutige Tag sei ein Auferstehungstag für die Deutschen. Die dem alten Kaiser entgegengebrachte Liebe werde auch auf seinen Enkel übergehen. Nach dem Vorträge eines Liedes und mit Wagners Kaisermarsch schloß die Feier. 1- Berlin, 22. März. Den heutigen Festtag leitete ein Besuch des Kaiserpaares,im Mausoleum ein. Tausende von Menschen erwarteten längs der Feststraße die Anfahrt und begrüßten mit brausendem Jubel das Kaiserpaar, welch.s um^8 Uhr 40 Min. eintraf, eine Viertelstunde an der Stätte im stillen Gebet verweilte und sodann nach Berlin zurück kehrte. Das Wetter ist bewölkt und regnerisch. Oertliches uns Sächsisches. Riesa, 22. März 1887. — „Das ganze Deutschland soll es sein!" hat einst Ernst Moritz Arndt gesungen, und nachdem im Jahre 1871 die Einheit errungen war, nach der die Besten des deutschen Volkes schon lange gestrebt hatten, fing dasselbe an, alljähr- lich den 22. März, der, Geburtstag seines ersten Helden kaisers, als einen nationalen Festtag zu feiern. Wer unter uns sollte sich nicht mir Freuoen daran erinnern, Laß im Jahre 1887 die Feier des 90. G burtstagcs des großen Kaisers allenthalben im deutschen Vaterlands und auch da, wo Deutsche im Auslande wohnen, die flammendste Begei sterung für die Großtyaten des siegreichen Führers der dem- scheu Heere, des Schöpfers der deutschen Einheit, hsrvorricf, und nachdem der so Gefeierte durch den höllstcn Herrn vom Schauplatze irdischen Wirkens abberufen worden rst, auch da noch ist die deutsche Dankbarkeit nicht erloschen; sondern jeder aufrichtige Deutsche erinnert sich auch j tzt noch gern und mit Stolz der großen Zeit, die Deutschland unter Wilhelm I. durchlebt hat, und diese Dankbarkeit ist es, die uns gsbor, den eben verflossenen 22. März, den Tag der hundertsten Wiederkehr des Zeitpunktes, an dem der nicht nur für Preu ßen, sondern für AUdeutschland so hoch bedeutend geworden- ° Hoyenzoller das Licht der Welt erblicke', als einen n itionalen I Gedenk- und Erimrerungstag festlich zu beg-hen. Man hat ! im ganzen Reiche dir umfassendsten Vi.b.-rc-runzrn zu einer r würdigen und erhebenden Feier dieses Tages g.troffen. L Dankerfüllt haben auch die Bewohner unserer Statt nicht 1 gesäumt, sich durch eine entsprechende Feier als rrcur und ! dankbare Söhne des deutschen Vaterlandes zu zeigen. Sach- z sens Söhne wollen in der deutschen Treue ebenso groß sein ; wie in ihrer «achsenrreue. — Wir hab-n bereits mngethcile, 2 Laß ber K. S. Miliiärverein „Jäger und Schützen" bereits I Freitag, den 19. März eine Ftter zum Andenken an den ) hochseligen Kaiser abgehalten har. Nunmehr 'Surren wir Se« ? richten, daß die in Nr. 6t unteres B alles au'ze.tählrsn, von maßgebender Seite angeordneten allgemeinen Fsttlichkeitcu programmgemäß verlaufen sind. Am 21. u-w 22. März hatten nicht nur Lio öffentlichen Gebäude, sondern auch viels Privathäuser unserer Stadt Flazgenschmuck angelegt. Sonn tag, den 21. März hatten sich früh '/,9 Uhr ;owokl die hie sigen Behörden als sowie je (in Kommando der vier Ab.m- i langen unserer Garnison, die vier Königlich Sächsischen Mü- tär- und Kriegcrvereine, die in unserer Sladtbestehen, di? Freie, Vereinigung von Kampfgenossen aus den Jahren 1870/71 und einige andere Vereine und Korporationen mit mehreren Fahnen auf dem Albertplatze zu gemeinsamem Kirchgänge cinzcfunden. 'Nachdem um 9 Uhr die Erschtenenen im Gott. s- Hause Platz gefunden hatten, wies das Eingangslieb: „Dcr z Herr ist Gott und keiner mehr rc." auf den König aller Könige L hm, und auch Las vom Kirchenchore vor dem Gesänge d.s k HauptliedeS, das auf Len LebenSganz Wilhelm I. hinLcuttte, I unter Orchester- und Orgelbeglmung in der Bearbeitung I von E. Kremser vorgetragene altnicdcrländische Volkslied aus i der Sammlung des Adrianus Valerius vom Jahre 162« I war als „Danklred" besonders geeignet, die versammelte Fest- - gemeinde in die rechte Lob- und Dankstimmung dem gerechten
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