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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.03.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-03-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000322012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900032201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900032201
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- LDP: Zeitungen
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- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
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Das Schuldvechältniß der Türkei zu Rußland wird von diesem mit Vorliebe dazu benutzt, um auf den Sultan zu drücken und ihn den Wünschen des Zaren geneigt zu machen. Der Erfolg entspricht gewöhnlich den Erwartungen. So scheint es auch dieses Mal der Fall zu sein. Als vor mehreren Wochen der Botschafter Sinowjew die Note überreichte, in welcher die oben erwähnten Forderungen verlautbart wurden, da konnte man den Anlaß zu diesem Vorgehen anfangs nicht erkennen. So viel aber stand von vornherein fest: daß Rußland einen wichtigen Grund hatte, der türkischen Regierung ihre Abhängigkeit wieder einmal deutlich vor Augen zu 'führen. Es verstrich darauf abermals einige Zeit, da tauchten die Meldungen von russischen Ersen bahnunternehmungen in Kleinasien auf, die trotz des ofsiciösen Widerrufes Lis heute nicht verstummen wollen. Der Zusammen hang zwischen diesen Plänen und der diplomatischen Action des Botschafters Sinowjew am Goldenen Horn ist in die Augen springettd. Bekanntlich handelt es sich um «Eisenbahnconcessionen des Zarenreiches für die russisch-türkische Grenze, die nicht nur den Verkehr aus dem Jnnem Kleinasiens nach dem Kaukasus und dem^uropäischen Rußland vermitteln, sondern den Auf marsch des Kriegs Heeres erleichtern sollen. Im Fall von Verwickelungen mit der Türkei wäre Rußland dadurch im Stande, seine Truppen bequemer vorrücken zu lasten. Eine Linie von Kars nach Erzerum, die gleichzeitig am Tiflis und Poti anschließt, hätte deshalb für das Zarenreich eine hervor ragende strategische Bedeutung. Die Inspiratoren der „Poli tischen Korrespondenz" und anderer Blätter haben sich nun zwar die größt« Mühe gegeben, idas Bestehen fester Abmachungen zwischen Petersburg und Konstantinopel in Abrede zu stellen; aber Eines konnten sie doch nicht leugnen, daß Vertändlungen zwischen beiden Cabineten geführt worden sind, ja, gegenwärtig noch fortgesetzt werden, und daß man auf eine Einigung rechnet. Wenn man auf den Inhalt dieser Erklärungen näher eingeht, so muß man indeß erkennen, daß die Wünsche des Zarenreiches sich auf weit mehr, als «den Bau der Linie Kars—Erzerum richten; im Grunde wird das «Gleiche erstrebt, was kürzlich in Persien erreicht worden ist: das ausschließliche Recht, in gewissen Theilen Kleinasiens Verkehrs mittel anzulegen und jedes Unternehmen dieser Art von seiner Genehmigung abhängig zu machen. Bei der Beurtheilung der Angelegenheit kommt es nicht viel darauf an, ob die Verhandlungen zwischen Petersburg und Kon stantinopel bereits zum Abschluß gekommen sind. Hegt man an der Newa den ernsten Willen, «inen bestimmenden Einfluß in Kleinasien auszuüben, so wird man dieses Ziel über kurz oder lang erreichen. In jedem Falle würden di« Landestheile, die an Rußland grenzen, einem Drucke von Norden nicht widerstehen können. Die Mittel, die dem Zarenstaate zur Verfügung stehen, setzen ihn jeder Zeit in den Stand, die Pforte seinen Wünschen gefügig zu machen. Daß Absichten nach dieser Richtung bestehen, ergiebt sich aber nicht nur aus den jüngst erschienenen Meldungen. Die traditionell« Orientpokitik Rußlands «drängt seit Jahr hunderten mit zielbewußter Folgerichtigkeit nach Osten hin. Rußland betrachtet sich als Erben und Nachfolger des türkischen Reiches, besten ganzes Gebiet es «inst mit sich vereinigen will. Es wäre ein Jrrthum, wollte man annehmen, daß diese alten Pläne heute aufgegeben wären und nur noch den Träumen ge wisser führerloser Pausl«awistenkreise zu Grunde lägen. Darüber haben die Erörterungen der Petersburger Blätter in jüngster Vergangenheit keinen Zweifel gelassen, «daß ungeachtet der Ver pflichtungen in Persien und China der Bosporus und Vorder- asien nicht fallen gelassen werden. Auch wenn di« Russen 'das Eisenbahnmonopdl vorläufig nur in den nördlichen und östlichen Theil«n Kleinasiens erlangen, so ist das ein Erergnitz, dessen Bedeutung sich keineswegs allein auf die beiden vertragschließenden Staaten beschränkt. Wir brauchen nicht besonders darauf hinzuweisen, daß Deutsch land durch seine Bagdad-Bahn ein hohes Interesse an einem solchen Abkommen hat. Es wird bereits behauptet, daß die Erweiterung der deutschen Bahnen von Angora nach Siwas und Ersingjan, als der russischen Grenze sich nähernd, in dem Augenblick des Vertragsschlusses zwischen Rußland und der Türkei unmöglich werde. Eine nähere Unter suchung dieser Frage können wir uns einstweilen Vorbehalten. Sicher aber hat die russische Regierung nicht den mindesten Anlaß, Deutschland grundlos herauszufordern. Die Wahr scheinlichkeit gestattet vielmehr die Annahme, daß man in Petersburg in freundschaftlicher Weise, womöglich durch Tren nung der Interessensphären, die Sach« zu begleichen suchen wird. Eine sichtlich infpirirte Erklärung in russischen Blättern hat kürzlich mitgetheilt, daß die kleinasiatischen Pläne des Zaren reiches vorher mit Deutschland verabredet seien. Darnach soll eine Einigung auf der Grundlage erzielt worden sein, daß Ruß land den Norden, Deutschland den Süden Kleinasiens zur Aus beutung «durch Eisenbahnen erhalten wird. Manches in dieser Angabe mag immerhin nicht zutreffen, aber man erkennt gleich wohl das deutliche Bestreben, der Angelegenheit eine derartige Wendung zu geben, daß keine Verstimmung und kein Mißtrauen in Deutschland Platz greifen können. Dir Sprache eines großen Thekles der russischen Press« lautete allerdings gehässig genug, als daS deutsch« Verkehrs unternehmen in Kleinasien durch das Entgegenkommen der Pforte gesichert wurde. Wir wollen aber deshalb doch nicht glauben, daß «S sich bei dem geplanten russischen Eisenbahn- Monopol um einen Schlag gegen Deutschland und deutsche In teressen handle. Zweifellos hat man nur England im Auge, daS sich im südlichen Kleinasien wirthschaftlich festgesetzt hat und eines TageS Lust bekommen könnte, sein Eisenbahnnetz nach Norden, bis an di« Grenz« des russischen Reiches, auszudrhnen. Bei den politischen Schwankungen vm Goldenen Horn würde etwa» Derartige» keineswegs zu den Unmöglichkeiten gehören. Rußland ist substverständlich darauf bedacht, «ine derartige Stärkung seines historischen Nebenbuhler» mit allen ihm zu Ge ¬ bote stehenden Mitteln zu verhindern, und ebenso ist es natür lich, daß es dabei selbst einen kräftigen Vorstoß macht. llcbrigens soll der Bau der Linie von Kars nach Erzerum vorläufig nicht in Angriff genommen werden. Woher sollte man im Zarenreiche auch die Mittel nehmen, um einerseits den Bau der sibirischen Bahn zu vollenden, andererseits Verkehrsmittel in Persien zu schaffen und schließlich in Kleinasien Linien anzu legen, deren technische Schwierigkeiten keineswegs geringe sind? Der Plan des Grafen Murawjew geht offenbar dahin, nicht Kleinasien durch Derlehrserleichterungen kulturell zu erschließen, sondern den Gegnern und Ncbenbulsiern Rußlands die Möglich keit zu nehmen, durch wirthschaftliche und militärische Anlagen auf die Pforte zu drücken und die russischen Pläne zu durch kreuzen. Man wünscht eine Sicherstellung für die Zukunft._Das ist begreiflich und natürlich. Und bissen Zweck wird man sicher lich bald und ohne große Anstrengungen erreichen. Der Krieg in Südafrika. Nunmehr wird ans Washington vom Staatssekretär Hay bestätigt, woran kein Mensch, auch der Nedacteur der „Times", die die Lüge in die Welt setzte, nicht glaubte, daß die Nachricht, der zufolge der deutsche Botschafter von Hol- leden die Regierung der Vereinigten Staaten ersucht habe, dahin zu wirken, daß die Zerstörung Johannesburgs durch die Boercn verhindert werde, vollständig absurd sei. Hier sind wieder einmal die Engländer auf einer Unwahrheit er tappt worden. Eine zweite wird ihnen nachgewiesen, wenn sie behaupten, daß sie überhaupt keine Dum- Dum-Geschosse verwendet hätten. Aus dem Lager der Boeren von Glencoe meldet „Reuter s Bureau" vom 17. d. M., cö l sei eine vollständige Sammlung von den unter dem Namen I Dum-Du m-Patronen bekannten Expansivpatronen zum Leemelford-Gcwehr, die die Boeren bei englischen Soldaten in Natal fanden, angelegt und dem englischen Kriegsamt zugesandt worden. In Kimberley sind einige Schüsse gewechselt worden. Es wird gemeldet: * Kimberley, 20. März. („Reuter's Bureau".) Am letzten Sonntag wurde den ganzen Tag über zwischen den britischen Truppen bei Warrcnton und den Boeren bei Fourteen Streams Schützenfeuer gewechselt. Die Boeren zogen sich beim Eintritt der Dunkelheit nach Christiana zurück, nachdem sie von den britischen Geschützen beschossen worden waren. Die Antwort deS schweizerischen BundeSrathS auf das Vermittelungsgesuch der Boerenfrei st aat en bat folgenden Wortlaut: „Der schweizerische Bundesrath hätte gern bei einer freundschaft lichen Vermittelung mitgewirkt, um einem weiteren Blutvergießen ein Ende zu machen. Nachdem aber die Präsidenten der beiden süd afrikanischen Republiken bei der großbritannischen Regierung directe Schritte gethan haben, um auf der bekannten Basis Frieden zu schließen, und die großbritannische Regierung sich hierauf ab lehnend verhalten hat, nachdem ferner die großbritannische Regie rung dem Washingtoner Cabinet erklärt hat, es liege nicht in ihrer Absicht, die Vermittelung irgend welcher Macht anzunchmen, muß auch der schweizerische Bundesrath zn seinem Bedauern darauf ver zichten, irgend welche Schritte im Sinne des Ansuchens der Präsi denten der südafrikanischen Republiken zu thun, und bleibt ihm unter den obwaltenden Umständen nichts Anderes übrig, als seinem lebhaften Wunsche Ausdruck zu geben, es möchte den Kriegführenden in einer nicht zu fernen Zeit gelingen, einen für beide Theile ehren vollen Boden der Verständigung zu finden." Die Rbederei des von den Engländern in der Delagoa- Bai angebaltenen Altonaer Schiffes „Hans Wagner" hat durch Vermittelung des Auswärtigen Amtes bei der eng lischen Negierung Schadenansprüche in Höhe von angeblich 50 000 gestellt. Ein eigenthümliches Licht auf die Zuverlässigkeit officieller englischer Zahlenangaben wirft ein Telegramm deS Canadischen EommissarS vom Rotben Kreuz, vr. Ryerson, welches aus Kimberley, den 16. März dalirt, feststellt, daß nicht weniger als siebzehn Tausend Verwundete und Kranke in den englischen Hospitälern zur Zeit liegen. Reuter selbst giebt das Telegramm, ahnungslos wie immer, wieder. Nun aber sagt die erst am verflossenen Mittwoch auS- gegebene officielle Verlustliste des Kriegsamts, daß bisher in diesem Kriege nur 9356 Officiere und Mannschaften ver wundet wurden, von denen bereits an 2000 al- geheilt gemeldet wurden, so daß also rund etwa 10 000 Mann der englischen Truppen krank in den Hospitälern lägen. Fügt man diese zu den ofsiciellen „Verlusten", so ergiebt sich mithin eine Gesammt-Verlustziffer von nicht rund 15 000, sondern von 25 000 Mann. Ein weiterer Vorschlag zur Beseitigung des Ein flüsse» der Boeren wird von einem südafrikanischen Correspondenten deS „Globe" gemacht. Der Schreiber hat sich offenbar der alten guten Praktiken der Römer erinnert. Er will „eine Menge Australier, Canadier und ausgediente Soldaten in Südafrika ansiedeln, und zwar auf der Menge Rebellenfarmen, welche der Regierung zur Verfügung stehen müssen, und auf der Masse von Regierungsland, das die Regierung zu vergeben baden muß". Dem Schreiber gilt e« offenbar al« selbstverständlich, daß allen „Rebellen" in der Capcolonie ihre Farmen fortgenommrn, und da« ge- sammte Farmland der beiden Republiken den es bis dahin bewohnenden Boeren einfach und eo ipgo abgenommeu und für Kronland erklärt wird. WaS hätte man wohl in Eng land gesagt, wenn die deutsche Regierung nach dem Frank furter Frieden alle Elsaß-Lothringer ihre« Eigrnthum« ver lustig erklärt hätte, soweit Angehörige ihrer Familien die Waffen gegen Deutschland getragen? Lord Robert« läßt, wie wir vorau-gesehen, seine Truppen auSruhrn, offenbar, weil dieselben dieser Ruhe ebenso gründlich bedürfen, wie die Truppen General Buller'S in Natal, welche sich eben so wenig rühren. Die Mitthrilung vr. Ryerson'» auS Kimberley, daß 17 000 Kranke und Verwundete in den Hospitälern liegen, da diese Ziffer mindestens 10 000 Kranke umfassen muß, illustrirt allein schon die wenig erfreuliche Lage dcö britischen Heeres. Veröffentlichte Soldatenbriefe von der Modder bestätigen ebenfalls wieder, daß die Nach lässigkeiten der Verpflegung der Truppen und die Verwirrung bei Ertheilung der B fehle unter Roberts genau dieselben geblieben, wie unter Methuen. So schreibt ein Artillerist: „Am Donnerstag Morgen, wir hatten um 5 Uhr gefrüh stückt, erhielten wir plötzlich um 9 Uhr Befehl, eiligst ein zuspannen und der Hochländer Brigade und den Lanzenreitern zu Hilfe zu eilen, welche von den Boeren abgeschnitten seien. Nickt ein einziger von uns hatte auch nur Zeit, seine Wasserflasche zu füllen, oder ein Stück Brod milzunehmen. Wir hatten 15 Meilen unter einer sengenden Sonne zurlick- zulegcn. Um 12 Uhr trafen wir ein, furchtbar unter einem unerträglichen Durste leidend; bis 7 Uhr Abends waren wir so in Action, und ein Theil der Kanoniere war so weit, daß sie vor Erschöpfung und Müdigkeit einfach umsanken. ES war reichlich 12 Ubr (also noch 5 Stunden später) ehe wir einen Trunk Wasser bekamen, kurz, wir waren etwa 19 Stunden ohne einen Trunk oder ein bischen Nahrung, und am folgenden Tage war es fast ebenso schlimm. Ich sage Ihnen offen, ich würde viel lieber im heißesten Kampfe stehen, den wir je gesehen, als noch einmal solche Agonie durchwachen. Nicht weniger als 7 Pferde unserer Batterie fielen vor Erschöpfung todt um und ich glaube, unseren Leuten würde cs ebenso ergangen sein, hätten wir nicht schließlich Wasser erhalten." So gebt es an der Eisen bahn, wie wird es erst im Innern Transvaals werden. Der Zustand der Cavallerie Lord Roberts er scheint nach den heutigen Meldungen noch weit schlechter, als bisher angenommen. Der Correspondent der „Daily Mail" erklärt jetzt rund heraus, sämmtliche Cavallerie-Regimenter, wie die Artillerie, müßten mit neuen Pferden versehen werden. Dasselbe gilt von General Buller, welcher allein 18 OOO THiere »ür seine Cavallerie, Artillerie und Train braucht. Ebenso müssen die Maulthiere und Ochsen ersetzt werden. General Buller's Heer soll nicht vor der zweiten Hälfte des April eldtüchtig sein, dann aber auS vier Infanterie-Divisionen, «iner Cavallerie-Division und zwei berittenen Colonial-In- anterie-Brigaden bestehen und einige 40 000 Mann mit 120 Geschützen zählen. Lord Roberts soll indessen die Generäle Clemcntz, Gatacre und Brabant an sich isehen und sein Heer damit auf 60 000 Mann und 200 Geschütze bringen, während die Verbindungslinien durch von Capstadt heraufgesandte Miliz gehalten werden sollen, nachdem jede Gefahr einer Erhebung der Capbevölkerung be- eitigt erscheint. Lord Kitchener bleibt vorläufig in dem west lichen Aufstandsbe^irke, die dortige Ordnung wiederherzustellen. Wie unser militärischer Mitarbeiter erwartete, hat Lord Robert« in der Thal jetzt eine Cavalleriebrigade nach Tahba- N'cku östlich von Bloemfontein vorgeschoben, um den Rückzug der am Oranjefluß gestandenen Boerencommandos ab zuschneiden, scheint dabei aber, wie immer seit Paardeberg, wieder zu spät gekommen zu sein. Eine neue spaltenlange Verlustliste wird heute zu allgemeiner Ueberraschung ver öffentlicht — sie besteht ausschließlich fast nur auS Fieber, Schwindsucht und Dysenterie Erlegenen. Cecil Rhodeö. (Nach den „Temps".) Im Jahre 1871 schiffte sich zu Durban (Südafrika) ein junger Mensch von 18 'Jahren aus, bleich, avm und lungen leidend; die Aerzte hatten ihn fast aufgegeben, aber doch nach Natal, wo sein Bruder einen «Meierhof befaß, gesandt, in der Hoffnung, daß vielleicht das südafrikanische Klima an ihm ein Wunder wirkcn würde. Dieser jugendliche Todescandidat war Cecil Rhodes. «Der arme kränkliche Jüngling von 1871 kommt später reich und vierschrötig nach Europa zurück, verkehrt mit Monarchen, gilt für einen Midas, der Alles, was er anfaßt, in Gold verwandelt. Woher diese Umwandlung, dieser Reichthum? Man höre: Kurz nach seiner Ankunft in Südafrika verbreiteten sich gehermnitzvolle «Gerücht« von Diamantfunden im Oranje fluß und anderen Orten, von denen einer hinterher den Namen Kimberley erhielt. Sofort «machten sich die beiden Rhodes dahin auf; mit «dem Erlös des «Meierhofs erwarben sie eine Concefsion, dir sie gemeinschaftlich ausbeuteten, bis der ältere Bruder aw« Abenteuer nach Norden auSzog und dabei ums Leben kam. Und so blieb denn Cecil als „Minenbesitzer" allein übrig. Als solcher saß er an einem Tisch unter einem Zelt vor einem Schachte, in dessen Tiefe ein «Dutzend Neger den Boden um gruben. Viäl «warf das Geschäft nicht ab, aber doch so viel, daß der junge Rhodes in 2 Jahren wohlhabend und dazu an seiner Gesundheit völlig wiedrrhergestellt war. «Der erste Ge brauch, den er von seinem Gelbe «machte, bestand in der Aus füllung der Lücken seiner Bildung. Fünf Jahre hindurch fuhr er jedes Jahr nach England, um in «Oxford einige Monate zu verweilen. Im Allgemeinen «mürrisch und in sich gekehrt, belebte er sich nur, wenn sein« fixe Idee ins Spiel kam. Diese Idee war der britische Imperialismus. Die angelsächsische Rasse (so sagte er -sich) besitzt schon drei Continente; sie ist die reichste, mächtigst« und glücklichste Rasse; wo sie waltet, herrscht auch die Freiheit; nirgendwo anders fühlt sich der Mensch mehr als Mensch. Als auserwählte Rasse ist sie daher dazu bestimmt, den ganzen Erdball zu beherrschen; von vorherein gehört ihr also Alles, waS noch herrenlos ist. Daß der junge Rhodes diesen Träumen schon damals nachhing, bezeugen seine Studiengenoffen aus dieser Zeit, di« wi« Sir Alfred Milner und Sir Renn«! Rodd, zwar ebenfalls in Afrika Fuß gefaßt haben, aber zu keiner Zeit ein so fest gegliedertes Programm vor sich hatten und auSführtcn. Das Programm akso bestand in der Eroberung Südafrikas für di« angelsächsische Rasse. Um diese Eroberung einzuleiten, bedurfte es zunächst großer Geld mittel; er erlangte sie durch die Gründung der De Beers- Diamanten-Gesellschaft, welche die vielen Hundert Conceffions- besitzer auskaufte urld ein Diamantminen-Monopol herbeiführte. Der Satzung dieser Gesellschaft fügte er einen Paragraphen an, der einen gewissen Theil des GeschäftsgowinnS für imperialistische Gebietsausdehnungen bei Seite stellte. Mit diesem Gewinn organisirte er di« Griquälandpolizei, unterstützte er die Erobe rung von Betschuanalano, zu der er die englische Regierung -mittelbar zwang, veranlaßte er die Beschlagnahme des Landes im Norden von Transvaal, in das die Boeren soeben einrücken wollten. Kurzum, gegen 1895 war es ihm «mittels obiger Geld mittel gelungen, die Boerenrepubliken, die allein dec angel- ächsischcn Vorherrschaft im Wege standen, von allen Seiten zu umgeben und gleichsam zu ersticken. Wie der von ihm ausge rüstete RaUbzug Jameson's mißglückte, «ist bekannt; wie es scheint, ist der gegenwärtige Feldzug eine Frucht seiner Be mühungen, um düsen Mißerfolg wett zu -machen. Allerdings hätte es ihm bei dieser seiner jüngsten Heldenthat schlecht er gehen können; wäre Kimberley gefallen, so würden die Boeren ihn wohl auf sehr lange unschädlich gemacht halben. In Kimber ley belustigt« er sich in seiner Weis«, sandte den Boeren als Neu jahrsgeschenke kleine Kugeln mit der «Inschrift: „IVitfi Oeeil litiockes' bk8t oompiim6nt8!«' zu und ließ gefangene Boeren auf seine Kosten sich bezechen. Gcmüthsart und Sinnesrichtung des zukünftigen Herrscher? in Südafrika kennzeichnen sich vortrefflich durch folgende authen tische Erzählung aus Rhodes' früheren Jahren. Im Jahre 1871 fuhren zwei Engländer als «alleinige Passagiere auf einen: Ochsenwagen, der damals die Post zwischen dem Cap und Kimberley besorgte. Drei Tage lang wechselten «sie kein Wort miteinander; sie waren einander nicht vorgestellt. Den älteren aber begann allmählich des Jüngeren «Gewohnheit, aus einem und demselben Buche etwas vor sich hin zu leiern, zu ärgern, und daher verflieg er sich schließlich zu der Frage, was er denn auswendig lerne. „Die Artikel 39!" antwortete der Jüngere. „Wellen Sie denn Geistlicher werden?" — „Nein, ich bereite mich nur auf m«ine Prüfung zu Oxford vor." Die Idee nun, daß dort im Innern Afrikas Jener auf einem Ochsenwagen die anglikanischen «Glaubensartikel der Königin Elisabeth auswendig lernen sollte, ergötzte den Aelteren; das Gespräch setzte sich fort; man sprach über Südafrika; jener entpuppte «sich als Charles Warren, Grenzcommissär I. Majestät, er als der einfache Cecil Rhodes. Es vergingen -aber keine 6 Jahre, so sandte der ein fache Cecil Rhodes den Grenzcommissär zur Eroberung des Matabelrlandes aus. Aeußerlich verräth C«cik Rhodes in keiner Weise den großen Eroberer oder gar den Milliardär; er er scheint nur in einem alten weichen Hute und einem Sackrock; auch hat er, «der Millionen in der Bank hat, nie auch nur «inen rothen Heller in der Tasche. Ebenso wenig gleicht der Cap napoleon, wie man ihn nennt, äußerlich dem Beherrscher der Franzosen; er hätte bei einer Größe von 6 Fuß den ersten Na poleon unter den Arm genommen; Rhodes ist «in schwerfälliger Riese mit struppigem Schnurrbart und einem kalten, grauen Auge; aber trotz seiner Schwerfälligkeit beherrscht ihn eine ewige Unruhe. Morgens schon reitet er zwei Stunden lang; er spricht, indem er däbei auf und ab geht, stoßweise, kann auch nie lang« an einem Orte bleiben. 1896 begab er sich innerhalb sechs Wochen vom Cap nach London, «Malta, Kairo, Su«z, B-aira und Buluwayo. Im vorigen Jahre besuchte er in einigen Tagen Brüssel, Berlin und Kairo. Das, was man die Welt der Ge sellschaft nennt, ist ihm verhaßt. Auch die «Weiber, «wenigstens die weißen, kann «r nicht ausstehen; er ist Junggeselle und denkt nicht daran, zu heirathen. Festlichkeiten und Feierlichkeiten ver meidet er. Einst, da er in seiner Eigenschaft als Capminister «iner Feier vorstehen sollte, fand man seine Kleider am Ufer und ihn selbst km Meere; «r zog ein Seebad der Feierlichkeit vor. Sein einziger Luxus ist sein Park in Grootschur, wo er sich ungezähmte Löwen hält; sein einziges Vergnügen ist die Rosenzucht, seine einzige Liebhaberei der Erwerb alter Truhen. Mit höflichen Phrasen giebt er sich in der «Unterhaltung nicht ab; auch beantwortet er nie Briefe; «seine Truhen sind voll von unbeantworteten Briefen; er «beschränkt sich auf Telegramme. Mit seinem Gelbe geht er verschwenderisch um, wenn es sich um imperialistische Zwecke handelt; überhaupt ist ihm das Gel» nicht Selbstzweck, sondern nur Mittel zum Zwecke. In Kimberley rüstete er auf seine Kosten 400 Reiter aus; und augenblicklich trägt er sich mit der Idee eines Riesenmausoleums für die im Kriege Gefallenen; schon hat er «Architekten nach Kairo, Athen und Rom entsandt, um deren Einrichtung zu stndiren. Ob er nun für sein eigentliches Vaterland England, oder für Afrika, sein zweites Vaterland, arbeitet, weiß noch Niemand; nicht unmöglich ist es auch, «daß «er sich selbst im Auge hat. Matabele- und Maschonaland heißen schon Rhodesia; wes halb sollte dieser Name nicht auf ganz «Südafrika ausgedehnt werden? Wie dem auch sein mag, Rho'deS ist jedenfalls rin außerordentlicher Mann, kein Genußmensch, sondern ein Ge waltmensch; er gehört zu jener Kategorie, die man bald Helden, bald Räuber nennt, je nach >der Auffassung und besonders nach dem Erfolg. England «hat sich bekanntlich dafür entschieden, ihn zu den Helden zu rechnen; warten wir das Weitere ab. (Köln. Z.) In dem längeren Briefe eines Augenzeugen über den Kampf am Modder-Flusse, den die „Army and Navy Gazette" (Nr. 2086) veröffentlicht, ist der Schluß der Art der Ver wundungen durch die Geschosse des 7-Milli- meter-Ma usergewehrs gewidmet. Der Briefschreiber, wahrscheinlich ein Militärarzt, meint: „Diese Verwundungen lassen sich so gut an, wie man nur erwarten kann. EintrittS- und Austrittsöffnung erscheinen dem Auge von derselben Größe und sind sehr klein. Die meisten der Verwundeten schreiten un unterbrochen in der Besserung fort. Das Mausergeschoß ist ein viel humaneres Geschoß, als das unseres Lee^Metfordgewehrs, und zwar aus zwei Gründen: s«in Kaliber ist kleiner und seine Geschwindigkeit beträchtlick größer" (ob letztere Eigenschaft die Verwundungen auf allen Entfernungen harmloser macht, möchten wir dahingestellt sein lassen). „Ich habe jetzt etwa 1000 Wunden durch Gewehrgeschosse gesehen, einschließlich derer, die mir im Feldzug der Amerikaner gegen die Philippiner zu Gesicht kamen. Somit stütze ich mich auf einige Erfahrung. Im vergangenen Jahre habe ich in Wei-hai--w«i mehr als 1000 Remington geschosse mit Mcssingmantel und Lee-Metfordgeschoffe mit Nickel- mantel auf alle Arten von Thieren und leblose Gegenstände ver feuert, um ihre Wirkung und EindringungStiefc zu studiren. Vielleicht gebe ich später einen Bericht über diese Versuche heraus. Jedenfalls habe ich aus ihnen ersehen, daß Wunden, die rasch heilen und überhaupt geringe Schwierigkeiten machen, von Ge schossen mit folgenden charakteristischen Eigenschaften hervor gerufen werden: sehr große Geschwindigkeit; geftteckte Flugbahn,
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