Feder und Pinsel im Wettstreit Wir treffen da eines Tages unseren Freund, der uns mit Stolz erzählt, er lerne Plakatmalen. „Wir auch!" empfangen wir ihn. „Zeig doch mal her, was du schon kannst." Er bringt uns auch eine Reihe schöner Entwürfe, für die er viele Mühe aufgebracht hat. Wollen wir mal zusammen arbeiten? Natürlich! Als wir dann zusammen Schriften schreiben wollten, stellte es sich heraus, daß sein alleiniges Handwerkszeug der Pinsel ist. Aus seinem Lehrbuch hat er nichts anderes ent nehmen können — wir dagegen haben von der Arbeit mit dem Pinsel wiederum nichts erfahren. Darob kriegen wir uns in die Haare, weil jeder die Zweckmäßig keit seines Handwerkszeuges verteidigen wollte. Schließlich kommen wir überein, ein Plakat im Wettbewerb herzustellen. Unser Freund fängt an. Es soll erst einmal um die Schnelligkeit gehen. Er nimmt seinen Rundpinsel und wir müssen zugeben, daß er mit diesem tückischen, beweglichen und für den Anfänger fast unzuverlässi gen Werkzeug ganz gut geübt war. Er zieht erst die Umrisse vor und füllt jeden einzelnen Buchstaben dann aus. Wir schauen auf die fertige Zeile und haben nichts zu tadeln, über die aufgewandte Zeit allerdings frohlocken wir schon im stillen. Nun kommen wir an die Reihe. Wir nehmen unser neues Schreibwerkzeug, die Feder, füllen sie und setzen in aller Ruhe einen Strich neben den anderen. Dennoch war die gleiche Zeile im Nu fertig. Das Stahlwerkzeug hatte den Kampf ge wonnen. Nun vergleichen wir die Sauberkeit der beiden Schriften und müssen der Feder ebenfalls den Vorrang einräumen. Der Pinsel bietet durch die Nachgiebigkeit der Haare keinen ordentlichen Stütz punkt für die Hand. Der Anfänger weicht sehr leicht von der vorgezogenen Linie ab, der Pinsel geht oft seine eigenen Wege, die wir ihm natürlich verübeln. Was sind unsere Federn dagegen für gute Hilfsmittel! Wir brauchen keine Um risse vorzuzeichnen, wir haben das Umrißmalen nicht nötig, können auf das Aus füllen verzichten. Einfach die Feder gefüllt und den Buchstaben in der vollen Breite hingeschrieben. Die Formen laufen allein und sauber aus der Feder, daß wir unseren Spaß daran haben, der Arbeit zuzuschauen. Wir kündigen dem Pinsel für unsere ersten Übungen die Freundschaft und erklären uns für die Feder.