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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.03.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-03-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010319016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901031901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901031901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-03
- Tag1901-03-19
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Morgen-Ausgabe WMer TaMM Anzeiger Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 83. Jahrgang. Dienstag den 19. März 1901. »»vu tonen. ear.v.87:— ktv» ieit ist die Zahl der Nichthaudwerkersöhne von SS Xot.v.I». »»i. düng der Betheiligung des Heeres noch von einem Cabinetsrathe abhängig machte, so wollte sie dadurch nur Mitschuldige schassen, die man dann, falls die Spekulation auf die Niederlage der Fremden sich doch noch als eine trügerische Herausstellen sollte, zum Wohlgefallen der Fremden als Sühneopfer köpfen konnte. Das war der Kaiserin einziger Gedanke, als sie den Cabi- netsrath berief und "ihm präsidirte. Der deutlichste Beweis dafür, daß sie nicht Willens war, auf gut« Rathschläge zu lauschen, sondern jeden ihr nicht zusagenden Widerspruch gegen ihre ruchlosen Pläne blutig zu unterdrücken beabsichtigte, ist wohl der, daß sie befahl, der Henker habe sich in der Nähe des Sitzungssaales zur Arbeit bereit zu halten. Als nun die Kaiserin bekannt gab, daß es ihre Absicht sei, die Truppen Aunglu's in die Stadt zu rufen, erklärte?)uan-Tscheng, daß dies «in Verbrechen gegen das Völkerrecht sein werde, dem die Strafe durch die Armeen der Fremden folgen müsse. Diese Armeen in ihrem Vormarsche auf Peking aufzuhalten, seien die chinesischen Truppen viel zu schwach. Minister Hsü stimm« muthig in den Protest gegen die kaiserlichen Mordpläne ein. — Nach einem Augenblick tiefer Stille antwortete die Kaiserin in eisiger Ruhe: „Wenn Ihr über die Leistungsfähigkeit der fremden Truppen so genau unterrichtet seid, dann geht durch jene Thüre dort und übernehmt den Befehl des Heeres, welches den Anmarsch der Fremden zu vereiteln hat." Die Minister wußten, was dieser Befehl bedeutete, aber stolz und muthig, wie der Chinese fast immer dem Geschick entgegengeht, falls er keine Rettung mehr sieht, so gingen auch sie durch diese verhängniß- volle Thüre, um sofort jenseits Derselben verhaftet zu Iverden. Die sie verhaftenden Beamten murrten, daß sie, die doch zum Tode verurtheilte Verbrecher seien, es wagten, im Staatsgewande der Minister zur Nichtstätte zu kommen. Darauf antwortete Jüan: „Allerdings sind wir zum Tode vcrurtheilt, aber wir sind keine Verbrecher und thaten nichts, was unser Kleid be schimpfen könnte." „Thue Du nun" — redete er den Henker an — Tein schinu.higes Werk. TaS aber sage ich: „Ehe noch unsere Köpfe erkaltet sinD, wird der Donner der Geschütze der Fremden in Peking gehört werden, und die Faust des Fremden Einlaß begehrend an die Pforte des Palastes klopfen." Man behauptete, daß der Henker Die Leichname der Gemordeten zur größeren Schande noch einmal unterhalb der Brusi durchgcsägt habe. Das ist nicht der Fall. Körper und Köpfe wurden den Familien übergeben, die die Köpfe wieder annähen ließen, um auf diese Weise für die Seligkeit der Väter zu sorgen. — ?)uan- Tscheng's Prophezeihung ist in Erfüllung gegangen. Der Fremde wohnt im Kaiserpalaste, den die Kaiserin in wilder Flucht ver lassen mußte. Ertra Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Poslbesörderung ./ll 60.—, mit Postbeförderung 70.—. I o >.l>. vt Anzeigen Preis die 6gespaltene Petitzeile 25 H. Reklamen unter dem Redactionsstrich (4 gespalten) 75 H, vor den Familiennach- richten (6 gespalten) 50 H. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme 25 H (excl. Porto). beträgt im Jabrfünft 1896-1000 im Bergleiche mit Iabren 1876—80 bei den Buchbindern 26,8 Proc., bei Buchdruckern 150 Proc., den Uhrmachern 25 Proc., Bäckern 25 Proc., den Metzgern 62,2 Proc., Schneidern 48,6 Proc., den Schlossern 130,7 Proc., Malern 66,.1 Proc., den Tischlern 61 Proc. Die Zahl Der Krieg in Südafrika. Ter Ausblick in Südafrika. Mit jedem Tage mehren sich die warnenden Stimmen in der englischen Presse, welche die britische Nation auf die trübe Zu kunft und die in derselben schlummernden Gefahren Hinweisen, denen Südafrika. Dank der rücksichtslosen Raubpolitik Groß> britanniens, entgegen geht. Der „Speaker" hat sich schon oft in freimüthigster Weise als ein wirklicher „Sprecher" des englischen Volkes gezeigt, indem er in seinen Spalten in rückhaltlosester Weise die Schwächen und Fehler der Negierung aufdeckte und sich bemühte, das Volk in Bezug auf die künstlich dargestellte, glor reiche Lage der Dinge in der englischen Weltpolitik im All gemeinen und in Südafrika im Speciellen zu desillusioniren. So geißelt er auch heute wieder mit scharfen Hieben das unhalt bare Jmbroglie im Süden Afrikas und die Urheber und Ur sachen desselben, und in dem spaltenlangen Leitartikel, welcher sich eingehend mit der unerfreulichen Lage in der Capcolonie und in den beiden neuen „Colonien" Transvaal und Freistaat be schäftigt, dürften die folgenden Einzelheiten von besonderem Interesse sein: „Es giebt keine bessere Illustration für den Mangel an Vor aussicht und Einbildungskraft auf Seiten unserer Regierung, als die Alles ersäufende Sintfluth, welche sie über Afrika los gelassen hat. Wir hätten von der Regierung ein gut Theil mehr Vorstellungsvermögen erwarten können, wo es sich um die Zu kunft eines Theiles unseres Weltreiches handelt, dessen Werth groß genug ist, um ein weniger rücksichtloses und ruinöses Vor gehen zu rechtfertigen, als wir es in den letzten 4 bis 5 Jahren in unserer südafrikanischen Politik gewöhnt gewesen sind. Wenn es möglich wäre, dem britischen Volke in diesem Augenblicke ein genaues Bild von der Lage der Dinge vor Augen zu führen, so würde der Ekel und Widerwillen, tvelcher durch die Verlängerung dieses unnatürlichen Ringkampfes längst Wurzel geschlagen hat, sich allseitig zu der festen Ueberzeugung vertiefen, daß die Politik unseres Gouvernements einfach uferlos und hoffnungs - l o s ist. Leider ist cs sehr schwer, ein solches Bild zu produciren, wenn der Schauplatz über 6000 Meilen von unseren Küsten ent fernt liegt, und dieser Umstand ist auch in der Hauptsache für die ungeheure Verworrenheit in den Ansichten und Auffassungen bei uns zu Hause verantwortlich. Es hieße Eulen nach Athen tragen, wenn man heute noch Einzelheiten aufführen wollte, die in ihrer jeder Civili- sationHohn sprechenden Grausamkeit und un- nöthigen Härte als Auswüchse unserer verfehlten Politik zu betrachten sind, und die — heute allerdings schon bedeutend weniger als noch vor einigen Monden — von der Mehrzahl unserer lieben Mitbürger, von einem gewissen Theile der Presse ganz zu schweigen, im Princip einfach als erfunden und erlogen nieDergeschrieben wurden. Wir sollten uns heute jedoch darüber ganz einig sein, daß unsere Politik in Südafrika unter keinen Umständen mit einer völligen Unterdrückung der Rechte und Freiheiten der holländischen Rasse identificirt werden darf. Wie weit jedoch sind wir .bereits heute von diesem unseren freiheit lichen Ideen entsprechenden Princip in der Capcolonie ab gewichen. Unter dem Stand- und Kriegsrccht führen wir teil weise ein wahres Schreckensregiment in einzelnen Districten, und es gehört bereits zu den Alltäglichkeiten, daß Männer, die in der Trunkenheit irgend welche Drohungen gegen die Capregierung oder die Engländer im Allgemeinen ausgestoßen haben, mit Geld- oder Freiheitsstrafen belegt werden. Man kann sich vor stellen, welch reiches Feld sich hierbei zu dem riesigen Schwarme von Spionen, Ohrenbläsern, Angebern, Agents prnvcwlitonry u. s. w. bietet, und wie die Gelegenheiten von diesem Gesindel ausgenutzt werden. Die Capcolonie ist zur Zeit voll von solchen Kreaturen, und die Folge davon ist, daß sie ebenfalls voll von un zufriedenen indignirten und erbitterten Holländern ist. Die gerichtliche Verfolgung des Herausgebers der „South- i. v l. o. Ännahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eins halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die tIrpeditivn zu richten. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. i. o. i. o. t.l). »v. o. o I " N s>i. 0. Afcican News" — eines Blattes, welches nicht nur mit hervor ragender Geschicklichkeit, sondern auch mit großer politischer Mäßigung und besonders ausgeprägtem gesunden Menschen verstand geleitet wurde — wegen der Veröffentlichung des dem General Lord Kitchener betreffenden Briefes, welcher vorher in der „Times" abgedruckt war, wird damit entschuldigt, Daß man wohl in London Verleumdungen veröffentlichen darf, ohne dem Reiche zu schaden, welche, in Capstaüt abgedruckt, den entgegen gesetzten Einfluß ausüben können. Das ist natürlich lächerlich, und auch die loyalen holländischen Colonisten erblicken in diesem Schritte die vorsätzliche Absicht, ihre eigene Presse zu unterdrücken oder zu vernichten. Im klebrigen weiß man in der Colonie zur Genüge, daß von Seiten der Regierung Alles geschehen ist, um die Zwecke der Rhodes'schen Presse nach jeder Richtung zu fördern, während durch die Unterdrückung der holländischen Blätter und der liberalen englischen Organe mit einem Schlage der einzige Weg blockirt wurde, auf welchem wir in England noch einige andere Informationen erlangen konnten, als sie uns gewöhnlich vom Regierungstisch in Capstadt oder von der allmächtigen De Beers-Clique anfgetischt werden. Da haben wir also die krasseste Unterdrückung des freien Wortes und der freien Presse, und unter solchen Umständen erwarten wir die baldige Rückkehr geordneter, friedlicher und vertrauenerweckender Verhältnisse, die alle Theile befriedigen sollen!? — Aber das sind noch nicht alle Härten, denen die holländische Bevölkerung sich ausgesetzt sieht. Was würden unsere englischen Farmer sagen, wenn sic gezwungen würden, ihre sämmtlichen Pferde, ihr ganzes Vieh uno alle Fahrzeuge mit einem Schlage den Behörden auszuliefern, um dagegen eine Abschätzungs^Quit- tung zu empfangen, die der erste beste vielleicht gänzlich uner fahrene Officier auszustellen berechtigt ist? Solche Gewaltmaß regeln haben es denn auch ermöglicht, daß es vorkommen konnte, daß die Behörde» dem nur zu wohlbekannten Allerwelts-Händler Julius Weil gestatteten, alle rcquirirten Pferde in verschie denen Districten aufzukaufen und sie dann für den doppelten und dreifachen Preis wieder an die Farmer zu verkaufen, die natürlich bezahlen mußten, was er verlangte. Auf diese Weise machte sich die Regierung oder das Armeecommanvo zum Partner eines scrupellosen Handelsagenten, — und solche uno ähnliche Vorfälle werden in der Bevölkerung der Colonie niemals vergeben und vergessen werden. Die Holländer haben also ihre Freiheiten, ihr Eigenthum und nahezu Alles verloren, was ihnen zum Wieder aufbau ihres früheren Vermögens erforderlich wäre, — welche Leiden bleiben da noch für diese unglücklichen Colonisten übrig? Unsere Absicht war, die Nation auf die Ursachen der Ent fremdung zwischen den Holländern und Engländern in Südafrika aufmerksam zu machen, und davor zu warnen, daß wir uns nicht ein Elsaß - Lothringen schaffen, welches unendlich viel schwieriger zu regieren und zu handhaben sein wird, als das jenige, mit dem unsere deutschen Vettern sich seit 30 Jahren ab quälen. (??) England will die beiden Republiken ihrer Freiheit berauben, an welcher die Boeren mit einer Leidenschaft hängen, die von Niemandem besser verstanden und höher geschätzt werden sollte, als von den Erben der glorreichen Traditionen Groß britanniens. Zu diesem hoffnungslosen Unterfangen gesellt sich dann noch die mit allen Mitteln erzeugte Verbitterung der Capholländer, und dieser Versuch, die holländische Rasse in Südafrika in ein Vasallen-Verhältniß hinein zu zwingen, wird über kurz oder lang die gefälschten Erfolge einer imaginären Eroberung zcr-> trümmern und annulliren." NE N I) t.»—e o sie U»rk 1.0. ». t> Deutsches Reich. -> Berlin, 18. Mär;. (Handwcrkersöhne an höheren Lehranstalten.) Jin neuesten Hefte der „Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik" veröffentlicht B. Harms- Tübingen eine lehrreiche Untersuchung der Frage, welches Contingent die Handwertersöbne für unsere höheren Lehr anstalten stellen. Harms ist mit Recht der Ansicht, daß dieser Frage volkswirtbschaftlicke Bedeutung insofern inne wohne, als sie einen Maßstab für die Beurtbeilung der materiellen Lage des Handwerkers enthalte. Harms hat an 600 höhere Schulen Preußens und Württembergs entsprechende Fragebogen versandt und von 126 Schulen, darunter 116 preußischen, brauchbares Material bekommen. Im Ganzen sind auf diese Weise für den Zeitraum 1876—1900 152 800 Schüler, davon 17 129 Hand- werkersöhne, zur Erhebung gelangt. Und zwar sind in Preußen, auf Las wir uns hier beschränken, da nur 10 wiirttembergische Anstalten Material geliefert haben, 143 135 Scküler zur Erhebung gekommen, unter ihnen 15 668 Handwcrkersöhne. Auf je fünf Jahre vertheilt, ist die Gesammtzabl der Handwerkersöhne von 3069 im Jahrfünft 1876—1880 auf 3789 in dem Jahrfünft 1896 bis 1900 gestiegen; das bedeutet eine Zunahme von 23,4 Proc. In derselben _ ' " ' Z 22 085 auf 31 269 gestiegen; das bedeutet 11,5 Proc. Wäh rend aber die Zunahme der NicbthanLwerkcrsöhne stetig fort schritt, weist die Liuote der Handwerkersöhno in den Jahren 1881—85 eine starke Bermiuderunz auf, die erst in den neunziger Iabren wieder weit gemacht wurde. Dio Zunahme den den den den den — , der nicht besonders namhaft gemachten Handwerkersöhnc bat sich um 1,2 Proc. vermindert. Vergleicht man mit diesen Ergeb nissen die Resultate wissenschaftlicher Forschung hinsichtlich der Lebensfähigkeit des Handwerkers, so findet man als con- cnrrenzfäbig in erster Linie die oben besonders genannten HandwcrkSarten verzeichnet; cs ist also kein Zufall, wenn auS ihren Kreisen auch die meisten höhere Lehranstalten be suchenden Handwcrkersöhne^sich recrntiren. Werden die Zahlen nach dem Charakter der Schulen gruppirt, so zeigt sich für die Gymnasien und Realgymnasien eine Abnahme der Hand- werkersöbne von 30,2 bez. 31,7 Proc. Der Verlust beider Kategorien findet sich in den Realschulen wieder, auf denen die Zunahme der Handwcrkersöhne 2 l 1,3 Proc. beträgt. Den Grund hierfür erblickt Harms nicht in dem billigeren Schul gelde der Rcalschulc^sondern darin, daß die Handwerker das Schulziel ch-W' EWke^ die Erlangung des Berechtigung-« Toulon zu werden, aber dann solle man 100 bis 120 Millionen dafür auswerfen, solle Marseille mit diesem neuen Hafen und mit der Rhone vereinigen und auf diese Weise sich einen Stütz- punct schaffen, der den Umständen und den Zeitverhältnissen entspreche und sich dadurch dereinst bezahlt mache. Der Verlauf der Discussion über diesen Gegenstand hat dann naturgemäß auch wach Marseille geführt und Angaben über die Befestigungsanlagen dieses Hafens gebracht, auf die hier nur hingewiesen werden kann, Die sich aber unseres Wissens in solch knapper und doch ausführlicher Form an keiner anderen Stelle finden als in den Berichten der in Rede stehenden Senatsverhandlungen. Besonders interessant sind hierbei auch die Angaben, die Se ¬ nator Cabart-Danneville auf Grund von Mittheilungen des wohl bekannten Generals Borgnis-Desbordes über die geringe Gefahr eines für Marseille zu fürchtenden Bombardements und über die Möglichkeit feindlicher Truppenlandungen an diesem Theil der Küste machte. Marseille sei durch seine Batterien und Forts gut geschützt; nehme man aber wirtlich an, es gelänge einem feindlichen Geschwader, 6000 Granaten in die Stävt zu werfen, so sei selbst bei ungünstigster Wahrscheinlichkeitsberech nung nicht zu erwarten, daß von den 37 000 Häusern der Stadt Marseille 1000 zerstört werden würden. Man solle nur an die Beschießung von Santiago im spanisch-amerikanischen Kriege denken, wo 200 Geschütze mit 8000 Granaten keinen nennens- wcrthen Schaden angerichtet hätten. Weit eher sei dagegen eine Landung feindlicher Truppen an der französischen Mittelmser- kiiste Mischen Toulon uno der Rhone-Mündung zu fürchten. Auch hier bilde Santiago ein vortreffliches Beispiel, weil es dort während des Bombardements gelungen sei, mit Hilfe von etwa 800 Matrosen auf einer Entfernung vön 25—30 Kilometern von der Küste erst 3000 Mann und dann unter General Shafter weitere 30 000 Mann einzuschiffen, dann landen und von rück wärts siegreich angreifen zu lassen. — Die genaue Durchsicht der diesjährigen Senatsverhandlungen über die Küstenvertheivigung Frankreichs kann allen Denen aufs Wärmste empfohlen werden, die sich für militärische Dinge von einiger Wichtigkeit interessiren. Im Vorstehenden konnte ja nur eine kurze Episode herausgcgviffen werden, während cs für die eingehenden Erörterungen über die Vertheidigung von Korsika und der Nordküste Afrikas mit einem Hinweise an dieser Stelle sein Bewenden haben muß. i. o i. i> t. V. 1.0 i.t) i. 0. t ll. » L> w.Opvs wOpSl 1. o t. O t.V i. 0. i. v. i. 0 i. V i. 0. Filiale«: Alfred Hahn vorm. O. Klemm'- Sortim. Umversitätsstraße 3 (Paulinum), Louis Lösche, Katharinenstr. 24, Part, und König-Platz 7. 10. IWO « v. S.O. I. v (»It elc Llark NOVO I. 0 »v. «.t». i. v. Die Lüstenvertheidigung Frankreichs. V. lV. Die Verhandlungen im Senat über die Vertheidigung der gesammten Küsten Frankreichs, die jetzt ihren Abschluß gefunden haben und, dem Regierungsvorschlage entsprechend, mit der Bewilligung von 169 871 000 Francs zur Anlage von Befestigungen, Hafen-, Canal- und Batlxriebauten endeten, be anspruchen ein ganz besonderes Interesse, nicht nur ihrer End ergebnisse wegen, sondern weil ihr Verlauf Dinge von militäri scher, geschichtlicher und kommerzieller Bedeutung zur Sprache ge bracht hat, die in dieser Ausführlichkeit und in "diesem engen Zu sammenhänge wohl kaum bekannt sein dürften und wegen ihrer Veröffentlichung weit über die Grenzen Frankreichs Aufsehen er regen werden. Wenn wir uns zunächst den großen befestigten Küstrnpuncten im Norden und Westen Frankreichs zuwenden, so geschieht es, weil sie den Ausgangspunct der Debatten im Senat bildeten und mit besonderer Heftigkeit um die Declassirung der vom Kriegs minister projectirtrn Entfestigung der großen Werke von Cher bourg, Brest, Lorient und Rochefort geführt wurden. Gegen über den Ausführungen vom Ministertisch und dem Hinweis auf di« Autorität des Admirals Aube, daß die Kosten eines weiteren Ausbaues von Cherbourg, Die Fortführung der zur Zeit des Faschodafalles begonnenen beiden großen Forts und die Neu anlage von Batterien ebendort nicht den erhofften Nutzen bringen würden, weil Cherbourg infolge seiner natürlichen Lag: und Beschaffenheit gegenüber den mcwernen großcalibrigcn Schiffsgeschützen nicht viel mehr als ein Kugelfang sei, wußte der ebenso gewandte, wie gut orientirte Deputirte M. Cabart- Danneville mit sehr bemerkenswerthen Details zu antworten. Zunächst wies er darauf hin, daß, während Frankreich nur die fünf großen Arsenal« von Cherbourg, Brest, Lorient, Rochefort und Toulon besäße, das gegenüberliegende England außer in Pembroke, Portsmouth, Devonport, Chatham, Sheer- neß, Haulbowline und Dover noch 16 auswärtige große Waffen plätze zur Verfügung habe, die, wie Gibraltar, Malta, Halifax und Esquimalt, nicht nur stark befestigt wären, sondern ausge dehnte Anlagen modernster Art zur Waffenconstruction und zum Bau oder zur Reparatur von Kriegsschiffen jeder Größe hätten. Dann ging M. Cabart-Danneville dazu über, auf die Geschichte und den Handelsverkehr bis auf den heutigen Tag einzugehen und an der Hand kriegerischer Begebenheiten aus dem 17. und 18. Jahrhundert auszufllhren, welch' unberechenbaren Nutzen die Handelshäfen von Dünkirchen, Balais, Boulogne, HLvre und Rouen durch den nahen Schutz von Cherbourg erfahren hätten, wie die Küste der Bretagne durch Brest, die Städte Nantes, Vannes, sowie die Inseln Croix und Belleisle durch Lorient, und endlich Bordeaux und la Rochelle durch Rochefort vor feindlichen Angriffen bewahrt worden seien. Aus all' diesen Gründen, so wie infolge der Thatsache, daß die 5 Arsenale Frankreichs bis jetzt in Summa nur 1200 Millionen Francs gekostet hätten, während unter ihremSchutze der Export und der Import sämmtlicher großer französischer Häfen 6 Milliarden und 725 Millionen Francs ein gebracht haben, würde es geradezu widersinnig sein, wollte man nicht Alles thun, um die alten Befestigungen an der Nord- und Westküste Frankreichs auf der Höhe moderner Anforderungen zu erhalten. Ob die vielseitigen Kenntnisse und die große Beredsamkeit des hochgeachteten Senators auf fruchtbaren Boden fallen werden, wird erst die Zukunft lehren. Vor der Hand hat sich der Senat nur dem Votum der Deputirtenkammer angeschlossen und für den weiteren Ausbau von Cherbourg in runden Summen 27 Millionen, für Brest 29 Millionen, für Rochefort 5 Millionen und für Lorient 850 000 Francs zugestanden. Gegen fernere höhere Bewilligungen zu gleichen Zwecken spricht zunächst auch die Thatsache, daß es der Panzerdivision des Canalgeschwaders bei einer Uebung am 28. Februar gegen die Befestigungen unD die westliche Hafeneinfahrt von Cherbourg nach Schiedsrichter spruch gelang, erst das Feuer der beiden Forts von Digue und Chavaignac zum Schweigen zu bringen und dann die feindlichen Torpedoboote unschädlich zu machen, so daß in Wirklichkeit >ver Widerstand dieses starken Küstenplatzes gebrochen gewesen Ware. Fast noch lebhafter als um den Küstenschutz im Norden und im Westen Frankreichs wurde um die Vertheidigung des Mittel ländischen Meeres gestritten, da hier nach französischer wie nach englischer Ansicht der Brennpunct und die Entscheidung liegt, wenn es je zum Kampfe zwischen diesen beiden mächtigen Rivalen kommen sollte. Nun meint man nicht nur in allen maßgebenden militärischen Kreisen Frankreichs, sondern auch bei den großen politischen Parteien, daß es zur siegreichen Durchführung eines solchen Kampfes vor allen Dingen darauf ankomme, die stra tegische Linie von Toulon über Korsika nach Bizerta und Algier so stark und widerstandsfähig als nur irgend möglich zu ge- stalten, da hierdurch das Mittelländische Meer in zwei Abschnitte getheilt, die Verbindung zwischen den Kriegshäfen von Gibraltar und Port Said gestört und die Vereinigung eines englischen und des italienischen Geschwaders gehindert werden würde. Während man aber über das Festhalten und den Ausbau der vorgenannten Linie in der Hauptsache einig war und nur über die Wahl der zu befestigenden Küstenpuncte in Korsika und Algier von ein ander abweichende Ansichten aussprach, sind im Senat darüber heftige Differenzen ausgebrochen, ob Toulon den großen An forderungen heutiger Zeit als einziger Kriegshäfen an der Süd küste Frankreichs genüge oder nicht. Auch hierbei wurde von dem bereits genannten Senator Cabart-Danneville unter Anderem auf das Urtheil des englischen Admirals Colomb hingewicsen, der sich dahin geäußert, es könne Den Engländern nichts wünschenswertster sein, als wenn die Franzosen nur Toulon als einzigen Kriegshafen im Mittelmeer« beibehielten. Gelänge cs, die französische Flotte hier einzuschließen, dann wäre der Ausgang des Krieges zu Gunsten Englands nicht zweifelhaft, während der entgegengesetzte Fall eintreten könne,wenn Frankreich im Mittel meere neben Toulon noch einen zweiten Kriegshafen zur Ver fügung hätte, wodurch England gezwungen würde, die schwierige Aufgabe zu lösen, zwei Häfen zu blockiren und die Vereinigung zweier feindlicher Geschwader zu verhindern. M. Cabart Danne- ville ist nun der Ansicht, der Ausweg, den man aus diesen Schwierigkeiten gefunden hat, indem man 6 Millionen Francs zur Vertiefung des Caronte-Canals, der den Etang de Berre bei Marseille mit dem Mittelländischen Meere verbindet, bewilligte, j« völlig unzulänglich und lohne nicht die dafür ausgaworfenen Summen. Der Etang de Berne sei wohl geeignet, ein zweites ÄmtsKlatt -es Königlichen Land- nnd Amtsgerichtes Leipzig, des Rathes und Nolizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Die Wirren in China. Rußland nnd England. * London, 18. März. (Telegramm.) Die „Times" berichten aus Peking unter dem 17. März: Chinesische Beamte erklären, sie hätten aus Petersburg die Mittheilung er halten, Rußland verzichte auf seine Ansprüche bezüglich der Mongolei und Turkestans, sei da mit einverstanden, in der Schärfe der Controlc über die Civil- verwaltung der Mandschurei eine Aenderung eintreten zu lassen, und willige ein, daß das Abkommen veröffentlicht werde, sobald es in Petersburg unterzeichnet sei, was innerhalb von vierzehn Tagen geschehen sein werde. (Wiederholt.) * Tientsin, 17. März. (Telegramm.) Die Lage bezüglich der zwischen England und Rußland um strittenen Ausweichstelle an der Bahn nach Peking ist unverändert. Zwischen beiden streitenden Parteien herrscht Freundschaftlichkeit; indessen erfolgte als Vorsichts maßnahme eine Herabminderung der Wachmannschaften auf 27 Mann auf jeder Seite, um während der Dauer der Unter handlungen einen etwaigen Zusammenstoß zu verhindern. Die Russen fahren mit Ankäufen von Land in ihrer neuen Con- cession fort. (Wiederholt.) " Berlin, 18. März. („Wolff's Telegr.-Bureau.") Tas Ober kommando in Peking meldet: Von Tientsin ist am 14. März eine kleine Expedition io die Gegend des Tsinghai (40 lcm südwestlich von Tientsin) entsendet worden, wo erneut Räuberbande» aufgetreten sind. * Berlin, 18. März. (Telegramm.) Der englische Polizeisergeant, der im November in Shanghai einen Streit fall mit zwei deutschen Soldateu gehabt hatte, ist kürzlich vom dortigen englischen Geschworenengerichte freigesvrochen worden. Ter Mnnicipalrath von Shanghai entfernte ihn jedoch im Disciplinar- Wege aus dem Polizeidienste, bedauerte den Vorfall und sprach dein verletzten deutschen Soldaten Beblo (?) ein Schmerzensgeld von 1750 Taels zu. („Berl. Corr.") * Peking, 18. März. („Agence Havas.") Die Eisenbahn linie Peking-Tschangsinfu ist am 16. März in Gegenwart des französischen und des belgischen Gesandten eröffnet worden. Ueber die Genietruppen, die am Baue der Eisenbahn gearbeitet haben, nahm General Vogron eine Parade ab. Hinrichtung der frcmdcnfrrnndltchcn Minister. Ueber die Hinrichtung der beiden fremdenfreundlichen Minister in Peking bringt die „Frankfurter Zeitung" folgende nähere Mittheilungen': Es ist zwar bekannt, daß zur Zeit der Belagerung der Gesandtschaften in Peking auch zwei fremden freundliche Minister hingerichtet wurden, aber die näheren Um stände, di« ihren Tod veranlaßten, möchten doch nicht ganz zur öffentlichen Kenntniß gelangt sein, und noch weniger die stolze, fast großartige Haltung, welche die Ermordeten im Cabinets rathe vor ihrem Tode und bei der Hinrichtung selbst aimahmen. Die Schilderung der Vorgänge stammt aus dem Mund« der beiden Söhne des einen der Hingerichteten, des Ministers Uung-Tscheng. Der Familie wurden di« näheren Daten von College» ihres Vaters und von den Henkern selbst gegeben. Für den mit ihrem Vater gemeinsam in den Tod gegangenen Hsü, der früher in Berlin war, haben die Söhne Duan's natür lich nicht dasselbe Interesse gehabt, wie für ihren Vater, und daher erklärt cs sich, Daß sich ihre Erzählung hauptsächlich mit dem Geschicke des Letzteren befaßt. Immer mehr hatte Prinz Tuan die Kaiserin davon zu überzeugen gewußt, daß die Boxer mit Unterstützung des activen Heeres in der Lage sein würden, nicht nur alle Fremden aus dem Lande zu treiben, sondern auch eine Strafexpedition fremder Heere erfolgreich zurückzwweisen. Wenn di« alte Dam«, di« ihre Freude an der Verfolgung der Missionare unverhohlen zur Schau trug, trotzdem di« Entschci- VezugS »Preis kn der Hauptexpedition oder den im Stadt bezirk und den Vororten errichteten Aus gabestellen abgeholt: vierteljährlich 4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung in» Haus 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland u. Oesterreich: vierteljährl. 8. Man abonntrt ferner mit entsprechendem Postausschlag bei den Postanstalten in der Schweiz, Italien, Belgien, Holland, Luxem burg, Dänemark, Schweden und Norwegen, Rußland, den Donaustaaten, der Europäischen Türkei, Egypten. Für alle übrigen Staaten ist der Bezug nur unter Kreuzband durch die Expedition diese- Blattes möglich. Die Morgen-Au-gabe erscheint um '/,7 Uhr, die Abend-AuSgabe Wochentag» um 5 Uhr. Nrdartio» und Expedition: Johanni-gasse 8. o v. v. o »t. n Pt. I-. I. v «. o.
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