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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 10.12.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-12-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189712106
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18971210
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18971210
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-12
- Tag1897-12-10
- Monat1897-12
- Jahr1897
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 10.12.1897
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2. Beilage z«m „Riesaer Tageblatt". Druck und Verlag von Langer ck Winterlich in Riesa. — Für die Redaction verantwortlich: Hermann Schmidt in Riesa. H 287. Freitag, 1V December 1897, Mead». SO. Jahr». Ei«e praktische Wärmequelle für Wärmflaschen, wie sie im Haushalt und in der Kranken- nnd Verwundetenpflrge vielfach Verwendung finden, hat Re« gimentsarzt Dr. Konrad Majewtki in St. Pölten in de« frischgelöschten Kalk entdeckt. Dieser, da» Caliumhydrat, ist ja ein altbewährte» Desinfektionsmittel, welche« sowohl in Krankenhäusern, al» auch auf den Schlachtfeldern auSgebreitrte Anwendung gesunden hat. Wirksam, billig, überall leicht zu beschaffen — das sind schon Vorzüge. Der gebrannte Kalk (Laliumcxyd) verbindet sich bekanntlich mit Wasser unter bedenkender Wärmeentwickelung zu Caliumhydrat. Dieser frisch gelöschte Kalk giebt nun seine Wärme außerordentlich langsam ab; nach den Versuchen Dr. Majewskis besitzt er in einem allseitig geschloffenen Gefäß noch nach*4 Stunden eine Temperatur, lne die menschliche Körperwärme noch über« steigt, während siedende« Wasser schon nach 1'/, Stunden unter 37 Grad Celsius finkt. Diese Beobachtungen führten Dr. Majewski auf die Idee, die Temperaturerhöhung, die beim Löschen de« Kalke« entsteht, al« Wärmequelle für Wärmekruken, wie sie in der Krankenpflege benutzt w rden, und die ja in der kalten Jahreszeit mancher gesunde Mensch für da- kacke Bett nicht verschmäht, nutzbar zu machen. Dr. Majewski stellte eine Wärmflasche her, welche, auf dem er wähnten nassen Wege auf hundert Grad erwärmt, ununter brochen rier Stunden hindurch benutzt werden kann. Sie stellt eine runde Dose aus Zinkblech dar, deren Deckel abnehmbar ist und mit Bajonettverschluß wieder befestigt werden kann. Vor dem Gebrauche wird diese Warmflasche zur Halste mit grob zerstoßenem, srisch gebrannten Kalk erster Güte gefüllt und dann allmählich Wasser (60 Gewichts- theilc) zugesetzt. In 20—30 Minuten ist der Kalk unter bedeutender Ausdehnung und starker Entwicklung von Wasser dämpfen zu einem weißen Pulver zerfallen, er ist gelöscht. Sobald die Entwicklung der Waffersämpfe abnimmt, wird die Dose geschloffen und ist gebrauchsfertig. Nach dem Er kalten wird der Kalk herauSgeschüttet und kann dann noch zur Desinfektion benutzt werden. Für Krankenhäuser kostet dadurch die Füllung der Flasche fast nichts. Gegenüber den gewöhnlichen Wärmeflaschen mit Heißwafferfüllung, die sehr rasch auskühlen, bedeutet die Majewskische Flasche in der Thal einen Fortschritt, den auch Laienkrerse zu schätzen wissen werden, da doch für jeden Haushalt die Bereitung von hei ßem Wasser umständlich uns kostspielig ist. Außer der ge wöhnlichen Verwendung in der FamrUe für ältere Personen, in der Kinder- und Krankenpflege könnten diese Wärme- flaschen namentlich im Feldzuge — man denke an einen Winterfeldzug — manchem blutleeren, vor Kälte zitternden Verwundeten den oft langen Transport auf der Feldtrage »der im Krankenwagen behaglicher gestalten. Im Felddienst läßt sich das Prinzip dieser Wärmeflasche auf die einfachste Weise schon mit leeren Konservenbüchsen lösen. Eine Unzahl davon, mit frisch gelöschtem Kalk gefüllt, würde, den Verwundeten auf den Frldtragen unter die wollenen Decken Mitgegeben, sie gegen die Unbilden der Witterung schützen und auch zur Winterszeit einen stundenlangen Transport ermög lichen, und dem übernehmenden Feldlazarcth würde auf diese Weise gleichzeitig mit dem Verwundeten ein gut brauchbares Desinfektionsmittel in genügender Menge zugeführt. Selbstachtung. Alles Wissen soll das Ziel Haden, uns höhere Weisheit und Charsctcrseftigkest zu verleihen. Wir müssen selbst etwa« sein und leisten und uns nickt damit zufrieden geben, darüber Talent und Kieöe. Roman von Emil von Theiß. 21 Wie alles an ihm vorüber tanzt, die Linden, die Men schen, die herrlichen Laden, erschöpft schließt er die Augen. „L Gott! O Gott!" Die Drvschke hält, wie gelähmt steigt er aus und schießt hinein in das geöffnete Pvrtal, ce weiß selbst nicht wie. Endlich sitzt er auf seinem Platz, beinahe ist er nochder einzige Mensch in dem weiten Raume. Seine eigenen Atemzüge flößen ihm Schrecken ein. Wie die Riesenaugen eines Ungetüms stieren ihn die leeren Lo gen an. Endlich füllen sie sich, Platz um Platz wird besetzt, die^ Menschheit erdrückt ihn fast, er kann keine Luft holen, es klingelt, heimliche Stille tritt ein, es klingelt wieder, der Vorhang fliegt in die Höhe, ihm wird es schwarz vor den Allgen, das erste Wort, „sein Wort", schalt ihm von der Bühne aus entgegen. Starren Anges, alles ringsum vergessend, sieht er die Gestalten sich dort oben bewegen. Nach nnd nach gewinnt er es über sich, einen Blick ans das Publikum zu werfen, mit furchtbarer Spannung sucht er den Eindruck seines Stückes von den Mienen zu lesen. Alles ruhig, kein Beifallszeichen. Ist das Interesse? Ist es Langeweile? Jetzt ein leichtes, mehr sicht- als hör bares Beisallslächeln. Georgs Mut steigt; ein lautes un gezwungenes Lachen; er ist glücklich, dann Stille, unheim liche Stille, nun nur noch eine Scene, auch sie ist vorüber, der Vorhang rauscht nieder, Georg krallt die Hände in einander, keine Hand regt sich, jetzt. . jetzt. . ein kurzer Zisch!aut, noch einer, mehr, immer mehr, dort eine müh same, nutzlose Opposition durch Klatschen und dann ein stimmiges ohr- und ncrvenerschütterndes Zischen und ab lehnendes Lachen. Georg will aufstehcn, erst beim zweiten Versuche bringt er es fertig, wie ein Betrunkener arbeitet er sich an den Einen des Parketts vorbei, stößt diesen an, tritt jenem au die Füße und schwankt endlich, bleich wie der Tod hin aus. nachzulesen und nachzudenken, wa» andere Menschen gewesen find ober geleistet haben. E« liegt uns ob, unsere beste Er- kenntniß im Lebe« zu betätigen, unsere beste« Gedanken in Thaten umzusetzen. Selbfterziehung und Selbstbeherrschung find der Anfang der Lebensweisheit und haben ihre gemeinsame Wurzel in der Selbstachtung. Hieraus aber entspringt die Hoffnung, welche die Gefährtin der Macht und die Mutter de» Erfolges ist; denn wer -uoerfichtltch hofft, ist mit Wunderkraft begabt. Auch der Bescheidenste darf sagen: „Mich selbst zu achten und «eine Kräfte zu entwickeln — da» ist die vornehmste Pflicht meines Lebens! Jh habe die Verpflichtung, mich so viel al- möglich zu vervollkommnen. Ich soll nicht nur meine bösen Triebe bekämpfen, sondern auch die in «einer Natur schlummernden guten Keime zum Leben erwecken. Uns indem ich mich selbst achte, muß ick auch Andere respectiren — wie sie ihrerseits verpflichtet sind, mich zu achten." Da« ist das Gebot der gegenseitigen Achtung, Gerechtigkeit und Ordnung, dessen schriftliche Beglaubigung und Bürgschaft die Gesetze sind. Die Selbstachtung ist das stolzeste Kleid, in welches der Mensch sich hüllen — da- erhebendste Gefühl, da« seine Seele durchdringen kann. Einer der weisssten Lehrsprüche au» den „goldenen Versen" des Pythagoras ist derjenige, welcher den Schülern ermahnt, „sich selbst zu ehren." von diesem erhabenen Grundsätze geleitet, wird er seinen Körper nicht durch Ausschweifungen, seine Seele nicht durch gemeine Gedanken besbck n. Diese Gesinnung im täglichen Leben bethätigt, bildet die Wurzel aller Tugenden — der Reinheit, Mäßigkeit, Züch tigkeit, Sittlichkeit und Religion. „Die fromme und gerechte Selbstehrung", sagte Milton, „darf als der Lebenssaft und Ui quell gelten, au« welchem alle löblichen und würdigen Un- ternehmungen ihre Kraft ziehen." Wer von sich selbst gering denkt, erniedrigt sich dadurch nicht nur in seiner eigenen Achtung, sondern sinkt auch in der Achtung der Anderen. Und der Ssstnnung werden die Thaten entsprechen. Der Mensch kann nicht zur Höhe streben, wenn er den Blick zur Erde richtet; will er empor steigen, so muß er da» Auge erhebe». Auch der bescheidenste Mensch vermag durch diesen Gedanken Kraft zu gewinnen. Sogar die Arnmth wird durch die Selbstachtung geadelt und erleuchtet; und es ist wahrlich ein erhabener Anblick, den ein armer Mann ge währt, wenn er inmitten der Versuchungen standhaft bleibt und es verschmäht, sich durch gemeine Handlungen zu er niedrigen. Vermischte». Der Zerograph, ein neuer Triumph der Technik, wird jetzt in englischen Blättern näher beschrieben. Man liest da über diese Erfindung eines Dr. Kamm: Der Zero graph (wörtlich Nullschreiber) ist rin verbesserte« Telephon, in welches man nicht spricht, was man zu sagen hat, sondern niederschreibt. Der Zerograph versteht keinen Spaß, denn da giebt es keine Ausrede, daß der Mann auf dem anderen Ende falsch verstanden habe. Man schreibt an der Abgangs station die betreffende Mittheilung auf der eigenen Maschine, und die andere Maschine, gleichviel wie weit entfernt, giebt die Mittheilung in Druckschrift wieder. Die Depeschen können nicht auf der Leitung abgefangen werden, wie es beim Morseinstrument möglich ist. Die Birmingham Gazette läßt sich aus London schreiben: „Nachdem ich heute den Zerograph gesehen, glaubte ich nicht, daß in der Zukunft im Verkehrs wesen durch Elektrizität irgend etwas unmöglich ist. Anstatt am Telephon zu schreien oder zu lispeln, auf die Gefahr Von der zweiten Reihe des ersten Randes aus ist es Nelly, die in Begleitung von Lieutenant von Rethel das Theater besuchte, gelungen, mit Hilfe des Opernglases end lich im Parkett Georg Dengel zu entdecken Klopfenden Herzens hat sie das Stück verfolgt und gleichzeitig den ar men Autor beobachtet Schon nach der dritten Scene ist in ihr die Ahnung ausgestiegen, daß der Ausgang kein günstiger sein wird Sie zittert für ihren Freund, sie weiß, wie furchtbar ein solcher Schlag auf ihn wirken muß. Sie empfindet die unzweifelhafte Ablehnung, als gälte sie ihrem eigenen Werke, sie sieht, wie Georg sich erhebt „Kommen Sie, Herr von Rethel, geleiten Sic mich zu lemandem, der des Trostes bedürftig ist," sagte sie zu ihrem Begleiter, verläßt mit ihm die Loge, nimmt die Garderobe; unten angekommen, sieht sie, wie Dengel dem Ausgange zueilt. Er besteigt eine Droschke, sie mit Ernst von Rethel eine zweite. „Fahren Sie dieser Droschke nach, Kutscher, ein gutes Trinkgeld." Fort rollten sie, nach einer Viertelstunde halten sie. „Hier ist der Herr hinaufgegangen, Madamchen," wen det sich der Kutscher an Nelly. Sie steigen aus. „Warten wir noch ein wenig, mein Freund, nach solchen Erregungen bedarf der Mensch erst der Einsamkeit; kom men wir jetzt zu ihm, es hieße Balsam in blutende Wun- den gießen," wendet sich Nelly an ihren Begleiter. Dengel hat damals Herrn von Rethel seine Wohnung genannt, letzterer überzeugt sich jetzt, daß sie davor stehen. Eine halbe Stunde wandern sie geduldig auf und ab, oben in dem dritten Stockwerk, wo GeorgsZimmer liegt, bleibt alles dunkel. Mitleidig schaut Nelly hinauf. „Der Arme!" seufzte sie leise Wie warm sie mit ihm fühlt, heute gerade, wo ihr so schönes begegnet ist, muß dem Freunde so bit- tercs werden. Mühsam tappen sie sich die drei engen Treppen in die Höhe, oben angekommen, streicht Ernst ein Zündholz an und findet endlich an einer Thür die Karte Dengels. Ein dumpfe» Stöhnen dringt bis aus den Vorsaal. Nelly hin, daß man in der Entfernung mißverstanden wird, druckt «an in klarer, leserlicher Schrift, wa« «an zu sage« hat. Der Zervgraph wurde in Wiamorestreet g,zeigt und er erfüllt genau, was von ih« berichtet wird." Dazu wird noch der Kölnischen Volkszeitung geschrieben: Die Bedeutung de« Zerographen wird «an erst vollständig szu schätzen wissen wenn e« bekannt sein wird, daß der Zerograph auch da einzige Instrument ist, mit welche« die „drahtlose Tele graphie" praktische Anwendnng finde« kann. Den« mit de« Zerograph kann man wegen seiner genaue« Abstimmung und Einstellbarkett auf kurze Distanzen ohne Draht Depeschen schicken, und zwar an bestimmte Adressen. Au« den Berichte« über d»e Demonstration der drahtlosen Telegraphie de« Ge heimen Rathe« Professor Slaby vor dem Kaiser in B-rli» ersehe ich, daß der Professor die Frage aufgeworfen, ob es je möglich sein werde, Apparate zu construiren, „die so fei« abgestimmt sind, daß nur gleichartig abgestimmte die Strahle« aufzunehmen im Stande find" ; ferner, daß gegen die prak tische Anwendung die Schwierigkeit spreche, daß auch Unbe rufene die Depeschen erhalte« würden. Der Zerograph hat, wie gesagt, die Eigenschaft, daß die Apparate ganz genau «it einander synchronisch arbeiten, und er hat auch die Eigen schaft, daß bei seiner Anwendung Unberuiene die Depesche« nicht erhalten. Auch im Berliner Haupttelegraphenamte sollen Zerozraphen in Anwendung kommen. Hem»- m»d Landwirthfchaftttcheck. Einfache Prüfung der Kleiderstoffe bezüglich der Echtheit der Farbe. Lege ein Stückchen de« zu prüfenden Stoffes einige Tage ans Sonnenlicht und vergleiche nach dieser Zett das dem direkten Sonnenlichte ausgesetzte und da« zurückbehaltene Stückchen mit einander. Lichtecht ist die Farbe nur dann, wenn keine merkliche Farbenabweichung zwischen beiden Stoffen zu konstatiren ist. Um den farbigen Stoff auf Waschechtheit zu prüfen, bringe man ein Stückchen in Seifenwaffer und lasse es in demselben einige Male auf kochen, wäscht es darauf aus und läßt es trocknen. Unter scheidet sich das getrocknet« Stück bezüglich seiner Färbung nicht von dem ungewaschenen, so kann man überzeugt sein, daß die Farbe waschecht ist. Diese nur geringe Mühe ver ursachende Prüfung sollte Niemand versäumen vorzunehmen. Fuchsien halten sich im frostfreien Keller gut und benöthigen im Winter weiter keiner Pflege. Sobald die Herbstfröste da« Einräumen nothwendig machen, stellt man sie, wie der „Praktische Wegweiser", Würzburg, schreibt, in den Keller, die Töpfe am besten in Sand «ingegraben. In trockenen Kellern wird es manchmal nöthig sein zu gießen. Es schadet aber durchaus nicht, wenn die Pflanzen längere Zeit trocken stehen, denn sie verlieren ohnedies alle Blätter und sollen ruhen, damit sie im Frühjar um so kräftiger treiben und blühen. Fährst!« der Riesaer Straffend ah». Abfahrt am Albertplatz: 6.30 7.05 7.35 8.10 8.35 S.00 9.1L 9.40 10.20 10.55 11.25 11.40 11.55 12.35 12.55 1.15 1.45 2.05 2.45 3.30 4.10 4.40 5.15 5.50 6.30 7.00 7.20 7.40 8.0S 8.2S 8.45 9.20 10.00. Abfahrt am Bahnhof: 6.50 7.20 7.50 8.35 9.00 9.15 S.4V 10.00 10.40 11.10 11.40 11.55 12.35 12.55 1.15 1.45 2.20 3.10 3.55 4.25 5.00 5.30 6.05 6.45 7.20 7.40 3.05 8.25 8.45 9.10 9.40 Lönlxl. krorlant-Lmt (Sartvllstrasso 6 I), SssobLktsrvit:f ^prü bis Lsptsmbsr 7—12 amt 2—6 Ubr, Ootobsr dis Iliirr 8—12 nnä 2—6 Ebr. Winkt von Rethel zurückzubleiben, dann klopft sie leise an die Thür. Einen Augenblick ist alles still, dann wird die Thür aufgsrissen und eine rauhe Stimme ruft überlaut: „Werda?" Nelly von Lohvff bebt zusammen, wie verzweifelt diese Stimme klang. „Ich bin es, Nelly!" Ein Moment starren Schweigens, daun ein herzzerreißender Schrei Georgs: „Nelly! Nelly!" Sie hört, wie ein Körper schwer zu Bo den sinkt, fühlt wie zwei Arme ihre Knie umspannen und vernimmt ein unterdrücktes Schluchzen. Sie läßt ihn wei nen, endlich wird er ruhiger. „Kommen Sie," flüstert sie leise, „zünden Sie Licht an, Georg, die schwerste Last ist leichter zu ertragen, wenn man die Schultern eines Freundes mit bebürdet." „Nelly, Nelly, Sie wissen . . jetzt schvn, jetzt..?" „Ich komme eben aus den: Schauspielhause." „Dann freilich, dann . . ." Er steht auf, steckt Licht an, ergreift ihre beiden Hände und sieht sie matten, doch unendlich liebevollen Blickes an. „Wie lieb von Ihnen, daß Sie gekommen sind, Nelly!" sagte Georg bewegt. „Soll die Freundin den Freund in der Not im Stiche lassen?" „Wie kommen Sie aber hierher?" Nelly errötet leicht. „Davon ein anderes Mal." Georg nickt trübe, ohne ein Wort zu sagen; den Blick düster auf den Bode» geheftet, geht er in dem kleinen Zimmer aus und nieder. Plötzlich bleibt er vor ihr stehen. „Was nun? Was nun?" Sie zieht ihn auf einen Stuhl, ergreift seine Hand und sagt mit liebevoller, aber fester Stimme: „Georg, Ihnen thut Wahrheit vor allen Din gen not, ich glaube nicht, daß Sie aus dem dramatischen Gebiete wirklich etwas Großes erreichen, ich habe den Eindruck gewonnen, als ginge Ihre Begabung nicht über den Dilettantismus hinaus, und dann, dann, mein Freund, thun Sie besser, sich an den Schöpfungen anderer zu er freuen, als selbst zu schaffen." b4,Lk
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