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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.03.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-03-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000327012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900032701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900032701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-03
- Tag1900-03-27
- Monat1900-03
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Während Äe Socialdemolraten sich darüber ereifern, daß durch die Bewilligungen für die Kriegsmarine wieder der Capi- talismus großgezogen werde, nimmt rin tonangebende» Cen- trumsblatt, die „Kölnische Volkszeitung", daran Anstoß, daß eine einzelne Firma den Hauptvortheil davon ziehen werde. „Mr fordern", schreibt sie, „den Reichstag, insbesondere di« Budgetcommission auf, allen Ernstes in die Prüfung der in den letzten Tagen lebhaft besprochenen Angabe einzutreten, Krupp verdiene allein bei Ausführung des Flottenprojectrs an Nickel stahlplatten 176 Millionen. Ehe diese Sache nicht völlig klar gestellt ist, kann nicht ein neues Schiff bewilligt werden. Mit unbestimmten Redensarten darf sich der Reichs tag von der Marineoerwaltung nicht abspeisen lassen; er muß volle Klarheit verlangen. Es kommt nicht in Betracht, ob die Marineoerwaltung am liebsten mit gewissen Firmen arbeitet, sondern ob andere Firmen esbilliger machen. Wenn letzteres der Fall ist, darf unter keinen Umständen mehr gegeben werden, als gefordert wird." Also „billig" soll die Losung sein! An den Mrndestfordern- den soll die Ausrüstung unserer Kriegsschiffe vergeben werden! Nun sind wir Deutschen ja leider in der wenig günstigen Lage, daß wegen des in unserem Flottenbaue eingetretenen Still standes, da wir das Versäumte mit Aufgebot aller Kräfte nur allmählich nachholen können, unsere Kriegsflotte hinter anderen (ganz abgesehen von der englischen) an Zahl der Schiffe zurück stehen wird. Diesem Mangel müssen war abzuhelfen suchen durch eine um so vollkommenere Ausrüstung unserer Schiffe, ganz besoriders in Bezug auf ihre Bewaffnung zum Angriff und zur Abwehr. Wir müssen die besten Geschütze haben, denen nicht leicht ein fremder Panzer widersteht, und die besten Panzer, die nicht leicht ein feindliches Geschütz durchbohrt. Ob dies mehr oder weniger Geld kostet, darauf kann es nicht ankvmmen. Wenn selbst im gewöhnlichen Leben daS im Ankauf Theuerste im Ge brauch oft billiger ist, als daS billig Erkaufte, so gilt dies in erhöhtem Maße in einer Sache, bei der es sich um die Sicherheit Deutschlands handelt. Schon in dem jetzigen Landkriege in Südafrika hat sich gezeigt, wie große Bortheile selbst über eine numerische Mehrheit eine vollkommen« Waffe bietet; um wie viel mehr ist dies der Fall in einem Seekriege, wo nicht der Kampf Mann gegen Mann, sondern di« Ueberlegenheit der Angriffs und Vertheidigungswaffen entscheidet. Der Reichstag wird da her nicht zu entscheiden haben, welche Firma die billigsten von diesen Waffen liefert, sondern welches die besten sind. Können die billigen Firmen eine eben so gute und ebenso bewährte Flotten ausrüstung liefern, wie die Firma Krupp, so wird kein Grund fein, dieselben gegen letztere zurückzustellen. Aber dafür müssen ebenso überzeugende, greifbare, praktische Beweise geliefert werden, wie solche für die Ueberlegenheit der Krupp'schen Ge- fchütze rmd der Krupp'schen Panzerplatten schon seit nahezu 20 Jahren geliefert worden sind. Schon in den Schießversuchen bei Meppeln 1884, später bei Kopenhagen, dann wieder bei Spezia, wo es überall einen Wett bewerb mit anderen Nationen galt, und unter den Augen fremder Militärs haben ebensowohl di« Krupp'schen Geschütze in der Durchlöcherung von Platten, wie die Krupp'schen Platten in ihrem Widerstande gegen solche sich hervorgethan. In Folge d«ssen haben auch fremde, zum Theil 'weit abgelegene Staaten, sich an die Firma Krupp gewendet. Neuere Schirßversuch« scheinen nach Zeitungsberichten noch vollkommenere Ergebnisse geliefert zu haben. Können, wie ge sagt, andere deutsche Firmen ebensolche Erfolge aufweisen, dann um so besser, wenn wir mehrere gleich gute Bezugsquellen dieser Art im eigenen Lande haben. Nur um GottrS Willen nicht blos auf dir Billigkeit sehen, sondern auf möglichste Vollkommenheit! Karl Biedermann. Neue Kampfe und Schwierigkeiten auf den Philippinen. Aus Manila, 18. Februar, wird der Welt-Corresponderrz geschrieben: Der richtig« Guerillakrieg ist in der letzten Zeit von den In surgenten eingefllhrt worden mit seinen aufreibenden, stete Wachsamkeit erfordernden Scharmützeln, seinen unerwarteten Angriffen, seinem jöder Verfolgung Höhn sprechenden Aus weichen und Verschwinden. Don allen Seiten aus den ver schiedensten Provinzen laufen Nachrichten ein von Mord- und RaubanfäkleN. Kein Ort, der rächt von Ameri kanern besetzt gehalten wird, ist sicher vor nächtlichen Uoberfällen, und Jedermann sieht ein, daß di« vorhandenen 06000 Mann amerikanischer Truppen b«i Weitem nicht auSreichen, die an sie gestellten Anforderung«, zu erfüllen. Leidet aus diese Wiise der Eingeborene von s«inen kriegführenden Landsleuten w«gen des ungenügenden Schutzes, den ihm die amerikanische Regierung zu gewähren vermag, Unbill und Scheiden an Gut und Leben, so bleibt auch daS amerikanisch« Militär von den umher streifenden Jnsurgent«nban!den nicht verschont. Kein Tag ver geht, ohne unS di« Nachricht zu bringen, daß Transporte an gegriffen, einzelne Soldaten verschwunden, Patrouillen unter Verlust zurückgeschlagen sind. So erfuhren Wir, daß am 6. Fe bruar d«r Sergeant Wallace einen Transport unter der Be deckung von 11 Mann von Dinolupihan nach Ovani tn der Pro vinz Bataan führt«. Beim Ueberschreiten einer Brücke, die am Morgen noch in gutem Zustande gewesen war, brach der erste Büsfelkarrcn mit Ladung «in und stürzte in die Tiefe. Die Begleitmannschaft verfügte sich an den Abhängen hinunter, um den Schaden wieder gut zu machen. ES stellte sich dabei heraus, daß die Brücke künstlich für den Zu sammenbruch vorberei 1«1 war; di« bisher im Wald« verborgenen Insurgenten brachen hervor und f«urrten auf di« schutzlosen Amerikaner, von denen nur der Sergeant Wallace mtt einem Gefährten flüchtend nach Oram, ein anderer Soldat nach Dinalupihan -«langte. Die übrigen Amerikaner wurden getLdtet oder gefangen, Büffekkarren und Transport blieben in Len Händen der Philippiner. Auch an der bekannten Subigbai Hoden dir Amerikaner eine drrhäktnißmäßig schwer« Schlapp« »u vrrzeichn«». Der Leutnant Skirk unternahm von Subic aus mit 40 Mann eine RecognoL- cirung nördlich nach Eastillejos, wo die Philippiner unter Colonel Osi sich festgesetzt haben sollten. Ungefähr 2^ Meilen von letzterem Puncte entfernt, sahen sich die Amerikaner plötzliH von ca 400 Insurgenten umgeben und beschossen. Nach ameri kanischen Berichten sollen der Leutnant Skirk, ein Sergeant und 8 Mann bef diesem Zusammenstoß gefallen sein. In den Hauptstädten Catbalogan auf Samar und Tacloban auf Leyte haben die Insurgenten geringen Widerstand geleistet, ersterer Platz wurde von General Vicente Lukban vor seinem Rückzüge zum größten Theile eingeäschert. In der Provinz Albay auf Luzon hat nur der Hafenplah Legaspi die Aus schiffung der amerikanischen Truppen zu hindert versucht. Hier ist es auch zu einem heftigen Straßenkampse gekommen. Unbe greiflich erscheint es, daß trotzdem nur ein« Besatzung von 100 Mann in dieser Stadt beim Abdampfen der Kriegsschiffe zurückgelaffen wurde. Wenige Tage später warfen sich die In surgenten unter ihrem Chinesen-General Pana in Hellen Haufen — man spricht von 4000 Mann — auf Legaspi, steckten den Ort in Brand und zwangen die Besatzung, sich in da» Lonvant zurückzuziehen. Hier warten sie nach amerikairischer LeSart auf Entsatz, ein spanischer Augenzeuge behauptete jedoch, daß 80 Amerikaner mit Waffen sich den Insur genten schon ergeben hätten. Dies« an die Öffentlichkeit dringenden Nachrichten kass«n einen recht unbefriedigenden Stand der Dinge in den Provinzen vrrmuthen, und das Gerücht, daß General Otis bald fortgehen und ein« zweite Cioilcommission, bestehend aus drei Republi kanern und drei Demokraten, nach den Philippinen kommen werde, deutet darauf hin, daß in den Vereinigten Staaten nicht Alles ganz glatt für die republikanische Partei geht. Die Zahl derartiger Unfälle ist tn letzter Zeit sehr groß ge worden und kennzeichnet die Unsicherheit in den Provinzen der artig, daß alle gegenteiligen Versicherungen der amerikanischen Presse keinen Glauben finden. Weiß man doch aus bester Quell«, daß selbst in dem früher durchaus amerikafreundlichen Benguet Insurgenten sich direct vor der Hauptstadt in Laufgräben oingr- nistet halben. Hier haben ca. 60 amerikanische Minenloute, von ihrem Golddurste getrieben, sich 'weit ins Innere vorgewagt nach den Minendistrieten von Denguet und Lepanto, und da sie bei den Eingeborenen nicht genügende Hilf« für ihre Arbeiten zu finden glaubten, so richteten sie unter den wehrlosen JgorroteneingraufameS Blutbad an, bei dem 26 umkamen. Diesen und ähnlichen Umständen ist wahrscheinlich der Umschlag in der Stimmung zuzuschreiben. Auch die amerikaniische Verwaltung trägt durch allerhand Ungeschicklichkeiten zur Vermehrung der Mißstimmung bei. Hier her gehören die Schwierigkeiten, die der Küstenschifffahrt in den Weg gelegt werden und ein« Callamrtiit für den Hanüxk zu werden drohen, da die meisten hiesigen Schiffe von den Amerikanern für den Transport mit Beschlag belegt sind, aus wärtige Dampfer aber nach den neuesten Bestimmungen nicht für die Küstenschifffahrt herangvzogen werden dürfen. Die Ordr«, daß der Besitzer eines für 'Küstenschifffahrt bestimmten Dampfers ein auf den Philippinen ansässiger Amerikaner oder zukünftiger Amerikaner s«>in muß, wird so streng durchgeführt, daß kürzlich ein amerikanischer Dampfer, Eigenthum eines amerikanischen Hauses in San Francisco, an «in hiesiges amerikanisches Haus consigitirt, nicht die Licenz erhallten konnte. Die amerikanische Handelskammer, welche die Gefahr einer derartigen Beschränkung für Handel und Verkehr wohl erkannte, hat ein um Abhilfe er suchende» Telegramm an den Congreß in Washington gesandt, in dem sie zu gleicher Zett auch um Erleichterung und Verein fachung kn den Zollgebühren und «Gesetzen nachsuchtr. Der Krieg in Südafrika. Ueber die Stellung der Boeren in Natal kabelt der Correspondent der „Morning Post", daß die Boeren nach den besten Informationen den BiggarSberg in Siärke von Cundycleugb bis Beith besetzt halten. Am stärksten sind ibre Stellungen über der Newcastle Straße, wo 12 000 Mann mit 16 Geschützen zwei Linien von Schanzen halten. Ihre vorgeschobenen Posten stehen hei Waschbank und Meran. Ihre Patrouillen kommen bis südlich von Wessels Nek. Ihre beiden Hauptlagrr, jede» etwa von 3000 Mann, sind nabe One tree Hill und Glencoe. Andere kleinere Lager sind über den BiggarSberg und Dundee verstreut. Ihr Depot befindet fick offenbar bei Dannhauser, 16 Kilometer nördlich Glencoe. Aus der Freistaatseite halten sie die Drakensberge von Oliver- Hook bi- Cundyclrugh. Ihr dortiges Haupt- corpS steht am Ban ReenenSpaß, in welchem sie vier Ge schütze haben. Auch im Tintwa und OlivrrS Hock- Paß haben sie Lager: beive Pässe sind befestigt. Im Tintwa-Paß befinden sich zwei, im De BeerS-Paß ein schwere- Geschütz. Auf der Zululandsrite flehen dreihundert Boeren mit zwei Kanonen. Die Stärke de» Feinde bort scheint von der letzten RecognoScirung überschätzt worden zu sein. Anzeichen deuten auf wichtige Aend«runaen in diesen Dispositionen. Eingeborene, welche am IS. d. M desertirten, sagen, die Boeren batten alle ihre Frauen und Kinder fort gesandt, theil» per Bahn gen Norden, theil- in den Vrvbeid- Distrikt. Letzteres ist durch Berichte au- Zululand bestätigt. Deserteure melden auch, die Boeren wollten mit ihren Ge schützen und Vorräthrn nach Laing- Nek trekken und daß sie bereit» Wagen abgesandt, um da» Commando von Help- makaar abzubolen. Die Dorren scheinen einen unverhofften Bundesgenossen zu bekommen. Der Special - Correspondent der „Lancet" schreibt au« Wynburg, den 28. Februar: Die Dysenterie unter den Truppen hat ihren Ursprung zweifellos io schlechtem Wasser, tragt einen ernsten Cbarakter, und ähnelt bei der Post Mortem Examination Erscheinungen der indischen Plage (tkv inckian soonrgv). Der Eorrrspondent deS „Cdro- nikle" meldet: „Die Zahl der Dysrnterirfälle seit Be ginn der Belagerung beträgt 1800. Gestern mußten einige sehr ernst betroffen« Personen in» Ho«pital am Modderspruit gesandt werden, anstatt hinter di« Front. DaS Ho«pital am Modderspruit ist zehn Kilometer vou der Front entfernt." Wenn sich die Angabe de- angesehensten englischen medicinischen Blatte- bestätigen sollte», so wäre der Einfluß diisrr Krankbiit, d«r Pest, unberechenbar. E» wird aber Wohl nicht so schlimm sein. Wenigsten hat Montague White nicht daran gedacht, al« er gestern Montag in Baltimore auf einem Meeting zu Gunsten der Boeren auSsührte, von einem bevorstehenden Ende de» Kriege« könne keine Rede sein, e» würden bald Ereignisse eintreten, welche die Welt in Staunen setzen würden. * London, 24. März. Ueber die Ordnung der Verhält nisse auf St. Helena nach Landung der gefangenen Boeren wird heute Näbere» bekannt. Der Commauvant R. A. Strrndale, dessen Hauptquartier und WobnbauS sich in JameStown befindet, wird auch ferner der Höchstcomman- direnve auf der Insel sein. Die Gefangenen sinv in ihrem Exil 1400 englische Meilen vom nächsten LaudungSpuncte in Südafrika entfernt. Eine Landung in St. Helena ist nur von der Leeseite möglich. Die ganze Küste ist mit Festungswerken bedeckt, die Tag und Nacht von der Garnisonsartillerie bewacht werden. Ein Entweichen der Gefangenen erscheint also vollständig ausgeschlossen. — Ueber die Beköstigung der Boeren aus der Insel schreibt beute eine Londoner Zeitung: „Wird Cronje mit seinen Leuten auf St. Helena von gefrorenem Fleische leben? Ober wird er dort zum Vegetarianer auSgebildet werden? In der letzten Nummer deS „St. Helena Guardian" wird auf daS Drängende dieser Frage hingewiesen. Viehzucht ist der wichtigste Industriezweig der Insel, und dennoch reicht da vorhandene Fleisch nicht einmal, um den Consum der Insel zu decken. Es ist klar, daß nach Ankunft Cronje'S und reiner Leute die Frage der Ernährung noch viel schwieriger werden wird." (M. Z.) TaS Schicksal der Aufständische». * Loudo«, 24. Mär». Die Frage, wie da- Schicksal der Aufständischen in Südafrika sich gestalten soll, die mit den Waffen in der Hand in Gefangenschaft grrathen, oder sich gutwillig ergeben, beginnt nachgerade zur Entscheidung zu drängen. Im Norden der Capcolonie sind bekanntlich Die jenigen, die die Waffen niedergelegt hatten, eingeschrieben unv mit einem Passirsckein vorläufig nach ihren Heimstätten entlassen worden. Schon die große Zahl der Aufständischen und daS zahlenmäßige Ucbergewicht der Holländer über die Colonisten englischer Zunge bringt e» mit sich, daß in der Capcolonie die Frage de» vorläufigen wie de» später entschei denden Verfahren» mit einer gewissen politischen Mäßigung und Rücksicht behandelt wird. Zn Natal liegen die Dinge ander-. Hier haben die Engländer da- Uebrrgewichl der Zahl und vielfach auch deS Vermögen-, und hier sollen auch die Aufständischen, namentlich die ärmern, etwa- verlotterten Elemente unter den Holländern, die kaum über dem Tage löhner sieben, übel gehaust haben. Freilich darf anderseits nicht vergessen werden, daß in der Capcolonie wie in Natal und im Oranjefreistaat eine sehr zahlreiche eingeborene Bevölkerung lebt, die wahrscheinlich da- Werk der Plünderung und Zer störung auf verlassenen Heimstätten lehr rasch und gründlich besorgt. Hiernach bürden dann die Kampfer auf beiden Seiten einander gegenseitig mit mehr oder weniger gutem Glauben die Schuld für den Schaden auf. Winston Churchill be handelt die Frage in einem längeren telegraphischen Bericht und theilt die Aufständischen in vier Claffen, erstens die Rädelsführer, dann von der Masse Diejenigen, die mit den Waffen in der Hand gefangen werden, ferner Diejenigen, dir nicht auf dem Schlachtfelds, sonder» ohne besonderen Anstoß sich stellen und gutwilligergeben, und schließlich, die still ohne eia Wort der Meldung sich wieder auf ibre Heimstätten begeben. Die beiden ersten Kategorien oder Leute, die da- Eigentbum reick-treuer Untertbanen geplündert oder sonst sich in unehrenhafter Wm'e gegen den KriegSdrauck vergangen baden, sollten nach seiner Meinung streng bestraft werden. Dagegen müßten die beiden letzten Kategorien mit ziemlicher Milde behandelt werden, wenn sie sich auf ihren Heimstätten ruhig verhalten. Es scheint nach seinen weiteren Mittbeilungen, daß man in Natal nicht die Ausrufe an die Bevölkerung veröffentlicht hat, dir in der Capsolonir vielfach gute Wirkung grthan haben. Churchill meint, und ohne Zweifel mit Recht, baß für einen Aufständischen, der sich ergibt, aber mit Hand schellen in- Gefängniß abgeführt wird, zehn verzweifelte Männer, die nur daS Geringste auf dem Kerbbolze haben, sich entschließen werden, zu den TranSvaalern zu fliehen, und bi» aus» Aeußcrste kämpfen werden. (Köln. Ztg.) Sine Unterred«», »tt vr. Ley»-. Die „Tägl. Rundsch." veröffentlicht eine Unterredung, die einer ihrer Vertreter mit dem vr. LeydS am 21. d. M. in Brüssel gehabt hat und deren interessanteste Puncte wir hier hervorheben wollen. Auf die Frage, ob eS wohl wahr sei, daß vr. LeydS bei seinem letzten Besuche in Berlin daS Angebot gemacht habe, alle staat- lichen Anrechte Transvaal» an den Minen einer Gruppe deutscher und französischer Banken zu verkaufen, um dadurch di« Regie rungen beider Mächte zu nöthigen, zum Schutze der erworbenen Rechte ihrer Angehörigen einzutreten, erklärte vr. LeydS: Nicht ein Wort sei an dieser Meldung wahr gewesen; er sei bei seinem Aufenthalt in Berlin in keinerlei Beziehungen zu den dortigen Minen-Betheiligten getreten, zumal er doch ganz genau wisse, daß jeder Schritt auS dreifachen Gründen zwecklos gewesen wäre. Und auf die Frage, ob denn jetzt zwischen dem Berliner Minen- syndicat und der TranSvaal-Regierung nicht mehr da» herzliche Berhältmß bestehe wie damals, al» dasselbe nach dem Jameson- Einfälle «ine Ehrengabe für dir Sieger von KrügerSdorf spendete, meinte vr. LeydS achselzuckend: „Ja, inzwischen ist doch Rhode» in Berlin gewesen!" Für ebenso erfunden erklärt vr. LeydS di« Nachricht, daß die Zerstörung der Minen von Johannr-burg eine beschlossene Sache sei. Aber freilich fei inmitten ein«» Verzweiflung»« kämpfe» die Entwickelung der Dinge unberechenbar. Al» der Vertreter der „Tägl. Rundsch." auf die Möglichkeit hinwie», der Krieg könne vielleicht durch die Abtretung de» Minenbezirk» an England beendigt werden, so daß der übrige Theil von TranS- vaal al» selbstständiger Staat bestehen bleiben könnte, lehnte vr. Leyds eine bestimmte Stellungnahm« hierzu ab. Vielleicht könnten die an den Minen betheiligten Staaten eine derartige Lösung als Grundlage eines Vermittelungsversuches annehmen; bisher aber sei von englischer Seite ein derartiger Vorschlag in keiner Weise ausgesprochen worden. Andererseits sei jedoch zu bedenken, daß die Boeren in keinem Falle Bedingungen annehmen würden, die ihnen verbieten, in dem ihnen verbleibenden Staats gebiete ihre militärische Wehrhaftigkeit und LandeSvertheioigung nach eigenem Ermessen auszugestalten. Ein Vertrag, der ihnen derartige Bedingungen auserlegen würde, könne von keiner Boerenregierung unterzeichnet werden. Dasselbe gelt« von einem Vertrage, der den Boeren nur eine Unabhängigkeit nach kanadischem Muster zugestehen würde. An dem Loose ihrer Brüder in Natal und in der Capcolonie hätten die Boeren zur Genüge kennen gelernt, was die Autonomie unter englischer Herrschaft bedeute. Wie sich die letzter« einführe, zeige ja die neueste Proklamation des Generals Pretyman. Die Er klärung, daß dir Ländereien aller Freistaat-Boeren, di« nicht sofort die Waffen niederlegtrn, dem englischen FiScus verfallen seien, sei einfach Diebstahl. Freilich, bis jetzt habe England den Boeren gegenüber niemals die Satzungen des Völkerrechtes ge achtet. Aus einer solchen Rechtsverletzung die Veranlassung zu einem neuen Appell an die Großmächte zu nehmen, erklärte vr. Leyds für aussichtslos mit den Worten: „Dies könnten wir thun, aber nur mit der Ueberzeugung, daß dieser Schritt ebenso vergeblich wäre, wie alle unsere vorhergegangenen gleichartigen Bemühungen." Aber der Staatssekretär fügte später ein schränkend hinzu: „Ich will damit nicht sagen, daß alle Beweise von Mitgefühl für meine kämpfenden Brüder, die mir täglich zu Hunderten aus allen Ländern Europas, und zwar nicht nur von privater Seite, überbracht werden, in Wirklichkeit nichts, rein nichts bedeuten und daß die öffentliche Meinung aller fest ländischen Staaten Europas noch nicht im Stande sei, einem einzigen Boeren, der für sein« Freiheit und seinen heimathlichen Herd kämpft, das Leben zu erretten. Es wäre furchtbar, den Gedanken fassen zu müssen, daß wir als das Endergebniß der gesummten civilisatorischen Arbeit deS 19. Jahrhunderts die voll ständige Ohnmacht aller sittlichen Kräfte gegenüber einer der artigen Gewaltpolitik anzueriennen haben. Und ich sage dies nicht nur im Hinblick auf Transvaal, sondern auch im Hinblick auf die Völker Europas. Wird es England gestattet, sich bei seinem jetzigen Vorhaben kaltlächelnd über alle Entrüstungs rufe der festländischen Völker hinwegzusetzen, so wird es sehr bald Gelegenheit gefunden haben, dasselbe Spiel auch gegenüber stärkeren Mächten, als es die Boerenstaaten sind, mit gleichem Er folge durchzufllhren." Zum Schluß der Unterredung wurde die Frage gestellt, ob die Boeren gegebenen Falls einen neuen Trek ausführen würden. „Möglich ist dies vielleicht", erwiderte vr- Leyds, „aber im jetzigen Augenblick kann ich noch nicht an diese Möglichkeit denken. Noch hoffe ich, daß die göttliche Weltenleitung eine neue, bisher noch nicht geahnte Wendung der Dinge bringen werde, die mein Volk im Augenblick der höchsten Noth erretten wird." Deutsches Reich. L. v. Berlin, 25. März. Die Bauarbeiterbewegung scheint in diesem Frühjahr ganz gewaltige Dimensionen an nehmen zu wollen; schon heute befinden sich die Maurer in 11 Städten (darunter Heidelberg, Hall», Mühlhausen i. Th.) im Streik, in 13 Städten soll der AuSbruch täglich zu er warten sein. Eine schlimme wirtbscbastliche Ealamität, durch die da- Baugcschäft auf Iabre labm gelegt werden kann, ist also nicht ausgeschlossen. Unter diesen Umständen kann man »S nnr gntbrißen, wenn die beiden Parteien im Baugewerbe alle Mittel versuchen, eine Einigung berdeizufübreu. Zwischen rem deutschen Arbeitgeberbuode für da» Baugewerbe zu Berlin unv dem Vorstände deS Centralverbande» der Maurer in Hamburg sind nack dieser Richtung CorrespondeNzen gepflogen worden; der Vorstand de» deutschen Arbeitaederbunde» für da- Baugewerbe bat auf eine Anfrage de» Centralverbandes der Maurer erklärt, daß er versuchsweise mit dem Vorstande dc» Centralverbande- in Verbindung treten wolle, um etwaig: Lobnstreitigkeiten mit den zuqebörigen Localverbänden nach Möglichkeit und in gerechter Weise beizulegrn; gleichzeitig hat er um Mittheiluog derjenigen Orte ersucht, in denen Lohn forderungen für die diesjährige Bauperiode in Aussicht ge nommen sind, unter gleichzeitiger Angabe, worin die Forderungen bestehen. Der Centralverband hat darauf den Vorstand des Arbeitgeberverbandes ersucht, «ine mündliche Aussprache berbeizuführen; rS sei nolhwendig, gegenseitig die Satzungen zu besprechen uud zu vereinbaren, nach denen an der Durch führung de» Plane» gearbeitet werden solle. Er wünscht u. A. dir Einsetzung einer Commission, die jährlich im Deccmbcr oder Januar Zusammentritt, um di« Lohn- und Arbeits bedingungen für da» nächste Baujahr vorbehaltlich der Zu stimmung der Versammlungen in den einzelnen Orten fcst- zusetzen. E» stebt noch dahin, ob diese Eonferenz zu Stande kommt, aber selbst daun ist damit noch lange nicht gesagt, daß durch sie die drohenden Massenstreik» verhindert werden. Berlin, 26. März. (Freisinnige und Ultra montane in Schlesien.) Bei einer demnächst in Liegnitz stattfindrnden Landtag-ersatzwahl haben die Katholiken be schlossen, den Freisinnigen ihre Unterstützung zu versagen; ebenso werden sie bei dem durch die UngiltigkeitSerklärung der drei Breslauer Landtag-Mandate nolhwendig gewordenen Kampfe in der schlesischen Hauptstadt mit den Gegnern de» Freisinn« Zusammengehen. Sollten in Folge einer Auflösung de» Reick-tag» Neuwahlen zum Reichstage stattzufinden haben, so würden die Freisinnigen auch dabei die Gegnerschaft de- Cenirum» zu empfinden haben, was ihnen besonder« schmerzlich wäre, da Schlesien bei Reick-tag-wablen bisher dir au»sicht-reichste Provinz für den Freisinn gewesen ist. Schon bei den letzten Reich»«ag«wahlen aber war da» frühere geschloffene Zusammengehen von Frei sinn und Eentrum langst nicht mehr Vorhand«« und für die nächsten Rrick-tag-wablrn bat die NrrikalrPreffr bereit» au-Zorn über da» Verhalten der Freisinnigen bei der driltrn Lesung der ler Heinze den Fortschrittler« den Krieg aagekündigt, wa» den ziemlich sicher«« Verlust eiuigrr schlrsffchrr Mandat« bebrüten
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