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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 22.06.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-06-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189406229
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18940622
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18940622
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-06
- Tag1894-06-22
- Monat1894-06
- Jahr1894
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 22.06.1894
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n »er s-t» Nr. zen im» »er» errr wird- V.60 50 eife, . 30. s a«ü. hige mit bavk. soeben bk. anqe- st Öl', gnor- rucht-- ossopr. doch. ität, lung. wn. in er. »mittag . wobei, n auf- Besuch de. ?rr«. wozu :ke. >et zum igäam. rrsrA 1er. zunäen ^au. Riss«, Riesaer G Tageblatt Freitag, JA. Juni 18S4, Abea»S 47. Jahrg SS Da« Riesaer Tageblatt erscheiat jeden Ta, Abends mit Ausnahme der Gönn- und Festtage. Vierteljährlicher »«»«»»Preis bet Abholung in den Expeditionen in Riesa und Strehla, den Ausgabestellen, kowie am Schalter d-r kaiserl. Postaustalten 1 Mark 25 Pf., durch die Träger frei in» HauS 1 Mark 60 Pf., durch den Briefträger frei in» Hau» 1 Mark 85 Pf. «>i»ri,e».«tmah»e für die Nummer de» Ausgabetage» bl» Vormittag v Uhr ohne Gewähr. Druck und «erlag von Langer t Wlnterttch kn Riefa. - Geschäftsstelle: »astant,»praße VS. - Wir bl« Redaetio» verantwortlich: Her«. Schmidt in Riesa. und Anzeiger Meblatt »ad Ltljei-erj. Amtsblatt der Königl. Amtshauptmannschaft Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa Zur Weltlage. * Der Sommer pflegt eine politisch stille Zeit zu sein; von dem diesmaligen wird sich dies aber nicht sagen lassen. Ueberall sind Gährstoffe in Menge vorhanden, überall stehen wichtige Entscheidungen bevor und einstweilen wird daher die „saure Gurke" ihre Herrschaft noch nicht antreten können. Zwar in unserem li-ben V a t e r l a n d e ist es ruhig, auffallend ruhig, obwohl in den Bureaus unserer Reichsämter wacker gearbeitet werden mag. Die Kostendeckung für die Militär vorlage und die Finanzreform im Reiche sind Probleme, die sich nicht so einfach lösen lassen. In der Weinfrage waren sich anscheinend die Regierungen nicht völlig einig, von den anderen in Aussicht genommenen Steuerobjekten hat der Reichstag so manches gestrichen und die Regierung geht da her bei den Einzclstaaten mit dem Matrikular-Klingelbeutel herum. Herr Miquel sinnt über neue SleuerqueUen und am Horizont zeigt sich das Spiritusmonopol, nachdem das Kanitzsche Getreidemonopol in der Versenkung verschwunden ist. Aber ein irgendwie klares Ziel, eine klare Absicht läßt sich noch nickt erkennen — cS ist auch noch lan^e hin bis zur Herbslsaison des Reichstages, die ans Licht bringen soll, welchen Ausweg aus der Defizüklcmme die Regierung vor- Zuschlägen hat. Im Rachbarreiche Oesterreich hält sich das Koalitions ministerium Windischgrätz wunderbar frisch ; das ist aber nur möglich, indem dort keine Fragen angeschnitten werden, in denen die drei verbündeten Parteien nicht einig wären. Die Wahlreform gehört in dieses Gebiet und deshalb verlautet nichts Näheres darüber, wie das Kabinett Windischgrätz diese Frage zu lösen gedenkt. Ungarn hat noch genug der Auf regung durch seine Zivilehegesetz-Vorlage und das rekonstruirte Ministerium Wekerle wird auf aae Fälle die Oh:en steif halten müssen. Italiens Lage ist keine beneidenswerlhe. Halte man einige Tage die Hoffnung, daß das Attentat auf Crispi die Stimmung zu guniien der jetzigen Regierung be- einflusscn werde, so ist diese Aussicht schon wieder stark herab- gcmin ert durch die letzten Verhandlungen des Finanzaus schusses der Kammer, der sich wieder sehr widerharig zeigt. Zum G.ück für das Land scheinen wenigstens die Dinge in Marokko einen verhältnißmäßig glatten Verlauf zu nehmen, so daß Italien nach außen hin nicht von neuen engagirt wird. England scheint geneigt, gegenüber dem Einspruch Deutsch lands und Frankreichs in der Congo-Angelegenheit kleinbei zugeben. Der ganze Vertrag dürfte wieder aufgehoben und damit Frankreich die Möglichkeit entzogen werden, seine neu zubildende Sahara-Armee eine Probe bestehen zu lassen. Auch Rußlands Freude ist durch die 'Nachgiebigkeit Englands ver eitelt ; denn die russischen slawophilen Zeitungen jubelten be reits, daß die europäischen Nationen sich wegen Afrikas bei den Köpfen kriegen und infolgedessen die „Balkanfragen" links liegen zu lassen gezwungen sein würden. Damit ist es nun erfreulicherweise nichts und die europäische Diplomatie hat im Gegenthcil allen Anlaß, dem Verlauf der Dinge in den interessanten Kleinstaaten um den Balkan herum ihre volle Aufmerksamkeit zu schenken. Die auf Aufrechterhaltung des Friedens gerichteten Bestrebungen des Dreibundes sind augen scheinlich vom Glück begünstigt: denn zwei scheinbar sehr ge wagte Experimente sind geglückt: in Serbien die Kaltstellung der radikalen Partei, in Bulgarien die Entfernung Stam- bulows aus seinem Amte. Der Großsultan hat auch wieder seine Stimme im europäischen Concert vernehmen lassen: er hat die Reise des thatendurstigen jungen Vizekönigs von Aegypten nach London Hintertrieben und den jungen Herrscher des Nillandcs nach den Gestaden des Bosporus beschieden, wohin sich auch der junge Serbenkönig Alexander begiebt. Bedeutung erhält die Reise von AbbaS Pascha dadurch, daß England die Aequatorialprovinz Emin Paschas besetzt hat und theilweise an den Congostaat verpachten wollte, obwohl das Land eigentlich zu Aegypten gehört und daher der Ober hoheit des GroßsultanS untersteht. Daher auch der Protest der Pforte gegen den entsprechenden Theil des Congovertrages, — ein Protest, der in seiner moralischen Wirkung nur ge schwächt worden wäre, wenn jetzt der Dizekönig von Aegypten nach London gegangen wäre. Was sonst in Europa auf politischem Gebiet vorgeht, ist für die internationale Lage von untergeordneter Bedeutung. Ob Sagasta in Spanien zu rücktritt, weil er der hochschutzzöllnerischen Richtung nicht Herr werden kann; ob die Radikalen in Norwegen Beschlüsse fassen, deren Spitze sich gegen Schweden und den König richtet; ob Belgien und die Niederlande mit ihren Wahl reformen nicht recht vom Flecke kommen — das alles ficht die internationale Politik nicht an. Dafür sorgt schon glück licherweise das Gesetz der Trägheit, das auch auf politischem Gebiete volle Geltung hc.t. T«g«Sgekchichtt. Deutsches Reich. Der Gesundheitszustand des Fürsten Bismarck läßt, wie mau aus Friedrichsruh schreibt, einiges zu wünschen übrig, weshalb Besuche im Allgemeinen nicht empfangen werden. Glücklicherweise ist jedoch kein Grund zu Besorgnissen vorhanden, wofür schon der Umstand spricht, daß die Uebersiedlung des Altkanzlers nach Varzin in nächster Zeit bevorsteht. Zur Congofrage wird dem „Hamburger Corr." aus Berlin von anscheinend osficiöser Seite geschrieben: „In den Verhandlungen Deutschlands mit England ist in den letzten Tagen eine erfreuliche Wendung cingetreten. Von dem Augenblick an, wo man in London die Gewißheit erlangt hatte, daß die Reichsregierung auf ihrer Forderung der voll ständigen Aushebung des Art. 3 des Vertrages vom 12. Mai zu bestehen entschlossen sei, hat man freundlichere Saiten aufgezogen wobei freilich die Befürchtung, daß es schließlich doch zu einer Confercnz, auf der auch die egyptische Frage in den Kreis der Erörterungen gezogen würde, kommen könne, auch eine Rolle gespielt haben dürfte. Deutscherseits ist bisher ein Conferenzvorschlag nicht gemacht worden. Sobald England und der Congostaat Deutschland benachrichtigen, daß sie aus die Stipulation des Artikels 3 des Vertrags, wonach der Congostaat Großbritannien einen 25 krn breiten Landstrich, der sich vom nördlichen Hafen am Tanganyika, ausschließlich dieses Hafens bis zum südlichsten Punkte des Albert Edward- Sees erstreckt, zur Verwaltung in Pacht giebt, verzichten, tritt für Deutschland auch die Conferenzidee völlig in den Hintergrund. Gegen die weitere Abmachung über den Bau einer Telegraphenlinie zur Verbindung der englischen Be sitzungen in Südafrika mit der englischen Einflußsphäre am Nil ist deutscherseits ein Einspruch nicht erhoben worden. Ob die Anerkennung des deutschen Einspruchs die Verhand lungen Englands mit Frankreich erleichtern oder den Gegensatz zwischen diesen beiden Mächten verschärfen wird, ist schwer zu sagen." Das „Wochenblatt" für die Kreise NeuhaldenSleben, Gardelegen und Wolmirstedt veröffentlicht Folgendes: „Strafbefehl. Auf den Antrag der königl. Staatsanwalt schaft wird gegen Sie wegen der Beschuldigung, in Mr. 55 des Jahrgangs 18S4 des von Ihnen gedruckten und verlegten Wochenblattes für die Kreise NeuhaldenSleben, Gardelegen und Wolmirstedt sich als „verantwortlicher Schriftleiter" be zeichnet zu haben, während Sie verpflichtet gewesen wären, den Ausdruck „verantwortlicher Redakteur" zu gebrauchen (Uebertretung gegen ßtz 7, iSl des Reichspreßgesetzes vom 4. Juli 1874), eine der königl. Staatskasse gebührende Geld« strase von 3 M. und, im Falle diese nicht beigetrieben werden kann, eine Haftstrafe von 1 Tag festgesetzt. Zugleich werden Ihnen die Kosten mit 1,20 M. auferlegt." Ein weiterer Transport von Mannschaften der südwest afrikanischen Schutztruppe soll, wie wir hören, in kürzerer Zeit nach Damaraland abgehen. Die Verstärkung ist für den Kolonialinfanterie, und Polizeidienst bestimmt. — Für die in voriger Woche. abgesandte Schutztruppe hat Herr Major von Franyois bereits Remontepferde angekauft; es sind dies kleine Steppenpferde, welche ganz besonders für den anstrengenden Dienst im Innern des Weidelandes des deut- schen Schutzgebietes geeignet sind. Die Pferde sind vorzüg lich dresfirt und legen sich ähnlich, wie die Kosakenpferde, auf Kommando nieder, um ihrem Reiter beim Liegendschieben als Brustwehr und Schutzwall zu dienen. Die nach Afrika an geworbenen Mannschaften hatten bisher in Jnvaliditäsfällcn keine Ansprüche an den Staat zu stellen; das soll jetzt anders werden. Wie wir hören, sind bereits Entwürfe gesetzlicher Bestimmungen auf Wunsch de« Kaiser« auSgearbeiter, die den afrikanischen Veteranen Pensionsansprüche bei eintreten, der Dienstunfähigkeit gewährleiste»; der Reichstag dürfte sich schont» der nächsten Tagung mit Vieser Angelegenheit zu be schäftigen Haden. Durch die Presse gehen allerhand Nachrichten über Aen- derungen in den hohen preußischen Verwaltungsstellen, bei denen besonders der Oberpräsident von Schlesien, Herr von Seydewitz, und der frühere Kultusminister Graf v. Zedlitz- Trützschler eine Rolle spielen. Es wird sogar behauptet, das preußische Staatsministerium habe sich in der Sitzung am Montag voriger Woche mit der Neubesetzung verschiedener hoher Verwaltungsposten beschäftigt. Alle diese Nachrichtm beruhen lediglich auf Vermuthung. Wie dem „B. T." von zuständiger Seite mitgetheilt wird, ist es insbesondere un richtig, daß sich das Staatsministerium in einer der letzten Montagssitzungen mit derartigen Fragen beschäftigt habe. Gegenüber vielfach widersprechenden Nachrichten und Gerüchten glauben die „Berl. Pol. N." bestimmt versichern zu können, daß nach wie vor die Absicht besteht, dem Hand- werkerstand Gelegenheit zu geben, sich über den Gesetzent wurf wegen Ausdehnung der Unfallversicherung auf das Handwerk zu äußern, ehe der Bundesralh darüber Beschluß faßt. Der „Reichsanzeiger" dürfte bereits in den nächsten Tage» den Wortlaut des betreffenden Entwurfs reröffent- lichen, wie dies ja auch bei den früheren sozialpolitischen Gesetzentwürfen geschehen ist. Rußland. Das Leben des Zaren soll, wie man der , St. Z ' aus Petersburg schreibt, neuerdings wieder bedroht gewesen sein. Der Zar entschloß sich zur Ernennung des Generals Tscherewin zum Ober-Aufseher aller Sommer und Winterpaläste der kaiserlichen Familie nicht nur wegen der durch die Entdeckung der jüngsten nihilistisch-anarchistischen Mordanschläge bei Hofe hervorgerufenen natürlichen Besorg- niß, sondern vor Allem wegen mehrerer beunruhigenden Streiche, die dem Kaiser in den letzten Tagen von den Re volutionären g: spielt wurden, die gegenwärtig in Rußland thätiger zu sein scheinen, als jemals. Als er sein Arbeits zimmer betrat, fand der Kaiser auf dem Schreibtische unter einer Anzahl zu unterzeichnender Schriftstücke ein TodeSur- theil „gegen den Zaren aller Reußen", das innerhalb 24 Stunden vollstreckt werden sollte. Das Schriftstück trug den Stempel: „Gesellschaft zur Befreiung der Ruffen." Man konnte nicht entdecken, wer das Schriftstück auf den Tisch ge legt hatte. Wenige Tage nachher fand der Zar in einem Schlafzimmer einen Schädel ; die Stirnknochen trugen die Inschrift: „Alexander!" General Tscherewin hat sein schwie- riges Amt damit begonnen, daß er fast alle Diener in den Palästen zu Petersburg, Peterhof, Livadia u. s. w. entließ und sie durch gewesene Soldaten ersetzte, die militärisch or- ganisirt wurden. Außerdem hat er die kaiserlichen Paläste und Gärten genau besichtigt, um festzustellen, ob sich in den selben nicht geheime unterirdische Gänge befinden. China. Die Pestepidemie in China greift, einem Telegramm des Bureau Re »er aus Hongkong zufolge, immer weiter um sich. Es ist schwer, Kults zur Beförderung der Leichen zu bekommen. Sehr häufig haben die britischen Polizei- beamten selbst die schwarzen tobten Körper in die Särge legen müssen. Viele Chinesen, die von der Krankheit ergriffen worden sind, weigern sich auch, sich in die Hospitäler schaffen zu lassen. Die Eingeborenen suchen ihr Heil in ihren aber gläubischen Ceremonien. Tag und 'Nacht marschiren sie durch die Straßen. Sie tragen Joß und brennen Feuerwerk ab, um die bösen Geister zu versöhnen. In Canton haust die Epidemie furchtbar. Der Vizekönig, der Gouverneur und die oberen Beamten haben öffentlich den bösen Geistern ge opfert, um dadurch das Umsichgreifen der Seuche zu ver hindern. Die Pest ergreift ebensowohl Thiere. In Canton hat man 21,000 tobte Ratten aufgesammelt und begraben. Von der furchtbaren Gewalt der Pest mag das folgende Bei- spiel Zeugniß geben. Von einer Familie starben acht Per sonen an der Krankheit. Nur ein kleines Mädchen blieb verschont. Da brach ein Dieb in das Hau« ein. Das er schreckte Kind sagte ihm, er möge nur Alles nehmen, was er wolle, wenn er nur Särge für die tobten Eltern und Geschwister kaufen wolle. Als der Dieb zurückgekehrt war mit den Särgen, fand er das Mädchen auch tobt, und während er das Haus plünderte, wurde er selbst von der Pest ergriffen. Marokko. Der verstorbene Sultan Mulay Hassan ist auf dem Sallah Friedhöfe in Rabat begraben worden. Da« Leichenbegängniß war eindrucksvoll. Der Sarg wurde von Tadla, wo der Sultan starb, von Mauleseln nach Rabat gezogen. Während der ganzen Fahrt wurde der große Sonnen- schirm, da« Zeichen der Gewalt, über den Sarg gehalten.
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