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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.03.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-03-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190003110
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19000311
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19000311
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-03
- Tag1900-03-11
- Monat1900-03
- Jahr1900
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.03.1900
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2034 Zur vaulettim, »ei« Neubau de» Infanterie-Kaserne- ment* zu Piaucu t B wird ein möglichst im Milittirdauwesti, bewaaderter, durchaus »uverlaisigec Techniker gesucht. Antritt 1. April o. Bewerbungen unter Beifügung von ZeugnißabsLriften, eines LebenSlaust- und Angabe der Gehalts« ansprüch« sind ro richten an »en llbutgltcheu Garnison-Vanbeamten Planen t/v. z. At. in Lrt-zig, Rabrnsleiirplatz 1. (Fortsetzung aus dem Hauptblattr.) (D WilhelmShapen, 10. März. ^Telegramm.) Der Kaiser traf i» Begleitung des Prinzen Heinrich und des Erbgroßherzog» von Oldenburg mit dem Hofzuze beute Vormittag hier ein und wurde am Babnbofe vom Slaal-sekrrlär Tirpitz, dem Cbrs der Marinestation Vice admiral Thomsen und dem G-scdwaderLrf Biceadmirai Hossmaan empfangen. Al- der Kaiser den Hofzug verließ, feuerte dir Salutbatterie den Kaisersalut ab. Der Kaiser begab sich nach dem Exercirhause, wo die Vereidigung der Recrutru vorgenommen wird. Auf den Straßen, durch die der Kaiser fuhr, bildeten Marinetruppen Spalier, welche ihn mit Hurrahrufen empfingen, während gleichzeitig die Bevölkerung dem Monarchen Kundgebungen dar brachte. Vor der Vereidigung der Recruten wurde Gottes dienst abgebalten. Die Vereidigung wurde von dem ,'lvjutanten der zweiten Makrosen-Division, Oberleutnant zur See von Levetzow vorgenommen. Der Inspekteur der zweiten Marine-Zuspection Conlre-Admiral v. WieterSbeim brachte ein Hoch aus den Kaiser aus. — Der Kaiser besichtigte unter Fübrung de» OberwelstdirectorS Hugo v. Schuckuiaun den Neubau deS aus Stapel stehenden Linienschiffes „6" und den in Ausbesserung befindlichen Kreuzer „Victoria Luise" und begab sich nach dem Marine-Casino, wo da- Frühstück ein- genommen wurde, zu dem die Admiralität und das Ojficier- corpS der vereiviztra Marinetruppen geladen waren. Heute Vormittag trafen dir Kieler Mannschaften, di« nach Kiaut sch au bestimmt sind, hier ein und wurden mit klagendem Spiele nack dem Hafen geführt, wo sofort die Einschiffung auf dem Dampfer „Dresden" erfolgte. (Wdrht.) H Oldenburg, 10. März. (Teleara mm.) DerKaiser und Prinz Heinrich trafen um 9 Uhr hier ein und früh stückten im erbgroßherzoglicheu Palais. Sie reisten um tO^z Uhr, begleitet vom Erbgroßherzog e, nach Wilhelms- Haven ab. (Wiederholt.) * Am AetchstagSvahlkrelse Aurlch-Wtttmund, der durch den Tod Kruse'S frei geworden ist, scheint eS zu einem scharfen Kampfe zwischen Nationalliberalen und Bund der Landwirthe kommen zu sollen. Der Bund macht den Vorschlag, „einen den Parteiwirren fremd gegenübersteheuden" Eandlbaten als gemeinsamen Canbidaten „aller nationalen" Wähler aufzusteUen; dieser Vorschlag bezweckt natürlich nur, Leo Nationalliberalen da» Mandat zu entwinden. Die» Manöver vürfte jedoch nur von geringem Erfolg sein; denn bei der Hauptwahl >m Jahre I8S8 war die Stimmeiiverthei- luna folgende: Kruse Ü253 Stimmen, Meyer (Freis.) 2052, Vlfsering (B. d. L.) I8lS, vr. Lieber (Centr.) 1011 und Hug (Soc.) 1010 Stimmen. Guesen, 9. Marz. Bei einer Reihe volni scher Gymnasiasten de» hiesigen Gymnasiums fanden au» politischrn Gründen Haussuchungen statt. Allem Anschein nach stehen diese Haussuchungen mit der HochverralhS- angelegenheit Leitgeber in Ostrowo in Verbindung. Auch au» anderen Theileu der Provinz werden noch vereinzelt Haussuchungen bei Polen in derselben Sache gemeldet. * Ans dem Reichstagswahlkreise Ealbe-Ascheröleben, 9. März. Gegen die Wahl de» Adg. Placke im Wahlkreise Ealbe-AscherSleben ist nach der „Magd. Ztg." der von den Socialdemokratrn angekündigte Protest nicht eingegangeo. Die Frist für die Einreichung ist verstrichen. * Elberfeld, 9. März. Gestern wurde hier eia Verband der Arbeitgeber gegründet, dem sich fast sämmtliche bedeutenderen Firmen von Barmen, Elberfeld und den benach barten Jndustrieorten aogeschloffen haben. Zum Geschäfts führer wurde Rechtsanwalt Krüll in Elberfeld gewählt. Diesrr Verband beschränkt sich nicht auf die Textilindustrie, sondern umfaßt alle gewerblichen Berufe; er bezweckt, die gemeinsamen Interessen seiner Mitglieder zu wahren und ra« gute Einvernehmen mit den Arbeitnehmern zu pflegen. Zur Erleichterung der praktischen Durchführung wird die Bildung von Unterverbänden (Verus»gruppen und Bezirks gruppen) angestrrbt, die schon in der Bildung begriffen sind. Ö Bayreuth, 10. März. (Telegramm.) Amtliches Wahlresultat. Bei der am 6. März erfolgten Reichs- -tagSersatzwithl im Wahlkreise Bayreuth 2 wurden im Ganzen 19 9S3 giltize Stimmen abgegeben. Hiervon er- hielten Bierbrauereibesitzer Johann Friedel in Ober konnersreuth (natl.) 91L9 und Bildhauer Georg Frank in Nürnberg (Soc.) 4735 Stimmen. Ersterer ist mithin gewählt. T Ludwig-Hafen, 10. März. (Telegramm.) Hier hat sich laut der „Pfälzischen Rundschau" die Ortsgruppe Ludwigshafen de» Deutschen Flottenvereins mit t7O Mitgliedern gebildet. An den Kaiser und den Prinz-Regenten von Bayern sind BegrüßungS- telsgramme gesandt worden. * Karlsruhe, 9. März. Der Karlsruher Künstler bund hat in seiner Generalversammlung einmüthig be- ichlofsen, an den Leiter der ersten Verliuer Protestversamm- ung deutscher Künstler uub Konstsreundr gegen den tz 184 der isx Heinze, Professor Gustav Merlein in Berlin, eine ZustimmungSkundaebung zu richten, verbunden mit dem Ausdruck de» Danse» für d,e energische Initiative in dieser Sache der gesammten deutschen Kunst. DeS Weiteren !,at der Künstlerbund ein Dankschreiben an Vr. Hirth in München gerichtet, der die dortige Protestversamwlung ein berufen hatte. * Gtrahburg, s. März. Dem „Mülbauser Tagebl." zu- olge bestätigt sich die Nachricht, daß der socialistische Reich«- tagSabgeordnete B ueb-Mülhausen sein RerchStaa»- Mandat niedrrzulegen beabsichtigt. Don socialistischer Seite sei als Nachfolger Bueb » der altdeutsche Kaufmann Emmel-Saargemüno in Aussicht genommen. * München, 9. März. Wie die „M. N. N." melden, wird auch die hiesige Technische Hochschule demnächst daS PromotionSreckt erhalten. ES sei zu hoffen, daß man sich auch hier für den Titel „Or.-Jng." entscheiden wird anstatt dr- ursprünglich geplanten Titel» „Doctor der technischen Wissen schaften", damit der Titel in allen deutschen Staaten ein heitlich wird und damit auch der von der Münchener Hochschule verliehene Doctor-litel in allen anderen Staaten Anerkennung findet. * München, 9. März. In einer von Fräulein Freuden berger Namen« de» bayerischen Frauenverein» vorbereiteten und einberufenen, von etwa 400 Kellnerinnen besuchten Ver sammlung wurden die Dienstverhältnisse der Kell nerinnen besprochen und ein „Verein der weiblichen An gestellten des GastwirthSg,werde»" gegründet. Die Forde rungen der Rednerinnen gingen auf »»«reichenden Lohn, geeignetes Esten, anständige Behandlung, billige Regelung der AuSqanzSverhältnisse, kostenlose, vom stark beklagten der« ,eiligen BerdingungSwrsen uoabbänaigr Stellenvermittelung. In Aussicht genommen ist ferner Unterstützung in Krank heils- und Nothfällea. (-) München, 10. März. (Telegramm.) Wie die „Münchner Neuesten Nachrichten" mitthrilen, hat der Präsident deS Reichstages Graf Ballestrem an vr. Hirth eia Schreiben gerichtet, daS besagt, daß der Münchener Protest gegen die lex Heinze wegen seine» beleidigenden In halt» zur geschäftsordnung-mäßigen Behandlung im Reichs tage sich nicht eigne und deshalb mit den weiteren Anlagen deS Protestes beifolgend zurückgegeben werde. (Der In halt der Protestresolution ist unseren Lesern bekannt; jedoch war der Ausdruck, auf den sich die Begründung der Ab lehnung bezieht, von uns gestrichen worden. Red.) — Dir „Münchener Neuesten Nachrichten" veröffentlichen eine Protesterklärung der Freien Bereinigung bildender Künstler argen 8 184» der lex Heinz«, in welcher dieser Paragraph als schwere Bedrohung der idealen Wertbe der Nation, insbesondere der bildenden Künste, bezeichnet wird. Die Vereinigung der Künstler der Luitpold- Gruppe hat sich nachträglich der Erklärung der Protest versammlung im Bürgerdräu angeschloffen. — Die außerordentliche spanische Gesandtschaft ist heute Vormittag unter der Führung veS Herzogs von Veragua auS Dresden hier eingetroffen und im Hotel „Zu den vier Jahreszeiten" abgrstiegen. Die Gesandtschaft ist hier heute Nachmittag bei der Infantin Maria de la Paz zur Tafel geladen. Oesterreich -Ungarn. * Wien, 10. März. (Telegramm.) In Langenau sind seit der Ausweisung deS VicarS Karl Lemmer nach Deutschland vierzig Uebertritte »um evangelischen Glauben erfolgt. — Obgleich im Mahrisch-Ostrauer Gebiet heute die zehnte AuSstandSwoche zu Ende geht, ist doch kein Anzeichen zur Besserung vorhanden. Die Zahl der Ausständigen betrug gestern 21 722 Mann, nm 77 mehr als Donnerstag. (Voss. Ztg.) * Pest, 10. März. (Telegramm.) Da» beute Vor mittag zwischen Banffy und Ugroo stattgehabe Pistolen duell nahm einen unblutigen Verlauf. Es hatte ein zwei maliger Kugelwechsel stattgefunven. * Pest, 10. März. In ernsteren politischen Kreisen ver lautet, daß wenn der derzeitige Zustand der Verbitterung im Parlament andauert, der Ministerpräsident entschlossen sei, daS Parlament aufzu lösen, da immer mehr ersichtlich werde, daß mit diesem Parlament keine ersprießliche Arbeit gemacht werden könne. Die Blätter melden, daß dir ErlangersckeFinanzaruppr Gabriel Ugron, der Ver treter dieser Gruppe in Ungarn war, in Folge der Ereignisse der letzten Tage diese Vertretung entzogen hat. (M. Z.) Rußland. * Petersburg, 10. März. (Telegramm der „Russischen Telegrapheu-Agentur".) Der Verweser des Ministeriums de« Innern, Jägermeister Ssipjagin, ist unter Belassung io seiner Hofwurde zum Minister de» Innern ernannt Korea. * Aus Söul wird der „Now. Wr." berichtet: Der ehe malige Minister Antjen», der vor zwei Jahren einer Ver schwörung gegen den Köniz beschuldigt wurde, ist au» Japan zurückgekehrt und hat sich selbst den Behörden gestellt. Der japanische Gesandte bat den König, AnljenS die Strafe zu erlassen, weil er sich freiwillig dem Gericht gestellt habe. Maa nimmt an, daß au- Japan bald die politischen Ver brecher nach Korea zurückkehren werden, die der Theilnahme an der Ermordung der Königin beschuldigt sind. Nach ihrer Rückkehr werde wieder japanische« Regime beginnen. » New Park, 9. März. Der frühere Botschafter Phelps ist gestorben. Deutscher Reichstag. 8Z Berlin, 10. März. Auf der Taae«ordnung steht zu nächst die dritte Lesung der ReichSfchuldenordaung. Eine Debatte von Belang stade» nicht statt. Sodann wird mit der zweiten Berathung de« FleischblscbaugesrtzeS forrgesahren. Die Paragraphen S—7 geben zu Erörterungen keinen Anlaß und werden debattelo« angenommen. Um so hitziger entbrennt der Redekampf bei 8 8. Dieser will die Trichinenschau auch auf die Schwein« au»drbnen, dir im Hause de« Besitzer« geschlachtet werden, deren Fleisch aber nicht ausschließlich im eigenen Hausbalte verwendet wird. Die Commission hatte diesen Paragraphen gestrichen; der Abgeordnete Wurm beantragte seine Wiederherstellung mit der Verschärfung, daß alle Hau»schlachtungen der Trichinenschau unterworfen sein sollen. Die Ab geordneten Vr. Müller-Sazaa und Schrader befür worteten den soeialbrmokratischen Antrag, den die Grasen Oriola und Kliakowström, vr. Rösike-Kaiserslautern, Marbe vom Centruw, Holtz von der Reichspartei und vr. Biel ha den von den Antisemiten energisch bekämpften. Den Gpcialdemokratra, die namentliche Abstimmung beantragten, wurde, zumal von conser- vativer Seite, der Vorwurf gemacht, daß sie durch ihre Obstruktionspolitik die Entscheidung, die fie doch nicht abwenden könnten, in unnöthiger und »eitraubender Weise zu verhindern suchten. Der Präsident de» Reich-gesundbeits- amte«, Vr. Kohler, bat da» Hau-, die RrgierungSsaffung, doch ohne di« von socialdemokratischer Seite beantragte Ver schärfung, wieverherzustellea. Eine heitere Viertelstunde be reitete dem Hause der mitttlfränkische Bauer und Metzger- meister Tobia» Nißler, der mit urwüchsiger Beredsamkeit gegen die Städter und Theoretiker polterte, die den Bauern ibr Hau-recht schmälern wollen. Abgeordneter Wurm trat de« Ausführungen Nißler'» und deS Grafen Klinkowström entgegen; al- er dem letztrrn vorwarf, mit Lügen zu arbeiten, wurde er vom Präsidenten zur Ordnung gerufen. Für die Commissio»»faffung und gegen die Redner der Linken, sowie gegen den Präsidenten vr. Köhler, sprachen zwei süobeutsche Agrarier, der protestantische Konservative Schrein pf und der Ultramontane Or. Weißenhagen. Nachdem al-dann der Münchner Abgeordnete Schwarz, Hospitant der Nationalliberalen, für, und vr. Müller- Sag an gegen die Streichung gesprochen hatten, schloß die Di-cussion. Die Erregung, die im Hause herrschte, machte sich noch in einigen persönlichen Bemerkungen laut. Graf v. Klinckowström polemisirte gegen Wurm, Beckh- Coburg gegen Nißler, Singer gegen Rösickr-Kaiser-lautern. Dana wurde zur Abstimmung geschritten, wobei die Frage stellung dem gerade präsidirrnden Abgeordneten von Frege einige Schwierigkeit bereitete. Der Antrag Wurm wurde gegen die Stimmen der Socialdemokraten und Frei sinnigen und 8 8 der Regierungsvorlage in namentlicher Abstimmung mit 185 gegen 66 Stimmen abgelehnt, und somit der CommissionSantrag, den 8 8 zu streichen, an genommen. Ohne Debatte wurden die 88 9 bis 11 angenommen. 8 l2 enthält Bestimmungen überden Vertrieb und die Ver wendung bedingt tauglich befunden, zum menschlichen Genüsse aber unbrauchbar gemachten Fleisches. Die Socialdemokratrn beantragen eine Aendrrunz, welche die Möglichkeit aus schließen soll, die Bestimmung de» Paragraphen zu politischen Chicanen zu benutzen. Der Antrag wurde abgelehnt, ebenso eia anderer von derselben Seite gestellter, den von der Commission gestrichenen 8 13 wieverherzuftellen, der den Verkauf minder- werthigen Fleischt« von polizeilicher Genehmigung abhängig machen wollte. Debattelo» wurden die 88 13 und 16 an genommen, ohne wesentliche DiScussion die 88 18—24. Zum 8 17, der besondere Vorschriften über die Verwendung von Pferdefleisch enthält, war ein Antrag v. Langen gestellt worden. Derselbe wurde abgelehnt und der Paragraph in der CommissionSfaffung angenommen. Abgelehnt wurde ferner eine Resolution Bielhaben'S, welcher die Befugnisse de» Bunde-ratde- in Bezug auf die Verordnungen über die Fleischbeschau stark beschränken sollte. Der Rest de» Gesetze» wurde debattelo- angenommen. Auf der Tagesordnung der nächsten Sitzung steht dir Novelle zum Münzzesetze. 164. Sitzung, 10. Mär,. Am Tisch de- Buude-rathS: Freiherr von Thielmann, vr. Ascheaborn. DaS Haos ist sehr schwach besetzt. Präsident Graf Bolle ft rem eröffnet die Sitzung um 1 Uhr. Bor Eintritt in die Tagetordoung erklärt Abg. Graf zu Stol berg-Wernigerode (coas ), daß er gestern verhindert gewesen sei, der Sitzung brizuwohnen, daß er aber für 8 14 des Fleischschau- gesetzeS mit Ja gestimmt haben würde. Erster Gegenstand der Tagesordnung ist die 3. Lesung de» Ent wurf» einer Steichsschuldruordaung, di« mit der Bestimmung angenommen wird, daß sie „am Tage der Verkündigung" in Krast tritt. SS folgt dir Fottjeyung der L. Lesung de» Flrtschschau- gesetzr», dir 8- 3 bi» 7 weiden ohne Erörterung durch An- uahrne erledigt. § S, der die Untersuchung aus Trichinen für HauSschlachtungen festietzt, ist von der Eommission gestrichen worden. Dir Socialdemokratrn Abg. Albrecht und Genossen be- antragen, den Paragraphen wieder herzustellen. Abg. Wurm (Soc.) begründet den Antrag mit dem Hinweis darauf. Laß die nunmehr von der Untersuchung befreite Hau», fchlachtnng umsomehr nöthig mache, die Schweine wenigstens auf Trichinen zu unteriuchen. Der Hinweis darauf, daß LaS hier in Betracht kommende Fleisch meist in gekochtem Zustande verzehrt werde, könne nicht genügen, da aber nun nicht do» gesammt» Fleisch gekocht verzehrt werde, Schinken B. werd« vielfach roh genosst da sei die Erfahr der Trichinose nicht nur nicht aoSgeschloffen, sondern sogar sebr bedeutend. Abg. Graf Ariola (uatlib): Die Regierung hat au-drückltch erklärt, daß sie die obligatorische Trichinenschau für hauSgeschlachtete Schweine nicht für nöthig halte, man kann da» Nöthig» vielmehr den Einzelregierungrn überlassen: da« steht schon in den Motiven, und daraus kann man ersehen, daß bei der Trichinenschau den be- sonderen Verhältnissen der einzelnen LandeSthrile Rechnung getragen werden muß. Es ist ausfällig, dug die Socialdemokratrn bei der Hausichlachtung die Zärtlichste Sorgfalt für die Gesundheit der Arbeiter beweisen, auf der anderen Seit« aber au- Rücksicht auf da» Ausland nicht untersuchte» Fleisch herrinlassen wollen. Der BunbeSrath hat ja ohnehin die Besugniß, für ausländische« Fleisch die Trichinenschau einzusührrn. Für uns in der Eommission war ausschlaggebend, daß, wenn wir in diesrr Frage nicht den Wünschen der Süddeutschen nachaegebrn, sondern die Regierung». Vorlage angenommen Hütten, für da» ganze Gesetz sich in der Eom mission kaum eine Mehrheit gefunden hätte. Ich bitte alle, welche im Interesse der Producenten und der Eonsumenleo da- Fleisch- schaugeseh in »rost treten lassen wollen, grgra den 8 8 der Re- gierungSvorlage und natürlich gegen den - 8, wie ihn di« Social- brmokraten Vorschlägen, zu stimmen. (Beifall recht-.) Präsident Graf vallestremr E» ist inzwischen von den Abgg. Wurm und Genossen «in Antrag auf namentliche Abstimmung über K 8 eingrbracht worden. Abg. Graf Klinckowström (cons): Der Antrag auf namentliche Abstimmung bezweckt wohl nur, da- Hau« beschlußunfähig zu machen. Sie (nach links) haben gesehen, daß die Bestimmungen der Eommission den landwirthschafilichrn Arbrilrrn zu Gut« kommen und da» gönnen Gle ihnen nicht. (Lachen link«.) Sie hoffen mit ihrem Anträge einen Apfel der Zwietracht unter die Brrth«idigrr der Eommiisionsbrschlüsse zu werfen. (Große Heiterkeit.) E« ist in der That eine mittlere Linie, welche di« Eommission gefunden hat. In der Ablehnung diese- Paragraphen liegt ein Tbetl de« llom- promisse«, auf Grund dessen die Beschlüsse der Eommission zu Stande gekommen sind. Deshalb bitt» ich Gi«, den socialdemokra» tischen Antrag abzulehuen. (Bravo recht«.) Abg. Singer (Soc., zur Geschäftsordnung): Graf Klinckowström hat gemeint, unser Antrag auf namentliche Abstimmung bezwecke, da« Han« beschlußunfähig zu machen. Wir Haden unseren Antrag aber nur deshalb gestellt, weil wir den Gegenstand für so wichtig halten, daß wir namentliche Abstimmung wünschen. (Unruhe recht-.) Wie wenig wir daran gedacht haben, da- Hau- beschlußunfähig zu machen, geht daraus hervor, daß ich den Präsidenten ersucht habe, diese Abstimmung so lange auSzusetzen, bi» da- Hau« beschluß fähig ist. Präsident Gras Ballest rem: Der Abg. Singer hat mich in der That ersucht, die Abstimmung auSzusetzen, bis ein beschlußfähiges Hau- versammelt ist. (Abg. Liebermann fAntis.j ruft: bis 50 Stimmen für die namentliche Abstimmung vorhanden sind I) Abg. Marbe (Etr.): Bei der notorisch geringen Verbreitung von Trichinose — in 1'/, Jadren sind in meinem Vaterland Baden nur 2 trichinöse Schweine gefunden worden — bitte ich Sie, die hohen Kosten für die Trichinenschau zu sparen und mit Rücksicht auf die Süddeutschen eS bei dem Commissiontbeschluß zu belassen. Abg. Schrader (sreis. Bg.) Gerade wegen der Trichinen wurde früher das amerikanische Schweinefleisch von der Einfuhr ausge schlossen, und eS ist ein unlöslicher Widerspruch, wenn man einmal b>e Trichinen für so schädlich hält, und jetzt sie für wenig bedeutend erklärt. Die Kosten der Trichinenschau werden kinr-weg- so be deutend sein, wie der ?kbg. Mark« e» darstellt. Bei der Der- breitungSart der Trichinen ist gerade bei dem hau-geschlachteten Schweine eine große Häufigkeit der Trichinen zu befürchten, und bei der sehr ausgedehnten Verwendung, die die bisherigen Beschlüsse dem im House geschlachteten Schwein gestatten, ist ein« so große Gefahr der Trichinose vorhanden, daß ich Sie bitten muß, dagegen Vorsorge zu treffen. (Beifall link«.) Geh. Rath Koehler: Ich möchte betonen, daß auf di« ur sprüngliche Fassung der Vorlage Werth gelegt wird seitens der Regierung. Es ist nachgewiejen worden, daß in der That durch aus Amerika einaeführteS Fletsch verschiedene Personen an Trichinose gestorben sind. Soweit, wie der Antrag Albrecht will, kann die Regierung gleichwohl nicht gehen! Man kann die weitrrgehrnden Bestimmungen derselben ruhig der Regelung durch LandrSgrsrtz Vorbehalten. Abg. Holtz (Rv.): Ich kann auch den Eindruck nicht verhehlen, als ob die Socialdemokratrn nur dir Absicht haben, eine Verschlep- pung durch ihre vielen Anträge aus namentliche Abstimmungen herbeizusührrn. In der Sache selbst will ich erklären, daß onS nicht etwa agrarische Motive zu dem Festhalten an den Commissions- beichlüssen bestimmen, sondern lediglich di« Rücksicht aus die Er- klärung unserer süddeutschen Collegen, welche von der Streichung de« 8 8 ihre Stellungnahme zu dem ganzen Gesetz abhängig machen wollen. Abg. vr. Müller-Sagan (fr. Vp): Der Antrag Albrecht rot- hält die einzig rationelle Bestimmung. Die Fassung der Regierungs- Vorlage ist insofern bedenklich, al- sie die Gefahr offen laßt, daß trichinöses Fleisch über den Kreis der Familie des Hausjchlach- tendrn hinaus genossen wird. Abg. vr. Roes icke (Kaiserslautern, B. d. L.): Ich will nur hoffen, Laß die Regierung sich durch solch künstliche Mache nicht beeinflussen läßt, wie sie von Seiten der Gegner angewandt wird. So lange es sich um amerikanische Trichinen handelte, traten die Herren von der Linken begeistert für die freie Einfuhr ein; die amerikanischen Trichinen beißen wohl nicht! Sofern aber in Deutschland gezüchtete Trichinen in Frage kommen, sieht man plötzlich eine große Gefahr. Wir sind der Meinung, daß die Frage des Schutzes gegen Trichinengefahr durch LandeSgesrtz ge- bannt werden kann. Deshalb erscheint der 8 8 überflüssig. Abg. vr. Bielhaben (Antis.): Wenn wir die amerikanischen Fleischwaaren un» vom Halse schaffen, so können wir andererseits die HouSschlachtungen im Inland ruhig und ohne Cautelen gestatten. Denn drüben sind 12 Procent sämmtlichrr Schweine trichinös, bei uns dagegen trifft man nur selten rin trichinöses Schwein. Adg. Nißler (daher. Bauernbund): Namen- der bayerischen Dauern begrüße ich die Streichung de- 8 8 durch die Eommission mit Freuden. Ich selbst habe seit 30 Jahren Hau-schlachtungrn mitgrmacht und weiß, wie nothwendig sie für die bayerischen Haus stände sind. Eine Gefahr droht aus ihnen nicht, denn trichinös sind meist nur die vom Ausland eingesührten, nicht die inländischen Schweine. Die Herren von der Linken, in-besondrre der Abg Wurm, haben keinen Dunst von der Tragweite dieses Paragraphen. (Heiterkeit.) Glauben Sie auch nicht etwa, daß wir bet den Schlachiuugen nicht mit der genügenden Reinlichkeit zu Werke gehen und insbesondere etwa unreinlich bei der Bereitung der Wurst verfahren. Wir sind so reinlich wie Sir. (Große Heiterkeit!) Mag die Regierung wenigsten» hier für Petroleum im Laufe der Zeit, seit er bei Lecor war, „Schmu" gemacht hatte, nicht» mehr itbrig war. Als die Reisenden bemerkten, daß «die Lasse leer — oder doch fast leer — durchlebten sie eine ungemüthliche Viertelstunde zu sammen. „Donnerwetter!" sagte Lucien, „Vas Geld geht ja noch schneller, als mein Automobil!" Aber er wußte sich zu helfen, und nach kurzem Besinnen erklärte er: „Wißt Ihr waS, ich werde dafür sorg:», daß ich morgen 20V Francs ron meinem Chef bekomme!" Und vor den erstaunten Gesichtern der Anderen fuhr er siegesbewußt fort: „Nicht- einfacher al» das . . . paßt mal auf . . . «in neuer Pneu ans Hinterrad kostet 200 Francs . . . «rgc>? Ich tele- graphire an Herrn Lecor nach Nizza: „Hinterer Pneu durch schlecht« Wege unbrauchbar. Muß in Dijon ersetzen. Erbitte umgehend 198 Franc» 78 Centimes." „O, bravo, famo»!" staunten die Boudon'S, und Antoinette gab ihrem erfindungsreichen Gatten sofort «inen Kuß v-rr Ber- gnüg«. „Ich habe 19S Franc» 75 Lentime« geschrieben", meinte Lucien, der sein« Leute kannte, „weil daS glaubwürdiger klingt!" Man war voller Bewunderung für diesen genialen Gedanken L«i«n'», und um ihn zu ehren, wurde noch selbigen Abend einer „Veuve Tliquot" der HalS gebrochen. Nm folaenden Lag« kam rin eingeschriebener Brief mit 200 Franc», und di« Reise konnte weiter gehen. Aber in Lyon zeigte di« Tafle wieder eine bedenkliche Leere. „Keine Gorge!" sagte Lucien, dem Alle» möglich schien. Das Automobil ist von großartiger Construction, daS ist selbstver- st.ändlkch, rber di« Achsen können heiß laufen und sich durchreiben. Da» käme nicht zum ersten Mal oor! Go z. B. beim Prinzen von Moldavien . . r-legramm und «in« ,w«It« Geldsendung. LV. Aber diesmal sagte sich Herr Lecor, daß die Automobilen doch wohl nicht vollkommen genug in ihrer Tonstruction seien. „Ich hätte vielleicht noch ein oder zwei Jahre mit d«r An schaffung warten sollen", überlegte er sich, „dann hätte ich jeden falls etwas ganz Tadelloses bekommen!" Inzwischen sauste sein Automobil weiter durch das Rhonethal dem Meere zu — nach Marseille. Hier fragte man sich, was nun wohl wieder zerbrochen sein könne, denn in Luc'.en's Reisrschatulle war vollständige Ebbe, und einstimmig wurde die Lenkstange gewählt. Solche Lenkstange ist ja so zerbrechlich! Als Herr Lecor die dritte telegraphische Nachricht von einem neuen Unfall erhielt, stieg ihm der Zorn zu Kopf. Was? Man machte sich wohl Uber ihn lustig, er hatte genug von dem dummen Automobil! Da« könnte ja ein nette» Vergnügen werden, wenn er auf seinen Fahrten immerzu liegen bliebe, und alle diese ein zelnen Ausgaben machten doch auch zusammen «in ganz nettes Sümmchen aus. Nachdem Herr Lecor sich weidlich ausgetobt hatte, fügte er sich in daS Unvermeidliche und sandte daS Geld für di« Lenk stange ab. So konnten sich denn die beiden Paare in aller Ruhe Mar seille aufS Genaueste anseh«n, in die nähere Umgegend Ausflüge machen und die berühmten „Bouillabaisse" *) kosten. Lucien glaubt« sich geborgen. Diese Existenz behagte ihm ausgezeichnet, er verstand «S wirklich „en gr»nck nlgoent" zu leben. So hatte er denn auch unt«rwegs einen kleinen, bescheidenen Mechaniker aufgelesen, denn es gefiel ihm durchaus nicht, sich noch die Hände und Anzug mit Petroleum und Fett zu be schmieren; er beschränkte sich darauf, di« Maschine zu lrnk»n *) Eia Raaout von fünf oder sich» Arten glich,o und S«- tbieren mit scharfgewürztek Saue». Siltzkranz-sisch«- Liebllng-grricht. und den Mechaniker beim Reinigen und den Vorbereitungen zu beaufsichtigen. Und es war rin wahrer Staat, wie das weiße Automobil mit seinen Kupferbeschlägen glänzte! Wenn Lucien auf seinem erhöhten Sitz die „sechzehnpfrrdige" Maschine lenkte, blieb Alles stehen und sah dem Wagen nach. Und der Ex-Mechaniker des Prinzen von Moldavien saß oben wie ein Triumphator auf dem Thron. Antoinette wußte sich vor Lebenslust und Uebermuth gar nicht zu lassen, und 'daS Ehepaar Boudon erklärte einmal Uber das andere voller Begeisterung, solch' Dasein hätten sie sich in ihren kühnen Träumen nicht vorstellen können, und «S müßte eigentlich ewig so weiter gehen. Aber in TrSjus zog Lucien den Mund schief, WaS so viel bedeutete, alS: „Kinder — mal wieder auf dem Trocknen!" Und er klopft« auf sein leeres Portemonnaie. „Ei waS! Du depeschirst noch mal, potz Kuckuck! Dann sind wir wieder flott", rief Antoinette, „der Telegraph muß doch zu was gut sein!" »Ja, — hm, — aber wenn der Ehef schließlich doch rin Haar darin findet!" Aber man konnte doch nicht in TrSjus vor Anker liegen! Und schließlich . . . e» sollte auch da» letzt» Mal sein und Lucien — och, «» wurde ihm wirklich schwer! — mußt« also noch einmal an den „guten Herrn Lecor" appellinnl V. Aber Herr Lecor war nicht länger „gut". „Ich bin wirklich zu vertrauensselig!" rief er, und dunkle Ahnungen beunruhigten ihn. „TrSjuS ist nicht gar »u wett von Nizza. Ich werde den nächsten Hug benutzen, auf diese Art kann ich mich durch den Augenschein überzeugen, wa» Passtrt ist." Und mit dem NachmittagSzug kam Herr Lecor in Tr»ju» an und stieg im „Hotel d« l'Angl»t«rr«" atz. Im Hofe stand richtig sein weiße-, glänzendes Automobil, das ein Mechaniker, der ihm absolut unbekannt war, aufs Sorg fältigste reinigte. - Herr Lecor sah sich die Maschine sehr genau an und con- statirte, daß kein einziges Pneu gewechselt worden und die Lenk stange noch dieselbe war. Dann wandte er sich an den Mechaniker: „Wem gehört das Automobil?" „Das gehört einem Herrn „Lucien", früheren Sekretär des Prinzen von Moldavien; der Herr frühstückt gerade mit seiner Frau und Freunden." Herr Lecor stellte noch einige Fragen im Hotel selbst. In einem kleinen, behaglichen Zimmer saßen die beiden Paare bei gutem Esten und noch besseren Weinen zusammen. Die Unterhaltung war äußerst animirt, und die lustige Antoinette schwatzte für zwei. Herr Lecor wußte nun, woran er war, und jede weitere Nach forschung war vollständig überflüssig. Er hielt eS an der Zeit, in daS Zimmer zu treten.. Eine allgemeine Panik ergriff die Anwesenden bei seinem Anblick. Da» Ehepaar Boudon macht« sich vorsichtig auS dem Staube, während die hübsche Antoinette «S für richtig hielt, ohnmächtig zu werden. „Herr Gott, der Ehef", stammelte Lucien, „na, da haben wir die Bescheeerung! . . . Nun hat die Lustigkeit ein End«!" Ja, sie hatte ein Ende! Und so hat e» denn geschehen können, daß ich im nächsten Monat al« Vertheidiger de» prinzlichen Ex-Mechaniker» auf treten muß, der wegen Gaunerei und vertrau«n»bruche» unter Anklage gestellt ist.
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