H^^Iken Lehrbüchcca undplakarrkzrptkn Das größte und schönste Lehrbuch ist das Leben selbst, das Praktische Leben mit seinen tausend Seiten. Im bunten Wechsel blättert es sich vor jedem auf, der mit offenen Augen in die Welt blickt. Es veraltet nie, weil es an jedem Tage eine Neu auflage erlebt. So kostbar es uns erscheinen mag, so farbig es uns entgegenschaut, es wird uns geschenkt, es wird an jeder Straßenecke kostenlos feilgeboten. Da ge druckte Lehrbücher nun veralten, arbeiten wir hier nach einem kleinen Werk, das wir neben dem unermeßlich großen, dem Lehrbuch „Leben", verwenden. Jede einzelne Seite, jede Vorlage vermittelt den Grundgedanken, hinter dem draußen im Gewirr der Straßen oder an der einsamen Ecke der Vorstadt oder des Kleinstadt- ladens die veränderliche Vielfalt steht. Bevor wir nun die Arbeit beginnen, sollen wir wissen, wie es draußen aussieht. Wir unternehmen einen Gang durch die Geschäftsstraßen. Schaufenster für Schaufenster wird aufmerksam gemustert. Die prächtigen Warenhausfenster und die Auslagen der Bekleidungsgeschäfte fallen uns zuerst auf, weil sie glanzvoll aufgemacht sind und gut beleuchtet werden. Es kommt uns der Gedanke, in der vornehmen Loge eines Theaters zu sitzen. Aus dem Dunkelheraus erscheinen saubere Hintergründe, ausgewählte Farben, künstlerisches Beiwerk, stilvolle Auf bauten, zurückhaltende Schriftzüge, im Mittelpunkt, durch fachmännische Ge staltung hervorgehoben, die Waren selbst. Die Fenster sind reich an Einfällen. Jeder spürt hinter dieser Arbeit unwillkürlich den berufsmäßigen Gestalter. Wir betrachten die Fenster mit Neid, sagen uns aber, daß der Einzelhändler so hohe Ansprüche nicht zu stellen braucht. Er hat gewöhnlich nur ein oder zwei Fenster und nur geringe Werbemittel, vor allem kann er keinen Berufs dekorateur beschäftigen. Nun suchen wir ein Geschäft, das nur ein Fenster besitzt, vielleicht ein Lebensmittelfenster. Unter dem frischen Eindruck der eben be trachteten kunstvollen Auslage haben wir vieles zu bemängeln. Die Waren sind ungeschickt angehäuft, im ganzen falsch gegliedert. Es stören die überaus großen Preisschilder, die Ware und der Hintergrund sind farblich und im Aufbau nicht ausgeglichen. Der Anblick erzeugt eine Mißstimmung.Wir sind böse darüber, wissen genau, daß unsere Fenster nicht so aussehen. Im stillen jedoch ziehen wir einen Vergleich der betrachteten Fenster und finden wohl, wieviel wir selbst noch zur Besserung tun können. Sehen wir einmal weiter. Jenes Juweliergeschäft erscheint uns wichtig. In der Aufmachung halten wir es für sparsam. Natürlich ist es vor nehm. Uns gefällt die klare Ordnung, am meisten die schöne und saubere Schrift gestaltung. Sie ist gediegen und erweckt Vertrauen. Das merken wir uns. Da