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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.03.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-03-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000324016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900032401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900032401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-03
- Tag1900-03-24
- Monat1900-03
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Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen. Ausgabe, ohne Postbeförderuag 60.—, mit Postbrfürderung ^l 70.—. Innahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittag« 10 Uhr. Margen-Ausgabe: Nachmittag» 4Uhr. V»i den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeige» sind stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 151 Sonnabend den 24. März 1900. 84 Jahrgang. Innere Schwierigkeiten und äußere Politik. « Die „Kreuzztg." erblickt in der gegenwärtig unleugbar verworrenen inneren Lage in Deutschland eine Gefahr für die auswärtige deutsche Politik. Sie sagt: „Nur mit Be- trübniß und Sorge können wir den Eindruck verfolgen, welchen unsere so unerbört zerfahrene innere Lage im Auslande macht. Ueberall wird daraus ein Moment der Schwäche nach außen her geleitet nnd mit Schadenfreude die Zerklüftung desParteiwesenS, die Unfruchtbarkeit unserer parlamentarischen Arbeit und das verfolgt, waS die Franzosen „gueroUos ^Uomanäes'' nennen. Schon sängt man an, unsere parlamentarischen Zustände mit den italienischen zu vergleichen, und dies Urtheil des Aus landes kann ganz direct zu einer ernsten politischen Gefahr werden, wenn wir, damit jede Partei ihr Recht behält, schließlich noch die Flottenvorlage zu Fall bringen. Man hat unsere innere Lage mit den Verhältnissen verglichen, die in den Tagen Friedrich Wilhelm's IV. bestanden, und in der That fordern manche Erscheinungen unserer Tage eine Parallele geradezu heraus." Zunächst sei beiläufig bemerkt, daß es von der „Kreuz zeitung" nicht eben geschickt ist, die gegenwärtige Situation mit der RegierungSzeit Friedrich Wilhelm'S IV. zu vergleichen. Gewiß war damals die innere Lage trostlos und die Folgen davon waren auch in der äußeren Politik höchst beschämende Demürhigungen, aber gerade damals wurde eine fast unum schränkte Herrschaft von den Männern auSgeübt, die der „Kreuzzeitung" geistig und persönlich sehr nahe standen. Zur Sache selbst sei bemerkt, daß eS gewiß keinem Meirichen cinfallen wird, unsere innere Lage als rosig anzu sehen oder auSzugeben; sie aber als trostlos zu schildern, wie die „Kreuzztg." dies lbut, ist nicht nur nicht gerechtfertigt, sondern kann erst herbeifübren, daß das Ausland zu falschen Urthrilen über unsere Verhältnisse kommt und von diesen Urtheilen zu Maßnahmen gelangt, die uns mit Besorgniß ersüllen müßten. Bis jetzt beurtheilt man noch in keinem fremden Lande unsere innere Lage so, wie die „Kreuzztg." dies thut; giebt es doch keinen anderen Staat in Europa, dessen innere Lage günstiger wäre. Die „Kreuzztg." selbst führt die italienischen Zu stände als ebenso verworren an. Ja, ist denn die innere Situation in dem benachbarten und befreundeten öster reichischen Kaiserstaate nicht noch ungünstiger als in Italien? Und bat nicht Frankreich zwei lange Jahre hin durch eine innere Krisis durchmachen müssen, gegen die alle deutschen Zänkereien geradezu ein Kinderspiel sind und die noch beute nachzittert? Und wenn man den Begriff der inneren Politik noch enger faßt und lediglich die parlamentarischen Zustände darunter verstehen will, so ist auch hierinDeutschland vielgünstiger daran, als die benachbarten Staaten. In Oesterreich sowohl wie in Frankreich bekommt man seit Jahr und Tag höchstens mit Ach und Krach den Staatshaushalt fertig (in Oesterreich müssen sogar noch Nolbverordnungen nachhelfen), von einer positiven, gesetzgeberischen Thätigkeit ist aber so gut wie gar nicht die Rede. Da liegen die Verhältnisse in Deutschland denn doch noch weit günstiger, weon auch die lex Heinze, von der eS doch übrigens höchst fraglich ist, ob sie im Ganzen ge nommen einen gesetzgeberischen Fortschritt bedeutet, nicht zu Stande kommen sollte. Giebt man aber auch offen zu, daß die deutsche inner politische Lage eine sehr beträchtliche Besserung vertrüge, so ist damit doch noch nicht gesagt, daß sie nothwendig auf die äußere Politik einen ungünstigen Einfluß ausüben müßte. Ist denn die inncrpolitische Situation erst seit heute und gestern eine ungünstige, oder ist sie nicht vielmehr schon seit einer Reihe von Jahren höchst verworren? Und trotzdem sehen wir, daß gerade in den letzten Jahren die deutsche auswärtige Politik Erfolge errungen hat, die auch im AuSlande größte Beachtung gefunden haben. Deutsch land hat sein Ansehen im europäischen Orient und in Vorder-Asien außerordentlich gesteigert, eS hat seine wirthschaftlichen Beziehungen überall — man denke beispiels weise an Siam, wo noch vor wenigen Jahren Deutschland fast gar keine Interessen hatte und wo jetzt die deutsche Rbederei die englische verdrängt bat — erweitert und auch dadurch sein politisches Ansehen gehoben; es hat endlich seinen Colonialbesitz durch die Erwerbung von Kiautschou, die Carolinen und Samoa in werthvoller Weise vermehrt. Schließlich bat eS die deutsche auswärtige Politik verstanden, specieü die Beziehungen zu den europäischen Mächten zu er halten und zu festigen. Daß also die innere Politik schädigend auf die auswärtige Politik gewirkt hätte, kann man nickt behaupten. Gewiß ist es möglich, daß verfahrene innerpolitische Ver hältnisse die auswärtige Politik erheblich schädigen. So ge hört eS beispielsweise 'zu den Vorbedingungen einer erfolg reichen auswärtigen Politik, daß diese sich auf eine starke Wehrkraft stützen kann, und eS bedeutet demgemäß eine Ge fährdung der auswärtigen Politik, wenn durch inncrpolitische Zwistigkeiten die Steigerung der Wehrkraft hintertrieben wird. Run bataberderdeutsckeReichstagimFrül>jahrl898dicFlotten vorlage und im Frühjahr 1899 mit einer verhältnißmäßig geringfügigen Streichung die HeereSvermehrung bewilligt. Daß er dem gegenwärtig vorliegenden Flottengesetz zustimmen wird, darf man noch immer hoffen, und falls er wider Er warten die Vorlage ablebnen sollte, so haben wir die sichere Zuversicht, daß acht Wochen später ein neugewählter Reichs tag die Flottenforderung bewilligen würde. Eine Schädigung der auswärtigen Politik durch inner politische Störungen ist ferner möglich, wenn man den Leiter der auswärtigen Politik in innerpolitische Zänkereien gewaltsam bineinzerrt. Es ist anzuerkennen, daß die „Kreuzztg." selbst dies dem gegenwärtigen Leiter der auswärtigen Politik gegenüber bisher vermieden hat. ES giebt aber Organe, die in ihrer wirthschaftlichen und politischen Auffassung der „Kreuzzeitung" recht nahe stehen und seit Jahr und Tag unablässig bemüht sind, die deutsche auswärtige Politik anzugreifen, lediglich weil Graf Bülow ihnen in wirtbschaft- licher Hinsicht „verdächtig' erscheint. Wenn die „Kreuzztg." als vornehmste- Blatt der konservativen Partei auf diese Organ, einen mäßigen Einfluß anSüben wollte, so würde sie dadurch die von ihr gefürchteten Gefahren für die deutsche auswärtige Politik viel besser beschwören können als durch pessimistische Artikel, die im Inlanbe wie im AuSlande nur stutzig machen können. Das Deutschthum in Australien. Nachdruck verkokt». Aus Melbourne, Mitte Februar, Wird der Welt- Correspondenz geschrieben: Di« Belästigungen und Beleidigungen, denen di« Deutschen in jüngster Zeit in Australien ausgesetzt waren, haben die Aufmerk- amkeit auf das Deutschthum in diesem Theile der Welt gelenkt. Bei der immerhin beträchtlichen Gosammtzahl deutsch australischer Colonisten (man schätzt dieselben auf mehr als 50 000) dürfte es am Platze sein, den heimischen Lesern in gedrängter Kürze einige Bilder vorzuführen, deren Colorit aus langjährigen Erfahrungen entnommen ist. Wenn hierbei neben dielen Lichtpunkten die Schlagschatten etivas scharf in den Vordergrund treten, so muß der Wunsch, treu nach der Natur zu malen, als Entschuldigung dienen. Daß unsere hiesigen Landsleute als treffliche Colonisten hoch- geschätzt werden, verdient als erfreuliche Thatsache Betonung; es giebt kaum einen Zweig der Berufsthätigleit, in welcher deutsche Mitarbeit fehlt, und die einfache Gerechtigkeit erfordert, an- zucrkennen, daß uns in normalen Zeitläuften sowohl die Be hörden, wie das Publicum im Großen und Ganzen mit Wohl wollen und Achtung entgegenkommen. Acker- und Weinbau absorbiren einen beträchtlichen Procent satz der deutschen Bevölkerung und manch' blühendes Dorf in Süd-Australien, Viktoria und Queensland spricht von deutschem Fleiß und deutscher Cultur. In jenen freundlichen lutherischen Gemeinden hat sich das Deutschthum ziemlich unverfälscht er halten: sie zeigen, wie trefflich der conservative Geist des deutschen Landbebduers es verstanden hat, «in Stück Heimath auf fernen Boden unter harter Arbeit und manch' bitterer Enttäuschung zu verpflanzen und dort zu pflegen. In den Staaten hat deutsch ; Handwerkerthum festen Fuß gefaßt und leistet in vielen Branchen, so z. B. in der Feinbäckerei, Tüchtiges. Ein beträcht licher Theil unserer renommirtesten Uhrmacher, Goldschmiede, Kunst-Drechsler, Mechaniker find Deutsche, die auf Grund ihrer aus der Heimath mitgsbrachten höheren technischen Vorbildung viel schneller vorwärts kommen würden, fehlte der Mehrzahl nicht das nöthige Capital. Auch auf der Liste der Großindustriellen ist manch deutscher Name zu finden. Der Kaufmannsstand weist zwar etliche hochangesehene capitalskräftige Firmen auf, es läßt sich aber im Allgemeinen nicht 'behaupten, daß wir in der hiesigen kommerziellen Welt eine hervorragende Rolle spielen. Dies fm'det zum Theil seine Erklärung in dem Fehlen eines kräftigen deut schen Finanz-Instituts, dessen Etablirung schon seit Jahren sehn süchtig entgegengcsehen wird. Wenn eine französische Bank ein slottes Geschäft in Australien betreiben kann, so sollte man meinen, daß bei dem ausgedehnten Wollexport nach Deutschland Raum für ein vaterländisches Bank-Institut vorhanden wäre. Wir finden ferner deutsch« Ingenieure und Architekten in ver antwortlichen Stellungen, sei es bei großen Privatunterneh mungen, sei «s bei der Regierung; wir finden deutsche Aerzte, Lehrer und Künstler, wir finden unsere Landsleute in den Minen wie auf der Minenbörse. Was nun die Pflege unseres nationalen Bewußtseins angeht, so krankt sie an dem Mangel geistiger Führung, an der Apathie derjenigen Landsleute, di« auf Grund höherer Bildung und an genehmer socialer Position berufen sein sollten, freudig Opfer zu bringen. Ohne sich einer Uebertreibung schuldig zu machen, darf man, von wenigen rühmlichen Ausnähmen abgesehen, behaupten, daß, je wohlhabender unsere Landsleute werden, je erfolgreicher ihre Berufsthätigleit sich gestaltet, im gleichen Grade das Ge fühl der ZusammengehöriMt, das Interesse an der Wohlfahrt der deutschen Gemeinde, fällt. Und wo weitergehende Ziele im beschränkten Maße erreicht worden sind, ist die Initiative, wie die sich anschließende Arbeit, stets dem Handwerkerstande, den sogenannten kleinen Leuten, zu verdanken gewesen. Aus diesen Kreisen sind in Melbourne, Sydney, Adelaide, Brisbane und anderen Plätzen Pflegestätten der Turnerei, des Männer gesanges ins Leben gerufen, Kranken- und Stcrbecassen gegründet worden. Findet eine Nationalfeier oder sonst ein allgemeines deutsches Fest statt, so wird «s dort geplant und zur Ausführung erhoben; und haben wir «8 in Melbourne kürzlich so weit ge bracht, durch Errichtung eines deutschen Schulvereins unseren Kindern einmal in der Woche Gelegenheit zu geben, sich in der Sprache der alten Heimath zu üben, so flössen die nöthigcn Mittel zum großen Theil« aus den Taschen der weniger gut- fituirten Landsleute. Die Indifferenz, mit welcher die reicheren Kreise einer kräf tigen Bethätigung des Deutschthums begegnen, zum Theil sogar ängstlich aus dem Wege gehen, hat das wenig schmeichelhafte Resultat gezeitigt, daß Wir in dem geistigen und socialen Leben der australischen Colonien eine recht untergeordnete Rolle spielen und nach dieser Richtung hin, trotz unserer numerisch starken Uöberlegenheit, von anderen hier ansässigen Ausländern beschämt werden. Während z. B. in Melbourne die „Lilianas /mnyaiso" und der von den Italienern gegründete „Dante-Verein" sich durch literarische Vorträge und gelegentliche Aufführungen klassischer Werke in den besten Kreisen der Gesellschaft beliebt gemacht haben und häufig zu den UnterhaltungSabenden des Gouverneurs heran gezogen werden, sitzen wir in unseren Vereinen, spielen Karten, trinken Bier und treiben Gemiithlichkeit. Auf «in einziges Gebiet findet obige Beobachtung keine An wendung, auf das der Musik; in dieser Kunst dominirt deutscher Einfluß und übt, unterstützt von tüchtigen Lehrern, eine ent schieden reformatorische Wirksamkeit aus, so daß der früher maßgebende Geschmack an der banalen Sentimentalität englischer Balladenfäbrikation von Jahr zu Jahr zurückgedrängt wird. Mit diesem Triumphe quittirt das hiesige Deutschthum über die nationale Bedeutung seiner Stellung im Lande. Der Krieg in Südafrika. Man bat vielleicht geglaubt, daß nach dem Siegesbulletin aus Pretoria nunmehr die Nachrichten vom Kriegsschau plätze rascher fließen würden. Dem ist jedoch nicht so. Was beute vorliegt, ist ein Ragout in englischer Zubereitung. Aus allen Theilen des Kriegschauplatzes sind Nachrichten da, sie sind aber so herzlich unbedeutend und uninteressant, daß wir sie der Reihenfolge ohne Commentar geben wollen. Das Zugeständniß, daß die Mlieferung der Waffen langsam vor sich gebt, obgleich Roberts sich rübmt, überall mit offenen Armen empfangen zu werden, läßt die Roberts'schen Depeschen auch als gefärbt erscheinen. * Barkley East, 22. März. („Reuter's Bureau") Die Ab lieferung der Waffen seitens der Aufständischen geht langsam vor sich. Man glaubt, sie verstecken sie. Ter frühere Landdrost und die Beamten wurden unter Bedeckung nach Capstadt gebracht- * Maseru, 22. Mürz. („Reuter's Bureau.") In den letzten Tagen zogen Bo er en mit einer sehr großen Menge von Wagen von Smithfield über Wepener in der Richtung aus Ladybrand. Es dürsten dies die Streitkräfte sein, die sich von Norwalspont, Bethulie und Stormberg zurückzogen und jetzt nordwärts ziehen. * London, 23. März. „Reuter's Bureau" meldet aus Bloem fontein vom 22. d. M.: General French traf mit einer Cavallerie- brigade und mit berittener Infanterie in Thabantschn zwischen Bloemfontein und Ladybrand ein und eröffnete die heliographische Verbindung mit Maseru. Dasselbe Bureau meldet aus Warrenton vom 22. ds. Mts.: Die Boeren räumten Klipdam und Windsorton und versenkten die Führen bei Riverton und Windsorton. Der Vaalsluß ist nur durch Schwimmen zu über- schreiten. * Lonöolt, 23. März. Dundonald's berittene Streitkraft bei Ladysmith hatte am Sonnabend Fühlung mit dem Feinde, der sich nach seinen befestigten Stellungen zurückzog. Warren's Division wurde in Durban nach East-London ringe schisst. Obgleich nicht zum Krieg im engeren Sinne gehörig, mag hier ein Capitel über Tentschc Engläuderei Platz finden. Am 17. d. M. hat die Londoner deutsche Wo hl- thätigkeitsgesellschaft im dortigen Hotel Metropole ihr übliches IabreSfestmahl abgebalten. Sein Verlauf ist nicht nur für den Mangel an Nationalgcfühl be zeichnend, der in vielen deutschen AuSlandskreisen leider noch immer heimisch ist, sondern giebt auch einen Begriff davon, welcher Art die Einflüsse sein mögen, die von diesen Londoner „deutschen" Kreisen auf unsere politischen Beziehungen zu England ausstrahlcn. Die „Hamb. Nachr." geben von dem Verlauf des Festes folgende Schil derung: „Alles war möglichst englisch aufgezogen: Tafelordnung, Decoration, Trinksprüche re. athmeten sozusagen englische Lust. Geradezu unerlaubt ober und zum Capitel des groben Unfugs ge- hörig will es uns in der alten Heimath bedünken, wenn diese 200 Londoner „Deutschen", eine kleine, aber geldlrästige Partei, nicht nur das erste Hoch von ihrem Präsidenten, Herrn Jnl'us Wernher, auf die britische Königin haben ansbringen lassen, sondern auch in englischer Sprache, worauf dann „begeistert", wie es heißt, das „Oocl save tlis tzueen!" von der Versammlung abgesungen sein soll. Wir wissen nicht mit Sicherheit zu sagen, ob Lieser Herr Julius Wernher Socius der bei den Johannesburger Goldminen in erster Linie betheiligten Firma Wernher, Veit u. Comp. ist; wäre es nickt der Fall, so wäre ihm der baldige Eintritt in dieses weltbekannte Haus aufs Innigste zu wünschen. Dieser Herr Wernher hat nämlich die Königin und England überhaupt in Ausdrücken gepriesen, die sogar den Beifall der „Daily News" erlangt und verdient haben; aber er hat seiner anglophilcn Begeisterung erst dann genügt zu haben gemeint, nachdem er Len Prinzen von Wales, Lessen er- lauchter Gemahlin und den übrigen englischen Prinzen ebenfalls in englischer Sprache gehuldigt und die Versammlung veranlaßt hätte, das erhabene Lied „6ock suve tbe krinoe ot VVales!'' anzustimmen. Bei uns in Deutschland und in Paris kennt man die Lebensführung Le-Z Prinzen, wie es scheint, genauer als in London, und man wurde sich bei uns zehnmal besinnen, Le» hohen Herrn anzusingen, selbst wenn man eS dabei auf einen milden Beitrag für wohlthätige Iwecke abgesehen hatte. Nachdem so der Loyalität für das englische Herrscherhaus Genüge geleistet, ist dann an dritter Stelle der Trinkspruch aus Seine Majestät den Deutschen Kaiser, anständiger weise in deutscher Sprache, gefolgt. Der Vorsitzende konnte dabei nicht umhin, im Gegensatz zu der thatsächlichen Wahrheit das „gute, glückliche und harmonische Berhältniß" zwischen England und Deutschland zu betonen und gerade denjenigen Schritt des Herrschers als besonders erfreulich Hervorzuheben, der bei uns im vorigen Herbst von dem tiefsten Bedauern begleitet wurde: den Privat- besuch am englischen Hofe im vorigen November. Wer sich io in schroffen Gegensatz zu dem allgemeinen nationalen Empfinden stellt wie Herr Wernher und seine Zuhörer in diesem Falle, hat in der Auffassung des Landes, aus dem er nach London gekommen, sich des Anspruchs auf die Vertretung eines echten und ehrlichen Deutschland- begeben, und die Festgenossen, die ihm zu stimmten, sind in unseren Augen als zweifelhafte Cantonisten ge richtet, selbst wenn Vertreter der deutschen Botschaft (z. B. Herr von Eckardstein, der Generalconsul von Lindenfels, Gras Hatzfcldt Sohn) daran tbrilgenommen haben, und wenn-man auch hinterdrein die an diesem Tische recht unpassende „Wacht am Rhein" aus voller Kehle angestimmt hat." Deutsches Reich. Berlin, 23. Mär». Zwischen den preußischen Conservativen und dem Centrum findet zur Zeit eine lehrreiche Auseinandersetzung statt. Die klerikale „Köl nische Volkszeitung" batte in Zweifel gezogen, daß die con servative Partei, nachdem sie soeben im preußischen Ab geordnetenbause dein Ccntrum in der Schulpolitik und bei der Gemeindewablrcform ihre Freundschaft angetragcn, eS wirklich ernst und redlich mit einem solchen Zusammengehen meine und nicht vielmehr damit nur eine „Taktik" betreibe, um dem Centrum im letzten Augenblick doch noch ein Schnippchen rn schlagen. Darauf antwortet das führende Blatt der RechlSconservativen mit einem Sang an da- Centrum, der ebenso erbebend wir bezeichnend kür das Selbstgefühl dieser Art von „Conservativen" ist und von dem wir folgende „Verse" wiedergeben: „Wir Conservativen, wir sind es gewohnt, von allen Seite» angefallen — oder reden wir milder: „verkannt" und „miß verstanden" — zu werden, so daß wir gesunden haben, es sei dos Beste, kaltblütig und nach bester Urberzrugung unsere eigenen Wege zu gehen. In der letzten Zeit haben un- diese Weg« mehr fach mit dem Centrum zusammengeführt; wenn darin aber die „Kölnische Volkszeitung" besondere „taktische Züge" erblickt, so täuscht sich das Blatt . . . Wir Conservativen sind wahrlich nicht geneigt, unsere principielle Stellungnahme „je nachdem" zu wechseln; die schlechten Er fahrungen, die das Eentrum im vorigen Jahre mit den Nationalliberalen gemacht hat, dürfen also keinesfalls auf unsere Partei übertragen werden. Auch hinsichtlich des „Mit- sprechens" deS Herrenhauses glauben wir das rheinische Blatt beruhigen zu können. Soweit uns die Stimmung dort bekannt ist, ist sie der in der conservativen Abgeordnetcnhaussraction kund gegebenen durchaus entsprechend" u. s. w. Nur eins fehlt in diesem „hohen Liede", der zweite Psalm, den der Leiter der „Kreuz-Zeitung" und konser vative Reichstag-- und Landtagsabaeordncte vr. Krop ätscheck soeben auf dem conservativen Parteitage für die Provinz Brandenburg zweimal als Leitmotiv der conservativen Politik herausgehängt und so dringend nachzulese» zerathen hat. Wir holen es nach und finden dabei folgende, zu der oden stehenden Liebeswerbung paffende Verse: 8. Heische von mir, so will ich Dir die Heiden zum Erb« geben und der Welt Enden zum Eigenthum. 9. Du sollst sie mit einem eisernen Scepter zerschlagen, wie Töpfe sollst Du sie zerschmeißen. Bezüglich der „Heiden" sind beide Contrahenten ja schon seit geraumer Zeil einig. * Berlin, 23. März. (Ein französisches Urtheil über die deutsche Wirksamkeit in Kiautschau.) Um in der französischen Presse einmal ein anerkennendes Urtheil über deutsche Angelegenheiten zu finden, muß man weit gehen. Wir finden eine lobende Erwähnung dieser Art in einem Tonkinger Colonialblatt, dem „Courier d'Hai- phong", und sie betrifft unsere Wirksamkeit in Kiautschau. Daö Blatt beklagt sich nämlich darüber, daß Frankreich die Ermordung der zwei französischen Officiere bei der Kohlen station Knang-Tscheou-Wan nicht zn neuen Besitzergreifungen an der chinesischen Küste benutzt habe. Dies wäre um so notwendiger gewesen, als die Bucht von Kuang-Tscheou- Wan von geringem strategischen Wertbe, für Schiffe schwer anzulaufen und nur für solche mit geringem Tiefgang befahrbar sei. Während die Beseitigung dieser Mißstände Millionen verschlingen werde, habe Deutfchland seit zwei Jahren in Kiautschau einen Stützpunct, wie ihn Frankreich vergebens gesucht habe. Die Rhede von Kiautschau komme an Ausdehnung dem Hasen von Brest gleich, und die deutschen Behörden seien mit Eifer dabei, aus Kiautschau einen muster- giltigen Hafeuplatz ersten Ranges zu machen. Natürlich lobt das französische Blatt unsere Besitzung in Schantung nicht um ihrer selbst willen, sondern um die Metropole zu mög lichster Freigebigkeit gegenüber den französischen Colonien in Ostasien anzuregen. D Berlin, 23. März. (Telegramm.) Ter Kaiser mackte gestern Nachmittag einen Spazierritt. Heute sand in Gegenwart des Kaisers im Tattersall in der Luisenstraße das PreiSreiten des Berlin-PotSdamer Reitvereins unter dem Protektorate des Prinzen Friedrich Leopold von Preußen statt. (-) Berlin, 23. März. (Telegramm.) Der „Reichs anzeiger" veröffentlicht die Reichs-IchnISenarSnuna vom l9. März 1900. (D Berlin, 23. März. (Telegramm.) Wie aus Kamerun gemeldet wird, sind bei einer Expedition Les Hauptmanns von Besser im Norden d:S Schutzgebietes sämmtliche Ofsiciere verwundet worden, nämlich Hauptmann von Besser und die Leutnants Buddeberg und von Petersdorfs, sowie der Truppenarzt vr. Dit- mer, letzterer schwer. — In Kamerun ist Assessor von Gagern am Hitzschlag gestorben. v. Berlin, 23. März. (Privattelegramm.) Der „Nat.-Ztg." zufolge haben gestern Abend drei von ungefähr 8000 Personen besuchte öffentliche Holzarbeiter Versammlungen die Vorschläge deS Einigungsamtes ab gelehnt. Verhand lungen zwischen den Vertretern der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer haben heute wieder vor dem Einigungsamte dcö Gewerbegerichts begonnen. — Zu der eben abgeschlossenen Jubelfeier der Berliner Akademie der Wissenschaften macht die „Köln. Ztg." folgende Glossen: In der Berliner Geselljchast ist es ausgefallen und wird vielfach besprochen, daß bei der 200jährigen Gedenkfeier der preußischen Akadcmie der Wissenschaften die am hiesigen Hofe beglaubigten aus ländischen Gesandten auögeschlossenworden sind. Vomdiplo- nialiichen Corps sind nur berücksichtigt worden die Botschafter, sowie die Gesandten der deutschen Bundr-staaten, dagegen sind die Gesandten der ausländischen Staaten weder zur Feier im königlichen Schlosse noch zu der Festsitzung im Abgeordnetenhaus« eingeladen worden, obwohl alle Culturstaaten durch Abordnungen ihrer Akademien an dieser außerordentlichen Feier theilgenommen haben. Daß grade diese» Fest, daS einen ausgeprägt wissenschaftlichen Charakter hatte und dessen allgemeine Bedeutung aus dem Gebiete der inter nationalen Culturarbeit und Forschung allseitig anerkannt worden ist, den Anlaß bieten konnte, den politischen Unterschied zwischen den Großmächten und den übrigen europäischen Staaten äußerlich hervortreten zu lassen, hat natürlich sehr befremdlich wirken müssen. Eine Aufklärung gehört wohl zu den unergründlichen Problemen de» EeremoniellS. — Wie die Centralstelle für Vorbereitung von Handels verträgen mittbrilt, bat die Handelskammer in Cassel in ibrer am 18. d. M. abgthaltenen Vollversammlung rin«
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