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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 17.08.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-08-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189408170
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18940817
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18940817
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-08
- Tag1894-08-17
- Monat1894-08
- Jahr1894
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 17.08.1894
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Mutter- Preise, m In ti Kar- schuldige wird nach Sibirien wandern müssen, ohne Unheils- und Rechtsspruch. Trotzdem aber bleibt die Lage im Lande der Knute eine düstere und für den kommenden Winter — eine Jahreszeit, die sich die Nihilisten mit Vorliebe für ihre Thätigkeit auswählen — dürfte die Polizei noch mehr als gegenwärtig zu thun bekommen. ihruiiz ir. tü. ltachm. ittazs. Da» Riesaer Tageblatt erschein jeden Tag Abends mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bei Abholung in den Expedition« in Riesa und Strehla, d« sowie am Schalter der kaiserl. Postanstalten 1 Mart 25 Ps., durch die Träger frei in» Hau» I Mark SO Pf., durch den Briefwäger frei in» H«» 1 Mark SS Pf. Anzrlgrn AnuihlM pr HR MMW» de» Ausgabetage» bi» Bormittag 9 Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Kastanlenstrab« SV. — Für die Redaktion verantwortlich: -er«. Schaidt in Risk«. Iras- «Sh- «Sh- inen» -- ff. chen, inmen- verse ager, und üukaus en. Anarchisnms und Nihilismus. Während die erste Hälfte dieses Jahres in Frankreich mit allerhand Unthaten anarchistischer Natur angefüllt war, die ihren Gipfelpunkt in der Ermordung Caruots fanden, ist Deutschland davon so gut wie ganz verschont geblieben. Das weniger leidenschaftliche Temperament der sogenannten nie deren Volksschichten und scharfe Polizei sind für deutsche Ver hältnisse günstige Faktoren. — Der Anarchismus ist als Kind der Sozialdemokratie, die Fortschrittspartei als Vorfrucht des Sozialismus, der Liberalismus als Vater der drei erst genannten ausgegeben worren — eine Beschuldigung, die wenigstens in ihrem letzten Theile in den jüngsten Tagen erst von der „Nordd. Allg. Ztg." zurückgewiesen worden ist. Es geht damit, wie mit dem Nihilismus in Rußland, dem man dort nichc nur mit Recht die Schandthaten von Borki und die Ermordung Alexander II. zuschreibt, sondern dessen Namen man dcrt auch jeder freieren Richtung anheftet, die sich die Einreihung Rußlands in die Reihe der Rechts- und Kulturstaaten zur Aufgabe stellt. Nun hat man zwar in den letzten Jahren vom russi schen Nihilismus nur wenig gehört; wenigstens hat sich seine Propaganda nicht wieder zu Schandthaten verdichten können; indessen ist man sich in Petersburg seit Herbst 1893 darüber llar, dan die im Geheimen betriebene Agitation wiederum sehr wirksam ist und daß die Nihilisten aller Schattirungen gegenwärtig mit wesentlich verstärkten Kräften arbeiten. Vor allen Dingen aber kam man, wie die „Staatsb.-Z'g." zu melden weiß, dahinter, daß Petersburg wieder der Sammel ort der gefährlichsten Elemente bereits war oder jedenfalls werden sollte, und das veranlaßte natürlich die Polizei zu fieberhafter Thätigkeit. Weniger gab man auf die Nach richten aus Paris, daß der internationale Anaräismus eine Verbindung mit dem spezifisch russischen Nihilismus suche. Selbst nach der Ermordung CarnotS hat die russische Re gierung in dieser Hinsicht den Franzosen wenig Glauben geschenkt. Man hat in Petersburg schon lange das Gefühl, daß die französische Regierung der russischen lediglich deshalb mit Befürchtungen zusetzt, weil sie sich den Anschein der Sorge um das Leben des Zaren durch Wichtigthuerei bei legen will. Es mag sein, daß der russische Botschafter in Paris, der vielgewandte Herr von Mohrenheim, diese „Zu vorkommenheit" begünstigt. Dann wäre das ein Grund mehr, den Zweifel daran in Petersburg zu verstärken; denn schon seit einem Jahre stößt Herr von Mohrenheim selbst an sehr hoher Stelle auf schwere Bedenken. Wenn neuer dings eine beträchtliche Anzahl französischer Geheimpolizisten nach Petersburg gesandt wurde, um auf Anarchisten zu vi- giliren, die angeblich dorthin aus Frankreich gekommen sein sollten, so werden die Herren erfahren haben, daß der Po lizeichef von Petersburg ihrer Thätigkeit keine Ueberschätzung entgegengebracht hat, obwohl man ihren Bemühungen keinen Widerstand entgegensetzte. Die russische Regierung hat, daß weiß man, in Paris, in Berlin, in Zürich, Bern und anderen Orten die Zahl und die Wachsamkeit ihrer politischen Agenten wesentlich ver stärkt; sie paßt allen polnischen und ruisischen Flüchtlingen so scharf auf die Finger, daß diese landeskundigen Leute, die aufs beste über Alles, was in Rußland geschieht, Bescheid wissen, nicht entfernt daran denken, sich irgend einer Gefahr der Auslieferung auszusetzen. Am wenigsten aber gehen sie zu irgend einer sogenannten , That" zurück nach Rußland. Wer die Geschichte der russischen Revolution genau verfolgt hat, weiß, daß vom Auslände wohl hier und-La em Wink, aber nie eine wirkliche Hilfe für die Nihilisten zu erwarten ist und niemals erwartet worden ist. Am wenigsten aber können ausländische Anarchisten, Franzosen, Engländer oder wer weiß was für Leute aust eigene Hand da etwas thun, wo die ureigenste Propaganda eine „That" für erfolglos und schädlich hält. — Anläßlich der Vermählungsfeier der Groß fürstin -kenia hat man viel von Drohbriefen gehört, durch die die kaiserliche Familie eingeschüchtert werden sollte und die ihren Weg sogar auf den Arbeitstisch de» garen gefunden haben sollen. Die Wahrheit solcher Meldungen läßt sich nicht kontroliren; sie ist aber auch ziemlich gleichgültig, denn wirkliche Fanatiker drohen nicht erst, sondern bereiten im Gegentheil ihre Schandthat ganz im Geheimen vor. Di« Petersburger und die ganze russische Polizei entfaltet gegen wärtig eine fieberhafte Spürthätigkrit und so mancher Un den sein. Wahrscheinlich wird die Anleihe in Gemeinschaft mit englischen Firmen übernommen werden. Nach der „Nat.-Ztg." bestätigt sich die Verhaftung von Anarchisten. Es sollen etwa 40 Personen, darunter eine Frau, verhaftet sein. Auf dem Polizeipräsidium wurden die Verhafteten p.Mographirt und anthropometrisch gemessen. Fünf Anarchisten wurden wieder entlasten. Der Anarchist Schemen, der die beiden Polizeibeamten verwundete, spielt in der Bewegung eine große Rolle. In der Versammlung der „revolutionären Metallarbeiter" wurde er n da- Komits gewählt, um die Bildung eines Vereins vorzubereiten, der aber nicht zu Stande kam. Anfang August ist, dem Vernehmen der „Franks. Ztg." nach, für den Umfang des preußischen Staatsgebietes eine allgemeine Entschließung der Restortminister über die ein heitliche Regelung des Zeitungsverkaufs auf Bihnhöfen an Sonn- und Festtagen ergangen. Darnach ist dieser Verkauf nur während der für das Handelsgewerbe allgemein freige- gebenen Stunden zulässiig, und ein Bedürfniß, für diesen Gewerbebetrieb auf Grund des 8 10b s G.-O. eine ver längerte Geschäftszeit zuzulassen, nicht anzuerkennen. Land- und volkswirthschaftlich gebildete Sachverständige sollen den deutschen Gesandtschaften im Auslande versuchs weise beigeordnet'werden. In diesem Sinne hat der Reichs- kanzler auf eine Eingabe des Bundes der Landwirthe ent schieden. Ueber eine bevorstehende Einigung der verschiedenen antisemitischen Richtungen in Deutschland sind in letzter Zeit mehr oder minder zutreffende Nachrichten durch die Presse gegangen. Die „T. R." ist in der Lage, in Fol gendem den L fern den thatsächlichen Stand dieser An gelegenheit klarzulegen: Zur wirksamen Abwehr der in letzter Zeit planmäßig von allen Seiten gegen die antisemitische Bewegung gerichteten Angriffe mußte es den Führern ge boten erscheinen, ein einheitliche« Zusammengehen auzubahnen. Gleichzeitig würden dadurch lang gehegte, neuerdings in ver stärktem Maße zum Ausdruck gebrachte Wünsche der Partei genossen zur Verwirklichung gelangen. Es haben in Folge dessen private Vorbesprechungen zwischen Führern der Reformpartei und der deutsch-sozialen Antisemiten stattge funden und zu dem Ergebniß geführt, daß zunächst den Par teivorständen bezw. Vertrauensmännern der genannten Rich tungen ein bezüglicher Entwurf zur Vorberathung unterbreitet werden soll. In einer spätestens Anfang Oktober einzubc- rufenden gemeinsamen Sitzung soll dann ein endgiltiger Be schluß gefaßt werden. Demnach ist begründete Aussicht vor handen, daß schon bei Beginn der neuen Tagung des Reichs tages die antisemitischen Abgeordneten als Fraktion einer geeinten deutsch-sozialen Reformpartei ihre Thätigkeit begin nen werden. — Dr. König (Witten), der an diesem Eini gungswerk hervorragend betheiligt ist, hat auf Sonntag, den 26. August nach Hamm einen deutsch, sozialen Parteitag für Westfalen berufen, auf dem al« erster Punkt die „Ver schmelzung der antisemitischen Parteien" zur Verhandlung kommt. Frankreich. Ueber die Hinrichtung des Präsidenten mörders Caserio wird des Näheren gemeldet: Caserio schlief noch fest, als die amtliche Kommission, welche den Verur- theilten zum Schaffot begleiten sollte, in seine Zelle eintrat; auch die Wächter schlummerten noch. Caserio wurde geweckt, rieb sich die Augen, blieb aber stumm, und indem er dem Geistlichen den Rücken kehrte, starrte er unverwandt den Scharfrichter Deibler an. Hierauf wurde Caserio derart gefesselt, daß er sich nicht rühren konnte und mittels Wagen nach dem Richtplatze gebracht. Kaum fünfzig Meter vor der Guillotine raffte er seine letzten Kräfte zusammen und brach mühsam in den Ruf aus : „ES lebe die Anarchie!" Aufs Brett geworfen, machte der Körper noch einige heftige Be wegungen, im nächsten Augenblicke war es vorbei. — Am Richtplatze selbst waren wenig Menschen anwesend, da der Zutritt nur gegen Karten gestattet war, dagegen hatte sich in den umliegenden Straßen eine größere Menge ange- sammelt, die durch ein starkes Truppenaufgebot zurückgrdrängt wurde. Der Körper Caserio- wurde sogleich bestattet, und der Tag verlief ohne jedweden Zwischenfall, ohne nennen-- werthe Störung. Etwas phantastischer schildert das halb- 2.S II!. »g ist Taaesgefchichte. Deutsche- Reich. Der Kaiser hat der Schulbehörde gegenüber die Absicht kund gegeben, zur Hebung des Ruder sports an den höheren Schulen Berlins einen Wanderehren preis zu stiften. In Veranlassung dieser kaiserlichen Kund gebung hat die Schulbehörde nunmehr von sämmtlichen in Frage kommenden Anstalten Bericht darüber erbeten, ob und in welchem Umfang der Rudersport bereits von den Schülern gepflegt wird. Wie die „World" mittheilt, hat die Königin von England ihrem Enkel, dem Kaiser Wilhelm, bedingungsweise versprochen, im nächsten Frühjahr, wahrscheinlich in der zweiten Woche des Mai, den preußischen Hof zu besuchen. Es ist rer Herzenswunsch des Kaisers, seine bejahrte Großmutter in Potsdam begrüßen zu können, und er hat sich verpflichtet, daß keinerlei Hoffestlichkeiten oder dergleichen ohne die vorherige Billigung der Königin stattfinden soll. Der Besuch soll einen privaten Charakter tragen. Der Berliner Bierboykott fängt zu versumpfen an; selbst die Magen der „zielbewußtcn Genossen" können auf die Dauer das unreife boykottfreie Bier nicht vertragen und in den boykoitfreien Budiken schaut der mit rothen Schleifen geschmückte Lassalle auf recht viel leere Stühle. Die Brauereien der Umgegend, welche den „Zielbewußten" und ihren anar chistischen Brüdern zu Hilfe gekommen sind, haben sich sehr in die Nesseln gesetzt; das boykottsreie Bier wird kaum noch an seinem Erzeugnißorte getrunken, während die boykottieren Brauereien in Rathenow, Luckenwalde u. s. w. täglich bessere Geschäfte Wachen. Die „Genoffen" hätten den Boykott schon längst ausgehoben, wenn nicht die zu Bieragenten avancirtrn Agitatoren, deren Einnahmen inmerhin noch bedeutend sein sollen, und der „Vorwärts" mit aller Macht sich dagegen sträubten. In jeder Woche werden die Listen der „boykott freien Budiker" veröffentlicht ; 40 Pf. kostet die Zeile und das macht bei 1800 Boykottfreien 720 Mk.; die Wirthe müssen sich in die Liste aufnehmen lasst n denn sonst haben sie dir Vervehmung zu erwarten. Bekanntlich haben die „Zielbewußtcn" auch versucht, den Boykott nach auswärts zu tragen; der Haß gegen den „Bierkönig" Rösicke war so groß, daß sie auch seine Brauerei „Zum Waldschlößchen" in Dessau, die doch mit dem hiesigen Boykott nichts zu thun hat, boy- kottirten. Die Hetze gegen die Brauerei wurde auf das Leidenschaftlichste von Hallenser, Bernburger und Cöthener Hetzern betrieben, unter denen sich der bekannte Agitator Peus besonders hervorthat. Der Erfolg, den er erzielte, geht aus dem soeben abgeschlossenen Geschäftsberichte der Brauerei für 1893/94 hervor, nach dem ein Mehrabsatz von 15160 Hektolitern erzielt wurde. Der Geschäftsbericht um faßt die Monate, in denen die Brauerei boykottier war, mit. Eine solche Steigerung des Absatzes in einem so ungünstigen Geschäftsjahr dürften wohl nur wenige boykottiere Brauereien haben. Kein Wunder, wenn den „Zielbewußten" die Geduld auSgeht. Im westfälischen Kohlenrevier machen sich allerhand bedenkenerregende Symptome unter den Arbeitern bemerkbar. Manches deutet darauf hin, daß der Eintritt in die Winter kampagne nicht ganz ruhig sich vollziehen werde. Diesen Moment der verstärkten Kohlenförderung wollen die Berg leute, wie da« „B. T." von einer angeblich unbedingt zu verlässigen und mit den dortigen Verhältnissen gründlich vertrauten Persönlichkeit erfahren haben will, welche weder den Arbeitgebern noch den Arbeitnehmern noch irgendwelchen agitatorischen Kreisen angehört, zur Erzwingung einer Lohn- erhöhung benutzen und erforderlichen Falles einen Ausstand wagen. Bestätigende Nachrichten liegen nicht vor. Wie die „Post" berichtet, trat vorgestern bei der Diskonto- gesellschaft ein großes Konsortium, welchem die meisten ersten Banken und van'firmen angehören, zusammen, um Über die Uebernahme einer chinesischen Anleihe zu uaterhandeln. I amtliche „W. T. B." die letzten Augenblicke Lasrrios. Dar- E» handelte sich erst um einen kleineren Betrag, doch soll I nach weckte der Gefänznißdirektor früh um 4'/, Uhr Caserio derselbe in den letzten Tagen nicht unwesentlich eHöht wor- , und sagte ihm: „Muth, die Stunde ist gekommen." Caserio °ilw »wurs tücher e alte leeren ilbeud inmal Sesser lersche ende« unncn f den Straße ferde- ch bei v mi ldern, flezer pflicht n der regeln IS«. Freitag, 17. Angnst 1894, MendS. 47. Jahr, Ujesaer G Tageblatt und Anzeiger (Llbetlall md Adriger). Telegramm-Abreise ßH m K » Fernsprechsteg« r.,,» - t mef, AH, AAHNV 4 TU» «r.« der König!. Amtshanptmannschast Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa.
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