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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.01.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-01-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000115014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900011501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900011501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-01
- Tag1900-01-15
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372 feste Nerven und ist oft sehr, sehr weit von „weichmllthigen Ge- ftchlSdulseleien" entfernt. Einen Raum, der zur Aufnahme er krankter oder verunglückter Fremder geeignet ist, giebt es in säch sischen Bauerdörsern wohl nur ganz ausnahmsweise, wenn man aus eine etwa leere Stube des Armenhauses, auf Spritzenhaus und Ortsgefängniß verzichtet. Gerälhe zur Krankenpflege, wie etwa Badewanne u. s. w., schien gänzlich, 'in den meisten Dörfern ist nuch kaum eine Person, die über .zweckentsprechende Kranken pflege auch nur Vie bescheidensten Kenntnisse besitzt. Auch die Landärzte führen einen steten und leider bisher wenig erfolg reichen Kampf gegen bäuerliche Einsichtslosigkeit. Die säch sischen Samaeitervereine werden in den landwirtt/schastlichcn Be zirken ein sehr weites und noch völlig unangeoautcs Arbeitsfeld finven. Vielleicht zieht eS der „Landes-Samaritervcrband für VaS Königroich Sachsen" einmal in Erwägung, ob es ihm nicht möglich ist, auch in sächsischen Bauerdörfern wirksame An- regungrn im Sinne seiner Bestrebungen zu geben. Die Unter- skützung der Landärzte würde ihm, soweit diese meist geplagten Vertreter deutscher Wissenschaft dazu im Stande sind, dadei nicht fehlen. Einen dauernden Erfolg werden Wohlfährtstbcstrebungen aus dem Lande auch in Sachsen nur dann haben, wenn es gelingt, die Dorfgemeinde» sittlich und geistig zu heben. Diese innere Läuterung ist noihwendig, denn das Dorf steht auch in Sach'en sittlich wohl nur selten höher als die Fabrikstadt. Man geb: sich in dieser Beziehung keinen Täuschungen hin. Der Verkehr der Geschlechter unter einander ist ein lehr freier; Spiel, Schnaps und Kneipenleben fordern Opfer, die procentual kaum geringer sein werden, als kn sächsischen größeren und mittleren Städten. ES fehlt dem Gemeindelebcn an i'oealem Gehalt. Das auch in Vielen Bauerdörfern reich entwickelte VereinAsben bringt mehr den Dorfwirthen als der Allgemeinheit Vori'heil. Doch ist es erfreuend, dass unter diesem Bereinsleben manches bescheidene Pflänzchen blüht, welches der eifrigsten Pflege werth ist. So sind uns einzelne Vereine für Gemeindepflege bekannt, die sich der Kranken und Bedürftigen onnehmen, dem Eingreifen ge meinnützig in diesen Vereinen wirkender Personen, die aber fast immer außerhalb der eigentlichen bäuerlichen Kreise stehen, ist es zu danken, daß in manchen ländlichen Bezirken Diakonissinnen im Dienste der Krankenpflege mit großem Segen thätig sind. In einzelnen Dörfern veitehen Kleinkinderoewahranstalten. Ilcber alle ländlichen Gegenden SachsenS zieht sich ein dichtes Netz von Fräuenvcreinen, die ihr Entstehen namentlich Anregungen zu danken haben, die von derKünigin Marie vonSachsen einst auSgingen, in deren Geiste Königin Carola weiter wirkt. Diese Frauenvereine Haden bisher den Mittelpunct für fast alle Wohlfahrtsbestrebunzen gebildet, die in sächsischen Dörfern hcrvortraten. Der Zweck dieser Vereine ist Wohlthätig- keit im weitesten Sinne. Geleitet werden Dieselben meistens von auf dem Land: wohnenden Damen mit städtischer Bildung; die Frauen der Pfarrer, Aerzte, Rittergutsbesitzer, Lehrer und Fabrikanten finden hier meistens Gelegenheit zu gemeinnütziger Tihätigkeit. Wenn diese Vereine auch manchen Fehlgriff thun — im Allgemeinen sind ibrc Bestrebungen im Dorflcüen von reichem Segen begleitet. Eine Statistik über die Gchammtthätigkeit dieser Vereine giebt cs leider nicht, doch man wird sich von ihr ein Bild machen können, wenn man di: Wirksamkeit des Bundes der obererzgebirgischen und vogtländischen Frauenvereine kennt. Derselbe steht unter der Oberleitung der Königin Carola und zählte in dem Rechnungsjahre vom 1. Juli 1897 bis 30. Juni 1898 insgesammt 190 selbstständige Frauenvereine mit 21 959 Mitgliedern. Das Arbeitsgebiet der selben erstreckte sich über eine Bevölkerung oon 601491 Köpfen. Drose Vereine gaben in der genannten Zeit für UnterstützungS- zweck« 121032 aus, von denen sie, Zinsen für angelegte Capitalien eingerechnet, 104 094 cA allein ausbrachten: 14 600 wurden aus der Hauptcasie zugeschossen. Unterstützt wurden 19 668 Personen, die Kinder der unterstützten Erwachsenen mit gerechnet. Neben diesen Frauenvrreinen sind als Träger von Wohl- sachrtLLestrcbungen noch die in manchen Dörfern bestehenden Zweigvereine der sächsischen Fechtschule, die in neuerer Zeit ge gründeten Arüeitsnachweisanstalten, ganz vereinzelt Lese kränzchen und die meistens lose zusammenhängenden Ver einigungen einzelner Frauen zur laufenden oder vorübergehenden Unterstützung bestimmter hi'-'bedürf tiger Familien oder Einzel- pensonen zu erwähnen. Beachtung verdient auch die Thätigkeit deS fäckstschen „Landesverbandes zur Verbreitung von Volks bildung". Derselbe sucht bekanntlich durch Wanderlehrer auch in den Dörfern durch Vorträge das öffentliche Wohl zu fördern. Bisher hat der Verein leider vorwiegend die Dörfer mit mehr indiitsirieller Bevölkerung berücksichtigt, wo ja ohnehin zahlreiche Wohlfartseinrichtungen vorhanden sind, die das sächsische Bauern dorf kaum dem Namen nach kennt. Die Bibliotheken in den land- wirth'chaftlichen Bezirken sollten mehr unterstützt werden. Die bestehenden Schn'hibliotheken werden in den Dörfern auch von Erwachsenen viel benutzt. Wer die verfügbaren Mttel. reichen selten aus, um gute Bücher in genügender Zahl anschaffen, den alten Bestand ergänzen zu können. Der genannte Verband sollte hier noch mehr als bisher «ingreifen, obgleich auch sein« bisherige Dhätigkeit natürlich durchaus arrzuerkennen ist. , Ein Arbeiten im Dienste der öffentlichen Wohlfahrtspflege, wär es die Berliner Centralstelle verlangt, ist auch in sächsischen Dörfern sehr schwer, aber es ist nicht a»sstchts"tos. Es bedarf vor Allem großer Beharrlichkeit und Selbstlosigkeit, um vorwärts zu kommen. Natürlich muß man auch das Feld genau kennen, welches man beackern will. Man soll im Dort« selbst aüfllärend wirken und zunächst einflußreiche einzelne Personen für neue Gedanken gewinnen. Man hat klug abzuwägen, was für eine besondere Gemchnde nach ihrer Eigenart namentlich zuerst wllntschenswerth und erreichbar ist. Selbstverständlich hat man an vorhandene WohlfahrtSbrsirebungen anzuknüpfen, wo eS nur immer möglich ist. Lfft wird eS genügen, nach und nach ihre Ziele einfach zu erweitern. In Sachsen könnten für die Wohl fahrtspflege auf dem Lande die Mitglieder der Bezirksausschüsse mehr als bisher thun. Die Wohlscchrtspflege soll nicht amtlich .durchgedrungen werden, aber die Verwaltungsbehörden können tausend zwanglose Anregungen geben, die in den Dörfern gute Früchte tragen; viel wird dabei von dec Persönlichkeit deS AmtS- hauptmanneS abhängen. Unsere Zeit verlangt mehr, als «ine rein bureaukratische Erledigung der Geschäfte. In dem Bezirke, welchen der jetzige sächsische Minister deS Innern, Her vor* M e tz sch, früher als AmtShauptmann verwaltete, «rinn«,!' sich die Bauern noch gerne an seine persönlich« Fürsorge, deren gemeinnützige Wirkung noch heute empfunden wird. Nach dem Ziele der Berliner Centralstelle soll die Wohlfahrts pflege aus dem Lande das Heimathsgefühl stärken, die wirih- schaftlichen Zustände bessern, dem Leben in den Dörfern einen rvealcn Gehalt geben, Geist und Gemüth zu höheren Stufen der Vollkommenheit emporhckben. Das sino schwere Aufgaben. Doch in sächsischen Dörfern sind dieselben vielleicht eher al§ in vielen anderen deutschen larrdwirthsckastlicken Bezirken zu lösen; die Dichtigkeit der Bevölkerung, die zahlreichen Verkehrsmittel, die weite Verästelung der Industrie, die psvchischc Eigenart des sächsischen Volkscharokters trägt dazu bei. Mer auch in Sackten bc'dar^f jede nennenZwer'he Erweiterung der ländlichen Wohl- fäbrtkbestrckbüngcn des Wohlwollens der oberen Verwaltungs behörden; auch werden die Erfolge gering sein, wenn nicht die örtlichen Gemeindevertretungen einsichtsvoll Mitwirken und werk- thätige Freunde der Gemeinnützigkeit ihre Kraft aufopferungs bereit einsetzen. Oie Verbreitung der großen volkskrtlMeiten tu Sc» Monaten September, Oktober unv November 1899. Nachdruck nur mit Ourll-nangabe gestattet. Seit dem Auftreten der Pest auf europäischem Boden (in Porto in Portugal) ist die Aufmerksamkeit oller Staaten Euro pas auf die Verbreitung dieser Seuche ganz besonders in Anspruch genommen. Es sind von allen Staaten Maßregeln und Ver ordnungen erlassen, um die ersten Fälle sofort zu erkennen und zu isoliren. Besondere Vorkehrungen und blondere Bestim mungen über die Reinhaltung der Schisse, namentlich in den Seestädten, sind angeregt und durchgeführt worden; auch den wahrscheinlichen Verbreitern des Scuchengiftcs, dem Ungeziefer (Ratten, Mäuse u. s. w.) ist der Vernichtungskrieg erklärt, und es ist zu erhoffen, daß alle diese Maßnahmen auch vom besten Erfolge gekrönt werden dürften. Hat es sich doch schon in Porto gezeigt, daß die mit Energie durchgeführten Vorkehrungsmaß regeln der Weiterverbreitung der Seuche erfolgreich entgegen gearbeitet haben. Die Zahl der in Porto wöchentlich von dock gemeldeten Erkrankungen und Todesfälle blieb im Ganzen eine beschränkte. Dom Ausbruch der Pest (5. Juni) bis Ende No vember, also während sechs Monate, sind daselbst 288 Erkran kungen, die in 100 Fällen tödtlich endeten, zur amtlichen Meldung gekommen. Außerhalb Portos wurden noch 2 Erkrankungen aus Braga und die tödtlich verlaufende Selbstinfection deS Or. Pestana in Lissabon gemeldet, die aber zu keiner weiteren Er krankung führte. Einzelne verschleppte Fälle wurden Ende Sep tember und Anfang October aus Vendanova, Barguim de Baixo und um Mitte October aus Guimeres und DarcilloS mitgetheilt. — Von weiteren in diesen Herbstmonaten in Europa vorgekom menen Pestfällen kam aus Triest der Todesfall eines Boots mannes auf einem türkischen Dampfer (PolyS Mytilene) zur Kenntniß, sowie daß auf einem aus Bombay kommenden, in Plymouth, den 14. October, ankernden englischen Dampfer ein Heizer an Pest erkrankt sei. In beiden Fällen sind weitere Er krankungen nicht vorgekommen. Ferner starb in Beirut (II. Sep tember) ein auS Alexandrien kommender Grieche an Pest. Auk dem österreichischen Dampfer „Berenice" sind, als derselbe sich auf der Höhe der Kapverdischen Inseln befand, am 10. September 3, am 13. noch eine weitere Person an Pest gestorben. ES hat sich ergeben, daß auf dem Schiff mehrere todte Ratten, als von Pest inficirt, gefunden worden sind. In Alexandrien kamen im September und October noch mehrere vereinzelt gebliebene Er krankungen und Todesfälle an Pest vor; der letzte Fall ereignete sich am 4. November; seit jenem Tage war daMst bis Ende November kein weiterer Fall bekannt geworden. In Britisch- Ostindien herrscht« die Seuche in bald größerer, bald weniger großer Ausdehnung. In verschiedenen Staaten und Bezirken, wie in Punjab, Tyderabad, Mysore, Nagpur, wo die Pest be reits im Juli und August als erloschen gemeldet wurde, erfolgten Ende August und im September wieder neue Ausbruche. In der Stadt und Präsidentschaft Bombay, sowie in Puna ließ die Epidemie bis Mitte und Ende September nach, nahm dagegen in Nosik, im Balgaum-Dezirke, ferner in Dharwar, Bijapur und in Kolhapur zu. Anfang October aber war wieder in ganz Indien eine Zunahme ersichtlich (über 1000 Todesfälle mehr), die um Mitte des Monats wohl etwas nachließ, zu Ende October aber, besonders in den südlichen Marhatta-Staaten und in Sholapur, größere Ausdehnung gewann. In Kalkutta, Nagpur und Mysore hielt die Abnahme auch noch bis Mitte November an, während sich in der zweiten Monatshälfte wieder eine Steigerung der Pest fälle einstellte. Die Pest zeigte sich auch noch in anderen asia tischen Ländern, und kam auch in verschiedenen afrikanischen Ge bieten ((abgesehen von Alexandrien) zum Vorschein. So wird auS Jask am Persischen Meerbusen daS Vorkommen von Pest ge meldet; in Bushir sei die Epidemie in der Abnahme. In China war Anfang August Swatow frei, auch Amoy (seit Mitte August); dagegen brach die Seuche Ende August in New chwang aus. Auf Formosa (Japan) herrschte die Pest Mitte Juli und August heftig, war jedoch Ende August erloschen; Mitte October wurde jedoch wieder daS Auftreten der Seuche aus Taipeh und Twatutia, und vom 13. November auch auS Kobe mitgetheilt. Der Hafen von Port-LouiS (auf Mauritius) war seit Anfang August verseucht. In Penang (StreitS-Settlements) kam seit Mitte August kein neuer Fall vor. In Asuncion (Paraguay) zeigten sich seit Juli im Hafen pestverdächtige Erkrankungen. Es wurde jedoch daS Vorliegen wirklicher Pestfälle ärztlicherseits geleugnet; erst seit Mitte October, wo der Nachweis von Pest- bacillen mit Sicherheit erbracht wurde, sind die Erkrankungen für echte Pestsälle erklärt worden. Einzelne Fälle kamen im Oktober auf Santos, im November in Sao Paulo (Brasilien) vor. Auf Röunion wurde Ende October in Saint-Denis ein Neuausbruch der Pest festgefiellt. Auch in MadagaScar wurde das Vorkommen von Pest seit Mitte September in Tamatave nachgewiesen, des gleichen Anfang October im Hafen von Antoirane und Diögo- Suarez. Ende November war in Tamatave eine Abnahme er sichtlich. Nachdem Mitte September auf Mozambique, besonders in Magude, pestverdächtige Fälle von Neuem vorkamcn, die Seuche aber angeblich Ende September erloschen war, wird vom 4. November auf Lourenso MarqueS der Ausbruch von Pest gemeldet. — Ein zweiter, ebensowenig gern gesehener orienta lischer Gast, die Cholera, macht sich in der letzten Zeit in der Türkei bemerklich. Aus Bassora kam um Mitte October die Mittheilung, daß unter den Beduinen, besonders in Moham- mora und Umgegend, die Cholera auSgcbrochcn sei und man im November ihre Verbreitung nach Bagdad befürchte. Um Mitte November war die Epidemie in der Umgegend von Bassora in der Abnahme, Bassora selbst cholerafrei. Dagegen gewann die Epi demie in der Umgegend im Schatt el Arab, Amara, Nasrin und SuckeS Schiuch, sowie in Ahwaz und MaScat größere Verbreit- tung, scheint jedoch in Mesopotamien auf den Bezirk Hai be schränkt zu sein. In Djevadir am Persischen Golf herrschte die Cholera gleichfalls; seit Anfang November wurden von da 380 Todesfälle gemeldet. Don den Behörden wurden energische Maßregeln gegen die Wciterverbreitung angeordnet. .Dagegen scheint daS Gelbfieber in den amerikanischen Staaten ab zunehmen. Im August zeigte sich das Gelbfieber sowohl in Bra silien, Cuba, Costa Rica, Mexiko und in verschiedenen Städten der Vereinigten Staaten, ferner in Havanna, Alaguela, Panama, Jalapa, Orizaba, Cosa Maboapam, Tuxpan, Vera Cruz, Key West in mäßiger Ausdehnung, in zahlreichen anderen Orten in mehr oder minder vereinzelten Fällen, ferner in Florida, Punta Arenas, Amealco, San Juan u. a. Im September und October nahmen die Gelbfieberfälle noch mehr ab, so daß mit Ausnahme von Dera Cruz, Key West, Miami und Cura^ao, aus den meisten der heimgesuchten Orte nur noch vereinzelte Fälle zur Meldung kamen. Im November wurden nur aus New Orleans, Havanna, Vera Cruz, Cura^ao, Tuxpan, Key West eine beschränkte Zahl von Gelbfieber-Todesfällen berichtet, so daß das Erlöschen der Epidemie in naher Aussicht stand. In Japan herrschte im August, September und October die Ruhr epidemisch und recht bösartig. Es kamen in der beregten Zeit über 20000 Er krankungen und über 4000 Todesfälle daran zur Anzeige. GerMsverlillndlnrigen. Königliches Landgericht. Strafkammer Hl. o. Leipzig, 13. Januar. I. In einem Cais am Noßplatz wurde am Lpätabeud beS 3. December dein Markthrlser Pi-, der rinaeicdlaten war, riue silberne Cylinderubr mit aus alten Zweigroicheiisiücken bestehender Nette entwendet. Als Dieb wurde der vielfach bestrafte, l9 Jahre alte Hausdiener Oscar Alfred L- aus Scvmiedeberg er mittelt und festqenommen. Ter Gerichtshof verurtheilte den qe- stäudinen Angeklagten wegen Rückialld ebslahlS unter Zubilligung mildernder Umstände und unter Anrechnung eines MonatS der erlittenen Unteruichunqshaft zu acht Monaten Gesäugniß und berücksichtigte bei Ausmessung der Stiase strafsteigernd, daß L. bereit- viermal wegen Diebstahls veruriheilt worden ist. II. Angeblich um sich ein Stück Seife zu leihen, betrat am l3. October die >8 Jadre alte Kellnerin Minna Louise K. au» Reiusiabt die Stube ihrer Zimmernochbarin, der Näherin M. in Gohlis. Sie Irak die M. nicht an und benutzte nun die Gelegenheit, sich eia aus der Conunode liegendes Portemonnaie mit 3,40 .H und aus dem Wäfchrfchraak 30 anzueignen, um daS Geld zur Be streitung ihre» Lebensunterhalt» zu verwenden. Nach ihrer glaub- hasten Versicherung ist die K. damals mbeuslos und in Nuth gr- wesen, eS wurden chr deshalb auch m lderude Umstände zugebilligt. Sie ist ober wiederholt bestraft und hat einen hohen, die augen blicklichen Bedürfnisse weit übeifchreitenden Betrag gestohlen, die Strafe wurde daher aus neun Monate Gefängniß festgesetzt. III. Im Auslrog seine» Principal», des Malermeisters S-, halte der 29 Jahre alte Malergehilse Hermann Gustav Mar Z. aus Neumark am 20 März in der Wohnung deS FleischeriueisterS Sp. zu thun. Bei Lieser Gelegenheit hat er aus einer Nebenkommer eine an der Wand hängeude Uhr nebst Nette im Werthe von 3M gestohlen. Er hat dann noch an demselben Tag Uhr und K-tle versetzt und ist nach Berlin gereist. Al- er kürzlich nach Leipzig zurückkehrte, wurde er sestgenommen. Z. giebt den Diebstahl in der Houptverbandlnng zu, bestreitet aber den angegebenen Werth, er will für Ubr und Kette auf dem Leihhaus nur 5 eihalten hoben. Nach den vom Gerichtshof getrofsene» Erhebungen har Uhr und Kelte aber einen Werth von mindestens 2M gehabt. Mit Rücksicht auf das wrrthvolle Object wurde die Strafe für Z. aus sechs Monate Gefängniß festgesetzt. Drei Wochen galten als durch die erlittene UaterjuchuugShaft verbüßt. Strafkammer IV. 6. Leipzig, 13. Januar. I. Piychologisch unerklärlich bleibt die That de» am 30. Juni 1885 in Trage- g-boreoen Wicthschafts- gehilfen Arno Curt Sch., der am Nachmittag deS 30. November ein brennendes Streichhölzchen io die Scheuue de- Gutsbesitzers P. in Trage- durch eine Svalte geworfen hat. ES brannte infolge dessen nicht nur die Scheune, io welche, wie Sch. wußte, Tag vorder erst ein Getreidefeimen eiogefohre» worden war, sonder» auch daS Stallgebüadr P.'s. sowie daS onstoß-nbe Stallgebänd» und das Wohnhaus deS BaierS des Angeklagten Sct>. ad. An Getreidevor» rüthen wurden bei P. für 1256 bei Sch. seo. für 1600 ver- nichtrt, während der Grundstücksschaden bei P. 2240 .äl. bei Sch. oen. auf 4581 .6 sich belief. JiiSgesammt ist durch di. Brandstiftung ein Schaben von 9676 ./t erwachsen. Sch. ist durch die Vecsicherunq gedeckt, während P. nicht versichern konnte, da seine Scheune keine barte Dachung batte. Einen plausiblen Grund für dir Brand- stistung vermag Sch. juv. nickt anzagetrn, er will es aus Dumm heit getdan haben. Bor Wochen bade er einmal io der Zeitung gelesen, daß «ine Scheune in Brand gesteckt worden sei; am Vor mittag des 30. November habe er sich daran erinnert und eS sei in ihm der Gebanke aufgesliegen, auch e>:imal zu sehru, wie es brennt. Am Nachmittag hat er bann die Braiidslistung in der bereits ge- schilderten W Ye ausgeiührt. Aber beieits auf dein Rückwege vom Brantplotze kam ihm dir Reue und er dachte: „Hättest Du'S lieber nicht gemacht!' Er hat sich auch au den Rettung-- und Löickarbeiten eifrig mit betheiligt und schließlich dem Gendarm gegenüber die That freiwillig zugestanden. Sch. Kat in Fleiß und Sitten die erste, in FoMchrittrn die zweite Censur, er bat sich in len acht Schuljabren immer brav geführt und nie mals einen bösartigen Cbarakier offenbart. Der Gerichtshof nahm zu seinen Gunsten an, daß eS Sch. nicht io den Bereich seiner Er wägungen mit gezogen habe, baß auch das Wohnhaus seine-Vaters von dem durch ihn angelegten Brand ergriffen werden könne und billigte Sch. mit Rücklicht auf seine Jugend und bisherige Un bescholtenheit mildernde Umstünde zu. Da aber der durch die That Sch.'S angerichtet» Schaben ein sehr erheblicher ist, Sch einen be- sonders Hoden Grad von Leichtsinn offenbart hat und die Strafe insolgebessen auch einen erzieherischen Zweck b.ben mußte, wurde dieselbe aus sechs Monate Gesang n iß festgesetzt, drei Wochen wurden aus die erlittene Untersuchungshaft in Anrechnung gebracht. II. Auf dem Rückwege von einem Spaziergange stattete am Nachmittag de» 17. September der 16 Jahre alte Mourerlehrling Hermann Oswald Sch. au» Leipzig mit dem 17 Jahre alten Arbeiisburschen Otto Walter Z. aus Mölbis bei Borna und einem flüchtig gewordenen Maurerlehrling Th. dem B.'lchen Neubau in der Fichtestraße, auf dem Sck. früher gearbeitet batte, einen Besuch ab. Sie verichoffieu sich dadurch Eingang, daß sie die Tdür der Umplankung aushoben. Während Z. unten blieb, stiegen die beiden Anderen bi» zur vierten Etage empor, erbrachen dort zwei Arbeitslüsten und stahlen den im Neubau beschäftigten Zimmerleuten M. und N. drei Stemmeisen und einen Putzhobel. Als sic beim Herunterkommen bemerkten, daß ein Maurer sich dem Neubau nahe, warfen sie die gestohlene» Sachen in den Keller und ergr.ss.u die Flucht. Wegen ichiveren DievstahlS wurde Sck. unter Zubilligung mildernder Umstände zu zwei MouatenGesängniß verurtheilt; Z. bestritt, Wache gehalten zu haben, er konnte trotz erheblichen Beidachts nicht überführt und mußte freigesprochen werden; Th, welcher auch lmgeu Betrugs bereits verfolgt wird, hat sich später »och zu verantworten. Äus dem Geschäftsverkehr. L Bei der gegenwärtigen rauhen und kalten Temperatur zieht man sich Abends gern auf sein behaglich durchwärmtes Zimmer zurück und genießt ein Glas guten Punsches Den besten Punsch bereitet man aus Leu Nelibcrl'schr» Puusch-Esfcnzc», die einen Weltruf erlangt habe» duich ihre ausgezeichneten Eig.o« schasten. Diese trefflichen Essenzen sind sehr begehrt und die Preise dafür mäßig. In guter, abgelagerter Woare sind sie zu haben in der Hosapotheke zum weißen Adler, Hainstraße 9, ferner zu gleichen Preisen in der L ndeu-llpoiheke, Germania-Anolheke, in der Neuen Böejen-Apotheke. Zur Bereitung eines guten Punsche- kann die Verwendung Neubert'jcher Punich-Essenzen nur empfohlen werben. In den feinsten Kreisen wird Re^mer's Idee getrunken. Der- selbe empfiehlt sich wegen seiner Güte und Billigkeit von Familie zu Familie weiter und gilt heut« süe die verbreiietue Marke. Zu Originalpreijen bei: Vustuv Llurkenckork, Grimmaische Straße. Mrmte! L Mvüvl, Anrlit 16 (Nclc« ketsrsstrssse), ewpkebleo roioddaltixoto ^uavadl io Oask-'s-ren- er dorren, F'et- oZennr re. UHL. kalLst-Mts!, MltljkO, gegenüber dem königl. Palais, direkte Nähe der Theater uud Bahnhöfe. Anerkannt vorzügliche Küche. Prima Holl. Auster». t». F/o^üer/e/. Bücher kaufe» o. liefern »IrüLvr L vo., Kurprinzslv. LS. Tageskalender. Telephon - Anschluß: Expedition des Leipziger Tageblattes Nr. 222 Redaktion des Leipziger Tageblattes » 154 Buchdruckeret des Leipziger Tag. blatte- (E. Polz) . »1178. Alfred Hah» vorm. Otto Klemm'- Sortiment, Filiale: Uni- versitätSinaße 3 : 4046. Louis Lösche, Filialen des Leipziger Tageblatt»»: Katharinen- slraße 14: 2335. König-Platz 7: 3575. Ursache wie der Thau hat der Nebel, der an Sommerabenden Flußthäler durchzieht, über Wiesen und Weihern lagert und aus lauter kleinen Hohlkugeln be steht, die den Seifenblasen gleich in der Luft schweben. Thau und Nebel prophezeien dem Landmann gut Wetter für den Tag, hat ja die Luft einen guten Theil der Feuchtigkeit, die al» Regen herabfallen könnte, hergcgeben. Freilich dürfen die Winde, die eigentlichen Wcttermacher, die Freude nicht verderben. Weht der Wind auS Südwest, so ist ja die Feuchtigkeit gleich wieder ersetzt, daher ist beim Vorhersagen des Wetters auch ein Blick auf die Windfahne rathsam. Als wichtige Wetterzeichen gelten auch daS Steigen und Fallen der Nebel. Die Nebelballen, die sich bei nächtlicher Kühle gebildet haben, werden aufgezehrt und sinken in sich zusammen, wenn die Morgensonne hincinscheint. Dieses Auflösen der Nebelbläschen kann aber nur dann erfolgen, wenn die darüber liegende Luftschicht noch lange nicht gesättigt also trocken ist. Sind dagegen die höheren Luftschichten sehr feucht, dann lösen sich die Nebel nicht, die unteren verschwinden wegen der Bodenwärme, aber die Höhe der Nebelschicht nimmt zu, weil immer mehr Dampf auffleigt. Dieses Heben der Nebelmassen verräth mit Sicherheit einen trüben Tag. In ähnlicher Weise sind die weißen Nebel, die dem Schlot der Locomotive entströmen gleichsam künstliche Wolken, zu deuten. Bei trockener, heißer Luft ist von jenen Nebeln an der Locomotive kaum etwas zu spüren, sie werden von der ungesättigten Luft sofort aufgelöst und gierig verschlungen. Wenn dagegen die künstliche Wolke unverändert wie eine Riesenschlange sich über den Zug erstreckt, dann ist die Luft feucht, und die Wolken dürften sich bald zu Regen verdichten. In Häusern schlägt sich bei sehr großem Feuchtigkeitsgehalt der Luft die Feuchtigkeit an den Steinen nieder, Kellertreppen und Wände der Hausfluren schwitzen und gelten als Vorzeichen kommenden RegenS, ebenso, wie in den Bergen daS Schwitzen der Felsen dem Wanderer Regen verkündet. Auch gewisse Be obachtungen in Thier, und Pflanzenwelt dürften mit dem Feuchtigkeitsgehalt der Luft zusammenhängen und als Wetter- zesihen dienen. Bekanntlich gelten den Landleuten daS Niedrig fliegen der Schwalben uud häufige Emporschneven der Fische al» Vorboten von Regen. „Die Fische springen und dn? Wasser huhn taucht unter. Ein Gewitter ist im Anzug." Füllen sich die oberen Luftschichten zu sehr mit Feuchtigkeit, dann wird den Mücken und anderen Jnsecten der Aufenthalt dort oben unerträg lich, sie gehen nach der Tiefe, wo ihnen die Luft mehr zusagt, weil sie trocken ist. Die Schwalben, die ja bekanntlich im Fluge mit großer Gewandtheit ihre Beute fangen, folgen den Thieren nach dem Boden, und auch die Fische lassen sich reizen, nach den dicht über der Wasserfläche hinziehenden Jnsecten zu schnappen. Den Aelplern gelten zur Hochsommerzeit die Ziegen als untrüg liche Wetterpropheten, die selbst bei herrlichstem Wetter stunden lang vorher einen Wettersturz fühlen, die Höhe verlassen und in auffallender Hast die Hütte aufsuchen. Jeder Geißer kennt die Wettergerechtigkeit seines Zickelviehs und weiß, daß bei solchem Verhalten seiner Pflegebefohlenen einige Stunden später ein Hochgewitter niederprosselt. Auch die Schafe scheinen ein be sonderes Gefühl für den großen Feuchtigkeitsgehalt der Luft zu besitzen. Weiden sie bergab, so verlieren die Berge ihre duftigen, luftzarten Tinten, und die Spitzen tauchen in daS verdächtige satte Blau. „'S kommt Regen, Fährmann, meine Schafe fressen mit Begierde GraS, und Wächter scharrt die Erde". In der Pflanzenwelt ist'S die Strohdisiel, die dem Sennen einen Um schlag deS Wetters prophezeit, sie soll oft schon einen halben Tag vor Wettersturz ihre Strohblätter schließen. Wir begegnen hier einer ähnlichen Empfindlichkeit, wie bei der Granne deS Reiher schnabels. Auch besonder» sensible Naturen unter den Menschen glauben, in ihrem Körper ein empfindliches Barometer zu besitzen. Glauben wir den Bergbauern, denen Gliederreißen und Schmerzen der Hühneraugen Wetterumschlag bedeuten. Ist jo schon dem gesunden Menschen die feuchte GewächShauSluft un behaglich, und ist doch Allen feuchte, schwüle Luft, bei der unser Schweiß nicht verdunstet und deswegen der Körper sich nicht ab kühlt, ganz unbehaglich, wir erwarten dann einen abkühlenden Regen. Diekalifornischen Sommer mit ihren hohen Hihgraden lassen sich deswegen verhältnißmäßig leicht ertragen, weil die Lust abnorm trocken ist. Ein anderes Anzeichen für Witterungswechsel ist dem auf merksamen Gebirgibewvhner da» Ausbleiben de» Wechsel» vonBerg-undTbalwind. „Der Mythenstein zieht seine Haube an und kalt her weht e» au» dem Wetterloch; der Sturm, ich mein', wird da sein, eh' wir'S denken." Da die Luft an den Bergabhängen am Tage stärker erwärmt wird, als in der Niede rung, steigt sie auf und trägt auch die Feuchtigkeit in die Höhe, die sich als Nebel auSscheidet und an heißen Sommertagen die Aussicht trübt. Bei Nacht kühlt sich die Lust an den Abhängen stärker ab, als in der freien Atmosphäre, wird schwerer, und eS erfolgt ein Abflüßen der Luft nach dem Thale. Der Nachtwind reißt auch die Feuchtigkeit in die Tiefe und führt sie thalauSwärtS ans Land. Oben wird'S klar, da Nebel sich nicht auSscheiden können, und daher erfreuen die Berge gerade am Morgen den Wanderer durch große Fernsicht. Kommt dieses rhythmische Auf- und Absteigen nach den Tageszeiten ins Stocken, dann wird daS Wetter unsicher. DaS Wetter ist eine so complicirte Erscheinung, wird von so viel Faktoren gebildet, daß man sich über die vielerlei bestehenden Wetterregeln nicht zu wundern braucht. So nehmen wir eS auch dem Gärtner nicht übel, wenn er den Mond ver dächtigt, daß er die Spätfröste bringe, daß er die Schuld trage, wenn die Temperatur in der Nacht 7 oder 8 Grade sinkt. Der Mond ist unschuldig daran. Bei Hellem Mondschein fehlt der Wolkenschleier, und der Boden kühlt sich schnell ab, mehr, als den zarten Pflanzen gut ist. Der Gärtner sucht dann, die Wirkung solcher Ausstrahlung fürchtend, den Wolkenschleier durch eine Matte oder auigespannte Leinwand zu ersetzen, um die Wärme strahlen zu behindern, sich in den ungeheuren HimmelSraum zu verlieren. Auch die benachbarten Wände eines HauseS, die breite Krone eines BaumeS vermindern die Abkühlung und vermögen so die jungen Pflanzen zu schützen. In ähnlicher Richtung wirkt auch die Schneedecke für den winterlichen Boden. ES klingt wenig glaubhaft und doch ist'S wahr, daß in botanischen Gärten An- pflanzungSversuche mit Alpenblumen scheitern, weil die hoch geborenen Blumenkinder leicht erfrieren, da sie die fürsorgliche Schneedecke ihrer GebirgSheimath entweder ganz entbehren, zu spät erhalten, oder zu früh« wieder verlieren. Neben dem Feuchtigkeitsgehalt der Luft ist'» weiter die Wärme, die da» Wetter macht. DaS alljährliche Verschieben der Temperatur bestimmt ja da» AuSseben der Natur. Unter dem Einfluß der Wärme bekleidet sich die Natur mit ihrem Schmuck und wird desselben beraubt beim Sinken der Temperatur. Die Erfahrung hat für'S Jahr einen thermometrischen Kalender zu sammengestellt, der darauf beruht, daß, wenn daS Thermometer um 9 Uhr Morgens einen bestimmten Wärmegrad zeigt, man in Thier- und Pflanzenwelt auf gewisse Erscheinungen rechnen kann. Für den Frühling lauten einige solche Sätze: 4 Grad der Crocu» blüht, die Rebhühner paaren sich. 5 Grad die Frösche erwachen. 6 Grad Pfirsichbäume und Veilchen blühen u. s. w. Wenn freilich sich der Frühling verspätet, dann stimmt der Kalender nicht mehr, wir müssen dann 2 oder 3 Grad zu zählen. Unsere kurzen Ausführungen werden gezeigt haben, daß in mancher Bauernregel, wir sie in schlichtem Gewände im Volke fortlebt, ein Funke Wahrheit steckt, und wie manche DolkSwetter- zeichen in naturkundlicher Beleuchtung sich ganz wohl rechtfertigen lassen. Freilich wird man auch zugeben müssen, daß von einer Witterungskunde erst seit der Zeit die Rede sein kann, seitdem Instrumente eingeführt sind und die Beobachtungen am Baro meter, Thermometer, Hygrometer bei der Wetterprophezeiung zu Grunde gelegt werden. Die Alpenbewohner, denen daS Wetter mehr zu bedeuten hat, als den Bewohnern der Großstädte, die oft in einer Stunde ihre ganze Habe vernichtet sehen, richten ihre Blicke über die Berge hinauf zu dem, der auch dem Donner ge bietet und die Blitze lenkt. Und wir sehen im Sommer in Tirol, wie Wettergebete und Wetteramt, daS der Bauer bezahlt, in der Frühe schon oft die Bewohner eine» ganzen Thale» im GotteS- hause sammeln. Möchte die junge Witterungskunde in ihrem neuen wissenschaftlichen Kleide den frommen Sinn de» Land mannes nicht verdrängen und nicht veralten lassen. Möchte die Inschrift immer modern bleiben, die auf mancher Wetterglocke Tirols sich findet, daS Wort: „Vor Sturm, Blitz und Wetterschlag Die Stadt und Flur Gott schützen mag." vr. P. Wlldfeuer.
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