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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.03.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-03-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010301017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901030101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901030101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-03
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- Monat1901-03
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Morgerr-Ailsgave Vez»ss-Prei- Druck uud Verlag vo« E. Polz iu Leipzig. 95. Jahrgang. Freitag den 1. Marz 1S01 mache. Für den Prinzen war dies natürlich ein nicht minder Ädreff« wichtig«» Ereigniß, al» eS für die deutsch« Diplomatie ist. Tschun I re- E, batte, wie er saate. noch nie «inen Weihen aeseben oder ae- Anzeigen Preis ßke -gespaltene Petitzeile SS H. Reelamea unter dem Redactiawsftrich (»gespalten) 78 H, vor den Familtennach- richte« (S gespalteu) SV Tabellarischer und Zissernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Rachweisungen und Offertenannohme 25 H (excl. Porto). Extra-iveilagen (gesalzt), uur mtt der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung 60.—, mit Postbesörderung 70.—. halb nicht leicht. Erkennt man in Petersburg di« Nothwendigkeit von Reformen und nimmt man sie energisch in Angriff, so mutz die Erregung der Studenten Nachlassen. Di« bisherig« Haltung de» Ministeriums gestattet aber nicht, sich nach dieser Richtung allzu großen Hoffnungen hinzugeben. Ledirtt», »d Lrpeditio«: Johauutsgasse 8. Filiale»: Alfred Puh« vor«. 0. Klemm'» Sortim. Umversttitlstraß« 8 (Paultnum), Louis Lösche, Kathariueustr. 14, -art. uud Köuigsplatz 7> Die Wirren in China. Russisch-chinesisches Mandschurei-Abkommen. Der Eorresvondent der „Times" telegraphirt unter dem 27.d. M. aus Peking den Auszug eines Abkommens, das zu unterzeichnen Rußland de« chinesischen Bevollmächtigten in Petersburg, Iangjus, anfforderte. 3m Allgemeinen weicht die Mittbeilung wenig von den Vorschlägen des russi schen Finanzminister- Witte ab, wie sie die ,,Time«" bereits am 2V. Februar veröffentlicht haben. Die wichtigsten binzugekommenen Bestimmungen und inzwischen getroffenen Aendrrunge« sind folgende: In Folge des ungeordneten Zustandes des Landes sollen die russischen Trnppen, die di« Bahnpolizei ausvben, vermehrt werden, bi» die Pacificirung de» Lande- vollständig durckgefübrt und die letzten von den Elauseln des betreffenden Abkommens ausgefübrt sind. An« gebvrige irgend eines anderen Landes dürfen weder amtliche Stellen in der Mandschurei bekleiden, noch zur Ausbildung chinesischer Soldaten und Seeleute in Nord china (wörtlich: in nördlichen Stellen Chinas) Verwendung findeu. Die letzten vier Clauseln betreffe» Folgende-: Wa» di« Zahlung der Entschädigung für die militärische» Ausgab«,Rußlands angeht, so soll sie conform mit der Ent schädigung der anderen Mächte erfolge». Die Haupt bedingungen sollen später festgesetzt werden. Bezüglich der Schadloshaltung für die Beschädigung der transmand schurischen Baba soll Edin» sich mit der Eisenbahn« gesellschaft auseinandersetze». Diese Entschädigung soll ent weder voll bezahlt werden oder es soll statt der Zahlung eine commerciell« Eoncesstoa gewährt werde». Schließlich bestätigt China die Zustimmung zu der ausgesprochenen Absicht Rußland«, «ine Eise»hah» vo, der Mandschurei nach Peking zu baue«. Da« Abkommen enthält, wie de» .Times' weiter ge- meldet wird, noch folgende Bestimmung?». Andere Elausel» de» Abkommens find: China verpflichtet sich, kein« Tr»ppr» an irgend welchem Orw zu halt«, wo di« Eisrnbah» nicht Deutsches Reich- Berlin, 28. Februar. (Erzbischof von Stab lewski und die polnische» Briefadressen.) Staats sekretär v. Podbielski bat in der ReichStagSsitzung vom 15. Februar d. 3. mitgetheilt, Erzbischof v. Stablewski habe ibn brieflich wissen lassen, daß er i» Posen „seine Inter essenten" angewiesen habe, .deutsch zu adressiren". Die polnischen Zeitungen stellen nun auf da« Bestimmteste in Abrede, daß der Erzbischof eine derartige Verordnung berau»- gegeben habe- ja, noch mehr: sie bestreiten auch die Existenz einer erzbischöflichen Anordnung, wonach in Zukunft „alle Namen" von den betreffenden .Interessenten" deutsch geschrieben werden sollen. Angesicht« solcher Wider sprüche kann man sich nur dem Verlangen nach Aufklärung, wie eS in der „Köln. VolkSztg." erhoben wird, anscbließen. Hätte Erzbischof von Stablewski die Absicht, die vom Staats sekretär drS Reichspostamt- erwähnte Anordnung zu erlassen, so müßte er Lies« Absicht um so rascher verwirklichen, je weniger es an Vorkommnissen fehlt, die den Verdacht Hervor rufen, daß vom erzbischöflichen Stuhl in Posen in gewissem Sinne die Parole auSgezebrn wurde, polnisch zu adressiren. Wir denken dabei an jene in der „Germania" abgedruckte Eingabe, die ein Posener katholischer Pfarrer an die Ober- postdirection gerichtet bat und Vie folgendermaßen lautet: „Drr Kaiserlichen Oberpostdirection ... «heile hierdurch mit, daß ich heute eia vom erzbischöflichen Consistoriom an mich ge sandte» Briefpacket erhallen habe, auf dem, trotz der letzten Bekannt- machung der Oberpostdirection, daß die Titulatur in polnischer Sprache nicht beanstandet werden wird — die Titulatur „Wielebev 8 dl 6 Hiadz — Sr. Hochehrwürden" einfach vom Postbeamten durchstrichen wurde ... Ein derartige» ordinäre» Benehmen von Postbeamten sehe ich al» eine grobe Beleidigung an und werde ich in künftigen Fällen auf gerichtlichem Wege Genugthuung suchen müssen." Da die Urheber der hier in Frage kommenden polnischen Titulatur, da« erzbischöfliche Consistorium, unzweifelhaft zu den „Interessenten" de- Erzbischofs gehören, so liegt auf der Hand, daß einstweilen eine Anorduung de» Erzbischof» von der Natur derjenigen, auf die Herr von PodbielSki anspielte, noch vor ganz kurzer Frist nicht ergangen sein kann. Mil dem Erlaß einer solchen Verfügung sollte sich aber der Herr Erzbischof auch au» dem Grunde beeilen, weil er damit ledig lich den Pflichten genügen würde, die zu übernehmen er beim Antritt seines erzbischöflichen Amtes eidlich gelobt hat. Der preußische Bischof seid nämlich, wie er nach der Bulle sie salute animarum geleistet wird, enthält folgende Stelle: „Ich . . schwöre . ., daß ich . . besonders dahin streben will, daß in den Bemüthern der meiner erzbischöflichen Leitung anver- trauten Geistlichen und Gemeinden die Gesinnungen drr Ehrfurcht und der Treue gegen den König, die Liebe zum Baterlande, der Gehorsam gegen die Gesetze und alle jene Tugenden, die iu dem Christen den guten Uuterthan bezeichnen, mit Sorgfalt gepflegt werden; und daß ich nicht dulden will, daß vou der mir untergebenen Geistlichkeit im entgegengesetzte» Sinne gelehrt oder gehandelt werde." Was in Bezug aus polnische Briefadressen von einem guten preußischen Unterthan verlangt wird, darüber kann nach den letzten Debatten und nach den Erklärungen des Staatssekretär- von Povbiel-ki nicht der leiseste Zweifel be stehen. Die deutsche Reichspost erblickt in den polnischen "en mit Recht eine „Cbikane". Es ist daher die Pflicht Erzbischofs von Gnesen-Posen, entsprechend dem von ihm geleisteten Eide dazu beizutragen, daß die polnischen Chikaneure „gute Unterthanen" werden. 6. 8. verli«, 28. Februar. (Das Eindringen der Anarchisten in die socialistischen Gewerk schaften.) Die anarchistischen Versuche, in der socialistischen Gewerkschaft Boden zu gewinnen, sind trotz aller Ableugnungk versuch« socialdemokratischer Gewerkschaftsapostel geglückt. Die Thatsache, daß der anarchistisch« Agitator Pawlo witsch zum stellvertretenden Vorsitzenden der Tau sende von Mitgliedern zählenden OrtSverwaltung Der lin deS Deutschen Metallardeitervrrbandes gewählt wurde, spricht doch Bände, und wenn sich nach erfolgter Cassirung dieser Wahl in einer von etwa 3000 Personen besuchten Versammlung Anarchisten und Socialisten die Waage hielten, so zeigt diese Thatsache, in welcher Stärke die Anarchisten in die Gewerkschaften erngedrungen sind. Jetzt ist nun endlich der So- cialist Cohen gewählt; «r erhielt 793 Stimmen, Pawlowitsch 454. Aber diese Niederlage de» Anarchisten ist keine, wenn man bedenkt, daß die Anarchisten doch definitiv in den Vorstand ge langt sind. Man hatte den Anarchisten die Stelle eine» Revisor» eingeräumt, und schlankweg wurde drr Anarchist Wt«senthal für diesen Vertrauensposten gewählt. In Folge diese» wohl schon vorher bekannt gewordenen Zugeständnisses ließ «in Theil der Anarchisten die Tandidatur Pawlowitsch fallen. E» hat also ein ausgesprochemr Anarchist in einer der größt«» socialdemo kratischen Gewerkschaft ohne nenneniwerthen Widerspruch einen vertrauen»posten erlangt. E» ist daher absichtliche Täuschung, wenn socialdemokratische Gewerkschaft»führ«r unausgesetzt die alte Weis« herunterleiern, Anarchisten und Socialisten ständen einander wie Feuer und Wasser «genüber. Zu dem Ehren geschenke für di« Schneidersfrau Agne» Reinhold sind wohl dl« fertig gebaut, oder der Bau nicht begonnen ist. Die höheren Beamten, die an den jüngsten Unruhen Schuld tragen,sollen degradirt werden. Rußland wird sie namhaft machen. Rußland wird bestimmen,welche Waffen die Polizeitruppen zu führen haben, die Artillerie ausgeschlossen. Kein Angehöriger eine- anderen Landes kann eine officielle Stellung m der Mandschurei be kleiden. Ja der Mandschurei, der Mongolei und im chinesischen Turkestan dürfen keine Bahn-, Minen- oder andere Coa- cessioaen an Angehörige anderer Mächte erthrilt werden; auch darf China selbst kriae Eisenbahn dort bauen. In der Um gebung von Niutschwang darf kein Laadgebiet an Engländer verpachtet werden. * Peking, 27. Februar. (Reuter.) Die Uebernahme der Peking-Schanhaikwan-Eisenbahn durch die englischen Behörden wurde heute beendet. Die Werkstätten in Tongschan wurden in besserem Zustande vorgefunden, al« man erwartet hatte. * Rom, 28. Februar. (Telegramm.) Die „Ageozia Stefani" erklärtes für vollkommen unbegründet, daß die italienische Regierung damit umgehe, von dem Gebiete an der Nimrod-Bai Besitz zu ergreife». Prinz Tschau. Aus Peking, 10. Januar, wird der „Köln. Ztg." ge schrieben: Der Besuch, d«n heut« Vormittag, wi« bereit- draht lich gemeldet, Prinz Tschun dem deutschen Gesandten abgestattet hat, ist eines der wichtigsten und bezeichnendsten Ereignisse dieses an unvorhergesehenen Entwickelungen so reichen Abschnitte chinesisch«! Geschichte. Noch vor einem Jahr« hätte kein in China lebender Fremder es für möglich gehalten, daß «in kaiserlicher Prinz, der leibliche Bruder des Himmelssohnes selbst, zuerst und auS freien Stücken dem Vertreter einer europäischen Groß macht seinen Besuch mache. Die Geschichte der europäischen Diplo matie in China ist ja keine sehr erfreuliche Lectüre. Nirgends hat der rassenstolze Kaukasier so viel Demüthigungen eingesteckt, wie in China, nirgends haben Diplomaten zu schmachvoller Kränkung so hilflos still halt«» müssen, wie im Verkehr mit dem Kaiserhofe in Peking. Noch heute tritt uns die Galle ins Blut, >ven-: wir von dec unsagbar frechen Ueberhebung les«», womit ,eik dem Kaiser 2schöngteh alle Inhaber des Thrones der Ming und der Mandschu die Abgesandten europäischer Nationen be handelt haben, von dem dummdreisten Dünkel, der, vielleicht mit der einzigen Ausnahme von Kanghsi, alle chinesischen Machthaber n den Europäern nur rohe Barbaren und minderwerthige Sklaven sehen ließ. Im Grunde genommen, waren di« persön- ichen Beziehungen zwischen den fremden Diplomaten und dem Kaiserhofe in Peking auf ihrem langen Zickzackwege, hin und he: rendelnd zwischen zeitweiliger Gunst und demüthigender Vernach lässigung, nicht vi«l hinausgekommen über den Standpunkt der „unterworfenen Völkerschaften", der in der bekannten Flaggen inschrift des britischen Gesandten Lord Macartney 1793 seinen bezeichnendsten Ausdruck fand, als die chinesische Regierung dem Botschafter Georg's III. die Worte „Tributbringer aus Eng land" auf den Wimpel seines BooteS schreiben ließ. Erst da» energische Auftreten des deutschen Gesandten v. Brandt und der denkwürdige Austausch von Besuchen zwischen dem Prinzen Heinrich von Preußen und dem chinesischen Kaiser selbst schufen in dem Ceremoniell des Fremdenempfanges so gründlich Wandel, daß die schmachvollen Zeit«» vom Empfang der Gesandten in de: Halle der unterworfenen Völkerschaften nun wohl «in für alle Mal vorüber sind. Nur wer die übermäßige Bedeutung k«nnt, die der Chinese, wie die meisten Asiaten, solchen AeußerUchkeiten beimißt, wird die wirklich weltgeschichtliche Rolle verstehen können, die jener Besuch deS Prinzen Heinrich für die Beziehungen zwischen China und den Machten spielt. Nach solchem Vorgänge allein war eS möglich, daß heute ein leiblicher Bruder des Himmelssohnes dem hiesigen Vertreter einer europäischen Groß macht zuerst seine Aufwartung machte. Daß gerade das deutsche Reich die bevorzugte Nation sein sollte, die diesen Triumph für sich in Anspruch nehmen oarf, ist für uns natürlich besonders erfreulich, wenngleich die Ermordung des vorigen Gesandten auch nicht ohne Einfluß auf diese bemerkenswerthe Entschließung des Kaisrrhofes gewesen ist. Wie weit übrigens außer Li-Huna-Tschang, drr ohne Zweifel die stärkste treibende 'Kraft gewesen ist, den Besuch herbei- zuführen, der Kaiser Kwangsü selbst oder die Kaiserin-Wittwe Antheil an dem Schritte haben, ist zur Zeit noch nicht festzu stellen. Der jung« Prinz Tschun macht« übrigens in seiner wohl erzogenen Art ganz den Eindruck, al» ob «r es einfach für selbst- verständlich hielte, daß er bei Herrn von Mumm seinen Besuch hatte, wie er sagte, noch nie «inen Weißen gesehen oder ge sprochen. In fernem im Nordwesten der Tatarenstadt gelegenen Palais hat er in so völliger Abgeschiedenheit von der Welt gelebt, daß er nicht einmal während des Boxeraufstandes und der Be lagerung der Gesandtschaften Kunde von den blutigen Vorgängen erhielt, die sich weiter im Süden der Stadt abspielten. Der jüngere Bruder sieht aber bedeutend frischer und auf geweckter au» al» der Kaiser. Er ist auch kräftiger und größer gewachsen al» der Kaiser, wenn er auch, wie dieser, weder in der Gestalt, noch im G«sicht»schnitt für einen typischen Mandschu gelten kann. Eigenthümlich war der Aufzug, in dem Tschun auf der deutschen Gesandtschaft erschien. Anstatt der kaiserlichen Sanfte, die ihm bei seiner Jugend noch nicht zusteht, kam er ln einem der gewöhnlichen Reisekarren angefahren, der sich von an deren nur durch etwa» bessere Ausstattung auSzeichnete. Be spannt war der Karren nur mit «inem Maulesel, al» Vorreiter dienten zwei Mandarine der vierten und fünften Classe, unv zwei Lofeunuchen, die ebenfalls den Mandarinenhut mit der Pfauen feder und dem Rangabzeichen der sechsten Classe trugen. In Schnitt und Stoff seine» Anzüge» unterschied sich der Prinz nicht von anderen vornehmen Chinesen, da er während de» Be suche» den Pelz nicht ablegte, waren Rangabzeichen an ihm überhaupt nicht zu bemerken, außer dem Hellrothen Mandarinen knopf auf seiner Pelzkappe, der den ersten Rang verkündet. Außer ihm nahm nur noch der ranghöchste Mandarin seiner Be gleitung an der Unterredung Theil, während auf deutscher Seit« nur der Gesandte mit seinen beiden Legation-sekretaren Frhrn. v. d. Goltz und vr. v. Bohlen und Halbach anwesend waren. Die Unterhaltung drehte sich nur um gleichgiltiae Dinge, von den jetzigen Zuständen und dem bevorstehenden Frirdenischluß wurde gar nicht gesprochen. Nur einmal kam eine Anspielung darauf ab,«holt: diateljährlich 4.50, Ga« tttgüch« L»si«ll«», ins L»rch di« Post bezogen für . vä-rwtch: vterteljShrl. 6. Ma» abo»Mrt ferner mit entsprechendem jla, b«i de« Postanstalten in der Jwlie«, Belgien, Holland. Luxem burg, Dänemark, Schweden und Norwegen, Rußland, den Doaaustaaten, der Europäische» Türket, Egypten. Für alle übrige» Staaten ist der Bezug uur u»ter Kreuzband durch die ExpÄtnou dieses Blatte» möglich. jahr der Hof wieder nach Peking zurückkehre. Mit größtem In teresse besah Prinz Tschun ein« Büste des deutschen Kaisers, und als man ihm gesagt hatte, wen das Bildwerk darstellte, wandle er während der ganzen Unterhaltung kaum einen Augenblick die Augen davon. Die artigen Manieren, das lebhafte Wesen und das sichere, aber durchaus bescheiden« Auftreten des 18jährigen Mandschuprinzen machten auf Alle den besten Eindruck. Collie Tschun mit der Führung der in den Friedensforderungen vorqe scheuen Sllhnegesandtschaft nach Berlin beauftragt werden, so würde das chinesisch« Kaiserhaus das Glück haben, bei dieser wich tig«» Gelegenheit von «mein Manne vertreten zu werden, der besser als irgend ein anderes Mitglied des Hofes Zeugniß ablegen könnte für die mannigfachen sympathischen Eigenschaften, die den vornehmen Mandschu wie den gebildeten Chinesen auszeichnen. Amith»eschl«ß fir Anzeigen: Abend-Ausgab«: vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag- 4 Uhr. Bei d«u FUialen und Annahmestelle» je eine halbe Stunde früher. Anzeige» sind stet- a» die Expedition zu richte». Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet vou früh 8 bi- Abends 7 Uhr. KiWAcrMMaü Anzeiger. Amtsblatt des Königliche« Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Mathes «nd M-lizei-Amtes -er Ltadt Leipzig. 1er Krieg in Südafrika. Laut» vatha. * Loudou, 28. Februar. Mehrere Abendblätter melden, General Lou!- Botha habe sich heute vormittag vor 10 Uhr dem Geueral Kitcheaer formell ergeben. r. Landau, 28. Februar. (Privattelegramm.) Auf Anfrage versichert da» Kriea-amt, van der Ueder- gade vatha'», welche dter a«»ekü«dt»t wurde, nicht» zu wißen. Cape-laute. * Le Aar, 27. Februar. („Reuter'» Bureau".) Nach den letzten Mitthrilungen lagerten Dewet und Steijn mit de« Gro» deS eigenen und deS Hertzog'schrn Lommando» am Südnfer de» Oranje und warteten «ine Gelegenheit ab, den Fluß zu überschreiten, der jetzt unpassirbar ist. ' Eradock, 26. Februar. (Reuter.) Wie aus Middelburg verlautet, haben die Boer en am letzten Freitag die Station Roodenhoogte an der Linie Ro-mead-Grafreinet in Brand gesteckt. E« entspann sich eia heftige» Gefecht, in dem die Dorren zurückgetrieben wurde». Au derselben Linie wurde später bei Jakpoort ein Gefecht geliefert. «n,lisch« Ritterlichkeit. Der „Morning Leader" schreibt unterm 27. Februar Fol gendes: „Vor einigen Tagen lenkte der Abgeordnete Lloyd-George die Aufmerksamkeit des House of Commons auf ein« Procla- mation des Generals Bruce-Hamilton, in welcher dieser Officier verkündete, daß die Frauen der noch im Felde stehenden Burghers, welche von einer Armee wie Vichheerden -n große Lager geirieben worden waren, auf unzureichende Rationen von Lebensmitteln gesetzt und gehalten würden, um auf diese Weise ihre Männer zur Uebergabe zu zwingen. — Zunächst simülirte unsere Regierung indianirten Unglauben, dann gab sie zu, daß diese Proklamation allerdings erlassen worden, aber nicht den Beifall des Lord Roberts gefunden habe. — In der gestrigen Parlamentssitzung mußte Mr. Brodrick jedoch zugeben, daß ein solches System, wenn eS auch angeblich der humanen Gesinnung deS früheren Obercommandirenden gegen den Strich ging, trotz dem in ganz Südafrika gang und gäbe ist. Es sei schwierig, so hören wir, Alle zu füttern, und deshalb wird ein Unter schied gemacht zwischen „solchen Boerenfrauen, welche mit ihren Männern oder Vätern capitulirten, und solchen, welche ihre Verwandten noch im Felde haben". — Das meint also klipp und klar, daß viele dieser bedauernswerthcn Frauen und Kinder einfach ungenügend genährt werden. — Ein beschämenderes Ge- ständniß ist wohl selten von einem englischen Minister gemacht worden! — Wir haben diese Frauen mit Gewalt von ihren Heimstätten fortgerissen, welch' letztere wir zerstörten und nieder brannten, und damit machten wir uns für ihren Unterhalt natür lich selbst verantwortlich. Wir halten sie in engen Lagern und lassen sie von Schildwachen mit aufgepflanztem Seitengewehr bewachen. Sie sind also hilflose Gefangene in unseren Händen, und nun mißbrauchen wir unsere Gewalt in zielbewußter Ab sicht und setzen sie auf Hungerrationen. Um Allem di« Kron« aufzusehen, wurde gestern Abend Mr. Brodrick, als er dieses be schämende Zugeständniß machen mußte, von seinen Anhängern auf der rechten Seite des Hauses mit lautem Beifall überschüttet. Und doch protcstiren wir unwillig und heuchlerisch, wenn Steijn und De Wei in ihrer Proklamation unS der Unmenschlichkeit bezichtigen, und wir wundern unS, daß die Boeren den Ver- zweiflungSkampf bis aufs Messer fortsetzen." Die Ltudentenberveguug in Rußland. Man schreibt unS: Al» die ersten Nachrichten über den Aus bruch von Studentrnunruhen an der Kijewer Universität an dir Oefftntlichkit drangen, legte man der Sache keine zu große Be deutung bei. Ausschreitungen der Studenten sind in Rußland nicht ungewöhnlich, und zumal im Laufe der letzten Jahre hatte sich di« Erregung auf verschiedenen Universitäten wiederholt, wenn auch lärmend, so doch ohne Gefahr für di« staatliche Einheit gel tend gemacht. Im Kijewer Fall« erließ daS Ministerium sofort eine Bekanntmachung, m der es di« Tumulte, trotz de» Eingriffe» deS Militär», als vrrhältnißmäßia harmlos, jedenfalls als be- deutunarlo» für die akademischen Verhältnisse und die allgemeine Sicherheit hin^ustellen suchte. Eines freilich fiel sogleich auf: die merkwürdig« Härte der den Theilnehmern an den Aus schreitungen ertheilten Strafen. Bekanntlich wurden Hunderte von Studenten strafweise in di« Armee eingereiht, um als gemeine Soldaten länger« oder kürzer« Zeit zu dienen. Die Art der Beahndung, welche zuletzt unter dem Urgroßvater d«S regierenden Kaisers zur Anwendung gekommen war, erweckt« di« Ver- muthung, daß die Kijewer Krawalle denn doch einen ernsteren Hintngrund besitzen, als man zuzugeben für nöthig fand. Diese Voraussetzung fand später darin ihre Bestätigung, daß strenge Maßregeln zur Aufrechterhaltung der Ordnung rn Kijew er griffen wurden und daß auch in den Hauptstädten Petersburg und Moskau ein« unverkennbare Gährung sich bemerkbar machte. In Moskau ist eS ebenfalls zu Ausbrüchen gekommen, di«, wie wohl sie auch nicht den Umfang wie in Kijew annahmen, doch die Abhaltung der Vorlesungen eine Zeit lang verhinderten; und in Petersburg hat man im Hinblick auf die Stimmung der Stu denten von einer officillen Feier des Stiftungstages der Uni versität in dieittn Jahre abgesehen. Alle diese Momente sprechen dafür, daß die russische Studen- tenbeveaung, wie sie auch jeht wieder hervorgetreten ist, nicht als etwas Künstliches und Vorübergehendes angesehen werden kann, sondern auf tiefere Ursachen zurückgeführt werden muß. Sie ruht zum großen Theil ebenso wie in den 60er und 70er Jahren in socialen Mißständen. Der Kampf um» Dasein, den die viel fach aus niederen und unbemittelten Clnffen der Bevölkerung her« vorgegangenen Studenten führen müssen, der sie in ihren Ar beiten hindert und sie nicht selten zum vorzeitig n Verlassen der Hochschule zwingt, ist es vor Allem, der die Erbitterung in den jugendlichen Gemüthern erzeugt und sie veranlaßt, auf ihre Act zur Selbsthilfe zu greifen. Sicher ist ferner, daß die russischen Studenten sich n einer ungewbhvlichen Abhängigkeit von der Staatsgewalt befinden, di« sie bei jeder Gelegenheit eine drückende Bevormundung ühlen läßt. Letzteres aber giebt gewöhnlich nur den äußeren Anstoß zum AuSbruch der lang« aufgespeicherten Erregung. Wer die Geschichte der Studentenunruhen in Ruß land verfolgt, der macht die Erfahrung, daß gerade unter der Re gierung Alexander's II., eines milden und aufgeklärten Herr schers, dem di« Universitäten und nicht zum Geringsten die Studenten für die Gewährung der Freiheiten und verschiedenen Vorrechte Dank schuldig sind, die Bewegung «inen direct staatS- gefcihrlichen Charakter angenommen hatte. Hja unter Denen, die dem Zaren nach dem Leben trachteten und die an seiner Ermor dung theilgenommen haben, befanden sich Personen, welche daS Gift des Nihilismus als Studenten in sich oufgenommen hatten. Die Streng«, ja Hätte des dritten Alexander ließ es dagegen niemals zu wirklichen Ausschreitungen kommen, und erst unter dem milden Nikolaus II. beginnt sich das Schauspiel aus den 70er Jahren zu wiederholen. Versammlungsfreiheit in unbeschränktem Maß« gehört be« kenntlich ebenso wie die Professorenwahl durch die akademischen Sonate »nd Aufhebung der administrativen Verschickung zu den von der Studentenschaft erhobenen Forderungen. Di- letztere gehört allerdings zu den Selbstverständlichkeiten, über die zweite kann man verschiedener Meinung sein. Was dagegen die Ver sammlungsfreiheit anbelangt, so wird sie von den Studenten be reits in ausgedehntem Maße ausgeübt. Die Ausschreitungen tn Kijew haben sich gerade auf Versammlungen ereignet, die ledig lich deshalb abgehalten wurden, um «inen unbeliebten Professor zum Einstellen seiner Vorlesungen zu bewegen. An den Zusam menkünften hat Niemand Anstoß genommen, wohl aber an der Art, wie man sie veranstaltete und wie die Einberufer sie schließ lich sich entwickeln ließen. Es giebt nichts Verkehrteres, wenn man deutsche und russische Studentrnverhiiuniffe mit einander vergleichen will, wenn man di« ernsten, von Politik sich möglichst fern haltenden Bestrebungen auf deutschen Hochschulen der unreifen, unklaren, vielfach ge radezu kindischen Bewegung der Russen an di« Seit« stellt. Das einzige Mittel, um im Zarenreiche die Zerfahrenheit der Studen ten zu beseitigen und sie allmählich zu zuverlässigen Elementen zu machen, besteht in der Besserung der schwierigen socialen Zu- fiän«, au» denen die tumultuirenden Jünglinge stammen und unter denen sie tbeilweise noch auf der Hochschule leben müssen. Dazu gehört gewiß dir Förderung drr allgemeinen Volksbildung, welche der Regierung schon seit längerer Zeit energisch in die Hand genommen hat und die mit der Zeit gewiß günstig« Erfolge aufveffen dürste. Aber damit allein ist noch wenig gewonnen. Man muß vielmehr sich Mühe geben, die materielle Noth, unter der nicht nur dir Studenten leiden, sondern die auch auf den An gehörigen der meisten von ihnen lastet, nach Möglichkeit zu lin dern. Auf zahlreichen Universitäten hat man deshalb dte Skudentenconvictr ins Leben gerufen und Gesellschaften ge gründet, die di« Studenten einerseits mit Geldmitteln unter« stützen, andererseits die Möglichkeit bieten, (hie Ausgaben für da» täglich« Leben auf da» geringste Maß etnzuschränken. Selbst verständlich können sich die tvohlthätigen Wirkungen dieser Ein richtungen nur langsam äußern: vorläufig ist jedenfalls fast nicht» zu spüren; und wa» die Anordnung de» Ministers für volksaufklärung au» dem Jahre 1899 betrifft, die Professoren sollten versuche», näher« und freundlicher, Beziehungen zu den Student«, anzuknüpfen, um Über ihre Bedürfnisse unterrichtet »« sei« und, wo es angeh«, helfend einzugreifen, so scheint es, al» sei sie auf dnn Papier geblieben. Leider deuten verschiedene An zeichen darauf hin, daß di, Regierung in der Behandlung der Strwentenftage mit sich durchaus nicht einig ist, und daß das hart« und das milde Princip abwechselnd und widerspruchsvoll -ur Amvendung kämmen. Dadurch wird erst recht den unruhigen Elementen mm Nähr»»» zugeführt. Wahrscheinlich »ftp noch lange Zeit vergehen, bevor die rus sische Etüdenteubeweguna in friedlichere Bahnen einlenkt. Im NugNl-kck bildet sie vielleicht keim unmittelbare Gefahr für dte Staat als solchen, «Oer str kann durch das Ungeschick der leitende« Krttft tttcht dazu »ad«. Gin HKGHNS iu »i, Zukunft ist des
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