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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.01.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-01-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000129016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900012901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900012901
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-01
- Tag1900-01-29
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I.8eilW M ZchzWk TiBitt M Anzkizn K. 41, MntU N.Zmmr ISW. MW-AuUbk.1 M- . . — «' > —— ,. , . , Amtlicher Theil Die Städtische Koch- und Haushaltungs-Schule im Gebaute der 13. Bürgerschule zu Lcipzig-PIagwitz, Elisabeth-Allee 2V, beginnt am 25. April d. I. für aus der Schule entlassene Mädchen einen neuen Unterrichts-Kursus, der bis Michaelis währen wird. Der Unterricht erstreckt sich aus Koche», Waschen und Plätten, Nähen und Stopfen und wird an den fünf ersten Wochen tagen vormittags von 8—12 Uhr erteilt. Jede Teilnehmerin hat 1 Mark Eintrittsgeld und außerdem am Anfänge jeder Schulwoche SO Pfennige zu bezahle», wofür sie daS Recht erhält, an dem gemeinschaftlichen Essen teilzunehmen. Anmeldungen zur Teilnahme an dem Unterrichte nimmt der Unterzeichnete täglich von 8—12 Uhr in seiner Expedition — Elisabeth-Allee 20, I. — entgegen. Leipzig, den 25. Januar 1900. Hermann Böhm, Direktor der 13. Bürgerschule. Bekanntmachung. AuS Anlaß der Anwesenheit Sr. Majestät des Königs findet Dienstag, de» 30. Januar I., Bormittags 10 Uhr eine Parade der hiesige» Garnison auf d-m Angustusplatze statt, welcher Montag, den 29. Januar d. I., Vormittags S Uhr eine Borparade aus demselben Platz vorauSgehen wild. Mit Rücksicht hieraus müssen am 29. d. Mts. von Bormittag V,9 Uhr an und am 30. d. Bits, von Bormittag '/^O Uhr an bis noch geschehenem Abmarsch der Truvpeu die auf der westlichen und östlichen Seite des Augustusplatzes vorübersührenden Fahrstraßen, sowie die quer über den Platt von der Grimmaischen Straße nach dem Grimmaischen Steinweg führende Straße für alle» Fähr verkehr einschließlich des StratzenbahnverkchrS, die zuletzt gedachte Straße auch, sowie die in schräger Richtung über den Platz führenden Fußwege für den Fntzverkehr gesperrt werden. Die vor dem Museum vorübersührende Straße bleibt dagegen für den Verkehr offen. Der Grimmaischc Steinweg bleibt in der fraglichen Zeit für den durchgehenden Fährverkehr gesperrt, weshalb Geschirre, welche vom Osten der Stadt nach der inneren Stadt oder in um gekehrter Richtung fahren wollen, ihren Weg durch eine der dem Grimmaischen Steinweg parallel laufenden Straßen zu nehmen haben. DaS Publikum wird ersucht, den Anordnungen der zur Ausrecht, erbaltuug der Ordnung ausgestellten Militär- und SchutzmannS- posten allenthalben nachzukomme». Leipzig, am 25. Januar 1900. Der Nath und das Polizeiamt Ser Stadt Leipzig. v. kt. 88. vr. Ditttnck. Bretschneider. Bekanntmachung. Die für das Jahr 1900 erschienenen Adreßbücher der Städte Augsburg, Berlin, Breslau, Chemnitz, Dresden, Frank furt a M-, Halle a S.. Hamburg. Magdeburg, München und Stuttgart liegen in unserem Meldeamte, Wächterstraße Nr. 5, 1. Etage, Zimmer Nr. 49, aus und können dort von Jedermann gegen Erlegung einer Nachschlagegebühr von 25 Pfennigen während der gewöhnlichen Geschästsstunden eingesehen werden. Leipzig, den 26. Januar 1900. Das Polizetamt der Stadt Leipzig. v. k. 463. Bretschneider. S. Städtisches^öehrerinnenseminar. — Schletterplatz. — Die Aufnahmeprüfung für Klasse 111 findet Dienstag, 20. Februar, von Vormittags 7'/, Uhr an statt, die für Klaffe IV am 21. Februar um dieselbe Zeit. Feder, Papier und letztes Schulzeugnis sind mitzubringen. Leipzig, im Januar 1900. Der Direktor „„ drof. vr. Wychgram. Städtische Höhere Schule für Mädchen. — Schletterplatz. — Die Aufnahmeprüfung findet Montag, den 5. Februar, Borm. S Uhr statt. Papier, Jeder und letztes Schulzeugnis sind mitzubriugen. Leipzig, im Januar 1900. Ter Direktor Prof. vr. Wychgram. Lönigl. sächsisches Landes-Verficherungsamt. Ueber die Geschäftsthätigkeit des Landes-Verficherungsamts im Jahre 1899 ist Folgendes zu berichten: Es find insgesammt 1082 Registranden-Nuinmern erledigt worden, wovon 923 Nummern auf die Unfallversicherung, 103 auf die Jnvaliditäts- und Altersversicherung und 56 auf allge meine Angelegenheiten entfallen. Die Zahl der Abgänge be trug 3014. Spruchsitzungen wurden wie im Borjahre 10 abgehalten. Es lagen 119 Recurse gegen Entscheidungen der Schiedsgerichte für die Brurfsgenofsenschaften und Ausführungsbehörden vor, von denen 86 zur öffentlich-mündlichen Verhandlung gelangten, 7 aus formellen Gründen zurückgewiesen, 9 der Zuständigkeit halber bezw. wegen Mitbetheiligung anderer Berufsgenossen schaften an daS Reichs-Versicherungsamt abgegeben, 2 nach Er- theilung anderweiten Bescheids noch im schriftlichen Vorverfahren zurückgezogen und 15 gegen Jahresschluss eingegangene als uner ledigt in das Jahr 1900 übernommen wurden. Bei den mündlichen Verhandlungen waren die Sächsische Textil-Berufsgenossenschaft in 17, die Sächsische Holz-Berufs genossenschaft in 11, die Land- und forstwirthschaftliche Berufs genossenschaft für das Königreich Sachsen in 48, die Betriebe der Staatseisenbahnverwaltung u. s. w. in 7 Fällen und die Betriebe der Staatsforstverwaltung in 3 Fällen betheiliat. In 52 Fällen wurde das schiedsgerichtliche Urtheil bestätigt, in 27 Fällen abgeändert. 7 Recurse erledigten sich zu Gunsten der RecurÄläger durch Vergleich. Von den abgeänderten Urtheilcn betrafen 4 die Textil-Berufsgenossenschaft, 3 die Holz-Berufs genossenschaft, 14 die Land- und forstwirthschaftliche Berufs genossenschaft, 5 die Betriebe der Staatseisenbahnverwaltung und 1 die Betriebe der Staatsforstverwaltung. Gegen die Ent scheidungen der Schiedsgerichte für die Betriebe der königl. sächsischen Heeresverwaltung und für die eigenen Baubetriebe der Städte Chemnitz und Leipzig sind im Jahre 1899 keine Recurse eingelegt worden. Aus derVerwaltungsthätigkcit des Landes-Ver- ficherungsamtes ist Folgendes hervorzuheben: Mit den vom königlichen Ministerium des Innern dem Landes-Lersicherungsamte zur Begutachtung zugefertigten, gegen wärtig dem Reichstage vorliegenden Gesetzentwürfen, betreffend die Abänderung der Unfallversicherungsgesetze und die Unfall fürsorge für Gefangene, hatte sich das Amt im Berichtsjahre ein gehend zu beschäftigen. Nach gutachtlichem Gehör der Vorstände der ihm unterstellten Berufsgcnoffcnschaftcn und von SchiedS- gerichtsvorsitzenden wurden die einzelnen Entwürfe, 6 an der Zahl, in einer zu dem Ende abgchaltenen Conferenz, an der auch der stellvertretende Bundesrathsbevollmächtigte Geheime Rath vr- Fischer theilnahm, durchberathen. Die Ausübung des allgemeinen Aufsichtsrechts über die Be- rufsgenosscnschaften nahm die Thätigkeit des Amts im Berichts jahre mehr in Anspruch als in den vorausgegangenen Jahren. Eine umfängliche Nachprüfung von Rentenfeststellungen gab zu verschiedenen Ausstellungen Anlaß. Von den Betriebsunternehmern wurden gegen die Genossen schaftsvorstände 33 Beschwerden erhoben (im Vorjahre 29). Von ihnen richteten sich 6 gegen die Ablehnung der Aufnahme in die Kataster, 18 gegen die Veranlagung nach den Gefahrentarifen, 5 gegen die Feststellung der Beiträge und 4 gegen Strafver fügungen. Von diesen Beschwerden wurden 19 abgewiesen, 1 be achtet, 6 erledigten sich durch anderweite Entschließung des Ge nossenschaftsvorstandes, 2 durch Zurückziehung, 3 wurden an daS Reichs-Versicherungsamt abgegeben und 2 find am Jahresschlüsse noch unerledigt. Nach § 37 Absatz 5 des Unfallversicherungsgesetzes vom 6. Juli 1884 wurden 4 Ablehnungsfälle (ohne Beschwerde des Unternehmers) zur Entschließung des Amts gebracht, das cs bei den ablehnenden Bescheiden bewenden ließ. In den letzten Monaten des Berichtsjahres hatte das Jnva- lidenversicherungsgesctz vom 19. Juli 1899 eine nicht unwesent liche Arbeitsvermehrung zur Folge. Bei einer vom Reichs-Ver sicherungsamte einberufenen, am 15. und 16. November abgehal tenen Conferenz zur Besprechung verschiedener Fragen der Invalidenversicherung war das Amt durch seinen stellvertretenden Vorsitzenden Geheimen Regierungsrath vr. Apelt vertreten. Das in Folge des neuen Gesetzes umgearbeitete Statut der ihm unter stehenden Versicherungsanstalt erhielt unterm 23. December die Genehmigung des Amts. Die Anstalt führt nun den Namen „Landes-Versicherungsanstalt Königreich Sachsen"; ihr Aus schuß besteht künftig aus je 10 Vertretern der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer. Das Vermögen der Versicherungsanstalt be zifferte sich am Schlüsse des Jahres 1898 auf 67158 078,36 c/(. Ueber die Geschäftsführung ihres Vorstandes wurden aus den Kreisen der Versicherten 3 Beschwerden erhoben, die sich als unbegründet erwiesen und deshalb verworfen wurden. Die Wahlen der Vertreter der Arbeitgeber und der Ver sicherten für die unteren Verwaltungsbehörden gemäß 61 fg. des Jnvalidenversicherungsgesetzes waren bis zum Schlüsse des Berichtsjahres in der Hauptsache beendet. Es waren im Ganzen 848 Vertreter zu wählen. Dabei waren außer den Stadträthen und den Bezirksausschüssen bei den Amtshauptmannschaften ca. 1600 Krankenkassen betheiligt. Für die Wahl der Vertreter des neuen Ausschusses der Ver sicherungsanstalt wurden die erforderlichen Vorbereitungen ge troffen, so daß diese Wahlen selbst binnen Kurzem werden er folgen können. Unter den Mitgliedern des 'Landes-Verficherungsamts sind im Berichtsjahre keine Veränderungen eingetreten. Festcommers der Leipziger Llinikerschast. -8- Leipzig, 27. Januar. Der gestrige für die medicinische Wissenschaft an unserer Lima wator I-ipsicmsis, so bedeutungs volle Tag an dem die neue chirurgische Universitäts klinik in feierlichem ActuS eingeweiht worden war, gab auch der Leipziger Klinik er schäft Veranlassung, ihrer Freude über daS Erreichte Ausdruck zu geben. ES geschab dies in einem solennen FestcommerS, der Abends im Saale de- Hotel de Pologne stattfand und einen frohbewegten, glänzende» Verlauf nahm. An dem Commerse nahmen mit den Klinikern u. A. als Ehrengäste theil: Der Rector der Universität Geh. Hofrath Professor vr. Kirchner, Geb. Medicinalräthe Professoren vr. Trendelenburg, vr. Curschmann und vr. Zweifel, OberbürgermeisterJustizratb vr. Tröndlin, Stadtrath Ramvohr, Oberreichsanwalt vr. OlSbausen, Professor vr. Cbun, Professor vr. Friedrich, Professor vr. Mikulicz-BreSlau, Professor vr. Schönborn-Würz burg, Medicinalrath Professor vr. Hennig, Professoren vr. HiS, vr. Kockelt, vr. Spalteholz und vr. Barth, ferner vr. Windscheid, Stadtverordneter vr. RöSger und vr. Sonnenkalb, vr. Schulze-Bergen aus Ober hausen a. Rh. (früher Assistent Trendelenburg'S), Vertrauens arzt der OrtSkrankencasse vr. Otte, vr. Kollmann, vr. Dippe, sowie zahlreiche Assistenzärzte der inneren, chirurgischen und Frauenklinik. Der Vorsitzende de- Commerse-, Herr cauck. weck. Kaul- ferS, eröffnete die hochfestliche Versammlung, indem er auf die doppelte Bedeutung deS Feste- hiuwieS und den Er schienenen, insbesondere den akademischen Lehrern und den Vertretern der Stadt Leipzig, den auswärtigen Lehrern und allen Herrn Aerzten ein herzliche- Willkommen zurief. Allen dankte er für ihr Erscheinen und ließ einen freudig auf- genommenen und ausgeführten Salamander auf die Gäste reiben. Nack dem Gesänge des Liede- „Greift zum Becher" und nach Musikvorträgen gedachte mit Worten herzlichster Dank barkeit Herr cauck. weck. Meyer de« hochverehrten Lehrer-, Herrn Geh. Mediciualrathe- Professor- vr. Trendelen burg, der e- verstanden habe, sich den Weg zum Herzen seiner Zuhörer zu bahnen und in dem die Studirenden einen väterlichen Freund verehren. Unter jubelndem Beifall ließ der Redner ebenfalls einen Salamander auf den gefeierten Lehrer reiben. Im weiteren Verlaufe de- Abend- sprach Herr Rector Professor vr. Kirchner im Namen der Universität seine Freude au», daß die Universität um eia neue- Institut be reichert worden sei und daß an seiner Spitze ein Professor Trendeleuburg stehe. Durch alle die Institute, die den hohen Anforderungen der Wissenschaft genügen, werde e- möglich, dem Curpfuscherthum erfolgreich entgegenzutreten. Der Redner schloß seine Ausführungen mit einem jubelnd ausgenommenen Salamander auf Professor vr. Trendelrnburg, auf den die Universität stolz sei. Unmittelbar darauf dankte Herr Professor vr. Tren delenburg für die ihm dargebrachte Ovation. Sodann schilderte er in einem Rückblicke auf seine eigenen Erlebnisse in humorvolle» Ausführungen, die stürmische Heiterkeit er regten, die früheren zum Tbeil sehr primitiven Verhältnisse der chirurgischen Kliniken zu Berlin, Rostock und Bonn. Biel Lust und Liebe, so fuhr er dann fort, habe er allezeit seinen Zuhörern entgegengebracht und mit ihnen im besten Einvernehmen gearbeitet. Der Leipziger Klinikerschaft galt der Salamander des Redners. Herr Professor vr. Schönboru-Würzbura betonte, daß die deutsche medicinische Wissenschaft in früherer Zeit viel vom Auslande gelernt habe, aber Eins müsse da-Ausland von uns erst noch lernen: einen deutschen CommerS; man könne sagen, den haben sie uns ebensowenig nachahmen können wie den deutschen Osficier. Gerade im CommerS komme da« Gefühl der Zusammengehörigkeit zwischen Lehrer und Schüler zum lebendigen Ausdruck. Eine ganz besondere Freude sei eS für ihn, heute in Leipzig einen solchen CommerS mitbegehen zu können. Der Universität Leipzig und ihrem Rector galt das jubelnd ausgenommen« Hoch des Redners. Herr Geh. Medicinalrath Professor vr. Zweifel wies auf die drei Theile des großen Festtages der Leipziger Medi- ciner hin: auf den feierlichen ActuS, tne Rede Trendelenburg'S und den KlinikercommerS und er schloß seine herrlichen be geisternden Worte mit einem Hoch auf die Leipziger Kliniker- schaft. Herr cauck. weck. KaulferS hob u. A. hervor, daß wohl zum ersten Male, seitdem die Leipziger Klinikerschast Feste feiere, da- Oberhaupt der Stadt Leipzig an einem solchen Feste theil- nehme. Die herzliche Freude darüber brachte der Redner in einem freudige- Echo findenden Hoch auf Herrn Oberbürger meister Justizrath vr. Tröndlin zum Ausdruck. In launigen Worten dankte der Oberbürgermeister herzlich für die Ein ladung zu dem festlichen Abende; wenn früher die Stadt bei Klinikerfesten nicht vertreten gewesen sei, so komme die-, wie er zur Ehre seiner Amtsvorgänger sagen müsse, daher, weil, so viel er sich entsinne, die städtische Vertretung niemals dazu einzeladen worden sei. Trotz kleiner Plänkeleien in früheren Zeiten zwischen Stadt und Universität sei eS für die Stadt Leipzig ein stolzes Bewußtsein, in Leipzig die Universität zu haben. Ueber allen sonstigen verschiedenen Interessen stehe das eine große Interesse, das Wohl der Universität zu fördern, denn in der Universität besitze die Stadt die köstlichste Perle in ihrer Krone. Brausenden Widerhall fand das Hoch deS Redner- auf die Universität. Immer höher gingen bei festlichen Ansprachen, iGesang und Musik die Wogen der Begeisterung. Herr csnck. wock. KaulferS feierte Herrn Geh. Medicinalrath Professor vr. Zweifel, Herr Professor vr. Barth brachte al- alter Assistent Trendelenburg'S diesem die Grüße der Assistenten dar, Herr vr. Dippe beleuchtete in launiger Rückerinnerung die Raum verhältnisse in der alten chirurgischen Klinik, damals seien die meisten „klinischen Schlachtenbummler" Engländer ge wesen, die zum Aerger Thiersch'S und der Kliniker bei Operationen den Platz versperrt hätten. Der chirurgischen Klinik galt da- vom Redner auSgebrachte Hock, dem später em Hoch deS Professors Vr. Sonn en kalb auf die ärztliche Kunst folgte. Als eS 12 Uhr geschlagen hatte und der Geburtstag deS Kaiser- angebrochen war, brachte der Vorsitzende ein Hoch auf Se. Majestät aus, das begeistert erwidert wurde. Mit dem Gesänge der Nationalhymne und des „Deutschland, Deutschland über Alles" fand der officielle Theil deS Commerses seinen Abschluß und unter stürmischen Acclamationen über nahm Herr Prof. vr. Friedrich da- FidulitätS-Präsidium. Gerichtsverhandlungen. Königliche« Landgericht. Strafkammer III. lr. Leipzig, 26. Januar, l. Auf Grund einer unter Ausschluß der Oesfeotlichkeit geführten Hauptverhandlung wurde der 19 Jahre alte Andrrher Franz Emanuel P. aus Schlan in Böhmen wegen Verbrechens im Sinne von 8 176 Ziffer 3 des ReichSstrafgesetzbuchs unter Zubilligung mildernder Umstände uud unter Anrechnung von zwei Wochen der erlitteuen Untersuchungshaft zu zehn Monaten Gefäogniß verurtheilt. II. Zufolge einer gemeinsamen Verabredung betrogen am 15. September der 36 Jahre alte Tischler Christian Moritz P. auS Gaschwitz, der 29 Jahre alte Handarbeiter Reinhard Eduard Emil B. aus Seegeritz und der 51 Jahre alle Handelsmann Friedrich Loui» C. auS Stützengrün den Handelsmann W. in Reudnitz um 195 Sie traten am genannten Tage mit W. wegen Ankaufs «ine- Pferde- in Unterhandlungen. P. spielte sich als Käufer aus und erzählte, daß er sein Pferd vortheilhaft habe verkaufen können und nun ein neues nothwendig brauche. Er könne allerdings jetzt nur «ine kleine Anzahlung machen, da er ein Sparcassenbuch mit in Zahlung bekommen habe, daS er verwahren müsse. Da aber C. bestätigte, daß P. ihm als reeller und sicherer Mann schon seit Langem bekannt sei, trug W. kein Bedenken, dem P. gegen eine Anzahlung von 15 .<8 daS Pferd im Berkauf-werth von 210 auSzuhändigen. Da- Pferd wurde von den drei Genannten, an geblich weil es gelahmt hätte, sofort für 60 ./6 zum Schlachte» an den Zoologischen Garten verkauft. Am folgenden Tag lieh sich P. von dem Schmiedemeister B. in Plagwitz einen Federwagen im Werthe von 250 verkaufte ihn aber noch an demselben Tage an den Kutscher H. für 50 >l Bei diesem Geschäft hat L. inso fern mitgewirkt, als er dem Käufer zum Abschluß desselben zu redete und auch die Quittung schrieb. Schließlich hat sich P. noch eine- weiteren Betrugs zum Nachtheil der Productenhändlerin I. in Schleußt« schuldig gemacht, indem er ihr vorschwindelte, er wolle ein Pferd kaufen, eS fehlten ihm aber an der Kaussumme noch 20 die I. möge ihm dieselben doch einstweilen leihe», er würde da- Geld andern Tag» zorückzahlrn. Die I. entsprach auch den Wünschen P.'s, hat aber uicht einen Pfennig zurückerhalten. Der Gerichtshof erkannte gegen P. aus ei» Jahr, gegen C. auf acht Monate uud gegen B. auf sieben Monate Gefänguiß, so wie auf je drei Jahre EhreurechtSverlust. Den in Untersuchungs haft befindlich gewesenen P. und C. wurde je ein Monat derselben aus die erkannten Strafen in Anrechnung gebracht. III. In der Eutritzsch» Straße wurde am Abend deS 18. De- cembrr «ine vor einem Laden hängende GanS gestohlen. Der Dieb war beobachtet, verfolgt und in der Gerberstraße festgenommen worden. ES war der 61 Jahre alte, bereit» wegen Rückfallsdieb. stahl« bestrafte Arbeiter Friedrich Hermann B. au- Kannewurf (Regierungsbezirk Merseburg), der erst am 24. Oktober aus dem Zuchthaus entlassen worden war. Obwohl B. auf der That »tappt worden war, versuchte er, zu leugnen und behauptete, ein Unbekannter hab« ihm mit den Worten: „Hier hast Du eine GanS" dieselbe zu- grworfeo, er habe sie eben wrglegen wollen, da sei er durch seine Verhaftung daran gehindert worden. Natürlich fand er mit dies» Au-rede beim Gerichtshof keinen Glauben, von Zubilligung michernd» Umstände konnte bei dem Vorleben B.'s keine Rede sein, eS wurde daher B- wegen RücksallSdiebstahlS zu einem Jahr zwei Mo- naten Zuchthaus und fünf Jahren Ehrenrechtsverlust verurtheilt, anch feine Stellung unter Polizeiaufsicht für zulässig erachtet. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. Le-artemeut des Cultns und öffentlichen Unterricht^ Zu besetzen: die zweite ständige Lehrerstelle in Zug. Collator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: 1200 Gehalt, eventuell 54 für Ertheilung von Turnunterricht, sowie 150 voraus zu gewährende Alterszulage, Amtswohnung im neuen Schul hause nebst Gartenyenuß. Gesuche sind bis zum 15. Februar an dru k. Bezirksschulinspeclor Schulrath vr. Winkler in Freiberg einzureichen. keife und Verkehr. 5 Hugo Staugen'S Reisebureau. Berlin XIV, Unter den Linden 39, veranstaltet auch in diesem Jahre wieder «ine Reise nach dem Mitteln» er, wie solche bei allen bisherigen Theil- nehmern vollste Anerkennung fanden. Die Gesellschaftsreise beginnt in Hamburg mit dem Dampfer „Stambul" der „Levante-Linie'^ am 31. März b. a. Besucht werden u. A. die Plätze Gibraltar, Algier, Malta, Piräus (Athen), Smyrna und Kon stantinopel. Ueber alle Detail- klären illustrirte Kataloge auf, welche an Interessenten auf Wunsch frei versendet werden. vermischtes. ----- München, 26. Januar. Der 29 jährige, au« Kauls dorf, Kreis Ziegenrück, gebürtige und in Velburg beheimathetc Postamtsgehilfe Karl Lochner war schon seit einiger Zeit mit dem Besitzer der Gastwirthschaft zum Kaiserstüberl, Johann Schibel, Blutenburgstraße 170, verfeindet, weil Schibel ein LiebcSverhältniß deS Lochner mit seiner Schwägerin, einer Conditoreiladnerin und Schwester der Frau Schibel, nicht dulden wollte. Heute Nachmittag >/r2 Uhr, al- Lochner im Begriffe war, sich von seiner in der Nähe der Schibel'schen Wirthschaft gelegenen Wohnung in das Bureau zu be geben, kam er an der genannten Wirthschaft vorbei und traf dort mit dem vor dem Hause stehenden Wirth Schibel zu sammen. Nach kurzem Wortwechsel zog Lochner einen Revolver und schoß diesen, den Schibel mit den linken Arm am Genick umfassend, drei Mal auf Schibel ab. Zwei Kugeln gingen ins Herz und führten den sofortigen Tod des Johann Schibel herbei. Lochner begab sich hierauf in einen nahen Baderladen uud verlangte selbst seine Verhaftung, die auch alsbald erfolgte. Angeblich hat er sich durch den Wirth Schibel bedroht gefühlt und zu seinem Schutze die Schüsse abgefeuert. — Auch ein Scherz. Sein eigenes Leben in leichtsinniger Weise aufs Spiel gesetzt hat der Urheber eines Scherzes in Thorn. Er war mit einem befreundeten Herrn in einem außerhalb der Stadt gelegenen Locale eingekehrt und machte sich, während sein Freund emen Augenblick daS Zimmer verlassen hatte, den Spaß, in dessen mit Bier gefülltes Glas einen künstlichen Käfer hineinzulegen. Als bald darauf der Eigenthümer des Bieres zurückkehrte und den Käfer im Bier be merkte, wurde er sehr ungemüthlich und fuhr den Kellner hart an, weil er glaubte, das Bier sei ihm mit dem Käfer gebracht worden. Der Spaßvogel aber wollte der von ihm verursachten Scene ein Ende bereiten, ergriff das Seidel mit den Worten: „Na, dann trinke ich das Bier" und leerte da- GlaS. Mit dem Bier war aber auch der Käfer verschwunden und in der Speiseröhre des — Witzboldes stecken geblieben. Der Fremdkörper verursachte sofort große Beschwerden, sodaß der Urheber deS Scherzes gezwungen war, eiligst das Kranken- hau- aufzusuchen. Hier gelang es erst nach vielen Be mühungen und mehreren operativen Eingriffen, den Würge- käfer aus dem Schlunde zu entfernen und den Todes- candidateu zu retten. ----- Sine schlaue Stadtverwaltung. Seit mehreren Tagen ist Palermo, eine Stadt von 350 000 Einwohnern, ohne Fleisch und ohne Gemüse. Die Läden aller Schlächter, Geflügel- und Gemüsehändler sind geschlossen, weil der Stadtrath, um ein Deficit von 800 000 Lire, daS durch eine skandalöse und unehrenhafte Verwaltung entstanden ist, zu decken, zu neuen Steuern seine Zuflucht nehmen mußte, und eine Fleisch-, Milch-, Eier-, Hühner-, Wein-, Papier«, Fenster-, Gemüsesteuer ausschrieb. Die kleinen Händler schlosse» empört darüber ihre Läden. Das Vieh, welches aus der Umgebung in die Stadt getrieben wurde, reicht bei Weitem nicht, um den nothwendigen Bedarf zu decken, und die volkreiche Stadt sieht einer großen Theueruug, und vielleicht auch blutigen Aufständen entgegen, wenn der Stabtrath keine Abhilfe schafft. Die Volksmassen demonstriren täglich zu Tausenden vor dem RathhauS, jedoch wurden bisher noch blutige Zusammenstöße ver mieden. (Berl. L.-A.) ---> Brüssel, 25. Januar. Ein nichtswürdiger Bubenstreich ist gestern in dem Brüsseler Nordbahnhofe verübt worden. Dicht an dem inneren Haupteingange, gerade dem mittleren Hauptbahnstege gegenüber, steht das marmorne Stand bild des ersten GeneraldirectorS der belgischen Eisenbahnen Masni in voller AmtStracht, ein schönes Werk des Bildhauer« Fraikin auS dem Jahre 1865. Nichtswürdige Buben haben den Degen, den Masai trug, zertrümmert. Die Trümmer fand man in dem marmornen Posthorn, daS sich am Fuße deS Standbildes befindet. Es ist unbegreiflich, wie e« bei dem ungeheuren Verkehr, der Tag und Nacht in dem Nordbahn hofe herrscht, möglich war, diese Ünthat zu begehen. (Doff.Ztg.) ---- Wenn Mama nach lebenslustig ist. Eine pikante Geschichte wird auS Pest berichtet: „Tie Wittwe Anna Kodesch verlobte vor einem Monat ihre schöne, 17jährige Tochter mit einem jungen Ministerialbeamteu. DaS Mädchen sollte vor der Heirath nähen lerr.cn und ging täglich Nach mittag« in die Nähschule. Vor vier Tagen fand sie, von der Nähschule nach Hause kommend, die Wohnung leer. Auf dem Tische lag ein Brief, in welchem die Mutter mittheiltc, sie sei dringend zu der verheiratheten Tochter nach Debreczin gefahren. DaS Mädchen wartete auf Nachricht, wurde un ruhig und telegraphirte der Schwester. Sie erhielt die Ant wort, Mama sei nicht angekommen. Heute stellte sich heraus, daß die 36jährige, noch hübsche Wittwe mit dem Bräutigam der Tochter durchgegangen war unter Mitnahme der Kiewer, der Wäsche und de- Geldes. (Berl. L.-C) I A?odorplLlr, ITSHS8 i I.", ll°. IN, IE W./.I» l». u. Isilllllckssn, Lricd SedlvKel'rs Invenwr-LusverkLuL BLIsI «I» pologn», IS/IL. I. bl« L8. dilliA. I Wipp«» «4«. «1«.
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