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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.03.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-03-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010320018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901032001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901032001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-03
- Tag1901-03-20
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L Der Eintritt Deutschlands in die Reihe der Weltpolitil treibenden Staaten läßt allgemach seinen Einfluß auch auf solchen Gebieten erkennen, die an und für sich locm politischen Getriebe ziemlich fremd gegenüberstehen; so ist es vielleicht mit in erster Linie das Capitel der Kriegskrantenpflege, der Bergung und Versorgung der Verwundeten auf dem Schlachtfeld«, welches einer Neubearbeitung und der Anpassung an die veränderten Ver hältnisse bedarf. Vor einem Decennium hätte man es wohl noch kaum für möglich gehalten, daß in der Versorgung der Kriegs verwundeten noch «ine Reihe von schweren Mängeln sich Heraus stellen könnte; man rechnete eben noch lediglich mit kriege rischen Verwickelungen mit civilisirt«n Völkern, welche die Grund sätze der Genfer Convention officiell oder factisch anerkennen, und es konnte darum kaum al« besonders schtverer Mißstand empfunden werden, daß «s unter den heutigen Verhältnissen ganz unmöglich ist, die Hauptmaste dec Verwundeten noch während der Dauer des Äfechte« in Sicherheit und unter fach männische Behandlung zu bringen. Ergab sich beim Gefecht di« Nothvendigkeit, den Rückzug anzutretrn, und mußte man die eigenen Verwundeten in den Händen des Feindes lasten, so konnte man in der Regel doch darauf rechnen, daß sie auch von diesem menschlich behandelt und einer sachgemäßen Pflege theilhaftig würden. Inzwischen sind aber die Verhältnisse von Grund aus andere geworden; der Erwerb von Colonien, 'der uns häufig mit wilden Völkerschaften in Conflict bringt, und die Ereignisse 'in China lehren uns, daß die seither giltigcn Grundsätze nicht länger mehr aufrecht erhalten werden können; es muß vielmehr mit allen zu Gebot« stehenden Mitteln dafür gesorgt sein, daß unsere Truppen nicht lebend in di« Gewalt eines Feindes fallen, der sie nicht nach den Gitten und Gepflogenheiten civilisirter Völker behandeln würde. Es müssen darum, wie einer der hervorragendsten Sach kenner, der bayerische Generalarzt Port, vor Kurzem hervor gehoben hat, in Zukunft die Verwundeten schon während des Gefechte« in Sicherbeit gebracht werden; dazu wird es akr n-ckt allein einer entsprechenden Vermehrung dcS Savitatsbiljs personal« bedürfen, sondern vor allen Dingen auch leicht bcwea- licher, zum Ferntransport greignetrr Fahrzeuge, die auch klei neren, gegen den Feind ausrückenden Abtheilungen mitgegeben werden können. Noch nothwendiger ist eine zweite Reform: Mit der Aner kennung des Grundsatzes, verletzte Körperglicder nach Möglich keit dem Organismus zu erhalten und zur Heilung zu bringen, ist auch seitens d«r Kriegschirurgie die Zahl der Amputationen und anderer verstümmelnder Operationen auf dem Schlacht felde erheblich kleiner geworden; im gleichen Maße sind aber auch die Schwierigkeiten des Transportes gewachsen. Während die Weiterverbringung Ampubirter vom Schlachtfelde weg kaum irgendwelchen Schwierigkeiten unterliegt, ist es noth- wendig, daß ein Verletzter mit Brüchen oder Quetschungen der Knochen außerordentlich behutsam angefaßt und vor Allem durch einen passenden, festen Verband vor jeder Verschiebung der Bruchstück« geschützt wird; nur auf dies« Weise ist ein schonender Transport des Verwundeten möglich und die Möglich keit einer vollkommenen Wiederherstellung geboten. Darum müssen für die Zukunft Fahrzeuge zu Gebote stehen, die auch auf weitere Entfernungen hin eine geeignete Lagerung und eine schonend« Fortschaffung des Verletzten gestatten. Im südafri kanischen Kriege hat, wie der deutsche Arzt Professor Küttner mittheilt, gerade der Mangel an geeigneten Transport- und Lagerungsappavaten die Erfolg« der ärztlichen Kunst häufig getrübt. Es muß also für einen Vorrath an geeigneten Ver bänden gesorgt sein, die auf dem Schlachtfeld« selbst von den HilfSlrankenträgern den Verletzten angelegt werden; cs dürfen da« natürlich nur sehr einfache, leicht zu bedienende Apparate sckrn, denn jedes unnöthige Herummanipuliren von ungeübter Hand an complicirteren Knochenwunden kann zu den schwersten Folgen für Gesundheit und Leben des Verletzten führen. Eine Umgestaltung unseres Feldsanitätswesens 'wird darum mit der Zeit nicht zu umgehen sein, es müssen nicht nur Mittel in den Etat eingestellt werden, um die nothwendigen Lagerungs und Transportapparate anzuschaff«n, es müssen auch, weil es doch ganz unmöglich ist, den gesammten Bedarf mit sich zu führen, Aerzte und niederes Sanitätspersonal schon in Friedens zeiten in allen Zweigen der Jmprovisatiousiechuik unterwiesen werden, damit sie im Stande sind, di« nothwendigen Utensilien aus demjenigen Material herzustcllen, das die Truppe ohnehin mit sich führt, oder das sonst leicht zu beschaffen ist, wie beispiels weise aus Conservcbüchsen, Säbelscheiden, Gewehren, Tele graphendraht u. s. w. Schon seit Jahren hat Port für diese Ausgestaltung unseres Militärsanitäte'wesenL seine Stimme er hoben, dec Gang der Wcltereignisse wird nun wohl die maß gebenden Factoren dazu zwingen, in der angedeuteteu Richtung vorzugehen. Nur wenn schon in Friedrnszeiten in zielbewußter, fleißiger Arbeit Vorsorge getroffen, wenn höheres und niederes Sanitätspersonal auf die besonderen Aufgaben, die seiner harren, eingeübt ist, können wir überseeischen Verwickelungen mit der Zu versicht cntgeoengehen, daß auch in der Fürsorge für unsere Kriegsverwundeten diejenigen Veränderungen und Verbesse rungen eingetreten sind, welche die neuen Verhältnisse gebieterisch erheischen. Die Durchführung der Entwaffnung derSamoaner. Aus Apia, im Februar, wird der „Welt-Corr." geschrieben: Daß der Besitz an Feuerwaffen bei den Samoanern noch immer so groß sei, als es sich jetzt bei der von der kaiserlichen Re gierung erneut veranstalteten Waffenablieferung ycrausstellt, hätte man kaum für möglich halten sollen. Bis Milte Januar sind allein aus drei von den elf Distrikten, in welche das Land eingetheilr ist, über 300 Gewehre und eine Anzahl von Revolvern abgclicfert worden. Darunter befinden sich neben alten Schieß prügeln und Logelflinten auch ganz neue englisch« Militär gcwchre. Letztere sind ebenso wie ein volles Tausend von Gat- ling-Geschütz-Patronen den Amerikanern und Engländern ge nommene Beutestücke aus dem letzten Kriege. Die nunmehr in der Durchführung begriffene vollstän dige und end giftige Entwaffnung ist von d-m kaiserl.chea Gv.^ > Ar-a langer Hand sorgsam vorderes«: worden. Zunächst aalt eS, Li« in Händen von Weißen befin lichen Waffen und Munitionsvorräthe festzustellen, damit kein: Verwechselung oder «in Hinterlegen von Waffen stattfinden konnte. Zu diesem Zwecke mußte jeder Besitzer von Feuerwaffen die letzteren anmelden und einen Erlaubnißschein zur Führung derselben «inholen. Mit dem 1. Januar 1901 erließ der Gouverneur eine speciell an die Eingeborenen gerichtete Verordnung. Darin wird zu nächst erinnert an den Befehl und die Strafandrohung, welche seiner Zeit von der Hohen Commission erlassen wurden. Um aber deu Besitzern von Schußwaffen noch eine letzte Gelegenheit zu geben, wurde allen Denjenigen, welche ihre Waffen bis zum 31. Januar abliefcrn würden, nicht nur Straffreiheit, sondern auch noch eine mäßige Bezahlung für die abzuliefernden Waffen versprochen. Derjenige, bei welchem nach Ablauf Januar noch Waffen vorgefunden würden, wurde mit Gekängniß oder De portation bedroht. Deportation ist für Samoaner eine sehr empfindliche Strafe und so blieb denn der Erfolg nickt aus. Tag für Tag sah man wie einst in der Kriegszeit Samoaner mit geschultertem Gewehr durch die Straßen von Apia ziehen. Besonders kriegerisch sahen die Helden aber diesmal nicht aus, auch nicht sonderlich vergnügt. Langsam lenkten sir ihre Schritte zum Zollhause, um an Stelle des Gewehres mit einem numerirten Schein bewaffnet heimzu kehr«n, denn das Geld bekommen sie erst, wenn die Regierung die Ueberzeugung gewonnen, daß auch thatsächlich alle Gewehre zur Ablieferung gelangt sind. Letzteres ist wieder ein Umstand mehr, welcher die Entwaffnung zu einer vollständigen zu machen geeignet ist. Denn wenn derZs. sein Geld für das Gewehr nicht erhält, weil der A. sein Gewehr noch nicht abgcliefcrt hat, so wirb Ersterer den Letzteren zunächst sanft an seine Unterthanenpflicht erinnern und ihn, wenn Vas nicht hilft, zur Anzeige bringen. Das Letztere ist nicht unwichtig, denn bei dem geringen Polizei- und Beamtenpersonal, über wel ches die Regierung verfügt, wäre wohl kaum eine Möglichkeit vor Händen, durch Haussuchungen u. s. w. noch vorhandene Waffcn- vorräthe bei den Samoanern zu ermitteln. Jnsgesammt dürften bis Ende Januar 1200—1500 Schuß waffen zur Ablieferung gelangt sein. Tie genaue Anzahl läßt sich erst feststellen, wenn die an der Tammelstelle in Saoai ab gegeben«» Waffen sämmtlich nach Apia überführt sein werben. Die endgiltige und vollständige Entwaffnung der Samoaner tanu somit als abgeschlossen betrachtet werden. Tas ist eine bessere Gewähr für eine ruhige und friedliche Entwickelung des Landes, als alle schönen Versicherungen dec Samoaner cs sind; denn darüber soll man sich keinen Täuschungen hingeben, daß diese als so überaus gutmüthig ge priesenen Samoaner doch eine allezeit unruhige und kriegslustige Gesellschaft gewesen sinb. Auch ihre Gutmüthigkeit hat ihr: ziemlich bemessenen Grenzen. Tavon zeugt der llmstand, daß noch im letzten Kriege verschiedenen halbwüchsigen, noch nicht lriegstllchtigen Knaben die Köpfe abgeschnittcn wurden und daß vor noch nicht zehn Jahren das Haupt einer Dorfjungfrau ganz ruhig zu den Köpfe» einer überrumpelten feindlichen Abtheilung in einen Korb gepackt wurde. Ferner ist nicht zu vergessen, daß der Somoaner zur Selbstüberhebung neigt. Einmal mag dies davon herrühren, daß die Samoaner in verschiedenen Kriegen gegen Truppen der Großmächte eigentlich immer noch die Herren der Situation geblieben sind. Ferner ist der Weiße, der sich va in seinem Lande niederläßt, nach Ansicht des Samoaners nur so weit hcrgckommen, weil er zu Hause nicht satt zu essen hatte. Das kann beim Samoaner nicht vorkommen, er verläßt sein Land nur ganz vorübergehend. Daß aber die deutsche Regierung trotz alledem diese erneute uno vollständige Entwaffnung so durchaus ruhig und friedlich durchzuführen verstanden hat, erscheint ebenso wohl als ein Be weis für die Geschicklichkeit, mit welcher sie die Samoaner zu be handeln versteht, als auch dafür, daß die Mehrzahl der Ein geborenen Vertrauen zu der von den Organen des Reiches hier ausgeübten Regierung gefaßt hcE , Die Wirren in China. Die Hand Rußlands. * London, 19. März. (Telegramm.) Die „Times" erfahren, daß nach hier eingetroffenen Nachrichten Feld mar sch all Graf Walder fee intcrvenirt habe, um dem feindseligen Verhalten der russischen und cng - lischenTruppen in Tientsin ein Ende zu machen. (Wdhlt.) * Loudon, 18. März. (Telegramm.) „Reuter's Bureau" erfährt, daß die Versicherungen, die Graf Lams- dorff, der russische Minister des Auswärtigen, am 6. Februar dem englischen Botschafter gegeben hat, sich vermuthlich auf das mit dem Tartarengeneral Tsung getroffene Abkommen bezogen haben, und nicht auf das die Mandschurei betreffende Abkommen, das erst am 23. Februar in Petersburg cingegangen worden sei In diplomatischen Kreisen sind deshalb über Graf Lamsdorff's Versicherungen, daß Rußland in keinerlei Verhandlungen der von Len Blättern angeführten Art begriffen sei, einige Zweifel auf getaucht. (Wiederholt.) * PctcrSburg, 18. März. ( Telcgram m.) In ihrem gestrigen Leitartikel kommt die „Nowoje Wremja" nochmals auf die Erklärungen des deutschen Reichskanzlers Grafen v. B ü l o w zurück und spricht sich dagegen aus, daß China die Mächte für die g e f a l l e n c n und verwunde ten Soldaten entschädigen solle. Eine derartige Forderung beleidige dieEhrc Ser russischen Sol daten. Das Blatt hofft, daß auf der Confercnz der Gesandten gegen derartige Forderungen p r o t c st i r t werden wird. Die chinesische Krisis dürfe nicht als ein Mittel zur Verbesserung ruinirter Finanzen betrachtet werden, sondern es handele sich nur um die Pacificirung Chinas. (Wiederholt.) * Paris, 19. März. (Telegramm.) Im heutigen M i n i st c r r a t h c thcilte Dclcaffö über den Stand der Per Handlungen mit China mit, die letzten der Regierung zu gegangenen Nachrichten erwähnten nichts von Zwischenfällen in Tientsin. Tie Mandschurei. Bei dec Bedeutung, welche augenblicklich in der inter nationalen Politik die Mandschurei gewonnen hat, ist es wohl von Interesse, über dies wenig bekannte und doch so viel genannte Gebiet, vorzugsweise auf Grund der Berichte der Russen selbst, etwas Tatsächliches zu erfahren. Tie Mandschurei hat seit Jahrhunderten eine wichtige Rolle in den Beziehungen des Zarenreiches zum Reiche der Mitte gc spielt, wenn auch die Stellung Rußlands in diesem weiten Ge biete eine sehr wechselnde gewesen ist. Das den Nordosten d:-- chinesischen Reiches bildenvc Land erstreckte sich, ehe sich die Russen zu Herren des heutigen Amurgebietes machten (1858), bis nahe an den 55. Grad Nordbreite, und auch heute noch, nachdem diese ihre Grenzen an den Amur und Ussuri vorgeschoben haben, hat cs einen etwas größeren Flächenraum als Öesterreich-Ungarn und Italien zusammen. Auf diesem großen Raume leben freilich nur 7500000 Einwohner. Seitdem im 17. Jahrhundert die Dy nastie der Mandschu durch die Gewalt der Waffen den Thron Chinas bestiegen hatte, begannen die Berührungen Rußlands mit diesem Reiche, richtiger die seiner unternehmenden Pioniere im „Fernen Osten", der Kosaken, w«lche in dem auch in den letzten Kämpfen g«nannren Albasin am Amur den ersten Stützpunkt russischer Herrschaft schufen und hielten, bis Rußland durch den Vertrag von Nertschinsk 1689 auf seinen Besitz in der Mandschurei verzichtete. Erst während des Krimkrieges pflanzte, angeblich gegen den Willen seines Oberen, ein kühner Seeofficier das Banner Ruß lands von Neuem am Amur auf, und Kaiser Nikolaus bestätigte dieses That des angeblichen Ungehorsams mit dem stolzen Worte: „Wo die Flagge Rußlands weht, da soll sie nicht wieder sinken!" — Und heute weht das Banner des Zarenreiches über ein Gebiet, das nicht nur die 650 000 in den Jahren 1858 und 1860 vom Reiche der Mitte abgetrenntcn Quadratkilometer, sondern noch die damals bei China gebliebenen 942000 Quadratkilometer umfaßt — d. h. das zur Zeit Rußland bestrittene „Gebiet der Ostchincsischen (Mandschurischen) Bahn". Und dies letztere ist zum großen Theile allerdings ein rauhes, mit mächtigen Wal dungen und baumlosen Weiden bedecktes Bergland, zum Theil enthält es aber auch fruchtbare Thäler und reiche Schätze an edlen Erzen, vor Allem Gold, Kohlen und Eisen, Schätze, die seinem augenblicklichen „Verwalter" gewiß nach verschiedenen Richtungen nickt unwillkommen sind, namentlich nachdem die „Russisch-Chinesisch- Bank" sich Las Monopol d:s Verkehrs in der Manschurei als Besitzerin der „Concession für die Erbauung des großen Schienenwegs" übertragen ließ. Der Krieg in Südafrika. Zur Kriegslage. Noch immer nicht erfährt man Näheres über den Stand der Verhandlungen, die Kitchcner mit Botha angekrvüpft Hot. In England hat man recht weitgehende Hoffnungen; man erwartet die Uebcrgabe von rund 5000 Boeren, für d'c angeblich schon die Gefangenenlager hergerichtet werden. In dieser Form dürften sich die Ereignisse kaum abspielen. Es fehlt nämlich die Voraus setzung daiiir. Schon die Nürnberger henkten Keinen, sic hätten ihn denn gehabt. Auch die Colonncn French's haben nur eine ganz beschränkte Anzahl Gefangener gemacht, und der Rest bc findet sich, Dank der Geschwindigkeit seiner Beine und dem wochenlang andauernden schlechten Wetter, keineswegs in der Nothwcndigkeit, capituliren zu müssen. Denn der Operation« plan der Engländer im südöstlichen Transvaal ist nur halb ge glückt. Ein Kesseltreiben war beabsichtigt, cs ist aber, schreibt die ^,Köln. Ztg.", nur eine einfache Treibjagd daraus geworden, wesentlich deshalb, weil Smith Torricn von Wonderfontein aus nicht überraschend genug hat Vordringen können, um die bcab sichtigte Falle zu schließen. Statt dessen ist Smith Torricn viel mehr am Chrissic-Sec selbst von Botha beinahe überrumpelt worden. Dieser llcberfall Botba's war, wie sich aus der Schil derung des „Standard" Berichterstatters deutlich crgiebt, vor trefflich ang.-setzt, was Gesammtplan uno Wahl der Stunde zur nebligen Nachtzeit anbcirifft, und wurde durch die unverbcsser liche Unachtsamkeit der Engländer selbst unterstützt. Er gelang schließlich nicht, weil die Boeren auch hier nach einem guten An Goldbergbau in Sachsen*). Nachdruck »erdeten. H Don Alters her hat das Gold in allen Ländern und bei allen Ständen eine gewaltige Anziehungskraft ausgeübt, nach seinem Besitz strebte Alles. Diese Sucht macht es denn auch er klärlich, daß auch in unserem Vaterlande in vergangenen Zeiten Bergbau auf Gold getrieben wurde. An dem Erfolge zweifelte man um so weniger, als nach alten Sagen und Berichten die Walen (Italiener) vormals aus Sachsen ansehnliche Schätze an Gold über die Berg« gebracht hätten. Mit größtem Eifer lag man dem Goldbergbau in der zweiten Hälfte des 16. Jahr hunderts ob, und fand dieser Zweig des Bergbaues durch Kur fürst Vater August eine gewisse Förderung, da dieser selbst eifrig bemüht war, in den Gebirgen seines Landes Gold zu entdecken. Unterm 3. Juli 1555 verordnete der Kurfürst August an den Schösser zu Hohn st ein: „Wir sind von vielen Leuten glaubwürdig berichtet, uns auch etliche Körner und andere Anzeigungen vorgetragen worden, odaß in unserm Amt Hohn stein, Lohm«n und da herum an der Elbe viel Goldstreifen und Waschwerk gewesen und noch sein sollen, daraus die Walen treff liche Schätze hinweggetragen und zu gut gemacht haben sollen, wie auch du zum Theil darum Wissenschaft und etliche Orte be sichtigt haben sollst. Derwegen werden wir verursacht. Zwölf Bergleute, die sich auf di«se Dinge verstehen, von unfern Berg städten zu verordnen, und sie gegen Schandau zu Hans Eckeln daselbst, der auch die Gelegenheit darum wissen will, zu bescheiden, da sie so dann in wenig Tagen ankommen werden. Wenn sie da- *) Benutzte Literatur: Johannes Falte, die Geschichte des Kurfürsten August von Sachsen in volkswirHschaftlicher Be ziehung. - selbst ankommen, wollest du ihnen allen Bericht und Nachweisung, soviel dir bewußt oder du dich bei den Allen erfahren kannst, thun, auch selbst mit an dieselbiaen Orte ziehen, und was sie dazu be dürfen, verschaffen, auch sonst mit Kost und Unterhaltung ver legen, und was du hören und augenscheinlich sehen wirst, darauf zu hoffen und zu bauen sein möchte, wollest du uns bei den Treuen, damit du uns verwandt bist, berichten." Dem Berichte folgte alsbald die That auf dem Fuße. Marcus Röling erhielt am 1. August 1555 Befehl, zwölf Bergleute auszuwählcn, darunter sollten sich etliche befinden, vie mit der Wünschelruthe umzugehen wüßten, vie sich auch auf Gold seifen, Waschiverk und Gänge verständen. Die zwölf Bergleute mußten sich umgehend nach Schandau zu Hans Eckel verfügen, hier sollten sie weiteren Befehles gewärtig sein. Ueber den Er folg, den die Bergleute mit ihrer Arbeit um Schandau h«r hatten, wird weiter nicht berichtet. Dagegen berichtet am 28. October 1556 Marcus Röling, daß er im Walde bei Hähnichen ein Gold bergwerk gefunden und besichtigt habe, auch habe er bemerkt, daß in einem Flöhe bisweilen etliche kleine Flämmlein Goldes zu finden seien, doch seien die Fundgrübn«r sehr arm, er habe ihnen Geld gegeben, damit sie weiterbauen könnten. Die Gold Wäscherei von Strehlen bis eine Viertelmeile unterhalb W i t t e n b e r a ward 1557 Bastian Volandt von Dommatzsch übertragen. Mit Gehilfen, deren Zahl unbeschränkt war, sollte er Gold suchen und waschen, den Fund sollte er vierteljährlich an d.ie Rentkammer zu Dresden abliefern. Bei der Ablieferung hatte er bei Hofe auf drei Tage Kost, außerdem erhielt er für daS Gold, das dem Gewicht eines ungarischen Ducaten entsprach, vierundzwanzig Groschen. Einen viel weiteren Wirkungskreis erhielt der Dresdner Maler Augustus Cordus. Ihm ward gestattet, „alle Gründe. Bäche, Seifen, Wäschwerke, Wasserfluthen und Quellen, die Gold führen oder halten möchten, mit seinen dieser Dinge kundigen und verständigen Mitgehilfen aufzusuchen und auszuprobiren. Sollte es seinen Bemühungen gelingen, ein bauwürdiges Gold bergwerk ausfindig zu machen, so sollen er oder der Finder den gebührlichen Lehnten erhalten. Angeblich hatte man b«i Großdrebnitz im Amt Stolpen Goldgänge aufgefunven. Der Amtsschösser Richter zu Stolpen erhielr deshalb 1561 Befehl, diese Angelegenheit näher zu untersuchen. Nach seinem Bericht fand er einen ellen langen Golddraht unv einen Ganz schwarzer Erve, die Golv ent halten solle. Seinem Berichte legte er etliche Stufen der vor gefundenen Erdart bei und bemerkte noch, die Bergleute hätten „aus einem Spiegel und Walengesicht" nach ihrer Meinung sicher erkannt, daß sie bald auf besserhaltige Goldgänge kommen würden. Ferner berichtete der Amtsschösser Richter noch, daß einige Bürger aus Dresden in dieser Gegend auf Gold gegraben, und daß einer alten Sage zufolge um den Hohenwald und herab nach Drebnitz, Ottendorf und Äulsendorf großes Gut liege, und vor Zeiten im Hohenwalde die Walen Gold gewaschen hätten. Obwohl in den Acten nichts zu finden ist, das da sagt, daß eine besondere, nur einigermaßen ermuthiaende Ausbeute an Gold gemacht worden sei, blieb doch die Sucht, Gold gänge zu entdecken uno Goldbergwerke anzu legen, bestehen. Der Kurfürst suchte dieser Sucht Ein halt zu thun, indem er die Bergmeister anwies, alle Diejenigen, die auf Gold schürfen wollten, an ihn zu weisen. Trotz dieser Weisung gelangte bereits am 2. Februar 1564 — noch nicht ein Jahr nach dem Erlaß des Kurfürsten — an den Bergmeister zu Glashütte «in Gesuch, ein Waschwerk auf Gold errichten zu dürfen; der Gesuchsteller ward an den Kurfürsten selbst gewiesen. Ende August 1564 bevollmächtigte der Kurfürst seinen Gold wäscher Joachim Richter, di« an der Elbe gelegenen kurfürstlichen Wäschen aufzuheben, ebenso di« zu Zaucha, Rathen und um Dittersbach, alles so gewonnene Gold und Silber solle an die Rentkammer zu Dresden abgeliefert werden. Wie sehr das Gold fieber den Kurfürsten uno weitere Kreise ergriffen hatte, ersieht man daraus, daß trotz ver Wei sung vom Jahre 1563 von demselben immer Wieser neue Wäschen genehmigt wurden. Im Vogtland« wurden Gold- seifen errichtet, ebenso an der Elbe entlang in der Um gedung von Prehsch; ver Maler Augustus Corvus eröffnete 1565 eine Goldwäsche zu Falkenau bei Hainichen. Im Erzgebirge hatte man schon in früherer Zeit auf Gold ge graben, da es aber nicht lohnend war, halte man die Versuche aufgcgeben. Jetzt, oa man allerorts, selbst in der Niederung, nach Gold grub, erwachte auch hier das Golofieber wieder. Es ent standen Goldseifen an der Wiltzsch, an der Eschbach beim Torfe Schmalbach, hinter dem Dorfe Ottendorf im Amte Lichrcwaldc. Auf kurfürstlichen Befehl wurden im Jahre 1576 im Amre Augustusburg „zur Eiben unter dem Adelsberge", «ben falls Nachforschungen angestellt. Mit seinen ernestinischen Lettern errichtet Vater August auf der Steinhaide im Barby scheu ein Goldbergwerk, 1580 hatte er 64 Kuxen daran Tbcil. Alle diese Goldwäschen und Bergwerke wurden unter der B: dingung genehmigt, daß von dem Ertrage ein gewisser Theil der Rentkammer in Dresden zufalle. Das Jahr 1580 brachte weitere Genehmigungen zu Goldwäschen. Diese vertheilten sich vom Vogtlandc herab, au der Elster entlang, bis in die Nähe von Leipzig. Der Oberforst meister zu Sitzenroda, Kaspar von Korwitz, erhielt 1583 die Er laubniß, Goldseifcn bei Limehna, an der alten Heer straße zwischen Leipzig und Eilenburg gelegen, zu errichten. Zur Regelung des Goldbergbaues erließ der Kurfürst August von 1566 bis 1576 eine Goldseifen-undWäsch oronuug, in welcher die Rechte der Grundbesitzer, die der Wäscher und die des Kurfürsten sestgelegt waren. Ilm die an den verschiedenen Orten gefundenen Erze auf ihren Goldgehalt hin untersuchen zu können, ließ Kurfürst August für seinen Bedarf gleich nach seinem Regierungsantritte, ein neues Schmelz Haus in Dresden errichten. Hier probirte er nicht nur allerlei Erze aus, sondern machte auch die Versuche, mittels welchen man damals Gold auf chemischem Wege zu ge Winnen hoffte. Während seiner ganzen Regierungszeit gab Kurfürst August vie Bemühungen uno Hoffnungen nicht auf, in seinen Landen Gold zu entdecken, inwieweit diese Bemühungen von Erfolg be gleitet waren, läßt sich aus den Acten nicht nachweisen. Unter seinen Nachfolgern erkannte man mehr und mehr die Erfolglosigkeit dieses Bemühens, doch ließ man es nicht unversucht, aus chemischem Wege dieses Edelmetall zu erzeugen, dock der mit der Zeit sich erweiternde Blick auf dem Gebiete der Chemie ließ zuletz: auch diese Versuche fallen.
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