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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.01.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-01-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000110014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900011001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900011001
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- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
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Tabellarischer nnd Ziffrrnsatz nach höherem Tarif. Extra-Beilage» (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesürderung 80.—, mit Postbefördernng ^tl 70.—. Äunahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgab«: Bornuttags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag« 4Uhr. vri den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stet« an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. Z 16. Mittwoch den 10. Januar 1900« 81. Jahrgang. Euglano rmL NußlanL am Beginne -es LV. Jahrhunderts. L2 Am Beginne des zu Ende gegangenen Jahrhunderts bestand dir beste Harmonie zwischen der größten Seemacht der Welt und dem Staate, der den größten Territorialbesitz auf dem europäi schen Continente inne hat. England und Rußland waren die einzigen Mächte, die dem großen corsischen Eroberer erfolgreich zu widerstehen vermochten. Die Unterstützung, die England den Spaniern zu Theil werden ließ, und di« Störung d«S französi schen Handels durch englische Kaperschiffe lähmten die Kraft Napoleon's, di« dann in den Gefilden des russischen Riesenreich«« noch mehr zerstört wurde, und in einem Kriege bei dem England und Rußland Verbündete waren, gänzlich zerstört wurde. Wie anders stellt sich heute die Weltlage dar! Rußland ist heute der beste Freund jenes Frankreich, das damals mit Ruß lands Hilfe seines Nimbus entkleidet wurde, und es ist der in timste Gegner des großbritannischen Reiches, mit dem eS damals aufs Innigste harmonirte. Damals wurde die Weltlage be stimmt durch den Gegensatz der europäischen Mächte zu Frank reich, heute hängt Krieg und Frieden in Europa nicht ausschließlich, aber doch zu einem großen Theile von dem nimmer zur Ruhe kommenden Tonflicte zwischen dem Bären und dem Walfisch ab. Der Conflict wurde zu einer Nothwendigkeit durch das Expansion»« vedürfniß Rußlands und durch die ExpansionS gier Eng lands. WaS für Rußland ein« Lebensnothwcndigkeit ist, das wird bei England veranlaßt durch eine Nimmersatte Habsucht. So traten England und Rußland zunächst in Gegensatz im Süd osten Europa«, später in Centralasien, endlich im Osten Asiens. Keiner dieser Gegensätze hat bisher seine Lösung gefunden, wenn auch der an erster Stelle erwähnt« bereits vor nahezu einem halben Jahrhundert auszutragen versucht wurde. Daß aber daS beginnende Jahrhundert in der einen oder anderen Weise den Conflict zwischen den beiden Riesenreichen wird zum AuStrag bringen müssen, kann nicht bezweifelt werden. Mit welchen Kräften treten beide Mächte in das Jahrhundert dieses Riesenconflictes «in? England befindet sich zunächst wenigstens in der viel ungünstigeren Lage. ES hat sich durch eigene Schuld in einen Krieg verwickelt, bei dem seine gewaltige Flotte nu» in lehr mittelbar«. Weissen« Wort 'ffkiSsp.oHk .an». Die Folge davon ist, daß Englands Landstreitkrafte fast bis auf den letzten Mann in Anspruch genommen sind, ohne daß dabei bislang eine Gewähr dafür gegeben ist, daß die großen Auf wendungen, zu denen England sich gezwungen sieht, einen end- giltigen Erfolg herbeiführen werde». Trotzdem wäre eS sehr voreilig, Englands Macht als gebrochen an- zusrhen und zu glauben, daß Rußland so im Handumdrehen sein« Pläne verwirklichen und Englands Stellung im europäi schen Orient und in Asien vernichten könne. England hat sich in seiner Läntkrgier übernommen rind' befindet sich genau in der Situation eines Mannes, der beim Essen oder Trinken des Guten zu viel gethan hat. Dieser Mann pflegt keinesfalls an seinem Leiden zu sterben, sondern nur sein Magen befindet sich in einer acuten Krisis, die überstanden ist, sobald er daS Zuviel an Speise oder Trank abgestoßen hat. England hat 1783 sein große nord amerikanische Colonir verloren, und eS hat trotzdem kaum ein Menschenalter später sich an Frankreich dafür rächen können, daß es damals die Nordamerikaner unterstützt hatte. So würde Englands Macht, selbst wenn der Boerenlrieg, waS aber noch nicht al- sicher angesehen werden darf, endgtltig unglücklich für die englischen Waffen verlaufen sollte, zwar momentan erschüttert sein, aber von der Gewißheit de» Unterliegen« gegenüber Ruß land wäre damit noch lange nicht die Rede. Dies um so weniger, al» auch Rußland die Bilanz deS alten Jahrhunderts mit einigen negativen Conten abschließt, die es in das neue Jahrhundert hineinschleppen muß. Zunächst ist es mit den russifthen Finanzen — und da» Geld spielt ja nach dem berühmten Worte Montecuculi'S beim Kriege eine sehr große Rolle — ziemlich übel bestellt, denn di« massenhaften Anleihen, deren Verzinsung große Summen verschlingt, die trotz aller Friedensversichcrungen unausgesetzte Vermehrung von Heer und Flotte und endlich häufige Mißernten und Seuchen verhindern trotz der großen natürlichen Hilfsquellen d<« Rirsenrrtchr« eine dauernde Gesundung der finanziellen Lage. Zum Zweiten hat sich die Weltlage im letzten halben Jahrzehnt dadurch zu Un- gunsten Rußland» verschoben, daß das Zarenreich in dem mit un geahnter Schnelligkeit zu einer militärischen Großmacht ge wordenen Japan einen Gegner besitzt, der jede russisch« Offen- sivbeweauna gegen England in Asten erschwert. Aus der anderen Seite freilich hat Rußland England gegenüber eine Reihe von Dortbeilen: r» besitzt in Frankreich einen waffenkräftiaen Bundes genossen, während England isolirt ist, und e« besitzt eme dortreff- liche und vorsichtige Diplomatie, deren sich England seit DiS- raeli'S Tod nicht rühmen kann. So stehen die Chancen, mit denen die beiden Riesenreichr in daS 20. Jahrhundert eintreten, annähernd gleich, und gerade dieser Umstand trägt dazu bet, daß da« neu« Jahrhundert in so hohem Maße unter dem Zeichen de« Lonflirt« oer beiden Mächte steht. Denn wäre einer dieser Staaten im entschiedenen Uiber- gewicht, so würde dem Lonflietr ein rasche« Ende «macht werden. So aber stehen sie sich wie zwei Binger «-»nüber, von denen jeder den anderen resvectirt und sich deshalb nicht übereilt, au»- zuprobiren» wer der Stärker« ist. Ver Arie- in Südafrika. —p. Keine weit«« Meld«»-, welch« klar ,rk«nn«n li«ß«, wie der MOMPf MAL MUMVIWLrM geendet und welch, Folgen «gehabt, ist zu verzeichnen, Ahite'g Meldung, daß dn Angriff der Boeren zurück- geschlagen worden sei, vrrursacht in London allgemein« Be friedigung: allria mq« verhehlt sich mcht, daß di« Sage von vadhsmith dadurch nicht besser geword«» ,st. Drr laug« hartnäckig« Kampf «äff» di« Besatzung w«s«nt- lick geschwächt und di« Munition nabizu «r- sch ätz ft habe». Di« räumt «in, di« strategischen ein .».^«,»,1. deren Mirfübrung durch auldrücklich erlaukt ist, sind mit dem unterzeichneten Beschlüsse der Genfer Convention vom Jahr« die Boeren organisirt. E« ist unbegreiflich; und .» fragt sich, 1863 da« Hohe Auswärtig« Amt zu London, di« sofortig« I die Raffern wohl sehr loyale Truppen sein werden, nun sie Freilassung der bezeichnete» SanitSttrrpedition anzuordnen seh«n, daß die Boeren die Oberhand haben? Unbegreiflich ist und diese!« sammt allem ihrem mltaefübrten Gepäck ' »>. Unterstützung in mannigfachster Weise werden kann und auch zugeführt wird, ließe. Daß die Neutralität Portugal» einen hinreichenden Schutz gegen solche Hilfeleistung für bilde, werde man bei dem bekannten Charakter «ine» ThrilS der portugiesischen Beamtenschaft in Lauren;o-Morquez in Lissabon selbst nicht zu behaupten wagen. E» werd« sonst allgemein al» rin, unabwetrbare Aufgabe drr Regierung betrachtet, wirksam»«« Mittel zur Abwehr einer so empfindlichen Schädigung England« in einem Krieg« zu schaffen, in dem e» offen von den südafrikanischen Republiken, heimlich aber auch von anderen Gegnern bekämpft wird. S«r Beschlagnahme de» „Herzog". Da« Comit« drr Internationalen Freiwilligen vom Rothen Kreuz zu Brüssel hat an da« Auswärtige Amt in London folgende« Protest schreiben gerichtet: An da« Hohr Auswärtige Amt zu London. Nach einer au« Durban einaetroffenen telraraphischeu Meldung wurde der Dampfer der Deutschen Ost-Afrika-Linie „Hrrzog", welcher am 2. Januar d. I. m die Drlagoa-Bai «inlirt, vonbritischrnKrieasschiffea angehalten und zwanz«weise nach Durban gebracht. Da sich a» Bord diese« Dampfer« eine von dem unterzrichnrtrn Eomitö ausgerüstet« Sanität«« expedition befindet, so bittet der Unterzeichnet« unter Be rufung auf die von der königlich britischen Regierung mit unterzeichneten Beschlüsse der Genfer Convention vom Jahr« und diestlb« sammt all«m ihrem mltgefübrten Gepäck der Theilnehmer, den Verbandsstoffen, Medicaüen, chirurgisch«» Apparaten und Instrumenten, aus Kosten der britischen Regierung nach Lounn^o-Marquez bringen zu lass«». Da« Lomits der Internationalen Freiwillig«« de« Rothen Kreuzes zu Brüssel ist durch Urkunde vom 2K. October l876 ordnungsmäßig an die Genfer Gonvenrivn ang,schloss,» nnd bat die besagte Tzpedition genau nach den Vorschriften der Genfer Convention ausgerüstet. Di» Expedition best«ht aus 49 Theilnrhmrrn, darunter 7 A«rzt«n, welch« die staatlichen Prüfungen in B«lgt«n, Deutschland und Oestrrreich ordnungsmäßig bestanden. 26 Krankenpflegern und 16 Kkank«nvfl«arrinnen. welche sämmtlich in vorschriftsmäßig«? W«ise Santtätscurs« brsucht und d«m unt,rz«ichn«ten Evmiks« ihre bezüglich«« Zeugniss« vorg«l«g» hab««. Sbr«r Staatsangehörigkeit nach gliedern sich di« rbeiln«hm«, in 23 Nngihärlg« »W Deutsch«« Rriches, 22 Angehörige de« Königreich,« Belgien, S An-«hörig« der öster.-ung. Monarchie, 1 Anarbbrig« dir Rtpnbliqu» frangais«. Sämmtlich« Mitali,»«r stad durch Vertrag verpflicht«», dr«i Monat« lang Dienst in der Krankrnpfleg« auf d«m Kriegsschauplatz» zu tbun und all« ihnen überg«b«n,n Vir- wund«t«n beider kriegführender Mächt« zu pfleg««. Sämmtlick»« Mitglied«! stad vrrs«h«n mit «in«« amtlich gestempelt«» Ltzzitimationsbuch« d«s unt«rzeichnet«n Eomils« dts Rothen Kr«ur«s. — All« Gepäckstück« dir Expedition, welch« nur Gegenstand« enthalten, deren Mirfübrung durch di« Genf» Evnvrnrioa ausdrücklich erlaubt ist, sind mit dem Rothen Kreuze unb dem Stempel deS unterzeichneten ComitöS versehen. Da somit die bezeichnete Internationale SanitätSexpevition allen.Anforderungen genügt, welche durch die Convention von Genf vorgeschriebrn sind, stellt die Festhaltung der Expedition eine offenbare Verletzung de« Völkerrechte« dar und bitten wir daher da« hohe Auswärtige Amt, die unverzügliche Frei lassung der Expedition anzuordnen. Brüssel, den 8. Januar 1900. DaS Comitö der Internationalen Freiwilligen de« Rothen Kreuze« in Brüssel. Der Vorsitzende; Karl de Naeyer, wx. Die Bewaffnung der Kaffer« durch die Engländer. Der Einfluß der britischen Niederlagen in Verbindung mit der Bewaffnung der Kaffernstämme durch die britischen Autoritäten wird sich, wie dem „Zwolschen Court." von seinem Cap-Correspondenten geschrieben wird, für die Engländer noch in ungeahnter Weise geltend machen. Die Kaffern haben mit Vergnügen den Gang drr Dinge verfolgt. Mit einiger Ver wunderung haben sie zunächst gesehen, wie die Boeren in Natal thaten, was sie wollten, wie sie dort ungestraft ganze Heerde» forttrieben und wie sie im Norden der Lolonie einen Platz nach dem andern in Besitz nahmen, ohne daß ein Snglishman kam, sie daran zu hindern. Und al» sie sahen, wie unter der englischen Bevölkerung eine Panik entstand, haben sie sich gefreut, denn ein Weißer, der bange wird, ist natürlich eine Erscheinung, an der ein Kaffer das größte Vergnügen hat. Man kann versichert sein, daß, welche Erzählungen sie auch den englischen Correspondenten aufgetischt haben mögen, durch ganz Kafferland, Zululand und Basutoland die Erniedrigung und der Schrecken der Engländer in jedem Kraal in lebhaften Farben zur Erbauung der Daheim gebliebenen erzählt wurden. Und als sie dann bei Molteno die englischen Truppen haben auSreißen sehen, so arg, wie sie es selber selten vor den Boeren gethan haben, da wurde ihr heraus forderndes Wesen gegenüber den Engländern, das in Natal und im Osten drr Colonie den Zustand bereits unsicher machte, ver stärkt zu einer tiefen Geringschätzung ihrer Oberherrschaft. Da zu kommt nun noch der unbegreifliche Beschluß der englischen Ver waltung, die Kaffern in großem Maße gegen die Boeren zu. bewaffnen. Als ob sie begriff, daß^ sie damit ein bedenklich«» Werk unternehme, wurde ^icht» davon Wagt. Auch „Reuter" schwieg darüber. Erst aus Privatbriefen aus den Kaffern-' Provinzen wurde bekannt, daß die Kaffern von der Regierung Waffen erhielten; — die Jingo-Presse schweigt sich heute noch aus. Aber Lhatsache ist es. Der Chef des Eingeborenen-De- partements ist zur Verfügung der Militärbehörde gestellt, trotz aller Humanitären Versicherungen, daß man nicht einen einzigen indischen Soldaten verwenden würde, da es sich doch um einen Krieg von Weißen gegen Weiße handelte. Die Magistrat-Resi denten haben in Folge Befehls von hoher Hand in den Kaffern- provinzen Versammlungen mit den Kaffernhäuptlingen gehabt, um mit ihnen über eine Bertheidigung gegen die Boeren zu unterhandeln. Diese Häuptlinge sind aber Helle Jungen und be gannen sofort unangenehme Fragen zu stellen. Das begriffen sie nicht, sagten sie. Beim Beginn des Krieges hätten sie durch eine Proclamation des Gouverneurs die Ansage erhalten, sich ruhig zu verhalten, denn e» sei ein Krieg »wischen Weißen allein, und nun würden sie gefragt, ob sie nntkampfen wollten. Ja, war die Antwort, aber die Boeren fallen ins Land ein und der Zweck ihrer Mitwirkung solle nur eine Dertheidigung der Grenzen sein. Die Meisten waren mit dieser Auskunft Alles eher als befriedigt, denn Griqualand-Ost und Pondoland, wo die Versammlungen abgehalten wurden, liegen so sehr abseits von dem Wege der Borrenheere und von den Republiken durch die Gebirge von Basutoland abgeschlossen, daß sie einen solchen Einfall nicht für wahrscheinlich erachten. Aber jck, wenn die Eng länder darauf beständen, dann wollten sie wohl, aber — sie hätten keine Waffen. In allen Kaffrrndistricten ist eS den Kaffern aufs Strengste verboten, Waffen zu haben, wenn auch noch in manch einer Hütte ein ASsagai zu finden sein dürfte. Dieser Einwand sei aber kein unüberwindbare« Hinderniß, sagten die Beamten, die Regierung würde den Männern, die sich ein schrieben, wohl Waffen «eben. Und wirklich hat die Regierung Hunderte und im Augenblick wohl schon Tausende von Kaffern mit Gewehren bewaffnet und sie zu einer Heeresmacht gegen die Boeren organisirt. E» ist unbegreiflich; und r» fragt sich, Folge» der Niederlage (!?) der Boeren dürften sich nicht als sehr erheblich rrweisen. Fall« die Verluste de« Feindes nicht ungewöhnlich groß seien, dürften sie ihn nicht im Mindesten veranlassen, d»e Belagerung aufzugeben. Unter diesen Umständen wird erwartet, Buller werde baldigst zum Angriffe gegen die Stellung der Boeren am Tugela schreiten. Dir „Times" fragten verwundert, warum er die« nicht schon am Sonntag gethan habe. — Sonst liegt un« nur die folgende Meldung vor: * Loureuyo Margue«, 6. Januar. (Reuter's Bureau.) AuS Eoleuso wird unter dem 3. d. M. berichtet: Heute Morgen wurde bei Kliprider Trist uuter dem Borsitze Joubert'S ein allgemeiner KriegSrath abgehalte», in welchem der weitere FeldzugSplan fest gestellt wurde. — Die erste für den Kriegsdienst bestimmte Loco- motiv« Transvaals ist heute früh auf der wieder hergrstellten Eisenbahnlinie in Colenso ringetroffen. — Seit gestern Nachmittag 6 Uhr feuerten die britischen Marinegeschütze nicht. Die Briten haben eine Ersatz-Eisenbahnlinie nach einem westlichen Puncte der Haupteisenbahulinie in der Richtung nach Potgieter her gestellt. (Wiederholt.) Au« NcnSbilrg wird unterm 5. Januar berichte», daß bei einem Patrouillen ritte in der Nähe von Cole«berg da« Mitglied de« Unterhause« John Milbank am Beine leicht ver wundet worden ist. Aus Mafekiug war von den „Times" bekanntlich gemeldet worden, die Boeren hätten Verwundete auSgeplündert. Dem entgegen berichtet ein Telegramm des „Reuter'schen Bureau«" au- Mafeking vom 26. December, daß oie Boeren in dem Gefecht an diesen. Tage daS „RotheKreuz" in jeder Beziehung respectirt unddieOfficiereund Mannschaften vom Plündern der Tobten zurückgehalten haben. Mehrere Gegen stände, die dem Leichnam eines britischen Officier« ab genommen worden seien, seien später zurückgegedeu worden. Dieses Dementi ist und soll nicht« sein, al« eine Bestätigung der „Time«"-Meldung, e« ist ebensoviel Werth, wie diese selbst. Sur Deta«ahai--ra«e schreibt hie vffiMo Ktzwmtt^Pplitisch« CorrtspondenzA Rttch einer un« soSLondonzuge-enixa'Melduirg Agt be züglich der Stellung de« dortigen CablnetS gegenüber b«m von einem Theile der öffentlichen Meinung auSgedrückten Verlangen, daß sich England auf di« eine oder andere Weise für die Lauer de« Kriege« zum Herrn der Delagoa-Bai mache, keinerlei sicherer Anhaltspunkt vor. Unzweifelhaft sei aber, daß zu den Gegen ständen ernstrstrr und unablässiger Erwägung für die Regierung die Frag« gehSrru müsse, auf welche Weise sich da- Thor drr Delagoa-Bai, durch da« den Boeren zugeführt schließen annähernd die Boeren eine schwache Bezeichnung. Hat die Regierung denn vergessen, daß rin Kaffer im Kriege ein unbarmherziger Wtitherich st? Sind alle dir guten, menschrnlirbenden Princivirn von „ ein Farbiger in einem Krieg zwischen Weißen" ganz bei Seite gesetzt durch die Furcht vor den Boeren? Hat man denn ganz vergessen, daß noch keine SO Jahr» verflossen sind, al« im Jahre 1880 Millionen Pfunde und unzählige Menschenleben geopfert werden mußten, um dir Basuto« zu entwaffnen? Erwartet man am Ende, daß die Kaffern nach dem Kriege ganz gehorsam dir Ge wehre zurückbringrn werden, wenn sie sie nicht mehr nöthig Laben? Oder daß sie, jetzt organisirt, ganz ruhig in ihren Territorien bleiben werden und nicht» thun, al« die Boeren zurücktreiben, fall« diese in ihr Gebiet dringen sollten. (Mgdb. Z.) * Der „Hamb. Börsenhalle" wird an« Pretoria vom 2. December »«richtet: Eia r«u»,rische« Einfalt dir Khama-K»ss«rn am 26. Rovemter an de« Grenz« de« Distrikt« Rusteutzurg nah« bei Mochudi, der von 800 bertttenen Polizisten per Chartere» Compagnie vrganlsirt wurde, «les hier di« größt« Erregung und fürchterlich« Wut» Hervar. Di« Kaffern, unie«stützt durch di« Polizist«» und eia, Maxint-Sanon« hatten den Limpopo üderschrltten, warfen sich vall wuth auf ein* klein« traaßvaallfch« P»li»«lstati»a und tSdteten 10 Baerl». Gotzan» verbrannten sie dl, an» li»g«nd«n Hüuser und erschlugen 18 Persanen, Mtlunrr, Frauen und Kinder, außerdmn trieb«» fk SO Frauen, ,1« ge fangen, hinweg. Diese unglücklichen Frauen wurden zwei Tag« nnd zwei Rächt« in Wind und Weiter umher,«triiben di» «ndlich der remmandtrend» englische Officier deS gepanzerten EisenbohnzugeS bei GaberoneS ein Einsehen fand, sie loSIieß und zurücksandte. Es herrscht hier eine rasende Wuth über diese That, da die beiden Republiken bi« heute stricte daran srsthalten, die Eingeborenen nicht am Kampfe theil. nehmen zu lassen. Blutige Brrgeltung wird Khama und sein Volk treffen und dies« Strafe ist wohl verdient. Unter den von den Khama'« Erschlagenen befindet sich leider auch das DolkSraad-Mit- glied für Rustenburg D. H. Barnard, «in tapferer, einsichtiger und aufgeklärter Bnrgher, der stet« dem Fortschritt hnldigte und an dem Transvaal viel verliert. Meine sämmtlichrn Bemerkungen über diese Affaire in meinen Telegrammen sind von der Censur gestrichen worden. Folgende wichtige Notizen sind in meinen Telegrammen ebenfalls unterdrückt worden. Briefe a»S Vcm Voerenlager v«r Latztzsmith nnd au-Pretoria. Ein Mitkämpfer, Herr W. de Boer, hat an seine Eltern in Cubaard einen interessanten, vom „Amsterd. Allg. Hdlsbl." veröffentlichten Brief aus einem Boerenlager umLadysmith, datirt vom 17. November, gerichtet, dem wir Folgendes ent nehmen: „Durch des Herrn Güte bin ich noch gesund und wohl. Wenn Ihr mich jetzt sähet, würdet Ihr Euch wundern: schmutzig, sonnenverbrannt, mit Bart und schwieligen Händen, Gewehr und Bandelier über dem Rücken, so gehe ich umher. Ladysmith isi noch nicht eingenommen, aber sehr eng eingeschlossen. Wir liegen hier nun schon drei Wochen und noch nicht einmal hat der Feind einen Erfolg erzielt. Stets wurde er mit bedeutenden Verlusten zurückgeschlagen — vergangenen Montag verlor er schätzungsweise 1500 Mann Wie ich vernehme, haben die Eng ¬ länder 120 000 Mann aufgerufen, um uns zu bekriegen. Laß sie nur aufs freie Feld kommen. Dort sind die Afrikander in ihrer vollen Kraft. Belagern ist nicht eigentlich ihr Werk. Ver schiedene berühmte Regimenter der Engländer, u. A. die Royal Dublin-Füseliers, die Sudan- und die Jndian-Troops und die Lancers, die noch nie geschlagen und mit Ehrenbeweisen über- laden sind, sind hier total vernichtet und gefangen genommen worden Ich hoffe, verschont zu bleiben. Die Afrikander decken- sich stets und wagen sich niemals auf die Ebene unters Kanonenfeuer. Eine Stadt soll man nicht stürmen, da dies zu viele Menschenleben kostet, und diese sind kostbar. Zum „Kononenfleisch" lasse wir uns nicht gebrauchen, wie die Eng liinder, di« sich buchstäblich haufenweise niederschießen lassen Genau wie ein Faden verschwindet, lvenn er sich der Flamnie nähert, so ist es hier gegangen mit ganzen Regimentern unter unserem Gewehrfeuer. . . . Wie oft bin ich in diesen Tagen im Geiste zu Hause, wenn ich in der einsamen Nacht auf Wache stehe und die Sterne, die zum Nachdenken stimmen, am Hellen Himmel flimmern. Das friedliche, ruhige Treiben meines geliebte» Vaterlandes ist nun fern von mir; Tag für Tag erblicke ich die Verwüstungen des Krieges, oft höre ich Jammern und Stöhne» der Verwundeten. O mother, o father! habe ich verwundete Engländer rufen hören; einer rief „Chamberlain, Chamberlain!" Er hatte einen Schuß durch den Kopf. Ein trauriger Gedanke, daß auf Gold versessene Capitalifien und englische Aristokraten so viel Blutvergießen, so viel Weh und Jammer verursachen. Was sollte Chamberlain wohl fühlen, wenn er aus dem Munde eines sterbenden Kriegers derartfge Vorwürfe hörte?" Garnisanlcben tn Transvaals Hanptstatzt. Aus Pretoria schreibt einer der Boeren an seine Ver wandten in Holland: „Es hätte wenig gefehlt, und wir hätten die holländische Post auch diese Woche wieder nicht erhalten. Der französische Dampfer, welcher diese Post überbrachte, wurde auf hoher See von dem englischen Kriegsschiff „Magicienne" verfolgt. Der Franzmann gab aber dem in einer Entfernung von 4 Meilen ge gebenen Befehl zum Stoppen kein Gehör und es glückte ihm, sicher und wohlbehalten in Lourenco Marques einzulaufen. — Ladysmith ist erschrecklich anzusehen. Rund um den Platz auf den KovjeS steht unser schweres Geschütz. Es brechen in Lad» smith Krankheiten aus, da man todte Pferde u. s. w. unbegrabe» liegen läßt. Die Urbergabe wird jeden Augenblick erwartet. Hier in Pretoria merken wir nichts vom Kriege. Ich bin bereits fünf Wochen auf Kommando und liege hier mit 120 Mann auf vei Rennbahn zur Bewachung der Gefangenen. Wir sind Tag unv Nacht auf Posten, es ist äußerst langweilig. In der folgende» Woche ziehen wir mit ihnen nach Waterval, zwei Stunden vou hier, in der Richtung von PirterLburg. Es wird dann hier wieder Platz für mue Gäste. Dir Herren Soldaten hatten gemein:, in 14 Tagen in Pretoria zu sein — nun sind sie dagewesen, ab.r als Gefangene. In Transvaal und im Freistaat ist bisd-.- noch kein Schuß gefallen, bisher wurde nur auf englischem Grund gebiet gefochten. Die Boeren in der Capcolonie schließen sich zu Hunderten an, und für den Ausgang sind wir nicht bange, selbst welin England 100 000 Mann verschickt. — Wunderbar ist r' wir still wir hier leben; wir wissen, daß die Unsrigen kämpfe» und hier merken wir gar nicht« davon. Verpflegung ist reichlich und Jedermann vollkommen sicher. — Weil ich auf Commandu bin, erhalt« ich nur zwei Drittel meine» Erhalt», aber von, Gouvernement Esten, Kleidung u. s. w. Im folgenden Monat wird noch «in Drittel weniger «»»bezahlt, welchen Betrag di- Südafrikanische Tisenbahngesellschaft gegen 4 Procent Zinse» verwahrt, um so dafür zu sorgen, daß ihr Personal, falls der Krieg lange anhätt, nicht ohne Geld ist. Ich halte dir» für eine sehr vernünftige Maßregel. Je acht Mann von unserer Com pagnie haben sich zum Essrn zusammengrthan, von denen ab wechselnd je riner den Koch spielt. Da« Kochen geschieht in einem großen, auf drei Füßen stehenden eisernen Topf über Lolzfeuer. Die Kost besteht au» einem Pfund Fleisch täglich für Jedermann, Rei» und Kartoffeln so diel wie nöthig und Kaff««, Zucker, The« und Brod stets im Ueberfluß. Gemüse kaufen wir selbst. Ich bin schon ein acceptabler Koch geworden In der Regel werden Fleisch, Kartoffeln, Rei» unv Gemüse Alle» in einem Topf gekocht. Da» Lagerleben ist eigenartig, und wenn wir zur Front müssen, sind wir schon aut trainirt. Unsere Be waffnuna besteht au» Gewehren, während Mapimgeschütze in einiger Entfernung ausgestellt find, um nur bei einem etwaigen Aufruhr der Gefangenen bei drr Hand zu sein. Di« Posten find gestoppt. Alle», wal »on Lran»d«al, auch vi»
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