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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.01.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-01-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000129016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900012901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900012901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-01
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Reclamen unter dem RedactionSstrich (4ge spalten) 50^, vor den Familtennachrichk» (6 gespalten) 40 Größere Schriften laut unserem Preis« verzeichniß. Tabellarischer und giffernsatz nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen «Ausgabe, ohne Postbefördernug 60.—, mit Postbeförderung 70.—. Innahmeschluk für Anzeige«: Abend-AuSgabe: BormsttagS 10 Uhr. Morgen »Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets au die Expeditisn zu richten. Druck und Verlag von E. Polz tu Leipzig. 51. Montag den 29. Januar 1900. St. Jahrgang. Missionen und Schulen in den Colonien. Nach dem Erscheinen des Jahresberichtes über die Ent wickelung der deutschen Schutzgebiete baden wir in jedem Jahre eine Uebersicht über die Entwickelung der Missionen und Schulen in den deutschen Schutzgebieten gegeben. Auch das verflossene Berichtsjahr (meist Juli 1898 bis Juni 1899) war in Bezug auf dieThätigkeit der Missionen und ihrer Schulen ein fruchtbares und einmütbig haben die in Betracht kom menden Brüder und Schwestern der verschiedenen Confessionen eine große Culturarbeit geleistet, die später reichen Segen bringen wird. Im Togogcbiet ist die katholische Mission nunmehr sieben Jahre selbstständig. Sie kann auf schöne Erfolge zurück blicken. Tas erste Tausend katholischer Christen ist über schritten und die Zahl der am Unterricht regelmäßig theil- nehmenden Schüler und Schülerinnen beträgt 800. Sie ist in Lome, Ajido, Togo, Porto-Seguro und Klein-Popo stationirt. Außerdem unterhält sie noch in etwa zwölf Orten Schulen. Die Mission klagt, daß die Schule an einem Orte, in Agueniwe, aufgehoben werden mußt«, da sich der Einfluß deS Fetisch wieder mehr geltend machte. Auch in Togostadt hat die Mission keine Erfolge zu verzeichnen, dagegen hat sie in Klein-Popo eine schöne Kirche aufgerichtct, die vom Atlantischen Ocean sichtbar auch den Schiffern eine Landmarke ist. Die Einweihung dieser Kirche war sehr feierlich und nach Landessitte wurde vor dem Gottesdienst und danach ein Feuerwerk abgebrannt. Auch sonst sind die üblichen Schulfeste und Kaisers Geburtstag gefeiert worden. Die WeSleyauische Methodisten mission hat Niederlassungen in Klein-Popo, Glidschi, Porto-Seguro, Agbaneke und Aguega. Sie zählt 32 Personen als Prediger und Lehrer und steht unter dem verdienstvollen Superintendenten Karl Ulrich. Ihre Gemeindemitglieder zählen 344, die Schulen ebensoviel. Besonder» ist die Mission auf die Vertiefung de» Glaubens bedacht gewesen. Ihr Bericht sagt darüber: Energischer als je wurde auf dem ganzen Gebiet gegen da» leere Namenchristenthum zu Felde gezogen, welches au der Küste, wo eS zum guten Ton gehört ein Christ zu sei», leider guten Boden findet. Wir freuen uns deshalb um so mehr, von einer beginnenden Vertiefung des ChristenthumS im Herzen und Leben der Eingeborenen berichten zu können. Um diesem mächtig wirkenden Einfluß deS ChristenthumS Handlangerdienste zu leisten, ist unsere ganze Anhängerschaft in Dutzenden von Classen eingetheilt, welche außer den ge wöhnlichen gottesdienstlichen Versammlungen sich einzeln ein mal wöchentlich zu systematischer Belehrung und Erbauung versammeln. Auch die Polygamisten und die im Concubinat lebenden Eingeborenen, die wohl Anhänger, aber nicht Mit glieder der Kirche sein können, erhalten diese Belehrung. Hervorzuheben ist die Bearbeitung der Eingeborenen sprache, wie sie im östlichen Togogebiet gesprochen wird. Um di« Weihnachtszeit wurde das Ritual in obiger Sprache in allen WeSley-Gemeinden eingeführt, wovon di« Liturgie deS SonntagmorgengotteSdienstes, welche sonst in englischer Sprache gelesen wurde, letzt mit reger Theilnahme jeden Sonntag Morgen von der ganzen Gemeinde in ihrer Muttersprache benutzt wird. In den Sonntagsschulen und sogar bei der Hausarbeit an den Werktagen übten sich diejenigen Frauen, welche keine Schule besuchen können, im Lesen, so daß jetzt schon eine kleine Anzahl dasselbe erlernt hat. Ende April wurde in Klein-Popo auf einer Handpresse ein kleiner Katechismus fertig gedruckt und mit erfreulichem Erfolg der Oeffentlichkeit übergeben. Ein Gesangbuch ist eben un Druck in Stuttgart, und es wird wohl gegen Ende deS Jahre» im Besitze der Mission sein. Der ganze öffent liche Gottesdienst kann dann m der Eingeborenensprache abgehalten werden. Ueber die einzelnen Stationen girbt der Bericht ein ge naues Bild. In Klein-Popo ist nicht alles so, wie eS sein sollte. Die eingeborenen Lehrer oder besser geschulten jungen Leute finden andere Beschäftigung, aber auch die alten zerstreuen sich die Küste entlang oder ins Innere und „nehmen dann meistens Schaden an ihrer Seele". Mit den Ansässigen ist die Mission zufrieden. Fetischlanz und Branntweingenuß hat zum großen Theil aufgehört und die jungen eingeborenen christlichen Männer haben sogar einen „Verein zur Hebung der christlichen Ebe und zur Bekämpfung der Polygamie" gegründet. In Glidschi ist sehr schwer zu arbeiten. ES ist ein Wechsel- platz. Die aufgeklärten Leute finden leicht Stellung an der Küste und gehen oft bis Kamerun. Die weniger aufgeklärten Heiden möchten zwar angeblich gern Christen werden, allein sie fürchten sich vor dem Gift ihrer Landsleute oder auch heimlich in die Sclaverei verkauft zu werden. Ueber Porto Seguro läßt sich nicht viel Günstiges sagen, dagegen ist der Bericht mit Azbaneke und Aguega zufrieden. Die Schularbeit wurde mit steigendem Interesse und mit größerem Erfolg weiter geführt. Bei der Eröffnung der beiden neuen Schulen in Agbaneke und Aguega machte der Mangel an deutschen Lehrern wieder viel zu schaffen, und noch lange wird die Mission mit demselben rechnen müssen. Der stets wachsende Bedarf der kaiserlichen Regierung und der Post an jungen, deutsch redenden Negern, die Besoldung in diesen Anstellungen, welche das Vermögen der Mission übersteigen, sowie die strenge moralische Zucht, welche bei Missionsangestellten auSgeübt werden muß, lassen den jungen Leuten den Lehrerdienst nicht günstig erscheinen. Eine Er höhung der Missionsmittel gerade für diesen Zweig der Ar beit, die wie keine andere fast nur anderen von der Mission nicht besetzten Städten zu Gute kommt, ist für die Mission immerhin ein nicht zu erwartendeSOpfer. Doch konnte wenigstens in einer der neuen Schulen in Folge großen Fleißes des Lehrers der deutsche Unterricht von Anfang an eingeführt werden. Auch in diesem Jahre hat die Behandlung der deutschen Sprache in der Hauptschule Klein-Popo eine Aus dehnung erfahren und zwar in Folge einer neuen Classen- eintheilung der ganzen Schule. Die fünf ältesten Classen, welche allein regelmäßig und vollzählig die Schule besuchen und welche über den grundlegenden Unterricht hinweg sind, müssen obligatorisch Deutsch lernen. Die Schule noch günstiger für den deutschen Unterricht zu gestalten, liegt vor der Hand nicht in der Macht der Mission Nach dieser Einrichtung nimm; die englische Sprache nicht, wie von Nichtkennern angenommen wird, die erste Stelle ein. Ja den deutschen Classen wird jetzt saft nur Sprachunterricht ertheilt, da im englischen Theil der Schule Fächer wie Rechnen, Geschichte, Religion und Singen genügend zur Geltung kommen. Im Gegensatz zu früheren Jahren kann diesmal berichtet werden, daß die Eltern auf eine vollständige, fertige Schul bildung sehen und nicht wie bisher ihre Kinder zu irgend einer für sie paffenden Gelegenheit auS der Schule nehmen, weshalb auch die deutschen Classen weiter vorangeschritteu sind als in den Vorjahren. Auch die Mädchenschule in Klein-Popo unter der Beihilfe von Frau Missionar Ulrich und Frau Prediger M. Lawson, welch letztere die sehr brauchbare Lehrerin der Schule ist, hat Fortschritte zu verzeichnen, indem besonders die jungen Männer darauf dringen, daß ihre einstigen Frauen auch hinsichtlich der Schulbildung auf annähernd dieselbe Stufe gestellt werden sollen, die das Christenthum der Negerfrau in Togo noch zugänglich machen muß und wird. Die Norddeutsche Missionsgesellschaft in Lome kann sich zwar eines günstigen Gesundheitszustandes der Europäer, von denen fünfzehn arbeiten, erfreuen, allein mit dem Besuch der Schulen hapertS ein bischen. Im Ganzen aber ist die Mission mit der Entwickelung zufrieden. Die Zahl der Schüler hat abgenommen. Drese betrübende Erscheinung hängt mit dem Umstande zusammen, daß eS der dortigen Bauernbevölkerung immer noch schwer fällt, ihren Kindern einen regelmäßigen Schulbesuch zu gestalten. Ganz besonders gilt daS für den Agu, wo der Lehrer seine Schüler nicht selten erst in der Stadt zusammen- sucken muß, ehe er mir dem Unterricht beginnen kann. Die Namen solch unregelmäßiger Schulbesucher mußten deswegen wieder aus deu Listen gestrichen werden. Hierzu kommt noch, daß im Amedschovhediitrict die sogenannten Heidenschulen nicht mehr forlgesllhrt werden konnten. DaS von der Baseler Mission in Togo bis jetzt in Angriff genommene Arbeitsgebiet umfaßt die verschiedenen Landschaften im Nordwestcn dieser Colonie zwischen Volta im Westen, Abo (Dai) im Süden und dem Dolla im Norden. Dieses Gebiet wurde auch im Berichtsjahre kreuz und quer bereist und überall das Evangelium verkündet. Auf den fünfzehn Stationen befinden sich 442 Christen und 296 Schüler. Die Zabl der neuaufgenommenen Christen war nur fünfzig, im Verbältniß zu 21 Miisionsarbeitern elwaS wenig, allein der Einfluß der Mission findet seinen AuSbruck nicht in den Zahlen der Taufen u. s. w., sondern er zeigt sich in allen Gestalten. Die 514 Schulkinder wurden mit Sorgfalt in allem für sie nöthigen und nützlichen Wissen mit gutem Erfolge unter richtet. Die Tbatsache, daß die Mission auf zwei politisch getrennten Gebieten arbeiten muß, bat eS nöthig gemacht, den Unterricht zweier europäischen Sprachen, deutsch und englisch, in den Lehrplan aufzunebmen. ES werden nun die aus der Colonie kommenden Schüler in der deutschen und die auS dem englischen Gebiet kommenden in der englischen Sprache unterrichtet. Nach dem dritten oder vierten Schul jahre fängt der fremdsprachliche Unterricht an, der dann, nach Absolvirung der beiden Oberclassen, in der Mittelschule zu Amedschovbr oder Keta je drei Jahre lang fortgesetzt wird. Der deutsche Unterricht umfaßt also fünf Schuljahre, von denen zwei auf Ho und drer auf die Mittelschule in Amed- schovbe kommen. Schüler, welche nach Beendigung der Mittelschule Lust haben, sich für den Missionsdienst zu melden, werden in das Lehrerseminar ausgenommen, wo sie in einem zweijährigen Cursuö noch eine eigentliche Fachbildung erhalte». Die Zahl der die Schule besuchenden Mädchen ist immer noch eine verhällnißmäßiz kleine. Es hängt daS mit dem geistig niedrigen Stande der Ehefrau zusammen. Die Interessen der Negerfrauen gehen kaum über den engen Umkreis der Befriedigung ihrer nächstliegenden körperlichen Bedürfnisse hinaus. Angesichts dieser Tbatsache muß man sich freuen über die 120 Mädchen, die sich einer christlichen Schulzucht unterordnen und bei treuer Arbeit allmählich zu tüchtigen Gliedern ihres Geschlechts herangezogen werden. Die Zahl der christlichen Gemeindeglieder ist in diesem Jahre auf 1022 gewachsen und so ist die Mission mit ihrer Arbeit zufrieden. Ein Bild, wie sich die Eingeborenen zum Theil nach Schulbildung sebnen, girbt die Reise des Mis sionars Martin bis Salaga. Hier wurde er mit seinem Begleiter, dem Pfarrer Awere von Krekye, sowohl in der Landschaft Nlschumuru als auch im neutralen Salaga - Ge biet überall überaus freundlich ausgenommen und sie fanden allerwärts aufmerksame Zuhörer. Der jetzige Häuptling von Salaga sammt seinen Aeltesten baten sogar dringend, sie möchten doch gleich bei ihnen bleiben. Als sie sagten, daß ihnen das nicht gewährt werden könne, baten sie, ihnen wenigstens einen Lehrer zu senden. Sre sagten, wie Missionar Martin schreibt, sie hätten viele Schüler gesehen und wahrgenommen, daß die Haussalehrer ihre Kinder fast nichts lehren. Denn die Schüler „von unten verstehen euro päisch", können lesen und Briefe schreiben rc., die von den Muhamedanern gelehrten Kinder dagegen wissen nichts und lernen kein „europäisch". Ein anderer kleiner Stamm, der schon lange vergeblich um einen Lehrer bittet, sandte einen directen Boten an Missionar Martin mit der Anfrage, ob denn sie gar keine Hoffnung haben dürfen, einen Lehrer zu bekommen, wie ihre Nachbarstämme. Es darf also jedenfalls mit vollem Recht gesagt werden, daß der Einfluß, der durch die Mlssionsarbcit ausgeübt wird, weit über DaS hinauSgeht, waS mit Zahlen dargestellt werben kann. In Kamerun existirt eine Regierungsschule, der der Lehrer Fischer vorstebt. Die Schule ist in Victoria, eine Ncbenschule unter Leitung des farbigen Lehrers Sanga Kurist in Kamerun. Der Bericht sagt, daß die DuallaS in Kamerun, wenn sie auch leickt auffassen und manchmal ein gewisser Fleiß ver banden ist, doch schnell vergessen, während die Victorianer eine größere Beharrlichkeit, Ehrlichkeit und dauerndes Interesse für ihre Fortbildung an den Tag legen. Die Schule zu Victoria bat jetzt 81 Schüler; auf die erste (älteste) Classe entfallen 9 Schüler (männlich), auf die zweite 26 (20 männ lich, 6 weiblich), aus die dritte Classe 46 (32 männlich und 14 weiblich), Alles Kinder. Die deutsche Sprache ist die Unterrichtssprache in sämmt- licken Fächern. Bakwiri und Englisch werden zur Erklärung beigezogen. In der ältesten Classe wird die Tuala-Sprache ein wenig gepflegt. Es vermögen alle Schüler in derselben zu schreiben; die meisten Schüler dieser Classe schreiben auch Englisch. Aber daS Deutsche steht im Mittelpunkt des gesummten Unterrichts; sämmtliche Facher dienen ihm. Die erste Classe wird unterrichtet in Deutsch (Lesen, Sprachlehre, Aufsatz), Biblischer Geschichte, Rechnen, Realien, Schönschreiben und Singen. Die zweite Classe hat dieselben Fächer, nur trttt an Stelle der Realien der Anschauungsunterricht. Da der Unterschied zwischen Classe! und 2, WaS Sicherheit und Fertigkeit im Deutschsprechen und Verständniß des Deutschen anbelangt, ein ziemlich großer ist, so wurden Classe 1 und 2 bis ietzt in allen Fächern getrennt unterrichtet. Bei Classe 1 ertheilt der RegierungSlebrer den gesammten Unterricht; Classe 2 erhält von ihm Unterricht im Anschauungeunterricht, Aussatz, Biblischer Geschichte und Singen; in den übrigen Fächern unterrichtet der farbige Hilfslehrer, der zugleich noch Schüler der ältesten Classe ist. Classe 1 erhält täglich Unterricht von 7>/<—9 V, Uhr; Classe 2 von 9 V»—12 Uhr. Classe 3 erhält täglich von 2'/»—4 Uhr Nachmittags Unterricht im Deutschsprechen, Lesen und Schreiben und Rechnen. Denselben ertheilt zum größeren Theil der Hilfs lehrer. Vorstehend gegebenes UnterrrchtSsystem wird einen interessanten Beitrag zu der viel erörterten Frage bilden, ob ein wirklicher Erfolg deS Schulunterrichts nur auf der Grund lage der Muttersprache und unter Ausbildung derselben zur Schriftsprache zu erreichen ist, oder ob sich das Gleiche mit derselben Zeit und Mühe unter Benutzung einer europäischen Sprache als einziger Unterrichtssprache erreichen läßt. Bis jetzt sind die Erfolge zufriedenstellende. Eine definitive Schlußfolgerung wird sich jedoch wohl in mehreren Jahren ziehen lassen. Die BaSler Mission hat im Kamerungebiet rührige Fortschritte gemacht, besonders ist der Fortschritt auf dem Gebiete deS Schulwesens stark. Am 30. Juni 1899 standen von Europäern in Arbeit 21 ordinirte Missionare, 5 un- ordinirte, 12 Frauen von Missionaren und 1 Fräulein für die Krankenpflege. Die Mission zählte 9 Hauptstationen mit 129 Außenstationen und 133 Schulen, die mit 145 ein geborenen Lehrern besetzt waren. Die Zahl der Gemeinde mitglieder betrug 2030, gegen daS Vorjahr 142 mehr, die Schule wurde von 3278 Schülern gegen 3204 besucht. Die Hauptstationen sind: Bethel (Kamerun Stadt), Bonaberi, Lobethal, Edea, Wangamba, Nyasose, Bombe, Vittoria, Bunanea. Die Baptisteumission verzeichnet nur geringe Fort schritte, sie arbeitete nur mit drei Europäern. Balo kam aber tüchtige Hilfe. Die Mission zählt 52 Stationen. Im Berichte der Mission heißt eS: „Wohl wurden 63 Personen getauft und in die Mission ausgenommen, aber dem gegenüber steht auch wieder der Ausschluß auS der Gemeinde von etwa 30 Mitgliedern, die Fettilletsn. Sie will. Skizze von R. Tarina. Raddruck verboten. Frau Amtsrichter Ballenstedt hatte mit dem Mädchen, welches die Morgeneinkäufe besorgt hatte, Abrechnung gehalten. Zu ärgerlich, es fehlten drei Mark! Bei ihrem ohnedies nicht reichlich bemessenen Wirthschaftsgelde eine nicht unbeträchtliche Summe. Was sollte man nun mit dem weinenden Mädchen anfangen. auS dem kein vernünftiges Wort herauSzubringen war. Daß sie es nicht unterschlagen hatte, davon war die junge Frau überzeugt, aber jedenfalls hatte sie es verloren und es war vergebens, noch weiter ein Wort darüiber zu sprechen. Dem Mädchen das Ver lorene vom Lohne a-bziehen, wie es di« streng« und knauserige Frau Rath, die Frau von ihres Mannes Vorgesetztem, that, wenn eswas dergleichen passirte, — nein, das ließ ihr gutes Herz nicht zu. In Heller Aufregung verließ sie die Küche, um ihrem Mann, der heute am dienstfreien Sonntag das Kaffeestündchen etwas weiter als gewöhnlich ausdvhnte, ihr Leid zu klagen. „Liebes Kind", sagte er, <wohlgem«rkt „liebe» Kind", und das sagte er nur, wenn er nicht ganz mit der Handlungsweise seines Keinen Frauchen» einverstanden war, wie sie gleich mit einem Stich nn Herzen vernahm), „liebes Kind, Du mußt Deinem Mädchen gegenüber ganz andere Saiten aufzivhen. Du bist viel zu duilvsam und nachsichtig, und daS vertragen dies« Dienst boten nicht." Ach, diese Dienstboten! Es war der dunkle Punct in ihrer sonst so glücklichen Ehe! Wie viel heimliche Seufzer und ver borgene Thränen hatten ihr dieselben nicht schon gekostet! Als sie vor nunmehr sieben Jahren an ihres trauten, geliebten Otto'» Seite daS junge Heim bezog, als sie den Himmel offen wähnte und in ihrer Äligkeit leinen Wunsch mehr zu haben glaubte, wer versetzte sie mit einem Ruck wieder in die rauhe Wirklichkeit und die Prosa des Lebens zurück? War es nicht das Dienstmädchen? Damals war es eine Rosa. (Name und Person hatten sich seitdem oft geändert, nur der Aerger war immer derselbe ge blieben.) Rosa glaubte in ihrem sechzehnjährigen Herzen auch für ihr Theil Ansprüche an Lieb« zu haben, hatte sich einen Schatz «»geschafft und bald die Vertrauensseligkeit der jungen Frau ausgenutzt, und Nächte durch in Begleitung des sauberen Galans Tanzböden und Lergnügungslocale besucht. Wie schrecklich war diese Entdeckung für die im siebenten Himmöl schwebende junge Frau. Natürlich folgte sofortige Kündigung und Entlassung. Dann kam eine Anna, eine hübsche und geweckte Person. Niemand verstand gleich ihr di« Abendtafel zierlich und geschmackvoll herzu richten, Niemand machte ihr die JrirassSesauce nach, und nun erst die Knödel! Mit großem Eifer hatte Frau Margarethe ihr Ver schiedenes heimlich abgesehen und abgelernt, und war anfangs ganz glücklich über diese Perle. AIS aber Schön-Anna mit immer sorgfältiger frisirten und gelockten Haaren erschien, mit immer reizenderen weißen Schürzchen sich schmückte, und immer koketter« Blicke nach dem hübschen, jungen Herrn Amtsrichter warf, >da wurde der jungen Frau die Situation doch zu kritisch, und sie suchte eiligst einen Vorwand, sich dieser gefährlichen P«rson zu entledigen. Nicht, daß sie kein Vertrauen zu ihrem Manne gehabt hätte, o nein! Jeden, der es auch nur gewagt hätte, einen Schatten von Verdacht auf ihren angebeteten Otto zu werfen, hätte sie mit kaltem Blute umS Leben gebracht. Aber eine solche Person um sich dulden? Nimmermehr! Wer kannte denn auch die Vergangenheit eines solchen Mädchens? Die nächstfolgende Küchensee war einfach, besaß keine Spur von Putzsüchtigkeit oder Koketterie, und war fleißig und tüchtig. Endlich glaubt« Frau Grethchen den richtigen Griff gethan zu haben, al- verschiedene Gegenstände, die sich aus ganz unnatür liche Weise verflüchtigt zu haben schienen, sich seltsamer Weise rm Koffer des Mädchens wiederfanden. Nun hatte auch dieser daS Abschiedsstündchen geschlagen! Und so war es fortgeganzen in den sieben Jahren ihrer Ehe. O, sie konnte trotz ihrer siebenund zwanzig Jahren schon «in Lied von Di«nstbotennoth und Dienst botenklage singen! Und ihr liebes Männchen! Wie oft hatte auch er unter der Nachlässigkeit und der Saumseligkeit der Dienstboten zu leiden. Wie oft hatte sie selbst ihrer Verstim mung nicht Herr werden können, und ihn mit Klagen belästigt, wie auch eben jetzt wieder. Mit liebevoller Zärtlichkeit streiften ihre Blicke sein Antlitz, das sie so gern hell und strahlend gemacht hätte. Wie kann ich «s nur ä-tdern, wie kann ich es nur ändern, war der Gedanke, der ihr immer wicderkehrte, als eine Be merkung ihres Mannes sie diesen wenig erquicklichen Gedanken entzog. „WaS meinst Du, Lieb", begann er soeben, von der Zeitung aufsehend, „wenn wir uns heute einmal den „Troubadour" an sähen?" „Ach, Du goldiger HerzenSmann", jubelte sie, „kannst Du so meine innersten Gedanken lesen? Gerade den „Troubadour" zu sehen habe ich mir schon lange und sehnlich gewünscht." Und so geschah's. Abends wanderte Amtsrichter Ballenstedt mit seiner reizenden kleinen Frau ins Theater, und Beide ge nossen mit Herz und Sinn die herrliche und einschmeichelnde Musik und Glanz und Leben, das sie Beide umgab. Sie ge nossen es um so mehr, als ihre Verhältnisse ihnen nur an Extra tagen solche Genüsse erlaubten. Nach der geistigen Erquickung folgte ein gemüthlicheS Abendbrot» zu zweien in einem vornehmen Restaurant, und glücklich, geistig und körperlich gestärkt und er frischt traten sie den Heimweg an. DaS war einmal ein herr licher Abend, und noch lange wollte man von diesen Genüssen in der Erinnerung zehren. Aber, o weh! Als sie hrimkamen, erwarteten sie unangenehme Ueberraschungen. Die Dorsaalthür war nur angelehnt, die Lampe im Wohnzimmer dem Verlöschen nahe, verbreitete einen furchtbaren Qualm, da» Mädchen in der Küche über einemHintertreppenroman eingeschlafen, und weder Küche noch Schlafzimmer in Ordnung gebracht. Im Augenblick war die glückliche Stimmung verflogen, Scheltworte ertönten, und mit verdrießlichen Mienen suchte Amtsrichter Ballenstedt sein Lager auf. Frau Grethchen drückte daS Gesicht in die Kissen, um Schluchzen und Thränen zu ersticken. Sie war doch zu unglücklich, und an Allem wieder daS Mädchen schuld! Wie könnte man nur diesem fortgesetzten Aerger ein Ende bereiten? Ein Entschluß tauchte vor ihrem inneren Auge auf, der immer mehr greifbare Gestalt gewann. Was sie anfangs zweifelnd von sich abgewiesen, das festigte sich nach reiflicher Ueberlegung immer mehr und mehr in ihr, und als sie Morgens frisch und rosig am Kaffeetisch erschein und ihrem geliebten Otto die Lippen zum Guten-Morgenkuß bot, da stand ihr Entschluß unabweisbar fest, und sogleich sollte ihn auch ihr Herzensmann erfahren. „Was meinst Du, Lieb", begann sie, „wenn wir es einmal ohne Mädchen versuchten? Der gestrige Aerger war doch ab scheulich und liegt mir noch in allen Gliedern." „Aber Grethel", antwortete er, „wer soll denn da die Haus arbeit besorgen?" „Nun, ich selbst", entgegnete sie muthig. „DaS kann doch nicht Dein Ernst sein?" fragte er. Nun gerieth Frau Grethchen ordentlich in Eifer. „Natürlich ist es mein vollkommener Ernst. Ich will, und fühle Kraft und Energie genug m mir. Man muß nur ernstlich wollen, das ist die Hauptsache. Du kennst doch Amalie Horst, meine Schulfreundin? Siehst Du, sie hatte auch fest ihr Ziel vor Augen. Sie wollte studiren, und hat eS durchgesetzt und wird nächstens trotz aller Einwendungen von Eltern, Tanten und Vettern ihr Doctor-Examcn machen. Traust Du mir weniger Energie zu? Ebenso gut wie sie ihren Willen be hauptete, ebenso gut werde ich auf meinem Vorsatze bestehen. Und waS ist es denn so Großes, waS ich vorhabe?" lenkte sie, ihn freundlich anlächelnd, ein, „ein wenig mehr Arbeit und Mühe, aber kein Aerger, kein fehlendes Geld, kein zerbrocheneSGeschirr, kein an gebrannter Braten, rechnest Du daS für nichts?" Er strich ihr die wirren Löckchen auS der heißen Stirn, ergriff dann eins ihrer weißen Händchen und sagte zärtlich: „Und wie werden dann diese weißen Pahschchen bei al? der groben Arbeit auSsehen?" „HerzenSmann, Deiner Liebe bin ich doch sicher, auch wenn diese Hände roth und abgearbeitet aussehen, und um andere Leute kümmere ich mich gar nicht."
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