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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.03.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-03-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000323014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900032301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900032301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-03
- Tag1900-03-23
- Monat1900-03
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:r dies- lk hinzu- rrhanden, n ltenburg. kll. aftsvertrages ljchaft, Herr iiserer Gesell- nd Betriebs- Leise ertheilt in Gemein- ns» Stuttgart. Vorträgen ist leiten Bandes erständlich. aben, rechnen der weit über bereichert. nger e. lilätsrntd vr. meä. »llttue o<ipecie. 10 44. :er mit teil'sr. ;pl»t2 13. rtrir*. Sprache. Montag und mxeiideru. > LS iLäe. 2. Beilage W ÄipM Tagedlatt mi> Anzeiger Nr. W, Mtag, N. Mrz 1888. Margen.AnWl>e.i Leipziger Ortsgruppe des Allgemeinen deutlcheu Frauenvereins. Leipzig, 20. März. Gestern Ab«nd wurde den Mit gliedern und Gästen ein Vortrag des Irl. Lotte Wind- scheid über „Die praktische Thätigkeit der Frau im Ku n st ge werbe" geboten, in dem die Rednerin Folgendes ausführte. Wer die großen Kunstausstellungen in Berlin, Dresden, München u. a. alljährlich zu besuchen pflegt, dem wird ausgefallen sein, welch' anderen Cha ratter dieselben in den letzten Jahren angenommen haben. Sonst hatten wir end lose Räume zu durchwandern, an deren Wänden Bild an Bild gedrängt hing, und nur selten bot ein plastisches Kunstwerk dem Auge «inen erwünschten Ruhepunct. Jetzt schieben sich den für Malerei bestimmten Räumlichkeiten kleinere Gemächer ein, die em vollkommen anderes Gepräge an sich haben. Von ein farbiger, schlichter Tapete heben sich nur wenig« Bilder ab, da zwischen geben farbige Kunstwebereien der Wandfläche eine reichere Decoration. Außerdem zieren den Raum Möbel von eigenartiger künstlerischer Form, zierliche Stickereien schmücken Kiffen und Decken, aus Schranknischen leuchten kunstvolle Gläser und Töpfereien, Gebrauchsgegenstände aller Art erregen unsere Bewunderung: mit einem Worte, wir sind im Reiche der deko rativen Kunst. Die wohl zuerst in München aufgebrachte Ver einigung von Gemälden und Kunstgcwerbe wurde vom Publicum mit großem Jntereffe entgegengenommen, von den auf Deco- rations-Gebieten thätigen Künstlern aber mit Hellem Jubel be grüßt, wurde doch damit dem Kunstgcwerbe der ihm zukommende Platz als Schwesterkunst der Malerei endlich eingcräumt. Diesen Platz hat sie denn auch seitdem zu behaupten verstanden: in den modernen KunstsalonS, in den Geschäftsauslagen, in den Reclameanzeigen, den Frauentoiletten, überall seHt decorative Kunst «in und sucht selbst den kleinsten Gebrauchsgegenstand auszuschmückcn. Der Aufschwung des Kunstgewerbes fordert naturgemäß die Bethätigung vermehrter Kräfte, und auch den Frauen ist damit rin neues Thätigkeitsgebiet erschlossen worden, was sie sich bereits mit gutem Erfolge zu Nutze gemacht haben. Als auf diesem Felde hervorragend thätige und begabte Damen sind zu nennen Frau v. Brauchitsch, Frl. du Bois - Reymond,- Frl. Kirchner (Schwester von Ossip Schubin). Die Genannten sind besonders auf den Gebieten der Wanddecorationen und Handarbeiten thätig. Die bekannte Onatch in Berlin leistet im Buchschmuck, namentlich koloristisch, Hervorragendes. Die Schwestern Brinkmann in Hamburg widmen sich fast ausschließ lich Entwürfen zur Ausführung auf dem schwedischen Hand- cvebestuhl. Die Aelteste ist zur technischen Leitung eines der artigen Unterrichtes nach Bevlin berufen worden, die beiden jüngeren Schwestern weben augenblicklich im Auftrage des Kaisers an der Copie eines aus dem 16. Jahrhundert stammenden Wandteppichs. Der Teppich ist zur Ausschmückung der Marienburg bestimmt. Alle diese Namen sollen keine er schöpfende Chronik geben, denn viele andere noch könnten ihnen ebenbürtig angereiht werden, sie sollen nur einen Einblick ge währen in die schöpferische Thätigkeit der Frau auf kunstgewerb lichem Gebiet. Schöpferisch thätig sein! Das ist ein stolzes Wort, rs bedeutet den Königstitel. Schaffen heißt herrschen, heißt die Form beherrschen, Uber 'diese Herrschermacht ist keine solche von Gottes Gnaden, sondern sie will ersiritten seiü mit menschlicher Kraft, d. h. in ernster Arbeit. In diesem Streite sollen Männer und Frauen gleichberechtigt kämpfen, und in diesen Kampf mit einzutreten, möchte ich die Frauen auffordern, nicht zu plan losem Scheingefecht, sondern zu ehrlichem Wettbewerb. Das Allerkläglichste aber der Scheingefechte ist der Dilettantismus. Ihn übt entweder die Harmlosigkeit oder eine maßlose Selbst überschätzung, und am meisten breit macht sie sich aus dem Ge biete des Kunstgewerbcs. Nach einer sehr scharfen Kritik der „häuslichen Kunstübungen", die die Vortragende als „geistiges Kunstproletariat" bezeichnete, ging Letztere zu ihrer Forderung einer tüchtigen Ausbildung für die praktische Thätigkeit der Frau im Kunstgewerbe über. „Diese Ausbildung wird gewöhnlich auf einer der weiblichen Kunstyewerbeschulen in Berlin, Hamburg, Dresden, München u. a. gesucht. Sic ist derjenigen in einem Privatatelier hinsichtlich des Kostenpunktes vovzuziehen. Auf den genannten Schulen werden sowohl Lehrerinnen wie Muster zeichnerinnen ausgebildet. Haben die Musterzetchnerinnrn die nicht leicht zu gewinnenden Reifezeugnisse erlangt, so betreten sie zumeist siegesgswiß das Gebiet des selbstständigen künstlerischen Schaffens. Aber da harren ihrer noch viele arge Enttäuschungen: Form, Farbe, Raum wollen nicht harmonisch Zusammengehen. Sind sie aber endlich darüber hinweg, dann erklärt der Fabri kant, daß diese Tapetenentwürfe, weil nicht auf die Maschinen verhältnisse berechnet, unbrauchbar wären; die Stickerin plagt sich vergebens, die vorgezeichnete Handarbeit auszuführen, der Lithograph weist nach, daß die Vervielfältigung der Vorlagen unmöglich sei. Die Kunstgewerbeschulen verfolgen eben als Hauptzweck den, Lehrerinnen auszubilden. Was für die Muster zeichnerinnen das Wichtigste ist: die richtig« Beurtheilung der dekorativen Wirkung, das Anpassen des Entwurfes an die Aus führungstechnik lernt sie nicht auf der Kunstgewerbeschule. Letzteres lehren allein die praktischen Erfahrungen. Ersteres allein das Verständniß für decorative Wirkung. Diese wird er reicht durch harmonische Derwerthung der der dekorativen Kunst zu Gebote stehenden Mittel. Mit den Anforderungen der Technik macht sich die angehende Künstlerin am ehesten vertraut, wenn sie in das Zeichenatelier irgend einer Fabrik eintritt. Es ist aber auch versucht worden, eine kunstgewerbliche Ausbildung zu orga- nisiren, die nur das praktische Ziel im Auge hat. Die Auf gaben zu den Entwürfen werden hier direkt aus dem Leben des praktischen Kunstgewerbes entnommen, die Schülerinnen haben sich von vornherein der in Frage kommenden Technik mit ihren Compositionen anzubequemen. Die Resultate dies«s, vom hiesigen Kimstlerinnen-Verein ins Leben gerufenen Unterrichtes liegen jetzt gerade im Grafsi-Mussum vor. Sind die Fähigkeiten der Schülerinnen genügend ausgebildet, so tritt die Frag? an sie heran, wie sie jene am besten vcrwerthen. Das sicherste Brod bietet stets eine Anstellung in dem Atelier einer Fabrik. Aber tüchtige Kräfte finden auch sonst genügende Gelcgenheit, sich zu bethätigen, der Verbrauch von künstlerisch w«rthvoll«n und gut und billig herzustellenden Entwürfen ist «in rnovm«r. Liegt doch jedem Möbelstück, jedem Beschlag, jedem Glas, j«dem Schmuck stück u. s. w. ein künstlerischer Gedanke zu Grunde, der hervorge bracht und zum Zwecke der Ausführung bildlich dargestellt wer den muß. Die Preise für Tapctenentwürse sind augenblicklich gefallen, dafür ist das Bedürfniß nach neuen Formen für Be leuchtungskörper «norm gestiegen. Ebenso setzt der Buchdruck ein« Menge von künstlerischen Kräften in Bewegung, und vollends der Postkartenfanatismus beschäftigt Hunderte von Künstlern. Die Thätigkeit in der Fabrik hat den Vortheil eines schnellen pekuniären Erfolges für sich, zwingt aber auch zur Fügsamkeit in den Geschmack des Fabrikanten und des Püblicmns. Wer also nicht gerade auf den materiellen Erfolg gleich angewiesen ist, wird das freie künstlerische Schaffen vorzichen. Dazu gehört ein rasches Erfassen der KunstbedUrsnisse der Zeit, aber auch kauf männische Gewandtheit, die den deutschen Frauen in gleichem Maße abgeht, wie sie der Engländerin und Amerikanerin im Blute liegt." Die Vortragende wies dann noch auf etliche neue Erwerbszweige hin, die auch dem Kunstgewerbe znzurechnen sind, so das Wohnungseinrichten, Decoration der Auslagefenster, Ausschmückung von Festtafeln u. s. w. und schloß dann mit den Worten: „Darin gerade liegt die Macht der Decorations-Kunst, daß sie die Schönheit hineinträgt in das tägliche Leben, daß sie Alles harmonisch gestaltet, was sie berührt, und damit die Menschheit lehrt, ästhetisch zu empfinden." Die Vorsitzende, Fräulein Auguste Schmidt, hatte die Versammlung eröffnet und dabei in ihrer warmhevzigen Weise auf das Ehrenvolle der Arbeit hingewiesen und auch darauf, daß das Kunstgewerbe am meisten den idealen Forderungen der Frauenbewegung entspräche. Zum Schluffe dankte sie Fräulein Windscheid für ihren inhaltreichen Vortrag und gab gleichzeitig der Hoffnung Ausdruck, daß der Staat auch in Sachen der weiblichen Kunstgewerbetreibenden ein größeres Entgegen kommen als bisher zeigen, sich nicht Mr seiner Söhne, sondern auch seiner Töchter annehmen möge. - 2l. II. Städtische Haushaltungsschute zu Leipzig-Ptagwih. Ter Leiter der Schule, Herr Direktor Böhm, erstattet auch dieses Jahr wieder einen ausführlichen Bericht über die Thätigkeit der Anstalt im abgelaufcnen Jahre 1890/1900. Da nach wurden mitausderSchuleentlassenenMäd- ch e n in dem angegebenen Zeitabschnitt wiederum zwei Curse abgehalten, und zwar wurde in beiden der Unterricht nach dem früheren Plane, der sich als durchaus zweckmäßig erwiesen hat, ertheilt; auch bewegte sich der Unterrichtsbctrieb in den bis herigen Gleisen. Zum l. bezw. VI. Cursus, von Ostern bis Michaelis 1899, hatten sich über 80 Schülerinnen gemeldet; cs wurden versuchs weise 60 angenommen. Die meisten von diesen waren die Töchter von Handwerkern, kleinen Beamten und Wittwen. Durch Wegzug, Krankheit, Annahme eines Dienstes ging diese Zahl bis zum 23. August, an welchem Tage die Schule einen gemeinschaftlichen Ausflug nach dem Rochlitzer Berg unter nahm, bis auf 50 zurück. An der Prüfung am 22. September nahmen 48 Schülerinnen Theil; mit der Hälfte derselben wurde ein Probckochen abgehallen, für welches die Aufgaben durch das Loos bestimmt waren; von den anderen Schülerinnen nahmen einige Wäsche vor, andere plätteten, nähten, stopften u. s. f. Von den Michaelis 1899 abgehenden Schülerinnen wollten 16 in einen Dienst treten, 3 eine Aufwartung annehmen, 14 im Elternhause verbleiben, 12 die städtische Haushaltungsschule weiter besuchen, 3 das Schneidern erlernen. — Am 2. Oktober begann der Vll. Cursus, aber nur 23 Schülerinnen. M- chaelis ist eben, da viele der Mädchen bereits eine Stelle ange nommen haben, kein günstiger Termin zur die Anmeldungen, wie dies sich diesmal wieder zeigte. Die Schülerinnen gehörten im Allgemeinen denselben Bevöikerungskreisen an, wie die des vorhergehenden CursuS. Am 21. December wurde die Weih nachtsfeier abgehalten, am 30. März wird der Cursus mit oiuer Prüfung geschlossen werden. Die Anmeldungen zu dem ersten Cursus (VIH.) des nächsten Schuljahres sind so zahlreich erfolgt, daß derselbe wieder mit 60 Schülerinnen begonnen werden kann. Weiter hat man in Leipzig im vergangenen Jahre den Ver such gemacht, schon die Schulmädchen zum obli gatorischen Besuch des bauswirths künstlichen Unterrichts heranzuziehen. Mit zwei l. Mädchenclassen der 24. Bezirksschule in Plagwitz stellte man diesen Versuch an, und zwar wurde die eine Classe mit 30 Schülerinnen Sonnabend Vormittags von 8 bis 12 Uhr, die andere mit 27 Schülerinnen Dienstag Nachmittags von 2 bis 6 Uhr unterrichtet. In 37 Unterrichtstagen wurden von den Mädchen einer jeden dieser beiden Clasfen zubereitet 14 Milch-, Mehl- und Eierspeisen, 5 Obstspeisen, 8 Fleisch-, 3 Mschspeisen, 11 Ystmüse- und 8 Kar toffelspeisen u. s. f., im Ganzen 58 Gerichte. Die hergestellten Speisen und Getränke sind dann von den Schulmädchen in Ge meinschaft mit den Lehrerinnen verzehrt worden, ohne daß die Kinder einen Beitrag zu den Herstellungskosten zu zahlen hatten. Im theoretischen Unterricht wurde mit ihnen der .Herd und die Brennstoffe, das Reinigen der Wohnräume, die Behandlung der Geschirrarten, der Wäsche, der Schnitt- und Brandwunden, der Nährwcrthe der verschiedenen Nahrungsmittel, die Milch, die Getreideproducte, das Ei, Obst, Gemüse, die Kartoffel, Hülsen früchte, das Fleisch, die Fette, die Fische, das Backen und die Treibemittel besprochen. Herr Direktor Böhm» ist der Ansicht, daß der hauswirih- schaftliche Unterricht bei den Schulmädchen in materieller wie in erziehlicher Hinsicht einen sehr guten Erfolg gehabt hat und spricht sich für dessen weitere Ausdehnung in Leipzig aus. Von den 57 Volksschülerinnen, die den Unterricht im abgelaufenen Jahre besuchten, wollen 24 in einen Dienst treten, 18 im Elternhause bleiben, 5 eine Aufwartung über nehmen, 3 in ein Geschäft gehen, je 1 das Schneidern, die Buch führung und die Stenographie erlernen, 1 die Haushaltungs ¬ schule besuchen, während bei 8 Schülerinnen noch keine Entschei dung getroffen ist. Auch cm Laufe des letzten Jahves hat die Schul« vielfach aus wärtigen Besuch (auS Delitzsch, Szegedin, Neurod«, Hamburg, Götting«n u. s. w.) gehabt und wurden ihre Einrichtungen viel besichtigt und gelobt. Der Bericht sagt zum Schluff« den städti schen Korporationen für das Interesse an der Schule und die Unterstützung herzlichen Dank; ebenso den beiden Lehrerinnen der Schule, Frl. Gast und Frl. Röcke, von denen die erstere leider ihre Thärigkeit am 31. März d. I. aufgtebt. — Die Einnahmen der Schule — Eintrittsgelder und Kostgelder — betrugen im abgelaufenen Jahre 892 die Ausgaben für Gehalt, Heizung, Beleuchtung, Fleisch, Gemüse u. s. w. zusammen 4782,26 der städtische Zuschuß stellt sich daher auf 3890,26 Sparverein für Confirmanden-Äusfieuer. Leipzig, 21. März. Wir beobachten in unserer Zeit so Vieles, worüber man sich nicht freuen kann. Auflehnung gegen Autoritäten, Verstöße gegen Recht und Gesetz, gegen Zucht und Sitte, verbunden mit Arbeitsscheu und Genußsucht findet man aller Orten. Doch es geschieht auch sehr viel Gutes in der Welt, nur daß es nicht immer so offen vor Aller Augen liegt, wie die von der Tagespresse gewissenhaft registrirten Uebertretungen, Ver gehen und Verbrechen. Wieviel wird nicht gethan für das Wohl der leidenden Menschheit im Stillen nach jedweder Richtung, zu mal in einer Stadt, wie in unserem Leipzig. Zu den ruhig und im Verborgenen arbeitenden segensreichen Institutionen gehört auch der obengenannte Verein, welcher die Fünf- und Zehn pfennige der sparenden Kinder in Empfang nimmt, verwaltet und zinstragend anlegt, um diesen dann zu ihrer Confirmation die Sorge für die Aussteuer abzunehmen. So wurden für diese Ostern ausgezahlt Lis jetzt an 1540 Confirmanden 103 303,70 Die Vertheilung auf die einzelnen Stadtgebiete ist folgende: Es erhielten in Alt-Leipzig 953 Confirmanden 64870,11 .4 Bolkmarsdorf mit Sellerhausen 204 - 14 968,25 - Lindenau 127 - 8409,96 - Gohlis mit Eutritzsch 98 - 5931,07 - Neustadt mit Neuschönefeld . . 82 - 4642,48 - Kleinzschocher . 76 « 4 381,83 - 1540 Confirmanden 103303,70 Das sind achtunggebietende Zahlen. Und wie groß ist der erzieherische Werth dieser Einrichtung, die Erziehung zur Spar samkeit! Neben dem Gewinnertrage konnte der Verein auch in diesem Jahre wieder eine Anzahl würdiger und bedürftiger Sparer — ihre Zahl betrug 25 — mit Prämien im Gesammtbetrage von 340 c// bedenken. Die Mittel hierzu waren durch freiwillige Beiträge, insbesondere vom Rache der Stadt aus der „Stiftung eines Menschenfreundes" gütigst beschafft worden. Gestern Abend 7 Uhr versammelten sich nun die glücklichen Empfänger, manche in Begleitung der Mutter, in der Sakristei der Thomaskirche. Nach dem gemeinschaftlichen Gesänge des Gesangbuchliedes Nr. 561 hielt Herr Diakonus vr. Krömer, der treusorgende Vorsitzende des Vereins, eine herzliche Ansprache an die kleine Versammlung. Er ging davon aus, daß in wenigen Wochen wiederum für Viele der Tag der Confirmation nahe. Mit Freude und Dank ge dächten sie gewiß Alle dieses so wichtigen Tages und der Gnade unseres Gottes, die sie bisher glücklich geführt. Doch der Tag der Confirmation gewähre nicht nur Freude, er bereite auch in sehr vielen Familien Sorge, obschon die Sorge wenig paffe zu der stillen Einkehr, die da ein Jeder bei sich halten soll. Die in den letzten Tagen zurückgezahlten Beträge mit Gewinnantheil sollte di« Sorge beheben helfen. Denen aber, die nur wenig zu sparen und immer nur geringe Beiträge zu leisten vermochten, sonst aber recht brav und würdig sind, solle ihr Guthaben durch diese „Prämie" etwas Verbeffert werden. — Des Weiteren be tonte der geschätzte Redner ein Zweifaches: 1) Sei sparsam und halte zu Rathe! Wie mancher Groschen wird im Leben unnöthig«r Weise verausgabt und geht verloren; wie heil sam ist es da, wenn man spart. Gott hat einen wunderbaren Segen auf das Sammeln gelegt. 2)Seiwohlthätigund übe Barmherzigkeit! Die Schrift ruft uns zu: Ar beite und schaffe mit deinen Händen etwas Gutes, auf daß du habest zu geben den Dürftigen. Vor Allem soll Derjenige, dessen Verhältnisse sich einst günstig gestalten, des Hilfsbedürftigen sich annehmen. — Hierauf folgte die Auszahlung der verfügbaren Summen durch den Hauptcassirer des Vereins, Herrn Prokurist Th. Krautze, und mit dankerfülltem Herzen und mit Hände druck wurden die Beträge «ntgegengenommen. Der Gesang der letzten Strophe des vorerwähnten Liedes beschloß die interne Feier. Llzc. Der Verband kaufmännischer Gehilfinnen zu Leipzig hielt am 8. März 1900 seine Hauptversammlung ab, in der die Vorsitzende, Frau Regierungsbaumeister Krause, den Bericht über den Verlauf des zweiten Vereinsjahres erstattet«. Der Verein hat sich außerordentlich erfreulich entwickelt. Er hat bereits die Vereinsunkosten durch die Beiträge der ordentlichen Vereinsmitglieder decken können und war in der Lage, die Bei träge der wohlwollenden Gönner der «Sache ausschließlich dem Humanitären Ausbau des Verbandes, dem Fonds für Unter stützungszwecke und die spätere Einrichtung eines Heims, über weisen zu können. Die Mitgliederzahl ist im zweiten Vereins jahr auf 574 gestiegen, davon sind 450 ordentliche und 124 außerordentliche Mitglieder. Einge Gönner hctben die Sache durch einmalige Gaben gefördert. Die Errichtung der Ge schäftsstelle hat sich nach jeder Richtung hin nützlich er wiesen. Die Angestellten haben sich Rath und Auskunft in Be rufsangelegenheiten geholt, oft aber auch bei anderen Ursachen, wenn sie in ernster Lebenslage des Trostes und Zuspruches be ¬ durften. Die Stellenvermittelung erfreute sich des Vertrauens der Geschäftsinhaber und der Handelsgehilfinnen in gleichem Maße, sie ist bekanntlich für beide Theile kostenlos Während im ersten Geschäftsjahre 50 Besetzungen erfolgten, stieg di« Zahl im zweiten Jahre auf 172, die zum Theil recht vor- theilhaft waren. In der Beamtin des Verbandes, Frl. Heyden, ist eine Persönlichkeit gewonnen worden, die durch Menschenliebe und Interesse für die Aufgaben des Verband«., sowie durch kaufmännische Tüchtigkeit im Stande ist, den Ver band auf das Beste zu fördern. Der Beirath hat sich bei allen Vereinsarbeiten betheiligt und ist besonders dann, wenn es sich um ein fachgemäßes Eingreifen handelte, energisch für die Sach: eingetreten. Di« Vereinsärztin, Frl. vr. Kuhnow, und der Vertrauensarzt, Herr vr. Goetze, sind in einer Reihe von Fällen für die Mitglieder thätig gewesen. Herr Rcchtsanwal: Melos, der dem Verbände zur Seit« steht, hat in besondere ausgedehntem Maße im Verbandsinteresse gewirkt, er ist in 42 Fällen consnltirt wordcn. Der Fortbildungs unterricht erstreckte sich auf Buchführung, Deutsch, Englisch, Stenographie und Schreiben. Die Schülerinnen haben mir Fleiß und Eifer gearbeitet. — Es wurden acht Vortragsabende abgehalten, von denen sechs Standesfragen und gwei allgemein bildende Stoffe behandelten. Am 17. Januar 1899 fand die Hauptversammlung statt. Am 3. März sprach Herr Direktor vr. Beyer „Ueber die Not h Wendigkeit einer weiteren Fortbildung der Handels gehilfinnen". Er betonte besonders eine Vertiefung des deutschen Unterrichtes. Herr Zehl hielt sodann einen Vortrag über „Stenographie und ihren Nutzen für die kaufmännisch Angestellten". Am 14. April bc handelte die zweite Vorsitzende, Frl. A. Voigt, das Thema der Laden schlußfrage. Am 25. Mai sprach di« erste Vor sitzende „Ueber die Lage der Handelsgehilfinnen in Leipzig" an der Hand des Zahlenmaterials, das die Vereinsevfahrungen geliefert hatten. Sie kam zu dem Resultate, daß die Bezahlung der Angestellten in vielen Fällen eine rech: ungünstige sei, was zum Theil durch den großen Andrang von jungen Kräften zur kaufmännischen Thätigkeit erklärt wurde, di.' oft nur eine mangelhafte Vorbildung für den Beruf hätten. Wirklich gut bezahlte Stellen könnten bisweilen nicht beseht werden, weil es an geübten Bewerberinnen fehle. Am 25. Mai wurden zwei Delegirte zur Vertretung des Verbandes für d^e Jahresversammlung des Deutschen Verbandes kauf- männischerVereine gewählt, die am 6. Juni in Eisenach stattsand. Am 1. August erfolgt« sodann der Bericht d:r ersten Delegirten. Am 23. Juni hielt daS Vorstandsmitglied Frau vr. Gerhardt-Wilhelm einen fesselnden Vortrag über die Volksdichterin Johanna Ambrosius, woran sie die Recitation einer Anzahl von deren Gedichten knüpfte. Dec 10. Oktober war, in Erinnerung an Goethe's 150jährigen Gc burtstag, einer Goethefeier gewidmet. — Die sieben Sonntags-Spaziergänge in die Umgebung von Leipzig erfreuten sich großer Beliebtheit. Diese Ausflüge fanden meist eine rege Betheiligung. Besonders die Mitglieder, die ohne Familie sind und wenig Gelegenheit zu derartigen AuS flügen haben, sind sehr dankbar für di« für Körper und Geist gleich wohlthuende Erfrischung. Unterhaltungsabende hatte der Verband drei zu verzeichnen. Am 19. Föbruar fand ein Costümfest statt. Am 9. April wurde ein Concert zum Besten des HeimS veranstaltet. Das Programm, das ausschließlich musikalisch werthvolle Nummern enthielt, bot so viel Fesselndes, daß die Begeisterung der Zuhörerschaft eine große war. Am 23. November war ein gSmiithlicher Tang- Abend arrangirt worden, an dem Vereinsmitglieder sich durch Deklamationen und Gesang um die Unterhaltung bemüht hatten. Den Schluß der Verbandsveranstaltungen des Jahres bildete die am 27. December erfolgte Ehristbescheerung. Gesang leitete die Feier ein, Deklamation erhöhte die Feststimmung und eine nietenlose Lotterie fand den Beifall der Mitglieder. Di« Geselligkeit wurde, außer an den genannten Vereins- und Unter- haltungsabend«n, noch besonders durch die Montags-Ver einigungen im Cafö Hanisch gepflegt, bei denen es meist sehr vergnügt herging und wodurch Gelegenheit geboten war, daß sich viele der einzelnen Mitglieder herzlich an einander an schlossen. — Nicht unerwähnt soll es bleiben, daß dem Verband die Vergünstigung zu Theil geworden ist, Billete zu den Sym - phonieconcerten und Dichtervorträgen zu er halten, die für einen bescheidenen Preis künstlerischen Genuß und Erhebung in edelster Form bieten. Eine neue Verbands veranstaltung ist die nsu begründete Bibliothek, die 145 Bände zählt und einzig durch Verbandsmitglieder gestiftet wurde. Es sollen noch weitere Kreise für die Vergrößerung dieses wichtigen Zweiges des Verbandes gewonnen werden. — Der Unter st ützungsfonds, der im vergangenen Jahre für die Mitglieder angelegt worden ist, die sich in einer be drängten Lage befinden, hat in einigen Fällcn kleine Darlehen gewährt. Der Fonds für ein später zu begründendes Heim hat durch einige Zuwendungen von wohwollenden Gönnern ein erfreuliches Wachsthum erfahren, doch reicht er noch bei Weitem nicht für eine Gründung in einem bescheidenen Umfange aus. Hier wäre edlen Menschenfreunden Gelegenheit geboten, ihr Wohlwollen zu bethätigen, denn es wäre im Interesse vieler alleinstehender Frauen und Mädchen, die im Kampfe um das tägliche Brod stehen, erwünscht, baß ihnen ein Heim geboten wäre, in dem sie mit Berufsgenossen vereint leben könnten. Auch wäre es für dir Pflege der verschiedensten Zweig« des Vereins - lebens von Vortheil, wenn sie sich um einen Mittelpunkt gruppiren könnten. Der Verband, der all« erwerbsthätigen Frauen und Mädchen, die sich der kaufmännischen Thätigkeit widmen, ver einigen möchte, sieht seine Aufgabe darin, den Stand der Handelsgehilfinnen in beruflicher, socialer und ethischer Be ziehung zu heben. Möchten es die Handelsangestellten als Pflicht betrachten, unablässig für feine Ausbreitung thätig zu sein und an seiner inneren Ausgestaltung zu arbeiten zur wahren kllg. filiell. Vrotr ckor dücdsten Vollpreise '»ia leb ckarsb «la Ld^owmea mit viaeu» äer Irrsten kadrllcantea aock welav elxvvea «ortkellkektea ^dsvlilil»»« la ckeu 8t»ack gvretrl «rii^os IOÜOOÜ nvnkster S8tüw-Stolls in LllssvrorävllMed bMlKvll ?rvl8vll LllMbloto». irr von 3.—.
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