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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.03.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-03-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010318012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901031801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901031801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
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Oesterreich: vierteljährl. 8. Man abonntrt ferner mit entsprechrndeii, Postaufschlag bei den Postanstalten in der Schweiz, Italien, Belgien, Holland, Luxem burg, Dänemark, Schweden und Norwegen, Rußland, den Donaustaaten, der Europäischen Türkei, Egypten. Für alle übrigen Staaten ist der Bezug nur unter Kreuzband durch die Expedition diese- Blatte- möglich. Die Morgen-AuSgabr erscheint um '/,? Uhr, die Abead-Aa-gabe Wochentag- am 5 Uyr- Redaktion und Expedition:, JohanniSgaffe 8. Filiale«: Alfred Gähn vorm. O. Klemm'- Sortim. UawersitätSstraße 3 (Paulinum), Loai- Lösche, Katharinenstr. 14» Part, und König-Platz A Morgen-Ausgabe. MMerTagMalt Anzeiger. ÄmLsMtt des königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Rathes und NEzei-Ämtes der Ltadl Leipzig. Missionen unL Schulen in unseren Colonien. m. Die Berichte aus unserer größten Colonie, aus Deutsch- Ostafrika, sind diesmal recht dürftig ausgefallen. Man kann sich kein richtiges Bild von den Fortschritten der Mission machen, und di« statistischen Angaben über die Schulen sind recht mangelhaft. So fehlt z. B. ein Bericht über eine Schule in Dar-es-Salaam ganz. Es ist doch nicht anzunehmen, daß am Sitz der Regierung jede Missions- und Schularbeit aufgehört hat. Freilich auf der anderen Seite ist die Dürftigkeit der Be richte wohl entschuldbar, denn ein Theil Ostafrikas war den größten Theil des Jahres über von einer großen Hungersnoth heim-gesucht, und außerdem stellte sich noch eine Wundplage ein, so daß die Missionen nach dieser Richtung gerade genug zu thun hatten. Es ist in der That der höchsten Anerkennung werth, waS während dieser Zeit die Missionare, die evangelischen mit ihren Frauen, die katholischen mit «den Schwestern, geleistet haben. Aus den schlichten Worten in den einzelnen Berichten spricht die ganze selbstverläugnende Thätigkeit der Mission, spricht die Selbstverständlichkeit der Aufopferung für die fremden schwarzen Menschen, von denen man keinen Dank erwartet, denen man nur zeigen will, daß das Christenthum eine Religion der Liebe ist. Hier und da fällt dann ein Saatkorn in ein empfäng liches G-emüth, und neben dem geistlichen Bedürfmß gewinnt auch die bessere wirthschaftliche Einsicht Einfluß auf die Schwarzen, und sie fangen an, ihr Land zu beackern und zu bearbeiten, um nicht wieder einer Hungersnoth ausgesetzt zu sein. In die Missionsarbeit in Deutsch-Ostafrika theilen sich sieben evangelische Missionen, davon zwei englische und drei katholische. Die evangelische Missionsgesellschaft für Deutsch-Ostafrika hat Stationen in Tanga, Hohen- friedrberg, Neu-Bethel, Wuga, Bambuli. Die Berichte aus diesen Orten geben zwar Kunde von der Freude der Missionare an ihrem Werke, von einem fortschreitenden geregelten Schul besuch, aber sie entwerfen auch ein Bild von dem großen Elend, in dem sich das Land während der Hungersnoth befand. So wird aus Wuga belichtet: Ein Nothjahr liegt hinter uns. Durch das Bezirksamt halten wir die Möglichkeit, Nahrungs mittel heranfzudekommen; die treue Fürsorge der Freunde in der Heimath setzte uns in den Stand, gegen Arbeit Essen aus- theilen zu können und eine große Zahl der Allerärmsten zu ver pflegen. Die Zahl der Wundkranken war im April 1899 auf der erschreckenden Höhe von 4414 »gelangt. Im Mai waren es noch 3564, im Juni 2124, die fast den ganzen Vormittag be anspruchten, trotzdem 4—5 Jungen verbinden halfen. Erst nach dem auf der Station die Blattern ausgebrochen waren, hörte der Zustrom aus der Umgegend auf, und wir konnten etwas auf- athmen, bis sich seit September die Nothleidenden so- mehrten, daß es galt, sie unterzubringen und ihnen Beschäftigung zu geben. Zeitweise waren es 60—70 Männer, Frauen und Kinder, zerlumpt, verhungert und verzweifelt, die wir auf nahmen, und noch heute sind es über 40, die im sogenannten Hungerdörfchen wohnen. Die Blattern ergriffen 16 der bei uns Wohnenden, fünf starben daran. Die Missionsanstalt der evangelischen Brüderunität hat Stationen in Kungwe, Rutengano, Jpiane, Utengele, Mbozi und Jsolo. Besonderes Augenmerk hat die Station auf die Erziehung der Eingeborenen zur Arbeit gerichtet. Sie befolgt den Grund satz, daß sämmtliche in ihrem Bereiche vorkommenden Arbeiten von den Bewohnern ihres Gebietes geleistet werden. Die Mission vermeidet es daher, Arbeitskräfte fremden Volksstämmen, z. B. den Swaheli, zu entnehmen, die schon auf Arbeit einge richtet sind. Das bringt Verlangsamung der Arbeit mit sich und vermehrte Mühe. Aber zugleich hat die Mission di« Genug- Montag den thuung, zu sehen, daß sie ein brauchbares Arveitsmaterial erhalt. Alles, was gearbeitet ist, so verhältnißmäßig wenig es auch ist, ist geschafft worden mit Leuten des Missionsgebietes. Was vor handen ist an sogenannten Maurern, Tischlern, Schneidern, Zieglern, Köchen, Schuhflickern, ist -oem Volke des Missions arbeitsfeldes entnommen. Neben der Nöthigung zur Arbeit, die der Ausbau der Stationen bringt, ist auch der Gedanke der Versorgung der Christen bei der Aufnahme zur Arbeit maß gebend. Zur Zeit ist kaum irgendwo im Lande eine Arbeits quelle zu finden. Die Stationen und ihre Arbeitsfiille sind in dieser Beziehung geradezu ein Segen. Woher sollen die Leute die nothdürftigste Kleidung nehmen, da sie nichts geschenkt erhalten? Woher sollen sie die Steuern bezahlen, da der gute Wille nicht als ba-are Münze gerechnet loerden kann? Aus obigem Grunde ist auch eine größere Landwirthschaft in Kungwe eingerichtet worden mit einer kleinen Ausfuhr von Gemüsen, Kartoffeln, Mehl. Aus diesem Grunde legt die Mission, Schritt um Schritt, ganz den Bedürfnissen angemessen, kleinere Plantagen von Kaffee an und macht Versuche mit anderen Kulturen. Die Gesellschaft zur Förderung der Mission unter den Heiden hat Stationen in Manow, Mwakateli, Butongwa, Tandela, Jkomba, Wangemannshöhe, außerdem hat sie noch einige Niederlassungen. Der uns vorliegende Auszug aus einem größeren Berichte des Superintenden Neuhaus für Lanegnburg (Tagempake) und vom Superintendent Schumann in Jringe ist sehr unübersichtlich, und es ist irgend einBild der Thätig keit der Mission daraus nicht zu erkennen. Allem Anscheine nach macht sie jedoch gute Fortschritte. Das Collegium der evangelisch-lutheri schen Mission zu Leipzig hat im Berichtsjahre mit vier, zuletzt mit sechs Missionaren und zwei Missionsökonomen auf den vier Niederlassungen Moinba, Mojchi Madscharne und Kibognoto gearbeitet. Die letztere wurde im August 1899 neu gegründet und mußte im Mai 1900 wegen Unruhen in Kibognoto und am Meru-Berg bis auf Weiteres verlassen werden. Die sonntäglichen Gottesdienste werden auf den Missionen von 90 bis 150 Personen besucht. Die Zahl der Leute, ivelchc zu den außerhalb liegenden Predigtplätzen kommen, schwankt zwischen 10 und 200, die der Kittder, welche die Schulen besuchen, zwischen 30 und 60. Die evangelische Mission hat seit ihrem Bestehen (1893) 25 Eingeborene getauft und jetzt weitere 17 im Tauf unterricht. Auch die Universiiirs - Mission in Cenkral- Afrika, die Church Missionar») Society und der Evangelische Afrikavrrein haben gut gewirkt. Die katholische Mission umfaßt folgende Vicariaie: Apostolisches Vicariat Nord-Zanzibar, Apostolische Präfectur Süd-Zanzibar und die Vicariate am Tanganyika, Unganyembe, Süd-Uganza. Die Haupt- und Mutterstation in Bagamoyo hat auch im Berichtsjahre eine reiche Thätigkeit sowohl im Missions wesen, als auch im Plantagen- und Gartenbau entfaltet. Die in und bei Bagamoyo wohnenden getauften Christen sind 468 an der Zahl, während zur Zeit in der Anstalt selbst 113 Knaben und 89 Mädchen Unterweisung und Beköstigung erhalten. Vierzig Knaben sind im Lesen der Suahelisprache in lateinischen Buch staben ausgebildet. Besondere Aufmerksamkeit wird der Ausbil dung der Knaben im Handwerk gewidmet. Für diesen Zweck besitzt die Mission große Handwerksstätten mit zahlreichen Maschinen) der Gemüse- und Obstgarten ist mustergiltig in der Colonie. Das Personal der Mission in Bagamoyo besteht aus 3 Patres, 5 Brüdern, 6 Schwestern für die Erziehung der kleinen Mädchen und 4 Schwestern für die Krankenpflege in dem aus der Sewa-Hadji-Erbschaft von der Mission errichteten Krankenhaus. Auch in den katholischen Missionen ist sehr fleißig gearbeitet und vor Allem großes Gewicht auf Erziehung zur Arbeit, ins besondere auf Handarbeit, gelegt worden. 18. März 1901. -SSSMSSSSSSSSSSSSSS-SlSSSSSSS-S-SSSSS« Der Gesundheitszustand unter europäischen Missionaren war sowohl in den evangelischen als den katholischen Missionen gut. Zum Schluß wollen wir noch einen Blick auf die Re- gierungsschulen werfen. Es liegen darüber Berichte aus Tanga und Bagamoyo vor. Die erstere ist die bedeutendere, die letztere wuroe nur von gegen siebzig Schülern besucht. Die Schule in Tanga zählt 411 regelmäßige Besucher, die in sechs aufsteigen den (Halbjahrs-)Clafsen unterwiesen werden. Wegen der Menge der neu eingetretenen Schüler hat sich in den Unterklassen eine Trennung in verschiedene Unterabtheilungen als nothwendig er wiesen. Die 6. Claffe bilden die eingeborenen Lehrgehilfen, die an der Schule thätig sind. Sie erhalten jeden Nachmittag von 4—5 Unterweisung uns Belehrung in pädagogischen und methodischen Dingen, praktische Lehrproben werden ausgearbeitet und gehalten, allgemeine Unterrichtslehre getrieben, Stoffver- theilung und Fingerzeige über die Behandlung derselben ge geben u. s. w. Neue (aufsteigende) Elasten werden je nach Bedarf gebildet. Der Lehrplan schließt sich im Allgemeinen demjenigen der heimischen Volksschule an und ist ihm, was die in einem be stimmten Zeiträume zu erreichenden Ziele betrifft, ziemlich nahe gekommen. Wieder ausgenommen ist Ler den drei oberen Elasten Nachmittags von s^3—4 gemeinsam crtheilte Unterricht im Deutschen," der jetzt, nachdem der Schulorganismus gefestigt ist, gute Resultate für die Praxis verspricht. Auch im verflossenen Jahre hat die Schule durch Abgabe brauchbarer Kräfte den ver schiedenen Betrieben möglichst zu nützen gesucht, speciell durch Abgabe von Lehrern für neu zu gründende Schulen im Jnlande Deutsch-Ostafrikas. Es hat sich dabei als Mangel herausgestellt, daß die Schule leider nicht immer über die wünschenswerthe An zahl erwachsener Leute verfügt, so daß in manchen Fällen jüngere Kräfte haben genügen müssen. Die Gründung einer Schüler capelle, deren Instrumente aus freiwilligen Beiträgen der Bürger Tangas beschafft worden sind, sei noch erwähnt. Gelegentlich patriotischer und sonstiger Feiern hat sie schon des Oefteren Gelegenheit gehabt, durch den Fleiß in ihren Leistungen ihre Dankbarkeit zu bezeigen. Die H i n t e r l a n d s ch u l e n. Es sind dieselbe" wie im Vorjahre. Ihre Schüler^ahl hat sick> sehr gehoben So haben schon an sechs Orten zwei Curse (Vor- und Nachmittags) ein gerichtet werden müssen, weil die Menge der Schüler (80^—90) dem Lehrer ein gleichzeitiges und gleichmäßiges Unterrichten sehr erschwerte. Die Gemeinden gewinnen immer regeres Interesse an ihrer Schule, und haben, wo es die Mittel gestatten, schöne Schul häuser gebaut. Auch der Zuzug der Hinterlandschüler nach ihrer Ausbildung in der heiinathlichen Dorfschule zur „großen Schule" in Tanga hat ganz erheblich zugenommen, während es im An fang viel Mühe kostete, überhaupt Jemand aus dem Hinterlandc für diese zu gewinnen. Die Zahl der die Hinterlandschulen be suchenden Schüler beträgt ca. 700. Die Handwerkerschule. Der Mangel an gut vorge bildeten und brauchbaren schwarzen Handwerkern hat zur Er richtung einer Handwerkerschulc geführt, die in Verbindung mit der Schule steht. Dieselbe ist am 1. April 1900 mit zehn Lehr lingen, die vorher in der Schule die Elementarkenntnisse sich an geeignet hatten, eröffnet worden. Als Handloerkcrlehrer fungirt zunächst ein indischer, seit acht J-ahren hier ansässiger Meister, der nicht allein die Kisuahelisprache beherrscht, sondern auch durch seine mannigfache Thätigkeit in hiesigen europäischen Betrieben deutsche Arbeitsart kennen gelernt hat. Die Mittel für Räum lichkeiten und Handwerkszeug hat das kaiserliche Gouvernement bewilligt, während die laufenden Betriebskosten von der Com mune Tanga so lange bestritten werden, bis die Schul« sich selbst erhalten kann, was schon nach kurzer Zeit der Fall sein dürfte. Man kann mit der Anstelligkeit der Schwarzen, mit ihrer Liebe für die Sache und deshalb mit den bisher erzielten Erfolgen zu frieden sein; sie ermuntern zu eifrigem Weiterschreiten in dieser Bahn. Auzeige« Preis k're 6gespaltene Petitzeile L5> H. Reklame» unter dem Redaction-strich (4 gespalten- 75 H, vor den Familiennach, richten (ü gespalten) 50 H. Tabellarischer und Ziffernsah entsprechend liciher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertena »nähme 25 H (excl. Porto). Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen ^Ausgabe, ohne Postbesbrderung ./t SO.—, mit Postbesörderung 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-Au-gabe: Bormittags 10 Uhr. Morge»'Au-gabe: Nachmittag» 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi- Abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. SS. Jahrgang. Das alte Reudniher Schulhaus» Mitgetheilt von Or. Vogel. Ein altes Reudnitzcr Gebäude ist dem Untergänge geweiht. Was der Rath unserer Stadt bereits im Jahre 1899 beschlossen hatte, wird nun zur Thatsache: die Volksküche an der Kohlgartenstraße wird ab gebrochen. Schon sind die Maurer dem altersschwachen Hause, das hinten im Schulhofe der VIII. Bürger- und 9. Bezirksschule kauert, aufs Dach gestiegen. In kurzer Zeit wird die letzt« Spur von seinen Erdentagen verschwunden sein, und an seiner Stätte wird sich die liebe Schuljugend in ihren Erholungspausen tum mein. Zwar wird es nur Wenige geben, die den Verlust des Häuschens, das seinen Zw«ck seit mehr als 20 Jahren erfüll! hat, beklagen, und voch verschwindet mit ihm ein Stückchen Local geschichte. Ist es doch das alte Reudnitzcr Schulhaus, das erste für Schulzwecke erbaute Gebäude der ehemaligen Landgemeinde Reudnitz. Seine Entstehung liegt ein Menschenalter zurück, sie fällt in das Jahr 1839. Eine Schule hatte es zwar vordem in Reuvnitz längst gegeben; Venn schon 1691 war eine solche nach Abzweigung von der Parochialschule in Schönefeld eingericht-r worden, aber dieselbe besaß kein eigenes Heim, sondern war in dem Hirten- oder Gemeindehause untergebracht, das erst im Jahre 1882 abgebrochen wurde. Die Veranlassung zur Erbauung des Schulgebäudes war der chronische Raummangel gewesen, ein Uebclstand, der schon 1831. zur Ausschulung der Gemeinden Anger und Crottendorf führte. Hatte doch damals der Lehrer Krabes, der bis zu seiner Ueber- siedelung an die neugegründete Schule zu Anger den Schuldienst in Reudnitz allein versah, ca. 200 Kinder zu unterrichten gehabt. Und wenn auch bei der Trennung der Schulbezirke die Kinder zahl auf 100 sank, so bedeutete die Verminderung doch nur eine vorübergehende Erleichterung. Mit der Parcellirung und Be bauung der Feldgrundstücke wuchs die Gemeinde weiter aus den, alten Verhältnissen heraus, und schon nach einigen Jahren war die Zahl der Schulkinder wieder auf 130 gestiegen. Bei den be schränkten Räumlichkeiten des Hirtenhauses und dem gänzlichen Mangel an Aussicht auf Verminderung der Frequenz sah sich endlich die Gemeindebehörde genöthigt, die Erbauunq eines be sonderen Schulhauses ins Auge zu fassen. Der Beschluß fand die sofortige Zustimmung der Schulinspcction, und nun ging man daran, sich um den Bauplatz zu streiten. Die Einen wollren die Schule neben der Capelle errichtet wissen, die Anderen wollten mitten im Dorfe bauen. Die Angelegenheit drohte sich in die Läng« zu ziehen, als sie der Gutsbesitzer Or. Ganvlitz dadurch einer einfachen und billigen Erledigung zufiihrte, daß er der Ge meinde auf seinem Feldgrundstücke in unmittelbarer Nähe des Hirtenhauses einen Bauplatz unentgeltlich zur Verfügung stellte. Dieses Angebot wurde vom Gemeinderath dankend angenommen, und nachdem noch die nöthigen Formalitäten bei den Behörden erfüllt waren, konnte am 22. Juni 1839 der Grundstein gelegr werden. Ueber die Feier erzählt ein von Herrn Hofrath vi. Wittstock im Schulprogramm von 1874 aus den Acten veröffent lichter Bericht Folgendes: „Nachdem der Maurermeister als «hrenwerther Meister der Kunst aufgefordert worden, den Stein im Namen des dreieinigen Gottes zu gründen, wurde der erste Vers aus Nr. 456 des Dres dner Gesangbuches gesungen, während der Meister drei Kellen Kalk an den Stein warf. Darnach ergriff der Herr Pastor den Hammer und weihete den Stein durch drei Schläge mit den Worten: Im Namen Gottes des Vaters als Les Baumeisters der ganzen Welt, im Namen Gottes des Sohnes als des Baumeisters des Reiches Gottes auf Erden, im Namen «Gottes des heiligen Geistes als des Baumeisters deS Tempels Gottes in unseren Herzen! — Darauf hielt der Herr -Lehrer eine Rede an die Kinder, wobei er darauf hinwies, wie freudig sie Liese Stunde begrüßen müßten, da ihnen sichere «Bürgschaft gegeben, wie eifrig man für ihr Wohl bedacht sei, welche Erwartungen man ober auch an sie stelle, und nahm nun Gelegenheit, den Stein als Fenilleton. Eine entstehende Stadt. NLcktruck »erbet-». Nachdem Rußland 1898 den Hafen von Port Arthur und die Talien-wan-Bucht (auf der Ostseite der mandschurischen Halb insel Liao-tung im Gelben Meere) nebst dem angrenzenden Küstengebiet von China aus 25 Jahre gepachtet und die Berech tigung zu einer Eisenbahn erlangt hatte, die von der Sibirischen Bahn ausgeherid, an beiden genannten Stellen ihre Endpuncte finden sollte, erließ der Kaiser von Rußland 1899 einen Ukas, kraft dessen cm einem der Endpuncte dieser Bahn, in der Talien- wan-Bucht (daS andere Ende jvird, wie bemerkt, nach dem Kriegs hafen Port Arthur gehen), ein Freihafen sowie an demselben eine Stadt unter dem Namen „Dalnij" (d.i. die Weitentfcrnte) errichtet loerden soll. Die Ausführung dieses Ukases wurde sofort in Angriff genommen, weil Stadt und Hafen bei der nahe bevorstehenden Eröffnung der Sibirischen Eisenbahn in ihrer ganzen Länge schon einigermaßen eingerichtet sein müssen. Leiter des Baues ist der Ingenieur W. W. Sacharow. Es wird nicht ohne Inter esse sein, etwas Näheres über den Plan des ganzen Unternehmens und -den jetzigen Stand der Arbeiten zu erfahren, weshalb wir unS gestatten, hier einige Mittheilungen zu bringen, die dem Bericht eines Augenzeugen vom Ende des Jahres 1900 ent nommen sind. Di« Stadt Dalnij soll so angelegt werden, daß drei Haupt- stadttheile entstehen: «ine europäische Stadt, «ine chinesisch: Stadt und eine Verwaltungsstadt. Die europäisch« Stadt wird einen ebenen Raum von vier Quadrat-Werst *) «innehmen und sich unmittelbar an den Hafen areschließen. Im Süden wird sie von einem Bergrücken begrenzr. sein. Im Westen werden die Grenze bilden: «in tiefer Eisen- bctbneinschnrtt gegen di« Derwaltunasstadt und nach der Chinesen stadt zu ein Park und «ine Baumschule, die an der Stelle eines chinesischen Dörfchen» errichtet werden sollen. Es werden auch noch andere Dörfer in da» Stadtgebiet eingezogen, und es sei gleich hier bemerkt, daß aller so verwendeter Grund und Boden den früher» Besitzer» ckbgekaust worden ist. Es sind gegen 13 000 Eontract« solcher Art zum Abschluß gekommen. Ueber- *) I Quadrat-Werst ----1,138 Quadratkilometer. Haupt werden die Beziehungen zu den Chinesen als sehr gut ge schildert; irgend welche Feindseligkeiten, wie sie kürzlich im Norden-der Mandschurei stattfanden, sind hier nicht vorgetommen. Die Chinesenstadt gedenkt inan westlich am Part anzulegen, damit sie sich zu beiden Seiten der Eisenbahn frei entwickeln kann. Zum freien Verkehr unter dem Bahndamm mit -der Meeresküste sind drei steinerne Bogendrücken und zwei Eisenbrücken errichtet. Der Plan der Chinesenstadt ist noch nicht ganz fertig, aber schon jetzt sind die dem Park zunächst liegenden Quadrate «bezeichnet, und sie sollen in erster Linie zum Verkauf kommen. Bei der An lage der Chinesenstadt wird »ach dem amerikanischen System verfahren werden: es werden parallele Straßen mit gleichförmigen Häusercarres aufgeführt, jedoch mit möglichster Anpassung an die Bodengestaltung, um große Erdarbeiten zu vermeiden. Die Verwaltungsstadt nimmt schon jetzt einen Raum von circa 40 Dessjatinen *) «in, und schließt sich im Westen unmittel bar an das Meer an; im Osten wird sie von Fabrikanlagen uns von den Güterstationen begrenzt sein. In diesem Stadttheile kommen keine Landparcellen zum Verkauf; sie sind vielmehr zum Bau von Wohnhäusern für die zahlreichen Beamten bestimmt, die an der Eisenbahn, den Fabriken, bei der Dampfschifffahrt, der Cbinesischen Ostbahngesellschaft angestellt sino und künftig an gestellt sein werden. Einige zwei- und dreistöckige Häuser, mit sehr verschiedener Architektur, sind schon ziemlich fertig und über raschen durch zweckmäßige Anlage der Wohnungen. Die Häuser sind aus Ziegeln gebaut und werden mit Ziegeln gedeckt; sie sind mit hervortretendcn Balconen und Terrassen versehen, was mit Rücksicht auf das dortige Klima geschieht. Auf dem Plan der europäischen Stadt sind schon einige her- vortrekendc Puncte zur Anlage von Plätzen bestimmt, in deren Mitte später Kirchen für die verschiedenen Bekenntnisse, sowie monumentale öffentliche Bauten aufgeführt werden sollen, die sich von der Masse der Häuser scharf abheben werden. Dadurch wird es dem Fremden möglich sein, sich rasch in der Stadt zu orientiren. Als Ausgangspunkt gilt der Bahnhof, von dem aus breit« Prospecte **) in die Verwaltungsstadt (da» künftige Cen trum Dalnijs), zum Nikolaiplatz, zum städtischen Museum und zur englischen Kirche führen werden. *) 1 Dessjatinr — 1,0925 Hektar. 100 Hektar 1 Quadrat kilometer. **) Name der Straßen ersten Range? in Petersburg, wie Newskij-Prospect, WoSnetzenskij-Prospect u. a. Der Nikolaiplatz, mit einem Durchmesser von 100 Saschen *), wird die hauptsächlichsten Regierungs- und öffentlichen Gebäude vereinigen, und von ihm aus werden nach allen Richtungen radienförmig zehn Prospekte ausstrahlen. Die europäische Stadt soll in drei Haupttheile zerlegt werden: 1) die Hafenstadt, unmittelbar am Hafen, auf einem ebenen Terrain fast ohne Schluchten; 2) die Bürgerstadt, die sich nörd lich an den Moskauer-Prospect anschließt, dann allmählich in der Richtung nach Süden steigt, an einem felsigen Bergrücken cndet und westlich und östlich vom Stadtpark und dem öffentlichen Garten begrenzt wird. Dieser Stadttheil ist stellenweise von 1—3 Saschen tiefen Schluchten durchzogen, die man zu ver schütten oder als Keller und dergleichen zu benutzen gedenkt.**) Er ist für den Bau von Häusern mit kleineren Wohnungen be stimmt; 3) «in großer Stadttheil für Einzelhäuser, der den Ost winkel der Stadt «innehmen soll. Hier ist bas Terrain von zahl reichen Schluchten von 7 und mehr Saschen Liefe durchschnitten; die Straßen haben stellenweise «ine krummlinige Zeichnung, und die Parcellen werden zum Theil mit Einschluß von Schluchten, einen großen Umfang haben. Da dieser Stadttheil etwas ent fernt von dem Geräusch des Hafens und der Fabriken liegt, wird er für die Wohlhabenden und die Vertreter der verschiedenen Firmen bestimmt sein, von denen man erwarten darf, daß sie auf ihren Grundstücken Gärten und Cottagehäuser anlegen werden, -wie dies in allen europäischen Ansiedelungen des fernen Ostens geschehen ist. In der europäischen Stadt soll es gestattet sein, auch an Chi nesen Grundstücke zu verkaufen, aber nur dann, wenn sich diese verpflichten, allen »anitätlichen Anforderungen zu genügen und ihre Häuser nach der europäischen Bauordnung zu bauen. Al» Ausgangspunkt für die Verwaltungsstadt dient ein halb runder Platz an der Eisenbahnbrücke, von dem aus zwei Pro- specte und drei Straßen radienförmig ausstrahlen: der) Jn- aenieurprospect endet mit dem Gebäude der Hauptverwaltung der Fabriken; der Kohlenprospect führt zur Holzbörse; die Capellen straße zu den Fabriken und Niederlagen u. s. w. *) 1 Saschen (Faden) --- 2,13366 Meter. 1 Quadrat-Saschen -- 4,55 Quadratmeter. **) Die tiefsten Thäler und Schluchten sollen zum Theil auch alS Behälter für frisches Wasser angelegt weiden, waS an- zudeuten scheint, 'daß es auf dem Terrain der Stadt an gutem Quellwasser fehlt. In der Verwaltungsstadt sind die Quartale in kleine Par cellen zerlegt, durchschnittlich zu 180 Quadrat-Saschen, um möglichst viele kleine .Häuser bauen und dadurch jedem Beamten mit Familie eine eigene Behausung mit gesondertem Hof und Gärtchen geben zu können. Die Anlage der Fabriken, Werkstätten und 'Niederlagen ist im Allgemeinen schon bestimmt, ebenso auch der Platz für die Petroleumreservoire, von denen aus das Petroleum rn die Cisternenwagen geleitet werden wird. Die Prospekte sind in einer Breite von 12 Saschen geplant (nur für den Moskauer Prospekt sind 16 Saschen bestimmt) uns sollen mit zwei Reihen Bäumen besetzt werden. Für den.Ver kehr der Equipagen und Fußgänger wird nur ein mittlerer Theil von 4 Saschen chaussirt -werden, während die Seitenstreifen den benachbarten Grundstücken angepaßt und den Besitzern derselben unentgeltlich überlassen werden sollen zur Anlage von Gärten, Beeten und dergl. Die Boulevards gedenkt man in einer Breite von 40 Saschen. mit mehreren Reihen Bäumen, anzulegen. Ihrer Lage noch scheinen folgende Prospekte und Boulevards am wichtigsten zu »verden: 1) der Moskauer Prospekt, der sich wahrscheinlich zur be lebtesten Straße der Stadt gestalten wird; 2) der Kiewsche Pro spekt, der den Haupdbahnhof mit der Stadtstation „Dalnij I" und der Verwaltungsstadt verbinden wird; 3) der HoSpital- prvspcct, der zum Hospital und zum europäischen Friedhof führen wird; 4) der Petersburger Quai, längs der Meeresküste, nach Art der Boulevards in Odessa; 5) das Samsonsche Boulevard, vom Nikolaiplatz zur Meeresküste führend. Die Straßen haben eine Breite von S Saschen, von denen aber nur drei chaussirt werden. Eine Besetzung derselben mit Bäumen ist nicht in Aussicht genommen. Außer den schon ge nannten Gebäuden sind au» dem Plan verzeichnet: die russische Kathedrale, Kirchen verschieoener Bekenntnisse, ein Knaben- und Mädchengymnasium, «in Tbeater u. A. Für den Bau von Landhäusern sind am besten die Thäler dreier Flüsse geeignet, die in die Ducht münden. Sie sind durch einen Bergrücken vollständig vor Nordwinden geschützt, mit zc nügendem Baumwuchs versehen, un-d nicht weit von der Stadt entfernt, mit der sie durch bequeme Straßen über zwei ehemalige chinesisch« Dörfer verbunden werden können. Die daran liegenve sandige und allmählich abfallende Meeresküste ist für Seebäder geeignet. Südlich am Hospital, bei einer noch bestehenden Salzsiederei, ist ein großer, ebener Platz, der sich sehr wohl für rin Hippodrom
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