01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.02.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-02-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000216017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900021601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900021601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-02
- Tag1900-02-16
- Monat1900-02
- Jahr1900
-
-
-
1314
-
1315
-
1316
-
1317
-
1318
-
1319
-
1320
-
1321
-
1322
-
1323
-
1324
-
1325
-
1326
-
1327
-
1328
-
1329
-
1330
-
1331
-
1332
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
o» t. l t. t. i. 0 v 0 v o I. v l. v i. 0 .Op.M Op.Ät t. 0 I. v 1. o I. v. t. o > o i N. i. 0. I. 0. t. 0. l. O I 0 t.0. h3S,bO6. t. 0. i. 0. 1.0. I»«n. IIVU. r.Sr:IA>S r»ttvu. >. >. i i. ». ». ». r r. r r r z ». s. 8. s. s. s 8. r» « 8. 8. « 8. Uelr »erk l,t.ö- «. 0. 1.0. 1.0. 0. l> v. I). 0. 8 v. 0 0. 0. 0. . 0 I. 0 . 1.8»et0 . 1.0. c 1.0. « i krönt-v. i INontv tUetr U»rtc t.0. ,.0. c°Ä I. o SZ >cor>t 0-5 8. »' Bezugs-Preis Ki der Hauptexpedition oder den im Stadt bezirk und den Vororten errichteten Aus- gabesirlten ab geholt: vierteljährlich^ 4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung ins HauL ?.5O. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: viertcliäkrlich >ll 6.—. Directe tägliche Kreuzbandirndung ins Ausland: monatlich 7.50. Die Morgen-Ausgabe erscheint um '/«7 Uhr, die Abend-Ausgabe Wochentags um 5 Uhr. Redaktion und Expedition: Johanniügasse 8. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Filialen: Alfred Hahn vonn. v. Klemm'» Lorlini. Universitatsstrahe 3 (Paulinum), Loni« Lösche, Katharinenstr. 14, pari, und Künigsplatz?. Morgen-Ausgabe. WpMkl"TllgcblM Anzeiger. Ämtsbtatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Nathes und Volizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Anzeigeu-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reclamen unter dem Redacti'oiisstrich (4gd- spalten) .50^, vor den Familiennachrichken (6 gespalten) 40>tä- Größere Schritten laut unserem Preis- verzeichniß. TabcUarischrr und Ziffernsatz nach höherem Tarif. <-rtra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbefärderung ./L 60—, mit Poslbesörderung X 70-—. —— Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittag« 10 Uhr. Morgen.Ausgabe: Nachmittag« 4Uhr. Bei den Filialen und Anuahmestellen je eine halbe Stunde froher. Anzeige« sind stets an die Grtzeditioi' zu richte». Druck und Verlag voo E. Polz i» Leipzig. Freitag den 16. Februar 1900. 9t. Jahrgang. Admiral Hollmann über die Schiffstypen. * Wir haben in unserem letzten Abendblatte ein militärisches Mitglied deS Bundes der Landwirthe aus Sachsen, da« in der „Deutsch. Tagesztg." Stimmung gegen die Flottenvorlage zu macken sucht und u. A. den Borschlag macht, unsere Schlacht schiffe durch eine große Anzahl kleiner, mit nur einem Gtschülz ausgerüsteter Boote zu ersetzen, aufgefordert, die eingehende Widerlegung dieser Idee zu lesen, die Admiral Holl mann im Februarbene der „Deutsch. Revue" veröffentlicht. Da aber jenes sächsische Bundesmitglied mit seiner Ansicht nicht vereinzelt dasteht und der Sorge, eS könnten beute viele Millionen in Coustructionen angelegt werden, die nach kurzer Zeit überholt werden düiften, und eS könnten insbesondere unsere großen Panzer in Nachtbeil geratben gegen kleine, rascher bewegliche und gut bewaffnete Fahrzeuge, die auch mit Torpedos bewaffnet werden könnten, auch von anderer Seite wiederholt Ausdruck gegeben worden ist, so halten wir es sür angezeigt, daS Wesentliche aus jenem Artikel, der ge rade diese Sorge als grundlos nachweist, hier uiitzutheilen. Zunächst weist Admiral Holtmann das Bedenken, die in Borichlag gebrachten Schiffsneubauten könnten infolge des Fortschrittes der Technik veralten, folgendermaßen zurück: „In der That werden NeuersinLungcn auf dein Gebiet des Kriegswesens die Ausgestaltungen der einzelnen Typen stark beein flussen, der Panzer kann widerstandsfähiger werden, die Artillerie schnellfeuernder und weittragender, die Schiffsmaschine leistungs- fähiger, de: Kesselbetrieb ökonomischer, das Feuerungsmaterial aus giebiger, der Torpedo treffsicherer und so weiter, aber das Linienschiff kann nicht durch eine andere Schiffsgattung verdrängt, der Kreuzer kann in seinem Charakter nicht verändert, das kleine Kriegsfahrzeug nicht entbehrt werden, so lange das Meer als Kriegsschauplatz seine Bedeutung bewahrt. Wenn man zum Beispiel die Lebens dauer eines Linienschiffes auf etwa 2» Jahre ansctzt, so ist r» ganz ausgeschlossen, Laß innerhalb dieser 25, Jahre sich in Folge fortschreitender Technik oder anders geurlererr Taktik rin Wandet vollziehen kann, der das Linienschiff in seiner Bedeutung für die Kriegführung hcrabdrückt; es kann als Repräsentant seiner Gattung rninderwerthiger werden einem gleichen Gegner gegenüber, der sich die neuesten Errungenschaften auf den verschiedenen Gebieten der Offensive und Defensive zu eigen machen konnte, es kann aber immer noMeinen Platz in der Schlachtlinie neben modernen Genossen behaupten, und es steht nicht zu befürchten, daß cs seiner Ausgabe überhaupt nicht mehr gewachsen sei. Als man seiner Zeit durch schrittweise Vervollkommnung den Torpedobooten ihre Scesühigkeit gesichert und zu ihrer Verwendung einen nach allen Richtungen kriegsinäß-gen Tor- pedo hergestellt hatte, da vermeinten viele, daß den Linienschiffen das letzte Stündlein geschlagen hätte, und in der That zögerten die Seemächte in dem weiteren Ausbau derselben. Dank den Erfahrungen der Fricdensinanüver und der gründlichen Durcharbeitung aller ans die Verwendung der Torpedoboote bezüglichen Fragen ist man sach- männischcrjcit; längst zu der Ueberzeugung gelangt, Laß die Linien- schiffe ihre alte Bedeutung sür den Seekrieg bewahrt haben, wenn sie nur die für die Abwehr der Torpedoboote nothwendigen Kriegs- mittel zur Verfügung haben. Wenn neue Angriffswaffen irgendwie auftauchen, so wirft sich die Technik mit verdoppeltem Eifer auf die Erfindung geeigneter Abwehrmittel. Aber an den Fundamenten der Ecekriegführung ist im Lause der Jahrhunderte nicht gerüttelt worden, Las Linienschiff hat immer die für den Ausgang des Krieges entscheidende Bedeutung beansprucht, und ein Rollentaufch darin ist kaum denkbar, und ebensowenig ist ein Wandel in der Führung des Kreuzerkrieges vorauszusehcn, der einen wesentlichen Einfluß auf den Charakter der Krcuzerschisfe ausübcn könnte, wenn- gleich hier die Bedingungen ganz anders liegen wie aus demLinien- Ichiffe." Was dann speciell den Gedanken betrifft, ob man nicht einmal von den großen Panzern auf kleine, rascher bewegliche und gut bewaffnete starke Panzer übergeben, respeclive eine größere Macht durch eine größere Anzahl solcher Panzer schiffe, die auch mit Torpedos bewaffnet werben könnten, gewinnen könnte, so tritt ihm der Admiral mit folgenden Ausführungen entgegen: „Der Gedanke ist nicht neu; schon vor Jahren angeregt, hat er zu weitgehenden Auseinandersetzungen Anlaß gegeben, besonders in der Zeit, wo es den Anschein batte, als ob die Torpedowaffe eine vollkommene Umwälzung der Schlachtflotte zur Folge haben müßte. Man fürchtete, daß die durch einen wohlgezielten Torpedoschnß veranlaßte Verwundung des Schiffsbodens eine tödtliche Wirkung haben müßte, und glaubte infolge dessen, um nicht zu viel auf eine Karte zu setzen, die Angriffsmittel unter gleichzeitiger Beschränkung der Einheit, hinsichtlich der Größe, Bewaffnung, Bemannung und so weiter vervielfältigen zu sollen; also gewissermaßen die Kraft zu vertheilcn und die Berlustchancen herabzusetzen; zu gleicher Zeit erhoffte man taktische Bortheilr zu erzielen. Auf den ersten Blick erscheint die« eine überraschend einfache Lösung des Problems, nach dein bekannten Spruch: „Viele Hunde sind des Hasen Tod"; wobei freilich die falsche Voraussetzung mit unter läuft, das große Schiff hab« den vier Gegnern gegenüber Fersen geld zu geben, waS in der That nicht zutresfen würde. Nehmen wir al« naheliegendes Beispiel vorhandene Typen unserer Flotte: das Linienschiff „Kaiser Friedrich Ql." und vier Küsten panzerschiffe der Siegfried - Elaffe; beide Typen entsprechen im höchsten Maße den Anforderungen ihrer Gattung, in Anbetracht ihres Deplacement« sind die verfügbaren Gewichte für Panzerung, Armirung und Majchinenleistung auf daS denkbar Vollkommenste und Günstigste sür die Verwendung in der Seeschlacht aut- genützt worden. Aber doch: welch ein ungeheurer Unter- schied zwischen den beiden Typen iu ihrem Werth sür die Ausgaben der Schlacht, ein Unterschied, der in gar keinem geraden Berhültniß steht zu ihren Dimensionen in der Läng», Breit« und Ties« und zu dem Maß« ihrer Wasserverdrängung. Die Aufnahmefähigkeit — wenn ich mich so auSdrücken darf, um verständlich zu bleiben — wächst mit der Größe der Schiffskörper nicht im gleichen Verhältniß, sie gestaltet sich sehr viel günstiger mit dem wachsenden Deplacement und sichert dem großen Linien schiff eine ausgiebigste Berücksichtigung in der Ausstattung mit Kampfmitteln, wo sie dem kleinen Panzer in prozentual gleichem Maße unbedingt versagt ist. Darum wird und muß das große Linienschiff das unersetzliche Instrument für den Gebrauch in der Schlacht!»»« bleiben, hier ist die Einheit im Besitz aller Offensiv- und Defensivmittrl in der höchsten Vollendung, sie faßt Alles zu- ammen, was ihr Len Kampferfolg sichern kann; ich möchte sagen, die Bedingungen brauchen nicht gegeneinander ausgespielt zu werden, kein Factor braucht zu Gunsten eines andern sich rinzuschränken, Panzer, Armirung, Maschinenleistung, Kohlenvorrath und so weiter kurz Alles, was die weitgehendste Verwendung und rationelle Aus nützung fordern, kann in der schönsten Harmonie zu einander ge- bracht werden. Der kleine Panzer muß sich entweder Einschränkungen aus allen Gebieten unterwerfen oder aber er muß auf die eine Eigenschaft verzichten, wenn er eine andere zu voller Stärke aus bilden will; er wird daher immer ein unvollkommenes Gebilde in Ansehung der Kampsleistung bleiben, soll er in den Angrisssinitteln stark jein, wird er in den Abwchrmitteln schwach bleiben und um- gekehrt. Und um die See, wie ein großes Linienschiff, lange Zeit halten zu können, würde dem kleinen Panzer der Koblenvorraih fehlen, wenn er nicht Kampfmittel opfern wollte, die ihm zum Gebrauch als Schlachtschiff unentbehrlich sind. Vor allen Dingen ist aber auch das große Schiff dem kleinen an Seesähigkeit weit über- legen, die Wirkung LeS Seegangs beeinflußt den Gebrauch der Artillerie auf dem großen weniger als aus dem kleinen, und ersteres I kann die Fahrt gegen die See länger halten und bleibt infolge dessen I auch manövrirsühiger. Was daS Letztere anbelangt, so irrt man sich in der Annahme, daß die großen Linienschiffe gegen die kleinen Panzer in der Beweglichkeit nachstehen, unser Linienschifftyp ent wickelt mit seinem Balanceruder eine überraschend gute Drehfähgkeit, die der unserer vorzüglich drehenden Küstenpanzer kaum rachsteht. Ich möchte nun einmal einen Vergleich zwischen Bewaffnung, Panzerung, Schnelligkeit und Kohleiiausdauer zwischen Friedrich III. und Siegfried-Classe anstellen, aus der nachher die Gefechtsstärke resultirt. Der Vollständigkeit halber ziehe ich gleich Deplacement, Maschinenleistung und Gesamintbesatzungsstärke mit heran: Friedrich Hl.-Typ. Kostenpunct: Ein Schiff des Friedrich-Typ wird ungefähr gleiche Herstellungskosten verursachen wie vier Schiffe des Sieg- sried-Typs. Tcpl.ic.mnit in Tonnen Pamrrung M.yltnnen- lcistuna in Ptcrde- kräiten Aohlrii- vorrath in Tonnen Biwaffnnng schnell ig- feit (größte) Lamp,- l trecke bei. U) sm kZ-ibrt I «e- LhUNg 11,100 13,000 650 Artillerie 18 sm öOOOsm 650 Panzerung 4 24-cmt hinter der Seite 1815 - j Pan; 300-100 mm 12 8,8-cm Panzerdeck 12 3,7 - 75-65 mm Torpedo Tdürme 5 unter Wasser 250-150 mm 1 über Wasjer Liegfried-Typ (Aegir). 3500 4800 280 Artillerie 14 sm 2000sm 276 Panzerung 3 24.hint.Panz. der Seite 10 8.8-cm 220-100 Torpedo Panzerdeck 1 unter Wasser 70-50 2 über Wasser Thürme 200 Supponirt man ein Gefecht zwischen „Friedrich III." gegen 4 Aegirs, und bringt man die Artillerie einer Seite in Rechnung, wie eS der Fall wäre, wenn die 4 Schiffe in Kiellinie fechten, so stehen aus dem „Friedrich lll." 4 24<m und 9 15-cm (die kleine Artillerie ohne Panzrrschutz bringe ich nicht in Rechnung) gegen 8 24-em der Aegirs, die aber nicht gleichzeitig eingreifen können. — Da eS sich überall um Schnellladekanonen handelt, so vermag „Friedrich Hl." alle seine Geschütze gegen jeden Gegner in Action zu bringen im Passirgesecht, wo die Feinde entgegengesetzten Cours haben. In der Torpedoarmirung ist „Friedrich lll." durch seine Unterwasser-Torpedos der Breitseite gegen die Ueberwasser- Torpedos der Breitstite der Aegir« bedeutend im Vortheil. — Kämpfen die Aegir-Schiffe aus beiden Seiten des „Friedrich III."» so kann letzterer noch jeder Seite 2 24-cm und 9 15-cm verwenden, also 20 Geschütze benutzen, während eS bei den AegirS auf 8 24-cm verbleibt, da ja jedes Schiff nur die Artillerie einer Seite ins Gefecht bringe» kann; eS stehen also 8 24-cm gegen 4 24-cm und 18 15^w, die Artillerieüberlegenheit des „Friedrich lll." ist also enorm. — Dazu kommt, daß das Artillerie- und Torpedofeuer de« „Friedrich III." einheitlich geleitet wird, während die 4 Aegirs selbst bei der besten Verständigung unter einander von 4 Willen abhängig sind. In viel höherem Maß« kommt dieser Vortheil einheitlicher Leitung noch dem Manövriren zu gut. Abgesehen davon, daß „Friedrich III." durch seine weit überlegene Geschwindigkeit sich seine Gesechtsstellung zum Feinde wählen kann, wird daS Zusammenarbeiten der AegirS ganz illusorisch, wenn sie nicht in einer festen Formation verbleiben, die allein di« Führung nach « in e m Willen ermöglicht. Wollten sich di« Aegirs ganz beliebig um den „Friedrich lll." gruppiren »nd ihn von allen Seiten anzugreisen versuchen, dann würden sie sich untereinander gefährlicher werden, wie dem „Friedrich Hl.", e« würd« daraus «in ganz regelloses Durcheinanderfahren resultiren und die Gesabr der Eollision unter den Freunden entstehen. Ein Manövriren seitens der AegirS auf Rammstoß ist nur denkbar — so lange ein rangirte- Gefecht durchgesührt wird —, wenn die Ausgab« de- Rammen- einem vorher bestimmten Schiffe zu- fällt; «inen Vortheil über „Friedrich lll.", der ja auch auf Rammen manövriren könnte, kann man sich nicht construiren. — Rammftöß«, di« durch den Zufall herbeigesührt werden, kann man nicht in Rechnung ziehen. — Um nicht gar zu weitläufig zu werden, möchte ich mich auf diese Kampsbildcr beschränken; der Fall, wo oll« Schiffe denselben Lurs steuern und „Friedrich Hl." in der Mitte deZ Quadrats sich befindet, ist beim besten Willen undenkbar, weil sich „Friedrich III." dieser Lage jeden Augenblick entziehen könnte, vermöge seiner überlegenen Schnelligkeit; nur das Passirgesecht mit verschiedenen Cursen kann hier zur Geltung kommen. — Ich bitte, dabei immer zu bedenken, was ich vorausschickte, daß der kleine Panzer in seiner Gesechtssiürke niemals an Las Linien schiff heranreicht. — Wenn er zum Beispiel dieselbe Schnellig keit haben sollte, würde das Maschinengewicht unverhältmß- inäßig zunehmen und desgleichen der Kohlenverbranch, diejes Uebergewicht von Maschine und Kohlen würde durch Mindergewicht der Armirung oder Panzerung wieder auszugleichen sein und die große Uebcrlcgenheit des Linienschiffe- darin noch weiter steigern. Vergessen wir auch nicht den Aufwand an Menschen, es würden 650 gegen etwa 1100 auf den 4 AegirS stehen, also ein enormer Vortheil aus der „Friedrich Ill."-Classe, der noch wächst, wenn ich nur die Zahl der Eeeossiciere betrachte, denn „Friedrich III." braucht nur 16 Secossiciere und 16 Fähnriche, während die 4 Aegirs 36 See- osficiere und 32 Fähnriche in Anspruch nehmen. Tas steht daher zu den Leistungen der Schiffe, wie man sie sich sür den Gefechts zweck vor Augen halten muß, in einem argen Mißverhältnis; und ist an sich schon entscheidend für das Urtheil in dieser Frage. — Ich möchte noch erwähnen, daß die schwere Artillerie selbst dann noch auf die nächsten Entfernungen feuern kann, wenn das Ziel ein niedriges ist. Und was nun die kleine Artillerie betrifft, so ist die Ueberlegenkeit des „Friedrich III.", wie die Tabelle zeigt, ebenfalls gesichert; außerdem schießt man vom hohen Schiff auf das niedrige in nächster Nähe viel wirksamer, als umgekehrt. — Und was dir Treffsicherheit anbelangt, so ist sie bei der Vorzüglichkeit unseres Geschützmaterials und der hervorragenden Ausbildung unserer Geschützführer, sowie bei der Systematik unserer Feuerleitung auch gegen kleinere Ziele verbürgt." Wir sind der Ueberzeugung, daß diese» Urtheil auf reifere Erfahrungen sich gründet, als vie Ausführungen eine« Mannes, per weder durch seine militärische Laufbahn, noch durch seine Eigenschaft als Mitglied oeS Bundes der Landwirthe zur Sammlung marinetechnischer Kenntnisse veranlaßt wurve. Um so befremdlicher ist eS, daß von letzterer Seite Stimmung gegen die Vorlage mit Gründen zu machen versucht wird, die ihre Widerlegung von autoritativer Seite bereits ge funden haben. Der Krieg in Südafrika. —p Die amtliche Meldung, daß der langersehnte britische Einfall in den Oranjefrristaat unv der damit verbundene Borstost Lord Robert» znr (sntsetznng Kimberleys endlich unter, wie man urtbeilt, günstigen Auspizien begonnen bat, verursacht in London unendliche Freude und drängt die Ereignisse auf den anderen Kciegslheatern in Südafrika tief in den Hintergrund. Die „Times" erwartet von den Operationen deS Lord Roberts während der letzten drei Tage strategische Folgen vom höchsten Werthe, nicht nur habe Roberts große Fortschritte in der Umgehung der furchtbaren Boerenstellung bei Maggers- svntein gemacht, sondern die direkten Verbindungen zwischen dieser Stellung und ihrem Stützpunkt bei Bloemfontein abgeschnitten und festen Fuß aus ihnen gefaßt. Die Anwesenheit einer großen britischen Trnppenmacht inner halb der Freistaatgrenzen müsse die Aussichten deS Krieges für die Boeren ändern. Der „Standard" sagt, eS werde weise sein, „nicht vorauszusetzen, daß die Burgher armee vor dem siegreichen Vormarsche unserer Truppen zerschmelzen werden, aber jedenfalls sei eS befrievigend, zn wissen, daß unsere Strategie jetzt endlich znr ursprünglichen Grundlage, von der sie durch die Ereignisse in Natal abgelenkt wurde, zuriickgekehrt sei." „Daily Mail" rätb, über die bisherigen Erfolge nicht allzu sehr zu frohlocken. Die Besetzung der Fürthen, die Einnahme von Lagern seien keine großen Siege. Die erste Nothwenoiz- keit sei, die Boeren in regelrechter Schlacht gründlich zu besiegen. Ein solcher Sieg werde theuer erkauft werden müssen. „Daily Mail" schätzt die Streitmacht deS Lord Roberts auf 45 000 Mann. Wenn daS Sprichwort: „Güt' Ding braucht Weile" sich bewahrheitet, so müßten die Hoffnungen, die man in Lord Roberts setzt, in Erfüllung gehen, denn er hat lange ge- zögert, an die Front abzugeden. Am 10. Januur in Cap stadt eingetroffen, ist der Marschall erst am vorigen Freitag, den 9. d., bei der HeereSabtheilung Lord Metbuen'S am Modderriver eingetroffen. Wobl waren erst Verstärkungen abzuwarten, der Transportdienst zu organisiren rc., aber gerade diesen wichtigen Tbeil der Arbeit hätte der Ober- commandant mit gutem Gewissen seinem Stabs-Chef Lord Kitchener überlassen können, der sich auf diesem Gebiete während deS Sudan-Feldzuges grcße und unbestrittene Ver dienste erwarb. Es bat saft den Anschein, als hätte der greise Marschall die Capsladt, wo er wobt denselben Comfort wie al» Militär-Commandant von Irland in Dublin vor fand, erst unter dem Eindrücke der dritten Niederlage Buller'S am Tugela verlassen, um selbst nach dem Rechten zu sehen. Eine Folge dieses Zusammentreffens der Abreise Roberts' mit dem letzten Mißerfolge Buller'» dürfte eS auch sein, daß in und außerhalb Englands von dem Beginne de- „neuen großen Kriege»", welchen Robert« eröffnen soll, eine Besserung der Situation der Engländer auch bei Ladysmith erwartet wird. Allgemein wird nämlich angenommen, baß die Bedrohung deS Oranje- Freistaate» durch die von Robert» geführten Colonne« «inen Tbeil der in Natal siebenden Boeren bewegen werde, nach dem Freistaat zu zieben. Die Ereignisse werden wohl bald zeigen, ob diese Rechnung stimmt. BiSber haben die republikanischen Krieger so viel TiSciplin und so großen Gehorsam ihren Führern gegenüber an den Tag gelegt, daß man nicht annebmen kann, sie werden jetzt, wo der ent scheidende Tag sür Ladysmith endlich gekommen ist, gleichsam im letzten Augenblicke versagen. WaS sollte auch die Frristaatler bewegen, gerade jetzt beimzukehren? Bei Ladysmith und am Tugela vertheidiaen sie ihre Heimatb, indem sie General Buller verhindern, über die Drakenberge in den Oranje-Freistaat einzudringen, ebenso wirksam wie die Boeren, die bei Stormverg dem General Gatacre und bei Colcsberg dem General Clements die Spitze bieten. Diese Bverentruppen haben auch bisher genügt, um ihre zu Anfang des Krieges jenseits des Oranjeflusses, also bereits in der Capcolonie. eroberten Positionen allen Angriffen gegenüber zu vertheidizen. Selbst die Verstärkungen, welche die Engländer im nördliche» Capland erhielten, haben diese Verhältnisse nicht zu ändern vermocht. Die Gefahr könnte also nur von der Colonne Lord Methuen's kommen, die auf dem Wege, Kimberley zu ent setzen, am 11. Deeember bei MaggerSfonlein eine so empsind- iiche Niederlage erlitten bat, daß sie durch volle zwei Monate nnthätig verbleiben mußte. Zu Lord Methuen's Colonne hat sich nun auch Marschall Roberts begeben, nachdem schon vorher zahlreiche Verstärkungen nach dem Lager am Modder river dirigirt worden waren. Hier ist dann auch die Action eröffnet worden, die allerdings in erster Linie dem Entsatz von Kimberley, wo die Noth der Belagerten bereits den höchsten Grad erreicht hat, gelten dürfte. Erst wenn Lord Roberts die Schaaren Cronje'S niedergekämpft und Kimberley entsetzt haben wird, kann er daran renken, die ihm von den englischen Journalen zugeschriebene Absicht auS- zufübren und auf Bloemfontein, die Hauptstadt deS Frei staates, zn marschiren. Im Süden oder im Südosten von Kimberley ist daher die nächste Schlacht zu ernvarten. Beide Gegner haben sich bereits seit längerer Zeit auf diesen Entscheidungskampf gerüstet. Lord Roberts hat der Colonne Methuen ansehnliche Verstärkungen zugewiesen und eS dürften heute, so berechnet die Wiener „Neue Freie Presse" im Gegen satz zu den englischen Blättern, welche 45 000 Mann unter Robert» stehen lassen, zwischen dem Modderfluß und der Oranjeriver-Station etwa 24 Bataillone Infanterie, sechs Cavallerie-Regimenter und 4 FreiwillizencorpS, zusammen 20—21000 Mann mit nahezu 80 Geschützen vereinigt sein. Diese Streitkräste werden aber kaum in ihrer Gesammtheit zn der Offensive auf die Stellungen der Boers Ver wendung finden können, da ein nicht unbedeutender Theit derselben zum Schutze der rückwärtigen Ver bindungen der Armee, welche durch insurgirtrS Gebiet laufen, zurückbleiben dürfte. Die Boeren haben die entscheidende» Kämpfe durch eine verstärkte Beschießung von Kimberley eingeleilet, offenbar in der Hoffnung, diese Stadt noch vor der Eröffnung der Offensive des Marschalls Roberts zur Capitulation zu zwingen, eine Hoffnung, die sich jedoch nicht erfüllt hat. Andererseits hat General Cronje seine be festigten Stellungen nördlich des Modder-River neuerdings verstärkt und dieselben in östlicher Richtung ausgedehnt, was darauf schließen läßt, daß er im Falle der Niederlage in der bevorstehenden Schlacht es versuchen wird, seinen Rück zug derart cinzurickten, um Bloemfontein und das Gebiet deS Freistaates gegen die Invasion durch die Truppen Roberts' zn decken und den südlich deS OranjestusseS im Capland befindlichen Boerenabtheiluugen zu ermöglichen, ebenfalls den Rückzug anzutreten und sich mit dem Haupt- corpS zu vereinigen. Die Schlacht bei MaggerSfonlein an, 1l. Dccember soll übrigens von 1000 erstklassigen BoerS schützen gewonnen worden sein, die, in der Ebene liegend, 1500 Engländer niedergestreckt baden, während die übrigen auf den Höben postirten Streitkräfte Cronje'S, ohne einen Schuß abzugcben, dem Kampfe nur als Zuseher beiwohnten. Die Boeren werden in dem bevorstehenden Kampfe ihr Heil gewiß wieder in der Defensive suchen und in derselben ihre Stärke neuerdings bewähren. Der AuSgang des Kampfe», der sich in der Gegend von Kimberley abspielen wird, dürfte daS Schicksal von Ladysmith, wenn eö nicht schon früher capitulirt, ent scheiden. Werden die Boeren unter Cronje geschlagen, was aber sehr zu bezweifeln ist, und erscheint die Invasion des Oranjc-FreistaaleS unvermeidlich, dann allerdings werden viele BurgherS zur VertkeiLignng ihres häuslichen Herdes und zum Schutze von Weib und Kind nach der Heimatb eilen. Bis dabin hat es aber keine Gefahr, daß sie die Fahnen Joubert'S vor Ladysmith verlassen. Die Gerüchte, daß Joubert, der sich bisher als überlegter und gewiegter KriegSmeister erwiesen bat, seine Action zersplittern sollte, dürsten demnach auch nicht ernst zu nehmen sein. Ioubert'S Bestreben muß »ach wie vor dahin gerichtet sein, die Capitulation von Ladysmith zu erreichen, um jene 10 000 Mann, welche gegenwärtig durch die Cernirnng fcstgehalten sind, frei zu bekommen. Alle Gerüchte, welche von einer Offensive der Boeren wissen wollen, sind daher schwer zn glauben. Wenn Joubert den Tngelafluß in der Nabe von Colenso überschritt und die Fähre bei der Bloy-farm besetzte, so bat er dies offenbar gekhan, weil er, nachdem General Buller sein Hauptquartier wieder nach Chiveley nächst Colenso verlegte, einen neuen Angriff auf Colenso, einen vierten Enlsatzversuch an derselben Stelle, wo am 15. December der erste Tugcla-Uebergang erfolgen sollte, erwartet. WaS nun gar die Invasion deS ZululandeS und die Bedrohung de» Hanpt- orteS desselben, Eskowe, durch Bverentruppen anbelangt, so mag dies eine vorbereitende Maßregel für jene Zeit sein, wo nach der eventuellen Capitulation LarnsmitbS General Joubert möglicherweise die Offensive gegen een Süden der Natal-Colonie eröffnen könnte. Heule batte aber ein Ersolg bei Eskowe, das ILO Kilometer südöstlich von Ladysmith liegt, nur ganz nebensächliche Bedeutung, und darum muß auch angenommen werden. Laß der Ritt der BoerS ins Zululand wenigsten» vorläufig nur Fouragirnngen und Requisitionen zum Zwecke hat. Noch immer bleiben somit Kimberley und Ladysmith die beiden Brennpunkte ter strategischen Situation auf dem süd afrikanischen Kriegsschauplatz. Die Ereignisse, die sich binnen wenigen Tagen bei diesen beiden Orten vollziehen müssen, werden entscheidend sein sür den weiteren Verlauf des Krieges. Vries ans dem Lager vor Kimberley. Ein Naumburger Herr R. St , der auf Leiten der Boeren sicht, hat unlerm 16. Teccinber au» dem Lager vor Kimberley
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht