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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 07.09.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-09-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189409072
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18940907
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18940907
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-09
- Tag1894-09-07
- Monat1894-09
- Jahr1894
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 07.09.1894
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Riesaer D Tageblatt r ««d Anzeiger Wetlast n> Aqel-er). Llrgr«m»»«N, «T m SoMÜ-chß'U« r«, b tt « ,a AT 44T N »D TT Rr. so der König!. Amtshanptmannschast Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtrakhs zu Riesa. 298. Freitag, 7. September 1894, AvendS. 47. Jahrg. Da« Riesaer Tageblatt erscheint jeden Ta- Abends mit Ausnahme der Sonn- und Festtag«. Vierteljährlicher Leju-spreis bei Abholung in den Expeditionen in Riesa und Strehla, dm» sowie am Schalter der lästert. Postanstalten 1 Mart US Ps., durch die Träger frei in« Hau» I Mark SV Pf., durch den Briefträger frei in» Hau» I Mark SS Ps. Anxri-iu AaaihtM P- Re RMM» de» Ausgabetage» bi» vormittag 9 Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäst-strll«: Lastauienstraße VS. — Für di« Redaktion verantwortlich: H«,» Schmidt l> Mal«, Ans Petersburg iöinmen die widerspruchsvollsten Berichte über den Gesund heitszustand des Zaren, die aber alle darin übereinstimmen, daß der russische Kaiser krank ist und sich in die Einsamkeit fern von der Hauptstadt zurückgezogen hat; in Folge dessen find auch die russischen Kaisermanöver abbestellt worden. — Die russischen Zeitungen unterstehen einer sehr strengen Cen- sur; über den Kaiser und sein Reisen darf nur gebracht werden, was zuvor in der amtlichen „St. Petersburger Z." veröffentlicht worden ist. Die Notizen dieses Blattes aber sind so unvollständig und kurz, daß man sich daraus keines wegs informiren kann. In dieser Verstümmelung der Be richterstattung liegt eine wohlerwogene Absicht. Zwar kann auch der Zar wie einst Karl V. von Spanien sagen: „In meinem Reiche geht die Sonne nicht unter." Aber die Machtfülle, die sich darin ausdrückt, steht im umgekehrten Verhältniß zu dem Sicherheilsgefühl kleinerer Herrscher, bei spielsweise dem jenes Schwabenherzogs Eberhard im Barte, der da sagen konnte, daß er kühnlich sein Haupt jedem Un- terthan in den Schoß legen könne. Nein, das kann der großmächlige Zar doch nicht; sein Thron wird von Ver schwörern umspäht — er weiß cs — sein Schlaf ist un ruhig, dcnu das blutige Gespenst des Nihilismus z ipft fort gesetzt an dein seidenen Pfühl, auf dem der Zar ruht. Es ist kein Vergnügen, Kaiser von Rußland zu sein. Vor vierz-hn Jahren fiel des Zaren Vater durch Meuchel mord, nachdem sich zuvor schon fünfmal eine Mörderhand gegen ihn erhoben batte. Als Alexander III. den Thron bestiegen hatte, erließ er sogleich eine Proklamation, die ihm sein ehemaliger Erzieher Pobedonoszew aufgesetzt hatte und worin er sein unverbrüchliches Festhalten an der selbstherr lichen Gewalt des Herrschers aller Reußen betonte. Man hatte allgemein in Rußland ein anderes erwartet und als nun jene Proklamation erschien, die alle Hoffnungen der freiheitlicher gesinnten Kreise zu Nichte machte, da vertröstete man sich auf die Zukunft. Man sagte sich, eine sofortige Proklamirung von Regierungsgrund,ätzen, die der freiheit lichen Zeitströmung Zugeständnisse mache, könnte möglicher Weise im Nihilistenlager als die Wirkung der Sprengbomben und der Furcht davor ausgefaßt werden; sie würde die Um sturzpartei nur noch sicherer und zuversichtlicher gemacht haben. Aber aus die Dauer ließ sich der Zustand des Ab- solutiSmuS nicht ausrecht erhalten, so glaubte man wenigstens. Nun, seit jenen Schreckenstagen — den Ideen des März 1880 — sind vierzehn Jahre vergangen und der Zar hat nicht- gethan, um die Hoffnung der reform-freundlichen Partei Rußlands, die mit dem Nihilismus nicht» gemein hat, zu er füllen. Zwar ist schon manches geschehen, um der in Ruß land allgemein verbreiteten Beamtenkorruption zu steuern, aber die Wirkungen jener Maßnahmen haben sich kaum be- merklich gemacht. Rian hat es mit der Austreibung der Juden, der Deutschen versucht, die beabsichtigten Erfolge sind natürlich ausgeblieben, ja sie haben sich theilweise .in das Gcgentheil verkehrt. Eine Zeit lang hat man dem Pansla- vismus die Zügel schießen lassen, man hat mit Frankreich angebändelt, man hat Kronstadt und Toulon gefeiert, man hat mit Deutschland und Oesterreich-Ungarn Handelsverträge abgeschlossen, dcch die politische Todtenstarre des russischen Riesenreiches ist nicht gewichen. — „Mir graut vor dem Gedanken, auf einem Thron allein zu sein!" läßt der Dichter den Sohn Philipps II. seinem Vater zurufen. Zar Alexander III. ist allein, ein einsamer Mann auf dem Throne. Nach einer rein militärischen Erziehung heirathete er bereit» im 21. Jahre die Braut seines verstorbenen Bruders. Aller dings soll die Ehe des Zaren mit der Prinzessin Dagmar von Dänemark eine sehr glückliche sein; aber die bange Aurcht umschleicht ihn beständig und muß auf sein Nervensystem zer rüttend einwirken. Wer 14 Jahre hindurch in seiner Um gebung von Verschwörern und Attentätern gehört, wer selbst nur mit knapper Noth einem schweren Eisenbahnunfall ent gangen ist und auch sonst das geheimnißvolle Wirken ver zweifelter Verbrechernaturen gespürt hat, auf den wirkt selbst die stete Sorge der Umgebung um sein Leben ansteckend und nervenzerstörend. Der Zar lebt in einsamen Schlössern, von Wachen umgeben, wie ein Gefangener. Er kann nicht das Geringste unternehmen, ohne daß die peinlichsten Sicherheits maßregeln vorgenommen werden müssen, und ob diese abso luten Schutz gewähren, bleibt immer noch zweifelhaft; ja, die Erfahrung lehrt eigentlich da» Gegentheil. Jede Spa zierfahrt, jeder kleine Ausflug und noch viel mehr jede Reise muß geheim gehalten werden, ja oft genug sind über seine Reisen absichtlich falsche Nachrichten verbreitet worden. Als im Jahre 1880 die Zusammenkunft des Zaren mit dem alten Kaiser Wilhelm in Danzig stattfinden sollte, wurde die Ab sicht eines solchen Zusammentreffens geleugnet; später wurde erklärt, man habe gelogen, „damit nicht Danzig in jenen Tagen der Sammelplatz aller Jndustrieritter der Welt werde." Heute würde man für diese Jndustrieritter wahr scheinlich den modernen Namen: — Anarchisten anwenden. Taqes-eschichte. Deutsches Reich. Der „Hamb. Korr." tritt der An nahme eines Berliner Blattes entgegen, daß ein Meinungs gegensatz zwischen dem Grafen Caprivi und dem Grafen Eulenburg bestehe, denn es sei ein himmelweiter Unterschied, ob man eine Gesetzesänderung für nöthig, oder für allenfalls erträglich hält. Es handelt sich um die geplante Aenderung des preußischen Vereinsgesetzes. Bei dieser Gelegenheit hebt das offiziöse Blatt wieder hervor, daß der Reichskanzler der Idee durchaus sympathisch gegenüber steht. Danach ist nicht mehr zu bezweifeln, daß die fragliche Maßregel dem Land tag unterbreitet werden wird. Die militärische Besatzung der Stadt Berlin besteht, nachdem die Linienregimenter des 3. Armeekorps die Stadt wieder verlassen haben, bei jedem Garde-Regiment nur aus den eralsmäßigcn 320 Mann, die zu Wachtdiensten und an deren Kommandos erforderlich sind. Diesen hier zurückge bliebenen Mannschaften sind nun und werden auch weiter noch auf besonderen Befehl ganz außergewöhnliche Instruktions stunden über den Waffengebrauch bei Aufruhr ertheilt. Der Kaiser hat dem ostprcußischen Dragoner-Regiment Nr. 10 den Namenszug des Königs von Sachsen auf Epaulettcs und Achselklappen verliehen. Gestern Nachmittag 4 Uhr 50 Min. trafen der König von Württemberg und der Herzog Albrecht von Württemberg in Königsberg ein und wurden im Schloß von den kaiserlichen Majestäten aufs herzlichste empfangen. Der K nig von Sachsen nahm gestern an dem ihm zu Ehren veranstalteten Diner des Offiziers korps des 10. Dragoner-Regiments theil und trat nach dem Diner die Rückreise an. Die neuerdings verbreiteten widerspruchsvollen Meldungen über den Umfang und den Inhalt der zu erwartenden Re chs- steuervorlagen bekunden hinlänglich, wie wenig Werth ihnen allen beizumessen ist. Thatsächlich wird denn auch das Ge- heimniß des Reichsschatzamtes so sorgfältig und erfolgreich behütet, wie dies bei derartigen umfangreichen Vorarbeiten nur selten gelingt. Während der preußische Finanzminister Miquel bei seinen großen Reformarbeiten für die direkten Staatssteuern Preußens nicht frühzeitig und umfassend genug die Oeffentlichkeit über seine Pläne unterrichten konnte, will der Reichsschatzsekretär augenscheinlich durch die Macht der Ueberraschung wirken. Er hat allen seinen Mitarbeitern die strengste Verschwiegenheit auferlegt, und selbst dcn gewandtesten Aushorchern würde es schwer fallen, von dieser Seite auch nur einige allgemeine Andeutungen herauszulocken. Wir möchten daher empfehlen, vorläufig auch die neuesten Angaben über den angeblichen Inhalt der neuen Tabaksteuervorlage nur mit großem Mißtrauen aufzunehmen und weiteres in dieser Beziehung abzuwarten. Aber selbst wenn sich diese Angaben im Großen und Ganzen als zutreffend erweisen sollten, wird man berücksichtigen müssen, daß sie, im auSge- sprochenen Gegensätze zu den meisten früheren Reichssteuer entwürfen, nur einseitige Entschließungen des Reichsschatz sekretärs darstellen, die auch im BundeSrathe bereits gewichtigen Einwendungen begegnen dürften. Die vorjährigen Steuer entwürfe beruhten bekanntlich aus voraufgegangenen Berathungen und Beschlüssen der einzelstaatlichen Finanzminister. Jetzt aber folgt der Reichsschatzsekretär ausschließlich seinen eigenen Eingebungen, wie er kürzlich erst ausdrücklich versichern ließ. Wenn neuerdings gemeldet wird, daß auch der Entwurf einer Reichsfinanzreform dem Reichstage wieder zugehen solle, so ist darauf zu bemerken, daß dies zwar der Ankündigung des Reichskanzler« beim Schluffe de» letzten Reichstages durchaus entsprechen würde, daß aber in dieser Hinficht bestimmte Be schlüsse, die nur vom BundeSrathe selbst gefaßt werden könnten, ganz selbstverständlich noch nicht vorliegen. Erst nach dem erfolgten Wiederzusammentritte de» BundeSrathe- wird man bezüglich der Steuerfragen klarer sehen können. Frankreich. Während alle übrigen Mitglieder des Hauses Orleans nach Stowe-House an das Sterbelager de» Grafen von Paris, des Oberhauptes ihrer Familie, geeilt sind, befindet sich ein Neffe des Kranken, Prinz Henry von Orleans, so fern, daß man auf seine Herbeirufung verzichtet. Der Prinz ist zur Zeit auf einer Forschungsreise durch die französischen Colonien begriffen und weilt gegenwärtig in Madagaskar, dem colonialen Schmerzenskinde Frankreichs. Trotz der schlechten Beschaffenheit der Wege drang der Prinz mit seinem Gefolge nach Anwerbung zahlreicher Träger von Tamatave aus in's Innere der Insel vor; angesichts der feindseligen Haltung der madagassischen Häuptlinge und Gouverneure mußte er jedoch nach Süden zurückweichen, indem er der Wasserscheide folgte. Bei dieser Gelegenhüt lief der größte Theil der Träger, die sich vor den herum- streifenden Räuberbanden fürchteten, von dannen. Der Groll der Eingeborenen gegen Frankreich macht sich immer von Neuem in Ausschreitungen Luft, so daß unbedingt etwas geschehen muß, wenn nicht daS Prestige Frankreichs in ver hängnisvoller Weise Schaden nehmen soll. Rußland. Die „Köln. Ztg." meldet aus Petersburg: Gegenüber den verichiedencn Gerüchten über die Krankheit des Kaisers Alexander wurde von bestunterrichteter Seite versichert, daß Professor Sacharjin daran festhält, hinreichende Ruhe und Schonung würden den Kaiser in verhältnißwäßig kurzer Zeit wieder vollständig Herstellen. Professor Sacharjin soll hauptsächlich deshalb nach Bjelosersch mitgereist sein, um daselbst den vom Kau'asus zurückgekehrten Großfürsten Georg nochmals zu untersuchen. Japan. Der Berichterstatter der „Pall Mall Gazette" in Uokohama kann nicht genug die Glattheit rühmen, mit welcher die japanische Motilisirunz vor sich ging: „Alle» erfolgte so schnell, so ruhig, so im Geheimen, daß man kaum etwas davon merkte. In Schimonosoki wurden 4000 Mann eingeschifft, mit Schieß- und Mundvorräthen, selbst mit Holz und Kohlen zwischen 6 Uhr Morgens und 3 Uhr Nachmittags. Um 4 Uhr stachen die Schiffe schon in See. Um 10 Uhr Morgens traf ein anderer Transport-Dampfer in Schimono soki ein, um 4 Uhr Nachmittags segelte er schon mit 176 Reitern und Pferden nach Korea ab. Als es nothwendig war, mehr Transportschiffe anzukaufen, kaufte die japanische Regierung sofort zehn große Fahrzeuge, zahlte, entließ alle europäischen Offiziere und setzte japanische Offiziere an Bord. Alles das geschah innerhalb 28 Stunden. Die japanische Organisation ist in der That vollendet. Die Einberufung der Reserven ging ebenso am Schnürchen. Jeder Reservist meldete sich sofort. Seine Ausrüstung lag bereit. Aber trotz alledem hat Japan sich an ein Unternehmen gemacht, welches über seine Kräfte geht. Selbst wenn der Krieg, was sehr wahrscheinlich ist, mit der koreanischen Phase endigt, wird Japan sich in Schulden gestürzt haben, welche es kaum zu tragen im Stande ist. Der jetzige Ueberschuß beträgt etwa 20'/, Millionen Den (40 Mill. Mark). Ist das Geld verbraucht, so muß Japan weitere Anleihen aufnehmen, seine Eisenbahnen verkaufen und Papiergeld ausgeben. Selbst wenn Japan al» Sieger au» dem Kampfe hervorgeht, wird die Verwaltung Koreas ihm viel Geld kosten. Japan ist weder reich, noch stark genug, um einen „ägyptischen Coup" zu unternehmen. Ist die Sache aber mit Korea nicht ab- gethan, so wird Japan noch schlimmer dran sein. ES werden Finanzschwierigketten entstehen, aus welchen Japan sich in langen Jahren nicht herauswinden kann. Die.europäische Colonie in Jokohama ist der Ansicht, daß ein Sieg Japan» dazu dienen würde, den Europäern noch weniger Rechte ein zuräumen. Die Beziehungen der Europäer zu den Behörden, die schon heikel genug sind, würden noch heikler werden." Man darf natürlich nicht vergessen, daß diese Erwägungen aus einer englischen Feder stammen und wird daher gut thun, sie mit Vorsicht aufzunehmen. Amerika. Die Korruption amcriakanischer Verhält nisse läßt sich recht anschaulich aus einem Bericht studiren, den der Vorsitzende de» Ausschusses für Marineangelegen heiten dieser Tage über die gegen die Firma Carnegie em- geleitete Untersuchung wegen der von ihr gelieferten Panzer platten eingereicht hat. Darin wird festgestellt, daß die gegen die Gesellschaft erhobenen Beschuldigungen Thatsachen seien, daß die der Regierung gelieferten Panzerplatten nicht
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