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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.03.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-03-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000322020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900032202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900032202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-03
- Tag1900-03-22
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Amtsblatt -es Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Mathes nnd Nolizei-Ämtes -er Lta-t Leipzig. Anzeigen-Pret- die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. RecIsmen unter dem Redactionsstrich (4ge» spalten) SO^L, vor den Familiennachrichten (6 gespalten) 40 Größere Schriften laut unserem Preis« verzeichniß. Tabellarischer und Zisfernsatz nach höherem Tarif. Extra-Beilage» (gefalzt), nur mit der Morgen «Ausgabe, ohne Postbeforderung 60.—, mit Postbesörderung 70.—. Annahmeschluß für Äryeigen: Abend-AuSgabe: Bormsttags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Bei den Filialen und Annahmestelle« je ei» halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets au die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig 9t. Jahrgang. 148. Donnerstag den 22. März 1900. Politische Tagesschau. * Leipzig, 22. März. * Als am 2. d. M. der Reichstag bei jämmerlich schwacher Besetzung in der zweiten Berathung deS Marineetats zu dem Etat für Kiautschou kam, drangen, wie erinnerlich sein wird, die Redner der Freisinnigen Volkspartei, die Abg. Eickboff und Richter, darauf, daß diese Etatsposition an die Budgetcommission verwiesen werde. Begründet wurde dieses Verlangen mit den Bedenken, welche beide Herren wegen der gesundheitlichen Verhältnisse in Kiautschou hegten. Und obgleich von den Gegnern des Antrags darauf hin gewiesen wurde, daß die Commission aus diese Verhältnisse nicht den geringsten Einfluß habe, gelang es dem Abg. Richter durch die Drohung, die Beschlußfähigkeit des Hauses anzu zweifeln, doch, seinen Willen vurchzusetzen. Wir sprachen damals unsere Ueberzeugung dahin aus, daß es den Antrag stellern nur darum zu thun gewesen sei, die Budgetcommission mit Arbeit zu bepacken und auf diese Weise den Beginn der Berathung der Flottenvorlagc in dieser Commission zu verzögern. Daß diese Absicht erreicht worden ist, ist bekannt. In der gestrigen Plenarsitzung, die mit dem Berichte der Commission über den Etat für Kiautschou sich zu be schäftigen hatte, stellte sich aber auch heraus, daß mit der Commissionsberathung gar nichts Anderes, als eben jene Hinausschiebung des Beginnes der Berathung der Flottenvorlage erreicht worden war. Man batte sich die schon am 2. d. M. im Plenum gemachten Mittheilnngen des Staatssekretärs Tirpitz über die klimatischen Verhältnisse des ostasiatischen Pachtgebietes wiederholen lassen und dann, um doch etwas zu thun, eine Resolution beschlossen, durch welche die Regierung aufgefordert wird, „die Schntztruppe in Kiautschau thunlichst aus Grund freiwilliger Meldung zu bilden und auf eine Verstärkung der Chinesencompagnie Bedacht zu nehmen". Da nun diese Forderung eine offene Thür einstößt, weil auf thunlickste Verwendung Freiwilliger für den Colonialdienst ohnehin Bedacht genommen wird, so war es begreiflich, baß gestern der Reichstag dasselbe klägliche Bild wie am 2.V.M. zeigte. Die Mehrheit der kleinen Anzahl Pflichtgetrcuer that den Herren Antragstellern den Gefallen, die Resolution anzunehmeu, und damit hätten diese Herren sich befriedigt fühlen können. Der Abg. Eickhofs aber hatte den Muth, sich des Heldenstückes der Mehrheit vom 2. März zu rühmen und die damalige Minderheit der Gleichgiltigkeit gegen den Gesundheitszustand der Soldaten in Kiautschou zu zeihen. Er nöhigte dadurch den Abg. vr. Hasse zu einer Abwehr, die auch dann noch am Platze gewesen wäre, wenn sie weit schärfer gelautet hätte. Im Ganzen war der gestrige Sitzungs tag ein verlorener, denn auch das, was bei der Berathung deS Banketats zu Tage gefördert wurde, hätte ungesagt bleiben können. Heule soll die zweite Etatsberathuug zu Ende geführt und die Vorlage über die widerrechtliche Ent ziehung elektrischer Kraft in zweiter Lesung bcrathen werden. Die Erörterung des CultnSctatS im prc»s;ischcn Ab geordnetenhaus«: findet mit jedem Jahre weniger Beachtung und ist diesmal, auch in Preußen selbst, am Publicum so gut wie spurlos vorübergegangen. Die Ursachen liegen zu Tage. Die polnischen und klerikalen Gracchenbeschwerden kennt man ebensogut auswendig wie ihre Grundlosigkeit, und die Regierung kann schließlich auf Stereotypen mit nichts Anderem als mit Stereotypen dienen. Dabei ist wohl bekannt: der CultuSminister, mag er nun Bosse oder Studt heißen, verwahrt sich in der Kammer großartig gegen ultramontane Aspirationen und vermeidet im Volks-, Mittel- und Hochschulwesen ängstlich Alles, was den Hochmögenden vom Ccntrum irgendwie mißfallen könnte. Die Nationalliberalen, voran die Abgg. Friedberg und Hacke «berg, thun nach wie vor ihre Pflicht und machen, wenn auch nur in der Defensive, auf die klerikale Uufriedfertigkeit und die in ihr schlummernden Gefahren aufmerksam. Aber, wie in Bayern, gehen auch in Preußen solche Warnungsrufe an den Schichten des Bürger- thums, die einst in der Abwehr der römischen Uebergrisfe einen zu ihren und ihrer Nachkommen Besten verrichteten culturellen Dienst erblickten, unbeachtet vorüber. Den Teufel spürt das Völkchen jetzt nicht mehr, obwohl er es fester als jemals seit dem Ausgange der fünfziger Jahre am Kragen hat. An dieser Gleichgiltigkeit ist neben der starken Hin neigung weiter und einflußreicher evangelischer Kreise Preußens zum Klerikalismus der wirthschaftliche Auf schwung nicht unbetheiligt. Jedenfalls käme in einer Tageszeitung die Aukämpfung wider die Sorglosigkeit gegenüber der gewaltigen Machtausdehnung des Ultra- montaniSmuS der vergeblichen Mühe eines Predigers in der Wüste gleich. Ausfällig ist aber, daß der — freilich gleichfalls ideelle Interessen berührenden — Aussprache über das höhere Schulwesen, die einige Zeit der Verhandlung über den Cultusctat in Anspruch nahm, fast gar keine Auf merksamkeit gewidmet wurde. Im preußischen Gymnasial wesen geht offenbar wieder etwas vor, und wenn nicht alle Anzeichen trügen, soll die im Jahre 1892 überhastet an getretene „ Reform" - Reise nach kurzer, weder Schülern noch Lehrern sonderlich wohlthueuder Rast fort gesetzt werden. Jene Reform bat dem humani stischen Gymnasium Manches vom Besten genommen, ohne ihren Zweck, die für reif erklärten Jünglinge für das Studium der Medicin und der technischen Wissen schafr besser ausgerüstet zur Hochschule übertreten zu lassen, zu erreichen. Wenn über die Mißerfolge dieser Art noch beschönigende Phrasen gedrechselt werden können, so hat doch kaum jemand den Muth, das Fiasco zu leugnen, das mit der Einführung der Zwischenprüfung von Unter- nach Obersccunda gemacht worden ist. Hier hat sich die moderne Probirsucht im hellsten Lichte gezeigt. Ohne einen Halbwegs einleuchtenden wissenschaftlichen oder pädagogischen Beweg- gründ hat man den gerade in einem kritischen Alte»- bestud liehen jungen Leute» eine geiuig - physische Last ausgc- bürbet, die — nach der Lvutvutin legiL, glücklicherweise aber- weniger nach der Auffassung der Schuldirectoren undPebrer — durch eine Herabminderung der Ansprüche an den ArbeitS- ernst in den für Gymnasiasten wichtigsten und frucht bringendsten folgenden Schuljahren compcnsirt werden sollte — vielleicht zum Vortheil eines den Engländern nachgeahmten Sportbetricbcs. Mit dieser Zwischenprüfung, über deren Werth man in Bayern, das sie vor einem Menschenalter auf Grund langjähriger Erfahrungen ab geschafft hat, Er kundigungen hätte einziehen können, scheint denn auch der neue preußische CultuSminister sich nicht befreunden zu können. Dagegen ist von ihm nichts zu hoffen gegenüber den offenbar wieder sehr lebendig gewordenen Tendenzen, den den alten Gymnasien aufgedrängten Zwittercharakter noch weiter aus zubilden. Herr Studt ist natürlich auch für den altbewährten Bildungsgang, aber er glaubt gewissen modernen Erscheinungen Rechnung tragen zu müssen. Man weiß, was darunter zu ver stehen ist. Wenn es sich um die Ausdehnung der Berechtigung der Realgymnasien handelt, so würde man sich mit einer Neuerung einverstanden erklären — müssen. Haben kürzlich sogar angesehene Vertreter des gebildeten Bürgerthums am Rhein und in Frankfurt a. M. die Zulassung der Abiturienten des Realgymnasiums zum Studium der Rechtswissenschaft gefordert! Aber das ist nicht die Meinung. Vielmehr soll das humanistische Gymnasium — ungefähr — werden, WaS das Realgymnasium ist und soll bleiben, was eS war — auf dem Papier. Daß mit der Halbheit die Vorbildung der jungen Leute nach der einen und nach der anderen Seite hin beeinträchtigt wird, ist eine Wahrheit gewesen, die sich heute amtlich nickt mehr ver nehmen lassen darf. Sucht man nach den Ursachen des wiedererwachten Reformeifers, so wird man wohl auf — Heer und Marine stoßen. Namentlich auf die Marine. Das Unglück, das — unbestritten — den Gymnasien durch die Einjährig-Freiwilligen-Berechtigung zugestoßen ist, scheint vergrößert werden zu sollen durch eine alles Andere überwiegende Rücksichtnahme auf den Nachwuchs der OfficiercorpS. Und wenn man dabei noch wenigstens ein Zurücklegen der ganzen höheren Schule als Regel im Auge hätte! Aber schon im preußischen Landheer ist der Abiturient eine seltene Erscheinung und wird es bleiben! In der Mariue kann der Eintritt der künftigen Ofsicicre in dem verhältnißmäßig spaten Alter von 19 oder 20 Jahren gar nicht willkommen sein und er ist ihr auch nicht willkommen. So wird man es erleben, daß das Gymnasium auf die Zwecke junger Leute zugestützt wird, die die eigentliche, „echte und reckte" Gymnasialbilkung, die nicht nur ihre Krönung, sondern ihre Berechtigung erst in dem Unterrichte der höchsten Lehrclasscn findet, gar nicht suchen, zum Theil gar nicht gebrauchen können. Das „Civil" zahlt die Kosten, der Gewinn des Militärs ist aber auch recht zweifelhaft. Der am Montag in der deutsch - tschechische» Acr- stiindmnngs - ßonscrc»; von der Regierung vorge- legte Entwurf einer nach der Umgangssprache der Bevöl kerung durchzufiihrenden Eintheilung des Königreichs Böhmen nach Gericktsbezirken, Bezirkshauptmannschafteu und Kreisen enthält, der „Politik" zufolge, drei Beilagen und zwar: 1) das Verzeichnis; der anläßlich der sprachlichen Abgrenzung neu zu errichtenden Bezirksgerichte unter Angabe der den selben zuzutheikenden politischen Ortsgemeinden, dann aller jener GerichtSbezirke, welche durch die Zweitheilung oder Abtrennung einer Gemeinde in ihren dermaligen Grenzen eine Aenvernna erfahren: 2) den Entwurf einer Lgvdes- eiutbEng uuier Zugrundelegung der Umgangssprache nach 10 Kreisen, 100 Bezirköhauptmanuschaften und 228 Bezirks gerichten; 3) den EntwurfeinerLandeSeintheilung unterZuarunde- legung der Umgangssprache der Bevölkerung nach 14 Kreisen. In der Begründung des Entwurfes wird ausgeführt: Die nationale Abgrenzung hat die Aufgabe, soweit als mög lich sprachlich homogene Verwaltungsbezirke zu schaffen. Bei der Lösung dieser Aufgabe wird zunächst von der untersten Kategorie der Verwaltungsgebiete, nämlich dem Gerichts oder Steucrbezirke, auszugehen sein. Wird derjenige Bezirk als ein cinsprachigcr angesehen, in welchem die Minorität der anderssprachigen einheimischen anwesenden Bevölkerung nach den Ergebnissen der letzten Volkszählung 20 Proc. der bezüg lichen Gesammtbevölkeruug deS betreffenden Bezirkes nicht übersteigt, so erscheinen von 228 Bezirken 132 einsprachig tschechisch, 92 ciusprachig deutsch, 4 gemischtsprachig, ferner von den 100 Bezirkshauptmannschaften 57 einsprachig tschechisch, 40 einsprachig deutsch, 3 gemischtsprachig, end lich von den 10 Kreisen 5 einsprachig tschechisch, 3 ein sprachig deutsch, 2 gemischt und von den eventuell projectirten 14 Kreisen 7 tschechisch, 5 deutsch. 2 gemischt. Bezüglich der Eintheilung in Kreise, welche in Böhmen eine historische Be ¬ rechtigung besitzt und bei der territorialen Ausdehnung deS Landes im Verwaltungsinteresse nöthig erscheint, wird die Schaffung von zehn Kreisen beantragt, und zwar Budweis (gemischt), Cbrudim (tschechisch), Eger (deutsch), Gitschin (tschechisch), Königgrätz (tschechisch), Leitmeritz (deutsch), Pilsen (gemischt), Prag (tschechisch), Reichenberg (deutsch), Tabor (tschechisch). Die Beilage 3) enthält eine Eventual-Eintheilung in vierzehn Kreise, falls eine Eintheilung in mehr als zehn Kreise verlangt werden sollte, und zwar Krumau (deutsch), Budweis (gemischt), Tabor (tschechisch), Piset (tschechisch), Pilsen (gemischt), Eger (deutsch), Saa; (deutsch), Scklan (tschechisch), Prag (tschechisch), Chrudim (tschechisch), Königgrätz (tschechisch), Gitschin (tschechisch), Leit- mexitz (deutsch) und Reichenberg (deutsch). — Die Einthei lung der neuen Bezirksgerichte entspricht im Wesentlichen den Wünschen der Deutschen. Dagegen wird die KreiSein- theilung von deutscher Seite als unannehmbar bezeichnet, indem darin den Wünschen der Deutschen gar nicht entsprochen wird, so insbesondere bezüglich SüdböhmenS, wo nach den Wünschen der Deutschen ein deutscher Kreis errichtet werden müßte, während nach dem RegierungSentwurfe die deutschen Bezirk: in Südböhmen den gemischtsprachigen Kreisen Budweis und Pilsen zugewiesen werden. Der Krieg in Sü-afrika. Ter mitgetheilte Depeschenwechsel zwischen Salis bury und Krüger, von dem zuerst der „New Hork Herald" zu berichten wußte, wird jetzt inhaltlich von „Reuter's Bureau" bestätigt. Zu gleicher Zeit theilt die „Daily Mail" mit, daß auf Wochen hinaus keine weitere Bewegung auf dem Kriegsschauplätze wahrscheinlich sei, da Unterhandlungen im Gange seien. Welcher Art diese Unterhandlungen sind, wird nicht gesagt, dagegen deutet die „Times" geheimnißvoll au, daß ein Plan zur Verschmelzung der beiden Republiken bestehe. In der neuen Republik sollen Krüger Präsident und Steifen Obercommandant werden. Bon wem dieser „Plan" auszeht, das verschweigt das Blatt, übrigens ist er jeden falls erfunden. Vom Kriegsschauplatz liegen irgend welche Nachrichten von Belang nicht vor. Wir verzeichnen folgende: * London. 22. März. (Telegramm.) „Standard" berichtet aus Bloemfontein unter dem 20. d. M.: 4000 TranSvaalboeren von Colesberg suchen nach der Grenze des Basuto-Landes zu ent kommen: voraussichtlich werden sie gefangen genommen. Der Colonialministrr Chamberlain hat den australischen Gouver- neuren ei» Telegramm übersandt, worin er meldet, das KriegSamt biete den Australier» 114 Officiersstellen bei der Infanterie und Artillerie au. — „Morning Post" berichtet aus Capstadt unter dem 2l. d. M-, daß das eigentliche Ziel der Friedensabordnung der Boeren Rußland sei. — Wie die „Times" aus Rouxville unter dem 20. d. M. erfahren, haben die Engländer Rouxville und Smithfield besetzt. * Loudon, 21. März. Die Abendblätter melden auS Krojo«. stad unter dein 18. d. MtS.: Die hiesigen Boerenmannschaften erwarten kampseSmuthig die anrückenden Engländer. Präsident Krüger hielt eine feurige Ansprache an die BurgherS, in der er sie zum Ausharren im FreiheitSkampse ermahnte. Wenn auch die Engländer für jetzt Bloemfontein besetzt hielten, so werde sicherlich die Unabhängigkeit des Vaterlandes doch schließlich gewahrt bleiben. Präsident Steijn hielt eine ähnliche Ansprache und sagte, Feirrlleton» Hans Eickstedt. Roman in zwei Bänden von Anna Maul (M. Gerhardt). Nachdruck vrrbolcu. Sic war schlank und schön gewachsen, uttd ihr von dem breiten Rande des einfachen schwarzen Strohhutes 'beschattetes Gesicht zeigte regelmäßige Züge und frische sonnenbraune Far ben. Der federnde Schritt, die sichere Haltung, der klare, -milchige Blick -der braunen Augen, Alles bezeugte eine in sich gefestete -Kraft der Persönlichkeit, und die Amnuch, die ihrer Erscheinung inne wohnte, war nicht der Bl-iithen'duft der ersten -Jugend — sie mochte den Dreißig nahe sein —, sondern die äußere und innere Harmonie eines edlen, vollentwickelten Organismus, dessen Wesen Thätigkeit und dessen Thätrgkcit Sekbstbefreiung ist. -Sie bot dem Professor die Hand und bat um -Entschuldigung wegen -der Verzögerung. „Wohin gehen wir heute?" „Ihre Sache, -Fräulein Pilgrim, -ich -habe -mein -halbes Tage werk hinter mir, jetzt gehe ich nach .Hause, -frühstücke und ruhe auf meinen Lorbeern." „Wie, -Sie waren schon draußen?" riof Gertrud lebhaft. „An der See? Vor Tagesanbruch? — -Warum haben Sie mich nicht mitgehen lassen? Ich hatte schon immer Lust dazu, aber dec Nebel heut —" „Ja, ich habe Nebelstudien gemalt." „O, lassen Sie doch sehen!" Professor «Keßler schüttelte den Kopf, „'s ist nichts ge worden." „Ach, das sagen Sie immer. Und jetzt soll ich allem hinaus?" „Ja, das ist für uns Beide »besser. Wir bringen uns nur um den Humor, wenn wir -uns gegenseitig auf die Leinwand gucken." Gertrud lachte. „Wenn ich das sagte! -Währen-v ich sanft- müthig mit meinen Stümpereien Ihre gute Laune anrege —" „Snak!" sagte der Professor. „Sie -wissen, ich beneid« Sie manchmal um Ihr glückliches -Zugreifen, die Leuchtkraft Ihrer Farben —" „Ach, Herr Professor! Das ist eigentlich Frevel!" „Na — guten -Morgen. Also — -wohin gehen Sie?" Gertrud zuckte die Achsel. „Weiß ich's? Vielleicht nach dem Walde. Dahin, wo Sie nichts nach Ihrem Geschmack finden." „Sehen Sie wohl, da haben wir gleich den -Gegensatz, also wozu einander beengen? Sehen wir uns bei Tisch? Gestern hab: ich eine interessante Bekanntschaft gemacht. Ich bin dem Mann schon ein paar Mal begegnet, bei Kranz -sitzt er in einem Winkel allein bei seiner Flasche und macht ein Gesicht, als hätte er den ganzen Schopenhauer und Nietzsche hinter einander ver schlungen und würge an der Verdauung. Ich fing schon an, den Kerl zu hassen, Grillen sangen können wir allein, dazu brauchen wir keine Hilfe — nun -hat sich's doch herausgestellt, daß er eine Stimm« besitzt, und sogar iGeist. Er mag krank sein oder irgend wie Todtengrä-ber seiner -Vergangenheit. Vorstellung erfolgte nicht, und ich zerbreche -mir den Kopf, in welches Schubfach er nach Beruf und Lebensstellung unterzubringen sein mag." „Ich werde ganz neugierig", sagte -Gertrud. „Es hat doch etwas für sich, an der Tadle d'höte zu essen und Abends seinen Schoppen bei Kranz zu trinken." „Ja, auf die Dauer verträgt man's nicht, -den Menschen aus dem Wege z-u gehen. Aber dies ist eigentlich der Erste, den ich antreffe — unter den Sommergästen, mein« ich. Also Mittags bei Kranz, wie?" „Einverstanden — wenn's mir nicht wieder zu spät wird." Sie trennten sich, und Gertrud schlug «inen Weg ein, der sie bald aus dem langgestreckten, weitläufig gebauten Dorf hinaus und auf breiten Sa-nidwegen Mischen niederen Kieferschonungen dem Walde zusührte. Der Nebel war gefallen, die Sonne -brach siegreich vor. Es war gegen Ende des August, und man hatte schon kühle Witterung und viel Regen -gehabt, aber einige warme Tage hatten den Sand getrocknet, und letzt brannte -die Sonne auf die weite Fläche der Nadelwaldungen und entlockte ihnen würzigen Duft. Die sonnendurchleuchtete Einsamkeit, die Gertrud ohne Eile durchschritt, wiegte sie in Träume. Sie hatte den ganzen Sommer hier verlebt, ohne -Gesellschaft außer ihrer Arbeit. Seit vier Wochen erst war Professor -Keßler hier, und erst durch ihn kam sie zuweilen mit anderen Menschen -außer ihren gutmiithigen Wirthsleuten in Berührung. Einsamkeit und Arbeit — das war für Gertruv das Bad der Wiedergeburt geworden, das wirksamer als Meeressluth und die stärkende Seeluft ihr Gesundheit und Lebensmuth wieder gegeben. Um die Weihnachtszeit hatte sie ihren Vater begraben. Zwei lange Jahre waren ihr über der aufopfernden Pflege des geliebten Kranken hingegangen. Sein Leidenslager war für sie das geheiligte Asyl geworden, wo die brennende.Noth ungestillter Wünsche, die Verzweiflungsstürme einer ungenützt und un genossen oahinfliehenben Jugend zur Ruhe kamen, wohin Sorgen .und Widrigkeiten von außen her sie nicht verfolgen durften. Daß die Pflege des Vaters ihr allein zufiel, war das Beste dabei. Schwester Elfriede hatte den jungen Kaufmann geheirathet, der damals ihr liebebedürftiges Herz entflammt, un-d führte in kümmerlichen, ungesicherten Verhältnissen eine wirren- und thränenreiche Ehe mit ihm, deren Kreuz sie gern, soweit das möglich war, auf die Schultern ihrer beiden Schwester-» ablud. Als dann Gertrud durch des Vaters Tod ihrer Liebes pflichten ledig geworden und durch seinen Nachlaß sich in be scheidener, aber auskömmlich gesicherter Vermögenslage fand, hatte das Dasein -Werth und Zweck für sie verloren. Nur sehr allmählich hatte sie sich in der Vorstellung zurechtgefunden, daß vermuthlich noch eine lange Spanne Leben vor ihr läge, und es war noch nicht gar -lange her, seit sie gelernt hatte, dieser Wahr scheinlichkeit ohne Grauen ins Auge zu sehen. Inzwischen hatte Gertrud den Walv erreicht, dec sich see wärts bis zu dem breiten, welligen, mit Gestrüpp bedeckten Dünenzug erstreckte. Auf einem morastigen Fahrweg schritt sie Mischen hohen Kiefern hin, denen -sich allmählich Rothbuchcn und Birken beimischten. Auf schmalem Fußsteg drang Gertrud in das Innere deS Waldes vor, wo das Laubholz -die Oberhand ge wann. Goldene -Sonnenlichter fielen durch die Wölbungen der grünen Kronen und spielten in Hellen Flecken auf der rökhlichen Laubspreu am Boden. Zwischen den schlanken, -weißlichgrauen Säulenschäften der Buchenstämm« kauerten struppige Wach- holderbüsche, Wasserlachen -schimmerten an tiefen Stellen, golv- gelbe und violette Pilzgrupprn duckten sich hinter vorspringende Baumwurzeln, und über moosbewachsenen Steinen schossen schwanke Rispen rothen Fingerhutes auf. Auf einer kleinen trockenen Bodenerhöhung richtete Gertrud ihre Staffelei und ging -ans Werk. Der Blick in das sonnen durchwobene Dickicht entzückte sie, die tiefe, grhcimnißdolle Stille, die nur ab und zu durch einen in den Blättern rauschenden Wind stoß unterbrochen wurde, durch den Ton einer fernen Holzaxt, »»deutliche Laute von Menschenstimmen, -die ein oder zwei Mal von dem Fahrweg heriiberkamen, umfing sie mit träumerischem Behagen. Ast zwei Stunven waren dahingeflogcn. Die Farben auf Gertrud's Leinwand begannen Formen und -Stimmung wider zuspiegeln. Aber jetzt änderte sich di« -Beleuchtung. Die fleißigen Hände ließen Pinsel und Palette sinke», der Kopf hob sich, die Augen lösten sich von der Leinwand und ruhten in unbewußtem Schauen. Das Ohr lauschte. Drüben am Waldweg wurden Stimmen laut, kamen näher, ein glockenhelles, plauderndes Kinderstimmchen. — Jetzt raschelten Schritte auf dem Fußsteg, der ganz nahe an Gertrud's Staffelei vorbeiführte. Eine Männerstimme, halb laut, zerstreut, undeutlich Mischen -dem Kindergeplauder. — Jetzt verstummt Beides, trockene Zweiglein knistern unter Männerstiefeln. Gerirug hantirt mit ihren Pinseln weiter und blickt nicht auf, bis die Vorübergehenden Mischen Buchenstämmen und Gebüsch verschwunden sind. Jetzt legte sic ihr Handwerkszeug nieder, stand auf und streckte sich ein wenig. Sollte sie nicht frühstücken? Die rechte Stunde war da, und an Appetit fehlte es nicht. Sie packte ihr Butterbrot» und ein Fläschchen Wein aus und stärkte sich, indem sie ein paar Schritte auf und ab that. Da flimmerte etwas Weißes seitwärts in den Büschen. Ein kleines, vier- oder fünfjähriges Mädchen kam dort zum Vor schein, that ein paar Schritte, blieb schüchtern stehen und guckte mit vorgerecktem Hälschen nach der Staffelei hin. Gertrud wich in den Schatten zurück, um das zierliche Geschöpf nicht zu ver scheuchen, und jetzt trippelte es behutsam näher, immer ab und zu stehen bleibend nnd furchtsam umherguckend, bis es vor der Staffelei stand, Mit großen, braunen Rehaugen verwundert die Farbenflecke auf der Leinwand anstaunend. Es war ein schönes, zartes Wesen, mit goldbraunem kurzen Gelock, das unter einem spitzen grünen Nixenhütchen vorquoll, und mit bliithenweißcn Aermchen. Gertrud konnte nicht anders, sic mußte aus ihrem Versteck vortreten. Plötzlich saß sie auf ihrem Malstuhl, umfaßte die Klein« und zog sie zärtlich an sich. Das Kind stieß einen kleinen Schrei aus, ließ dann aber mit sich machen und lächelte mit runden Grübchenwangen und rosigen Lippen schelmifch zu Gertrud auf, als diese es auf ihre Knie hob. Diese Augen — diese Lippen — dies Lächeln — woran «rinner-t« denn das? „Hast Du dies gemalt?" fragte die Kleine. „Ja, aber es ist noch nicht hübsch", erwiderte Gertrud. „Warte nur, mein Liebling, es kommt noch ein Hänsrlchen und ein Gretelchen mitten hinein, die -Erdbeeren suchen und sich im Waloe verirrt haben. -Und vas Gretelchen sollst Du sein, ja?" Das Kind nickte zufrieden. „Aber ich bin doch kein Gretelchen", wandte es in seiner weichen Kindersprache ein. „Wer bist Dir denn?" „Usta — Papas Asta." „Uno Du bist dem Papa davongelaufen?" Das Kind nickte mit einem Schelmenlächeln und schmiegte ihr Köpfchen an Gertrud's Schulter. „Papa hat sein Buch und
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