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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.04.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-04-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010401018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901040101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901040101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-04
- Tag1901-04-01
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Anzeigen PretS die 6 gespaltene Petitzeile 25 H. Reklamen unter dem Redacnon«strich (4 gespalten) 75 H, vor den Familiennach- richten (6 gespalten) 50 H. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertrnannahme 25 H (excl. Porto). Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Au-gabe, ohne Postbesörderung ÜO.—, mit Postbesörderung 70.—. Ännahmeschluß für Anzeigen: Abend-AuSgabe: Bormittag« 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöjfnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 85. Jahrgang. 166. Montag den 1. Aprl 1901. - Herr v. 8vtu»lät, Kohlgartenstraße 67, . Herr Lernll. ^Vedvr, Mützengeschäst. Gabelsbergerstraße 11, Thonberg Herr L. Uriutseli, Reitzenhainer Straße 58, Volkmarsdorf Herr Oeorx Alemann, Conradstr. 55 (Ecke Elisabethstr.), sowie nachfolgende Ausgabestellen: Arndtstrafze 33 Herr L. 0. Lltltzl, Colonialwaarenhandlung, Beethovenstraste 1 Herr I'lleoä. Leter, Colonialwaarenhandlung, Brühl 53 L. 8eliudvr1'8 Xaekkolxer, Colonialwaarenhandlung, Frankfurter Straste (Thomasiusstr.-Ecke) Herr Vito Colonialwaarenhandlung, Löhrstraste 15 Herr Lüuarü üetLvr, Colonialwaarenhandlung, Nürnberger Straste 45 Herr LI. L. Udrevllt, Colonialwaarenhandlung, in Anger-Crottendorf Herr L. LrteävI, Cigarrenhdlg., Zweinaundorfer Straße 6, - Connewitz Frau Llsvkvr, Hermannstraße 23, - Eutritzsch Herr Lodert Kltner, Buchhandlung, Delitzscher Straße 5, - Gohlis Herr Lodert Altner, Buchhandlung, Lindenthaler Straße 5, - Lindenan Herr Aldert I^luüuer, Wettiner Str. 51, Ecke Waldstr., Buchbinderei, - Neustadt Herr Laul Luck, Auuolleen-Lxpeältlou, Eisenbabnstraße 1, in Oetzsch-Gautzsch Herr ktedarä Xeustaüt, Buchhandlung in Oetzsch. Ranftsche Gaste 6 Herr Lrleär. Li8eker, Colonialwaarenhandlung, Ranstädter Steinweg L Herr 0. Lnxeliunnn, Colonialwaarenhandlung, Schützenstraste 5 Herr «lul. 8ekiimlclteu, Colonialwaarenhandlung, Westplaü 3Ä Herr L. vlttrtek, Cigarrenhandlung, Aorkstrage 32 (Ecke Berliner Straße) Herr L. IV. Llet/, Colonialwaarenhandlung, Zeitzer Straste 35 Herr V. Lüster, Cigarrenhandlung, in Plagwitz Herr V. VriitLmauu, Zschochersche Straße 7», - Reuvnitz Herr IV. Luxmauu, Marschallstraße 1, Im Interesse rechtzeitiger und vollständiger Lieferung des Leipziger Tageblattes wollen die geehrten Leser die Bestellung für das II. Vierteljahr 1901 baldgefälligst veranlassen. Der Bezugspreis beträgt wie bisher vierteljährlich für Leipzig 4-^l LV mit Bringerlohn für zweimaliges tägliches Zutragen S 50 durch die Post bezogen für das Deutsche Reich und Oesterreich-Ungarn v In Leipzig nehmen Bestellungen entgegen sämmtliche Zeitungsspediteure, die Hauptexpeditiou: Johannisgaffe 8, die Filiale«: Katharinenstratze 14, Königsplatz V und Universitätsstr atze 3, Zum 1. April. Q Inmitten ernster Sorgen um de» Vaterlandes Zu kunft sieht beute, am IabreStage seiner Geburt, die deutsche Nation da» Bild ihre» großen Einigers mit verdoppelter Klar heit vor dem geistigen Auge. Die Trauer, daß er dahin gegangen, belebt sich aufs Neue; der Schmerz, daß er sich auf dem Platze, wohin ihn der gute Genius Deutschlands gestellt, nicht völlig ausleben durfte, nagt wiederum. „ES können Zeiten kommen, wo wir Bismarck mit den Fingernägeln auS der Erde krayen möchte:." So lagt., als te: Oey^lt'.^, wenn auch als ein bei Seite geschobener, noch unter un» weilte, ein nationalliberaler Führer in einer Versamm lung pfälzischer Bauern. Es ist eine herbe Einsicht, daß wir die Frage, ob solche Zeiten nicht schon da sind, hauptsächlich deshalb verneinen müssen, weil Bismarck doch nicht wirken dürste, wenn er dem Leben zurückgegeben würde. Sein Tod ist trotzdem ein harter politischer Schlag für Deutschland gewesen. Er war auch in der Zurück gezogenheit ein Wegweiser und ein Warner für daS deutsche Volk, und die Scheu vor dem unbestechlichen Urtheil de» über legenen Geistes erwies sich manches Mal als ein Hemmschuh der EnlschließungSgeschwindigkeit. Sein Hintritt hat daS stärkste Correcliv ausgetilzt. Vom Fürsten Bismarck ist eine Stelle nahe dem Schienen strang zur letzten Stätte bestimmt worden. „Dort höre ick die Eisenbahn", pflegte er lächelnd zu sagen. Wenn er wirklich hören könnte und mehr vernähme, als daS Schrillen der Dampfpfeife, so würde ihm — eS ist kein Wagniß, dies zu sagen — die Grabesruhe durch die Sorge um den Gang deS von ihm gebauten und geschirrten Reichswagens gestört. Zwar wird uns heute mehr als jemals nach der Entlassung vor elf Jahren versichert, de» ersten Kanzler» Ueberlieferungen seien lebendig, seien wirkend geblieben. Und gewiß wäre und ist eS Vermessen heit, wenn die nicht am Webstuhle der Politik Stehenden in einem bestimmten Falle urtheilten und urtheilen, BiSmarck hätte dies gethan und jenes unterlaffen. Dies gilt insonder heit gegenüber den auswärtigen Angelegenheiten. Aber eS ist bequem, uncontrolirbar und darum wenig besagend, wenn die Regierung, wie sie jetzt gern tbut, Zweiflern zuruft: Wir handeln, wie Eure größte Autorität gehandelt baden würde. In der inneren Politik bietet nicht selten die Erkenntuiß starke Stützen des Zweifels an der Zuverlässigkeit jener Versiche rungen und in der auswärtigen läßt mindestens der Instinct des Volkes beruhigten Glauhen oft nicht aufkommen. Mit Ausnahme der beiden Parteien, die ihm ihrer Natur und Zweckbestimmung nach die Schaffung einer leistungsfähigen deutschen Centralgewalt nicht verzeihen dürfen, ziehen auch die alten Gegner BiSmarck'S häufiger und immer häufiger klagende Vergleiche zwischen Einst und Jetzt. Von den Freunden und Verehrern zu geschweige«. Aber diese Stunde scheint doch die reckte, um nachtragend und berichtigend hervorzuheben, daß, zufolge den« stenographischen Bericht über die letzte ReichStagSrede des Fürsten Herbert BiSmarck, die Auffassungen dieses vertrautesten Schülers des ersten Kanzler nicht unwesentlich andere sind, al« sie nach der Mitthrilung aller Preßorgane ohne Ausnahme erscheinen mußte«. Der Abg. Fürst BiSmarck hat die Cbinapolitik der Regierung nicht vorbehaltlos gebilligt, er ließ vielmehr ernsten Zweifel an deren voller Zweckmäßigkeit laut werden und gab den Mangel unbeschränkten Einverständnisse« sehr deutlich durch die Erklärung zu erkennen, er wolle sich der Kritik der Cbinapolitik au« patriotischen Rücksichten enthalten. Niemand erkennt die BererbungSsähigkeit geistiger Autorität an, aber da» deutsche Volk kann auch ohne solche An erkennung nicht zu der Urberzeugung gelangen, daß die alten Pfade weiser Selbstbeschränkung uud de« Zurathrhalten« wirklicher Interessen wiederum ausgesucht seien. E« sieht auf der anderen Seite untrüglichen Blickes Lehren BiSmarck'«, die sein Handeln uns Sprechen im Amte und die sein Buch voch Über da- Grad hinaus gab, in den Wind geschlagen, am häufigsten die über da« unerläßliche Maß der öffent lichen Vertretung der Politik durch verantwortliche Rathgeber. Da« deutsche Volk glaubt auch tiefgehend« Übel» Wirkungen der Nichtachtung de« großen Vermächt nisse« zu rrkenneu und de-halb vermag der herbe Schmerz, den der Tod de« Großen erweckte, noch immer nicht in linde Trauer sich zu wandeln. Jedoch Otto von BiSmarckwar kein Held, den man durch Zagen um sein Derk ehrt; dieser Geist fordert Muth und Thatkraft von den Erbe» seiner Schöpfungen, die er zu fest gefügt, als daß I sie vor einer, wenn auch harten Probe ihrer Dauerbarkeit I nicht Stand halten sollten. Wir müssen heute in Zuversicht und treuen Vorsätzen nach der geweihten Gruft im Sachsen walde grüßen; die Feuer, die von den Bismarcksäulcn zu lodern beginnen, sollen uns nickt von der versehrenden, nein, von der läuternden Kraft des Elementes reden. Ltadlebilder aus Sachsen. N -tu, ' Nachdruck verboun. Zu den Städten unseres Vaterlandes, die in jüngster Zeit eine rasche Entwickelung gehabt haben, gehört in erster Linie Riesa *) mit. Bis zum Dreißigjährigen Kriege war es «in un bedeutender Ort, Luther kannte ihn nicht einmal dem Namen nach. Die Urgeschichte des Ortes ist mit der Geschichte des Klosters Riesa auf das Innigste verknüpft. Bon der Gründung desselben erzählt die Sage Folgendes: Ein Riese kam auf seiner Wanderschaft an die Elbe. Bevor er dieselbe überschritt, schüttete er den Sand, der sich in seinen Schuhen angesammelt hatte, aus. Des Sandes war soviel, daß ein kleiner Hügel daraus entstand. Auf demselben habe man später rin Kloster errichtet und dasselbe „Riesa" genannt. Der NamedesOrtes erscheint zum ersten Male in einer Stiftungsurkunde des Bischofs Dietrich von Naumburg (1111 bis 1123) in der Form Riezowe. Um 1250 wird er Ryssaw, 1302 Risowe, 1333 Rysen, 1412 Riessa, 1414 Riesau und 1451 Riesa geschrieben. Der Name ist slawischen, Ursprunges und soll nach Friedemann „Flußort", nach Hey, der es von Ryzooa ableitet, Sicdelung des Ryz-, Rothen-, Braunsheim bedeuten. Das Kloster Reszoa, d. h. Riesa, war das älteste in der Mark Meißen, cs wird zuerst 1119 erwähnt. Anfänglich war es von den Benedictinrr - Mönchen beseht, zwischen 1170 und 1190 hielten Nonnen vom Orden des heiligem Benedict ihren Einzug und blieben darin bis zur Aufhebung des Klosters im Jahre 1542. Die Nonnen verstanden «S, das Kloster zu heben, namentlich unter dem Propst Alexander wurde der Besitz umfänglich. Eine Erwerbung Alexander's war für die Zukunft Riesas Höch st bedeutungsvoll. Er erwarb 1234 von den Brüdern Sifrid und Burchard di« Fähre bei Prompnitz um 12 Mark Silbers unter der Bedingung, daß zwischen Strehla und Riesa ein anderes Fahrzeug die Elbe nicht regelmäßig über fahren dürfe. Durch dies« Bestimmung wurde durch den weit blickenden Alexander der Verkehr von Ost nach West über Riesa gelenkt, und das nicht zum Nachtheil des Klosters und des unter seinem Schutz« stehenden Dörfchens. Das aufblühend« Kloster wird gegen Mitte des lÄ^Jahr- hundertS durch eine Feuersbrunst fast vollstän digvernichtet, die Noch d«r Nonnen war so groß, daß von der Oder bi» zum Rheine für sie gesammelt ward. Doch schein«:: dies« Sammlungen nicht sehr erfolgreich gewesen zu, sein, denn daS Kloster war genöthigt, Grundstücke zu veräußern. Zwischen 1311 und 1318 wurde das Kloster von c-ner zweiten Feuers brunst hrimgesucht; diese scheint nicht so verhängnißvoll für dasselbe gewesen zu sein, Venn 1319 befand sich der Convcnt schon wieder vollzählig zu Riesa. Unter dem -Schutze der Markgrafen von Meißen nahm das Kloster Riesa eine stetige Entwickelung. Verhängnißvoll für dasselbe waren di« Stürme der Hussitenkriege. Die erste Plünderung geschah 1426; Ende September 1429 kamen die wilden Horden wieder nach Riesa, ebenso 1440. Bei diesen Ein fällen kamen die Klostergebäude glimpflich weg, sie konnten in kurzer Zeit wieder hergestellt werden. Um den Mißhandlungen zu entgehen, flüchteten die erschreckten Nonnen vor den ent menschten Hussiten in ein« unterirdische Grurt unter der Kirch«. Hier seien sie, so erzählt man, erstickt. Diese Erzählung gewinnt dckdurch an Glaubwürdigkeit, daß man 1750 in einer Krypta 14 Skelett« in kniender Stellung vorfand. Je mehr der Reichthum der Klöster wuchs, desto größer ward di« Unwissenheit und Sittenlosigkeit in den selben. Al» am 1. Juli 1358 da» Testament de» Bischof» Jo hann unterschrieben werden sollte, erklärten von den dreizehn an wesenden Domherren fünf, daß sie de» Schreibens unkundig seien, unter ihnen der Propst, Cantor und Archidiakonu» von .Risau". Einzelne Nonnen entflohen au» dem Kloster, um sich *) Benutzte Literatur: Mühlmann, Beiträge zur Geschichte de» Kloster» der Stadt Riesa: Berichte der Handels- und Ge- werbekammern zu Dresden; Berichte des Rathes der Stadt Riesa und Anderes. zu verheirathen, solches kam auch wiederholt im Nonnenkloster zu Riesa vor. Um eine Besserung an Haupt und Gliedern herbei zuführen, wurden verschiedene Versuche gemacht; erst die Refor mation schaffte hierin Wandel, indem die Klöster zum größten Theile aufgehoben wurden. Dieses Schicksal hatte auch das Riesaer Nonnenkloster. Am 17. Juni 1540 kamen die Visita toren nach Riesa und legten den Nonnen die Frage vor, ob sie das Nonn-enkleid freiwillig ablegen wollten; dazu waren diese nicht bereit. Es wand ihnen wiederholt Bedenkzeit gewährt, sie wurden noch im Kloster geduldet und mit den nsthdürftigsten p^hrungS"-'i*eln vc-''^«. Hjx Aufhebung des l osters zu Riesa erfolgt««42, die noch vorhandenen A nnen wanderten nach MiihlbeW^m per Elbe und fanden in dem dortigen Kloster Aufnahme. 1M)it Besitzungen des Klosters wurden zum Theil verkauft, die Erträgnisse aus dem verblei benden Reste dienten zur Besoldung der Beamten. Heute noch erinnern einzelne Reste des Klostevgebäudrs an sein vormaliges Dasein, ein bleibendes Denkmal aber bleibt im Rathhause er halten, dessen Seitengebäude in früherer Zeit dem Nonnen kloster angehörten. Die slawische Sicdelung Riesa, die auch dem Kloster den Namen gegeben hatte, entwickelte sich unter dem Schutze des Klosters zu einem größeren G tz m einwrs« n. Es siedelten sich Handwerker, Landwirthe und Händler an, die durch das Kloster eine bessere Nahrung fanden. Bereits im Jahre 1263 wiro eines Wirthshauses Erwähnung gethan, dessen Pachtzins der Klostcrcasse zufloß. An -der Jahna wird um 1584 die Brückenmühle genannt, eine andere Mühle im Orte gehörte dem heiligen Bcnrvict, also dem Kloster. Zur Zeit der Reformation mußte Riesa noch ein wenig genannter Ort sein, Luther war er nicht bekannt; 1548 betrug die Zahl der getauften Kinder elf. Di« erste Volksschule in Riesa ward 1548 eröffnet, der erst« Lehrer war Georg Köler aus Wurzen. Am 28. Juli 1623 verlieh Kurfürst Johann Georg dem Marktflecken, der damals knapp 200 Einwohner zählte, dqs Stadtrecht, 1750 hatte Riesa trotzdem erst 450 Einwohner. Ueber zwei Jahrhunderte blieb Riesa noch Marktflecken; erst im Jahre 1859 erfolgte die Umwandlung in ein städtisches Gemeinwesen. Di« Entwickelung der rasch aufblühenden Handels- und Industriestadt Riesa erfolgte erst im 19. Jahrhunderte. Es zählt« 1837: 1765, 1864 : 4888, 1885 : 7390, 1890 : 9389, 1895« 11768 und am 1. D«cemb«r 1900: 13 492 Einwohner. Zur raschen Entwickelung Haden die günstigen Verkehrsverhältnisse wesentlich brigetragen. Zum Ersten liegt es am Elbstrom, auf dem sich gerade in den letzten Jahr zehnten ein bedeutend höherer Schiffsverkehr entwickelt hat, zum Anderen am Kreuzungspuncte dreier gewichtiger Eisenbahnen: der Leipzig-DreSdcner, der Chemmtz-Roederau-Berliner und der Berlin-Elsterw«rda-Nossen«r Linkie. Ein äußerst rege» Leben und Treiben entfaltet sich bei Tag und Nacht am Riesaer Elbquai und an dem in der Flur der Nachbargemeinde Gröba gelegenen Hafen, der amtlich „Riesaer Hafen^hrißt. Im Jahre 1899 bezifferte sich der Verkehr an den Aus- schiffungsplätzen und im Verkehrshafen im UebergangSverkehr auf 293 813,8 Tonnen, L 20 Centn«, im Ortsverkehr auf 84 434,5 Tonnen: im VerkehrShqfen bei Riesa betrug der Ueber gangsverkchr 185 781 Tonn«n, im Orttverkehr 4743 Tonnen. An Fahrzeugen passirten die Elbe bei Riesa, und zwar bei der Bergfahrt 1899 : 574 Kettenschiffe mit 2155 Schleppkähnen, davon waren 891 mit 241 325 Tonn«n Frachtgut beladen; 962 Radschkppdampfer mit 2925 Schleppkähnen, davon waren be laden 1938 mit 612 225 Tonnen Ladung. Bei der Thalfahrt berührten Riesa im gleichen Jahre 560 Kettenschifse und 969 Radschleppdampfcr mit 367 beladenen Schleppkähnen, diese hatten 115025 Tonnen Frachtgut-geladen; außrrdrm 4303 Segelschiffe, die mit 1673 875 Tonnen befrachtrt waren. Nack dm Berichte der Handel»- und Gewerbekammer zu Dreien »o-/ men in Riesa hauptsächlich folgende Güter zur Ausladug: Böhmisch« Braunkohle, Sandstein, Bruch steine, RoheO'cn, Dachschiefer, Futter- und künstliche Dünge mittel, Rohbaumwolle, fertige Garnd, Rohtabak, Farbholz und Colonialwa-a »n, Häute, Talg, Heringe, Spinn- und landwirth- schaftliche M schinen, besonder» aber Getreide und Petro leum. Leht-rr beiden Artikel werden ab Riesa weiter versandt, ein großer Th.il de» Getreide» kommt aber auch in den am Elb- ufer gelegenen Dampfmühlen der Firmen Htibler L Schönherc und Gebrüder Schönherr zur BermahHng: ihre Leistungsfähig keit beträgt p ' Tag zusammen bi« M 4100 Centn««. Ganz bedeutend ist ter Verkehr mit Petroleum. In Hamburg oder Harburg werden die amerikanischen Petrolcumdampfer ausge pumpt, da« Petroleum gelangt zuweilen gleich in eigens für den Petrolrumtran»-ort gebaute eiserne K>hn«, tn welchen e» dann nach Riesa verschifft wird. Diese Petroleumkähne haben eine Tragfähigkeit von 8—20 000 Ctr. Nach der Ankunft in Riesa werden die Kähne wiederum ausgepumpt, das Petroleum wird in den „Tanks" aufgespeichert, das sind gasometerförmige Ge fäße, die je nach ihrer Grüße 10—14 000 Faß Petroleum fassen. Von den Tanks erfolgt nun die Umfüllung m eigens für den Petroleumversandt gebaute, sogenannt« Cisternrnwagrn, in denen alsdann der Versandt per Bahn vorgenommen wird, doch werden von den Tanks auch gleich die Petroleumfäffer gefüllt und hierauf versandt. Ri:sa empfäuzt aber nich' nur allerhand Güte., es ve. fr ach ter auch solche. Es werden hier besonders Mehl, Rah zucker, Papier, Glas, Porzellan, Maschinentheile, Stabiisen, Blech-, Glas- und Siederohre, eiserne Brücken und andere Guß theile verladen, ebenso Lumpen und Zink. Für Lumpen giebt es die bedeutende Sortiranstalt von Barth L Sohn, für Zink die Zinkschmelze von Raffs. Bei dem stetig steigenden Verkehre genügen die Hafen ei »lagen nicht mehr, von Staats wegrn erfolgt deshalb eine Erweiterung derselben; nach Vollendung der Erweiterungs arbeiten werden die Ladeufer eine Länge von ca. 2000 Meter haben. Mit dem wachsenden Güterverkehr ist auch eine stetige Erweiterung des Bahnhofes Hand in Hand gegangen. Um den Derkehrsanforderungen genügen zu können, sind allein 69 Kilometer Bahnhofsgleise nöthig. Würden diese Gleise an einandergelegt, so würden sie der Entfernung Riesa-Leipzig (65,8 Kilometer) entsprechen. Welch ein Verkehr auf dem Risaer Bahnhof sich entwickelt, davon nur zwei Angaben. Im Jahre 1899 betrug der Personenverkehr 722 460 Personen, der Güterverkehr umfaßte 1121176 Tonnen Frachtgüter. Von dem wachsenden Verkehr auf dem Riesaer Bahnhofe erhält man ein Bild, wenn man erfährt, daß 1880 der Personenverkehr nur 338 051 Personen umfaßte, er hat sich also in 19 Jahren mehr denn verdoppelt. Von dem Aufblühen Riesas giebt auch der Poll verkehr einen schlagenden Beweis. An Brieffendungcu gingen 1880 ein 291 960 Stück, 1899 : 2 754 900 Stück, auf gegeben wurden 1899 2 432000 Briefe, Drucksachen u. dergl. Postanweisungen wurden eingezahlt 1899 : 83545 Stück mit 5162 900 ausgezahlt 56 354 Stück mit 3 765 700 c«; 1880 gelangten zur Einzahlung 22919 Stück mit 1217 221 Telegramme wurden aufgegeben 29 442, kamen an 2-1573; 1880: 7088 und 6396. Die Einnahme aus den Porto- und Telc graphengebühren betrug 1899: 178 564 gegen 45159 im Jahre 1880. Fernsprechstellen gab es 1897 : 77; 1899: 107; hi: Zahl der vermittelten Gespräche betrug 188 500 und 326 400, Aus den vorstehenden Angaben erhellt, daß Riesa eine Handelsstadt mit lebhaftem Verkehr ist. Es bat große kaufmännische Geschäfte, Schifffahrtsschreibstubcn, Speicherei- und Speditionsgeschäfte. Den Gelvverkehr vermitteln die Creditanstalt für Industrie und Handel und mehrere Bank geschäft«. Außer den schon früher genannten industriellen Unter nehmungen sind noch zu erwähnen eine Schiffsbauanstalt, eine Parket- und Baufabrik, zwei bedeutende Schneidemühlen, mehrere große Sandsteingeschäfte, eine Marmorwaarenfabrit, eine Leim- und eine Wagenfabrik, zwei Dampfziegeleien u. s. w. Die Stadt Riesa erfreut sich zwar keiner besonders reiz vollen Umgebung, doch der mächtige Elbstrom mit seinem regen Schiffsverkehr, der circa einen Hektar große Stadtpark mit seinen mächtigen Baumriesen uud lauschigen Ruheplätzchen, die säubern Straften und ziemlich umfänglichen freien Plätze bieten doch manchen Ersatz. Zu den weiteren Annehmlichkeiten RiesaS gehört die Versorgung der Einwohnerschaft mit gesundem Leitungswasser. Im Jahre 1899 kamen 241319 Cubikm«ter Leitungswasscr zur Verwendung, also rund 18,5 Cubikmeter pro Kopf. Neben einer städtischen Goianstalt besteht noch ein E le k t r i c i t ä t s w e r k, das sich im Besitze einer Aktien gesellschaft befindet. Der Schlachthof versorgt die Ein wohner mit gesundem Fleische, in demselben wurden 1898: 8441; 1899 : 9129; 1900: 10062 Schlachtungen auigeführt. Ein großstädtisth eingerichtete» Bad bietet zu allen Jahres zetten Gelegenheit zu einem erfrischenden Bade. Den Verkehr nach und in der Stadt vermittelt die P f« r de st r a ß e nba h::. die demnächst el«ktrischen Betrieb erhalten wird. An hervo. ragenden Gebäuden sind zu nennen dcks im reinen Renaissancestil erbaute Rathhaus und da» Kgl. Amtsgericht. Unter den Kir chen ragt al» besondere Seh«n»wiirdigk«:t di« Trinitatis Kirche hervor, sie ward 1897 eingeweiht. ES ist ein Central bau, ganz aus Sandstein ausgeführt, dn Baukosten betrugen 440 OOO außer dieser ist auch noch die alte Klosterkirche vor banden. Sehensnnrth ist auch di« Elbbrücke, die nach der Zerstörung der älteren Brücke durch den Ei»gang im Februar 1876 errichtet wc» den ist. Sie ruht auf drei Pfeilern und hat eine Länge von ra. 400 Metern. Auf Ansucken bei dem Ab- theilungs Ingenieur-Bureau wird auch die Gewichtekammer der
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