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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.03.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-03-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190103178
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19010317
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19010317
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-03
- Tag1901-03-17
- Monat1901-03
- Jahr1901
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.03.1901
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Bezug--Pret- i» der Hauptrxpeditio» oder den im Stadt« bezirt und den Borort«» «richtet«» Lut« gavestelle» abgeholt: vierteljährlich 4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung in« Lau« ^l 550. D»rch die Post bezoaru für Deutschland ». Verreich: virrteljährl. ^l S. Man abonntrt ferner mit entsprechendem Postausschlag Lei d«» Postaustalte« tu der Schweiz Italien, Belgien, Holland, Luxem burg, Dänemark, Schwede» uud Norwegen, Rußland, den Douaustaateu, der Europäischen Türkei, Lgtzpt«. Für »I« übrig«» Staate» ist d«r Bezug n»r unter Kreuzband durch di« Expedmoa diese« Blatte« möglich. Die Morgew-Au-gabe «rschetut um '/,? Uhr, die Abend-Au-gabe Wochentag» um 5 Uhr. Nedactiou uu- Expedition: Johanui-gaffe S. Filiale«: Alfred Bah» vor«, v. Klemm'» Gortim. Universitätsstraße S (Pauliuum), Loui« Lösche, Kathartueustr. 14, Part, uud Köuig-Platz 7. eWMr.TagMM Anzeiger. Ämlsölatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Rothes «nd Nolizei-Ämtes -er Lta-t Leipzig. Anzeigen »Prei- die 6 gespaltene Petitzeile 25 H. Reklamen unter dem RedactionSstrich (4 gespalten) 75 L,, vor den Aamiliennach« richten (S gespalten) 50 Ls. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offerteuanuahme 25 L, (excl. Porto). Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen.Au-gabe, ohne Postbesörderung ^lt 60.—, mit Postbesörderung ^l 70.—. Aunahmeschluß für Anzeigen: Abeud-Au-gabe: vormittag« 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je rin« halbe Stunde fniher. Umeigen sind stets an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet von früh S bi« Abend« 7 Uhr. Druck und Verlag vou E. Polz i» Leipzig. 13S. Sonntag den 17. März 1901. 95. Jahrgang.' tritzsch Herr Lodert Altner, Buchhandlung, Delitzscher Straße 5, hlis Herr Lodert Altner, Buchhandlung, Lindenthaler Straße 5, venau Herr Aldert LInüner, Wettiner Str. 51, Ecke Waldstr., Buchbinderei, sowie nachfolgende Ausgabestellen: Arndtstraste 35 Herr L. 0. Litte!, Colonialwaarenhandlung, Beethovenstraste 1 Herr ^deoä. Leter, Colonialwaarenhandlung, Brühl 53 6. L. 8odudvrt'8 LnekfolKer, Colonialwaarenhandlung, Frankfurter Gtraste (Thomasiusstr.-Ecke) Herr Otto Llautsedke,Colonialwaarenhandlung, Löhrstraste 15 Herr Ltluarck Letter, Colonialwaarenhandlung, Nürnberger Straste 45 Herr Ll. L. Aldreedt, Colonialwaarenhandlung, in Anger-Crottendorf Herr L. Lrieävl, Cigarrenhdlg., Zweinaundorfer Straße 6, - Connewitz Frau klsedvr, Hermannstraße 23, - Eutritzsch Herr Lodert Htner, Buchhandlung, Delitzscher Straße 5, - Gohlis Herr Lodert Altner, Buchhandlung, Lindenthaler Straße 5, - Lindenau Herr Aldert Llullner, Wettiner Str. 51, Ecke Waldstr., Buchbinderei, - Neustadt Herr Lau! Luek, Anuonevn-Lxpeäitlon, Eisenbabnstraße 1, Im Interesse rechtzeitiger und vollständiger Lieferung des Leipziger Tageblatte- wollen die geehrten Leser die Bestellung für das II. Vierteljahr 1901 baldgefälligst veranlassen. Der Bezugspreis beträgt wie bisher vierteljährlich für Leipzig 4 50 mit Bringerlohn für zweimaliges tägliches Zutragen 5 ^8 50 durch die Poft bezogen für das Deutsche Reich und Oesterreich-Ungarn O In Leipzig nehmen Bestellungen entgegen sämmtliche Zeitungsspediteure, die Hauptexpedition: Johannisgafse 8, die Filialen: Katharinenstratze 14, Königsplatz 7 und Universitätsstratze 3, Ranftfche Gaffe 0 Herr Lrleär. Linker, Colonialwaarenhandlung, Raustädter Steinweg 1 Herr 0. LuKvIwanu, Colonialwaarenhandlung, Schützeustraste 5 Herr «lul. ^odümlodou, Colonialwaarenhandlung, Westvlatz 32 Herr L. Vlttrlvd, Cigarrenhandlung, Aorkstraste 32 (Ecke Berliner Straße) Herr L. Lloir, Colonialwaarenhandlung, Aeitzer Straste 35 Herr V. Lüster, Cigarrenhandlung, in Plagwitz Herr 6. OrütLwaim, Zschochersche Straße 7 a, - Reudnitz Herr Luxwauu, Marschallstraße 1, , - Herr 0. 8eümiüt, Kohlgartenstraße 67, - - Herr Lernk. üieder, Mützengeschäft, Gabelsbergerstraße 11, - Thonberg Herr L. Lüutsoü, Reitzenhainer Straße 58, . Volkmarsdorf Herr Oeorx ^lemauu. Conradstr. 55 (Ecke Elisabethstr.). Aus der Woche. Der Reichstag hat für die erste Lesung der zweiten China-Vorlage keine ganze Sitzung gebraucht und be schlossen, den Gegenstand ohne CommissionSberathung zu er ledigen. Letztere» wäre auch geschehen, wenn Graf Bülow nicht oder nicht so gesprochen hätte, wie er es arthan. Die gegeutheilige Behauptung eines Berliner Blatte», die den Verzicht auf CommissionSberathung al» den Ausdruck der allgemeinen Billigung der vom Reichskanzler entwickelten deutschen Chiaapolitik hinstellt, ist gar zu gou- veruemeutal. Da» Centrum, da- sich bekanntlich von der Billigung der gern da» Missionar-Interesse in den Vorder grund stellenden Chiuapolitik nicht ausschließt, stimmte für CommissionSberathung, ebenso ein Theil der Conservativen, die ihr Einverständniß mit der Chinapolitik ausdrücklich be kundeten. Für die Mehrheit bestimmend war ausschließlich die Geschäftslage. Der Reichstag will nächsten Donnerstag in die Osterferien gehen, und die CommissionSberathung wäre entweder eine lächerliche Farce geworden oder sie hätte diesen Termin de» Ferienbeginns gefährdet. Mit der Richtigstellung einer falschen Erklärung, gegen die in der Presse der Linken schon Verwahrung eingelegt wird, soll nicht gesagt sein, daß die Dar legungen de» Reichskanzlers weitgehende Billigung nicht gefunden oder nicht verdient hätten. Im Gegentheil, die Selbstbeschrankung und Leidenschaftslosigkeit des Grafen Bülow berührten sehr angenehm. Er begrenzt daS Erreich bare eng und überschätzt das bisher Erreichte nicht. Nach ihm sind wir erst „jetzt in die Phase der Verhandlung mit China eiugetreten" und in den Mittelpunkt dieser Verhandlung will die verantwortliche deutsche Politik die Entschädigungs frage gestellt wissen. „Die Bestrafungsfrage ist im Wesent lichen geregelt", das ist die Auffassung des Reichskanzlers, die sehr erfreuen muß, obwohl schon oder vielmehr weil so manche» nicht erzielt wurde, wa» nach der Ermordung Ketteler'» uud nach anderen Unthaten die Empörung des Augenblick» für unerläßlich zu halten schien. Graf Bülow bescheidet sich mit den anderen Regierungen, weil er „nicht au» irgend welchem Blutdurst" gehandelt wissen wollte und swillf, sondern um rin Exempel zu statuiren. Bon diesem Standpunkte au» empfiehlt sich die geübte Mäßigung in Bezug auf Hinrichtungen um so mehr, al» e» zutreffend ist, waS vorgestern im Reichstage gesagt wurde, nämlich daß, wenn die umfassende Zerstörung von Wohnsitzen, die sich al» nothwendig erwiesen, nicht abschreckend Wirke» würde, da» Abschlagen von ein paar Köpfen mehr auch nicht imponiren würde. Graf Bülow giebt sich keiner Täuschung darüber hin, daß die Zusage der zu fordernden Entschädigung noch nicht gleichbedeutend sei mit der Ent schädigung selbst. Er zeigt sich von gesundem Mißtrauen gegen die Chiueseu erfüllt. Aber der Kanzler will auch bei der Gestaltung der Entschädigung Besonnenheit walten sehen, er verwirft den Versuch, durch Eingriffe in die inneren Ver hältnisse China» die Kosten der Expedition decken zu lassen. Diese Ansicht wird in Deutschland ebenso allgemeine Zustimmung finden wie die andere, un» sehr wichtig dünkende, daß e» „an sich richtig scheint und der bisherigen Gemeinsamkeit der Action ent sprechend, gemeinsam eine Gesammtsumme zu verlangen". Natürlich hängt diese grundsätzliche Abneigung gegen daS Sichbezahltmachen auf eigene Faust mit dem russisch-chinesischen Mandschurei-Abkommen zusammen. Der Reichskanzler betrachtet e», da uns die Zukunft der Mandschurei nicht im Mindesten iutrresstrt, lediglich unter dem Gesichtspunkte der Fähigkeit China», die Gesammtheit der Mächte für ihre Ausgaben zu entschädigen. DaS ist eine Auffassung, von der mau nicht befürchten muß, daß au» dem Protest gegen da» Maudschurei-Abkommen ein ernstere» Zerwürfuiß — der Reichskanzler sagt: „schärferer oder gar unversöhnlicher Gegensatz" — zwischen Deutschland uud Rußland ent stehen könnte, selbst wenn r» sich bestätigen sollte, wa» wir nach dem „Sun" gemeldet, daß Li-Huna-Tschang dem Drängen Rußland« nachgebe, d. h. also den „Rath" der anderen Mächte unbeachtet lasse. Deutschland geht nach der Darlegung de» Grafen Bülow die Sache rein finanziell, so zusagen coucur-rechtlich an. E» möchte nicht den Gemein schuldner zu Gunsten eiue» einzigen Gläubiger» Gegenstände bei Seite schaffe» sehen. So wichtig aber der Geldpunct auch ist, so wird er doch wohl kaum zwei Nachbarliche, die politisch Biele» gemeinsam zu betreiben haben, dauernd trennen könne» — desondex» wenn da» eiue dieser Reiche, trotz seiner «»«»»rechtliche» Bedenken, am Ende dem anderen nicht in den Arm fällt. England freilich hat politische Interessen in der Mandschurei zu vertreten, glaubt wenigsten» dort welche zu haben und hierin läge ein Anlaß zu deutschen Beklemmungen für den Fall, daß Graf Bülow nicht in der Lage bliebe, seine Politik, wie er sie vor gestern in der Auseinandersetzung über die JsolirungS- frage und unser Verhältniß zu Rußland und anderen Mächten skizzirte, zu machen. Im Ganzen wollen solche Darlegungen, in denen meist da» Wichtigste nicht gesagt werden darf, wenig bedeuten, und wenn Graf Bülow am Freitag nach dem Stande der politischen Dinge von dem Vertreter einer ernst- haften Partei gefragt worden wäre, so wäre genügender Grund vorhanden, dem Frager einen Borwurf zu machen. Mit recht überflüssigen Betrachtungen hat sich in der ver gangenen Woche ein Theil ter Presse abgegeben. Eine Reihe vou Zeitungen untersuchte mit historischem Tiefsinn, wa» der Prinz-Regent von Bayern mit der Schrift auf seinem den Ministern verehrten Bilde: Lalus publica summa lex wohl bezweckt haben möge, andere Blätter hielten eine tadelnde Deutung der Unterhaltung des GroßherzogS von Hessen mit dem socialdemokratischen Abgeordneten Ulrich für geboten. Da Prinz Luitpold's Spruch von uralter Un anfechtbarkeit ist, so hätte man sich die Commentirung wohl ersparen können, und Beunruhigung über da» Darmstädter Gespräch zu zeigen, konnte der socialdemokratischen Partei leitung überlassen werden. Diese ist e», die dadurch in ersichtliche Verlegenheit versetzt worden ist, während daS monarchische System gewiß keinen Schaden erlitten hat. Unter den Zeitungen, die dem Großherzog ihr Mißfallen bekunden, befinden sich solche, die die Gewohnheit haben, Bemerkungen der Presse zu Aussprüchen deS Kaisers mit dem Satze ab- zuthun, der Kaiser habe keine Verpflichtung, seine Ansichten und Empfindungen zu verschweigen, e» sei aber unschick lich, an seinen Worten Kritik zu üben. Wer dergestalt davon auSgeht, daß da» ReichSoberhaupt sprechen dürfe, was er wolle, der handelt nicht gerade tactvoll, wenn er einem BundeSfürste» vorschreiben will, mit wem er sprechen und mit wem er nicht sprechen dürfe. Die letztere Be schränkung ist die weitergehende. Andere Blatter glauben au» dem Verhalten de» Abg. Ulrich, der sich dahin charakterisirt, daß er nicht unhöflich gewesen, einen Schluß auf die „Mauserung" der Socialdemokratie ziehen zu dürfen. Wir meinen, daß Leute, die ihrem Landesherrn, obwohl sie auf die Beseitigung der seine Herrschaft begründenden Ver fassung hinarbeiten, den Treueid leisten, auch mit ihm sprechen können, ohne dadurch eine Abschwächung ihrer re volutionären Gesinnung zu verratheu. Der Krieg in Südafrika. Die englische Werbetrommel. * Welcher Mittel und welcher Persönlichkeiten die Engländer sich zu bedienen gezwungen sind, um Leute, die einen Schieß prügel tragen können, gegen die Boeren auf die Beine zu bringen, zeigt folgender in einem East Londoner Blatte kürzlich erschienener „Aufruf an die Deutschen Ein wohner von King William'» Town, East London and Fort Peddie, Victoria East Division", den wir hier wortgetreu wiedergeben: Meine getreuen und lieben Landsleute, — ohne mich auf die Vorkommnisse de» vergangenen Jahre« näher einzulassen, dringt eS mich mit Bezugnahme auf die gegenwärtige Lag« unserer Cap- colouie ein paar Worte an Sie zu richten. Eia« feindliche bewaffnet« Anzahl von Bauer» unter Flihr»»g von verschiedenen KriegS-Commaudaate» hat «» kürzlich für g»t befunden, einen Einfall in unser« Toloni« zu machen, und den Friede» unsere- Lande» auf höchst vermessene Art und Manier zu stören. Raubend »ad stehlend ziehen dies« Horde» d»rch uns» Laad, di« Kreaz and di« Quer, ohne irgend wo Stand za halte», so daß man auf ehrlich« Zusammeastoß geradezu verzichten maß. ltt ist Ihn« wohl nun All« bekannt, daß di« Regierung der Eapcoloai« «in« Aufruf an all« waffenfähigen Bürger und loyalen Unterthane» Seiner Majestät de» König« Eduard VH. ergeh« ließ, sich t» dieser brdräagt« Lag« Misere» Laad«» ernstlich zu erhebe», «M da» Laad so schnell al» möglich von den Frei beuter« z« befreien und den Frieden wieder herzustellen, welcher allein eS für an» Alle möglich macht, unser«» friedliche» Beruf« zu folg«. Unter diesen Umstände» ist mir der ehrenvoll« Auf- trag von der Regieroag gegebra worden, mit Ihn« i»directe Verbindung zu treten und womöglich «i» deutsch«» Eommaudo zu engagiren zu dem Zweck« örtlicher Bertheidigung innerhalb der Grenzen unserer Eolonie. Ich reise heute nach Capstadt ab, nachdem ich gestern eine Unterredung hott« mit dem Herrn Brigadier-General Brabant. Sobald ich alle besonderen Einzelnheiten der Bedingungen besitze, werde ich sofort wieder hierher kommen und daS Nähere im „Cape Mercury" publiciren. Ich vertraue unerschütterlich auf da« deutsche Pflicht gefühl, welches unS Allen angeboren ist, unser Land und neu« Heimath bis auf den letzten Tropfen Blute« mit ManueSmuth ad ManueSkraft zu vertheidlgea und eine» Feind über unsere prrnzen zu jagen, der auf wahrhaft verbrecherische Weis« in unser Land einfiel ohne di« geringste Provokation auf unserer Seite. MU dieser vorläufigen Einladung aller deutschen Landsleute, an der LandeS-Vertheidigung ihren gebührenden Authril zu nehmen, zeichne ich hochachtungsvoll Ihr stets getreuer und ergebener Diener und Landsmann Friedrich Schrrmbrucker, M.L.A. Gleichzeitig wird un» ein nach Leipzig gerichteter Privat brief freundlichst zur Verfügung gestellt, in welchem diese Mnsterleistung nationaler Ehr- und Gesinnungslosigkeit, deren Erfolg zweifellos nur darin bestanden hat, daß nicht bloS die Deutschen, sondern auch die Engländer der betreffenden Districte dem Verfasser ihre ganze Verachtung zugewendet haben, treffend, wie folgt, gewürdigt wird: Die Herren Engländer haben sogar durch den Colonel Schrrmbrucker, der s. Z. mit der Fremdenlegion (!) nach der Capcolonie gekommen und vollkommen Engländer geworden ist, einen Aufruf an die Deutschen erlassen, ein deutsche» CorpS zu bilden, um die Boeren auS der Colouie treiben zu helfen. Es ist dies stricte gegen die früher er lassene» Proklamationen vonMilner, RobertSrc., in welchen die Unterthanen fremder Nationen aufgesordert wurden, streng neutral zu bleiben. Unsere deutsche Regierung muß diese Sache energisch aufnehmen, sonst sind wir wieder einmal die Blamirtenl — Die Nachkommen der alten deutschen Ein wanderer sind alle zudzeets ok tds Hussa (jetzt Liag. D. Red.), wenn dieselben also da- Land verlheidigen Helsen wollen, so steht dem nichts im Wege, der Aufruf vou Colonel Schrrmbrucker, der sich auf einmal seiner deutschen Abstammung wieder erinnert, wahrscheinlich nur um sich auf den „Helden" hinaus zu spielen und Gold zu verdienen, richtet sich aber an alle Deutschen. Er wird diese nie irre führen und Unheil stiften. Wird ein Reichsangehöriger zum Krüppel geschossen, so wird er weder vou der deutschen noch englischen Regierung Compensationeu erhalten, weil er nicht neutral geblieben ist. E» kann auch sein, daß dieser Aufruf darauf berechnet ist, die Deutschen in gewissen Regierungs werkstätten zu veranlassen, ibre Stellungen aufzugehen resp. einen Grund für ihre Entlassung zu finden. Die Engländer stellen sich nur ein ArmuthSzeugniß au», selbst können sie anscheinend mit den Boeren nicht fertig werden, trotz aller Schreibereien. Trotz alledem ist eS nach einem Telegramm aus Cap- stad t vom 15. März Schrrmbrucker gelungen, unter den deutschen Ansiedlern in Kaffraria nahe an tausend Mann zu bewegen, daß sie sich den verschiedenen Abtheilungen der Truppen anschließen. * L»npy«, 16. März. (Meldung de» Reuter'schen BureauS.) General Kitchener meldet au» Pretoria von gestern. Eine von Lydeaburg gekommene Truppenabtheilong unter Oberst Parker überraschte ein Borrrn-Lager bei KrügerSpost und nahm dasselbe. Lin Boer wurde getödtet, 5 wurden verwundet, 32 gefangen ge- nommeu, auch wurde Vieh uud Getreide erbeutet. Auf englischer Seit« fiel ei« Manu, 4 worden verwundet. * Net» Park, 16. März. Dem „New York Herold" wird aus Washington gemeldet,di« Bereinigten Staaten hätten officiell, wenn auch indirekt, die Aauexiou der beiden südafrikanische» Republiken durch England aaerkaaut. Diese Anerkennung sei la der vom Staatsdepartement heraaSgegrbenen „JahreSübersicht de» Haudel« zwischen de» Bereinigten Staaten und dem Ausland«" zugegeben. Die Wirren in China. * L»«tz»«, 16. März. (Privattelegramm.) Der „Standard" schreibt: Die Versicherungen de» Grafen Lam»dorff gegraübrr dem britischen Botschafter bieten keinerlei Garantie. Daß die russischen Ofsiciere be- baupten, daß ihnen eine Concession gehöre, in der englisches Eigentbum eingeschlossen ist, ist ein agressiver Act, der, wenn ihm nicht begegnet wird, zu unserem Schaden auSschlagen würde. Ein kräftiger Widerstand muß daher einem solchen Vorgehen entgegengesetzt werden, und dieser Widerstand muß durch eine entschiedene Sprache in Petersburg unterstützt werden. * Wafhtngt»«, 15. März. (Meldung de» „Reuter'schen Bureau»?.) E» verlautet, daß der Staatssekretär Hay gestern in einer officiellen Unterredung mit dem russischen Botschafter Grafen Cassini ausdrücklich betonte, daß e» den Vereinigten Staaten bei ihrem Vorgehen bezüglich der chinesischen Angelegenheit sehr nützlich sein würde, wenn sie zu einem klaren Verständnis der russischen Ab sichten gelangen könnten. * Landau, 16. März. Ueber die Rede Bülow's sagt der „Standard": „Nach so klaren Auslassungen könne kein weiterer Zweifel obwalten, daß Rußland erwarten müsse, auf entschlossenen Widerstand der durch sein Vor gehen in der Mandschurei benachtheiligten Mächte zu stoßen. England sei insbesondere dazu berufen, darauf zu bestehen, daß daS von allen Mitgliedern de» europäischen ConcertS gegebene Uneigennützigkeitsversprechen dem Buchstaben wie dem Geiste nach gehalten werde. Im gegenwärtigen Falle stehen wir nicht allein da, obwohl, selbst wenn die» der Fall wäre, unser CurS klar sein würde. Deutschland mag nicht besonders interessirt an der Mandschurei sein, aber eS bat die von Bülow angegebenen ausgezeichneten Grunde dafür, nicht zu gestatten, daß eine Zerstückelung CbinaS beginne. Die Stellung Japans ist wohlbekannt. Die Zarenregierung wird zweifelsohne die nothwcndigen Befehle an ihre Agenten im fernen Osten er lassen, wenn sie sieht, daß andere in China interessirte Mächte entschlossen sind, ihre Rechte geltend zu machen und nicht davor zurückschrecken werden, die gehörigen Mittel zu deren Geltendmachung zu ergreifen." (Voss. Ztg.) Deutsches Reich. * Leipzig, 16. März. Dem Sohne deS verstorbenen Professors Or. Karl Biedermann, dem RegierungSratb im kaiserl. Patentamt C- Biedermann in Berlin, ist folgendes C o n d o le nz sch re i b e n deS Reichskanzlers Graf v. Bülow zugegangen, das uns mit Genehmigung de» Reichskanzler» zur Verfügung gestellt wird. Geehrter Herr RegierungSrath! Da» Hinscheiden eine» Mannes von so ausgezeichneter öffent licher Wirksamkeit wie Ihr verewigter Vater sie geübt bat, geht jedem Baterlandsfreunde nah. So hoffe ich denn, von Denen, die ihm im Leben die Nächsten waren, verstanden zu werden, wenn ich, der ihn persönlich nicht kannte, mich doch gedrungen fühle, Ihnen ein Wort herzlicher Theilnahm« zu sagen und auch von meiner Stelle au» Zeugniß für das Verdienst deS trefflichen Mannes abzulegen. Ausgestattet mit einer politischen Begabung, wie sie auch seit der festeren und freieren Gestaltung unsere» öffentlichen Leben» nicht häufig gefunden wird, hat er unter den Trägern des nationalen Gedanken» für die Zusammenfassung der deutschen Staaten in einer engeren Bunde», gemeinschaft unter Preußens Führung und für gesetzliche Freiheit mit Einsetzung seiner Persönlichkeit gearbeitet, gekämpft und gelitten schon zu einer Zeit, di« für die Erreichung dieser hehren Ziele noch nicht reif war. Immer maßvoll, aber immer offen und uner schütterlich in der Vertretung dessen, wa» ihm heilige Ueberzeugung war, hat er stet« our die Sache im Auge gehabt, seine Person in edler Bescheidenheit zurücktreten lassen. Auch in der Zeit der Miß- erfolge nationaler Bestrebungen immer mit erlesenen Männer« im Bunde, durfte er »ach der Erfüllung der patriotischen Wünsche die Anrr- kenoung de« großen Kaiser» und de« großen Kanzler« ernten. Daß ihm, wie diese» Uuvergeßlichra, «in Patriarchraalter beschteden war, da» ihn nach den Kämpfe» der MauneSjahr« de« eigenen Leben-Werke« und der Schätzung seine« Namen» in weiten Kreise», al« eine» ehrwürdige» Vorkämpfer« für di« höchsten Güter unsere» Volke», froh werden ließ, da» giebt seinem End« einen feierlichen Friede», der sich seinen Hinterbliebene» tröstlich fühlbar mache» muß. Da» Andenken de» tapferen, treue» und echt drutsche« Man««» wird im Segen bleiben. Ja aufrichtiger Ergebenheit gez. vül»»
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