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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 12.07.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-07-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189707129
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18970712
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18970712
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-07
- Tag1897-07-12
- Monat1897-07
- Jahr1897
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 12.07.1897
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Uiesaer H Tagedlall der KSnigl. Amtshauptmannschaft Großenhain, des Königl. Amtsgerichts und des StadtrathS zu Riesa und Anzeiger (Elbeblatt mb Aiyeigerf. rrltg«unm.«Lr«fi« NT ckL K ckU Fkruspnchft.ll. „Tn,,blatt", AH, NTH. NADH, nH. H Rr. 20. 1L8 Montag, 12. Juli 18S7, AveudS. S«. Aahrg Da» Riesa« Tageblatt »rschetat sede» Lag Abend» mtt Ausnahme d« Soun- und Festtag«. Birrtrljilhrlich« BqaBpret» bei Abholung in dm Expedition«, in «Irsa und Strehla ob« durch ms«» Trüg« frei lu» Hau» 1 «art KV Pfg., »ei Abholung am Schalt« der laisul. Postaustalt« 1 Mart 2ö Pfg., durch den Briefträger srch tu» Hau» 1 «art 65 Psg. »qeigruMmuchm PK dl, Rum»« ba» Ausgabetage» bi» vormittag V Uhr oh« Gewähr. Druck uud Verlag do» Sauger L Winterlich l» Riesa. — Geschäftsstelle Kastauleustraß« VS. — Für di« Redaetlou »wrmtworülch: Hermann Schmidt in Riesa. Bekanntmachung. Die diesjährigen Obstuutzuugeu und zwar: in den Bärten an der Jahnabach mündung, auf der früh« Moritz Hennz'schen wiese an der Elbe, an der Poppitzerstraße, am Wege nach Weida und nach Pausitz, an der Straße nach Leutewitz von der Brückenmühle bis zur Leutewitzer Grenze, an der Jahna von der Wasserkunst bis zu Bergers Hause, auf dem so genannten Anger und auf dem Fahrdamme in Söhlis und an der Straße von Göhlis nach Poppitz, sollen Donnerstag, den 15. Juli 1897, Nachmittags V-8 Uhr in der Rathskanzlei Hierselbst versteigert werden. Auswahl unter den Bietern bleibt Vorbehalten. Die Pachtbedingungen können an Rathsstelle — Zimmer Nr. 2 — eingesehen werden. Riesa, am 12. Juli 1897. Der Rath der Stadt Boeters. Wlthr. Bekanntmachung. Eingezangen sind folgende Gesetze, die in der Rathsexpedition eingesehen werden können: Verordnung, betreffend die Ausdehnung der 88 135 bis 139 und deS 8 139 d der Ge werbeordnung auf die Werkstätten der Kleid«- und Wäschekonfektion. Bom 31. Mai 1897. Bekanntmachung, betreffend die dem internationalen Uebereinkommen über den Eisenbahnfracht verkehr beizefügte Liste. Bom 29. Mai 1897. Gesetz über das Auswanderungswesen. Vom 9. Juni 1897. Verordnung zur Ausführung des Patentgesetzes vom 7. April 1891. Bom 5. Juni 1897. Gesetz, betreffend den Verkehr mit Butt«, Käse, Schmalz und deren Ersatz mitteln. Vom 15. Juni 1897. Gesetz, betreffend die Feststellung eines Nachtrags zum Reichs- hauLhalts-Etat für das Etatsjahr 1897/98. Vom SO. Juni 1897. Gesetz, betreffend die Aufnahme ein« Anleihe für Zwecke d« Verwaltung des Reichsheeres. Vom 30. Juni 1897. Bekanntmachung, betr. die dem internationalen Uebneiukommen üb« den Eisenbahnfrachtverkehr beigefügte Liste. Bom 24. Juni 1897. Bekanntmachung, betreffend die Aufhebung deS 8 80« ' der Instruktion zur Ausführung des Reichsviehseuchengesetzes vom 27. Juni 1895. Vom 1. Juli 1897. Verordnung, eine Abänderung d« Verordnung üb« die Beförderung von feuergefährlichen, nicht zu den Sprengstoffen gehörenden Gegenständen, sowie von ätzende» Stoffen aus der Elbe vom 28. November 1895 betreffend; vom 11. Mai 1897. Bekanntmachung, daS Berzeichniß der den Militäranwärtern im Königlich Sächsischen Staatsdienste vorbehaltenen Stellen betr.; vom 14. Mai 1897. Bekanntmachung, den zwischen dem Königreich Sachsen und dem Herzogthum Sachsen-Altenburg wegen anderweit« Regelung dec die Meuselwitz-Ronneburg« Eisenbahn be treffenden staatsrechtlichen Verhältnisse unt« dem 24. Oktober 1896 abgeschlossenen Staatsver trag betr.; vom 23. Mai 1897. Verordnung, die Abtretung von Grundeigenthum zu Er bauung ein« schmalspurigen Eisenbahn von Klingenberg »ach Frauenstei» betr.; vom 5. Juni 1897. Urkunde üb« Bestätigung der Genoffenschaftsordnung der Genossenschaft für Berichtigung des ZschampertbacheS in den Fluren Rückmarsdorf, Lindennaundors und Frankenhain; vom 5. Juni 1897. Bekanntmachung, die Umbezirkuug der Parochie Pieschen betr.; vom 8. Jun 1897. Verordnung, einige Abänderungen m der Begrenzung d« Landtagswahlkreise betr. vom 15. Ju»i 1897. Riesa, de« 12. Juli 1897. Der Rath der Stadt BoeterS. S. Pflaumen-Verpachtimg. Die der hiesigen Gemeinde gehörige Pflaruaeuuutzmrg soll nächsten Sonnabend, als den 17. d. M., AbendS S Uhr im hiesigen Gasthause an den Meistbietenden »«pachtet werden. Bedingungen werden vor d« Auktion bekannt gegeben. Mergendorf, den 12. Juli 1897. BüHrr, G -V Beigeschmackes war es, al» sich ein während der Ansprachen mehrfach Notizen machender Jude al» — Polizeibeamter au» Wien entpuppte. Demselben wurde sein Rock tüchtig au»- geklopft. Gegen 8 Uhr erfolgte die Rückfahrt der Festtheilnehmer nach Eger. Wie während der Fahrt, so wurde auch bei der Ankunft auf dem Bahnhof in Eger von aberhundert kräftigen Kehlen die Wacht am Rhein angestimmt. Die Menschen waffen bewegten sich durch die Bahnhofstraße nach dem Markte zu, an dessen Eingänge ihrem Vorwärtsdringen durch Gen- darmerie und Finanzer mtt aufgepflanztem Bajonett Einhalt geboten wurde. Es kam zwischen den rapid vordringendea Mannschaften und den Menschenmaffen zu wiederholte« Zu sammenstößen, Stöcke und Schirme wurden drohend erhoben, wörtliche Drohungen durchhallten die Luft. Plötzlich — «S war kurz ror 9 Uhr — ertönte Trommelschlaz und bald i darauf sah man die drei Kompagnien Infanterie auf den Marktplatz anrücken. Die Menschenmassen wurden nunm.hr in beängstigender Weise mit gefällten Bajonetten vorwärts und auseinander getrieben, so daß d:r Markt und die Haupt straßen sehr bald menschenleer wurden. Um aber das Säu- berungSwerk noch gründlicher zu betreiben, kam auch die be rittene Gendarmerie angesprengt und betheiligte sich an der j Räumungsarbeit; sie galoppirte an den Häusern entlang auf g den Straßen und forderte auf, alle HauSthüren geschlossen zu halten. Sowohl das Eingreifen des Militärs, als auch ganz besonders das Erscheinen der berittenen Gendarmerie, die fast durchweg aus Tschechen besteht, hatte viel Erbitterung heroorgerufen, die bis zu thätlichen Angriffen und Wider stand Einzelner stieg. Bei dieser Revolte wurden verschiedene Personen, u. A. Landgerichtsdirektor Lrman, durch Stiche ver wundet. Mehrfach konnte man beobachten, wie Arrestanten von 3 oder 4 gewehrbewaffneten Beamten nach der Bezirks- hauptmannschaft gebracht wurden. Nach den Geschehnissen diese» Sonntags dürfte über die Stadt Eger der Ausnahmezustand verhängt werde«. Ob diese Folgeerscheinung der Politik de» Polen Badent allerding» eine für ganz Oesterreich vortheilhafte genannt werden könnte, bleibe an dieser Stelle unerörtert; zu einer Bejahung dieser Frage würde man wohl ohnedie» nicht kommen. Wenn Badeni die Sprachenverordnungen aufrecht erhält, dann werden sich die Verhältnisse noch immer mehr zuspttzen, und w-r da weiß, wie leicht BolkeSleidenschaft de« ihr gesetz en Damm durchbricht, der blickt nicht sorgenfreien Auge» in die Zukunft. Wir Reich-deutsche aber verfolge« die Kämpfe unserer deutschen Brüder in Böhmen mit wohl wollendem Interesse und wünschen ihnen zum Siege ei« kräftiglich r Hell! Bei de« deutschen Brüdern in Böhmen. (Eigenbericht des Riesaer Tageblattes.) trd. Zu immer neuen Mitteln greift das Ministerium Badem, um den eigenen Willen, der aber gleichbedeutend ist mit der Schädigung des Deutschthums in Oesterreich, durch zusetzen. Am schlagendsten wurde die» wiederum bewiesen bei dem für den gestrigen Sonntag nach Eger einberufenen „Deutschen Bolkstag". Was die Einberufer vorher geahnt hatten, trat ein: der deutsche Volkstag wurde verboten. Trotz de» Verbote» trafen aber bereit» am Sonnabend viele Hunderte Deutsch böhmen in Eger ein, wobei natürlich die Behörde nicht er mangelte, durch zahlreiche Wachtposten für Aufrechterhaltung der Ordnung besorgt zu sein, was aber schon um deswillen überflüssig war, weil e» keinem der Theilnehmer danach ge lüstete, die Ordnung überhaupt zu stören. Ein geradezu „großartiger" Empfang wurde seitens der Behörden dem ?bg. Schönerer geboten, als dieser ankam und von der tausendköpfigen Menschenmenge mit stürmischen Heilrusen be grüßt wurde, da blinkten und blitzten auch die Knöpfe vieler Gendarmerieposten in der Nähe. Für den gestrigen Bolkstag hatte die Regierung die erdenklichsten Sicherheitsmaßnahmen gtroffen, doch gerade dieser - Umstand wirkte in erregender Weise auf die Egerer Stadt- j bevölkerung ein. Die in Eger garnisonirenden 3 Compag nien Infanterie waren in der Kaserne konfignirt; ferner waren etwa 100 Gendarmen aus der Umgegend nach Eger beordert, die Finanzwache stand in Bereitschaft und außerdem 60 Mann beÄttene Gendarmerie. Wahrlich, man muß die Deutschböhmen für ein böse» Völkchen halten und doch wollen und fordern sie weiter nicht» als ihr gute» Recht. Am Sonnabend Abend traten noch sämmtliche 58 Reichs- raths- und Landtagsabgeordnete zu einer Sitzung zusammen, in der einmüthig eine Kundgebung gefaßt wurde, welche da« Verbot des Volk-tage» al» eine Verletzung de» Gesetzes bezeichnet. Die Abgeordneten de» deutschen Volke» in Böhmen werden alle Mittel mit der durch solche» Vorgehen der Re gierung zur Pflicht gemachten Rücksichtslosigkeit anwenden, um de« in seinen Rechten geschädigten deutschen Volke Ge- nugthulMg zu verschaffen. „Wir harren au» und werden, so lange die Sprachenverordnungen in Geltung bleiben, den bis herigen entschiedenen Widerstand gegen jede Regierung fort setzen. Mag der Kampf auch große und schwere Opfer ver langen, endlich muß er zum Sie.e führen, denn Regierungen vergehen, da» deutsche Volk und sein Recht aber werden tm- «erdar bestehen." Die Hotel» und Gasthäuser waren total überfüllt, wa» sich wohl erklären läßt, wenn man erwägt, daß außer den obenerwähnten 58Abgeordneten noch über eintausend sechshundert Bürgermeister eingetroffen waren. Mit größter Spannung wurde jedoch dem Verlaufe de» Sonntag entgegengesehen und e» läßt sich nicht leugnen, daß da Mancher nicht frei von ernsten Befürchtungen war, denn die Herbei- citirung der berittenen Gendarmerie hatte viel böses Blut gemacht, wurde doch weder den Mannschaften noch den Pferden Unterkunft gegeben, so daß sie in Eisenbahnwagen bez. in einem Schuppen »«quartiert werden mußten. Der Sonntagmorgen brach in schönster Sonnenpracht an, doch schon in den frühesten Morgenstunden zeigte da rege Hin und Her auf den Straßen, daß etwas „Besonderes" bevorftehen müsse. Kleinere Trupps der Finanzer, sowie der Gendarmerie marschirten über den Markt; au» dem Gewoge und Diskur der Bevölkerung ließ sich sehr wohl erkennen, daß die Stimmung aufs Höchste erregt und daß nur noch S das Fünkchen fehle, um die Explosion herbeizuführen. Kurz S nach 10 Uhr bildete ein Kommando Gendarmerie, meist H Finanzwachmannschaftcn, quer über den Markt Chainr und drang mit gefälltem Bajonett schrittweise gegen die Menschenmaffen vor. Selbstredend gelangte auch hier die Waffenmacht zum Siege und der weitaus größte Thcil der Menschenmenge zerstreute sich in die Seitenstraßen. Noch mehrmals erfolgten erneut Attacken zum Zwecke der Zurück- drängung de» Publikums; daß dies auf den Beschauer einen „schönen" Eindruck gemacht habe, darf wahrhaftig nicht be hauptet werden. Was blieb nun unter dielen Umständen den Deutschen E übrig, als abermals über die Grenze zu flüchten, um dort ß über die Nöthen, welche sie bedrücken, sich auszusprechen? s Nachdem jedwede Abhaltung von Versammlungen in Eger verboten worden war, wurde als Parole ausgegeben: „Wald sassen" und der kleine unweit der Grenze gelegene bayrische Ort (bekannt nur durcv sein wirklich prächtiges Cisterzienser- kloster) wurde am Sonntag Nachmittag da» Ziel aller Theil nehmer de» in Eger verbotenen deutschen VolkStage». Ueber dreitausend Personen dürften cS gewesen sein, welche per Bahn, Wagen und zu Fuß dem «bayerischen Orte zusteuerten und wohl noch niemals dürfte dieser eine so starke Frequenz gehair haben. Während längerer Rast im Garten de» Gast hofes zum Lamm traf da« verbot zur Abhaltung einer Versammlung unter freiem Himmel ein, aber gleichzeitig wurde genehmigt, daß bei dem geselligen Zusammensein Reden gehalten werden dursten, wa» mit allseitigen stürmischen Heil- Rufen begrüßt wurde. Im Laufe des Nachmittag» sprachen einige de, Abge- ordneten und deren Ausführungen wurden mtt lebhaften ' Heilrufen begleitet. Sine Episode nicht ohne humoristischen
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