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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.03.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-03-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000309015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900030901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900030901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
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In der Folgezeit sind I noch mehrere Plätze auf Panay und der Insel Romblon hinzu-! gekommen, und die Nachricht, daß eine Expedition nach Albay, I Samar und Leyte entsandt sei, läßt hoffen, daß auch dort bald! normale Zustände sich wieder einstellen werden. Freilich kann! man von normalen Zuständen doch wohl noch nirgends sprechen, I so lange wir unter martial lav stehen. Immerhin scheint es! wirtlich den Amerikanern gelungen zu sein, in den Provinzen! von Nord-Luzon: Eagayan, Isabela und Nueva Vizcaya einiger-1 maßen Ruhe und Ordnung wieder herzustellen. Wie lange sich! dieser Zustand erhalten wird, ist freilich noch abzuwarten. Bis-! her haben die neuen Herren des Landes ein merkwürdiges Geschick! darin bewiesen, die kaum gewonnenen Sympathien der! Eingeborenen schnell wieder zu verscherzen. Nur! dem Druck der Tagalenwirthschaft auf den von anderen Stämmen! bewohnten Provinzen und der langen Dauer des Kriegszustandes ist es zuzuschreiben, wenn die Ankunft der Amerikaner wenigstens fürs Erste als eine Erleichterung empfunden wird. Daher ist auch mit großer Wahrscheinlichkeit zu erwarten, daß die Ameri kaner in vielen nicht von Tagalen bewohnten Provinzen und Inseln bei ihrer Ankunft mit Freuden begrüßt werden. Anders verhält es sich mit den Tagalogprovinzen. Hier ist noch für lange Zeit auf die Rückkehr geordneter Zustände nicht zu rechnen, und auf Jahre hinaus wird jeder einzelne Platz von einer amerikanischen Garnison besetzt gehalten werden muffen. Wie wenig die Amerikaner thatsächlich in diesen Provinzen erreicht haben, dafür sind der beste Beweis die ununterbrochenen Unglücksfälle, welche den Eisenbahnzügen auf ihren Fahrten zwischen Manila und Dagu- pan zustoßen. Ein aus der Nähe von Concepcion südlich von Tarlac kürzlich zurückgekehrter Deutscher erzählt, daß in den von Amerikanern bewohnten Städten fast jeder Eingeborene seine Waffen verborgen aufbewahrt; sobald man aber aus dem Schutz der amerikanischen Vorposten sich herauswagt, stößt man sofort auf Jnsurgentenhaufen, die plündernd das Land durchziehen. Diese Scenen spielen sich in den nominell pacificirtrn Provinzen nördlich von Manila ab; der eigentliche Kriegsschauplatz ist jetzt nach den südlich von Manila gelegenen Pro vinzen Batangas, Cavite, Laguna verlegt worden, wo Agui- naldo selbst an der Spitze der Jnsurgententruppen den Ameri kanern gegenüberstehen soll. Bon einzelnen Soldaten, die dabei gewesen waren, erfuhr man unter der Hand, daß nicht Alles ganz nach Wunsch ging, und die Verluste der Amerikaner in einigen Gefechten recht große gewesen find. Neuerdings verlautet, daß die Insurgenten es überhaupt nicht mehr auf ein Gefecht an kommen lassen, sondern sich stets vor Ausbruch der Feindselig keiten zurückziehen. Der Wechsel in der Taktik ist ein so plötz licher, daß man eine List dahinter wittert, die die Amerikaner veranlassen soll, immer weiter vorzudringen, wodurch den Insur genten die Möglichkeit geboten würde, ihre Linien zu umgehen und das schwach besetzte Manila anzugreifen. Die Thatsache, daß Aguinaldo, dem die Amerikaner angeblich im Norden Wochen lang dicht auf den Fersen waren, nun doch schon geraume Zeit in Cavite sich aufhält, zeigt einmal wieder, daß es für die Inder Terrainschwierigkeiten kaum giebt. Mit größter Leichtigkeit können sie ihre Truppen von Ort zu Ort bewegen und werden eine ununterbrochene Wachsamkeit an der ganzen Gefechtslinie er forderlich machen. Daß aber die Amerikaner derartig falsch orientirt worden sind, liegt in dem Charakter des Inders be gründet. Wenn man einem ungebildeten Philippiner eine Frage vorlegt, so ist seine einzige Ueberlegung, welche Antwort dem Fragesteller wohl di« angenehmste sei, und danach richtet er sie ein. Nur so ist es erklärlich, daß selbst in den Aguinaldo feindlichen Jgorrotenprovinzen die Amerikaner eine zwecklose, „rviick r-oose- edase" hinter Aguinaldo her anstellten. Als treue Anhänger folgen dem ehemaligen Präsidenten und jetzigen Dictator diel Herren Pedro und Maxrmino Paterno, Leon Guerrero und! Aguedo Delardo. Pedro Paterno hat erklärt, daß daS Programm der Revolu-I iionSregierung noch mit der Zustimmung der Masse des Volkes! rechne, und daß sie deswegen den Kampf mit den Waffen in der! Hand fortsetzen werde, so lange daS Volk nicht seine! Unterstützung verweigere. Er hofft auf die Ent-! scheidung des CongreffeS in Washington, welche, wie er glaubt,! oen Philippinern die Selbstverwaltung zugestehen würde. Auf! andere Weise hält er die Beendigung der Wirren für aus geschlossen. Amerikaner und Inder rechnen beide bei ihren Calculationen mit einem Factor, der nicht existirt: daS ist die Sympathie deS philippinischen Volkes. Die Philippiner sagen, eS find nur einige reiche Leute, welche sich den Amerikanern an schießen, das Volk ist auf unserer Seite; die Amerikaner sagen, » find nur einige Räuberbanden, gegen die wir zu kämpfen haben, das Volk ist für unS. In dieser Ausdehnung haben wohl beide Parteien Unrecht. Zwischen den bewaffneten Jnsur- gentrnbanden und den reichen Amerikafreunden befindet sich wahr scheinlich die große indifferente VolkSmasse, der S ziemlich gleich- giltig ist, wer regiert, wenn nur der Friede wiederkehrt, wenn nur leicht Geld verdient werden kann und wenig Abgaben bezahlt werden müssen. In letzterer Beziehung haben die Amerikaner die Inder bitter enttäuscht. Nicht nur werden jetzt alle Abgaben mit der größten Strenge eingefordert — jede Tintahan (kleiner indischer Laden), jede Früchteverkäuferin, jeder Wasserträger muß fetzt zahlen —, sondern in einigen Fällen sind auch trotz d«S Pariser FriedenSvertrage» von Spanien anerkannte Vorrechte einfach entzogen worden, wie zum Beispiel der freie Wasserver brauch aus der städtischen Wasserleitung. Ver Krieg in Südafrika. —i». Die mit Spannung erwarteten weiteren Meldungen Lord Roberts' über die Kämpfe am Modderfluffe im Oranjefreistaate waren bis gestern Abend nickt ein getroffen. Statt dessen wird aus Brüssel gemeldet, die Boeren seien gezwungen, infolge der erdrückenden eng- liscken Uebermacht die Stellung bei Osfontein auf- zugeben. Man befürchte die Umzingelung deS Borren- GeneralS Dewet, falls ihm nicht ein schleuniger Rückzug gelingt. Diese Brüsseler Meldungen sind um so mehr mit Borsicht aufzunehmen, als vr. LeydS erst dieser Tage erklärt hat, daß von der dortigen TranSvaalgesandschaft keinerlei Nachrichten auSgegeben würden. Besonders günstig lauten freilich auch die Telegramme der englischen Blätter nicht für die Boeren, aber man wird nicht eher klar sehen, als bis amtliche Meldungen von Lord Roberts vorliegen, denen man winigstenS, soweit sie nicht in London corrigirt werten, größeres Vertrauen als denen der übrigen britischen Generäle, nament lich denen Buller's, entgegenbringen kann. Wie wenig übrigens von einem Sieg der Engländer bei Paardeberg-KoodooSrand gesprochen werden kann — die Capitulation Cronje'S erfolgte bekanntlich nur wegen Mangels an Lebensmitteln und Munition — zeigt folgende Nachricht: * Eapstadt, 8. März. (Telegramm.) Zwei Schwadro- nen irregulärer Cavallerie, die nach einer Nachricht vom 13. Februar vermißt wurden, sind nach Paardeberg zurück- gekehrt. Die dritte Schwadron (150 Mann) ist gefangen genommen und uach Pretoria geschafft worden. (Wiederholt.) Man siebt, daß die Boeren dort stellenweise mit Glück gekämpft haben und daß, wenn nicht andere Factoren mit gespielt bätten, der AuSgang der dortigen Kämpfe für Roberts vielleicht eia weit weniger erfreulicher gewesen wäre. Aus Mafeking kommt jetzt doch weniger optimistische Kunde. Man meldet UNS: * Landon, 8. März. (Telegramm.) Dem „Neuter'schrn Bureau" ist eine Depesche aus Mafeking unter dem 19. Februar zugegangen, die lautet: Unter den Kindern im Frauenlager wiithen Typhus und Malaria, unter der Besatzung herrschen Dysenterie und Magenkrankheiten wegen Mangels an guter Nahrung, namentlich an Pflanzenstoffen. Die Spitäler sind überfüllt. Der Kinderfriedhof beim Frauen- lager wird von Woche zu Woche größer. Der Feind beschießt von vorgeschobenen Posten auS die Hauptstraße und den Markt. Seit dem Anfang« der Belagerung sind 292 Per sonen getödtrt und verwundet worden. Di« Brsatzuog ist Nein, Jedermann aber zum Au-Halten rntschlossen. Seitdem wird eS nicht besser geworden sein, und man kann eS nur bedauern, daß so viele unschuldige Menschen leben dort dem goldenen Kalbe geopfert werden. Entsetzt ist der Platz noch nicht. Aus dem Norden der Capeolanie folgt eine Nachricht der anderen über den Rückzug der Boeren. Sie haben keine weitere Bedeutung und entsprechen nur dem neuen Kriegsplane der Boeren. Heute berichtet man unS: * London, 8. März. (Telegramm.) Dir Blätter bericht«» aus Molteuo unter dem 8. dS. Mts.: Die britischen Truppen haben letzte Nacht Burgher-dorp ohne Widerstand be setzt. (Wdhlt.) Nunmehr haben die Engländer auch die TranSvaalgrenze überschritten. Der „Frkf. Ztg." wird darüber in Ergänzung unserer Tele gramme berichtet: * London, 7. März. Die „Central News" meldet aus Durban: Eine fliegende Colonne hat die Grenze von Zululand und Transvaal überschritten. Dieser Einfall geschah am 23. Februar. Unsere Colonne war ousgeschickt, um eine große Abtheiluug Boeren, die Raubzüge machten, zurückzutreiben. Durch einen forcirtrn nächtlichen Marsch erreichte sie Melmoth am 22. Februar, gerade zeitig genug, um den Ort vor Besetzung durch die Boeren zu schützen. Patrouillen der Boeren waren in der ganzen Umgegend, ober sie zogen sich auf die Hügel zurück und nach Ankunft unserer berittenen Leute über- schritten unsere Truppen am folgenden Tage die Grenze. Eine stärkere Colonne wurde letzte Woche auSgeschickt. Diese bestand auS KingS Royal Rifles, berittener Infanterie, einigen Kundschaftern, einer Abtheiluug Natalscher Polizei mit einer Maxim-Kanone und einem neuen Schncllfeuergeschütz der Natalschen Artillerie. Die ganze Trupp« war unter Commando von Major Prendergast. Nach Ueberschreitung der Grenze bewegte sich unsere Colonne auf den Latasa-Hügrl zu, der ungefähr neun englische Meilen von der Grenze entfernt aus TrauSvaalschem Gebiet« liegt. Hier verschanzte sich unsere Truppe. Boeren-Pakouilleo wurden häufig geseheu und täglich gab eS fortwährend Scharmützel. Eine klein« Truppe von sechzig Boeren wurde von 25 Mann unserer Kund schafter in eine Falle gelockt. Sie eröffneten dann ein Feuer von verborgenen Stellungen auS. Dir Boeren flohen und ließen drei Tobte und vier Verwundete zurück. Andere Abtheilungen der Boeren sind zerstreut und da» Land ist durch unsere Leute viele Meilen weit ringsum patrouilltrt. Unsere Verluste sind bis her gleich Null. * Landan, 8. Mär». (Telegramm.) Die Nachricht der , gestrigen Abendblätter aus Durban, daß eine englische I fliegende Colonne von Zululand her in Transvaal I eingrrückt sei, bestätigt sich. Di« Colonne, dir au» be- I rittener Infanterie, der Natal-Polizei und Feldartillerie mit I einigen Maximgeschützen besteht, ist bi» zum Catasa-Hügel ge kommen, der neun Meilen jenseits der Grenze liegt. (Wiederholt.^ Bielleickt taucht nun wieder der vielerörterte Plan einer I Invasion Transvaals vom Zululande in großem Stil auf. I Sie wäre schwierig auszusühren, brdrutete aber die Bedrohung Pretorias von zwei Seiten aus und würde die boerischen Streitkräfte in bedenklichster Weise zersplittern. Im Uebrigen liegen noch folgende Meldungen vor: * London, 8. März. (Telegramm.) Die zweite Ausgabe der „Times" bericktet au- Lourentzo Marques unter dem 6. d. M.: Präsident Krüger hat am Vorabende seiner Abreise von Pretoria nach Bloemfontein erklärt, der Zweck der Reise sei, ein Lompromiß abzuschließen. Er glaube, daß die Angelegen- hriten zu Jedermanns Zufriedenheit geordnet würden. * München, 8. März. (Telegramm.) „Correipondenz Hoffmann." Die großbritannische Gesandtschaft in München hat in einer an das Ministerium des königl. Hauses und des Aeußeren gerichteten Note gegenüber gegentheiligen in der Presse verbreiteten Nachrichten in officieller Weise festgestellt, daß von den britischen Truppen in Südafrika keine Expansivgcschosse (exponclinx bullet«), sondern nur feste Geschosse (soliä bullet«) verwendet worden seien, und daß die Etikette „Dum-Dum" bei den Geschossen nicht beweise, daß eS sich um expansive Dum-Dum-Geschoffe handelt, sondern daß hierdurch nur die Fabrik bezeichnet ist, wo sie hergestrllt worden sind. Anticngltsche Demonstrationen in Frankreich. * Bordeaux, 8. März. (Telegramm.) Eine Anzahl junger Burschen machte gestern Abend den Versuch, vor dem englischen Consulate eine Kundgebung zu veranstalten, sie wurden aber von der Polizei auseinander getrieben. Als sie sich vor der Wohnung des englischen Consuls von Neuem sammelten, griff die Polizei aber mals ein und verhaftete drei Lärmmacher. * Bordeaux» 8. März. (Telegramm.) Die Polizei ver haftete heute Nacht noch den vierten der an den Kund gebungen vor dem englischen Consulate betheiligten Leute, einen Schüler deS Lyceums. Weitere Verhaftungen werden erwartet. Der Staatsanwalt verhörte heute früh die Verhafteten. Die Bevölkeruug verurthrilt einstimmig die Kundgebungen. Der Präfect und der Maire drückten dem englischen Consul ihr Bedauern über das Vorgefallene aus. Die ganze Voerenmacht wird jetzt auf 40 000 Mann ohne Freiwilligencorps und Aus ständische aus dem Capland berechnet. Bis zum 15. Januar waren nach einer Meldung auS Pretoria 46 500 Erkennungs zeichen an Boerenkämpfer ausgegeben. Zieht man davon den Verlust von etwa 6500 Mann (balb so viel wie bei den Engländern) ab, so bleiben ungefähr 40 000 Mann übrig, von denen der größere Theil zum Entscheidungskampf ver- ammelt sein könnte- Die Action der ikapholländcr. L.-0. Capftadt, 5. März. Dem Aufrufe der politischen Organisationen der holländischen Bevölkerung der Capcolonie ist fast gleichzeitig ein überaus energisch gehaltenes Manifest der holländischen Kirche gefolgt und hat, wie jener, die voll- tändige Unabhängigkeit der beiden Beorenrepubliken als erste Bedingung jedes zukünftigen Friedens und einer Aussöhnung des holländischen mit dem englischen Elemente in Südafrika aufgestellt. DaS Uitlander Comitö befindet sich dieser Thatsache gegenüber in so hilfloser Lage, daß eS nach den verzweifeltsten Mitteln greift, um diesen fortgesetzten Kundgebungen der öffentlichen Meinung die Spitze abzu brechen und daS umsomehr, als der größte Theil der ein geborenen Engländer keineswegs mit den Uitlandern sym- patbisirt, sondern, wenn auch nicht aus Sentimentalität, sondern auf Grund nüchterner Erkenntniß der Lage gleich falls die Ansicht vertritt, daß ein Gedeihen der Cap colonie nur möglich, wenn die beiden Volksstämme sich aussöhnen und daß eine Annection der beiden Re publiken auf mindestens eine Generation hinaus jede ruhige Entwickelung unmöglich machen würde. Herr RhodcS und seine Leute aber wollen um jeden Preis sich zu unbedingten Herren der Gold- nnd Diamantengruben des Landes machen und scheinen entschlossen, mit allen Mitteln den Aeußerungen der Bevölkerung der Capcolonie ein Paroli zu bieten. Sie versuchen jetzt, was ihnen noch an Rowdyelementen in Capstadt und den Hafenorten ge blieben, zu Demonstrationen zu organisiren und ihre Presse kündigt bereits ganz offen an, daß alle zukünf tigen Versammlungen der Holländer gewaltsam gesprengt werden würden, ganz wie man das in England thut, obwohl man doch noch die große Mehrheit der öffentlichen Meinung sinter sich hat. Der nächste Schritt der Holländer wird ein ehr feierlicher und sozusagen officieller sein, nämlich eine ormelle Erklärung de» Cap Ministerium», welche die »ritische Regierung in ernstester Weise warnen soll, etwas zu thun, was unter der Bevölkerung des CaplandeS den Verdacht bestätigen könne, als wolle man wirklich die Unab hängigkeit der beiden afrikanischen Republiken vernichten. Sollte das trotzdem geschehen, so würden die Folgen un berechenbar sein, daS Ministerium aber müsse jede Verant wortlichkeit für dieselben ablehnen. Welche Form dieser Protest nehmen wird, ist noch nicht cndgiltig entschieden, man schwankt zwischen einem der Regierung durch Vermittelung Sir Alfred Milner'S zuzusendenden Protest und einem Be schluß deS CapparlamentS, dessen Resolution man dann in möglichst officieller Form in London notificiren will. Der meisterhafte Rückzug der voere« van Ladysmith Jetzt kommen selbst einzelne englische Correspondenten und erkennen an, daß der Entsatz von Ladysmith weder ein Erfolg der englischen Waffen, noch der britischen Taktik war. So schreibt der Correspondent des „Standard": „Ladysmith, den 3. März 1900. Die Boeren haben ihren Rückzug in überaus meisterhafter Weise durckgeführt (in n most masterly kasbion), sie haben sich auS der ganzen Um gegend zurückgezogen, ohne auch nur einen einzigen Wagen oder Ochsen zu verlieren. Nur einige wenige kleine (aber leere) Lager fielen in unsere Hände. (Damit wären die mit so zahllosen pikanten Dstail» gespickten Lügrnbericht« d«r übrigen Blätter und sämmtlichen englischen Agentur«» ab- gethan, welche riesige Lebensmittel- und MunitionSvorräth«, zahllose Wagen mit werthvollstem Kriegsmaterial, Tauseude von Sätteln und ganze Viehheerdea in den verlassenen gr^sn Feldlagern erbeutet haben wollten.) Thatsächlich besäumen wir uns in einem Zustande, welcher nur sehr schwache Anstrengungen gestattete, um unS in dielen Rückzug zu mischen, und die, welche wir machten, waren vollständig wirkungslos. Unsere Kanonen wurden gerade in Action gebracht, als der letzte Babnzug mit Boeren aus der Moddrrspruitstation hinausdampfle. Unsere Infanterie und Artillerie vermochte nur ihren letzten Nachtrab, etwa 400 Manu von Pepworthhill zu delogiren. Obwohl selbst diese kleine Expedition ihren Zweck verfehlte, war sie bemerkenswerth, als ein Beweis ür den Eifer unserer Leut« an unsere bisherigen Belagerer beranzukommen. Sie gingen mit Eifer an ihre Aufgabe, obwohl sie so erschöpft durch Entbehrungen waren, daß sie sich selbst kaum von der Stelle schleppen konnten. Die Thiere waren ebenso fertig; zwei der sorg fältig crlesenen Artilleriepferde erlagen der kurzen An strengung im Harnisch. Lord Dundonald'S Cavallerie versuchte nicht einmal eine Verfolgung .... General Buller'S Armee ist in Bivonak gegangen. ES ist unmöglich, vorherzusagen, waS unsere nächste Bewegung sein wird, viel bleibt zu thun, ehe die Truppen soweit mobil gemacht werden können, um wieder das Feld zu nehmen: ES muß für Train und Transport mittel gesorgt, die Eisenbahnbrücken und Bahntunnel müssen wieder bergestellt werden, welche der Feind auf seinem Rückzüge überall zerstört hat und dann vor Allem für ein« schnelle und brauchbare VerpflegungSlinie gesorgt werden. Im Lazareth in Ladysmith liegen allein 800 TyphuSkrank«. Die Zukunft der beiden Republiken Anknüpfend an die Ausführungen einer eben erschienene» englischen Monatsrevue widmet die „Morning Post" der Frage der künftigen Regierungöform deS Trans vaals und deSOranje-FreistaateS eine eingehende Be trachtung, in der sie ausführt: „Nur eine einzige Auffassung des Zweckes, zu dem Großbritan nien den gegenwärtigen Krieg unternahm, kann einer logischen Erwägung der Thatsachen Stand halten; nur «ine Lösung der Frage kaun von Allen, die diesen Zweck begriffen haben, al» daS Resultat des Kriege-in Betracht kommen. Der Streit zwischen Großbritannien und der Südafrikanischen Republik ergab sich auS zwei Punctea, di« auf einen gemeinsamen Ursprung zurückgehen. Die südafrikanische Re gierung betonte ihr Recht, die britischen Unterthaaen innerhalb ihres Territoriums als Fremdlinge zu behandeln, und stellte gleichzeitig die Forderung auf, rin souveräner Staat sein zi/h>ollen, über den die Regierung von Großbritannien keinerlei Vormundschaft ausüben sollte. Keiner dieser beiden Puncte konnte von der britischen Regierung in seiner Berechtigung anerkannt werden. Ein Zustemd der Dinge, bei dem britische Unterthanen, die mindestens die Absicht haben, sich dauernd in Südafrika niederzulassen, in einem Theil« Les Landes alle Rechte freier Bürger genießen und in einem anderen Theil von diesen Rechten ausgeschlossen werden konnten, mußte als ein förmlicher gesellschaftlicher Belagerungskrieg dazu führen, daß ent weder die britische oder die holländische Bevölkerung in sociale und politische Knechtschaft versank. Die Absicht der britischen Regierung und der Wille des britischen Volkes war von allem Anfang an der, daß die britischen und holländischen Colonisten, politisch und social gleichberechtigt, Seite an Seite leben sollten und daß eine eventuelle Abweichung von dieser Gleichberechtigung nicht zum Nachtheil der Briten ausfallen dürfte. Die Forderung deS Transvaals nach vollständiger Unabhängigkeit war und ist mit der Großbritannien durch seine süd afrikanischen Besitzungen auferlegt«» Verpflichtung unvereinbar, den Frieden, die Ordnung und Gesetzmäßigkeit innerhalb seines eigenen Machtgebiets aufrecht zu erhalten. Zwei Staatsideale sind in Südafrika neben einander aus gewachsen. Das eine haben die britischen Colonisten mit sich gr« bracht: Las Ideal einer Negierung unter demokratischen Institutionen, die der freien Entwickelung eines jeden Einzelnen nicht» in den Weg stellen. Diese» Ideal hat in den letzten Jahren durch das wachsende EinheitSbewußtsein deS britischen Volkes, durch da» den südafrika- Nischen Colonisten zum Bewußtsein gebracht wurde, daß ihr Staat nur ein Theil eines größeren Staate» ist, eine große Wirkung erfahren. Neben diesem Ideal hat sich das Boeren-Jdeal erhoben, das in der Abneigung gegen alle Regieruug-formea wurzelt. DaS „Trekkrn" der Boeren war eine Auflehnung gegen jene Fesseln, die mit einer systematischen und civilisirten Regierung untrrunbar verbunden sind. Nachdem die Trekker sich über die Gegenden, di« jetzt al» Oranje- Freistaat und Transvaal bekannt sind, au-gebreitet hatten, zwang sie die Nothwendigkeit einer Bertheidiguug gegen die Wilden zur Schaffung einer Art von Regleruug. Aber ihre Regierung«» brachen wiederholt zusammen und die britisch« Aunrxion de» Transvaal» wurde durch die Unfähigkeit der Boeren, ihre eigenen Angelegenheiten zu verwalt«», direct herausgefordert (?). Würden Trantvaal oder der Oranje-Areistaat eine vollständige geographisch« Einheit bilden, dann hätten die beiden Staaten ihre absolute Unabhängigkeit ohne Schaden sür Großbritannien genießen könne». Aber di« Terri torien, die dies« Staaten inne haben, sind Theil« «ine» größrrrn geographisch«« Ganz«», das alle britisch - südafrikanischen Colonien rinschließt, und es ist so unmöglich, in diesen Territorien zwei einander befehdend« Re- gierung-jysteme walten zu lassen, wie e» für einen und denselben Menschen unmöglich ist, zwei von einander unabhängige rivalisireade Gehirne zu haben. Der Krieg muß entweder zur Zer störung der Boerenrrpubtikea oder zur Zerstörung der britischen Herrschaft in Südafrika führe». Da« ist die harte unerbittliche Logik oder — wenn der Ausdruck besser gefällt — die Moral der Situation. Großbritannien hat einmal — »b nun im vollen Bewußtsein der Notar feines Unternehm»»« oder nicht Die Morgrn-AuSgabe erscheint um '/,? Uhr, di« Abend-AuSgabe Wochentags um 5 Uhr. Ledaction und Expedition: Iahanni-gaffe 8. Ve Expedition ist Wochentag« nnnnterbrochen geöffnet von früh 8 bi» Abend» 7 Uhr. «-zu,SPre» !d der Hauptexpedition oder den im Stadt- bezirk und den Vororten errichteten Aus- aavestellrn ab geholt: vierteljährlich 4.50, bA zweimaliger täglicher Zustellung ins Haus sfchO. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: viertessährlich S.—. Direkte tägliche Krrnzbandsendung in« Ausland: monatlich 7.50. Morgen-Ausgabe. - MipMer TaMait Anzeiger. Filialen: Alfred Hahn vorm. v Klemm'» Sartin». Universitätsstraß« 3 (Paulinum), Lonis Lösche, Katharinenstr. 14, pari, und König-Platz 7. Amtsblatt des Aöuigkicheu Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Rathes und Nolizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-PreiS die 6 gespaltene Peützeile LV Pfg. Reclamen unter dem Redactionsstrlch (4go- spalten) 50.H, vor den Familienuachrichteu <6 gespalten) 40 H. Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer und Zisfernsatz nach höherem Tarif. 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