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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.03.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-03-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010327012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901032701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901032701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-03
- Tag1901-03-27
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Missionen und Schulen in -en Colonien. IV. In Deutsch-Lüdweftafrika konnte sich die MissionSthcitig- keit bei dem friedlicken Entwicklungsgänge der Colonie auch während de« Berichtsjahre« in ersprießlicher Weise ent falten. Nur aus der Station Franzfonteiu im Norden wurden Klagen über mangelnden Zuwachs zu der MissiouSgemeinde laut. Der Grund wird von dem Missionar selbst sehr richtig in der nomadisirenden Lebensweise der Eingeborenen — Hottentoten — erkannt, die zur Arbeit zu träge, ihre Wohnsitze häufig wechseln, um die Viehweide besser auszunutzen. Mit besonderer Genugtbuung ist zu begrüßen, daß das Bestreben der Missionare, die deutsche Sprache in den Lehrplan ihrer Schulen auszuuehmen, fortdauert. Der Missionar der Rheinischen Missionsgesell schaft in Windhoek, dem auch die Seelsorge für die Weißen oblag, hatte im November das Schutzgebiet verlassen. Die wegen geeigneten Ersatzes mit dem evangelischen Ober kirchenrath in Berlin geführten Verhandlungen hatten das Ergebniß, daß im Juni vorigen JahreS ein Pastor, dem allein die Seelsorge für die Weißen oblieg», in Windboet eintraf. Zugleich mit ihm kam zur Uebernahme der Seelsorge bei den Eingeborenen für den genannten Platz ein Missionar der Rheinischen Missionsgesellschaft an, der bereits vierzehn Jahre im Namalande thälig gewesen war. Der Personenbestand der katholischen Genossenschaft der Heiligsten und Unbefleckten I un gfrau Maria in Windhoek (Oblaten der Jungfrau Maria) ist aus sechs PaireS und sieben Laien brüder angewachsen. Die Gesellschaft hat zu ihrem bisherigen Besitzthum eine größere Heimstätte in Klein-Windhoek und eine Farm hinzuerworben. In den Schulverhältnissen trat insofern eine Acuderung ein, al« die beiden in Groß- und Klein-Windhoek bestehenden Anstalten, die dem Unterricht weißer Kinder dienten, zu einer einzige« an dem erstgenannten Orte vereinigt wurden und der Unterricht nunmehr von einem RegierungSlebrer wöchentlich in 24 Stunden ertheilt wird. Unterricktsgegenstände sind: Deutsch (Lesen, Schreiben, Dictat, Grammatik), Rechuen.Geschichte, Geo graphie, Religion und Gesang. Die im Alter von 6—14 Jahren stehenden Kinder waren, abgesehen von dem Religions unterrichte, in zwei Classen getbeilt, von denen die muere 12, die obere 14 Stunden in der Woche erhielt. Eine zweite Regierungsschule wurde in Gibeon eröffnet. Sie wird von 17 Kindern — 7 Knaben und 10 Mädchen — besucht. Bon diesen sind 4 Kinder deutscher Eltern und 13 Boeren- kinder. Die Unterrichtsertheilung ist ähnlich geregelt, wie in Windhoek. Ju Swakopmund, wo gleichfalls die vorerwähnte Ge sellschaft der Oblaten thätig ist, wurde für die katholische Gemeinde eine kleine Kirche errichtet und von hier aus die Seelsorge bei den Bahnarbeitern bis Karibik wahr genommen. Für die religiösen Bedürfnisse der evangelischen Bevölkerung in Swakopmund wurde Seitens der rheinischen Mission wie bisher gesorgt, indem aller zwei Monate ein Geistlicher au» Walfischbay zur Abhaltung des Gottes dienstes nach Swakopmund kam. Im Distrikte GobabiS wurde iu Okazeva seitens der rheinischen MissionSgesell- schaft eine neue MissionSstalion gegründet. Früher war der genannte Platz nur von wenigen HereroS bewohnt. Durch die Mission «»gezogen, siedelte jedoch der Herero- Häuptling Tjetjoo von Kchorro mit einem großen Theile seines Stammes dorthin über. Wenn der genannte Häupt ling auch selbst sich gegen bas Ehristenthum noch ablehnend verhält, so wurde doch von den jüngeren Männern und Weibern der Gottesdienst und der Schulunterricht sehr fleißig besucht und ist der Einfluß der Mission ständig im'Wachsen begriffen. In Reu-Guinea entfalten die Missionen eine reiche Tbätigkeit, die sich in erster Linie darauf richtete, die MissionS- gebiete durch Neuaulage von Stationen und Vermehrung des europäischen Lehrpersonals zu erweitern. Im Bismarckarchipel einschließlich der SalomonSinseln sind thätig: 1) Die Wesleyanische Mission mit 3 weißen Missionaren auf der Gazelle-Halbinsel, Neu-Pommern und Neu-Lauenburg. 2) Die katholische Mission vom Heiligen Herzen Jesu auf der Gazelle-Halbinsel (Neu-Pommern) mit 50 weißen Missionaren (einschließlich Brüdern und Schwestern.) Die Maristenmission ist zur Zeit nur auf den an England abgetretenen Sbortlandinseln thätig. Eine Ausdehnung dieser Tbätigkeit auf Bougainville ist seitens der Mission für später beabsichtigt. Die Repräsentanten und Agenten der WeSleyanischen Mission haben sich, soweit eS in ihren Kräften stand, auch im verflossenen Berichtsjahre bestrebt durch Ausbreitung christlicher Sitte und Verkündigung göttlicher Wahrheit an der Hebung und Verbesserung des EharakterS der ihrem Einflüsse zugänglichen eingeborenen Bevölkerung daö Ihrige beizutragen und trotz der eigenthümlichen Schwierigkeiten, die sich theilS auS den socialen Verhältnissen der Sippe, als auch aus dem wenig günstig veranlagten Charakter der Individuen ergeben, haben sie doch gewisse Resultate er zielt, auf welche sie mit Befriedigung zurückschauen können. Ein summarischer Auszug aus der Statistik für 1899 weist folgenden Bestand auf: 3 weiße Missionare, 4 eingeborene Prediger und 95 andere farbige Gehilfen; 1809 getaufte Mitglieder und 511 Mitglieder auf Probe; 85 Kirchen und 23 Predigtplätze mit 10 966 Zuhörern; 99 Schulen mit 3259 Schulern. ES fanden während des JahreS 286 Taufen Erwachsener und 101 Kindertaufen statt. Die neu errichtete Lehrerbildungsanstalt auf Ulu zählt 32 Zöglinge. Dieselben haben in der nicht vom Anstalts unterricht in Anspruch genommenen Zeit eine ziemlich große Fläche deS Landes geklärt und durch Anlegung von aus gedehnten Taro, Jam- und Bananenpflanzungen urbar ge macht. Es steht zu hoffen, daß diese jungen Männer nach einer mehrjährigen heilsamen Erziehung Fähigkeiten und Kenntnisse erreicht haben werden, die sie in den Stand setzen, auf ihre Landsleute einen segensreichen Einfluß auszuüben. Die katholische Mission vom Heiligen Herzen Jesu hat 12 Missionsstationen, europäisches Missionöpersonal 50 Personen, nämlich 1 Bischof, 12 Patres, 22 Brüder, 15 Schwestern. Außerdem sind angestellt 5 Katecheten (Ein geborene) und 5 verheirathete Frauen (Eingeborene), letztere für den Schulunterricht. Die 13. Station wird in Matcm gegründet. Ein Pater ertheilt bereits Unterricht, während 1 Bruder das Wohnhaus baut. Bon Malaguna sind abhängig 3 Nebenstationen mit Kirchen» drei weitere mit je einer Knaben- und einer Mädchenschule. In Malaguna selbst ist eine Knaben- und eine Mädchenschule. Von St. Peter (Novup) auS wird die Nebenstation Korere versehen. Von Vlavolo sind abhängig vier Nebenstationen mit Kirchen (Matem ist jetzt von Vlavolo unabhängig) und zwei weitere mit je einer Knaben- und Mädchenschule. In Vlavolo und St. Peter befindet sich je eine Knaben- und Mädchenschule, dagegen befindet sich in Bunamarita und St. Paul je eine Knaben schule. In Buna-Pope befindet sich ein Internat für weiße Kinder (bezw. Mischlinge), eine Katechetenschule und je eine Knaben- und Mädchen-Waisenanstalt. I« Kaiser WtlhelmSiand sind drei MifsionSstationen der Rheinischen Mission. Sie liegen sämmtlich in der Astrolalebai und waren April 1899 mit drei ordinirten und verbeiratbeten Missionaren und einem verhriratheten MissionS- arzt besetzt. — Neben der Predigt unter den Ein geborenen wurde vorwiegend Zeit und Kraft aus den Unter richt und die Erziehung der Jugend verwendet. Wegen Mangel an Personal und sonstigen Gründen mußten leider tzie Schulen auf Siar selbst und Bogadjim schon längere Zeit geschlossen bleiben. Dagegen konnte in den Schule» auf Ragetta (Filiale von Siar), und Bongu ohne be sondere Störungen weiter gearbeitet werden. Die Schule aus Bongu wurde von 21, die auf Ragetta von 20 Kindern besucht. Der Schulbesuch wurde freiwillig geleistet und war unter den gegebenen Verhältnissen ein guter. Unterrichtet wurde in Religion, Lesen, Schreiben, Rechnen und Singen. In den drei Sprachen, mit denen eS die Rheinische Mission hier zu thun bat, liegen für die Schulen gedruckte Bibeln vor. Getaufte oder Taufbewerber hat die Rheinische Mission hier z. Zt. noch nicht zu verzeichnen. Ueber die Tbätigkeit der katholischen Mission vom Göttlichen Wort in Tumbeo, früher Tamara, und ihre Entwickelung ist dem Berichte deS apostolischen Präfecten Eb. Limbrock aus St. Joseph unter Anderem folgendes zu entnehmen: Nachdem die Mission zu Anfang dieses JahreS einen starken Zuwachs bekommen, besitzt dieselbe jetzt rin Personal von 6 Priestern, 6 Brüdern und 4 Schwestern. Auf Tumleo waren bis vor kurzer Zeit zwei Schulen: Eine auf der Missionsstation für die nächsten drei Dörfer, und die zweite in dem etwas abseits gelegenen Dorfe Aly, wobin sich ein Pater jeden Tag begab, um Unterricht zu geben. In den letzten Wochen wurde aber diese Schule aufgehoben, und jetzt besuchen alle Alykinder die Schule auf St. Joseph. Hier auf der Insel bleiben nur noch wenige Kinder der Sckule fern und es kommen von der noch nicht dreihundert Seelen zählenden Bevölke rung täglich 70—75 Kinder in unsere Schule, welche That- sache gewiß als befriedigend gelten kann. Aehnliches gilt von dem Schulbesuch auf der Festlandstation, wo in dem kleinen Dorfe Vokau in erfreulicher Regelmäßigkeit circa 30 jugendliche Schüler in der Schule vorhanden sind. In letzter Zeit sind auch noch die Kinder des etwa 20 Minuten bis eine halbe Stunde entfernten Dorfes Bro zur Schule gekommen. Gegenstand deS Unterrichts waren bisher die Erlernung und Erklärung der Religionswahrheiten und ferner Gesang, Lesen und Schreiben. Außerdem werden die Mädchen von den Missionsschwestern im Hauswesen und einfachen Handarbeiten unterrichtet. Dor Allem zeichnen sich die Kinder der Insel Tumleo, welcke von Alters her für weit und breit Handelscentrum gewesen ist, durch eine ver- hältnißmäßig leichte Fassungskraft aus. Für die Erlernung der sie umgebenden Sprachen, wie auch des Englischen, das sie von unseren Arbeitern wie im Spiele ausgreifen und be halten, zeigen dieselben ein ausgezeichnetes Talent, während ihnen das Deutsche leider große Schwierigkeiten macht. Die Ncuen-DettelSauer Mission zu Simbang, die schon seit langen Jahren besteht, entwickelt sich ruhig. Auf der ältesten Station, Simbang, gegründet im October 1886, wird von drei Missionaren, wovon zwei verbeiratbet, die Arbeit in altbewährter Weise fortgesührt durch Unter haltung einer Kostschule, deren Zöglinge der ganze Babim- stamm stellt. Die Zahl dieser Schüler beträgt im Durch schnitt 25. Auf der Jnselstation Tami, gegründet 1889 und jetzt besetzt Lurch einen verheiratheten Missionar, ist, durch die Verhältnisse gezwungen, die Arbeitsweise etwas anders al» in Simbang. Die kleinen Koralleninseln haben fast kein Gartenland. Ihre ca. 160 Einwohner nähren sich, indem sie für die Stämme an» Hauptland Matten, Mulden u. s. w. machen, und dafür Feldfrüchte eintauschen. An der Station Sattelberg, gegründet im Jahre 1892, wo sich jetzt ein vcrheiratheter Missionar mit 4 Kindern befindet, außerdem noch zwei ledige Missionare, ist die Arbeitsweise ganz dieselbe wie in Simbang und auch die Schülerzabl im Durchschnitt die gleiche. Bei der Höhenlage von über 900 m ist die Lust bedeutend kühler und reiner, als an der Küste, und dient daher die Bergstation der Mission zugleich als Sanatorium. Die vierte und jüngste Station, Deinzerhöh am Häbnisch- hafen im Hüongolf wurde zu Anfang des JahreS 1899 ge gründet. Zwei ledige Missionare sind zur Zeit noch be schäftigt, den Aufbau der Station auf einer ungefähr 100 m hohen Höhe zu vollenden, um sich danach ungehindert der eigentlichen Missionöarbeit zu widmen. Wie überall in Neu-Guinea, so herrscht auch im Be reich der vier Stationen viel Sprachzersplitterung als Er schwerung für die MissionSthätigkeit. Aabim, Tami und Bukaua sind die drei verschiedenen Dialccte bei den drei unteren Stationen. Doch da eS untereinander verwandte Dialccte sind, so hofft die Mission, durch die Missionsarbeit sie verschmelze» und damit die papuanische Sprachzerfahren beit an ihrem kleinen Theil etwas mindern zu können. In der Aabimsprache wurde eine Fibel und eine Biblische Geschichte gedruckt, die auch auf Tami und in Bukana unten gebraucht werden. Für die drei Stationen an der See soll das Aabim Schul- wie Kirchensprache sein. Völlig ver schieden von den Seesprachen ist das Katedong, d. h. „Walk sprache" der Inländer. Die Mission muß daher für Sattel berg und Umgegend diese Sprache bearbeiten und gebrauchen und eS ist auch darin schon Fibel und Biblische Geschichte gedruckt und in Gebrauch in der Schule wie bei Gottes diensten. Betreffs der Gesundheit ging es im letzten Jahr auf dem Arbeitsfeld der Mission verhältnißmäßig gut. Die Mission und Schule auf Uab befinden sich in den Händen der Kapuzinermönche mit 5 Stationen auf Aap und 2 auf den Palau. Tbätig sind 7 Patres und 8 Laien brüder. Die Zahl der Getauften in Aap beträgt 1018, die Schulen wurden von 542 Schülern besucht. Eine Möglichkeit, andere Inseln deS westlichen Verwaltungsbezirks kennen zu lernen, bat sich bisher nicht geboten. Ihre Production ist im Verhältniß zu Aap unbedeutend. Nach übereinstimmendem Urtheil von Kennern sind die gesunden und von starken Taifunen nicht berührten Palau die Inseln deS Bezirks, von denen am meisten zu erwarten ist, wenn sie ernsthaft iu Angriff genommen werden. Vor Allem wäre aber dazu die Einsetzung eines Localbeamteu erforderlich, der den Ansiedlern Schutz und Beistand gegen die Eingeborenen leisten kann, die allen neuen Unternehmungen, besonder« den Anlagen von Pflanzungen, abhold sind. Die Aufgabe der deutsche» Verwaltung der Marianen in Bezug auf die Erziehung der ihrer Fürsorge anvertrauten Eingeborenen ergiebt sich auS dem Vorstehenden: Sie müssen zur Arbeit erzogen, zum Verdiene» und Sparen ermuntert werden. Cacao, Kaffee, Tabak, Zuckerrohr gedeihen in vor züglicher Güte, auch ist geeignete« Land mit regelmäßiger Bewässerungsfähigkeit zur Reiscultur vorhanden. Der MaiS- bau hat einen schlimmen Feind in den zahlreichen Ratten, zu deren Beseitigung in Japan Strychnin bestellt wurde. Alle diese Culturen müssen intensiver betrieben, andere, z. B. die Zucht der Seidenraupe, die Kampber- und Indigo gewinnung unter Benutzung der hier ansässigen Japaner neu einaeführt werden. An da« im Bau befindliche AmtSgebaude schließt unmittelbar der etwa 25 Hektar große Garten an, in welchem Versuche mit tropischen und sub tropischen Nutzpflanzen gemacht werden sollen. Da unter den Beamten zwei Forstleute sind, so bedarf e« zur Anlage und Leitung dieses VersuchSgarten« keiner besonderen Hilfs kraft. Hier sollen die Schulkinder in den verschiedenen Culturarten unterrichtet werden, während anderen glrichzeitff in der Werkstätte de« Bezirksamte« Gelegenheit zur Er- lernung, wenn nicht eine- vollen Handwerke«, so doch vieler Handfertigkeiten gegeben werden wird. Zugleich soll, wen» geeignete eingeborne Lehrkräfte aufzufinden sind, woran nickt zu zweifeln ist — eine Handarbeitsstunde für die Mädchen eingerichtet werden. Der jür alle Kinder von 6—12 Jahren obligatorische unterricht hat am 2. April v. I. begonnen. Er erstreckt sich zunächst nur auf Lesen, Schreiben und Rechnen und wird in der Chamorro-Sprache ertbeilt, die den Vortbeil bat, von Allen, binnen Kurzem auch von den drei deutschen Beamten verstanden zu werden und bei ihrer vorläufigen Anerkennung als Unterrichtssprache da« Spanische, welches nur oberfläch lich haftet, bald ganz verdrängt haben wird. Die Schule -n wird besucht von Ter Unterricht wird ertheilt von Knaben Mädchen Gärapan . . 88 63 2 Cbamorro-Lehrern Tanupag . . 28 15 l Edainorro-Lehrer Nota . . . 53 60 1 Chamorro-Lehrer 1 Chamorro-Lehrerin zusammen 169 138 5 Lehrern Auf den Marschalltnscln ist die amerikanische Boston- Mission thätig. Sir hat zur Missionirung der Insel Nauru dort einen weißen deutschsprechendeu Missionar eingesetzt. Ueber die Tbätigkeit der katholischen Mission vom Heiligen Herzen Jesu giebt der nachstehende Bericht des Paters Jakob Schmitz Auskunft: „Wegen Mangel an Personal, da nur ein Bruder und meine Wenigkeit hier ansässig sind, hat sich unsere Tbätigkeit im Berichtsjahre auf die im März 1899 auf Jabwor er richtete Schule beschränkt, die von den hiesigen Halbblut- und HäuptliugSkinderu, sowie auch von einigen anderen begabteren eingeborenen Kindern regelmäßig besucht wird. Die Anzahl der Schüler beträgt 18: 7 Knaben und 11 Mädchen: Vorläufig besteht nur eine Classe, in der Deutsch (Sprechen, Lesen und Schreiben in deulscher und lateinischer Schrift), biblische Geschichte, Rechnen, Anschauuuzsunlerricht und Singen gelehrt wird. Die Unterrichtssprache ist die deutsche. Die Schulstunden sind von 9—12 Uhr Vormittag«, und, mit Ausnahme von Mittwoch und Sonnabend, von 3—^5 Uhr Nachmittags. Die bis jetzt erzielten Erfolge sind befriedigende. Abend« wird erwachsenen Eingeborenen Unterricht im deutsch Lesen und Schreiben ertheilt. Diese Abendschule wird von etwa 20 Eingeborenen, unter denen ein Häuptling, besucht, jedoch mit Ausnahme von zwei Schülern, unregelmäßig, da manche sich oft tagelang auf anderen Inseln aufhalten. Sechster Volksnnlerhaltuiiasnbend. k. Leipzig, 25. März. Der letzte Lolksunterhaltungsabend rieser Saison fand am Sonnabend in der A'.berthalle, wie immer, bei „ausverkauftcm Hause" statt. Der „Marche de proceffion" über altfranzösische Kirchengesänge für Orgel und Harfen von A. Guilmant leitete die gebotenen Vorträge in eigenartiger Weise ein. Herr Pfann stiehl als Meister de: Orgel, Herr uno Frau Snoer, Frl. Geisler, Frl. von Lee» wen, Frl. Politz und Herr Spaan als Virtuosen der Harfe brachten das Musikstück mit künstlerischem Feingefühl zu Gehör, und jede Tonfigur wurde mit tadelloser Reinheit und Sicherheit heraus gebildet. Dasselbe gilt von der im zweiten Theil gespielten Phantasie über das niederländische Volkslied: „Wien Ncerlands bloed". Herr und Frau Snoer spielten überdies im ersten Theile noch „Bardic Fantasia" von John Thomas, und im zweiten „Nocturne" von Köhler und „Frühling" von Thomas, dabei ihre ganze Meisterschaft beweisend. Die Zartheit und Wärme des Spiels, die Eleganz des Vortrags war wiederum hinreißend. Den Vortrag hielt diesmal Herr Professor vr. Kirchner, der über das Wachsen der Pflanz«» sprach. Die Entwickelung, das Werden und Wachsen der Pflanze wollte er seinen Zuhörern vor Augen führen. Dabei kam er zunächst auf die hohe Bedeutung der Pflanzen im Naturreich zu sprechen, ohne welche Mensch und Thier ihr Leben nicht erhalten könnten. Dann ließ er einen Blick in den inneren Bau der Pflanzen thun. Er beschrieb den Bau und das Wesen der Pflanzenzelle und schilderte, welche Bedeutung ihr für das Pflanzenleben zukommt, welche Tbätigkeit sie zu entfalten hat, um den Pflanzenorganismus zu erhalten. Jede Zelle wirkt, wie cs in einem Staate der Fall sein soll, im Einzelnen zum Heile des Ganzen. Redner zeigte, wie aus der Lust und aus dem Boden Nahrung ausgenommen wird, und wie diese aufge nommenen Stoffe in der Pflanze verarbeitet werden und schließ lich wieder dem Menschen und dem Thicre zur Erhaltung seines Daseins dienen. Ein tiefes Gefühl der Dankbarkeit müsse sich dessen bemächtigen, der in das Leben der Pflanze sich vertiefe. Redner kam dann darauf zu sprechen, wie man den Pflanzen auch künstlich die Stoffe zusühre, die sie zu ihrer Existenz brauchen, und wies darauf hin, daß viele der künstlichen Düngemittel Ab fälle der Industrie seien, so daß Industrie und Landwirthschaft alle Ursache hätten, zum Wohle des Vaterlandes zusammcnzu- gehen. Wenn man ihn aber nun frage, was die eigentliche Ur sache de- Bildens der Zellen, des Wachsens der Pflanzen sei, so müsse er darauf die Antwort schuldig bleiben. Das Geheim- niß des Wachsthums der Pflanze könnten wir nicht ergründen, wir könnten darin nur die waltende höhere Kraft, die Hand Gottes erkennen. (Reicher Beifall.) Unter den weiter gebotenen Musikstücken sind die anmuthigen Liederspenden der Frau Bau mann („Wohin" von Schubert, „Lied des Rautendelein" von Schering, „Nesthäkchen" von Richter, „Fatal" von Hermann u. s. w.) und die markigen Gesänge des Herrn Greder („Eoph- tjsches Lied" von Wolf, „Zarenlied" von Lortzing, „Alt Heidel berg" von Jensen, und „Die beiden Grenadiere" von Schumann) mit voller Anerkennuna.-hervorzuheben. Beide wurden verdienter maßen mit Beifall überschüttet. Den declamatorischen Theil hatte diesmal unsere treffliche, allbelicbte Künstlerin Frau Helene Wagner übernommen, deren künstlerische Rccitationen an dieser Stelle schon oft gewürdigt worden sind. Ihr Programm bot ernste und heitere Deklamationen und gab mit einem Epilog von Hermann Pilz dem Cyklus der Volksunterhaltungs- abende einen weihevollen Abschluß. Herein für Volkswohl. Leipzig, 25. März. Der gestrige V o r t r a g s a b e n d de« Bereins für Volkswohl, mit dem das Wintersemester seinen Ab schluß fand, war sehr gut besucht. Zur Eröffnung desselben sang Fräulein Marie Krämer die Liszt scheu Lieder „Lorelei" und „Du bist wie eine Blume", Text von Heine, und „Wo weilt er", Text von Rellstab. Die prächtigen Compositionen wurden von der Sängerin ansprechend vorgetragen und fanden eine dank bar- Zuhörerschaft. Herr Pastor Ungnad aus Klostergraü hielt hierauf einen Vortrag über das Thema „Klostcrgrab au« Vergangenheit und Gegenwart". Nachdem der Herr Vortragende die herzlichen Grüße seiner Gemeindemitgliedrr in Klostergrab an die Leipziger Glaubensgenossen übermitelt hatte, dankte er den Letzteren noch besonders für ihre der Gemeinde Klostcrgrab gewöhne Unterstützung. Der Herr Redner gab dann einen über aus fesselnden Rückblick auf die Entwickelung des Ortes Kloster grab und der dortigen evangelischen Gemeinde. Er gedachte hierbei der schweren Kämpfe und Leiden, welche die Gemeinde seit Jahrhunderten durchlebte, und wies darauf hin, daß sich die selbe-seit Zerstörung ihrer Kirche zu Beginn des dreißigjährigen Krieges ohne Gotteshaus behelfen mußte, und erst jetzt, nach 300 Jahren, durch die Hilfe der Glaubensgenossen in der Lage ist, ein solches zu erbauen. Der Herr Redner flocht in seine interessanten Ausführungen Bilder aus dem kirchlichen Leben von Klostergrab und Umgebung und betonte zum Schlüsse, daß die evangelische Bewegung dort sich trotz aller Anfeindungen nicht mehr unterdrücken lasse, sondern sich kräftig weiter entwickele. Er sprach dann noch Herrn Pfarrer Kaiser-Leipzig, der den Grund zu einer Volksbücherei in Gottesgab gelegt hat, hierfür besonderen Tank aus. Herr Pfarrer Kaiser dankte dem Vor tragenden für seine lebendigen Schilderungen, denen zu entnehmen sei, daß es dort Frühling werden will. Auch die aufmerksame Zuhörerschaft zeigte sich für die anregenden Aus führungen des Herrn Pastor Ungnao sehr dankbar. Fräulein Krämer sang noch die Lieder „Abendreihn" von Reinecke, Text von W. Müller, „Ständchen" von Strauß. Text von Schack, und „Winterlied" von Koß, Texk von Glaßbrenner. Die Sängerin fand auch für diese Gaben reichen und wohlverdienten Beifall. Nachdem Herr Pfarrer Kaiser auf eine im Fragekasten vorgefundene Anfrage die ge wünschte Aufklärung gegeben hatte, und Herr Sprachlehrer Haupt vogel auf zwei Zeitschriften, welche sich der Förderung des Wohles der Blinden widmen, empfehlend aufmerksam gemacht hatte, sprach Herr Professor vr. Beer dem Vortragenden und der Sängerin für ihre Darbietungen herzlichen Dank aus, und knüpste hieran dis Erklärung, daß die Bestrebungen des Vereins keine confessionellen seien, daß er vielmehr fern von allen po litischen und kirchlichen Bestrebungen auf dem Boden religiös sittlicher Gesinnung und treuer Liebe zum Vaterlande stehe. Herr Professor Beer gab dann noch einen Gesammtübcrblick über die trefflichen und anregenden Vortragsabende des beendeten Semester-, und knüpfte hieran die besten Wünsche für das segens reiche Weiterarbeiten des Vereins. »r. Lücherbesprechungeu. Eine LtimdcSgcschichte deS deutschen Richter«. Band 4 der von G. Steinhaujen herausaegxbenen, in diestn Blättern schon wicderbolt rütnnend erwähnten „Nionographien zur deutschen Cultur- geschickte", dessen Anzeige wir noch schuldig sind, enthält: Franz Heinemann, Der Richter in der deutschen Vergangen, heit. Mit 155 Holzschnitten und Kupferstichen aus dem 15. bis 18. Jahrhundert. Preis drosch. 4 geb. 5.50 .ck Verlag von Eugen Diedrrichs, Leipzig. Das Buch ist nicht blos für den Juristen, sondern auch für den Laien, den deutschen Staats bürger geschrieben, dem es vor Allem zeigt, wie das deutiche Recht durch das römische verdrängt wurde. Der Bersasser gebt weit zurück t» die Zeit des Gewohnheitsrechts, das in den „Weislhümern" die altdeutsche Rechtsanschauung wiedergab, und Ichildert in höchst anschaulicher Weise ein „Ding", eine Sitzung altdeutschen Gerichts aus der Malstatt. Ausführlich wird die alte Schöffen-Weiskeit im Sachsenspiegel niedergelegt behandelt. Durch die geistlichen Richter dringt, wie der Verfasser weiter zeigt, das römische Recht allmählich ein, 1311 wurde in Halberstadt zum ersten Male nach diesem verfahren, 1430 unter Kaiser Siegismund hat e« bereits das Uebergewicht, und als 1495 Maximilian I. den ewigen Landfrieden verkündete, hatte es gesiegt. Bon größtem Interesse ist es, wie LaS alte Vehmgericht in Kampf mit dem Eindringling geräth, dem eS nur widerwillig weicht. Noch knapp ein Menschen alter vorher batte die Vehme selbst den Kaiser zur Verantwortung vorgeladen. Die plastische Schilderung einer Vehmesitzung gehört zu den werthvollsten Partien des instruktiven Buches. Ein breiter Raum ist der Beschreibung der Folter gewidmet, die nun iu Begleitung geistlicher Inquisitoren aus der Stadl der Päpste nach Deutschland kam und eine tief beklagenswerthe Aera Les furchtbaren HexenweseuS herausbeschwor. Von Len Holzschnitten und Kupferstichen, die nach alten, meist seltenen Originalen angesertigt sind — nicht weniger als 1591 — bezieht sich ein guter Theil aus die Folter und veranschaulicht die Martern des Einmauerns, deS Ertränken», des Verbrennens, de» Blendens, Les Schwemmens, des Stäupens, des RiemenschneidenS, des Prangerstehens rc. rc. Ueber den Scharfrichter und dessen erst im Zeitalter der Aufklärung für ehrlich erklärten Stand wird eine ansehnliche Menge deS interessantesten Materials beigebracht. Die letzten Abschnitte behandeln die menschlicher werdende Handhabung der Strafen seit Friedrich dem Großen, die Einwirkung der französischen Revolution und die Anerkennung der Individualität jedes Menschen durch das Rechtsbcwußtsein des 19. Jahrhunderts. Wir können die vortreffliche Monographie nur angelegentlichst empfehlen, sie reiht sich ihren Vorgängerinnen (Arzt, Bauer, Kaufmann, Soldat, Kinderleben rc.) in icder Beziehung würdig an. — Verantwortlicher Redacteur vr. Herm. Küchlius in Leipzig. Kür den musikalischen Theil Adolf Ruthardt in Leipzig.
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