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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 24.12.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-12-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189412241
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18941224
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18941224
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-12
- Tag1894-12-24
- Monat1894-12
- Jahr1894
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 24.12.1894
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und A«r»tger Weßlttll «lß Lqetzer). SEl»nchfi»<* so ^7^.. Amt-ötatt der König!. Nmtshauptmannschast Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des StadtrathS zu Mesa. Z S98. Manta-, S4 Dezember 1894, AdendS. 47. Jahr-. Da« Mesa« Tageblatt erscheint jeden Ta, Abend« mt« Ausnahme der Sonn- und Festtage. BtrrteljShrltcher ve-u-Sp«i» bei Abholung in den Expedition« in Mosa und Strehla, den MMWÜHMWtz samt« am Schalter der lasiert. Pojtanstaltrn 1 Mart 2!» Ps., durch dir Träger frei in« Hau« I Mark SO Pf., durch den Briefträger frei in« Hau» 1 Mark SV Ps. Ua^s-W<U«ahM pr M, MW»» de« Ausgabetage« bl» vormittag S Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer ü Winterlich in Riesa. — «eschäMtelle: Kastantenstrah« SS. — Für bi, Skdarti« Wrant»a»Uich: Har» Gch»tbt ü« Mal» Bekanntmachung. DaS Königliche Ministerium des Innern hat Kenntniß davon erhalten, daß einige Ge meindebehörden bei Aufstellung der im 8 4 der Verordnung vom 8. April 18S3 (Gesetz- und Verordnungsblatt S. 101) vorgeschriebenen Verzeichnisse derjenigen Gewerbetreibenden, die Aich- gegenstände im öffentlichen Verkehre benutzen, von der Ansicht ausgegangen sind, es seien nur die Gewerbtreibenden im engeren Sinne, nicht aber auch Landwirthe, welche Maaße, Gewichte oder Waagen rc. im öffentlichen Verkehre verwenden, in diese Verzeichnisse aufzvnehmen. Diese Ansicht ist jedoch nicht als zutreffend zu erachten; denn abgesehen davon, daß gegenüber den auf das Maaß- und Geivichtswesen bezüglichen gesetzlichen Vorschriften als Gewerbtreibende nicht blos Gewerbtreibende im Sinne der Gewerbeordnung, sondern alle diejenigen anzusehen sind, die fort gesetzt eine selbstgewählte, auf Erzielung von Gewinn gerichtete Thäligkeit ausüben, würde dann, wenn die von den Landwirthen in« öffentlichen Verkehre verwendeten Aichgegenstände der durch die Verordnung vom 8. April 18S3 vorgeschriebenen Nachaichung nicht unterzogen werde sollten, der Zweck dieser Verordnung, einen möglichst geordneten Stand d«S Maaß- und Ge wichtswesens im Lande herbeizuführen, rücksichtlich der von den Landwirthe» benutzten Maäße, Gewichte und Waagen rc. nicht erreicht werden. Der Herr Bürgermeister in Radeburg, sowie die Herren Gemeindevorstände im Bezirke der unterzeichneten Königlichen Amtshauptmannschaft erhalten daher verordnungsgemäß hiermit An weisung, in Zukunft bei Aufstellung der im 8 4 der angezogenen Verordnung vorgeschriebenen Verzeichnisse auch diejenigen Landwirthe zu berücksichtigen, welche Aichgegenstände im öffentlichen Verkeh e, d. h. bei dem Verkauf ihrer Erzeugnisse oder von Maaren aller Art verwenden.? Großenhain, am 19. Dezember 1894. Die Königliche Amtshauptmannschaft. 3!77 5. v. WUuckl. H Zum Weihnachtsfeste. Vom Himmel in die tiefsten Klüfte Ein milder Stern herniederlacht; Vom Tannenwalde steigen Düste Und hauchen durch die Winterlüste, Und kerzenhelle wird die Nacht. Mir ist das Herz jo froh erschrocken, Das ist die liebe Weihnachtszeit! Ich höre fern her Kirchenglocken Mich lieblich heimathlich verlocken In märchenstille Herrlichkeit. Ein frommer Zauber hält mich wieder, Anbetend, staunend muß ich stehn; ES singt auf meine Augenlider Ein goldner Kindert aum Hemieder, Ich sühl's, ein Wunder ist gescheh«. So schildert der Dichter treffend die Weihnachtsstimmung, so gehet sie am heiligen Abend und am Festmorgcn durch die ganze Welt. Sie bleibt nicht aus, auch in schlimmer Zeit nicht. Ob es einem erst auch lange nicht „w.e Weih nachten" werden wollte, am Abend, wenn die Lichter auf flammen am Tannenbaum, da kommt sie noch, wie dringt sie leise, heimlich, aber unwiderstehlich ans Herz heran und hinein, es mit guten, friedlichen Gedanken, mit Liebe, Hoffnung und Bertrauen erfüllend. Nur wenige Menschen sind so verbittert oder so blasirt, daß sie auch zu Weihnachten unempfindlich wären. Zum Wenigsten merken sie gegenüber der von Glückesahnung er füllten Welt die Oede des eigenen Herzens und Lebens, und große Anstrengung kostet es dann oft, erwachende sehnsüchtige Gedanken wieder zu ertödten und den alten Groll oder Stumpfsinn zu behaupten. Die Meisten aber lassen sich vom Geiste der Freude und des Friedens gern mit fort nehmen. Es thut ja auch so wohl, in dem hastigen Treiben unserer Zeit einmal eine Weile auszuruhen, einmal das häusliche Glück, das einem Gott geschenkt hat, zu genießen, ivozu man sonst vor Berufs, und gesellschaftliche» Pflichten nicht kommt; cs thut so wohl, einmal alle die Zeilsorgen und -Röche, kleine und große, als da sind Sorgen um das Geschäft wegen der wachsenden Konkurrenz, Sorgen um die herailreifenden Kinder wegen der Ueberfüllung aller Stände, Sorgen um die Roth des Kleingewerbes und der Landwirth- schaft, Sorgen wegen der wachsenden Frechheit der Vertreter böser, die alten heiligen Ordnungen untergrabender Be strebungen und wegen der mangelnden Energie, ihnen zu be- gegne « — es thut so wohl, sie alle einmal zu vergessen und zu träumen von Friede und Glück und in seligen Ahnungen sich zu ergehen, wie in der schönen Kinderzkit. WeihnachtSstimmung — o daß man sie festhalten könnte, daß sie nicht so gar flüchtig wäre! Aber wir wissen es schon, wenn die Lichter verlöscht sind, wenn der Jubel der Kinder verhallt ist, dann wird die graue Sorge mit ihrem Jammer gesicht wieder zum Fenster hereinschauen und an die Thür klopfen mit ihrem knöchernen Finger, der Kampf der Parteien und Stände, der eine Weile geruht, wird wieder anheben, als wenn es kein Weihnachten gäbe, der gemeine Strom der Dinge wird uns mächtig zurückreißen wollen. Auch dieses WeihnachtSfcst wird wahrscheinlich die ersehnte Wendung in der äußeren Gestaltung der Dinge nicht bringen. Aber etwas kann es uns doch bringen, nämlich eine innere Erfrischung, eine innere Erhebung und Kräftigung, die wir so nöthig haben in unserer schweren Zeit, und damit doch auch den Anfang zur Besserung. Rur müssen «vir auch unser Theil dazu beitragen, daß das erreicht werde. Und das können wir, wen» wir Weihnachten nicht bloß be gehen mit kurzlebigen sentimentalen Gefühlen und Betrachtungen, sondern mit alter deutscher Gründlichkeit und Frömmigkeit. Die Weihnachtsstimmung kommt doch nicht von ungefähr, sondern der Glanz und die Freude mitten in der kalten Winterszeit sind der Abglanz von einer lichten geschlchtlichen Thatsache, von der einzigen großen Liebes- und Snadenthat Gottes, deren Bedeutung wir in die Worte zusamnmnassen, Gott ist Mensch geboren. „Ich fühl's, ein Wunder ist ge schehen". sagt der Dichter. Die Millionen Herzen, die heute froh beklommen klopfen, ahnen und fühlen e« auch. Wir müssen aber nun einen Schritt weiter gehen. Wir müssen uns in den festlichen Tagen die Zeit nehmen, dem Wunder gläubig näher zu treten, damit die Ahnung zur Gewißheit werbe. Wir müssen die liebliche, heilige Ruhe des Festes au.-nützen. Gerade die Weihnachtstage sind ja so geeignet zu stillem Sinnen, zu stillem Bewegen im Herzen! Wenn über olcher Festfeier vor dem Lichte der Weihnachtsbotschaft die Schatten falscher hoher Meinungen über unsere eigene Be deutung und die Größe unserer Zeit von unsere» Seelen gewichen sind und unser Geist vielmehr vor der unendlichen Liebe Gottes ehrfürchtig anbetcnd stille steht, wenn vor unserem geistige» Auge das liebliche Kind in der Krippe wächst zum Dornengekrönten und weiter zum ewigen Könige und Herrn Himmels und der Erden und unseres eigenen Herzens und Lebens, dann, ja dann wird der Glanz dieses WeihnachtS- festes noch lange in unserem Herzen und in unserem Leben fortleuchten. Wir gehen reichbeschenkt von dannen. Das Wunder ist auch an uns geschehen. Der Heiland ist uns und in uns geboren. Und was unserer Zeit fehlt und sie doch allein von ihren Nöthen heilen kann, das haben wir dann, unser Christkind beschenkt uns damit: gläubiges Gott vertrauen und selbstlose Liebe. Und der Engelsgruß an die Menschheit, jetzt meist unverstanden und unerwidert, wird dann ein fröhlich zustimmendes Echo finden: Ehre sei Gott in der Höhe, und Friede auf Erden, und den Menschen ein Wohlgefallen! Ta-eS-eschichte. Deutsches Reich. Der Gesetzentwurf, betreffend die anderweitige Ordnung des Finanzwesens des Reiches, der von Neuem dem BundeSrath vorgelegt ist, geht davon aus, daß für die nächsten fünf Jahre die Matrikularbeiträge die Ueberweisungen an die Einzelstaaten nicht übersteigen dürfen, also, soweit das nach dem Etatsentwurf der Fall sein würde, durch neue Steuern gedeckt werden müssen. Es besteht die Absicht, sowohl die Reichs- wie die preu ßische Landesvertretung demnächst mit der gesetzlichen Rege lung der Aussicht über den Nordostseckanal zu befassen. Allem Anschein nach ist der Wunsch vorherrschend, ebenso wie die Ausführung des Baues auch die Verwaltung und Beaufsich tigung des Verkehrs auf dem vollendeten Kanal durch das Reich wahrnehmen zu lassen. Die ganze Materie ist indes ziemlich verwickelt, und die Lösung der bereits vorhandenen und noch rm Hintergründe schlummernden Schwierigkeiten dürfte nicht ohne einige Reibung gesunden werden. Die Einrichtung einer Reichslotterie soll in Regierungs kreisen geplant und in gewissem Sinne auch bereits in die Wege geleitet sein. Im Allgemeinen denkt man dabei an eine Ausdehnung der Einrichtung der preußischen Staats- lmtcrie über das ganze Reich unter Entschädigung der Ein zelstaaten für Aufgabe ihrer Staatslotterien. Aus dem Be streben, diese Entschädigung möglichst in mäßigen Grenzen hallen zu können, ist der kürzlich veröffentlichte Erlaß der preußischen Lotterie - Direktion an die Kollekteure über die Denunziation der Händler auswärtiger Loose zu erklären. Man will eben den Vertrieb der Loose der anderen Bundes staaten möglichst zurückdrängen, um dann auch mit geringerer Entschädigung davonzukommen. Thatsächlich können Lotterien, wie die Hamburger, die Braunschweigische, die Mecklenburgische und auch die Sächsische in dem bisherigen Umfange sich gar nicht erhalten, sobald ihnen der Absatz nach Preußen abge- schuitten sei. Ueber den an sich recht gleichgiltigen Umstand, ob der Präsident von Levetzow in den Schlußworten, mit denen er am 17. ds. MtS. den beschlußunfähigen Reichstag entlassen hat, von einem „beschämenden" Schauspiel gesprochen habe, oder nur von einem Schauspiel, da- sich nach den Weihnachts ferien hoffentlich nicht wiederholen werde, ist in einigen Blättern ein Streit entstanden. Wer jene Ansprache auf merksam mit angehört hat, weiß, daß der Herr Präsident thatsächlich von einem beschämenden Schauspi-l gesprochen hat. Die, Freisinnige Zeitung" beruft sich zum Beweise des Gegen- theils auf den sogenannten amtlichen Reichstagsbericht. Als ob der Herausgeber dieses Blattes nicht aus eigener Er fahrung wüßte, daß manches rasche Wort nachträglich gestrichen, ja oft sogar ein ganzer Satz geändert oder fortg »lassen wird! Nur da« unverbesserte Stenogramm einer Reichstagsrede besitzt eine Beweiskraft. Bier deutsche Kriegsschiffe, die seit mehreren Jahren der Heimath fern auf überseeischen Stationen gewesen sind, werden demnächst heimkehren. Es sind die Kreuzer „Alexandrine" (seit Oktober 1890 dem deutschen Kreuzergeschwader zu Sidney angehörend, jetzt in Ostasten) und „Sperber" (zuerst 1889 in Ostafrika, dann auf der australischen Station weilend), und die beiden Kanonenboote „Wolf" (seit dem 8. April 1888 im überseeischen Dienste) und „Iltis" (seit dem 13. April 1887 unter der Flagge). Als Ersatz für die ausbesserungsbedürftige „Alexandrine", einem Kreuzer dritter Klaffe, ist „Prinzeß Wilhelm", ein Kreuzer zweiter Klaffe, in Aussicht genommen. Der „Sperber" wird durch den neuerdings umgebauten Kreuzer „Habicht" ersetzt werden. Für „Wolf" und „Iltis" sind die beiden Kreuzer „Kormoran" und „Schwalbe" als Ersatz in Aussicht genommen. Krankreich. Hauptmann Dreyfus wurde zu lebens länglicher Deportation nach einem befestigten Platze einstimmig veruriheilt. Die Berathungen des Gerichtshofes dauerten 1'/« Stunde. DaS Urtheil wurde öffentlich verlesen; das selbe besagt, das Kriegsgericht, das mit Ausschluß der Oefsent- lichkeit verhandelte, legte seinen Mitgliedern die Frage vor: „Ist der Kapitän Alfred DreyfuS vom Generalstab schuldige im Jahre 1894 einer fremden Macht oder deren Agenten eine gewisse Anzahl geheimer Dokumente ausgeliefert zu haben, welche dieser Macht ein Mittel zur Kriegführung gegen Frankreich gegeben haben?" Der Gerichtshof beant wortete diese Frage einstimmig mit „Ja, der Angeklagte-ist schuldig". (Lebhafte Bewegung im Zuhörerraum, Rufe: Es lebe das Vaterland") In Folge dessen, fuhr der Präsitenr fort, verurtheilte das Kriegsgericht den Kapitän Dreyfus zu: Deportation nach einem befestigten Platze und zur mili - tärischen Degradation; ferner wirs Dreyfus zur Tragung der dem Staate erwachsenen Kosten verurtheilt. Das Unhei. soll dem Verurtheilten vor versammelter Mannschaft verlese- werden. Der Verurtheilte habe 24 Stunden Zeit zur Ein legung der Revision. — Rach Verkündigung des Urtheil verließ DreysuS in Begleitung eines Frirdensoffiziers u, > eines Gesangcnaussehers und gefolgt von einem Lteutcnai den Gerichtssaal. Die kappe hatte der Verurtheilte übe - die Augen gezogen. Die ziemlich zahlreiche Menge verharr : in Schweigen, es fand keine Kundgebung statt. — Der Ur-
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