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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.03.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-03-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010312010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901031201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901031201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-03
- Tag1901-03-12
- Monat1901-03
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Oesterreich: viertrljährl. X 6. Ma« abonntrt ferner mit entsprechendem Postaufschlag bei den Postanstalten in der Schweiz, Italien, Belgien, Hollaud, Luxem- bürg, Dänemark, Schwede« und Norwegen, Rußland, den Donaustaaten, der Europäischen Türkei, Egypten. Für alle übrigen Staaten ist der Bezug nur unter Kreuzband durch die Expedition diese» Blatte» möglich. Di« Moraen-Au-gabe erscheint um '/,7 Uhr, di« Abend-AuSgabe Wochentag» um 5 Uhr. Lrdaction und Expedition r Johanni»gafse 8. Filialen: Alfred Sahn vorm. O. Klemm'» Sortiin. Umversitätsstraße 3 (Paulinum), Louis Lösche, Katharinenstr. 14, Part, und König-Platz 7. Morgen-Ausgabe» MMer.TMlM Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- «nd Amtsgerichtes Leipzig, des Rathes und Nolizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Dienstag den 12. März 1901. Anzeigen'PretS die 6 gespaltene Petitzeile 25 H. Reklamen unter dem RedactionSstrick (4 gespalten) 75 H, vor den Famtliennach. richten («gespalten) SO H. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme 25 H (excl. Porto). Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-AuSgabe, ohne Postbesördrrung ./t 60.—, mit Postbesörderung .4t 70.—. Iiunahmeschluk für Anzeigeu: Abend-AuSgabe: Vormittags lO Uhr. Morgen-AuSgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stet» an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» Abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 95. Jahrgang. Prinzregent Luitpold von Sayern. Ma« hat oft darauf bingewiesen, daß in der zweiten Hälfte de» verflogenen Jahrhundert» dem Greisenaltex hohe Aufgaben aufgespart waren. Prinz Luitpold von Bayern reiht sich den geschichtlichen Persönlichkeiten an, denen ein solche», oft nicht beneidenSwertbrs Schicksal zugesallen. Er feiert beute den achtzigsten Geburtstag und r» find kaum fünfzehn Jahre her, daß ihn tragische Ereignisse an die Spitze des zweitgrößten deutschen Staate» riefen, ihn, der der drittgeborene Sohn seines Vater» ist und zwei Söhne de» ältesten Bruder» in da» ManueSaltcr batte gelangen sehen. Die Pflichten, die dem Prinzen Luitpold in vorgerückten Jahren auferlegt wurden, lassen sich mit denen, die dem gleichfalls über die Schwelle der sechziger Jahre gelangten Wilhelm I. erwuchsen, an geschichtlichem Gewicht nicht vergleichen. Aber auch die Schwierigkeiten, die der bayerische Fürst zu über winden hatte, sind außerordentlich und in manchem Betracht größer gewesen al» sie dem preußischen sich entgegen stellten, der einem älteren Bruder folgte und nach wenigen Jahren der Stellvertretung und Regentschaft den Thron bestieg. Wilhelm'» Vorgänger war der ältere Bruder und die Krankheit, die seine RegierungSunfähigkeit berbeiführte, hatte ibn widerstandslos gemacht. Prinz Luitpold aber mußte, da» StaatSwobl duldete keinen Aufschub mehr, einem weit jüngeren Neffen die Zügel der Regierung aus den Händen nehmen, ein Sckritt, dessen Notbwcndigkeit einzuseben, eine gewissenlose Agitation beträchtliche Tbeile de» bayerischen Volke» verhinderte. Au» diesen Umständen ergaben sich Wideiwärtigkeiteu, die durch da» rasche und schreckliche Ende de» ent- mündigten König» vermehrt anstatt vermindert wurden. Da» Schicksal batte einen Bruder Ludwig'» am Leben gelassen, der, weit kränker noch al» der unglückliche ältere, nach dem VerfafsungSreckte, daS Beobachtung dem Buchstabe» nach heischte, König beißen mußte, und Luitpold ward und ist heute noch Stellvertreter, de» Königreichs Bayern Verweser. Wenn der gesetzliche, aber politisch abnorme Zustand dem Regenten zu einer anfänglich stark strömenden und noch heute nicht versiegten Quelle von Schwierigkeiten werde, so hängt die» auf» Engste mit Dem zu sammen, wa» der heutigen bayerischen Feier die herzliche Anthrilnabme de» deutschen Gesammtvaterlande» zu wendet. Prinz Luitpold ist dem Reiche in aufrichtiger Treue zugethan, und da» vermochte und vermag die Partei nicht zu verzeihen, die ihre letzte Weisung von Rom, dem alten und unversöhnlichen Feind jeder deutschen Centralgewalt, entgegen nimmt. Der UltramontaniSmuS hält auch am heutigen Tag mit offenen und versteckten Angriffen auf den Regenten nicht zurück, Angriffen, denen, wenn sie auch gelegentlich gegen eine angebliche Bevorzugung de» 'Liberalismus sich zu richten scheinen, stets die loyale Bundespolitik der Regierung des Regenten zu Grunde liegt. Prinz Luitpold jedoch läßt sich nicht einschüchtern. Streng an dem ver- faffunasmäßigen Vorrechte Bayerns festhaltend, giebt er dem Reiche, waS des Reiche« ist, und es wird ibm un vergessen bleiben, daß er auch die Befestigung des National staates zu fördern bereit ist. Er hat sich beispielsweise, freilich vergebens, im Jahre 1886 bei den klerikalen Reichstags- Candidate» auS seinem Lande persönlich für daS SeptenatS- gesetz verwendet, durch ungeheuerliche Anklagen sich nicht ab- halien lassen, die Bekleidung der bayerischen Truppen zu einem wichtigen Tbeil in Einklang mit der der anderen Contingente zu bringen, und er hat bei dem fünfundzwanzigjährigen Jubi- läum des Reiches, daS er auch sonst mit Freuden mitgefeiert, bereitwillig dem Vorschlag zugestimmt, die Zusammengehörig keit aller deutschen VaterlandSvertheidiger durch die Ge währung einer gemeinsamen Cocarde auch äußerlich erkennbar zu machen. Wenn durch Bayern, wie leider auch andere Reichs- gebietStbeile, der Zug einer nationalen Reaction geht, Prinz Luitpold hat keinen Antheil daran. Er, der zur Begründung de« Reiche« und zur Wiederherstellung de» Kaiserthum« aus dem HauptquartierdrSKöniz« von Preußen heraus in hervorragendem Maße beigetragen, hält in Wort und Thal au den Erkorenen und Beschworenen fest. Ibn zeichnet jener bundesfürst liche Tact, der, wenn überall au» den Zeiten Wilhelm'« I. herübergerettet, manche in den letzten Jabren beklagte reichS- polilische Mißbelligkeit nicht hätte entstehen lassen. Ihn zieren weiter die Vorzüge eine» klaren politischen Willen«, einer würdevollen monarchischen Zurückhaltung, die Leutseligkeit nicht au»schließt, eine« schlickten, echten Wesens. Nach Charakter wie nach seiner körperlichen Erscheinung A der rüstige, dem Waidwerk noch eifrig obliegende acktzigjährige Herr eine wahrhaft vornehme Persönlichkeit, fremdes Recht achtend, da» seinige wahrend, liebenswürdig im besten Sinne, dabei ein verstäudnißvoller Förderer der Kunst und der Künstler. DaS Partritreibeu in Bayern hat nicht vermocht, dem Regenten beim Volke jene« Maß von Verehrung vorruent- halten, da« feinen Tugenden zukommt. Und die deutsche Nation hat sich diese Verehrung zu eigen gemacht: Prinz Luitpold ist vom FelS zum Meer eine volk»thümliche Persönlichkeit ge worben, und mit den Bayern, Westschwaben, Main- und Nheinfranken vereinigt sich Deutschland rum HuldigungSgrußr und dem Wunsche für eia weitere» glückliche- Regiment. Die Wirre» in China. Ein Bericht der „Morning Post" au» Paotingfu vom 6. März meldet: Die Deutschen hatten jensrit Fouphing zwei Gefechte mit kaiserlich chinesischen Truppen; letztere feuerten in beiden Fällen auf deutsche AufklLrungttrupp» und einmal aus die Parlamentärflagge. Drei Deutsche fielen, mehrere wurden im Gefecht verwundet. (Fouphing liegt westlich von Paotingfu, 45 Kilometer dieSseit der Grenze von Schansi.) Der General v. Kettler erhielt gestern ein anmaßende» Schreiben Siliana'i, de» Gouverneurs von Schansi, das einen neuen kaiserlichen Erlaß ankündigt der den chinesischen Truppen befiehlt, innerhalb der Grenzen Echansis zu bleibrn, und den fremden Truppen, sich auf Tschili zu beschränken. General v. Kettler hob in der Erwiderung hervor, daß dreimal in den letzten vierzehn Tagen chinesische Truppen die Deutschen in Tschilsi angegriffen hätten. Dei chinesische General hatte vorher in einem unverschämten Schreiben den Deutschen „verboten", gegen das 35 Kilometer diesseits der Grenze von Sckansi gelegene Kuangtschang vorzurücken. Mittler weile haben in Hwailu Chinesen auch auf französische Patrouillen geschossen. Obschon die Chinesen Befehl haben, innerhalb der Grenzen von Schansi zu bleiben, sind sie in Tschili eingefallen, um die französischen und deutschen Truppen zu hindern, die nach Schansi führenden Pässe zu besetzen, cs ist daher irrig, anzu nehmen, die Deutschen veranlaßten absichtlich Reibungen, es liegt vielmehr die unbedingte Nothwendigkcit vor, die Bergpässe von Tschili zu besetzen. Heute gingen Verstärkungen nach Fouphing ab, um die Chinesen zurückzutreiben. Die Boxer bewegung ist unter der Anregung von buddhistischen Priestern wieder im Zunehmen. Zehn auf frischer Thai ertappte Boxer wurden gestern hingcrichtet. Der plötzliche Abzug der ausländi schen Truppen wäre daher verderblich. Die Franzosen müssen zum Schutze der nunmehr bis Tingtschau, 75 Kilometer südlich von Paotingfu, fertigen Bahn bleiben. Ein aus Schansi einge- troffencr mandschurischer Christ meldet, der Hof treffe Vorbe reitungen, ein« neue Hauptstadt in Kaifengfu, der Hauptstadt Honans, südlich vom Gelben Flusse, einzurichten. Dieses Ge rücht wird bestärkt durch die Ueberführung des Schatzes der Pro vinz Tschili nach Taming, dem äußersten südlichen Bezirk der Provinz. Ein Zweck der Entfernung des Schatzes geht offenbar dahin, ihn in die Nähe von Kaifengfu zu bringen, Hauptzweck ist indessen wohl, ihn aus dem Bereich von Paotingfu wegzu schaffen. — Nach einer Meldung der „Morning Post" aus Peking verlautet, die chinesischen Behörden seien bemüht, die Er- laubniß zu erlangen, 3000 Mann chinesischer Truppen unter dem Befehl des Gouverneurs von Schantung, Auanschikai, nach Peking zu bringen, die Commandeure der ausländischen Truppen wollen indessn von der Gegenwart chinesischer Truppen in der Hauptstadt erst dann hören, wenn die Centralregierung die Be dingungen des Friedcnsprotokolls erfüllt hat und der Friedens zustand gesichert ist. * Peking, 8. März. („Reuter's Bureau.") Die Gesandten bereiten einen Vlai vor den die Gelandtsckoften bei den Korde- rungen einzelner Personen wegen Schadloshaltung befolgen sollen. Man wird nur materielle Verluste in Rechnung stellen, nicht aber Verluste, die aus entgangenen Gewinnen herrsch««. * London, 11. März. (Telegramm.) Tie „Times" be- richten au» New Jork unter dem 10. März: ES ist zweifellos, daß die Regierung der Bereinigten Staaten, obwohl sie noch immer wünscht, die intimen Beziehungen zu Rußland ausrechtzucrbalten, doch mit Besorgniß da» russische Vorgehen in der Mandschurei be trachtet, das die amerikanischen Interessen schädige und es unmöglich zu machen drohe, daß China seine diplomatischen Verpflichtungen gegen Amerika durch diejenigen HandclSconcessionen erfülle, die die Regierung der Bereinigten Staaten al» Compensatio« für ihr selbstlose« Eintreten für China gegenüber der gesammten Christen heit schließlich erwarte. * Peking, 11. März. (Telegramm.) Der amerikanische Gesandte Conger Hot beute früh Peking zu einem sechsmonatigen Urlaube verlaßen. Alle Gesandten waren zum Abschiede auf dem Bahnhofe erschienen. Der Krieg in Südafrika. Le Wct. * Bloemfontein, 10. März. („Reuter's Bureau.") Nach den letzten Berichten marschirt De Wet fortgesetzt nach Norden, um die Eisenbahn in östlicher Richtung zu überschreiten. Wahrscheinlich ist er jetzt irgendwo westlich von Kroonstad. Biele frühere Feinde Englands in Bloemfontein, Brandfort und Kroonstad hoben sich jetzt den Engländern angrschlossen. * London, 11. März. (Telegramm.) Ueber De Wet's Bewegungen wird den „Times" aus AaSvogelkop, westlich von Bloemfontein, vom 9. März deveschtrt: De Wet's Rückzug nach Norden sei in Eilmärschen mit etwa 400 Mann erfolgt. Sein Ziel sei anscheinend Bultfontetn und di« Linie bei Kroonstad. Bier ander« Boerenführer, Pretoriu», Brand, Hertzog und Knoble, seien noch im Südwrsten de« Oranjestaat» und in der Colonie. Ihre Commandos hätten sich in sehr kleine Abthrilungen ausgelöst. Brand griff die Nachhut Plumers an, al» er Petrusburg verließ, tödtete einen Mann und nahm 15 Mann gefangen, die bei Ankunft der Vorhut Lethune'S freigelassen wurden. So lange Dewet sich im Capland befand, war er genöthigt, ein mehr oder minder zusammenhängendes Tommaodo zu erhalten. Jetzt, wo er sich wieder auf seinem eigenen Gelände bewegt, ist eS fast unmöglich, gegen ihn zu operirrn. Denn sobald er bedrängt wird, löst sich sein Anhang auf, um wenige Tag« später sich wieder zusammenzufinden. In der Capcolonie stehen noch folgende Boere«: eine Ablheilung unter Kruitziager, eine andere unter Scheexar» in MurrahSburg und etliche nördlich von Steijnsburg. (Boss. Ztg.) Le Wet Legeadcn. Eine Reihe höchst ergötzlicher Grschichtchen von De Wet be richtet nach den Erzählungen von Betheiligten die „KriegS- correspondenz": De Wet hatte seinen berühmten Marsch quer durch den Oranjestaat gemacht und westlich von Pretoria bei Rustcnbura unsere Linien durchbrochen, als er 18 englische Meilen nördlich von Warmbaad auf ein überlegenes englisches Corps stieß. Am Abend vorder war die englische Armee voll Jubel, denn man nahm an, daß man d«n geriebenen Barren in der Hand habe. Man hat ihn erfolgreich abgehalten, seine Streitkräfte mit denen Dotha'S zu vereinigen; sein Rückzug südwärts war angeblich ebrnso abgeschnitten, und es war ihm nichts übrig gelassen, als sich zu stellen und auf Leben und Tod zu kämpfen, oder sein Commando in kleine Abthrilungen zu zersplittern und sie im Veldtr verschwinden zu lassen. Es war Mittemacht. Mr hatten uns schlafen gelegt in der Ueberzeugung, am Morgen De Wet nach kurzem Kampfe zur Uebergabe zu zwingen. Da plötz lich wurden sämmtliche Truppen alarmirt, und bis zum Tages grauen standen wir unter den Waffen, ohne zu wissen, wes-halb, und harrend dessen, lvas kommen sollt«. Aus der Richtung von De Wet's Lager hörte man Geräusch und viel Hin und Her, Vas Knarren von Rädern und die Zurufe der Kaffer-Wagen- führer. Irgend etwas wa: los, aber Niemand wußte, waS. Die Boercn schienen verwirrt, und es hieß, sie Härten ihren Weg ver loren und könnten jeden Augenblick unseren Vorposten in d-.e Hände fallen. Die vordersten britischen Reihen standen fertig zum Gefecht, Alles war für einen mitternächtlichen Angriff vor bereitet, und wir nahmen mindestens an, daß der große Kampf bei Tagesgrauen beginnen werde. Als aber -die Sonne aufging, fanden wir was? Etwa 40leereKarren, gezogen von einigen abgetriebenen Ochsen, dre De Wet di« ganze Nacht hindurch vor unserer Nase um unserLager hatte hin- und herfahren lassen, und die nun im weiten Kreise um uns her standen. Alles, was wir erbeuteten, waren einige Schwarze und halbes Dutzend Weiße, Alles In valide, die die „Operationen" zu leiten beauftragt gewesen. D« Wet selbst mit seinem ganzen Commanvo, seinem langen Wagen zug, allen Vorräthen ü. s. w. war in aller Ruhe und unbelästigt uns vor der Nase weggezogen, hatte den uns flankirenden Höhen zug ungestört passirt, unseren linken Flügel umgangen und be fand sich bereits einige 20 Meilen weit weg. Selbst das aber erfuhren wir erst viel später. An jenem Morgen hatten wir nicht die geringste Ahnung, wohin er sich gewendet. Kurz, er hatte einen 24stündigen Vorsprung gewonnen. Zwei Nächte später wurde ein Posten an dem Eisenbahn überg ange etwa 12 englische Meilen westlich von Johannis burg auf der Krügcrsdorp-Linie "durch daS Erscheinen eines Cavalleristen in Helm und Uniform der berittenen Infanterie überrascht, welcher imch dem Wege zu Florida-Station fragte. Der Posten drcbtc sich um, um Jenem die Richtung zu zeigen, als er plötzlich einen Revolvcrlauf an der Schläfe fühlte und der angeblich« englische Reiter ihm zuraunte: „Kein Ton und kein Haar soll Dir gekrümmt werden." Damit nahm er dem Uebrr- raschien das Gewehr ab und ließ ganz nach Art der Kinder- stuben-Räubergcschichten einen dreimaligen Pfiff ertönen. Gleich darauf kam eine Anzahl Männer hinter einem naheliegenden Schuppen hervor, denen wenige Minuten später die Spitze einer langen Colonnc berittener Männer und ein langer Zug von Capkarren unv Handpferden folgte» die ruhig die Straße herab und über die Bahn hinweg zogen. Der Posten taxirte die Boeren auf wenigstens 2000 Mann mit über 80 Karren. Als Alle vorüber waren, sagte der „englische Reitermann", welcher den Posten überrascht hatte, freundlich lächelnd: „Deine Ablösung wird in etwa einer Stunde kommen. Wenn Du Deinen Platz vorher verläßt, bist Du eine Leiche, ich lasse einen sicheren Schützen hier hinter jenem Schuppen mit dem Auftrage, Dich niederzuschießen, so bald Du Dich rührst. Wenn Dein« Ablösung kommt, kannst Du dem commandirenden Officter sagen, daß Christian De Wet und sein Commando hier zwanzig Minuten vor Eins durchgerückt ist." Als De Wct alleVorräthe und die riesigen Quantitäten von Munition, Uniformen und Unterzeug bei Vredeweg weggenommen hatte, sagte er zu den Gefangenen: „Jetzt haben wir mehr, als wir brauchen. Faßt zu und nehmt für Euch, was Euch gefällt." Und bald plünderten Boeren und Briten um die Wette und ohne Ansehen der Person unsereVorräthe,von denen Jeder nahm, was er erschleppen konnte. Ein Burgher und ein „Tommy" schlugen sich fast um den Besitz einer Camera, welche für «inen Officicr bestimmt war. Die Postsäcke waren alle auf gerissen, und die ganze Deldt war mit Briefen und Zeitungen weit bedeckt. Einige von diesen wurden später aufgesucht und gelangten doch noch an ihre Bestimmung. Als die Boeren ab rückten, war cs schwer, Sieger und Gefangene von einander zu unterscheiden, denn Alle trugen ganz neue Winteranzüge von Khaki und eine Art von kurzen Jaguets, bekannt unter dem Namen „Britenwärmer". Während dessen zitterten 12 000 Eng länder bei Pretoria in der Kälte, denn das, was für sie bestimmt war, hatten De Wet und seine Gefangenen genommen, und die Riste waren verbrannt worden. Hauptmann Corballis, der jenen riesigen Transport eisenbahnzug commandirt«, welcher der Hochlanobrigade unter General Hamilton Hilfe bringen sollte, aber von De Wet weg genommen wurde, erzählt einiges über De Wet's Persön lichkeit. Nach dem Hauptmann ist De Wct überaus freund lich und gerecht. Er hatte seine Leute gut in der Hand und diese achteten und fürchteten ihn. Die Officiere jenes Transportes hatten, wie das bei der englischen Armee üblich ist, gemeinsam einen Officiermessewaaen, ein leichtes, zweirädriges Gefährt, das etwa 600 bis 700 Pfund zu tragen vermocht«, und gewöhnlich mit Delikatessen beladen war, die nicht auf der Rationsliste standen. Als die Boeren ihre Beute musterten, welch« au« 50 bis 60 Waggons bestand, entdeckten sie auch diese werthvolle Prise. Als aber De Wet hörte, daß dieselbe den Officiere» ge hörte und deren Privateigenthum sei, stellte er einen Posten daneben und nicht das Geringste wurde angerührt. An demselben Tage saßen die Officiere beim Frühstück, des auS Straßburger Gänseleberpasteten, Pickles und Eingemachtem bestand, als sie zwei Männer bemerkten, velch«, an einem Feuer liegend, etwas Conservenfleisch in einer Pfanne braten liehen. Es war General De Wet mit einem seiner Officiere, und einer der Engländer ging sofort hinüber und fragte den General, ob er nicht mit ihnen frühstücken wolle. Zurrst lehnte er ob, aber vlS sein ganzer Stab gleichfalls ««geladen wurde, nahm er dte Einladung an und kam mit demstlven zu uns. Wunderlicher Weise drehte sich die Unterhaltung keineswegs um den Krieg, sondern um Be- wirthschaftung von Gütern und deren Bevölkerung. Später äußerte sich De Wet zu einem seiner Gefangenen über den Krieg. Er erklärt«, er wisse sehr wohl, daß die Boeren keine Aussicht hätten, zu siegen, aber er wäre entschlossen, sein Bestes zu thun, damit der Krieg der theuerste würde, den die Engländer jemals unternommen hätten. Er hat diese Drohung bis heute thatsächlich wahr gemacht. Deutsches Reich. 6. II. Berlin, 11. März. (Die Wohnung snoth in Berlin.) An diesem Donnerstag wird in der Stadtverord n-tenversammlung die Frage der Beseitigung resp. Milderung der immer größer weisenden Wohnungsnoth in Berlin den Hauptgegcnstand der Berathungen bilden. Es ist leider auch wahr, und der bekannte Stadtbaurath Kyllmann hat im Ausschuß wiederholenrlich darauf hingewiesen, daß die Micthe für ile.ine Wohnungen sich ganz besonders steigert und überhaupt die Miethspreise so enorm in die Höhe gehen. Anfang des Jahres 1900 standen 3230 Wohnungen zum durch schnittlichen Miethspreis von 830 leer, Ende 1900 betrug der Miethspreis der damals nur noch leerstehenden 2324 Wohnungen durchschnittlich 1082 css, in Charlotlenburg der 766 leerstehenden Wohnungen durchschnittlich sogar 1905 c//, in Wilmersdorf der 374 leerstehenden Wohnungen durchschnittlich 1509 in Schöneberg der 461 leerstehenden Wohnungen 1484 In Rixdorf freilich hatten die 69 leerstehenden Wohnungen nur «inen durchschnittlichen Miethspreis von 364 c/^, in Weißensee die 35 einen solchen von 287 Wenn man die weiteste Umgebung Berlins mitrechnet, so gab es Anfang 1901 nur noch 4333 leer stehende Wohnungen, von den 2324 in Berlin lagen, auch noch 234 im Keller. Das nächtliche Obdach kann in 40 Sälen mit je 60 Betten 2400 Personen unterbringen, am 4. Februar waren dort 2292 Personen anwesend: das Familien-Obdach hatte 800 Bet ten, nach dem Rapport vom 4. Februar waren an diesem Tage 140 Familien mit 348 Personen und 409 Einzelpersonen an wesend — 757. Am 1. April ist ganz zweifellos ein übermäßiger Ansturm obdachloser Familien zu erwarten: um so mehr, da die Zahl der leerstehenden Wohnungen sich noch bedeutend verringert hat; sie wird heute kaum noch 1600 be tragen. Es wird an diesem Donnerstag sicherlich die Aufstellung von transportablen Baracken beschlossen werden; die Ausführung des anderen Beschlusses des Ausschusses betreffend die Herstellung kleiner Wohnungen durch gemeinnützig« Baugenossenschaften steht noch im weiten Felde und beseitigt die Wohnungsnoth Höch stens auf dem Papier. Durch die Niederreißung der zahlreichen Häuser im Straßenviereck an der Stralauerstraß«, wo das neu; Ratbhaus erbaut werden soll, werden in wenigen Wochen viele Hunoerte von Mielhern ebenfalls obdachlos und dann werden die noch vorhandenen wenigen leerstehenden Wohnungen vergeben sein. Die Commune Berlin scheut sich aber noch, mit der Errichtung von eigenen Häusern auf eigenem Grund und Boden vorzugehen. Von deutschen Städten haben bereits Freiburg i. Br., Ulm, Straßburg i. E., Schweinfurt, Emden, Düsseldorf diesen Weg betreten, und in England Glasgow, Greenock, Birmingham, Liverpool, Ply mouth, Huddersfield und London. Bis zum vorigen Jahre hatte der Londoner Grafschaftsrath für nicht weniger als 1945 277 Pfund Sterling, also für nahezu 40 Millionen Mark, neue Woh nungen errichtet, deren Beaufsichtigung einem eigenen Wohnungs director unterstellt ist. In Berlin sind die Verhältnisse bezüglich der Wohnungsnoth so traurig wie möglich, und es ist wahr scheinlich, daß wir am 1. April Scenen erleben, die dem Bild« der Großstadt recht dunkle Schatten bei fügen werden. ßß Bcrlin, 11. März. (Privattelegramm.) Der dem BundeSratb zuaegangene, schon kurz skizzirte Ent wurf eine» SüßstoffgesctzeS besagt: 8 1. Süßstoff im Sinne dieses Gesetzes sind alle auf künst lichem Wege gewonnenen Stoffe, welche al» Süßwittel dienen können und «ine höhere Süßkraft als ratfinirter Rohr» oder Rübenzucker, aber nicht entsprechenden Nährwerth besitzen. 8 2. Süßstoff darf, soweit nicht in den 88 3 und 4 Ausnahmen zugelassen sind, Nahrung»- und Gcnußmittcln bei der gewerbs mäßiger Herstellung nicht zugesetzt werten. NahrungS- und Genuß mittel, welchen dieser Vorschrift zuwider Süßstoff zugesetzt ist, dürfen weder feilgebalten noch verkauft werden. Solche süßstosfhaltigen Zubereitungen (Täfelchen, Kügelchen und dergleichen), welche nicht unmittelbar zum Genüsse bestimmt sind, sondern nur al» Mittel zur Süßung von NahrungS- und Genuß mitteln dienen, gelten nicht al» Nahrung»- und Genußmittel im Sinne des Absätze» 1. Der Bundesroth ist ermächtigt, bestimmte Stoffe von der Vermischung mit Süßstoff au-zuschließen. 8 3. Nach näherer Bestimmung Le» Bundesraths ist die gewerbs mäßige Herstellung von füßstoffhaUlgen NahrungS- und Genußmitteln gestattet ») in Kranken-, Cur-, Pflege- und ähnlichen Anstalten, b. in Curorten, deren Besuchern der Genuß mit Zucker versüßter Nahrungsmittel ärztlicherseits untersagt zu werden pflegt. 8 4. Nach näherer Bestimmung des Bundesraths ist die Ver wendung von Süßstoff gestaltet bei der gewerbsmäßigen Herstellung n) von NahrungS- und Genßmitteln, für welche die Zusrtzung von Süßstoff auS einem dieBcrwendung von Zucker auSschließenden Grunde erforderlich ist, d. von Backivaaren, die nach ihrer Beschaffenheit und Bezeichnung für solche Personen bestimmt sind, welchen der Genuß von Zucker untersagt ist. 8 5. Die gewerbsmäßige Abgabe von Süßstoff und süßstoff- haltigen Zubereitungen ist nur Inhabern von Süßstosssabriken und solchen Personen gestattet, welche die Erlaubniß der Steuerbehörde hierzu erhalten haben. Auf di« Abgabe in den Apotheken, gegen schriftliche ärztliche Anweisung findet diese Borschrift keine An wendung. 8 6. Wer Len Vorschriften de» 8 2 «bs. 1 oder LeS § b vor- sätzlich zuwtdrrhandelt, wird mit Gefängniß bi» zu sechs Monate» oder mit Geldstrafe bis zu 1500 oder mit einer dieser Strafen bestraft. Ist die Handlung au» Fahrlässigkeit be gangen worden, so tritt Geldstrafe bi» zu ISO oder Haft «in. 8 7. In den Fällen des 8 6 ist neben der Strafe auf Ein ziehung der verbotswidrig hergestelltrn, abgegebenen, verkauften oder seilgehaltenen Gegenständ« zu erkennen. Ist die Verfolgung oder Vernrtheilung einer bestimmten Person nicht ausführbar, so kann auf die Einziehung selbstständig erkannt werden. Die Vorschriften in den §8 16 und 17 de- Gesetzes über den Verkehr mit Nahrungs mitteln, vom 14. Mai 1879, finden Anwendung. § 8. Ter zum Verbrauch im Inland« bestimmt« Süßstoff uutrr- liegt einer iu dir Reichscosje fließenden Verbrouchsabgab« (öüß- stoffstruer), welche achtzig Mark für et» Kilogramm
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