Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.03.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-03-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190003148
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- LDP: Zeitungen
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
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- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.03.1900
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Größere Schriften laut uusrrrm Preis» Verzeichnis;. Tabellarischer und Ziffernfatz nach höherem Taris. vptra-Beilage» (gesalzt), nur mtt der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung ./t 60—, mit Postbeförderung 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgab«: BormittagS 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag- 4Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stunde früher. Anzeige» sind stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 133. Mittwoch den 14. März 1900.' 9t. Jahrgang. Rußlands Aktivität und Friedensliebe. Q In der letzten Zeit häufen sich die Anzeichen für eine größere Aktivität der russischen Politik. Rußland steht zwar auf dem Wege zur Erreichung seiner großen Ziele niemals still, aber es versteht sich bei einer so geschickten Diplomatie, wie die russische ist, von selbst, daß je nach der Ungunst oder Gunst xr allgemeinen politischen Verhältnisse die Schritte Rußlands auf seinem Wege bald kürzere, bald länger« sind. Es versteht sich ferner von selbst, daß durch das gegenwärtige Engagement Englands in Südafrika die Gelegenheit für Rußland eine gün stigere ist, und daraus erklärt sich eben die erhöhte Aktivität der russischen Diplomatie, die genau so verfährt, wie im Jähre 1870, wo Rußland auch den damaligen gewaltigen Konflikt zwischen Deutschland und Frankreich dazu benutzte, um Vortheile für sich zu erzielen. Das Vorgehen Rußlands ist ein concentrisches. Ueberall, wo starke russische Interessen im Spiele sind, im europäischen Orient und lxm 'daran anschließenden Kleinasien nicht minder wie in Centralasien, und hier ebenso wie in Ostasien, sucht Rußland seine Position zu verstärken. Die Mittheilung, daß die bulgarische Regierung die Un abhängigkeit Bulgariens erstrebe, ist zwar ebenso rasch wieder dementirt worden, wie sie aufgrtaucht ist. Es scheint aber trotz dieses Dementis, als ob etwas Wahres daran sei, und wenn man hört, daß Rußland seinen alten Plan, den bulgarischen Hafen Burgas mitbenutzen zu dürfen, wieder ausgenommen habe, so kann man sich leicht denken, wer der bulgarischen Regierung den Rücken stärkt. Aber auch in Kleinasien ist Rußland thätig. Es verlangt nicht mehr und nicht 'weniger als idas alleinige Recht des Bahnbaues im nordöstlichen Theile Vorderasiens. Die Türkei sucht, wie stets, dilatorisch zu verfahren, indem sie ver mittelnde Vorschläge macht; aber da die russische Diplomatie mindestens ebenso zäh und geduldig ist, wie die türkische, so dürfte dieses Verfahren kaum etwas nützen. Mit dem Besitze aber von Burgas einerseits und der nordöstlichen kleinasiatischen Bahn andererseits hätte Rußland militärisch sowohl die europäische, als auch die asiatische Türkei in der Hand. Nicht minder beachtenswerth ist das siete Vordringen des russischen Einflusses in Persien. Rußland hat politisch schon immer den überwiegenden Einfluß in Persien gehabt; jetzt, wo es sich dort wirthschaftlich den alleinigen Einfluß gesichert hat, wird es bald auch politisch den alleinigen Einfluß in diesem Lande haben. Zu gleicher Zeit aber ist Rußland, wie die Truppenverschiebungen, di« im Januar so großes Aufsehen er regt haben, darthun, darauf bedacht, im gegebenen Moment seine Hand auf Afghanistan zu legen. So rüstet sich Rußland also an zwei Stellen darauf, für den 'dereinstigen Kampf um die Herrschaft über Indien so viel Points in der Hand zu haben, wie nur möglich. Schließlich sei noch erwähnt, daß Rußland auch in Ost asien fein Einflußgebiet auszu-dehnen bestrebt ist. Gerade jetzt rriumphiren die russischen Blätter darüber, daß es Rußland ge lungen sei, in Korea Vorkheile zu erreichen, und suchen dadurch offen sichtlich darzuthun, daß es ein Monopol Japans auf Korea nicht anerkenne. Die „Nowoje Wremja" lobt das energische Vorgehen der russischen Diplomatie, indem sie hervorhebt, daß im Orient „nur offene Erkenntniß der Macht und das energisch« Ver theidigen seiner Rechte" geachtet werde. Dieser Satz ist unzweifelhaft richtig, aber ebenso richtig ist es, daß die energische Vertretung der eigenen Rechte doch zu Konflikten führen kann, wenn "diese Rechte von Anderen nicht als geltend anerkannt werden und wenn sie den Ansprüchen Anderer zuwiderlaufen. Und dies ist der springende Punkt Lei dem gesummten Vor gehen Rußlands, sei es nun im europäischen Orient und in Klein asien, sei es in Centralasien, sei es in Ostasien: daß dadurch die Gefahr neuer und schwerer Conflicte herbeigeführt wird. Wollte die Türkei die Festsitzung der Ruffen in Burgas und Uebernahme der nordöstlichen kleinasiatischen Bahnbauten durch Rußland zligeben, so würde sie das Harakiri an sich vollziehen. Rußlands Anspruch« rücken also in« Gefahr eines Konflikts mit der Türkei näher. Ebenso ist Rußlands Vorgehen in Persien und an der Grenze Afghanistans geeignet, einen Konflikt mit England herbeizuführen, denn England kann nicht ruhig Zusehen, wenn Rußland sich anschickt, bis hart an die Grenze Indiens heranzurücken. Endlich sind die russischen Bestrebungen in Korea dazu angethan, di« ohnehin leicht erregbaren und in nationaler Hinsicht sehr empfindlichen Japaner auf das Ent schiedenste zu verstimmen. In Japan wird Man es nicht so leicht vergessen, daß der opfervoll« Krsig von 1894 durch Zwistig keiten um Korea herbrigeführt worden ist, und man wird deshalb gewiß nicht den so thruer erkauften Einfluß in Korea einfach preisgeben wollen. Ebenso 'wie es eine UeLerschatzungder russischen Action wäre, wenn man sagen wollt«, sie müßt« den Krsig herbei- sühren, ebenso wäre eS eine Unterschätzung, wenn man sich dagegen verschließen wollt«, daß diese Action die Keime zu Verwicklungen in sich trägt. Darüber ist man sich zweifellos auch in Rußland im Maren. Und gerade deshalb ist das Vorgehen Rußlands charak teristisch für die von Rußland ausgehenden FriedenSbrstrebungen. Man will den Frieden, das ist zweifellos, aber man will nicht minder alle Ziel« erreichen, denen man in der Zeit zugestrebt hat, in der die Friedens-ideen noch nicht proclamirt waren. Dies be deutet nichts Anderes, al» daß man den Frieden so lange aufrecht erhalten will, al» die anderen Mächte sich den Ansprüchen, dsi man stellt, fügen. Man wird unS aber zugeben müssen, daß unter Vieser Voraussetzung alle Mächte friedliebend sind. So werden nachträglich durch daS gegenwärtige Vorgehen Rußlands diejenigen Friedensschwärmer deSavouirt, die sich in »er Begeisterung für Vie idealen Ziel« darüber aufgrhalten hatten, daß Deutschland bei der Friedenskonferenz nicht allzu begeistert auf dsi weitgehenden russischen Vorschläge einging. Dsi deutsche Regierung hat eben eine klarer« Vorstellung, alS unsere FrirdenSfchwärmer, von der ewigen Wahrheit de- Dichter- wort«»: „Leicht bei einander wohnen dsi Gedanken, doch hart im Raume stoßen sich dsi Sachen." Das neue Urheberrecht und die deutsche Schule. Bisher war es gesetzlich gestattet, einzelne Gedichte, Aufsätze oder Theile eines Literaturwerkes in ein Lesebuch aufzunehm«n und daran vom pädagogischen Standpunkte aus nach Befinden zu ändern. Der Entwurf eines neuen Gesetzes über das Ur heberrecht hebt jedoch in 8 23 diese Freiheit, an den in das Lese buch aufgenommenen Stücken zu ändern, völlig auf, macht viel mehr etwaige Aenderungen, die durch Rücksicht auf den Unter richt und die Erziehung geboten sind, von der Zustimmung des betreffenden Schriftstellers abhängig, so daß also ohne ^seme Einwilligung ein auch nur in Kleinigkeiten abgeändertes Stück von ihm nicht in das Lesebuch eingefügt werden darf. Gegen diese Bestimmung hatte sich bereits eine Eingabe an die deutschen Unsirrichtsverwaltungen gerichtet, die von 99 'der angesehensten Vevlagshandiungen unterzeichnet war. 'Dieser Eingabe tritt jetzt namens der Schule der Heraus geber der „Zeitschrift für den deutschen Unterricht", StadtschUl- rath Prof. Or. O. Lyon in Dresden, dessen Na'nre zu den ersten auf diesem Unterrichtsgsbiete zählt, in dem letzten Hefte 'der Zeitschrift bei. Da die Frage von allgemeinem Interesse ist, geben wir in Kürze seine Ausführungen wieder. Zunächst hält auch Stadtschulrath Lyon heute eine so strenge Bestimmung, wie sie der neue Entwurf beabsichtigt, rm Hinblick auf den gegenwärtigen, im Allgemeinen hohen wissenschaftlichen Stand unserer Lesebuchlütevatur kaum für geboten. „Ein strengerer philologischer Geist durchzieht heute die ganze Lehrerschaft, und dieser giebt sich auch darin kund, daß man zu Aenderungen der Lesestücke nur greift, wenn es die unterrichtliche und erziehliche Aufgabe der Schule unbedingt fordert. Dieses Recht, zu äüdern, muß aber, unter der angegebenen Ein schränkung, der Schule durchaus gewahrt bleiben. Denn in der Schule ist der höchste Richtstuhl, vor dem alle Fragen entschieden weiden müssen, die Seele des Kindes. Ein gesunder und großer Staat wird daher dieses geringe Opfer für die Gesammtheit und für dsi Jugend der Nation von jedem Schriftsteller oder Dichter fordern, ohne befürchten zu müssen, dadurch dem Individualrecht allzu nahe zu treten, oder berechtigte Jnreresscn zu r ritzen." „Es wü'-d« tief zu b "lagen sein", führt der Aufsatz weiter aus, „wenn der 8 23 des Entwurfes zum Geich erhoben wür?e. Denn der mächtigste Fortschritt in unstrer Lesebuchliteratur und damit in unserem Schulwesen überhaupt: die Hereinziehung der Schöpfungen unserer lebenden Dichter und Schriftsteller in den Unterricht, Vie dadurch ermöglichte Erziehung unserer Jugend zur Theilnahme an dem literarischen Leben unserer Zeit, dsi Ein prägung der Sprache der Gegenwart an den besten lebenden Meistern und Mustern, die unbedingt der immer mehr veralten den Sprache der Klassiker gegenüber gefordert werden muß, das Alles würde uns durch ein solches Gesetz in außerordentlicher Weise erschwert, ja zum Theil unmöglich gemacht. Jeder, der die 'knorrige, eigenwillige Art unserer Literaturgrößen, der die Neigung der Dichter, sich auf sich selbst zurückzusetzen und für die Gesammtheit kaum etwas von ihren vermeintlichen selbstherr lichen Rechten des Individuums und der Persönlichkeit zu opfern, genauer kennt, Jeder, der zugleich aber auch weüß, wie dringend nöthig Aenderungen um der höchsten erziehlichen Zwecke und der heiligen Unantastbarkeit der Kindesseel« und der jungen, sprossenden Geistestriebe willen oft sogar in Meisterwerken sind, vermag die Gefahr zu erkennen, die in ckinem solchen, unserer Meinung nach verfehlten Gesetze, schlummern würde." Es ist mit dem Verfasser zu wünschen, daß die deutschen Nnterrichtsverwaltungen nachdrücklich gegen eine derartige Be stimmung austreten, und daß ihr Einspruch doch schließlich auch die für das Individualrecht schwärmenden Juristen (übrigens nur ein« kleine Zahl) besiegen und so einem verhängnisvollen Paragraphen den Eintritt in das neue Urheberrecht verwehren. Dies um so mehr, als dasselbe Gesetz in einem anderen Para graphen zu Gunsten der Musikautomatenindustrie das Indivi dualrecht der Komponisten einfach völlig Lei Seite schiebt; was einem Industriezweig recht ist, das sollte doch wahrhaftig der deutschen Jugend, in der die Zukunft des Volkes liegt, nur zu einem Bruchtheil billig sein. Der Krieg in Südafrika. —g. Nach den amtlichen Meldungen des Feldmarschalls Lord Roberts zu schließen, dürfte sich beute schon das Schicksal Bloemfonteins entscheiden. Es wird unS berichtet: * London, 13. März. (Telegramm.) Feldmarschall Robert» telegravbirt au» Benters Valley unter dem 12.d. M. Abends: „Heute fanden wir keinen Widerstand und befinden uns gegen- wärtig etwa 18 Meilen von Bloemfontein. Die Kavallerie division nahm Stellung an der Bahnlinie sechs Meilen südlich von Bloemfontein. Die Verluste bei Driefontein betragen 321 Verwundete und 60 bi» 70 Tobte und Vermißte. Die Verwundungen sind durchweg schwerer alS früher, weil die Boeren Explosivgeschosse (?) anwenden." * London, IS. März. (Telegramm.) „Reuter s Bureau" berichtet aus Benters Ballet» unter dem IS. d. M- früd: Feldmarschall Lord Robert» hatte den General Fr en ch angewiesen, daß er sich, wenn er Zeit dazu finde, »or Adlanf »es Tage» auf der visrnbahn- ftation »»«Bloemfontein des rollenden»ifenbahnmatcrial» demächtigeu solle. Um Mitternacht benachrichtigte General Kreuch Lor» Roderts, »atz er nach hesttgemWtderftande zwei tu „der Rihe »er «isenbahu- ttatton defindltchen Hügel besetzt und den Bruder de» Präsidenten Steijn gefangen genommen hade. Die Telegraphenteitnng nach »em Ror»en fei adgeschnitten und die visen- dahnltnte deschadlgt. vor» Rodert« fetzt sich soeben mit »er »ritten «aoallerie-Didtfion, »te »on »er siebenten Division »ktachir» ist, UN» der derittenen Infanterie tu veweoung, um »te «avallerie-Divifion ,u »erstarken. Der Rest »er Truppen folgt auf »as Schnellste nach. Obwohl die Boeren bei Bloemfontein einen deftigen Widerstand entwickelten, bat es doch den Anschein, als ob sie nicht beabsichtigten, die Stadt zu kalten. Da die Eisenbahn linie nach dem Norden zerstört ist, dürfte die Hauptmacht der Boeren sich in dieser Richtung zurückgezogen und ihre Nachhut bei Bloemfontein nur die Aufgabe gehabt haben, Roberts so lange als möglich aufzuhalten, um sich dann entweder auf daS HauptcorpS zurück- zuzieben oder einen Bersuch zur Festsetzung im Rücken der englischen Armee zu machen. Was unter diesen Umständen au« den boerischen EorpS werden soll, die im Norden der Capcolonie die Urbergänge über den Oranjefluß halten, ist freilich nicht recht klar. Vielleicht sucht Roberts zuerst diese nun gänzlich isolirten Truppen aufzuheben, um den Rücken möglichst frei zu bekommen, und wendet sich dann erst gegen die Hauptmacht der Boeren nördlich von Bloemfontein. Wo diese sich ihm stellen wird, bei Winburg oder bei Kroonstadt, wo das Terrain sich wieder erhöht, oder erst an dem, die Süd grenze Transvaals bildenden Vaalflusse, liegt außer dem Bereiche unserer Berechnung. Die JnterventionSgerüchte erhalten sich, wenn auch noch in ziemlich unbestimmter Form. Man meldet uns darüber: * Haag, 13. März. (Telegramm.) Der gestrige Ministerrath berieth über das Ersuchen des Präsidenten Krüger um eine Intervention. Es ist wenig wahrscheinlich, daß ein Beschluß ohne vorherige Befragung der anderen bethei- ligten Regierungen gefaßt werden wird. (Reutermeldung.) * Reto Vork, 12. März. Konsul Hay sandte daS Er suchen Les Präsidenten Krüger um Vermittelung dem Staats- sekretär und Halle dann mit dem deutschen Botschafter v. Holleben und dem englischen Vertreter Pauncesote Couferenzen. (Fkf. Ztg.) * London, 13. Mürz. (Telegramm.) „Reuters Bureau" veröffentlicht folgende Nachricht aus Durban vom 12. d. M.: Auf das Ersuchen der Regierung von Transvaal an Deutschland um Vermittelung oder Intervention er widerte die deutsche Regierung, sie müsse eine Ein mischung ablrhnen, weil sie der Ansicht sei, daß sie in keiner Weise von dem Conflicte berührt (coueerueck) sei. Die Ergebnisse Appells Transvaals an die anderen Großmächte sind noch nicht bekannt. Hierzu bemerkt das ossiciöse „Wolff'sche Telegr.- Bureau": „Nach unseren Erkundigungen ist die vorstehende Nachricht falsch, und der Sackverhalt vielmehr wie folgt: Die Regierungen der beiden südafrikanischen Republiken hatten durch tne Consuln in Pretoria an eine Reihe größerer und kleinerer Staaten daS Ersuchen um eine freundschaftliche Vermittelung gerichtet. Die deutsche Regierung antwortete darauf, daß sie gern bereit sein würde, bei einer Vermittelung mitzuwirken, sobald die Grundbedingung einer solchen vorhanden wäre, das heißt, w<nn festgesteUt sei, daß beide Gegner die Vermittelung wünschten." Dies fest zustellen , scheint das Washingtoner Cabmet mit einer ver traulichen Anfrage in London unternommen zu baben. Wie die Antwort ausfallen wird, weiß man — direkt und ent schieden ablehnend. Es giebt also für die Boeren nur Kamps bis aufs Messer oder bedingungslose Unterwerfung. Das Rachhntgefecht bei Driefontein. AuS Driefontein, 11. März, bringt die KriegScorre- spondenz folgenden Bericht: Der gestrige Tag brachte uns eine ganze Reihe von Ueberraschungen. Unsere Kundschafter hatten gemeldet, der Feind halte in großer Stärke sämmtliche Stellungen von AbrahamSkraal an der Modder über Drie fontein bis zum AaSvogelkop hinüber, d. h. jene KopjeS, welcher die drei Straßen Paardeberg-AbrabamSkraal, PetruSburg- Leeuwley und PetruSburg-Bloemfontein beherrschend, sich vor den Kaalspruit und den Wegen nach Bloemfontein lagern. Auch PetruSburg sollte von den Boeren stark besetzt sein. General Roberts schickte darauf die gesammten Truppen in drei Colonnen, jede mit Artillerie und einer Cavallerie-Brigade, auf den genannten drei Straßen vor. Der Marsch begann nock während der Nacht von Poplar-Grove aus, General Tucker führte die rechte Flanke gegen PetruSburg und fand dasselbe, das war die erste Ueberraschung, längst vom Feinde geräumt. Keine Spur desselben war zu sehen. Ganz so ging eS General Colvile, welcher auf der eigentlichen Straße EmauS-Petrus- burg vorrückend, keinerlei Widerstand begegnete. General Kelly-Kenny seinerseits die linke Flanke führend, war von Poplar-Grove auf dem Landwege dicht dem Südufer der Modder folgend, bi- AbrahamSkraal gelangt und fand hier zu seiner Ueberraschung, daß die auf den englischen Karten vermerkten hoben KopjeS, welche auch nach den Meldungen der Kundschafter vom Feinde mit schwerer Artillerie besetzt sein tollten, nur auS flachen Hügelcbcn bestanden, welche die Boeren überhaupt nicht zu halten für gut befunden. Unsere StabSossiciere sind allerdings theilweise der Ansicht, daß man sich überhaupt bei den betr. Höhen geirrt, zumal man einige derselben, welche auf den Karten jenseits des Kaalspruit und dicht vor Bloemsonsein ver merkt sind, jetzt bei Driefontein fand. Driefontein aber liegt noch ^ast 20 km westlich vom Kaalspruit, etwa ein Drittel Wegs von PetruSburg nach B loemfontein, aber auf der nördlich über Leeuwley führenden Straße. Zn dem von dieser mit der Straße PetruSburg- Bloemfontein und dem Kaalspruit gebildeten Dreiecke, liegt der AaSvogelkop, welcher angeblich von den Boeren vertheidigt wird. Bee Driefontein aber liegt ein kleiner Hügel, welcher gleichfalls von den Bewohnern Aasvogelkopje genanat wird. General Kelly-Kenny schwenkte vor AbrahamSkraal süd wärts ab gegen Driefontein, auf welche- General Colvile gleich falls marschirte, ohne daß einer von ihnen b>S dahin den Feind zu Gesickt bekommen. Plötzlich eröffnete dieser von einem niedrigeren Hügelzuge herab jensei» Driefontein, und bis dahin ganz unsichtbar, ein scharfe» Mitrailleusenfeuer auf unsere Cavallerie, welche wiederum zu weit vorgegangen war in ihrer Sorglosigkeit mit der Befriedigung darüber, daß die beiden Divisionen Colvile und Kelly-Kenny, ohne auf Wider stand zu stoßen, die ihnen vorgeschriebeue Vereinigung voll ziehen konnten. Beide Cavallerie-Brigaden gingen sofort vo> und versuchten die feindliche Position, welche offenbar nur von einer schwachen Nachhut gehalten wurde, zu um gehen. Jetzt aber brachen die Boeren ihrerseits vor, schnitten die beiden Cavallerie-Brigaden von einander ad und trieben diejenige Kelly-Kenny'S aus der Straße nach Abradamskraal zurück, bis sie auf ihre Infanterie zurück gefallen war. Diese war wieder genau wie bei dem letzten Gefechte nicht rasch genug herangekommen, um die Cavallerie zu unterstützen und so erlitt diese schwere Verluste. Der Kampf dauerte den ganzen Taz mit Unterbrechungen, denn die Boeren blieben fortgesetzt in voller Bewegung auf einer fast 20 km langen Front in außerordentlich ungleichem schwierigen Terrain, das allerdings keine großen Höhenzüge anfwies, aber unserer schon übermüdeten Cavallerie das Fortkommen fast unmöglich machte. Obwohl auch die Reserve unter General Porter eingriff, so wurden doch alle unsere Angriffe abgeschlagen, zumal die Artillerie des Feindes weiter schoß, als unsere, und die Marine-Brigade zu spät kam. - Nachmittags vereinigte General French unter General Roberts direkter Leitung die gesammte Cavallerie und ver suchte eine letzte Flankenumaehung, während General Broad- wood mit der berittenen Infanterie ihn unterstützte, aber der Versuch wurde zu spät unternommen, immer wieder wurden die Angriffe abgeschlagen, indem der Feind plötzlich vor unserer Cavallerie verschwand und dann heftig vorstoßend, wieder angriff, sodaß man nie wußte, wo sich derselbe eigentlich befand und schließlich die Pferde durch daS fort währende Hin- und Herwechseln caput gemacht, vollständig versagten. Vergebens griff die Infanterie im Centrum mit ihren besten Regimentern wiederholt an. Die Hochländer, die Buffs, die Essex, Aorksbires, GloucestersdireS und die Walliser versuchten nacheinander den Hügelzug vor ihnen zu „stürmen", wurden aber immer wieder, besonders durch die beiden Maximgeschütze deS Feindes, zurückgetrieben. Wir machten einige Gefangene, indem un>ere Cavallerie eine zurückgchende kleine Truppe deS Feindes abschnitt, ver loren aber selbst mehr Leute. Heute Morgen fanden unsere Plänkler die Stellungen, welche der Feind gestern so erfolg reich vertheidigt, verlassen. Der Kampfplatz zog sich etwas westlich von AbrahamSkraal in weitem Bogen hinter Driefon- tein gegen Leeuwley zu. Wir setzen heute den Vormarsch fort. Bei Driefontein standen uns nach einigen Angaben 7, nach anderen Schätzungen der StabSossiciere nur L Geschütze, und zwar drei Feldgeschütze und zwei Maxim gegenüber und zwar gedeckt von dem Pretoria-Commanbo. Jedenfalls aber hatten wir es nur mit einem Nachhut-Commando zu tbun. Siu Augenzeuge «der die Katastrophe der Armee Lronje'S. Graf Adalbert Sternberg, Leutnant der österreichischen Landwehr, der, wie dem „Berl. Tagebl." aus Wien gemeldet wird, Anfangs Deccmber nach Transvaal gekommen ist und in Cronje's Corpö eintrat, wurde am 15. Februar nach der Einnahme von JacobSdaal von den Engländern gefangen genommen und nach London gebracht. Er machte dem Londoner Correspondenten der „Neuen Freien Presse" folgende Mittheilungen über seine Kriegsabenteuer: „Ich fuhr über Konstantinopel, Smyrna, Athen und Kairo nach Süd-Afrika, wo ich am 6. December in der Delagoa-Bai landete," begann Graf Sternberg. „Don dort eilte ich so schnell als möglich nach Pretoria, wo meine Kriegsausrüstung einige Tage erforderte. In Bloemfontein beschaffte ich mir Esel, Wagen und Reitpferde und legte die Strecke bis MaggerSfontein bei einer fürchter lichen Hitze in drei Tagen zurück. Hier fand ich die Boeren-Ärmee in Hellem Jubel über Vie Schlacht am 11. December. Boll von Siegeszuversicht blickten sie in die Zukunft. Wocken vergingen, ehe sich im englischen Lager irgend etwas bemerkbar machte. Nur wurde täglich früh und Abends ein lebhaftes Bombardement unterhalten. Die SckiffSgeschütze warfen ihre großen todtbringendrn Granaten weit übers Land und bedrohten ringsum die Lager, aber mitten in diesem Bombardement pflegten die Boeren ihre Psalmen zu singen und ihren Gottesdienst abzuhalten, mehr oder weniger die einzige Beschäftigung, welcher die Leute nachgingen. Ich selbst ritt oft zu der BelagerungS-Armee von Kimberley, wo ick die Beschießung der Vtadt verfolgte. Ende Januar wurden Oberst Villebois und ich mit der Mission betraut, daselbst einen richtigen Platz für „LongTom" zu finden. Wir beschlossen, die Kamferdam-Mine in eine Schanze zu ver wandeln und von dort auS daS Riesengeichütz spielen zu lassen. Am 6. Februar langte eS nach Ueberwindung ungeheurer Schwierigkeiten an seinem Bestimmungsorte an. Zn der Nacht wurde eö hinauSgcschoben, ohne daß daS Späheranze des elektrischen Scheinwerfers von Kimberley unsere Arbeit entdeckte. Am nächsten Tage um 10 Uhr begann das Bom bardement. Ganze Häuser stürzten mitten in einer großen Rauchsäule zusammen. AlS wir da» unterbrochene Bom bardement Nachmittags um 4 Uhr wieder aufnahmen, fanden wir, daß die Engländer ihren „Long Cecil" und andere Kanonen näher herangerückl hatten. Jeden Schuß von uns beantworteten sie mit einem Hagel von Granate», so daß fünf Mann unserer Geschützbedienung an diesem einen Nach mittage erschossen wurden. So präciS war das englische Feuer, daß sechs Bomben in der Schanze deS „Long Tom" selber platzten. BilleboiS und ich hatten eine Attacke auf Kimberletü organisirt, welche darum unausgeführt blieb, weil bet KoodoSoberg ein Angriff der Engländer erfolgte, welcher die UmzingelungSarmec empfindlich schwächte. Bei der ersten Meldung vom Gefechte ritt ich hin und fand die Engländer nach zweistündigem scharfen Infanterie- und Artillerieseuer im Rückzüge begriffen. Der Verlust der Boeren betrug bei diesem Anlasse ungefähr zwanzig Mann. Wir batten vernommen, daß seit einigen Tagen im eng lischen Lager große Truppenansammlungen stattfanden. Nun aber kam die wunderliche Nachricht, daß diese Truppen wieder per Bahn zurückaeführt würden. Da, am Sonn abend, den 10. Februar, hörte ich plötzlich von einem Gefechte bei Rhama und einem Vordringen der Engländer in der Richtung gegen Koffyfontein. Sofort ritt ich nach ZacobSdal, wo die Doctvren Hildebrand und Küttner von unserer deutschen Ambulanz mit mir hinauSritten, um die Be-
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