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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.03.1901
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-03-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010305022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901030502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901030502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-03
- Tag1901-03-05
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Aus dem Haag wird uns berichtet: Gegenüber einem holländischen Journalisten hat sich Präsident Krüger in Utrecht folgendermaßen ausgesprochen: Die Nachricht von der Uebergabe Lotha'S habe ich keinen Augenblick für wahr gehalten; gleichwohl gestehe ich zu, daß ein solcher Schritt Botha jetzt oder später möglich ist. Aber Botha würde sich dann nicht mit der ganzen Transvaalarmee, sondern nur als einzelne Person, vielleicht im Verein mit 20 oder selbst 100 Anhängern ergeben. Botha ist ein sehr gewissenhafter Mann und nimmt seine Auf gabe als Oberanführer sehr ernst. Er hat schon früher wieder holt erklärt, daß er als einfacher Soldat bis zum letzten Augen blick auf dem Schlachtfeld? aushalten würde. So lange er aber die Verantwortlichkeit trage, die ganz« Armee zu leiten, könne er dies Amt nur führen, so lange er die erforderlichen Lebens mittel, Schießbedarf, Pferde und Ausrüstung für die Armee zur Verfügung habe. Botha ist kein Mann des unstäten und aufreibenden Kleinkrieges, wie De Wet, sondern er wünscht eine geordnete Armee mit einem großen Stabe unter seinem Befehl zu haben. ES ist deshalb möglich, daß eine Natur, wie die seinige, die jetzigen schwierigen Verhältnisse auf die Dauer nicht ertragen kann. Aber das Eine ist sicher: Ehe Botha den Befehl niedrrlegt und seine persönliche Unterwerfung unter England anmeldet, wird er die von ihm bis dahin geleitete Armee in Sicherheit gebracht und anderen Händen anvertraut haben. An der Lage auf dem Kriegsschauplätze kann hierdurch nicht das Geringste geändert werden. De Wet Ueber De Wet's Rückzug in den Oranjcfreistaat schreibt die „Köln. Ztg.": Diese neueste Leistung stellt De Wet's mili tärische Befähigung abermals in das glänzendste Licht. Trotz bewaffneten Widerstandes, trotz der bedrohlichen Nähe der Eisenbahn, auf der schleunigst Verstärkung für den G«gn«r hätte herbeigeschafft werden können, trotz des hohen Wafferstandes und der reißenden Strömung, endlich trotz der Ermattung seiner Leute, die kaum noch etwas zu brechen und zu beißen gehabt zu haben scheinen, hat er nicht nur sein Kom mando, sondern auch die Mehrzahl seiner Wagen durch den Fluß gebracht. Aber freilich, diese Leistung kann nicht darüber Hinweg täuschen, daß die ganze Operation De Wet's ein Schlag in's Wasser gewesen ist, ja ihn sogar empfindlich geschädigt hat. Er ist fast aller Hilfsmittel beraubt, und bis zum Aeußerstcn erschöpft zurückgekehrt, und wird geraumer Zeit bedürfen, ehe er wieder actionsfähig ist. Vielleicht könnten ihn die Engländer, wenn sie ihn jetzt mit frischen Truppen weiter verfolgten — denn di« alten sind selbst völlig erschöpft — zur Kapitulation bringen; die Erfahrungen, die man mit ihren Ver folgungen gemacht hat, sprechen allerdings nicht dafür. * London, 4. März. Amtlich wird aus Pretoria von heute gemeldet: De Wet rückte auf PhilliPolis vor, wurde aber von unseren Truppen überholt und marschirt jetzt auf Faure- smith. General Babington erbeutete eine Kanone und ein Pompom - Geschütz, die bei Landsontrin vergraben waren. 33 Boeren mit 50 Pferden wurden am Seacow-Flusse ge fangen genommen. General Tartnell erbeutete ein Holchkiß- Geschittz in der Nähe von Pietretief, wo mehr als 50 Boeren mit ihren Kommandanten sich ergaben. Die Wirren in China. Delcaffs über die Lage. * VariS, 4. März. Deputirtenkammer. (Fort setzung der ausführlichen Meldung.) Minister Delcass« fährt fort: Ein« Expedition, wie die, auf welche unser Kollege anspielt, und an der die Kontingente der Verbündeten und also auch di« französischen Truppen theilnehmen würden, hat vor herige Prüfung und vorheriges Einvernehmen zur Voraussetzung. Eine solche Expedition ist aber weder vorbereitet, noch beschlossen, ebenso wenig für heute, wie für morgen. Ich kann Destoürnelles in dieser Hinsicht beruhigen und gleichzeitig die Besorgniß zerstreuen, die tr zum Ausdruck gebracht hat. Nun gestehe ich, daß es weniger leicht ist, ihm auf die Frage zu ant worten, von welchen Gesichtspunkten die Mächte sich bei ihrer ge meinsamen Action im äußersten Osten leiten lassen; denn ebenso wenig, wie er, habe ich etwas davon gehört, daß die Mächte bei Beginn der chinesischen Krise Jemand beauftragt hätten, in ihrem Namen zu danken, zu entscheiden, zu befehlen; ich brauche das unserem Kollegen, der die diplomatischen Gebräuche viel zu gut kennt, nicht erst zu sagen. Ebenso wenig habe ich nöthig, ihn daran zu erinnern, daß, wenn eine Angelegenheit mehrere Mächte zur Vereinigung ihrer Bestrebungen veranlaßt, das Recht der Initiative und das Recht, Vorschläge zu machen, Allen ohne Unterschied zusteht. Heut« scheint diese Macht daS koncert zu leiten, morgen wird es eine andere sein, stets ist es aber diejenige, deren Anregungen vom klarsten und umfassendsten Gesichtspuncte des gemeinsamen Interesses aus «ingegeben zu sein scheinen, und wenn die Entschlüsse der Mächte «inmal gefaßt sind, dann ist es nöthigen Falles die militärische Macht, die deren Ausführung übernimmt. Genau so haben die Sachen in Khina sich zuge tragen und tragen sich noch so zu; die Nachricht von einer Ex pedition, welche Destoürnelles in Erregung gesetzt hat, ist er funden; Destoürnelles, der weiß, welchen Einfluß, welche Wir kung ein solches Wort auf den Gang und das Ergebniß der in Peking gepflogenen Verhandlungen haben würde, wird von mir nicht verlangen, hier zu erklärens daß eine Expedition nicht statt finden, daß man auf keinen Fall eine solche unternehmen wird. (Lebhafter Beifall.) Ich kann aber versichern und ich versichere gern, daß wir nicht die Absicht haben, eine Expe dition zu unternehmen, und daß wir unsererseits zu einer solchen keine Ermächtigung ertheilen, uns auch nicht daran betheiligen werden ohne ernste Gründe, die wir abzuwägen haben werden. Ich füge noch hinzu, daß China viel dazu beitragen kann, nicht nur die Wiederaufnahme der militärischen Ope rationen zu verhindern, dadurch, daß «s in loyaler Weise die von ihm angenommenen Bedingungen ausfllhct, sondern auch die Räumung seines Gebietes zu beschleunigen, dadurch, daß cs die Bedingungen ohne Verzug ausführt. (Lebhafter Beifall.) Wir wollen wünschen, daß die Stunde, wo das chinesische Gebiet ge räumt werden kann, bald schlägt, denn wir wünschen mehr, als irgend Jemand, den von uns zu bringenden Opfern ein Ende zu machen, für welche übrigens in der von China geschuldeten Entschädigung ein materieller Ersatz geleistet werden wird, und denen wir uns nicht entziehen könnten, wenn wir nicht darauf verzichten wollten, unseren Antheil an dem gemeinsamen Werk der Großmächte zu nehmen, im Augenblick, wo ander« ihren An- theil beanspruchten, welche sich nicht auf Interessen aller Art berufen könnten, wie si- Frankreich im äußersten Orient besitzt und vertritt. Wir haben an diesem gemeinsamen Werke eifrig und loyal mitgearbeitet und nur Anspruch erhoben auf eine regelrechte Entwickelung unserer wirthschaftlichen Interessen uns auf die friedliche Ausübung verschiedener Rechte, die uns Durch Verträge zugesichert sind. Aber gleichzeitig haben wir für die A u f r e ch t e r h a l t u n g des Gleichgewichtes Sorge getragen und Stellung genommen, damit auf alle Fäll« dieses Gleichgewicht nicht zu unse rem Schaden gestört werde. Ich hoffe, daß, wie die öffentliche Meinung, welche fühlt, daß wir uns auf festem Boden befinden und die ihre völlige Selbstbeherrschung zu bewahren wußte, auch Sie in Zukunft nicht bedauern werden, unsere Politik gebilligt und unterstützt zu haben, von der sie jetzt schon mit Recht sagen können, daß sie Frankreich zur Ehre gereicht. (Anhaltender Beifall auf allen Bänken.) Politische Tagesschau. * Leipzig, 5. März. Dem in unserem heutigen Morgenblatte enthaltenen Berichte über die gestrige Sitzung des Reichstags haben wir nichts hinzuzutügen, um so mehr aber dem Berichte über die gestrige Beratbung des preußischen AgeorduetrnhauscS Sie war eine Fortsetzung der am Sonnabend begonnenen zweiten Beratbung des Cultntsetats und wurde eingeleitet durch eine Erklärung des nationalliberalen Abg. v. Einern, die nach der „Nat.-Ztg." folgendermaßen lautete: Ich habe die Absicht, über diejenigen Theile der Rede des Cultus Ministers vom Sonnabend zu sprechen, in welchen meine Frennde eine programmatische Kundgebung erblicken. Nun sicht mir aber nicht der Wortlaut dieser Rede zur Verfügung; ich kenne ihn nur vom Hören und aus den Berichten in den Zeitungen. Ich habe verqebenS versucht, vom stenographischen Bureau diesen Wortlaut zu bekommen. Der Vorsteher des stenographischen Bureaus hat mir gejagt, daß dieser Wortlaut erst vorher festgestellt werden müsse und daß die Rede vorher an das Staatsmini st erium ginge; ich könne erst nach 12 Uhr diese Rede einseben. Da es sich bei dieser Rede des Cultnsministers nm eine wichtige Erklärung handelt, bei der es auf den Wortlaut ankommt, so muß ich vorläufig aus das Wort verzichten, bis ich den Wortlaut dieser Rede vor mir habe. Aus dem Berichte, den die „Germania" über die betr. Rede des Eultusministers gebracht, hatte man geschlossen, daß Herr Studt sich mit der Absicht einer Revision der kircbcnpolitischen Gesetzgebung trage, um den Wünschen des CentrumS entgegen zu kommen. Heute nun liegt der im EtaatSministerittiii festgestellte Bericht im .Reichsanzeiger" vor, wir theilen ibn an anderer Stelle mit. Er macht die Annahme begreiflich, daß Herr Stndt eine große Action auf kirchenpolitischem Gebiete wenigstens sür möglich habe er klären wollen. Jedenfalls bekundet sie, daß daS Staats Ministerium weder einzelnen „Reformvorschlägen" deS EentrumS principicll entgrgenzutrcten, noch dem Verlangen der obersten katholischen kirchlichen Bebvrden nach neuen Compronnssen und Vertragen ein starres „Nein" entgegenzusetzen gewillt ist. Gestern kannte man, wie gesagt, im Abgeordnetenbause den Wortlaut der Rede noch nicht; was über sie geredet wurde — denn nicht alle Redner legten sich die Beschränkung aus, die Herr v. Eynern sür nötbig hielt —, war daher ohne wesentliche Bedeutung; es spiegelte nur die Erreaung wider, die im Hause herrschte. Auf Seiten des Centrums war sie begreiflicherweise eine freudige und hoffnungs reiche, besonders deshalb, weil die Eonserva tiven am Freitag dem Anträge, betr. die Ausübung der Krankenpflege, eine so freundliche Aufnahme bereitet hatten. Den Conser- vativen sang dann der Abg. vr. Bachem ein besonderes Lob lied, das natürlich durch Ausfälle gegen den Evangelischen Bund gewürzt wurde. Auch die Regierung wurde für bisheriges Wohlwollen freundlich behandelt, freilich wurde auch die völlige Beseitigung der Neste des Cultur- kamvses und eine bessere Behandlung der edlen Polen von ibr verlangt. Und damit daS letztere Verlangen minder unerfüllbar erscheine, wurde den Polen Mäßigung empfohlen. Je siegesgewisser nun vr. Bachem auftrat, um so besorgter äußerten sich der nationalliberale Abg. l>r. Sattler und sein freiconservativer College Frbr. v. Zedlitz, die überdies beide die Gcfabren scharf kennzeichneten, die auS einem Entgegen kommen gegen die Polen erwachsen müßten. Und je sieges gewisser einerseits vr. Bachem und je besorgter und warnender andererseits der nationalliberale und der freiconservative Redner sich äußerten, um so leichter wurde es Herr» Studt, nach beiden Seiten Dämpfer auszusetzen. Er betonte seine Pflicht, die Staatshoheit aufrecht zu erkalten, ganz besonders auch den Polen gegenüber; zu einer klaren Erläuterung seines am Sonnabend aufgestellten Programms kam er aber nickt. So schloß die Sitzung ohne rechtes Ergebniß. Ein solches ist auch heute schwerlich zu erwarten. Jedenfalls aber hat man sich in Preußen einem verstärkten klerikalen Anstürme auf die „Reste deS CulturkampfeS" und einer wohlwollend prüfenden Haltung der Regierung zu versehen. Und da auch die Con- servativen zu einer solchen „wohlwollenden Prüfung" ent schlossen sinv, so wird der Ansturm ohne allen Erfolg sicher lich nicht bleiben. Bekanntlich hat die preußische Regierung die Kanal vorlage auch ihrer strategischen Bedeutung wegen zur Annahme empfohlen. Eine grundsätzlich gleiche Auffassung der Canäle findet sich auch in Frankreich. A. I. Gon in lenkt in dem Organ „Le Macht" die Aufmerksamkeit auf die Versorgung der KriegShafen, Werften und Schiffsbau anlagen der Canal- und der Ostseeküste mit Kohlen und Rohstoffen im Kriege. Er geht von der Voraus setzung aus, daß diese Häfen mit Kriegsausbruch blockirt werden, daß die auswärtige Kohlenzufuhr infolge dessen aufhören und man daher lediglich auf die Kohlenminen der Loire, Dourgogne, des Nivernais und Bourbonnais ange wiesen sein wird. Die Ausbeute dieser Gruben würde den Ansprüchen genügen, wenn es möglich wäre, die erforder lichen Kohlenmengen an die Küste zu schaffen. Um 2'/» Mill. Tonnen Kohlen im Jahre dorthin zu befördern, müssen dem rollenden Material der Eisenbahn 400 Maschinen und 0000 Wagen entzogen werden; dies ist den Eisenbahngesellschaften kaum im Frieden möglich, wie viel weniger im Kriege, wo daS rollende Material zur Mobilmachung und dem Auf marsch des Heeres und zum Heranschaffen der Heeresbedürf- nisse nach der Front völlig in Anspruch genommen wird. Es bleibt zur Ergänzung der Vorräthe in den KriegShafen und den Küsteuplätzen nur der Wasserweg übrig, und diese Erwägungen zwingen dazu, den natürlichen Wasserlauf der Loire als leistungsfähige Schifffahrtsstraße mit Seitencanälen auSzu- bauen. Lock roh hat im Jahre 1898 als Marineminister die Forderung dieses Planes zugesagt; sein Nachfolger de Laness an äußerte sich ähnlich. — Also auch in Frank reich, bemerkt zu Vorstehendem die „Marine-Rundschau", wendet man der militärischen Wichtigkeit eines gut aus gebildeten Canal- und BinnenschifffahrtSsystemS die ge bührende Aufmerksamkeit zu. Ueber die Regelung der HandckSbeziehlMgen zwischen Deutschland und Kanada wird der „Intern. Corresp." aus Ottawa berichtet: Angesichts der Langsamkeit, mit welcher das Londoner Auswärtige Amt den Abschluß eines neuen Handels Vertrages mit Deutschland betreibt, dringen oie betheiligtcn Kreise mit immer größerem Nachdruck darauf, daßkanavaselbst ständig einen Handelsvertrag mit Deutsch land abschließcn möge. Eine Anzahl Handelshäuser, welche bisher Beziehungen mit Deutschland unterhalten hatten, haben beschlossen, eine Abordnung nach Deutschland zu entsenden, um die dortigen beteiligten Kreise, insbesondere die Handels kammcrn, über das zwischen den beiden Staaten eingetretene Ver- hältniß aufzuklären. Man hat hier eingesehen, daß in Deutsch land durch die Vermittelung der englischen Presse eine ganz un richtige Auffassung der Lage geschaffen wurde, die vielleicht selbst von amtlichen Kreisen getheilt wird. Dies muß die beiderseitigen Interessen um so mehr schädigen, als nunmehr Frankreich einen neuen Handelsvertrag mit Kanada abge schlossen hat, durch den die französische Einfuhr in Kanada den selben Vorzugstarif erhält, den England seit zwei Jahren ge nießt, während die deutsche Einfuhr einen 25 Procent höheren Zoll zu tragen hat. In Kanada wünscht man die Aufrecht erhaltung dieses Verhältnisses gegenüber Deutschland nicht, wie man überhaupt bei der Kündigung des Handelsvertrages im Jahre 1898 keinerlei Absichten hatte, die deutsche Einfuhr nach Kanada zu schädigen. Diese Kün digung erfolgte vielmehr nur deshalb, um Canada aus seinem handelspolitischen AbhängigkeitSver- bältniß gegenüber England frei zu machen. Denn gleichzeitig erlangte der canadische Ministerpräsident Laurier während seiner damaligen Anwesenheit in London für Canada das Recht, künftig mit jedem beliebigen Staate Handels- FerrNletosi. Vie Landstreicherin. Oberbaherische Erzählung von Anton Frhr. v. ,Perfall. Äi-chtruck verboten. Ein sonderbarer Gedanke kam Marion. „Wo nur Biela so lange bleibt?" sagte sie zu Bärbl. Di« nickt« nur mit dem grauen Haupte. „Mein Gott, i hab' an' an's Wart'n längst g'wöhnt." Marion hat« ein sonderbares Gefühl. Es reizt« sie, dieselbe Frage zu thun wie einst, und Bärbl gab dieselbe Antwort. „Wünsch' ihn nur recht fest herbei", sagte sie damals, „wir können Alles, was wir wollen/ Wenn daS wahr wäre! Jetzt hätte sie ihren Willen nicht mehr zu fürchten wie damals. In diesem Augenblick trat Biela aus dem Holze und kam quer herüber über die gemähte Wiese. Marion pochte das Herz. — Zu albern, als ob Biela nicht schon oft über die Wiese her gekommen wäre, als ob man nicht alle Jahre hier Ernte hätte! — Und doch, — sie konnte den Blick nicht wenden. Das Mäd chen erschien ihr f» erhitzt, nicht so gemessen wie sonst. Zu alb«rn? Zu albern! Von Weitem ri«f sie ihr schon zu: „Wo bleibst Du denn so lange, Biela?" „Die Bleß bat sich verstiegen, Mutter!" erwiderte das Mäd chen, völlig grloffen, — und doch war eS Marion, al« ob sie ihr einen heimlichen Blick zuwarf, ihr zuwinkt« mit den. Augen. — Bärbl arbeitet« emsig weiter. „Hast Du etwas für mich?" fragte Marion plötzlich Biela. „Für Dich? Ja, was soll ich denn für Dich haben?" er widert« das Mädchen erstaunt. Marion wurde seuerroih. So ihöricht! So thöricht! Die Thränen traten ihr in die Augen vor Verdruß über sich selbst. Ganz zornig wurde sie, als Biela weiter in sie drang, was sie denn wolle. Biela ging kopfschüttelnd an die Arbeit. Was weiß die Jugend von all den dunklen Beziehung«n, Ahnungen, inneren Stimmen, die dem reifen Alter sich unabweis bar aufdräng«n! Marion aber setzte sich hinten in den Heuhaufen, zog einen vergilbten Brief heraus und las: „Verlaß Dich d'rauf, eines Tages bin ich wieder da und halt' Nachschau, wie schon einmal, g«rad' so, ganz geheim, vielleicht grab', wenn Du's am wenigsten glaubst. Grüß' mir die Biela! Ob si« mich vergessen hat? Muß die schön 'worden sein! Der Bärbl sag', daß ich den bösen Verdacht längst verziehen habe! Das Land räumt sauber auf mit all dem bösen Zeug in der Brust. Also paff' auf, sicher bist keinen Tag vor mir!" Der Brief war ihr Trost seit sieben Jahren. Es wäre kein Leben gewesen ohne ihn in dem kalten Hause, das nimmer ihr eigen sein konnte, das ihr fremd geblieben, wie es am ersten Tage ihre- Kommens gewesen, selbst Biela zu Liebe wäre kein Bleiben gewesen. Nie hatte sie den Lawinerhof als ihr Eigenthum betrachtet, bei dem Gedanken daran schon war eS ihr, al- müsse das Blut des Lowiner über si« kommen, auch nicht als daS künftige Biela'S, nur seine Bewahrerin war sie, die Hüterin für den rechten Erben, ihren Lebensretter. Sie begriff es, daß er damals, auch freigesprochen, nicht bleiben konnte. Sie sprach ihm nicht einmal zu, zu bleiben, eS wäre ein freche- Wagniß gewesen für Beide. — Jetzt konnte er längst getrost kommen, wie «in toller Traum lag Alles hinter ihr, das heiße Herz war längst abgekühlt, und ihm ging eS ja gerade so, vor sechs Jahren war der Brief schon geschrieben, da nannte er e» nur mehr da» alt, Zeug, all da», wa» einst s,in Verhäng- niß war. Und dann — Biela stand zwischen ihnen, ihr Ebenbild von einst. Wenn sein Herz wirklich sür sie geschlagen, dann mußte er Biela lieben, beim ersten Wiedersehen, — ja, er liebt sie viel leicht jetzt schon, sah nur sie, ihr verjüngtes Abbild in seinen Mannesträumen. — Und dann — dann war es ja erreicht, ihre einstig« Hoffnung unter der Buche, dann war Alles gelöst — Ambros wird Lawiner und Biela ist nicht mehr heimathlos. Und sie? WaS war mit ihr? Freuen wird sie sich doch dür fen an dem Glück ihres Kindes, es still mitgenießen! Sie fühlte es — da lag «twas im Weg — etwas Dunkles, UmrißloseS, und so oft sie daran stieß, that es unsäglich weh, und es wich nicht, wich nicht. Dann war ihr Werk vollbracht, das sie sich vorgcnommen, als sie vor 16 Jahren das Haus be treten, wenn auch anders, als sie es gedacht. Dann aber war auch ihres Bleibens nicht mehr, es war ihr immer, als müsse dann der grüne Wagen ihres Vaters wieder auftauchen auf der Land straße, in dem sie geboren, und sie mitnehmen, fort, in die weite Welt, nach der sie sich doch im Stillen so oft gesehnt. Und Biela an seiner Seite winkt ihr nach, Biela wird immer kleiner, ver schwindet Das Herz krampfte sich ihr zusammen, sobald sie so weit war. Doch das war wieder einmal so ein Tag, an dem sie Alles schwer nahm. Ein Gewitter stand am Himmel, da ging «s ihr gewöhnlich so. Gegen vier Uhr brach es wirklich los, mit aller Macht. All gemeine Flucht von den Wiesen, so weit man blickte. Ein das ganze Haus mit seinem blauen Lichte füllender Blitz, ein knat ternder Donnerschlag, unter dem die Wände wankten, versam melte das ganze Gesinde in der Wohnstube. Marion erdrückte fast die Schwüle, immer wieder mußte sie nach dem Ledersopha sehen in der Ecke, es war ihr, als ob deS Lawiner's bleiches Antlitz aus dem schweren Schatten hrrauS- leuchtete. Warum denn gerade heute das Aller? Biela stand am Fenster und blickte hinaus in den strömenden Regen. „Wenn das Unwetter Jemand erwischt!" „Wen meinst Du Venn mit dem Jemand?" fragte Marion. Biela sah erstaunt auf. „Aber Niemand, Mutter! Es kann doch Jemand unterwegs sein — wird es auch sein!" Wieder flammte die Stube aus, schmetterte der Donner. Marion war todtenbleich geworden. „Fehlt Dir was, Mutter?" fragte Biela. Marion athmete schwer auf und riß sich das Halstuch ab. „Der Athem versagt mir — ich will hinaus —." Sie wankte dec Thür zu. Das Unwetter hatte sich rasch ausgetobt und löste sich in wohlthätig«n Regen auf. Biela ergriff die Sorge um ihre Thiere draußen auf der Waldweide. Sie nahm ihren Stock, stülpt« ein grobes Tuch über den Kopf und eilte dem Walde zu. Ein erquickender Abend folgte, das Heu duftete so stark auf den Wiesen, der Wald leuchtete im sattesten Grün, und von den Bergen rauschten und sprangen die Wasser. Biela fehlte noch beim Adenvbrod. „Hat sich vielleicht a Stückl verlauf'n währenv dem Gewitt'r", meinte die Bärbl, als Marion neue Besorgnisse äußerte. „Wa? soll ihr denn g'scheh'n sein? Als ob Räuber im Land wär'n!" Als aber die Schatten schon herabsanken über den Hof, da hielt es Marion nicht länger. Tiefe Dämmerung herrschte schon im Walde, nur die Stämme der Buchen leuchteten ringsum. Einer von Allen, früher stand er in enger Gemeinschaft mit Fichten und Tannen, jetzt aber war rings gelichtet, -- die ölte Buche, bis tief zu Boden senkte sie ihre nassen, triefenden Aestc. Magnetisch zog es sie dahin. WaS doch die Phantasie ver mag, eine alte, treue Erinnerung, — als ob sich wa» regte darunter, — eine Gestalt — der Athem stockte ihr. Vorsichtig, wie ein Jäger, trat sie auf. Es regte sich aber wirklich etwas im tiefen Schatten. Noch näher! — jetzt ging eS nicht weiter — die Blöße begann — ein Mann — nicht allein — das Herz pochte — «in Geflüster. — Jetzt löste r» sich, — kam aus st« zu Ein
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