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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 20.07.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-07-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189707203
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18970720
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18970720
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-07
- Tag1897-07-20
- Monat1897-07
- Jahr1897
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 20.07.1897
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Riesaer K Tageblatt KV. Ja-rg Dienstag, SV. IM 18S7, «VE Wlthr. Bekanntmachung. Der Großenhainer Bezirks-Ausschuß hat in der- Erwägung, daß das Ansprechen armer Reisender um Verabreichung von Gaben durch die Einrichtung der Naturalverpflegstationen in seinem Bezirk« noch keineswegs ganz beseitigt wurde und daß vielfach von den verabreichten Gaben durch Ankauf von Spirituosen und dergleichen ein unerwünschter Gebrauch gemacht wird, Blechmarken im Werthe von 1 Pf. anfertigen lassen, die von den Einwohnern des Bezirks an Bettler an Stelle baarer Seldunterstützungen gegeben werden können. Diese Marken werden von den Berpflegstationen (Herbergen) deS Großenhainer Bezirks bei Gewährung von Unterkunft und Verpflegung au Zahlungsstatt angenommen. Die hiesige Einwohnerschaft wird auf diese gemeinnützige Einrichtung mit dem Bemerken aufmerksam gemacht, daß Einwohner, die Almosen verabreichen wollen, dergleichen Verpflegungs marken bei dem unterzeichneten Rathe — Zimmer No. 2 — gegen Zahlung von 1 Pfennige für das Stück jederzeit in Empfang nehmen können. Riesa, am 19. Juli 1897. Der Rath der Stadt BoeterS. und Anzeiger We-lalt md Anzeiger). Laegnu»»«d«ss ü m 6 »«ufp chM „r,'g',bl.°t.t", Riesa. AH ßchG 4 N KI 4 H Ar. W. der König!. Amtshauptmannschaft Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des StadtrathS zu Riesa ISS D«> Riesa« Tageblatt «schrieet frd« Da, Abend« mit «»»nahm, d« Gönn, und Festtag». Vierteljährlicher »qu^prü» bei Abholung tu den Expebtttom» tu Riesa und Strehla od« durch' Leäg« sreil lng Han» 1 Mark 50 Pfg, bei Abholung am Schalt« d« kaisrrl. Postaustalten 1 Mark 2V Psg., durch dm Briefträger ft« w» Hau« 1 «ar» VS Psg. Anzrigm-Amahm« stk di, Ra«»« An«gabrtage« bi« vormittag S Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle Kastanteustrast» SS. — Für di, Redaktion verantvortlichr Herman» Schmidt in Riesa. TageSgeschtchte. Deutsches Reich. Zwei Fregatten werden vom Oktober ab endlich wieder nach mehreren Jahren die deutsche Flagge in den südostamerikanischen Häfen vorüyergehend zeigen. Das Telegramm des Kaisers an seinen Schwager, den früheren Regenten von Lippe, hat namentlich in Süddeutsch land viel böses Blut gemacht. In manchen Blättern wurde in ihr ein Angriff gegen den Schiedsrichter, den König von Sachsen, gesehen, während anderseits mit Recht betont wurde, in welche schwierige Lage durch diese Drahtung („einen besseren und würdigeren Herrn und Herrin wird Detmold nie wie wieder erhalten") der neue Regent von Lippe ge kommen sei. Zweifellos hat sich der Minister von Oertzen mit der Veröffentlichung dieses offenbar familiär gedachten Telegrammes einer groben Taktlosigkeit und eines schweren politischen Fehlers schuldig gemacht. Diese Meinung spricht nun auch das sächsische Regierungsorgan, die „Leipz. Ztg." aus, die ausführt: In dem Telegramme des Kaisers an den bisherigen Regenten von Lippe war gesagt worden, daß das Land nie wieder einen besseren und würdigeren Herrn erhalten werde. Wie allgemein angenommen wird, war diese Mittheilung eine private, in der die Worte nicht auf die Waagschale gelegt werden, und nicht entfernt von der Absicht eingegeben, persönliche Einflüsse zu Gunsten des Kaiserlichen Schwagers geltend zu machen. Nur der übel angebrachten Veröffentlichung de- Telegramms ist es zuzu schreiben, daß es in Süddeutschland mehrfach so verstanden und mit Verwunderung ausgenommen worden ist. Die» hätte Herr v. Oertzen dem Prinzen Adolf vorstellen müssen. Gerade jetzt scheint es besonders nöchig, derartigen Mißver ständnissen, namentlich in Süddeutsäfland, vorzubeugen. Wie die „Hann. Tagesnachr." „auf Grund zuverlässiger Informationen" erfahren, hat der Oderpräsidcnt von Hannover, Herr von Bennigsen, seinen Abschied zum 1. Januar nächst« Jahres bereits formell eingereicht. In militärischen Kreisen spricht man von besonders zahlrerchen Verabschiedungen von Stabsosfizieren, die in aller nächster Zeit eintrcten und ein größeres Avancement der unteren Chargen zur Folge haben werden. Namentlich haben viele ältere Regiment» commandeure, darunter auch solche, welche anscheinend noch eine große Zukuntt hatten und dicht vor der Brigade standen, den blauen Brief erhal ten und tnsolge dessen nach Einreichung ihres Abschiedsge such s einen Urlaub angetreten. Freiherr von Marschall hat sich in- Berner Oberland begeben. Von dem stärkenden Aufenthalt im Hochgebirge verspricht er sich die vollständige Beseitigung des nervösen Leidens, da- thn im Frühjahr veranlaß: hatte, um einen längeren Urlaub einzukommen. Im Gegensatz zu der vor einigen Tagen erwähnten Meldung eines Berliner Blatte- verlautet jetzt von gut unterrichteter Seite, daß in der Thar Freiherr v. Marschall in der Abschiedsaudienz, die er beim Kaiser hatte, den Wunsch ausgesprochen hat, tm Herbst von seinem bisherigen Amte entbunden zu werden und daß mit Rücksicht auf die Begründung dieses Wunsches die nölhigen Schritte gethan werden mußten, um in dem einstweiligen Vertreter zugleich einen geeigneten Ersatzmann zu finden, wenn das formelle Entlassungsgesuch nach Ablauf de« Ur laubes, wie zu erwarten ist, nachfolgt. Unrichtig ist e-, daß in der Audienz auch der Tausch-Prcceß berührt worden wäre. Professor Or. Reinhold, der neu nach Berlin berufene Lehrer der Nationalökonomie, hat bei seiner Abschted-feier in Wie-baden seine socialpolitischen Anschauungen näher dargelegt. Er vertritt nach dem Berichte de- „Rhein. Kar." die Urber zeugung, daß da- wirksamste und vielfach allein vorhandene Mittel zu einer Lösung der gesellschaftlichen und volk-wirih- fchaftlichrn Probleme die-Frethett sei. On. Reinhold ver- wahrt sich aber zugleich dagegen, Anhänger der reinen Man chesterlehre zu sein. Er stehe durchaus auf dem Standpunkte einer humanen Sscialpolitik und erkenne gerade auch dem Staate da- Recht und cte Pflicht zu, in das den Schwachen zermalmende „freie Spiel der Kräfte" einzugreifen. Er warne aber vor Ueberschätzung der hier gegebenen Möglichkeiten und wolle die socialen Reformen nicht de« Volke auferlegt und § besohlen wissen als Gesetz fremden Willen-, sondern als freie That der Noth und der Gewissen-, als selbstgewollte- Lebens- gesetz Derer, die e- angeht. Die Meinung, in der Social politik sei auf da» „sociale KönigSthum" die Hoffnung der Zukunft zu fetzen, sei eine Illusion. Das KönigSthum sei heu:e völlig unvermögend, große reformatorische Thaten,- wirkliche Umwälzungen in der VolkSwirkhschaft und in der Gesellschaft durchzusetzen. Dies könne allein ein zwar stark regiertes, aber freies Volk. Nur auf einer — nicht formell, aber dem Wesen nach — demokratischen Grundlage sei der Versuch einer kühnen Socialpolitik möglich. Professor Rein hold gab schließlich der Ueberzeugung Ausdruck, die nächsten Wahlen würden die entschiedene Meinung deS Volke- bekunden, daß so nicht weiter regiert werden dürfe. Die Abschied-rede hat eine Fluth von Kommentaren hervorgerufen. Generalfcldmarschall Graf von Blumenthal begeht am 30. Juli zugleich mit seinem 87. Geburtstage sein 70 jähriges militärisches Dtenstjubiläuw. Seit dem 15. März 1888 Generalfeldmarschall, ist Graf von Blumenthal Seneral-Jn- specteur der 3. Armee-Jnspection; er ist ferner Ehef oe» Reitenden Feldjäger-Corps und de» Magdeburgischen Füsilier- Regiment- Nr. 36 und wird L la sults des Garde-Füfilier- RegimentS und de- thüringischen Infanterie-Regiment- Nr. 71 geführt. Türkei. Die für Sonnabend angesetzten Konferenzen zur Vorbereitung des Friedens nahmen, wie der Draht au» - Konstantinopel meldet, einen recht eigenthümlichen Verlauf. ! Die Sitzung der Militäraltaschec-, die auf Vormittag 9 Uhr anberaumt war, mutze auSsallen, weit die türkischen mili tärischen Bevollmächtigten nicht erschienen waren. Um 10 Uhr Vormittag- sollte in Tophane die zehnte Sitzung in Sachen der Friedens - Verhandlungen staufiaden. D»e Botschafter ermatteten vergebens den Minister ves Aeußrrn und vegaben sich deshalb zur Versammlung nach der öster- reichisch-ungarischen Botschaft, wo der Mmlster de- Aeußern sich später einsand. Man sieht, die Pforte har es nicht eilig. Ueber da- Ecgebniß der Berathungen vertäuter noch nichts, doch ist es Thatsache, daß die bethetligten Diplomaten aus eine glatte Erledigung nicht rechnen. Bezeichnend für die Stimmung der tü ktschen Regierungskreise ist ein Artikel, der offenbar unter amtlichem Einfluß sowohl im „Jkvam" als auch im„Sabah" erschien. In ihm heißt eS: Der ver gangene Krieg hat aller Welt unsere wirkliche unv militärische Stärke gezeigt. Unsere Truppen find von allen Gesichts punkten aus, in Bewaffnung, Verpflegung und Kampsart, dem Feinde überlegen gewesen. Bisher waren sie Europa nur durch seit 20 Jahren au-rangirte Reporter oder durch wissentlich falsche Berichte uns feindlicher Elemente bekannt; heute werden die europäischen Völker ihre Meinung ändern müssen, und Niemand wird leugnen, daß unser Prestige mächtig gehoben ist. Unser Credit und unsere Papiere find gestiegen; Anleihen haben wir nicht nöthig, im Gegentheil bietet man uns Lapitalien von allen Seiten an. In allen Ministerien beschäftigt man sich mit Arbeiten zur Entwick lung de- Handels und der Industrie, aber auch mit der Verbesserung der Berkehr-mitttel, vor Allem im strategischen Interesse. Kurz, wir find stolz in unserer Kraft. vertltches und TüchfischeS. »<«<», ro. zu« iss?. — Niedriger gehängt sei folgende amüsante Notiz, die nach dem Strehlaer Wochenblatt dem „B. A." geliefert worden ist und worin ein allzu rabiter „Preußenfresser" seinen beleidigten Gefühlen entrüstet Ausdruck giebt: „Stylverirrung. Nähert man sich zu Wasser und zu Lande dem Eldstädtchen (!) Riesa, so erblickt man auf dem höchsten Punkte der Stad: ein Bauwerk, das von Weitem gelehen einer großen umgestürzten Kiste ähnelt, aus deren nach oben gewandtem Boden ein riesiger Bajazzobau oder eine Jnfanteristenmütze seligen Angedenkens oder ein Kaffeetrichter gestülpt zu sein scheint. Näher besehen erkennt man in diesem Conglomerat die am 4. Juli ihrer Bestimmung übergebene Stadtkirche. Tritt man nun ein in daS Bauwerk, so merkt man, daß daS Innere fast einer Oamsra absoura ähnelt, da durch die wenigen Fenster nur Spuren von Licht inS Innere dringen können, so daß ein Lesen der S brlst fast zur Un möglichkeit wird. Wie man hört, will man aus diese Weise die elektrische Beleuchtung, welche die Kirche besitzt, mehr zur «eltung bringen. Fand sich im engeren Vaterlande, waS doch jo tüchtige Kirchenbaumeister, wie Schramm, Quentin u. A. mehr, auszuweisen hat, kein Kopf der hier in passenderem Style gebaut hätte? Streng „Berlinisch" würde es sein, wenn man dem Thurme die Form einer Pickelhaube gegeben hätte. Hoffentlich kommen die Herren Ortsgeist lichen immer mehr der Fordemng deS Dichters Goethe nach und verbreiten mehr Licht, da man daS Sonnenlicht so gut wie abge sperrt hat." Der „Döbelner Anzeiger" u. A. nennt das „eine ver nichtende Kritik" und deshalb wollen wir constatiren, daß die selbe hier weniger vernichtend als belustigend gewirkt hat und daß sogar weder Kirchenvorstand noch Baumeister sich ob derselben sonderlich „vernichtet" fühlen werden, im Gegen theil . . . Ueber unser neues Gotteshaus ist in den letzten Tagen von maßgebender Seite so viel Anerkennendes ge sagt worden, daß es sich verüberflüsfigt, den anonymen Ver fasser der obigen „Kritik" zu widerlegen. Diejenigen Blätter, die dieselbe aber so diensteifrig nachdruckten und sie noch ge- hässtg glosfirten, mögen daran erinnert sein, daß derselbe Berliner Baumeister, der die hiesige Kirche erbaute, u. A. auch die Zwickauer Moritzkirche, welche bekanntlich der unsrigen im inneren und äußeren S:y! so ziemlich gleich ist, errichtet hat und daß eb.n derselbe Baumeister jetzt in der sächsischen Haupt- und Residenzstadt Dresden ein gleiches Bauwerk be ginnt. Sspisatl 8»t? Sonst mehr. — Eine ekelhafte Balgerei im schmierige» Straßen schmutz spielte sich am Sonnabend Abend auf der Kostanien- straße ab. Lin Radaubruder, der von dem verdienten Wochen lohn ein pehökig Theil in Spiritus schleunigst umzesetzt hatte, veranlaßte dieselbe durch seine Rempelei. Ein Schutz mann machte nach geraumer Weile schließlich der widerlichen Scene durch Verhaftung und Abführung des Eredenteu ein Ende. — Ein anscheinend ebenfalls von den Geistern de» Alkohols besessener älterer Mann erging sich ferner gestern Montag früh in den Anlagen des Kaiser Wilhelm-Platzes. Er hatte am Kopfe eine derbe Wunde, die er sich anscheinend durch einen Sturz zugezozen hatte. Auf der Bahnhofstraße bezeichnete eine Blutlache die Stelle, wo der Mann zum Fallen gekommen war. — In Sachen der Leipziger Kanal-Angelegenheit, die auch die Stadt Riesa interessirt, lesen wir heute im „P. A": Die Angelegenheit hat insofern eine überraschende Wendung genommen, als der Rath der Stadt Leipzig da» Projekt Elster-Saale awgiebt und die Schöpfung einer Wasserstraße innerhalb Sachsen-, d. h. zwischen Leipzig und Riesa oder nach der oberen Elbe, anstrebt. Die Herren Haoestadt und Eontay-Berlin wurden mit der Ausarbeitung de- Projekt» betraut. — Der diesjährige VerbandStag des Deutschen Seiler und Reepschläzer-Verbande» wird am 27. und 28. August d. I. in Dessau im Restaurmtt „Wolfsschlucht", Askantsche- straße, stattfinden. Gleichzeitig wird auch ein« Fachausstellung für da« Seilergewerbe mit dem verbandStage verbunden sein, zu der die vetheiligung aller Lieferanten des Seiler gewerbes sehr erwünscht ist. Bevingungen und Antragsfor mulare find sofort von dem Schriftführer des Verbandes,
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