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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 30.11.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-11-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189411308
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18941130
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18941130
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-11
- Tag1894-11-30
- Monat1894-11
- Jahr1894
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 30.11.1894
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Riesaer K Tageblatt und Anzeiger Wetlav md Liyei-er). .KTNL,. Amtsblatt der König!. Amtshauptmannfchast Großenhain, des König!. Amtsgerichts nnd des StadtrathS z« Riesa. 278. Freitag, SV. Rodelnder 1881, Abends. 47. Jahr,. Das Riesaer Tageblatt erscheint jeden Tag Abends mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher BrANgStzrri» bei Abholung in dm Expeditione» in Riesa tmd Strehla, de» RulWOHMchh s«vie am Schalter der lästert. Postanstaltrn 1 Mart 25 Ps., durch di, Träger frei in« Hau« 1 Mark 50 Pf., durch dm Briefträger frei in« Hau» 1 Mart SV Pf. «nzeigrn «nnahnm sLk Re Rmm» de« Ausgabetage« bi» vormittag S Uhr ohne Gewähr. Druck «nd Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: SaVauteustraß« VS. — Für die Redaktion imawNoortlich: -ar» Gchmtbt R Niasa. Die Waffenerfolge der Japaner sonnen in China kaum größere Besorgniß erregen als in England. Wenn man in der englischen Tagespresse Umschau hält, so begegnet man überall den deutlichsten Spuren des Mißbehagens. Ihre Siege zu r'ande würde man den Japanern zur Roth noch gönnen; daß sie aber auch zur See sich ihrer Aufgabe gewachsen zeigen, die chinesische Flotte hinweggefegt haben, Flußmündungen blockiren, Häfen observiren, überhaupt chun, als ob sie im Golf von Petschili wie zu Hause wären, das geht den Engländern, welche n ben dem eigenen nur äußerst ungern fremdes maritimes Verdienst anerkennen, gegen den Strich. Namentlich die Einnahme von dort Arthur und der den Japanern daraus erwachsene Machtzuwschs zur See hat in England verstimmend gewirkt, und sehnsüchtiger als je vorher schauen die Londoner Blätter nach chinesischen FriedenSanerbietungen aus. Wovor die englische Politik am meisten Sorge hat, ist der völlige Zusammenbruch des chine sischen Faktors in der ostasiatischen Konstellation. Diese Eventualität aber rückt in dem Berhältniß näher, als Japan dem chinesischen Koloß schärfer zusetzt und dieser, unfähig, sich des Gegners zu erwehren, der inneren Zersetzung anheimfällt. Noch wäre es, nach dem Dafürhalten der englischen Presse, für China Zeit, freilich die allerhöchste, einer Katastrophe zu entgehen, indem es sich mit Japan einigt. Man n m nt nämlich an, Japan werde, selbst bei noch so hochgespannten Forderungen, doch an den besiegten Theil keine Zumuthungen stellen, die dessen politischer Abdankung gleich zu erachten wären, und zwar aus dem einfachen Grunde, weil Japan materiell nicht in der Lage ist, das ganze China als Sieges- beute zu verdauen. Aber allerdings weiß man es sich nicht zu verhehlen, daß die Bedingungen, deren China sich von dem Sieger versehen muß, sehr harter und demüthigender 'Natur sind, und man besorgt, daß China, ehe es sich darauf einläßt, lieber das Risiko einer Fortsetzung des Krieges läuft, so wenig dies nach dem Geschmack« Englands ist. In Japan scheint man den chinesischen Hochmuth ebenfalls noch kemeswegs für gebrochen zu halten, da man es dort für ganz selbstverständ lich ansicht, daß Japan einen seinen Wünschen und Forderungen genehmen Frieden nur in der Hauptstadt Chinas, in Peking selber, dikliren könne Auch die Gesammtanlage der japanischen Kriegsoperationen widerspricht der Vermuthung nicht, daß ihr letztes Ziel die Hauptstadt Chinas bilde. Sie nähern sich diesem Ziele zwar langsam, aber sicher, und ung» ,'ndert von den Einmischungsversuchen anderer Mächte, denn außer Eng land hat keine der Mächte Interesse daran, China aus seinen Verlegenheiten herauszuhelfen und den Japanesen Hindernisse in der Ausnutzung ihrer Siege zu bereiten. Japan hat un streitig mehr 'Neigung und Fähigkeit, europäische Kultur bei sich einzuführcn und in den Weltverkehr einzutreten, als das unheilbar erstarrte China, dessen oberster Grundsatz die strengste Absperrung gegen alles Fremde ist. Es dürfte schwerlich irgendwo bedauert werden, wenn diesem Volke einmal ein ernstlicher Denkzettel verabreicht wird. Was aus diesem Kriege alles entstehen wird, ist noch vollkommen unübersehbar. LS können noch gewaltige Katastrophen eintreten, welche die ganze ostasiatische Welt umwälzen und dann natürlich auch stark auf die Interessen der Mächte einwirken würden. Zu nächst wird abgewartet werden, bis die Chinesen mürbe ge worden sind und sich durch erhebliche Zugeständnisse an die Kultur und den Verkehr den Anspruch auf wirksame Ver mittlung der Mächte erworben haben, bis dahin wird man ihnen ruhig überlassen müssen, die Verlegenheiten zu über winden, in die sie durch die Morschheit und Verlotterung ihres Staatswesens, wie durch ihre dünkelhafte Ueberhebung geralhen sind. Die Welt kann dabei nur gewinnen, wenn diese dumpfe und versumpfte Masse einmal tüchtig in Be wegung gesetzt wird. Tagesgeschichte. Deutsches Neich. Da« Programm für di« Feier drr Schlußsteinlegung des ReichStagSgebäudeS ist nunmehr amtlich mitgetheilt worden. Darnach versammeln sich die Theilnehmer der Feier im Kuppelsaale der großen Halle des l Reichstagsgebäudes. Nachdem der Kaiser auf Bitten de« Reichskanzlers den Befehl zum Beginne der Feier ertheilt hat, verliest der Reichskanzler zunächst die in den Schlußstein Kl legende Urkunde, welche nebst den für die Versenkung in die dafür hergestellte Höhlung des Schlußsteines bestimmten Gegenständen versenkt wird. Der königlich bayerische stimm- führende Bevollmächtigte überreicht hierauf unter Ansprache die Kelle dem Kaiser, welcher damit den bereit gehaltenen Möriel in die Vertiefung wirft, welche sodann mit dem Schlußsteine durch die Meister des Maurer- und Steinmetz gewerks versetzt wird. Hierauf überreicht der Präsident des Reichstages dem Kaiser den Hammer zur Vollziehung der drei Schläge, und es folgen nach dem Kaiser die Kaiserin, der Kronprinz, die Prinzen und Prinzessinnen des königlichen Hauses, der Fürst von Bismarck ('?), der Reichskanzler, die befohlenen Ritter des Schwarzen Adlerordens und die kom- mandirenden Generale, die stimmführenden Bevollmächtigten zum Bu.ldesrathe, die Präsidenten, Vizepräsidenten, Schrift führer und Quästoren des Reichstages, die Mitglieder des preußischen Staatsministeriums, die inaktiven Staatsminister, die Chefs der Reichsämter, die Mitglieder der Reichstags bau-Kommission, der Oberpräsident des Stadtkreises Berlin, der Polizeipräsident und Oberbürgermeister von Berlin und zum Schluß die Mitglieder der Reichstagsbauverwaltung. Nachdem die Hammerschläge vollzogen sind, bringt der Prä sident des Reichstags das Hoch auf den Kaiser aus und mit dem „Heil Dir im Siegerkranz" schließt die Feier. Die Beisetzung des Erbzroßherz.gs von Weimar fand gestern Vormittag statt. Der Leichenzug setzte sich um elf Uhr in Bewegung. An der Spitze marschirte das erste Ba taillon des 5. Thüringischen Infanterie-Regiments Nr. 94 (Großherzog von Sachsen), dessen Kapelle , Jesus meine Zu versicht" spielte. Es folgten die Hofdienerschaft und die Hof staaten, sodann die Geistlichkeit. Hin er dem achtspänmgen Lerchenwrgen schritt der Elbgroßherzog zwischen dem Könige von Sachien und dem Prinzen Friedrich von Hohenzollern, es folgten die anderen Fürstlichkeiten und Leidtragenden, mi litärische Abordnungen, das Staatsministerium, Hofstaaten, zahlreiche höhere Offiziere und Beamte. Bor dem Leichen wagen trug Graf Henckel von Donnersmarck auf einem Kissen den Weimarischen Hausorden, zahlreiche Offiziere die anderen Ordensinsignien des verstorbenen Erbgroßherzogs. In den trauergeschmückten Straßen, welche von -einer zahl losen in ernster Haltung verharrenden Menschenmenge ge füllt waren, bildeten die Kriegervereine des Landes und an dere Vereine mit ihren Fahnen Spalier. Der Zug langte um 11»/, Uhr an der Fürstengrufl an. Einer dort abge haltenen gottesdienstlichen Handlung folgte die Versenkung des Sarges in die Gruft. Darauf löste sich der Zug auf. Der Großherzog hatte mit Rücksicht auf seinen Gesundheits zustand an der Feier nicht theilgenommen. Die „Deutsche Warte" bringt unter der Ueberschrift „Halbe Richter" folgende Mittheilung, deren Richtigkeit un« auch von anderer wohl unterrichteter Seite bestätigt wird: „Der Kamps zwischen dem preußischen Justiz, und Finanz ministerium tat zu einem merkwürdigen Compromiß geführt. In dem nächstjährigen preußischen Haushaltsvoranschlag figu- rirt, wie wir von zuständiger Seite erfahren, im Justizetat unter den für das Berliner Kammcrgericht neu bewilligten Richterstellen ein „Kammergerichtsrath mit halbem Gehalt." Dies ist, wie wir hören, der Anfang einer neu geplanten generellen Einrichtung. Man gedenkt nämlich, um den Etat nicht allzu sehr zu belasten und andererseits der Richternoth dennoch abzuhelfen, Richter, welche gleichzeitig Doceuten der Universität sind, für die neuen Stellen heranzuziehen und diesen ihre Lehrthätigkeit unter der Bedingung weiter zu ge statten, daß man ihnen nur das halbe Gehalt als Richter aussetzt. Es ist auch bereits mit einem hervorragenden Ci- vilprozeßrechtler, dem Professor Wach in Leipzig, in dieser Beziehung früher verhandelt worden. Man darf gespannt sein, wie sich die Richterwelt zu dieser Neueinrichtung ver halten wird. Der Bvndesraih nahm gestern die Umsturzvorlage an. Der „Reichsanzeiger" meldet: Das Staatsministerium ließ dem Fürsten Bismarck am Mittwoch folgendes Telegramm zugehen: „Seinem hochverehrten langjährigen Präsidenten sendet den Ausdruck herzlichster Theilnahme am Hinscheiden seiner treuen, Unvergeßlichen Lebensgefährtin da» StaatS- miutfterium." — Der Fürst sprach dem Staatsministerium auf dem Drahtwege seinen verbindlichsten Dank aus. Ueber die Räume im neuen Reichstagsgebäude Nagen die Journalisten. Der ihnen zugemessene Platz ist nicht größer als er im alten Hause war, und dort herrsche oft bekanntlich ein Gedränge, das ein Mitschreiben fast zur Un möglichkeit machte und mit Störungen mancherlei Art ver bunden war. „Was nützt es", so klagt die „B. B.-Ztg.", „daß den Berichterstattern ein eigener Erfrischungsraum mit schönen Wandgemälden überantwortet werden wird, unter denen der Ente das Vorrecht eingeräumt wurde; ihre Zeit ist zu knapp, um lange Erholungspausen zu gestatten, und zwar jetzt um so mehr, da das Reichstagsgebäude allen RedactionSbureaux ferner liegt. Es wird um jeden Preis Abhilfe geschaffen werden müssen." Das Reichsgericht hatte vor einiger Zeit in Ueberein- stimmung mit der Strafkammer den wegen Majestäts beleidigung zur Untersuchung gezogenen Angeklagten, der bei einem auf Se. Majestät den Kaiser ausgebrachten Hoch sich von seinem Sitze nicht erhoben hatte, freigesprochen. Ueber die Beurtheilung ähnlicher Fälle hat das Reichsgericht nach Mittheilung der „Jurist. Wochenschrift" neuerdings fol gende Grundsätze aufgestellt: Die Beleidigung eines Monarchen kann_darin enthalten sein, daß einer üblichen, von der Mehr zahl der Staatsangehörigen als schuldige Ehrfurchtsbezeugung betrachteten Hulvigung mit einem Protest oder sonst störend cutgegengerreten wird. Eine derartige Huldigung liegt aber vor, wenn Wahlversammlungen oder sonstige politische Ver sammlungen der monarchisch gesinnten Parteien mit einem Hoch auf den Kaiser eröffnet werden. Als ein Protest oder eine Störung kann es aber ferner betrachtet werden, wenn Einzelne gleichzeitig und unberufen ein Hoch in anderer Richtung ausbringen. Ob >n einem solchen Gebühren — je nach Lage des einzelnen Falles — eine Beleidigung zu finden, ist Sache der thatsächlichen Würdigung des ersten Richters. Die in dieser Beziehung getroffenen Feststellungen erster Instanz sind mittels Revision nicht anfechtbar. Aus Bayern wird geschrieben: In dem Bruder zwiste in der Socialdemokratie, in dem sich so ergötzlicher Weise die Genossen dieselben Pöbelhaftigkeiten an den Kopf werfen, mit denen sonst die verrottete Bourgeoisie beglückt wird, wurde den süddeutschen Genossen bekanntlich im „Vorwärts" vorgerechnet, daß sie so viele Wohlthaten empfangen und so geringe Opfer gebracht hätten. Dabei wurde u. A. gesagt, aus Fürth sei kein Pfennig in die Partei kasse gekommen. Nun nimmt auch die „Fränkische Tagespost", das Nürnberger Organ Grillenbergers, die Fürther in Schutz und dabei erfährt man Folgendes: „Unterm Socialistengesetz, so sagt das Blatt, hat Fürth freilich viel mehr Geld an die Parteikasse abgeführt als später, aber dieses Geld kam zum geringsten Theil aus Arbeiterkreisen; es waren in der Haupt sache bürgerliche Ideologen, die größere Geldbeiträge geleistet haben." Diese „bürgerlichen Ideologen" sind, wie man aus dem Artikel weiter erfährt, in der jüngsten Zeil abgesägt worden. Wer sie sind, ist recht interessant zu er fahren, es sind nämlich Demokraten oder Volksparteiler, die Jahre lang die Socialdemokratie umwedelt haben, um nun als Lohn einen kräftigen Fußtritt zu erhalten. — Die „Hamb. Nachr." behaupten, die Reibereien der socialdemo- kratischen Führer bedeuteten nur eine Komödie, um die bürgerlichen Parteien in den Glauben zu versetzen, daß die letzten ohne Socialistengesetz verbrachten vier Jahre die socialdemokratische Partei dem inneren Zerfall zugeführt hätten und daß es deshalb thöricht sein würde, durch neue gesetzliche Bekämpfung die im Zusammenbruch befindliche Partei wieder zusammenzuschweißen. Der Reichstagsabgeordnete Leuß hat, wie die „National liberale Korresp." meldet, sein Mandat niedergelegt. Varzin, 29. November. Die Beisetzung der Fürstin Bismarck fand heute Mittag 1 Uhr statt. Sie nahm einen überaus würdigen Verlauf. Außer der gesäumten fürstlichen Familie und Professor Schweninger waren zur Beisetzung keine Gäste eingetroffen. Außerdem wohnten nur die Beamten und da- Forstpersonal des Fürsten, sowie lie Bewohner Barzins der Feierlichkeit bei. Im Arbeitszimmer der verstorbenen Fürstin war der Katafalk aufgebaut. Da selbst fand auch die Hauptfeier statt. Die Leichenrede hielt der Prediger Schumann aus Wufsow. Drr Sarg irur>e sodann von sechs Förstern und sechs Inspektoren in das Gartenhaus getragen, wo er interimistisch aufgebahrt wurde. Der Fürst folgt« dem Sarge am Arme der Gräfin Rantzau; unmittelbar dahinter schritt Professor Schweninger. Der Fürst, der am Bormittag allein einen Spaziergang im Parke
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