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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.01.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-01-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000103019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900010301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900010301
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- LDP: Zeitungen
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
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Größer« Schriften laut unserem Mveis- verzeichniß. Tabellarisch« und gtffernsatz »ach höherem Tarif. Extra-Beilage« (gesalzt), nur mit de» Worgea-AuSaabe, ohne Postbesörderung M.—, mit Postbesörderung 70.—. Iinnahmeschlnß fiir Anzeige«: Abend-AuSgabe: Vonnittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Gxveöitian zu richte». Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig Mittwoch den 3. Januar 1900. 8t. Jahrgang. Äus dem Jahre 1899. K Da» verflossene Jabr hat in den Blättern als Zeit individuum dinier der „19. Jahrhundert" benamsten Gesammt- heit seiner 99 (oder, um keinen Streit anzufachen, vielleicht auch nur 98) Brüder zurückstehen müssen. Aber auch die kaiserliche Neujahrsansprache an die Osficiere der Berliner Garnison bezieht sich auf da- abgeschlossene und auf daö an gebrochene Jahrbundert, obwohl da» Jabr 1899 für sich durch die Erneuerung de- QuinquennatS und die Er höhung der Friedenspräsenzstarke, die Vermehrung der Armeecorps und manche andere Neuerungen ein militärisch nicht unwichtiger Zeitabschnitt gewesen ist. Es berührt sympathisch in der Rede des Kaiser», daß der all gemeinen Wehrpflicht ihr voller Werth zugesprochen und die beherrschende Bedeutung des sittlichen Moments in Heer und Officiercorps vorbehaltlos gewürdigt wird. Mit Be dauern aber sieht man auch in diesem feierlichen Augenblicke den unverkennbaren Wunsch sich offenbaren, daß wie der Name Bismarck, so die Scharnhorst und Gneisen«», die Roon und Moltke im Gedäcktniß des zum bestimmenden Heranwachsenden Geschlechts zurückkreten möchten. Da dies einer auch in den preußischen Schulen seit geraumer Zeit herrschenden Uebung entspricht, so wollen wir der Erwartung Ausdruck geben, daß die sächsischen Unterrichtsanstalten sich der Näbrung von Jrrthümern über die Wieder aufrichtung Deutschland-, die verbängnißvoll werden können, sorglich fernhalten. Die Generation, die das Reich vorbereiten und entstehen sah, wird sich ihr längst feststehendes Unheil zu bewahren wissen, aber auch die Jugend soll in Bezug auf dankbare Ehrung von Größe und Verdienst nicht schlechter gestellt sein als wir Erfahrenen. DaS verlangen wir auch auS praktischen Gründen. Unsere Jungen können doch nicht alle Hobenzollernkramendichler werden, und zu jedem anderen Geschäfte bedarf eS der Klarheit über Ursachen und Wirkungen. Die Erziehung zur kritiklosen Bewunderung ist in Deutschland schon weit genug gediehen, aber glücklicherweise besteht sie zur Zeit eine harte Probe d«ch nicht. Man wundert sich, obwohl da- Schicksal der in Aussicht stehenden Floltenvorlage noch unentschieden ist, überall ganz unbyzan tinisch, daß beute, am 2. Januar, noch nichts über das Schick sal des spätestens am Sylvestertage von den Engländern beschlagnahmten Dampfers „Bundesrath*, geschweige über eine Genugthuung etwas verlautet. Anno BiSmarck hätten solche Zwischenfälle, obwohl damals unsere Seewehr noch viel geringer war, als sie beute ist, doch wohl ein rascheres und befriedigenderes Ende gefunden. Der Vorfall fährt mitten in ein großes Räthsel hinein, das das Jahr 1899 seinem Nach folger hinterläßt. In dem deutsch-englischen Afrika abkommen ist Großbritannien die Delagoabai zweifellos unter Voraussetzungen, die England wahrscheinlich in jedem ihm passenden Augenblicke herbeisühren kann, zugesprochen worden. WaS da- Zugeständniß zu bedeuten bat, erkennt jetzt alle Welt. Die deutsche Regierung aber hätte es früher erkennen sollen; denn wenn an Nicht- Anderem, so hätte sie an den Rüstungen der Boeren, die für sie, die deutsche Regierung, nicht heimlich bleiben durften, sehen müssen, daß ein Krieg, dessen für Transvaal vernichtender AuSgang die deutschen Interessen schwer schädigen müßte, nicht mehr zu vermeiden fei. Der Krieg ist auSgedrochen, sein Enderzebniß trotz aller hritiichen Niederlagen ungewiß, und verübt England in der Delagoabai einen Gewaltstreich, so geräth Deutschland in überaus peinliche Lage. Es würde zum Gespülte der Welt, wenn eS die Engländer das beste Stück aus der Schüssel des afrikanischen Abkommens herausfische» ließe, ohne sich der ihm zugesprochenen „Brocken" zu bemäch tigen. Und eS versetzt sich in eine nicht nur inner politisch unliebsame Situation, wenn eS durch die in Gemein schaft mit England vollzogene Auftheilung deS ostafrikanischen Besitzes Portugals einen Act vollzieht, der Alles, nur nicht boerenfreundlich wäre. In dieser Position bleibt nichts übrig, alS die deutsche Hoffnung auf die Vorsicht der Engländer zu setzen, die durch die Wegnahme von Lourentzv« MarqueS Dritte in Action zu bringen fürchten müssen, bei denen sich überdies die Lust zu Chamberlain'scher Ueber- Feuilleton. Aus dem Leden einer ind scheu Christin. Unter dem Vorsitze der Lady Wenlock wurde am 30. Januar 1895 im Regierungsgebäude zu Madras eine Versammlung ab gehalten, die den Zweck hatte, das Andenken der kurz zuvor ge storbenen christlichen Hindufrau Krugabai Satthianadhan in be sonderer Weise zu ehren, vor Allem, eine Stiftung in- Leben zu rufen, die die Erinnerung an die Verstorbene dauernd rege halten sollte. ES geht daraus hervor, welch ein eminentes Auf sehen da» Leben und Wirken der Letzteren in den weitesten Kreisen erregt hat, und auch für unS dürfte e» von Interesse sein, einen Blick in diese» eigenthümliche Frauenschicksal hineinzuthun. Krugabai war da» dreizehnte Kind von Haripunt und Radhabai, den ersten Brahmanen, die sich in der Präsidentschaft Bombay zum Christenthum bekehrten. Sie wurde im Jahre 1862 geboren und zeigte schon frühzeitig eine ungewöhnliche geistige Begabung, die durch den Einfluß eine» ebenfalls sehr intelligenten Bruder» auch freie Bahnen gewann. Sie bekam Er- laubniß, an dem Unterricht drr Brüder Theil zu nehmen, und später kam sie in die Zanana-MiffionSschule, deren Lehrplan sie allerdings schon, wie sich gleich Anfang» herauSstellte, ent wachsen war. Doch unter den hier angestellten Lehrerinnen war eine amerikanische Aerztin, die ihr besondere Sympathie entgegenbrachte, sie allein unterrichtete und schließlich auch so weit förderte, daß sie den ärztlichen Beruf ergreifen konnte. Es sanden sich auch verschiedene englisch« Familien bereit, ihr die Mittel zu geben, daß sie zur Vollendung ihrer Studien nach England gehen konnte, aber dieser Plan scheiterte schließlich sckätzung der Bedeutung der England-reife Kaiser Wilhelm'Sund derBerbandlungen mitHerrn Cecil RhodeS neuervinzS abgesckwäckt haben dürfte. Diese beiden Ereignisse des Jahres, von denen daS letzt genannte leider noch nicht einer abgeschlossenen Geschichte an gehört, haben in Deutschland nickt angenehm berührt. Da gegen verhielt man sich zu dem Kauf der Carolinen- inseln um einen Preis von 16 Millionen Mark mehr freundlich als skeptisch und die Erwerbung des größeren TheileS von Samoa fand allseitigen, freudigen Beifall, unter der Voraussetzung allerdings, daß die deutsche Regierung England durch die Ueberlassung deS größten und besten Theilcs des Hinterlandes von Togo ausreichend bezahlt zu haben sich bewußt ist. An dem Tage, da die Nachricht von der Beilegung des Samoa-Streite-, der sich das gut bedachte Amerika im Decembcr anlchloß, nach Potsdam gelangte, weilte dort zum kurzen Besuch des deutschen KaiserpaareS der Zar mit seiner Gemahlin. Officiös wurde unwirsch bestritten, daß der Begegnung eine politische Beveutung nicht zukäme. Man hat sich aber im Publicum doch vorzugsweise an die Erklärung, daß der Besuch des Kaisers NicolauS, der Monate lang auf deutschem Boden geweilt hatte, nicht zu umgeben war, sowie an den ungewohnten Umstand gehalten, daß bei dem dem Zarenpaare in Potsdam gegebenen Mahle Trintsprüche nickt gewechselt wurden. Mehr Gewicht wnrde der Hervorhebung der guten Beziehungen zwischen den beiden größten Fesliandsmächten beigelegt, deren sich Graf Bülow m seiner in der Etalscebatte des Reichtazs gehaltenen Rede befliß, ohne dabei die traditionelle Betonung der Bedeutung deS traditionellen Dreibundverbältuisses zu kurz kommen zu lassen. Ueber diesen Dreibund hat sich die Ansicht, daß er nicht lockerer sei als der Zweibund zwischen Rußland und Frankreich - trotz gewisser parlamentarischer Störungsversuche — im verflossenen Jabre erkalten und sogar befestigt. Letzteres aber nur vermöge wachsender Erkenntniß der weitgreifenden Bedingtheit der Zweibundabmachungen, die die ursprüng lichen Hoffnungen des einen Contrahenten so ganz und gar nicht rechtfertigen, daß er eS nicht ungern siebt, wenn gut- müthige deutsche Publicisten mit der Möglich!--' recknen, er habe wegen de» Faschoda-AergrrS und anre- - c 'Verdrusses über England jene Hoffnungen überhaupt fahren lassen. Daran aber denkt kein Franzose, und wie wenig dies Nachbar volk in die Lage verletzt wird, über die Abrechnung mit Deutschland anders als bisher zu denken, das läßt sich den unverändert grimmigen Haß athmenden französischen Schul büchern entnehmen, deren neue Auflagen die deutsche Regie rung allen deutichen Revactionen zum Geschenk macken sollte. Ein Ueberblick über die auswärtigen Beziehungen Deutsch lands ist nicht mehr vollständig, wenn Amerika nicht ge nannt ist. Mit ungeheuchclter Genugthuung darf man fest stellen, daß in dieser Richtung daS Ende deS Jabres besser gewesen ist, als der Anfang. DeS Samoa-Streites, des Samoa- AbkommenS ist schon gedacht worben; zu ersterem darf bemerkt werden, daß das Aergste, WaS auf den Süvseeinseln der deutschen Geduld zugrmutbet worden war, das Werk der englischen Regierung gewesen, die dabei allerdings an amerikanischen Functionären in Samoa willige, aber nicht im vollen Versländniß der Absichten der eigenen Negierung handelnde Helfer fand. Ein sehr wunder Punct an der Berührungsfläche von Deutschland und Amerika bleibt jedoch bestehen: das handels-politifche Verhältniß. Es wird ausreichend gekennzeichnet durch das G-ständniß eines ausgesprochenen freihändlerischen Organs der ganz über wiegend freihändlerischen Freisinnigen Vereinigung, dahin gehend, daß Amerika in der Thal Deutschland daS ihm unsererseiiS zugebilligte Recht der Meistbegünstigung versage. Selbstverständlich ist ein solcher Zustand auf die Dauer nicht nur auS wirthschaftlichen Gründen unhaltbar. Ob wir vor der Fertigstellung eines u.-uen deutschen autonomen Tarifes zu einer Aenderung gelangen werden, steht dabin. Mit dieser Frage berühren wir eine der wichtigsten Aufgaben, die daS kommende Jahr zwar nicht zu lösen, aber der Erledigung näher zu bringen hat, und sti elfen wir zugleich den Kernpunkt deS an der Jahreswende die innere Politik beherrschen den Streites. Die Canalangelegenheit, selbst die Flotten frage, dient den WirthschaflSparteien dazu, ihr Gewicht für an der allzu zarten Gesundheit Krugabai'». In Folge dessen entschloß sie sich zu dem Besuche der ärztlichen Hochschule in Madras, der ersten in Indien, die ihre Thore den Frauen ge öffnet hatte. Am Schlüsse des ersten Studienjahres hatte sie sich mehrere Preise und in sämmtlichen Fächern, mit Ausnahme der Chemie, den ersten Platz in ihrer Classe erobert. Es war also zu erwarten, daß sie in dem geplanten Beruf einer Frauenärztin Außerordentliches leisten würde, und dieser Gedanke erfüllte sie mit gerechtem Stolze. Doch wie aus ihrem biographischen Romane „Saguna" (jetzt in zweiter Auflage, übersetzt von M r s. R. S. B e n s o n, bei H. G. W a l l m a n n in Leipzig erschienen) hervorgeht, weckte die Genugthuung eine Art Furcht in ihr, sich in Selbstsucht zu verlieren. Ihre stark zerrüttete Gesundheit, ihre große körperliche Schwäche, mochten mit Schuld daran sein, daß sie keine ungetrübte Freude mehr an ihren Arbeitsplänen fand, sondern sich selbstquälerisch fragte: sind diese Zukunftshoffnungen nicht selbstsüchtig?, wäre eS nicht mehr im christlichen Sinne, wenn ich ihnen entsagte? Die Liebe zu einem ihr geistig ebenbürtigen Mann machte dann ihren Zweifeln ein Ende, doch ist es charakteristisch für sie und ihr tiefes christliches Gefühl, daß sie sich jenem nicht eher zu eigen gab, als bis er sie von der Ueberetnstimmung seiner religiösen Anschauung mit der ihren überzeugt hatte. Die daraufbezügliche Stelle in „Saguna* ist ihre» christlich-ethischen Gedankenganges wegen von hervorragender Bedeutung. Kru gabai heirathete also Herrn Satthianadhan, der Oberlehrer in Ootacamund war, gab ihre medicinischen Studien auf und wurde Lehrerin an den Zenana und in der Hobartschule für eingeborene Mädchen. Außerdem war sie noch literarisch thätig; sie schrieb für Zeitschriften und Magazine, und außer dem schon oben er wähnten Romane „Saguna" stammte noch ein anderer, „Kamala", von un» im vorigen Jahre besprochen, au» ihrer die nach Ablauf der Handelsverträge notbwendige Neu gestaltung der Wirtbschaftspolilik zu erböben, unk sogar die nachträgliche Beurtbeilung der im verflossenen Jahre ent schiedenen hochpolitischen Angelegenheiten, der Vereinsgesetze und des Arbeitssckntzge'etzes, wird von der Absicht beherrscht, bei der künftigen Regelung wirlhfchastspolitischer Fragen an maß gebenden Stellen so einflußreich wie möglich zu sein. Wir geben auf die beiden erwäbnlen Streitpuncte deS verflossenen JabreS, von denen wir den ArbeitSwilligcnschutz nicht als für immer abgethan ansehen, nicht näher ein, ebensowenig auf den unmittelbar in den Tageskampf führenden, um die Namen Hobenlobe und Miquel sich drehenden Conflict, und schließen, da die 1899 beschlossene Heeresverstärkung schon Erwähnung gefunden, mit dem Wunsche, eS möge an der nächsten Jahreswende eine der kräftigen Blüthe der Industrie und deS Welthandels, die diese Zeit auszeichnet, entsprechende Vermehrung der deutschen Kriegsschiffe als euvgiltig beschlossene Sache zu verzeichnen sein. Der Krieg in Südafrika. -L-. Wir haben gestern den ganzen Tag auf eine amtliche Bestätigung deS -rotzen englischen „Sieges" bei EoleSberg gewartet, aber vergeblich. Fest steht nur, daß die Boeren nach Cvlesberg zurückgegangen sind; möglich ist, daß sie auch diesen Platz geräumt haben, die Frage ist nur: warum und zu welchem Zweck? Die Hauptsache ist jetzt, wie die Dinge sich für die Engländer auf dem Kriegsschauplatz in Natal entwickeln werden und nach dieser Richtung sehen selbst eng lische Beurtheiler der Lage nur trübes Gewölk. So wirb unS gemeldet: * LonVon, L. Januar. (Telegramm.) Der „Standard" berichtet aus dem Lager bei Frere unter dem 1. Januar: Tie Schwierigkeiten, denen sich General Buller gegenübersieht, haben durch einen unfreiwilligen Aufschub bei dem letzten Tressen außerordentlich zugenommen. Er hat jetzt eine Reihe ummauerter, befestigter uns In iner Aus dehnung von 16 Meilen am Tugrla sich entlang ziehender Hügel vor sich. Diese Hügel sind dicht vom Feinde besetzt, der sich in Stellungen von großer Stärke befindet und starrend von Geschützen. Drr Fluß ist jetzt stark an- geschwollen. Unter diesen Umständen wird die erwartete Schlacht die hartnäckigste und wahrscheinlich die folgenschwerste des ganzen Feldzugs sein. Die engllschen Schisssgeschütze fahren fort, die Linie des Feindes zu beschießen, während unsere Patrouillen seine Flanken unsicher machen. In London, erwartet man, wie der „Frkf. Ztg." von dort gemeldet wird, die zweite große Schlacht am Tugela all gemein. Es besteht nach diesem Telegramm Zweifel, daß Ladysmith jetzt in gefährlicher Lage ist und seine Munition zu Ende geht, mithin Ersatz nölhig ist. Manche Kritiker glauben auch, General Buller sei es darum zu thun, einen Schlag aus- zufübren, drr sein Prestige wieberherstellt, ehe Lord NoberlS daö Oberkommando übernimmt. Der „Times"-Corresponvent in Ladysmith giebt jetzt selbst zu, daß die Lage dort schlimm wird und ungeduldiges Warten, Krank heiten, daS Bombardement und die kleinen Rationen ihre Wirkung thun. Ueber Pretoria wird berichtet, daß General White einen letzten Ausfall aus Lady smith beabsichtigt und darum vorher seine schweren Geschütze unbrauchbar macht. Die Kaffern - Nachricht, daß General White eine Stellung der Boeren erobert habe, ist unbestätigt geblieben. Am 28. Decembcr hörte man in Ladysmith und Colenso eine Explosion und man glaubt, daß die Boeren die Eisenbahn zwischen Ladysmith und Colenso zerstört baden. Aus Buller's Lager wird in Ergänzung unseres Telegramms vom 29. December gemeldet, daß während eines furchtbaren Gewittersturmes und Hagels die Pferde und Maulthiere durchgingen und aus die Stellungen der Boeren zuliesen; sie wurden aber rechtzeitig wieder zurückgelrieben. Ter „Daily Telegraph" berichtet aus Feder. Ihr größter Wunsch aber, entweder in oder neben ihrem eigenen Hause ein Heim für indische Wittwen einzurichten, ge langte nicht zur Erfüllung in Folge ihres allzu frühen Todes: sie starb im Jahre 94, im Alter von 32 Jahren. Uns interessirt wohl hauptsächlich die literarische Begabung der seltsamen Frau. Ihrem Schaffen auf diesem Gebiete ist poetisches Empfinden, das Streben nach gedanklicher Vertiefung und vor Allem ein sehr reges Naturgefühl nachzurühmen. Ihre landschaftlichen Schilderungen sind außerordentlich schön, an schaulich und pittoresk dabei. In dem Romane „Kamala" leistet sie auch als Sittenschilderin Anerkrnnenswerthes, die Darstellung des häuslichen Lebens der Hindu ist ihr vorzüglich gelungen. Dieses cultur- und sittengeschichtlich bedeutungsvolle Moment tritt dagegen in „Saguna" zurück; um so mehr zeigt sich, welch einen nivellirenden Einfluß die allgemeinen Bildungsmittel aus- siben. Wüßte man nicht, daß die Verfasserin eine Jndierin ist, aus dieser ihrer Selbstschilderung und Schilderung von Sclbst- erlebtem wäre es kaum herauszulesen. Die Anschauungen und Leben»auffassungtn, die sie darin bekundet, sind die einer Euro päerin, Engländerin, vielleicht, und in erster Linie, die «iner Frauenrechtlerin strengster Observanz. Glaubt man, nicht irgend eine der herkömmlichen kritischen Darstellungen von Theekränzchen und Honoratiorenbällen vor sich zu habe", liest man die Schilderungen Krugabai s von dem Erscheinen de» Rhadabai im Kreise ihrer Freundinnen, wie diese koqurttiren, sich zieren und haben, während sie selbst, im Gefühl ihrer geistigen Ueberlegenheit, nur mit Bedauern auf so thörichte Menschenkinder hinabblicken kann? Dann folgend« Betrachtung: An den Ketten und Banden, die das gewöhnliche Loo» der Frauen umgaben, hatte ich mich wundgerieben (eine Phrase, nebenbei bemerkt, die der Begründung gänzlich entbehrt. Die Verfasserin hatte, Dank ihrem Bruder, stets eine Ausnahmestellung unter den den, Lager von Frere vom 31. December Nachmittags, daß Buller'S Absicht, die Stellungen der Boeren bei Colenso am Abend vorher zu bombardireu, frblschlug. Berittene Infanterie rückte zum Tugela vor, um di« Boeren zu vcr anlassen, durch Gewehrfeurr ihre Stellungen erkennen zu lassen. Die Boeren empfingen auch die Cavallerje mit heftigem Gewehrfeuer und richteten Scheinwerfer auf sie, aber die Marinegeschütze, welche dann die Stellungen der Boeren beschießen sollten, traten nicht in Toätigkeit, weil man bei denselben wegen stürmischen Wetters daS Gewebrfeuer nicht hörte. So mußte sich dir Cavallerie, vom heftigen Feuer der Boeren verfolgt, durch Schmutz und Regen zurückziehen. Schlimmer erging eS einer Ablheilung colonialer Reiter mit zwei Geschützen,welche die Stellung der Boeren auf dem Hlangwana Berge recognosciren sollten. Sie fanden ihren Weg nickt, Männer und Pferde strauchelten und fielen in Wasserpfützen. Die ganze Truppe kebrte durchnäßt zum Lager zurück. Nack einer Meldung des „Daily Marl" aus Capstakt sind 95 Procent der Farmer von Vetschuanaland zu den Boren übergegangen; dieselben übernahmen auch die Belagerung von Mafeking, als Cronjes Leute nach Süden zogen, um sich Methuen entgegen zu stellen. Die Negierung von Betschuanaland wird so auSgefüdrt, als ob eS immer schon im Besitz der Holländer gewesen wäre. Die Post- marken, welche dort verwendet weiden, sind Postmarken der Capcoionie, denen man die Buchstaben 2. k., daS beißt 2uick ^krilcnsnschs Kepudliek, aufgedruckt hat. Solche Marken sind schon nach Capstabt gekommen und werden dort theucr bezahlt. Vielleicht prägen die Boeren bald in Capstadt eigene Post- markeu, wenn der Aufstand der Holländer, der nach dem im gestrigen Abendblatt wiedergigebenen Telegramm unseres Londoner Berichterstatters befürchtet wird, thatsächlich zum Ausbruch kommt. Wir fügen noch folgende Meldungen an: * Turban, 1 Januar. (Telegramm.) Die fremden Milttär-Attachss, die die Weihnacht-ferien hier verbracht babeo sind heute nacH drr Front zurückgekehrt. * London, 1. Juiiuar. (Frft. Ztg.) Lord LheSham »ud Die« jenigen, welche mit ihm hier in London ein Eorps Deomanry an werben, sind dahinter gekommen, daß eine ganze Anzahl von Leuten, welche für die Boeren zu kämpfen beabsichtigten und von Leyds geschickt sein sollen, sich um Aufnahme in das Corp» bewerben. (In Leids, der bald in London, bald in Lissabon, bald in Kairo dir Hände im Spiel hat, sehen die Engländer schon den leibhaftigen Gottseibeiuns, rin Zeichen, daß ihre Nervosität bereits einen bcdcuklichen Grad erreicht hat. D. Red.) * Kalkutta, 2. Januar. (Telegramm.) Alle ringe« borenen Fürsten Indiens haben, nunmehr Pferde zur Verwendung in Südafrika angeboren. Der Maharadscha von Batiala hat Lord Roberts eia prachtvolle» arabisches Streitroß zum Geschenke gemacht. (Die armen Boeren! D. Red.) «tue Kundgebung Baden-Powclls. * London, 1. Januar. Einem Rentertelezramm zufolge bat Oberst Baden-Powell an seine Belagerer folgenden Brief gesandt: „An die Bürger unter Waffen um Mafeking. Bürger! Ich wende mich an Euch in dieser Weise, weil ich kürzlich gehört habe, wie Ihr absichtlich von Euren Lsficieren, der Re gierung und der Presse über Alles, was sich in anderen TVe len Südafrikas ereignet hat, im Dunkeln gehalten werde:. Als commandirender Öfficier Ihrer Majestät Truppen an diesem Platze halte ich es für richtig, die unvermeidlichen Folgen klar auszusühren, die einlreten werden, wenn Ihr noch länger gegen Großbritannien unter Waffen bleibt. Ihr wißt, daß der gegenwärtige Krieg dadurch verursacht wurde, daß Eure Streitkräfte ohne zu rechisertigeiide Gründe in britisches Territorium einfielen Eure Führer sagen Euch nicht, daß Ihr es dis jetzt nur mit Len britischen Avantgarden zu thun hattet. Die Umstände haben sich in der letzten Woche geändert l!). Tie Hauptkräste der Engländer kommen jetzt täglich zu Tausenden von England, Canada, Australien und Indien an und stehen im Begriffe, gegen Euch vorzugehen. Hindumädchen eingenommen) und ich hatte mich gesehnt, den Leuten zu zeigen, daß die Frau dem Manne eben bürtigist! Der Gedanke, daß dieFraukeinanderes Ziel habe, als die Ehe, und daß sie ihr Leben mit allerlei nichtssagenden Dingen, Putz, Eitelkeit, verbringen unv niemals sich ihrer Unabhängigkeit und einer geistigen Thätigkeit erfreuen solle, war mir immer un erträglicher erschienen. Ja, er ließ mich den Männern so lange aus dem Wege gehen, bis ich eine andere Stellung ihnen gegen über einnchmen könnte! Zeigt sich hier nicht eine geradezu komische Ucbereinstimmung mit den Tiraden unv Schlagworten der amerikanischen und europäischen Amazosen im Dienste der „Freiheit und Gleichheit"? Geradezu komisch, und doch auch recht betrübend! Fehlt schon unserer Frauenbewegung dir Sicherheit einer ruhigen und steten Entwickelung, leidet sie schon bedenklich unter dem Mangel an Pietät für das Gewesene und Bewährte, wie viel mehr Nicht achtung des historisch Begründeten, de» national Eigenartigen, wie viel mehr Ueberstürzung offenbart sich in dem Jdeengangc drr Jndierin. Der Sprung von der schlichten, häuslichen, echt deutschen Frau bi» zu der Studentin, Doctorin msck. unv Doctorin pknl., war gewiß ein sehr großer und kühner; der der Brahmanrntochter nach dem gleichen weitgestecktrn Ziele ist aber ein so ungeheuerlicher, daß sein Gelingen mehr al» Zufall, als Ausnahme gelten kann, nicht aber al» Regel. Das Loos drr Hindufrau ist eia beklagenswerthe» und ihres Menschenthums unwürdig: al» zarte» Kind wird sie einem zu meist um Jahrzehnte älteren Manne vermählt, dem Elternhause entrissen und dem unbegrenzten Machtbereich drr ihr fast aus nahmslos feindlich gegenübrrftrhenden Schwiegermutter überant wortet. Das typische Verhältniß zwischen den beiden Frauen, dem Kinde und der Matrone, ist derart, daß die Schwiegermutter
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