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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.01.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-01-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000131019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900013101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900013101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
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Zschochcrsche Straße 7 s, - Reudnitz Herr Marschallstraße I, - - Herr 0. 8e!lmt<lt, Kohlgartenstraße 67, - - Herr KvrnI). >Vedvr, Mützengeschäft. Gabelsbergerstraße 11, - Thonberg Herr K. ÜLntseb, Reitzenhainer Straße 58, - Volkmarsdors Herr Veorx Xlemann. Conradstr. 55 (Ecke Elisabethstr.). Für ^«I»raar und Alärr kann das Leipziger Tageblatt durch alle Poftanftalten des deutschen Reiches und Oesterreich-Ungarns zum Preise von 4 bezogen werden. In Leipzig abonnirt man für 3 mit Bringerlohn 3 75 und nehmen Bestellungen entgegen sämmtliche Zeitungsspediteure, die Hauptexpedition: Johannisgasse 8, die Filialen: Katharinenstratze 14, Königsplatz V und Universitätsstratze 3, sowie nachfolgende Ausgabestellen: Arndtstrasre 35 Herr L. 0. KittsI, Colonialwaarenhandlung, Beethovenstraße L Herr Hieoü. Ketvr, Colonialwaarenhandlung, Brühl 53 (?. I'. 8elmlrert*8 Colonialwaarenhandlung, frankfurter Straße (Thomasiusstr -Ecke) Herr Otto Klautsolike,Colonialwaarenhandlung, Löhrstraße 15 Herr Künnrd Kot/,ei, Colonialwaarenhandlung, Nürnberger Straße 45 Herr LI. L. Albreellt, Colonialwaarenhandlung, in Anger-Grottendors Herr Kollert Lireiner, Zweinaundorser Straße 18, - Connewitz Frau Kirzeller, Hermannstraße 23, - Eutritzsch Herr Kollert XKuer, Buchhandlung, Delitzscher Straße 5, - Gohlis Herr Kollert Bitner, Buchhandlung, Lindenthaler Straße 5, - Lindena« Herr ^Illert Klullner, Wettiner Str. 51, Ecke Waldstr., Buchbinderei, - Neustadt Herr Kaul Kuell, ^uuoneen-Lxiretlltlon, Eisenbalmstraße 3, Die Römer von heute. Zur Eröffnung d«S englischen Parlaments. Als die Römer in der Schlacht von Cannae aufs Haupt geschlagen worden waren und neun Zehntel ihres Kriegsheeres auf dem Schlachtfelde hatten lasten müssen, zogen S«nat und Volk dem mit winzigen Trümmern des Heeres zurückkehrenden Consul Casus Terenlius Varro entgegen und dankten ihm, daß er sich um des Vaterlandes Wohl verdient gemacht habe. Nicht der Person des unfähigen Plebejers Varro galt diese Huldigung, sondern sie sollte ein Zeichen sein der Ungebrochenheit und der Seelengröße einer Willensstärken Nation. Die Engländer wollen die Römer von heute sein, und in mancher Hinsicht — das muß, wer unbefangen ist, zugeben — sind sie es auch. Denn wie Jene haben sie es durch natürliche Staatsklugheit und zähe Energie erreicht, eine Weltmacht zu begründen. Wie bei Jenen, so ist auch bei ihnen beim Einzels individuum der Bürgersinn und das nationale Selbstgefühl aufs Höchste entwickelt. Werden nun die Römer von heute bei der Eröffnung des englischen Parlaments dieselbe Seelengröße entwickeln, wie ihre Vorbilder vor 2100 Jahren? Wie damals für die Römer, so steht heute für die Engländer ihr Ansehen auf dem Spiele. Ja, in gewissem Sinne in einem noch höheren Grade. Denn dir Römer hatten gegen einen Gegner zu kämpfen, dessen Ebenbürtig keit sie nie verkannt hatten; die Engländer aber erleiden Nieder lage auf Niederlage durch eine Nation, die sich an Umfang zur englischen verhält wie der kleine David zum Riesn Goliath. Und wie der biblische Held den ungeschickten Giganten durch einen wohlgezielten Steinwurf zu Boden schleuderte, so haben die Boeren dem ungefügen John Bull Schlappe auf Schlappe bei gefügt. Gerade im gegenwärtigen Momente wieder ist ein Ver such der Engländer, aus ihrer fatalen Situation henruszukommen, gänzlich mißglückt. Sie werden froh sein müssen, wenn General Buller nicht selbst ebenso eingeschlossen wird, wie General White, den er entsetzen will. Tie ungeschickten Feldherren kann das englische Parlament nicht zur Rechenschaft ziehen, denn theils befinden sie sich auf dem Kriegsschauplätze, theils haben sie den Blutzoll für ihre Mißgriffe entrichtet. Der Mann aber steht im Parla mente zur Verfügung, der diesen unglückseligen Krieg angestiftet bat. Wird das englisch» Parlament ihn auch so glimpflich be handeln, wie der römische Senat den Cajus Terentius Barro? Varro war ein ungeschickter Feldherr, und ihm war das Un glück bei Cannae in erster Reihe zuzuschieben. Aber er war doch daneben ein Ehrenmann, und er hatte den Karthagern nicht die Waffen verkauft, mit denen sie das unglückliche römische Heer niedermetzelten. Der ehrenwerthe Chamberlain aber huldigt dem Grundsätze, der erst in der spätrömischen Zeit auftouchte, als das römische Weltreich in Verfall gerieth, dem Grundsätze „non viel". Abgesehen von der unsäglichen Leichtfertigkeit, mit der er sein Vaterland in den Krieg hineinhetzte, hat er das Verbrechen begangen, dem Gegner Waffen zu liefern. Er hat es zwar nicht direct gethan, aber durch eine Firma, mit der er im engsten Zusammenhänge steht, und er hat die Waffenlieferung zwar nicht während des Krieges selbst gemacht, aber er wußte ja am aller besten, daß der Krieg unvermeidlich war, denn er trieb ja dazu. So ist eS unmöglich, ihm für sein allzu „smartes" Verhalten mildernde Umstände zuzubilligen. Die englische Presse, und, waS in diesem Fall« natürlich von besonderer Bedeutung ist, auch di« ministerielle Presse, hat ihrem Unwillen über die leichtfertige Politik des gegenwärtigen Ministeriums schon einige Woch«n vor Eröffnung de» Parla ments Luft gemacht. Bemerkenswertster Weife aber ist gerade der Haupbübelthäter Chamberlain verhältnißmäßia am mildesten davongekommen. Es liegt dies wohl daran, daß die von ihm vertretene imperialistische Politik im englischen Volke mehr an Boden gewonnen hat, als man gemeinhin annehmen möchte. Deshalb ist es ihm auch gelungen, seine Popularität trotz der mannigfachen Unwahrhaftigkeiten und verfänglichen Operationen, di« ihm schon vor dem Kriege nachgewiesen wurden, zu be haupten, und eS ist die Frage, ob die» Capital an Popularität schon völlig erschöpft ist. Außerdem aber kann man es seinen College« nachfühlen, wenn sie bemüht sind, ihn, der der Haupt- übelthäter ist, daran zu verhindern, durch eine bequeme Demission dem hrreinbrechenden Strafgerichte zu entwischen. Lord Salis bury mag jene Empfindung haben, die im letzten Auftritt von Schiller'» ^Kabale und Hiebe* in den Dorten auVgedritckt ist: „Arm in Arm mit Dir auf» Schaffst!* De» Weiteren mag noch ein Andere» die Engländer veran lassen, dem Ministerium, und besonder» Thamberlain, den Stuhl nicht sofort vor dir Thür zu setzen: die Absicht nämlich, zu den verworrenen auswärtigen Verhältnissen nicht noch eine un absehbare innere Krisis zu schaffen. Wer sollte ans Ruder kommen, wenn das gegenwärtige Ministerium abtritt? Ein radikales Ministerium ist nicht möglich, weil ihm die Mehrheit fehlt, und daran, ein conservativ-unionistisches Ministerium durch ein anderes zu ersetzen, kann den Radikalen nichts liegen. Was sollte auch schließlich ein Ministerwechsel nützen? Die Suppe, die man sich eingebrockt hat, muß man nun einmal aus löffeln. Endlich aber mag noch eins das Parlament zur Milde gegen das Ministerium veranlassen: das Gefühl, daß das ganze Volk an der Schuld mitträgt. Ist doch Chamberlain lediglich die Verkörperung einer mächtigen Dolksströmung. Verkörpert er doch nur jene Habgier, durch die sich die Engländer in der ganzen Welt verhaßt gemacht haben. Und so geziemt es sich, daß das englische Parlament als die Vertretung der Gesammtnation -sicht das Ministerium stützt, sondern daß eS reuig pn die Brust schlägt und ausruft: .,mea culpa, wen waxima culpa/' ^ürk Lismarck und die Diplomaten. 1852-18SO. Aus dem unerschöpflichen Schatz der den ersten deutschen Reichskanzler betreffenden Dokumente seht Da-. Heinrich von Poschinger seine Veröffentlichungen fort. (Hamburg 1900. Verlagsanstalt und Druckerei-Actiengesellschaft. Vormals I. F. Richter.) Das besondere Interesse gerade des diesmal gewählten Themas braucht nicht eigens hervorgehoben zu werden; wie der mit dem Fürsten Bismarck nicht immer sympathisirende italie nische Diplomat Graf Nigra gesagt hat: es handelt sich um den Riesen der auswärtigen Politik. Von dem Buche beschäftigt sich der größte Theil mir den Anfängen des Reichskanzlers, die freilich auch seine am meisten in die Augen fallenden Thaten ent halten; 1862—71; die dann dem Kanzler in seinem Amte noch gegönnten 19 Jahre nehmen in dem Poschinger'schcn Werke noch nicht den vierten Theil eia. Ter Verfasser verwahrt sich gegen eine Garantie für dir absolut: Richtigkeit der mitgerheiltrn Diplomatengespräche, und zwar um so mehr, als einige der mit dem ersten deutschen Reichskanzler zusammengetroffcnen Herren in ihren Berichten sich selbst in ein günstiges Licht zu sehen be müht gewesen sein könnten. Doch tragen die weitaus meisten mitgetheilten Gespräche den Charakter der zuverlässigen Authen- ticität. Für die diplomatische Correspondrnz des Fürsten behält sich der Verfasser ein besonderes Wert vor. Man weiß, daß in den dreißiger Jahren Herr Otto v. Bis marck den Eintritt in die diplomatische Laufbahn wünschte und daß der auswärtige Minister Ancillon ihn bei diesem Versuch nicht ermuthigte, da er ihn höchstens für die binnendeutsche Diplo matie Preußens brauchbar glaubte: der Aspirant beschäftigte sich dann mit der Steuer- und Zollgesetzgebung, als Mittel für ein späteres Eingreifen in den Kampf um den Zollverein, übernahm bald aber auf Wunsch seines Vaters die Bewirthschaftung der pommerschen Familiengüter. Wie er dann über die parlamen tarische Thätigkeit im Vereinigten Landtag und im Abgeordneten hause doch in die Diplomatie gelangte, gehört längst der Ge schichte an. Er gerieth in Frankfurt a. M. sofort mit dem österreichischen Bundesrathsgesandten Grafen Thun zusammen, der sich sehr preußenfreuMich gab, aber in Deutschland un bedingt die österreichische Oberherrschaft verlangte. Bismarck's Antwort war, daß, ehe Preußen die« länger dulden werde, Graf Thun für sein Gut bei Tetschen in Nordböhmen Mitglied des preußischen Herrenhauses werden solle. So früh wie 1854 hat Herr v. BiSmarck dem russischen BmndeStag-gesandten Glinka gegenüber ein preußisch-russisch-französischrs Bündniß als sein Ideal bezeichnet. Glinka war gleichfalls für den Gedanken ein gekommen, meinte aber, daß dieses Bündniß Rußland zur Aende- rung seiner bisherigen politischen Grundsätze zwingen würde. BiSmarck entgegnete trocken mit einem Hinweis auf die even tuelle Nothwendigkcit, und Nikolaus I. schrieb an den Rand deS betreffenden Berichtes: „das ist ebenso traurig wie möglich" Für die Bundespolitik BiSmarck'» war von vornherein seine groß« Rücksicht auf Bayern bezeichnend. Bitter schreibt der öster reichische Gesandte in Berlin, Graf Prokesch-Osten, von einem in Frankfurt a. M. abgestatietrn Besuche, daß Herr von BiSmarck in dem bayerischen BundeStagSgesandten Frhrn. von Schrenk einen ihm mit Wollust dienenden Adjutanten besitze. Dem französischen Kaiser begegnete BiSmarck zuerst 1855 in Pari» bei der ersten dortigen DeltauislrHung; er merkt an, daß der Kaiser die preußische Politik während de» Krimkriege» viel nachsichtiger beurtheilte, a!» England und selbst Oesterreich. In der Selnestadt sprach sich damal» drr preußisch» Bundestagsgesandte höchst bewundernd über die französische Armee, über Napoloon's Herrschergröße und über die Schönheit der Kaiserin aus; er wußte wohl, daß diese Aeußerungen weiter berichtet werden und ihm zu Gute kommen würden, lieber die Petersburger Gesandtenzeit Bismarck's erfährt man nicht viel; in Paris mußte er eines Tages auf dem Ministerium des Acußeren lange warten, weil zwei Botschafter bei dem Minister waren, von denen der österreichische Fürst Richard Metternich später als er gekommen war, aber als Botschafter vor ihm den Vortritt hatte; zornig erklärte er, seine erste eventuelle That als preußischer Minister des Auswärtigen solle sein, in Paris eine preußische Botschaft einzurichten. Er hielt Wort, und der erste Inhaber dieses Postens wurde Graf Goltz. Als Minister des Auswärtigen hatte Herr v. Bismarck am 4. December 1862 eine eingehende Unterredung mit dem öster reichischen Gesandten Grafen Karolyi; er wünschte ein gute» Einvernehmen zu dem K-isrrstaaie, stellte aber' den Verzicht auf die Preußen feindliche Agitation an den deutschen Höfen zur Bedingung. Karolyi entgegnete, daß Oesterreich nicht auf seinen überlieferten Einfluß an ven Höfen verzichten könne. Die Replik Bismarck's ging dahin, daß vor 1848 Oesterreich an den norddeutschen Höfen Preußen den leitenden Einfluß eingeräumt habe, und verwies dabei auf Hannooer und Cassel. Sehr inter essant ist der Bericht über den 19. August 1863, als in Baden- Baden König Johann von Sachsen mit Herrn von Beust erschien, um König Wilhelm I. zu dem Frankfurter Fürstentag einzuladen. Herr v. Bismarck theilte Herrn v. Beust rnit, daß sich dieser durch seine Rede auf dem Leipziger Turnfest den preußischen Generaladjutanten Frhrn. von Manteuffel aus einem begeisterten Bewunderer in einen entschiedenen Feind verwandelt l-abe, und erzählte dem sächsisch:« Minister, König Wilhelm habe erzürnt gesagt, man hätte ihm doch lieber seinen badischen Schwiczersohn schicken sollen, den er kurz abycwirsen hätte, jetzt müsse er auf einen so ehrtollroigen Herrn wie den Sachsenkönig größere Rücksicht nehmen. Wie sehr damals in den letzten Lebenswochen des dänischen Königs Friedrich VII. Herr v. Bismarck auf die innere deutsche Frage bedacht war, und wie wenig ibn die schleswig-holsteinische iuteressirte, beweist endlich der Umstand, daß Anfang November jenes Jahres, also noch nicht 14 Tage vor der Glücksburger Katastrophe, Herr v. Bis marck die Acten über den damals schon seh: zugespitzten Herzog- thümerstreit dem Geheimen LegationZvaih Abeten mit den Worten übergab: „Machen Sie damit, was Sie wollen, nur sorgen Sie dafür, daß kein Krieg daraus wird!" (B. Börs.-Ztg.*) Der Krieg in Südafrika. Jetzt in London vorliegende eingehende Berichte über die L-lacht am TpionSkop besagen, daß sterbliche Menschen solche Stellung, wie die, welche die britischen Truvpen eine Zeit lang innebatten, dauernd nicht debaupten konnten. Bon den Schwierigkeiten der Stellung scheine der britische Generalstast, als er den Angriff beschlossen habe, keine gründliche Kennkniß gehabt zu staben. Da« unaufhörliche Feuer der Gewebre, der Maximkanonen und der schweren Gesckütze verwandelte den Berggipfel in eine wahre Hölle. Die Granaten platzten beständig in den Reiben der Brite». Da« Gewrbrfeuer der Boeren war geradezu entsetzlich. Nach vierund- zwanzigstündiaern heißen Kampfe überließen vie briliscsten Truppen die Stellung den Boeren. Der militärische Kritiker der „Morning Post" erwartet, die Boeren würden demnächst entweder Ladysmith oder vor der Rückkehr der Hauptmacht Buller'S Ebievcley angreifen. Bekanntlich empfehlen die „Time-", wenn auch verclausulirt, die PreiSgebung von Ladysmitb, da man sonst früher oder später einer Katastrophe enkgegcnznscbcn haben würde. Vie in der Geschichte deS englischen Heere- ein Seitenstück nur in der Uebergabe von Aorkskvwn staben würde. Bei Aork-town mußte im Jabre 1781 im Befreiungskriege der Amerikaner Lorv Cornwalli- mit dem gesummten englischen Heere von 7247 Mann, sämmtlicken KriegSrvrrälben, Ge- schützen und Waffen capitniiren, woraus sich England zu Verhandlungen bereit erklärte, die Republik der Vereinigten Staaten als unabhängig anerkannte und diese Zugeständnisse im Frieden von Versailles 1783 auch feierlich sanctionirte. Daß die „Time«" gerade Liese Katastrophe zur Ver gleichung strranziebrri, beweist, wir genau sie die Lag« in Süd afrika erkannt haben. Wird, f» bemerkt dir „Schlesische Zeitung*, wirklich General Buller mit den Trümmern Le» EorpS Warren und der an der Bahn bei Zrere und Chieveley zurückgelassenen Brigade Barten von Len Boeren festgebalten und — ähnlich wie Wstirr in Lain- sinnst und Lord Methnen in dein Dreieck zwischen Modder» und Rietriver — endzilrig eingeschlossen, so ist die letzte Aussicht der Engländer auf Rettung ge schwunden; die Eapitulation der verzettelten HeereSabtbeilungen in Ladysmitb und am Tugela, in Kimberley und am MotLe:- river, endlich bei EoleSberg ist dann nur eine Frage ter Zeit, und die unausbleibliche Folg« ist dann dir Bildung rcr Ber- emigken Staaten von Südafrika, wie vor l20 Jahren nach der Katastrophe von AorkStown die Anerkennung der Vereinigten Staaten von Nordamerika nicht mehr zu um gehen war. Was nun 7 Unser Londoner Eorrespvndent kastelt »nS: London, NO. Januar. (Privattelegramm.) Ruch in Dnrban »nd Etzievklry ringetroffenen Berichten finvcn Bewegungen starker Boere«-(i oinmanv öS süd wärts Siolenso statt. Die Gerüchte über Bulle»« Nückrn« ans Kkteourt find noch undeftStigt, werden aber «llacmcin geglaubt. (Wiederholt.) Anscheinend beabsichtigen die Boeren Bulle»'« Armee südtich zu umgeben. Glückt die-, so staden wir un mittelbar bei Ladysmith ein zweite- Ladysmith. Stimmung in Nordamerika. * New stark, 2d. Januar. (Reuter« Bureau.) Heute Abend wurde eine begeistert verlausen« Massenversammlung zu Gunsten der Boeren abgehalten. Eine Anzahl angesehene: Bürger, darunter Congreß-Mitglieder, kielten Ansprachen, in Len<-a sie Li« englische TranSvaal-Politik bekämpften, den Krieg als den Boeren aufgeürungen bezeichneten und bestritten, Laß irgendwo in den Vereinigten Staaten von Nordamerika eine Sympmhie für England herrsche. Tie Erwähnung eine« englisch-amerikanischen Bündnitzgedankens wurde mit Zischen ausgenommen. Einstimmig wurden Resolutionen angenommen, die erklären, die Londoner Eonventivir von 1854 habe nicht da« Recht Transvaals ein geschränkt, seine eigenen Angelegenheiten zu lenken, und die Naturalisirungsgesetze Transvaal« seien liberaler al« die Englands, und die ferner den Präsidenten der Vereinigten Staaten Ma: Kinley ausfordern, die Vermittelung anznbieten. Für die Kranken und Verwundete» der Boeren wurden über 5000 Dollar« gr- jsmmclt. Urder die Vorgänge au» Dugela schreibt mau uns noch au« London, den 29. Januar lS-io Die Vorgänge am Tugela bleiben auch heute Morgen nocke, Tank der durch die englische Eensur erzeugte» Verwirrung, o-, schleicrt. Das Kriegsami hatte, wie wir bereits gestern gemerd--, am Sonntag Nachmittag ohne jedes Aufsehen in wenigen Wo:: n die Thatsache gemeldet: „Buller meldet, erneuten Angriff a Spionskop zwecklos und hat sich ohne Verlust eines Mannes o::r eines Pfundes Vorräthe südwärts vom Tugela zurückgezogen/' Da» war die voil« und geradezu uneingeschränkte Bestätigung unserer unter Deckadresse in vereinbarter offener Sprache vo:h.. eingegangenen Meldungen, nach denen Buller'» Truppen am . eine vollständige Niederlage erlitten und sich danach auf L:: Tugela zurückgezogen, dessen Urbrrgänge sie bei Abgang unsere: Meldungen hielten. Gleich darauf wurde unS au» einer hiefigrn hochstehenden Quelle, welche sich bis dahin stets al« vorzüglich über Alles unterrichtet erwiesen hatte, waS in leitenden Kreist r über den Krieg bekannt wurde, dir Mittheilung, die !m Krieg- Ministerium eingetroffene Depesche Buller'» sei sehr autfuhrliw, werde nur zum Theil ausgegeben werden, und enthalte im klebrigen das Zugeständniß neben zahlreichen Einzelheiten, daß Buller die Operationen zum Entsätze von Ladysmith gegenwärtig ausgegeben haste, da er sich nicht stark genug fühle, das feindlich: Crntrum zu durchbrechen, oder die Spionskop-Stellung »u forciren, nachdem die Umgehung der feindlichen rechten Flante bereitS vorher sich als unmöglich erwiesen und «in Angriff auf v'r linke Flanke der Boeren überhaupt nicht in Frage käme. Duller werde jetzt entweder auf Eastcourt zurückgehrn, oder aber Ver stärkungen abwarten müssen, da bei dem erschöpften Zustand» seiner Truppen wie seiner Vorräthe von einem Versuche, sich d:r Fnistaailpässe zu bemächtigen und durch diese einen Vorstoß in da» seindlichr Gebiet zu unternehmen, keine Rede sein könne. Nach spater erschien dann zu allgemeiner Ueberraschung »ine weitere Tkrilbekanntmachung de» KriegSamtel voller «inseitiger E':n;el-
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