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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 30.12.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-12-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189712304
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18971230
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18971230
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-12
- Tag1897-12-30
- Monat1897-12
- Jahr1897
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 30.12.1897
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Htfest. «vlie. 8 / V,8 Uhr. Umck. dem so > Kindes o reichen n unsem i wunden lilie -ischer. Beilage,«m „Riesaer Tageblatt". Druck «ud Verl«, vou Lauger » «nterltch st, Mesa. - Mir die Redactto« ver-«ttvsrtltch: Her!«'»'»« Schmidt in »es«. 303. DmmerStag, SO. Deeember 1887, Abeads. S». Jahrg. L Die ev.-luth. Landeskirche des Königreichs Sachse« im Jahre1896. Den »o« evangelisch lutherischen 8ande«co»fist»rium in Rr. 1ö seine« Berordnunasblatte« veröffentlichten statistische« Mittheilungen an« de« Jahre 18S« e«tneh«eu wir »der die eonsrsfionellen Verhältvtfse Folgende«: Die Zahl der Austritte au« der Landeskirche, die bis 1894 gestiegen »ar, dann 1895 abgenommen hatte, ist i« Berichtsjahre aus 798 angewachsen. Auch Uebertritte zur LandeSktrche find «ehr vvrgekommen, al« in jedem der vor« jahre, nLm ich 327. Die «eisten Austritte hatte diesmal wieder die Ephorie Leipzig I, nämlich 157, wovon 74 den Deutsch« kathollkn zu Gute gekommen find. E« folgen Dresden I mit 113, Plauen mit 105,Ehemnitz I mit 70 Au»tritten rc. Am Maßstab« der BevölkerungSziffer gemeffen jetzt sich, daß in der Ephorie Plauen schon ein Austritt auf 1480 evange lisch-lutherische Einwohner kommt, in der Ephorie Borna da« gegen erst auf 66 005 In fünf Ephorien und in der Pa- rochie St. Aira-Mnßen kam ein Austritt aus der Landes kirche nicht vor. Austritte zu den Resormirten kamen nur in den Ephorien Dresden I, Leipzig I und II vor, ju der römisch-katholischen Kirche hauptsächlich in der Ephorie Dresden I, in anderen Ephorien in geringerer Zahl oder vereinzelt. Außer zahlreichen Ephorien weist auch der Diözesanbezirk Bautzen keinen Austritt zur römisch, katholischen Kirche auf. Immer auffälliger waren die Zu nahme der AuSt itte zu den Deutschkatholike«, nament- lich in Leipzig und Umgegend, nächstdem aber auch in Chem nitz. Bon diese« Städten aus wird bestätigt, daß die radi i kale Richtung, die der DeutschkatholizismuS immer mehr eingeschlagen hat, und ihr Entgegenkommen gegen das sozial- demokratische Treiben von Einfluß gewesen sei. Die sepa raten Lutheraner haben den meisten Zuwachs durch Austritte in den Ephorien Plauen, Schneeberg und Zwickau erlangt. Die Austritte zu den apostolischen Gemein den waren vorzugsweise zahlreich in den Ephorien Plauen, Dresden 1, Leipzig I und Chemnitz l. Die starke Aus breitung dieser Gemeinden in der Ephorie Plauen ist wieder von der apostolischen Gemeinde neuer Ordnung (Geyeraner) erzielt worden. In Leipzig ist eine Kirche der apostolischen Gemeinde nahezu fertig. Die methodistische Be wegung ist in der Ephorie Schneeberg die entschiede» vor herrschende gewesen; doch hat es auch in der Ephorie Zwickau an methodistischem Eifer nicht gefehlt. So haben dort die Methodisten das Mittel nicht verschmäht, dahin, wo der Ethocalkolporteur anzeliindigt war, ihren Kolporteur zu senden. Die Baptisten haben ebenfalls in der Ephorie Schneeberg den meisten Zuwachs erlangt. In Plauen bei Dresden haben sie regelmäßige Gottesdienste eingerichtet. Aber auch in mehreren anderen Ephorien haben sie Anhänger zu gewinnen gesucht. Die Superintendentur Zwickau betont, daß ihren Bestrebungen gegenüber eine feierlichere Gestaltung der Ta» Handlung nölhig sei, um die Bedeutung des heiligen Sakraments vor der Gemeinde deutlicher hervorzuheben. Unter den anderen Sekten haben wieder die Darbyften („Brüder in Christo", „Brüder und Schwestern in Christo") im Vordergrund gestanden und besonoer« in den Ephorien Oelsnitz und Zwickau Zuwachs gehabt. Ihr stattlicher Bet saal in Bi lau faßt 300 Personen. Die Bergelt'sche Sekte in der Ephorie Annaberg hat sich ruhig verhalten; die Sekte der Templer besteht noch in Burkersdorf bei Dippoldiswalde; die Mormonen haben in Freiberg erneut Boden zu gewtnneu versucht; die Thiendorfer Theographe« (Ephorie Großenhain) scheinen neue Mittel von Amerika aus zu gewinnen; in tugau besteht noch die gnofttsch-tyeosophische Sekte. In Ltmbach bei Cheamttz hat ein Sprachlehrer für ge wiff«, gegen die Landeskirche gerichtet« Bestrebungen Anhänger gesammelt, Hygienisches, Soziales und Religiöse« vermengend; in Sachsenburg vertritt der Inhaber einer Speisewirthschaft durch Wort und ausgrlegte Zeitungen buddhistische An schauungen; in Leipzig trat die Heilsarmee wieder mit Schriftenvertheilung und Abhalten von Versammlungen auf. Auch spiritistische« Unwesen hat sich in ver schiedenen Ephorien bemerkbar gemacht. Bon Zwickau aus wird der in der dortigen Gegend immer weiter greifende Spiritismus für bedenklicher al« da« Sektenwesen bezeichnet. Austritte zu den religionslosen Dissidenten find in größerer Anzahl nur in Leipzig vorgekommen, dort er folgte auch der einzig« Urbertritt zum Judenthume. Tie meisten Uebertritte zur LandeSktrche hatten die Ephorien Chemnitz l, Dresden I und Leipzig l, und zwar 55, 53 «in 50, darunter 24, 32 und 28 von der römisch-katholischen Kirche. Im Verhältniß zu der römisch-katholischen Kirche find nach wie vor die fortwährend zunehmend n gemischten Ehe« das Grenzgebiet, auf dem vorzugsweise oorzuvringen versucht wurde. Daß von der evangelisch lutherischen Seite in die Tiauung nach römisch-katholische^ Ritus gewilligt wurde, ist z. B. in der evaazelisch-mthenschen Beamtengemeinde zu Bodenbach mehr und mehr zu beobachten gewesen. Umge- kehrt wurde aber aus der Ephorie Zwickau berichtet, daß für di« meisten gemischten Ehen die Trauung in der evangelisch- lutherischen Kirche begehrt worden ist. Fast von allen Seiten wird gemeldet, daß bei der Taufe und der Erziehung der , Kinder au- gemischten Ehen jetzt ebenfalls noch meistentheils die evangelisch-lutherische Kirche begünstigt wird. Doch scheint, was die Kindererziehung anlangt, da« konfessionelle Bewußt sein auf Seiten beider Bekenntnisse zu erstarken und di« römisch-katholische Kirche hiervon nach und nach den größeren Gewinn zu ziehen. Aus Schirgiswalde wird berichtet, daß die römisch-katholische Kirche durch die Kindererziehung in Mischehen viel Boden gewonnen habe. In Leipzig ist wieder holt das Bestreben wahrgenommen worden, evangelisch-luthe rische Frauen zu dem römsch-katholischen Bekenntnisse des Mannes hinüberzuziehen. Eifrige Bestrebungen für die römisch-katholische Kirche find namentlich in Thammenhain und Wurzen, Wechselburg und Oelsnitz i. E. beobachtet worden. In Cotta bei Dresden und in Pieschen wurden römisch-katholische Gottesdienste eingerichtet, in Deuben bei Dresden wurde ein römisch-katholisches Pfarramt mit eigenem Pfarrbezirk errichtet, in Plauen i. B. eine römisch-katholische Schulgemeinde gebildet; in Meißen that sich ein römisch- katholisches Gesellenhaus auf, welches durch Veranstaltung von Vergnügungen auch evangelische junge Leute anzieht. TaaeSgeschichte. Deutsches Reich. Wie verlautet, find die Vorbe reitungen zum ReichSverficherungSgesctz soweit gediehen, daß die Conferenz von Sachverständigen zur Prüfung des im R-ichsamt des Innern ausgearbeiteten Entwurf« zum 4. Januar «inberufen ist. Man nimmt an, daß eine erneute Umarbeitung nothwendig sein wird. Jedenfalls wird der , Entwurf den Reichstag st» dieser Session niu>t «ehr be- > schästigen. ! Ueber da« Befinde« de« Fürsten Bismarck wird in Ergänzung der letzten, wenig erftrulichrn Mitthetlurgea au« Kriedrlchsruh weiter berichtet, daß de« Fürsten dir Schlaf losigkeit fast noch unerträglicher ist al« der Schmerz am Bein. Professor Schwentnger zweifelt zwar nicht an der Möglichkeit, da« Uebel zu beseitigen, aber die« ist bei dem hohen Alter des Fürsten schwieriger und langwieriger als »n jüngeren Jahren. Der Fürst befaßt sich, wie den „Leipz. Neuesten Nrchr." geschrieben wird, heute nur selten mit dcn politischen Tagesfragen. Auch bet den Besuchen de« Kaiser« und de« Prinzen Heinrich ist wenig von Politik die Re e gewesen. Bezüglich der chinesischen Expedition steht Fü.st Bismarck auf de« Standpunkte,, daß, nachdem die Sache an- ,«fangen, sie auch kräftig durchgeführt werden muß. Aber er trägt keinerlei moralische Mitverantwortlichkeit für das deutsche Vorgehen, um so weniger, als der Kürst auch nach träglich nicht um Rath in der chinesischen Angelegenheit ge fragt worden ist. Solchen Rach zu ercheilen, wäre er auch nicht bereit und in der Lage gewesen. Ueberhaupt betrachtet Fürst Bismarck die KraiMchau-Krage nicht als «ne Haupt- unv StaalS^ciwn, von der das Wohl un) Wehe Deutschlands adhängt. Gerne wohlwollen)« Bsurchellunz Ser Affmre be ruht hauptsächlich darauf, vrg das Vorgehen Deutschlands im Einveistän)niß mit Rußland erfolgt. Schon das Ver halten Deutschlands im chinesisch japanischen Kriege hat der Kürst nur unrer der Voraussetzung gutgeheißen, daß es ein Mittel zur Wiederannäherung an Rußland sein sollte. Fürst Bismarck ist im Allgemeinen folgender Anschauung: Auf überseeische Unternehmungen soll sich eine deutsche Regierung nur einlassen, wenn dies durch die materiellen Interessen des Reiches unbedingt gerechtfertigt erscheint, wenn sichere Vortheile ohne verhältnißmäßig großes Rifico dabei in Aus sicht stehen. Nichts würde dem Interesse des Deutschen Reiches so sehr widersprechen, als wenn man sich aus dem bloßen Bedürsaiß, überall dabei zu sein, auf gewagte und abenteuerliche Unternehmungen etnlaffen wollte. Unter den auf postalischem Gebiete geplanten Refor«w, die in einiger Zeit zur LuS'ührunz gebracht werden sollen, wenn der Reichstag seine Genehmigung da>u ertheilt, nimmt die Ermäßigung der Telephongebühren einen her ragenden Platz ein. E« wird sich dabei um eine vollständige Umgestaltung des ganzen Gebührensyst.m» handeln, die den Benutzern des Telephons voraussichtlich sehr willkommen sein dürfte. Die „Berk. Börs.-Ztg." bringt dm über Mittheilungcn, di« augenschernltch aus d»m Reich-postamte herstammrn unv welche die Reform in folgender Weise skizziren: „Es lie.,t eine gewisse Unbilligkeit darin, daß sür einen Telephonapparrt eine Jahresmiethr von 150 Mk. bezahlt werden muß von d<m ebenso, der monatelang auf Reisen ist und während dieser Zeit den Apparat gar nicht benutzen kann, wie von dem, der Tag aus Tag ein fast ununterbrochen die Tücphon- leitung und die Telephonbeamten in Anspruch nimmt. Schon längst war deshalb da- Bestreben darauf gerichtet, die Be zahlung der Telcphonapparaimiethe in eine feste Grundtoxe und in eine Gebühr für die einzelne Benutzung einzutheilrn. ES fehlte nur der Gesprächszähler, der zuoerläsfiz genug funktiontrte. Zahlreiche Versuche mißlangen, alle elektrischen Apparate zeigten nach kurzer Zeit Mängel, die fie ungeeignet erscheinen ließen. Jetzt ist ein solcher mechanischer Gesprächs zähler construirt, der autcmatisch funktionirt und bei jeder- maliger Benutzung des Telephons die fortlaufende G sprächt - Schwsr gebüßt. Novelle von Martha v. Hohenstein. 7 So kam es denn, daß während der stillen Trauerzeit das stolze Bild der Gräfin Honora immer mehr vor seinem geistigen Auge erbleichte, während das Bild Wallys, bald mit dem warmen Sonncnblick des sechzehnjährigen Kindes, bald mit den sanften Augen der bittenden jungen Mutter zu ihm aufschaute, und mit siegender Gewalt die Seele des jetzt ernster gestimmten, einsamen Mannes gefangen nahm. Und wer besaß dies märchenhaft holde, junge Weib jetzt? Sein blödsinniger Bruder Roland, der tückische Ko bold, welcher seinen Schatz wohl mit der wilden Heftigkeit eines Geizhalses eifersüchtig hütete, aber doch niemals die Herzensschätze seines liebenswürdigen, jungen WeibeS zu würdigen und zn heben verstehen würde. Als nun das erste halbe Jahr der Trauerzeit vorüber war, zog es den einsamen Mann mit weichem Sehnen nach dem Comersee hin, wo, wie er ja wußte, sein Bru der Roland mit Gattin und Sohn lebte; denn es war ihm, als ob er Trost und Frieden sür sein verödetes Herz finden würde, wenn es ihm vergönnt sei, einmal wieder in Wallys Augen zu schauen. Hatte aber diese Liebe für Wally noch immer unter der Asche in Manfreds Herzen geglüht, so erwachte sie jetzt zu neuer Leidenschaft. Graf Manfred, sonst gewöhnt, alles zu erreichen, was sein Herz begehrte, empfand es während der acht Tage, welche er in der Villa zubrachte, doppelt schmerzlich, daß das, was er wünschte und begehrte, für ihn unerreichbar war und blieb! Wally war seines Bruder-Gattin und für ihn unerreichbar! Dieses Schinerzgefühl um ein unwiederbringlich ver lorenes Glück steigerte sich bei dem leidenschaftlichen Manne bis zur unerträglichen Seelenqual. Je länger er Gelegen heit hatte, Wallys nimmer ermüdende Geduld und fegen- I spendendes Walten an der Seite ihres zeitweise wahnsin- I nigen Gatte»» und ihre- zarten, lieblichen Kinde« zu be- « obachten, desto klarer sah er ei», welch' kostbaren Schatz er achtlos von sich geworfeii hatte. Da nun Graf Manfred diese Oual nicht länger ertra gen konnte, so beschloß er, als das Kind wieder vollkom men genesen war und Wally seiner nicht mehr bedurfte, das Haus seines Bruders wieder zu verlassen. Als er eintrat, um Wally zu benachrichtigen, daß er die Absicht habe, morgen wieder abzureisen, war Wally beschäftigt, seinen Bruder Roland, welcher eben wieder einen bösen Anfall hatte, zu beruhigen. Bei dergleichen tobsüchtigen Anfällen war nur Wally iin stände, ihn zu be sänftigen. Wenn sie ihre zarte, weiche Hand auf seine glü hende Stirn legte, dann wurde der Kranke nach und nach ruhiger und nur ihre milden, freundlichen Worte hatten die Macht, seinen wilden unstüten Geist zur Ruhe zu brin gen. So war eS auch heute; staunend sah Graf Manfred, wie der tobsüchtige, sonst so ungebärdige Mann sich un ter Wallys mildem Zuspruch wunderbar beruhigte und sich von ihr wie ein le»»ksames Kind in sein Zimmer füh ren ließ. Gednldig harrte Manfred auf Wallys Rückkehr, denn da auch der kleine Roland bereits schlummerte, so wußte er, daß er jetzt in Ruhe von Wally Abschied nehmen konnte. Er wollte und konnte nicht fort, ehe er ihr nicht sein gan zes Herz ausgeschüttet hatte. Es drängte ihn init unwider stehlicher Gewalt, die Vergangenheit mit all' ihrem Zau ber noch einmal hervorzurusen durch das Machtwort der Liebe, welches ja auch in Wallys einsamem Herzen den Liebesfrühling ihrer ersten Jugendzeit wieder hervorzau bern mußte! Jetzt kehrte Wally zurück und entgegnete aus Manfreds Befragen nach Rolands Befinden, sich ivie ermattet an» offenen Fenster in einem tiefen Armstuhl niederlaflend: „Endlich schläft der Aermste, völlig erschöpft, von der ner- venzerrüttenden Anstrengung seine» diesmal sehr heftig auftretenden Anfalles," während sie dasdunkellockigcHaupt iu die tiefroten Sammetkissen des Armstuylcs.zurucklehnte und mit ihren Weichen Märchenaugen tränmerifch vor sich hinstarrte. Hellaufleuchtend, in magischem Glanze fielen jetzt die letzten Strahlen der untergehendeu Sonne ans Wallys zurückgeneigtes Hanpt, goldige Streiflichter aus ihr seidenweiches Lockenhaar zaubernd und das milde, durchgeistigte Antlitz der jungen Frau mit weichem Schim mer überhancheud. Bei diesem Anblick wallte das übervolle Herz Graf Manfreds in so hellauflodernder Leidenschaft ans, daß er alle Rüclsicküen, alle heiligen Pflichten gegen Bruder und Familie völlig vergessend, vor der jungen Frau r.iederkniete, ihre beiden Hände erfaßte und init heißen Küssen bedeckte. Dann, mit flammendem Blick zn ihr aufsehcnd, sagte er in stürmisch bewegtem Tone: „Wally, meinsüßesJugendlieb, zu welch' jammervollem Leben hatDich meine Schuld, mein herzloser Trenbrnch geführt! Ich vermag es nicht länger anznsehen, Dich an der Seite dieses boshaften Idioten, die ses Tobsüchtige»», verwelken zu sehen! Ich bin frei und Du mußt diese unseligen Fesseln, welche Dich an einen Irrsinnigen letten, zerreißen, um meinetwillen! Ja, um meinetwillen, Wally! Du zauberisch-schönes, marmvrkaltes Weib,ich kenne Dich besser als Dn selbst; ich fühle es an dem Zucken Deiner lieben Hände, welche Du vergeblich aus den meinen zu lösen bemüht bist; ich lese es in Dei nen Angen, welche Du jetzt so scheu und ängstlich nieder- schlagst, daß Du mein eigen bist, und mich lieben mußt, so lange Du lebst und atmest! Ich weiß, Wally, daß in Dei nen» Herzen die Lavaglut Deines sechzehnjährigenLiebes- tranmes unausgelöscht sorlglüht und durch meinen Liebes ruf zu schönerem Glück aufslammcn wird! Fort mit jenen qualvollen Fesseln, welche Dich an einen Unwürdigen ket ten Der Wahnsinn lost jede Ehe FürFeuerscelen, wie die unsrigen, sind all' diese weltlichen Schranken nicht vorhan den, die Allgewalt unserer Liebe zertritt siewie leichte Gras halme Du mußt mein werden, Wally, und müßte ich dies Glück mit meiner Selbstachtung, mit meinem Leben er- kaufen' Auf meinen Armen will ich Dich tragen, so weit fort, daß wir sür die ganze Welt verschollen sind." 57,19
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