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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.01.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-01-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190001219
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19000121
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19000121
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- unvollständig: S. 548/549 fehlen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-01
- Tag1900-01-21
- Monat1900-01
- Jahr1900
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.01.1900
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KipMer TagMaü Anzeiger. Amts ö kalt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Nattjes und Nolizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. AnzeigeU'Preis die Kgeipaitene Petitzeile 20 Psq. Reclanien unter dem Redactivnsstrich (4ge- spalten) öO cj, vor Len Familiennachrichlen lügespalten) 40^. iyrüücrc Schriften laut unserem Preis verzeichnis;. Tabellarischer und Ziffernsap nach höherem Tarif. t-xtra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen.Ausgabe, ohne Postbesördrrung ./t 60.—, mit Postbesürderung 70.—. Ännahmefchluß für Anzei-en: Abend-Ausgabe: Vormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stet» an die Ggprkitia» zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. Tonntag den 2l. Januar 1900. Si. Jahrgang. Aus der Woche. Von der jüngsten Offenbarung britischer RücksichtSlosig- teit bis ;ur deutschen Flottenangelegenheit ist nur ein Schritt. Zwar, wer die Weltlage bedenken kann und will, für Len bedurfte eö deS, wie man in Franken sagt, „Tölpel merkS!" längst nicht mehr, um die aufgebauschle Flottengesetzcanipague von 1897/38 für eine ungenügende Leistung anzusehen. Aber die englischen Rippenstöße sind al- Lehrmittel gar nicht unwillkommen. Das nicht herauSzusagen, sehen wir keinen Grund. Die Flottcngegncr verrathen selbst die Angst, von ihrem An hänge verlassen zu werden, und das ist — außer dem süd afrikanischen Krieg an sich — vornehmlich den Begleiterschei nungen des Chamberlain-RhodeS'schen Unternehmen-, von denen Deutschland mehr als andere Länder betroffen wurde, zuzuschreiben. DaS Ergebniß von ReichStagSabstimmuugen vor herzusagen, hat, weil man die ultramontane Sphinx in Rechnung ;u ziehen hat, unter allen Umständen etwas Bedenkliches. Aber Thatsache ist: die socialdemokratischen Führer fürchten sich und die Commandirenden von der Freisinnigen BolkSpartei desgleichen. Der „Vorwärts" getraut sich kaum mehr, mit einem Worte auf daS Wesentliche der Marinefrage, deren politische und wirtbschaftliche Momente, einzugehen, er plagt sich ab, Ekelnamen sür die Befürworter der Flottenverstärkung, namentlich für die der Wissenschaft und der Literatur angehörigen Flottenfreunde, zu erfinden. Das socialdemokratische Central organ ist an Gründen bankerott und führt den Kampf nur noch rein persönlich, zumeist in einer Sprache, die ver- muthen läßt, daß Herr Stadthagen die Acten contra Flotten sache bearbeitet. Die Professoren und Schriftsteller, die auf die Zeichen der Zeit aufmerksam machen, werden verhöhnt, im Uebrigen wird der Flottenplan als daS Werk von zwei, drei Industriellen, die Geld am Schiffsbau verdienen wollen, hingestellt. Im Arsenal der Socialdemokratie scheint sich nur noch Koth vorzusinden. Kurz bevor die Bekanntmachung, raß dir Floltenvolage dein BundeSrathe zngegangen sei, erfolgt war, hatte die „Rheiaisch-Westsälische Zeitung" den Wunsch geäußert, man möge rasch zugreifen, auch die Flottenbegeisterung sei keine Waare, die man einpökele auf einige Jahre. Das genügte dem „Vorwärts", um die Mit- lheilung von der Einbringung des Entwurfs im BundeSrathe mit den Worten einzuleiten: „Auf Befehl Krupp s". Das „Leipziger Tageblatt" hat vor mehr als zwei Monaten, um der Beschleunigung daS Wort zu reden, dasselbe Goethe'sche Citat gebraucht. Natürlich hat auch uns Krupp ras in die Feder dictirt und uns zum Danke für unsre Bereitwilligkeit ein gewaltiges Marinegeschütz verehrt, das auf unsrem Bureau besichtigt werden kann. Die officielle Socialdemokratie ist aber wenigstens eine erklärte Gegnerin des deutschen Reiches, der Berliner- Freisinn aber flaggt gelegentlich Schwarz-Weiß-Noth und cs ist der Kenntnißnahme werth, daß er noch gehässiger als die Socialdemokratie gegen die Floltenverstärkung vorgeht. Man entnimmt dies mit Sicherheit der „Voss. Ztg.", die sür die deutsche Politik gar nichts zu bedeuten hat, aber die Stimmung eines nicht unbeträchtlichen und vor allen Dingen wohlhabenden TheileS der Berliner Bevölkerung wiedergiebt. Da- Barometer ist untrüglich, denn der Heraus geber dieser Zeitung läßt nur das schreiben, wovon er weiß, daß es den Lesern gefällt. Wir verzeichnen Liese Erscheinung gänzlich uninteressirt. Die sechs Reichstagsabgeordneten, die Berlin stellt, haben sich immer im Gegensätze zur Reichspolitik befunden, und auch die Landtagsabgeordneten der größten deutschen Stadt standen von Anbeginn der praktischen deutschen Bewegung bis auf den heutigen Tag immer in dem Lager der Gegner dieser Politik; beiläufig bemerkt, ein Gesichtspunkt für die Beur- tbeilung eines soeben dem preußischen Abgeordnetenhause vor gelegten freisinnigen Antrages, der die Verdoppelung der von Berlin in die preußische Volksvertretung zu entsendenden Abgeordneten bezweckt. Für die Flotte also ist das Wollen und Nichtwollen des specifischen Berlinerthums „ganz egal". Aber der dumpfe Reich-Haß eines starken und wirthschastlich einflußreichen BrucktheileS der Einwohnerschaft gerade der Sradl, die der Erhebung Deutschlands Alles, was sie ist, zu verdanken hak, verdient notirt zu werden. Diese Feind schaft ist stark genug, sogar den Junkerhaß zu überwinden. Die „Voss. Ztg.", die, wie wiederholt sei, ihren zahl reichen Lesern nach dem Munde redet, macht fort gesetzt die Agrarier daraus aufmerksam, daß sie, um mit Herrn v. Miquel zu reden, die größten Esel sein müßten, wenn sie für eine Flottenverstärkung stimmen würden. Sie setzt ihnen auseinander, daß die Flottenverstärkung eine Ausdehnung der Industrie und somit die Verstärkung der Landflucht der Ackerbauarbeiter zur Folge hätte. Aber damit nicht genug, da- Blatt stellt sich auf einen „höheren" Stand- punct und sagt geradezu, wenn die Agrarier die Flotten bewegung unterstützten, so bestätigten sie da- Wort de» Fürsten Hohenlohe von dem„Jndustriestaate Deutschland", und da» dürften sie, die Agrarier, doch nicht thun. So eine Zei tung, die sonst sür lankwirthschastliche Beschwerden nur Worte deS Hohne» hat und es als eine Specialität betreibt, jede Bemühung der Grundbesitzer, ihre Arbeiter festzuhalten, al» Sclavenhalterpraxi» zu brandmarken. Und da» Alles, um der Flottenverstärkung Schwierigkeiten in den Weg zu legen. Da» Publicum dieser Berliner Zeitung stellt die Welt vor ein Räthsel. Woher diese, da» sonst so fanatisch vertretene städtische oder vermeintlich städtische Interesse ver leugnende mephistophelische Aufhetzung der extremen Agrarier? Die Tonart, in der Graf Bulow im Reichstage die Interpellation wegen der Beschlagnahme deutscher Post dampfer durch englische Kriegsschiffe beantwortet bat, ist sür einen Theil der englischen Presse zu sanft gewesen, sonst würden sich die betreffenden Blätter nicht über zu große Schärfe beschweren. Der Telegraph meldet nämlich vom 20. d. M. au» London: Di« „Daily New»" sagen in einer Besprechung der gestrigen Red« de» Ärafen Bülow: Man kann nicht umhin, seine Freude darüber zu empfinden, daß die beiden großen germanischen Staaten zu einer freundschaftlichen Verständigung gelangt sind. Liele Unruhen und Reibungen würden erspart bleiben, wenn solche Abmachungen immer schon zu Beqinn einer Campagne getroffen werden könnten. Ter „Standard" schreibt: Unsere Marineosficiere müssen fortfahreu, verdächtige Schiffe jeder Nationalität in den afrikanischen Gewüffern zu durchsuchen und dabei diejenige vor- ichtige Rücksichtnahme aüSzluiben, an der man es, wie Gras Bülow irrthnmlich annimwt,' habe fehlen lassen. Die „Times" sagen: Die Sprache des Grafen Bülow kann in England schwerlich etwa» Anderes, als rin aus Erstaunen und Bedauern gemischtes Ce- -ühl Hervorrufen. Man hätte erwarten können, daß die von Eng- land abgegebenen Versicherungen, die den so ernsten Wunsch nach der Aufrechterhaltung der freundschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Ländern bekunden, auf der anderen Seite eine weniger rin- geschränkte Würdigung Hervorrufen würden, als Graf Bülow ihnen zu Theil werden ließ, wenn thatsächlich der Ausdruck „Würdigung", auf den festen und drohenden Ton angewendet werden kann, mit dem er seine Rede schloß. Wir möchten fast glauben, Graf Bülow habe es für die Zwecke seiner Politik für Wünschens werth gehalten, die Rede in einem schärferen Tone zu halten, als er im Allgemeinen von verantwortlichen Staatsmännern bei der Erörterung internationaler Fragen angeschlagen wird. Wir halten unS für verpflichtet, zu bemerken, daß es nicht weise ist, die Praktik allzuweit zu treiben und heikle internationale Fragen auszubeuten, selbst für die Förderung einer Flottenvorlage. Deutschland möge ver sichert bleiben, daß England niemals abgeneigt ist, in offenem, liberalem Sinne jeden Vorschlag zu erörtern, der die Achtung der Rechte des friedlichen Handels in Zeiten des Krieges sichern will. Die „Times" sind ja nicht die englische Regierung, aber da in dieser wenigstens ein Mann sitzt, dem man zutrauen darf, daß er mit dem City-Blatte übereinstimme, so wird Graf Bülow vielleicht bei der Fortsetzung der noch keineswegs abgeschlossenen Unterhandlungen zu einer noch energischeren Sprache sich entschließen müssen. Dann dürfte er wohl auch schwerlich etwa» dagegen haben, wenn eine erneute Inter- peUätkön im-Reichstage zu einer Debatte führte die den „Times" und ihren Hintermännern keinen Zweifel über die in Deutschland herrschende Stimmung übrig ließe. Nach einer Mittheilung des „Berliner Tageblattes" soll ein Gesetz in Vorbereitung sein, welches der Regierung die Befugniß ertheilt, den schriftlichen Nachlaß im Amte ver storbener Staatsmänner und Militärs sofort nach dem Ab leben mit Beschlag zu belegen. Ob es sich um Reichs- oder nm preußisches Landesgesetz bandeln soll, wird nicht gesagt. Schon diese Lücke macht die Nachricht verdächtig. Jedenfalls aber ist die im ersten Augenblicke nach dem Austauchen deS Gerüchtes laut gewordene Vermuthung falsch, die Meldung sei der Ausfluß eines Wunsches von Personen, die die Veröffentlichung von Bismarcks „Gedanken und Er innerungen" noch nicht verschmerzt hätten. Einmal ist Bismarck nicht im Amte verstorben, sodann gilt er in den Berliner ofsiciellcn Kreisen schon lange nicht mehr als Staatsmann, sondern nur als unter Umständen nicht ganz unbrauchbar gewesener SecretariuS. Im Interesse deS Reiches muß man leider wünschen, daß die internationalen Verhältnisse nicht bald eine gründliche Aenderung dieser Schätzung herbeifübren und den Wunsch nach dem Rathe deS großen Kanzlers erwecken. Der Krieg in Südafrika. Die Spannung ist aufs Höchste gestiegen und noch immer läßt der Telegraph mit einer entscheidenden Meldung auf sich warten. Was bis zur Stunde an Depesche» eingelaufen ist, daS ist nur Arabeskenwerk zu einer schon bekannten Tbat- ache, daß die Engländer in der Thal den Tugela über- chritte» haben. WaS nachher passirt ist, darüber steht amt» ich nichts fest, Wohl aber schwirren Gerüchte, daß die Boeren die Division Warren zwischen ihr Kreuzfeuer genommen haben und daß auch sonst die Lage Bullers nicht be- neidenSwerth ist. Diese für die Briten pessimistischen Mei nungen werden ausgewogen durch ein Telegramm deS „Daily Telegraph", dessen Corresvondent vom 19. d. meldet, daß die von Dnndonald besetzte Stellung bei Actonhome einen leichten Zugang nach Ladysmith deberrsche und die Verbindung deS Feinde» mit dem Freistaat (?) unterbreche. Warren dringe stetig nach Ladysmith vor. „Daily Mail" glaubt zu wissen. Lyttleton's Brigade werde demnächst nach einer heftigen Be schießung die Boerenfront anareisen und Warren werde in zwischen versuchen, die rechte Flanke der Boeren zu umgeben, Die Besatzung von Ladysmith werde einen entschlossenen An griff nach Westen machen und Barton'S Brigade die Stellungen der Boeren bei Colenso angreifen. Aber daS ist auch nur ZeitungSstrategie. Auf der Karte im Bureau läßt sich ein Sieg eher erringen al« unter dem Feuer der Mausergewehre. Von einiger Bedeutung ist die Nachricht vom Freitag, daß^SchiffSgeschütze in Zwischen räumen die Laufgräben deS Feinde« beschossen, aber wenig Boeren auf den Höhen gesehen wurden, die Mount Alice gegenüber liegen, und folgende- Telegramm: * Lvndvn, 20. Januar. Der „Standard" meldet vom 18. d. M. auS Spearman» Farm: Es wird berichtet, daß die Boeren gegen über Eolenfo am Montag, al« - sie sahen, daß General Buller sie au» ihrer Stellung herauSmanöorirt hatte, den Tugela nach Süden übtrschritten und alle Häuser im Ort in Brand setzten. Da die Truppe von Thievelry an« vorrückte, zogen die Boeren sich nach den Verschanzungen auf den mit Colenso in einer Linie liegenden Hügel zurück. Die britische Infanterie ging unter Plänkelfeuer zum Angriff vor; im zweiten Treffen folgten die Reserven, während dir britische Savallrrie an der rechten Flanke dicht am Flusse recognoscirte. Die Streitkräfte der Boeren bei Colcaso müssen bedeutend geschwächt gewesen sein durch Ent sendung starker Abthrilungen nach Westen, um dem Vormärsche Buller'« »ntgegrnzutreten; sie räumten eilig dir Verschanzungen am Fluß und di» gegenüber Colenso gelegenen Kopses und wurden durch unser Shrapnelseuer zrrsprengt. Abend» war kein Feind innerhalb Büchsenschußweite bei Colenso geblieben; britische Streitmacht zog sich nach Lhieveley zurück. Diese Depesche beweist zweierlei, erstens, daß nicht nur die Boeren, sondern auch die Engländer sehr schwach bei Colenso stehen, denn sonst hätten sie sich doch nicht um die Früchte ihres Sieze» bringen lassen, hätten die Boeren ver- olgt und ihnen eine Niederlaze beigebracht. Statt dessen laben sich auch, trotzdem die Boeren angeblich die Ver- chanzungen räumten, die Engländer nach bewährter Methode wieder zurückgezogen. Also die Engländer sind schwach bei Colenso und die Boeren wissen daö, deshalb haben sie ihre verfügbaren Streitkräfte nach ihrem rechten Flügel geworfen, um Buller'S Vormarsch und White s Ausbruch zu verhindern. Auch am südlichen Kriegsschauplatz dauern vorläufig die Plänkeleien fort. * Pretoria, 20. Januar. („Reuter's Bureau".) H Ein Tele- gramm aus Colesberg vom 17. d. M. besagt: Der CommanLant Delorey erhielt die Mittheilung, daß ans der sechs Meilen ent- ierntcn Farm sich eine englische Patrouille befinde. Er sandte >rei Patrouillen aus, um die englische abzuschneiden. Es stellte sich heraus, daß die englische Patrouille 100 Mann stark war und drei Kanonen (?) mit sich führte. Die Artillerie der Boeren kam zu spät, um die britischen Kanonen ins Gefecht zu ziehen. Eine Patrouille der Boeren schnitt eine Anzahl australischer Reiter ab, von denen fünf getödtet, drei verwundet und elf gefangen genommen wurden. Die Boeren hatten keine Verluste. — „Reuter'» Bureau" meldet aus Re ns bürg vom 19. d. M.: Nach Mit» theilungen von Leuten aus beiden Republiken wir- der Gesammt- verlust der Boeren an Todten und Verwundeten bisher auf 6425 geschätzt. lieber den Zug Vuller'S «ach Springfield berichtet unser Londoner X.-L.-Correspondent unter»! 19.-.M.: Die beute vorliegenden Nachrichten über den Marsch General Buller'- über Springfield nach Potgieters Drift sind jparlich und Ebenso widerspruchsvoll, confuS nnd unzuverlässig, wie die gestrig?». Sie alle bringen nicht» Neue-, und brechen übereinstimmend mit einer Kanonade ab, welche „noch sort- dauert." Eine in einigen Punkten von den bisherigen Dar stellungen variirende Meldung über den Marsch von Frere sagt: „General Buller hatte während der ganzen Woche zum 10. Januar die Gesammtgegend bis Springfielv und den eigentlichen Tugela auf daS Sorgfältigste durch seine Kundschafter absuchen lassen, und dieselben hatten über einstimmend gemeldet, der Feind ziehe sich auf der ganzen Linie zurück. Darauf begann am 10. unser Vormarsch gleichzeitig von EnnerSdalc und Frere auS gegen Westen und Nordwesten, während eine RccognoScirung gegen Colenso die Bewegung niaskirte. Unsere 5. Brigade unter General Hart folgte Dnndonald's Cavallerie auf der Straße nach Springfield, welches überhaupt vom Feinde nicht besetzt ge wesen war. WaS aus diesen geworden, ist uns ein Räthsel; obwohl wir auf dem ganzen Wege, sobald wir auS Frere heraus waren, Lagerspuren und sogar an den beiden Seiten der Straße die Hügel hinauf fe indliche Schützen gräben fanden, war von den Boeren und Freistaatlern selbst nirgends eine Spur zu entdecken. Erst am folgenden Tage meldeten unsere Kundschafter zweimal nacheinander, sie I hätten größere BoerencommandoS vor sich, die aber im Ab-, zuge begriffen seien. Dicht vor Frere, und später auf dem ganzen Wege, fanden wir die Distanzen von den Schützengräben kdeS Feindes bis zur Straße und den gegenüber liegenden Höbe» sorgfältig ab gesteckt, so daß sie über die genauen Schußweiten verfügten. Weshalb wir auf unserem Wege nicht angegriffen wurden, ist uns unerklärlich ,zumal da wir einen endlosen Transport und Munitionstrain, sowie über 2000 Wagen mit Lebensmitteln mit uns führten, den unsere einzige Brigade erfolgreich gegen einen Scitenangriff zu schützen kaum in der Lage gewesen wäre. Unser HauptcorpS (die Brigaden Warren und Lyttleton) folgten mit der Artillerie erst am 8. und 12., nachdem unsere Cavalleriepatrouillen den Weg auf der ganzen Strecke bis zum kleinen Tugela frei gefunden hatten. Lord Dundonald besetzte den Aliceberg zwei Tage später, nachdem die BoerenTagS zuvor auchPotgieterSDrist geräumt, ohne unsere Ankunft abzuwarten. Wir hatten unS hier aus einen Kamps gefaßt gemacht, zumal da Spione gemeldet batten, die Boeren hielten die gegenüberliegenden, allerdings niedrigen Uferdänke, stark besetzt. Dann aber sahen wir plötzlich die Boeren in langen Zügen aus ihren kleinen Pferdchen in die jenseits deö AtlaSbergcS sich bis 5000 Fuß erhebende» Hügel im Osten und Westen verschwinden. Ein schwarzer Läufer wollte sogar wissen, General Joubert selbst befände sich bei diesem Commando, unsere Kundschafter da gegen hatten schon früher berichtet, daß Commandant Schalk Burgher den rechten Flügel deS Feindes befehlige. Wir marschirten den größren Theil der Zeit Nachmittags und hatten tagsüber nur wenige Stunden Ruhe. Jetzt liegen wir auf dem nördlichen Tugelaufer in einem provisorischen Lager, während unsere Artillerie (drei Batterien) de» Potgieters Drift überragenden Aliceberg besetzt hält und die feindlichen Stellungen beschießt, um festzustellen, wie weit dieselben in Wirklichkeit geräumt sind. Unsere übrigen drei Batterien (General Buller bat nur im Ganzen 18 Geschütze znr Ver fügung) befinden sich mit General Warren auf unseren! linken Flügel, der weiter flußaufwärts den Uebergang versucht und beute durch unsere ganze verfügbare Cavallerie verstärkt wird. Leider genügt diese numerisch nicht entfernt zu einer größeren UmgrhungSbewegung. Dir Brücke, welche General Warren benutzen wollte, batte der Feind vorige Woche ge sprengt." So weit unser Correspondent, dessen Bericht aber nur bis zum 16. d. M. reicht. Die Unschädlichkeit der Lyddit - Bomben. Au- Pretoria wird unS unter dem 10. December v. I. geschrieben: Der Minister sür da- Bergwerks» nnd Minenivesen in Transvaal, P. I. KlvenhanS, bat von einem der technischen Oberbeamten, der activ am Feldzüge theiinimmt, einen aus führlichen Bericht über die Wirkung de- gefürchteten Lyddit erhalten, au» dem hervorgeht, daß e» auch in diesem Fall« bei den Engländern wieder einmal mehr Geschrei als Wolle gab. ES beißt in dem interessanten Berichte, der umsomehr Interesse und Beachtung verdient, da er von einem erfahrenen Fachmann geschrieben ist, unter Anderem: „Unsere Ueberraschung, als wir von gefangenen Engländern gefragt wurden, welche Wirkung die Lydditbomben beim Explodiren gehabt hätten, ist schwer zu schildern. Dum-Dum» Kugeln hatten wir ja auf den Schlachtfeldern gesunden, aber, daß daS furchtbare Lyddit, von dem man uuS so schauerliche Dinge erzählt hatte, schon gebraucht worden war, hatten wir nicht geträumt. Bei sorgfältigem Suchen fanden wir in dessen, daß derAgriingelbliche Rauch, der bei einigen Bomben ausstiez, etwas Besonderes bedeute, und daß er wahrscheinlich Gift enthielte, denn anders konnten wir uns die ungeheure Wirkung, die die Engländer ihm zuschrieben, nicht er klären. Eines TageS standen wir in der Nähe einer unserer Kanonen, als die englischen Schiffskanonrn eine Lydditbombe auf uns warfen. Sie machte einen ungeheuren Lärm, als sie den Boden in einiger Entfernung hinter uns berührte, sank ungefähr vier Fuß in den weichen Boden, kam dann auf hartes Gestein und ezplodirte mit einem ungeheuren Lärm, der sich anhörte, als wenn man mit einem Hammer auf hohles Eisen schlägt. Das Loch, das e» machte, war groß genug, um ein Pferd darin zu begraben. Zufälliger Weise stand einer unserer Leute kam 10 Schritt von der Stelle entfernt, und wir bedauerten alle isein Schicksal, aber al-die Rauchwolke in die Höhe stieg, stand unser Mann ruhig auf, ging zu der Stelle hin und sah sich vergnügt da- Loch an. Daß es eine richtige Lydditbombe war, erkannten wir an dem Pulver, das wir bereits vor dem Kriege in Pretoria ana- lysirt hatten. Daö Wirken der Bombe ist anscheinend so, daß das Material in der einen Kammer, da- mit X bezeichnet wird, sofort in Brand geräth, wenn eS auf einen barten Gegenstand aufschlägt; eS entzündet dann da- Lyddit mit dem bekannten Effect. Die Engländer sagen, es habe sechs Mal die Epplosionskraft von Dynamit, aber wir sind zu dem Resultat gekommen, daß die Projektile, die sie uus sandten, ebenso harmlos sind, wie die au- dem, Anfang des 18. Jahrhunderts. Wir haben in Pretoria bei den Experimenten noch besondere Dynamitkapseln in diese Bomben hineingethan, um eine stärkere Wirkung zu erzielen, aber ohne Erfolg, sonst, und besonders wenn wir mehr Zeit dazu gehabt hätten, könnten wir jetzt vielleicht die Engländer damit erschrecken, daß wir zagten, auch wir ge- brauchren Lyddit. Wir können natürlich nicht sagen, was dir Masse „X" ist, aber wir wissen, daß es mit großer Ge schwindigkeit arbeitet und senden Ihnen deshalb Proben davon zur Analyse zu und die Officiere erwarten bald möglichst Bericht darüber. Es kann leinen Zweifel darüber geben, daß der Feind außerordentlich enttäuscht ist über die Wirkung, die dieses Erplosivmittel gezeitigt hat." Tie befangenen in Lapstadt. X. Kapstadt, 27. December. Die Engländer haben alle ihre Kriegsgefangenen in der Nähe von Capstadt internirt. Die Gesammtzahl derselben beläuft sich heule aus 38 t, von welchen 131 bei ihrer Gefangennahme verwundet waren, und zwar hatten 91 Kugelwunden, 22 Granat- splitterwunden, 13 waren durch Lanzenstiche verwundet, 3 hatten Schwertwunden, 1 war durch Gesteins splitter verwundet, und einer litt an den Folgen — eines Schlangenbisses. Die ersten auS Natal kommen den Gefangenen wurden auf dem alten in SimonSbay liegenden Kriegsschiff „Penelope" untergebracht, und eS war anfangs dem Publicum gestattet, täglich von 1—4 Uhr Nach mittags Bekannte und Freunde unter den Gefangenen zu besuchen. Ich machte kurz nach Ankunft der Gefangenen in Simousbay einen Besuch aus der „Penelope", um Oberst- Leutnant Schiel und einige mir bekannte Personen unter den Gefangenen zu sprechen. Herr Schiel hatte sich von seiner Ver wundung — Schuß durch Schenkel ohne Knochenverletzung — so weit erholt, daß er mittel- einer Krücke wieder umherhumpeln konnte. Er war heiter und guten Mutbes bezüglich des AuSgangS des Krieges und wünschle nur, sobald wie möglich ausgewechselt zu werden, worauf die Engländer jedoch nickt eingehen. Bei meinem Besuche waren die meisten Gefangenen noch in derselben Kleidung, in welcher sie gefangen genommen waren. DaS hier in Capstadt bestehende HilfScomitö der Afrikaner hat Sorge getragen, daß alle Gefangenen nicht nur mit neuen Anzügen und Wäsche versehen wurden, sondern daß sie auch fortwährend reichliche Zufuhr von Obst und anderen Lebensmitteln und Erfrischungen erhalten, welche in großer Menge vom Lande einlaufen. Unter den Gefangenen auf der „Penelope" waren alle Altersklassen vertreten, von alten weißbärtigen Männern bi- zu bartlosen Jünglingen, Afrikaner, Deutsche und Holländer, vom Johannesdurg- und Pretoria-Contingent. Nach der Aussage des Herrn Schiel wurden sic fast alle bei ElandSlaagte gefangen, wo thatsächlich nickt mehr wie 600 Boeren gegen 5000 Eng länder kämpften. General Kock, welcher dort den Oberbefebl führte, bestand, trotz der Abmahnungen seiner Officiere, daraus, den ungleichen Kampf aufrunehmcn, welcher für die Boeren so vcrbängnißvoll werden sollte. Inzwischen sind neuerdings die Bestimmungen, betr. die Bewachung der Gefangenen, so ver schärft worden, daß eS den Freunden nnd Verwandten der Gefangenen fast unmöglich gemacht ist, Besuche an Bord zu machen, da wöchentlich nur einmal sechs Besucher zugelaffen werden dürfen, und zwar nur für 20 Minuten. Nock schlimmer ergebt eS den Gefangenen, welche auf dem west lichen Kriegsschauplatz ringebracht wurden^ Diese sind bei Capstadt in einem Flügel der Verbrecher-Anstalt — tlur dreakvoter coavict. Station —, nicht etwa im städtischen Gefängniß, untrrgebracht, und zwar sind sie unter derselben strengen Aufsicht, wie die auf der „Pene lope". Vom Kriegsschauplatz wurden diese Gefangenen in offenen Viehwaggon» — die Reise währte zwei Tage und zwei Nächte — IranSportirt und dann unter Ber- böbnung durch die schwarzen Dockarbeiter zur brealcvater eouvict Station abgeführt. Dir empörende Be da njblung der Kriegsgefangenen bat unter der Afrikaner-Bevölkerung der Colonie viel böse- Blut geschafft, während di« Jingo«» mil dieser wirklich brutalen
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