01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.04.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-04-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010403012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901040301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901040301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-04
- Tag1901-04-03
- Monat1901-04
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Anzeigen.Prett die 6gespaltene Petitzeile 25 Reclamen unter dem Redacnousstrich («gespalten) 75 vor den Familiennach. richten (6 gespalten) 50 H. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend döher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme 25 H (excl. Porto). Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-AuSgabe, ohne Postbesörderung 60.—, mit Postbesörderung 70.—. Annahmeschluß für Anzeige«: Abend-Au-gabe: vormittag« 10 Uhr. Morgen-AuSgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abend« 7 Uhr. Druck und Verlag von L. Polj in Leipzig. 17«. Mittwoch den 3. April 1901. S5. Jahrgang. volksftimmungen und Lündniffe. LL Nicht genug, daß von gewissen Seiten Alles geschieht, um das Verbleiben Italiens im Dreibünde in Frage zu stellen, wird zugleich auch versucht, Oesterreichs Freundschaft zu Deutschland als zweifelhaft hinzustellen. Das führende rheinische Centrumsblatt weist mit Behagen darauf hin, daß der Tschechen führer Kramarz sich in höchst unfreundlicher Weise über Deutschland ausgesprochen habe, was von dem rheinischen Blatte zum Theil auf alldeutsche Aspirationen unb aus die Behandlung der Polen in Deutschland zurückgeführt wirb. Uns können die Anwürfe des Herrn Kramarz wenig rühren, denn daß die Tschechen dem deutsch-österreichischen Bunde nicht hold sind, wissen wir auch ohne Herrn Kramarz. Schon vor mehr als zwei Jahren hat die Münchener „Allgem. Ztg." in einem ausgezeichnet informirten Artikel aus Wien die Jntriguen des damaligen Ministers Kaizl und seiner Freunde unter die Lupe genommen. Es sei ferner auf di« mit vielem Geräusch unternommenen Reisen tschechischer SokolS (Turnverein«) nach Frankreich hingewiesen; es sei schliesslich daran erinnert, daß vor zwei Jahren bei der Palacky-Feier in Prag, gewissermaßen als Pendant zu den franko-tschechischen Bestrebungen der Sokolos, eine russisch-tschechische Verbrüderung gefeiert und das Deutsch tum in der unflätigsten W«ise angegriffen wurde. Wollte man überhaupt die Stimmungen einzelner Bolkskveise als maßgeblich für die Festigkeit des Dreibundes ansehen, so hätte man diesen Bund von vornherein als todtgeborenes Kind betrachten müssen. Selbst in Deutschland fehlt es durchaus nicht an Kreisen, die manchen Theilen des Dreibundes mit Misstrauen, ja mit Feindschaft gegenüberstehen. Es sei nur an die Abneigung unserer Klerikalen gegen das Königreich Italien erinnert, em« Abneigung, die so weit ging, daß die „Germania" bei einem Besuche des verstorbenen Königs Humbert in Berlin die savoyische Dynastie als eine Räubergesellschaft abconterfeite. Dann wieder sind manche nationale Kreise, und sicherlich an sich mit Recht, sehr schlecht auf Ungarn zu sprechen, weil Hix Magyaren es sich angelegen fern lass«n, das Deutschthum in Ungarn syste matisch auszurotten. In der Habsburgischen Monarchie neigen, wie schon erwähnt, dieTschechen zu den Franzosen und denRussen; die österreichischen Klerikalen sind aus demselben Grunde wie ihre deutschen Gesinnungsgenossen Alles -her, als Freund« des Königreichs Italien, und selbst in Ungarn, das immerhin noch die festeste Stütze des Dreibundes in der Habsburgischen Dynastie darstellt, fehlt es nicht an Kreisen, denen Frankreich sympathischer als Deutschland ist, schon darum, weil so mancher ungarische Ab geordnete sich den französischen Deputierten in der Neigung zum galanten Lebenswandel gesinnungsverwandt fühlt. In Italien endlich haben die der Republik zuneigenden Bevölkerungskreis« immer starke Sympathien für Frankreich gehabt; manche anderen Kreise wieder nehmen zwar das Bündniß mit Deutschland gern hin, verharren aber noch immer in der alten Abneigung gegen Oesterreich. Machen doch auch heut« noch manche Leute in Italien ein freundlicheres Gesicht, wenn man sich einen „Prussiano" nennt, als wenn man sich als „Tedesco" bezeichnet, denn der Tedesco ist ihnen eben immer noch gleichbedeutend mit dem Oesterreicher. Käme es also nur auf di« Sympathien einzelner Volks kreise in den verbündeten Ländern an, so wäre, wie schon er wähnt, der Dreibund von vornherein ein todtgeborenes Kind ge wesen. Aber diese Abneigungen können ebensowenig ein Bünd- niss sprengen, wie umgekehrt ein Bündniß durch das Gefühl gegenseitiger Sympathie der Völker geschaffen werden kann. Fürst Bismarck hat einmal sehr zutreffend gesagt: „Daß sich ein Volk für das andere aus Liebe opfert, das ist noch gar nicht dagewesen." In derselben Rede hat der grosse Staatsmann ' darauf hingewiesen, dass Bündnisse zwischen Staaten nur auf der Basis grosser gemeinsamer Interessen Bestand haben können. Nicht die Volks stimmungen, sondern di« Volks inter es s e n sind also für die Frage der Bündnisse das Entscheidende. Daß beide durchaus nicht Hand in Hand mit einander zu gehen brauchen, dafür fohlt es in der Geschichte nicht an Beispielen. Selbst bei uns kaltblütigen Deutschen standen di« Stimmungen und Sympathien nicht selten in einem Gegensätze zu den Staatsinteressen, und dass dies bei den heißblütigeren Freunden im Südosten und Süden noch öfter der Fall ist, kann wicht verwundern. Sache der Staatsmänner ist es, die gemeinsamen Interessen unter Umständen auch gegen die Volksstimmung M vertheidigen. Di« Leiter der auswärtigen Politik in Deutsch land und, wie man anerkennen muß, auch in Oesterreich- Ungarn, haben es seit dem Bestehen des Dreibundes ni« daran fehlen lassen, die gemeinsamen Interessen zu verfechten. Wenn jetzt die italienischen Staatsmänner weniger gewissenhaft Ver fahren sollten, so würde möglicher Weis« Italien selbst zuerst den Schaden davon verspüren. Die Wirren in China. Mandfchureiablommcn. Die Londoner Blätter berichten au- Peking vom 1. April: Der Kaiser von Cbina bat dem Kaiser von Rußland seine Antwort auf da« Ersuchen der russischen Regierung übersandt, da« Mandschureiabkommen zu unterzeichnen. Der Kaiser führt au-, wenn die Suprematie Cbina« über die Piovinzen verloren ginge, würden die anderen Mächte ernintbigt, dem Beispiel Rußlands zu folgen. Der Kaiser ersucht bringend, da« Gebiet zurückzugeben und rechtlich und wohlwollend zu bandeln. Die „Times" melden au« Peking vom 28. März: Die Haltung der Iangtse-Vicekönige, die dem Hofe mit- theilten, sie würden sich weigern, da« Mandschurei-Ab kommen anznerkennen, selbst wenn e« unterzeichnet werde, bat in Singanfn den Sieg davongetragen. Li-Hung. Tschang, der den Kaiser ersuchte, sich seine Entscheidung zu überlegen, erhielt die Antwort, daß dieselbe unwider ruflich sei und daß die Unterzeichnung de« Vertrage« nicht erfolgen werde. Dentsiner Zwischenfall Da« „Reuter'sche Bureau" meldet au« Peking vom. 27. März: Der russische Gesandte von Gier« hat an« Petersburg die Weisung erhalten, nicht zu gestatten, daß russische Flaggen auf dem strittige« Gebiete von Tientsin oder in der Nähe desselben angebracht werden, so lange der Streitfall noch in der Schwebe sei. Neue internationale Niederlassung * Peking, 29. März. China hat da» Vorhaben der Mächte genehmigt, aus der Insel Kulangen bei Amoy eine inter nationale Niederlassung nach dem Muster von Shanghai zu machen. (Köln. Ztg.) * Paris, 2. April. (Telegramm.) General Voyron meldet au« Tientsin vom 30. März: Durch zwei Brände, die am 18. und 27. März wütheten, wurde eine große Pagode und die Hälfte der im französischen Viertel der kaiserliche» Stadt gelegenen kaiserlichen Magazine zerstört. Die Oertlichkeiten waren nicht von französiichen Truppen besetzt. ES scheint, daß die Brände von chinesischen Räubern angelegt waren. * Paris, 2. April. (Telegramm.) Der „Agence Havas" wird auS Peking gemeldet: Mit Rücksicht auf den ziemlich rasche» Gang der Verhandlungen, welche eine baldige Erledigung erwarten läßt, ist di« Abreise des Gesandten Picho» bis zum Eintreffen deS Botschaftssekretärs Beau verschoben worden, der sich am 7. April in Marseille einschiffen wird. Ueber den B«such des Grafen Wat-erste in Schanhaikwan berichtet der Commandeur des Infanterie-Regi ments Nr. 20 in Wittenberg, Oberst v. M o s ch, in einem Briefe vom 11. Februar an den Oberstleutnant v. Wrochem nach der „Magdeb. Ztg." u. A. Folgendes: Am 6. und 7. nun hatten wir di« hohe Ehre, den Feldmarschall hier zu sehen, für den ich einen großartigen Empfang zurecht gemacht hatte, indem ich dazu alle hier vertretenen Nationen unter einen Hut brachte Von der E h r e n t r u p p «, die ich bei seiner Ankunft auf dem Bahnhof aufstellte, muß ich besonders be richten, da das wirtlich «tnxis in der Welt einzig dastehendes war: Von den 7 Nationen standen je 50 Mann und 2 Officiere auf dem Bahnsteig in Linie unter meinem 'Commando: vom rechten Flügel aus: Deutsche, Oesterreicher, Franzosen, Eng länder, Italiener, Japaner und Russen. Dreivierlcl Stunden vor Ankunft des Zuges hatte ich sie hinbestellt; dann nahm ich die Officiere zusammen und erklärte ihnen französisch und englisch, was auf die" verschiedenen Commandos, die ich deutlich geben würde, zu machen sei. Nach kurzer Instruction ihrer Leute rief ich die Officiere als Points vor und richtete sie aus; sie standen wie die Mauern, und nach kurzer Zeit commandirte ick „Einrücken", worauf die Mannschaften in die Points einrückten. Nun wieder ausrichten, wobei es wörtlich hieß: Oesterreichs linker Flügel etwas zurück, Franzosen rechter Flügel raus, Eng lands Mitte raus, Italien bitte rechts sthen, ganz Japan zurück, Rußland steht gut. Dann standen sie tadellos und ich machte das „Gewehr über" und „Präsendiren" durch. Es sah wundervoll aus: Die Zuaven mit den rothen Pluderhosen und dem kleinen Fez auf dem Hinterkopf, die bengalische Infanterie der Engländer in den rothen Röcken, die sibirischen Schützen u. s. w. — Dann ließ ich rühren, und als der Zug einlref, ging eS wieder loS. — Schon stand Alles still und die Contingentsührer waren auf dem rechten Flügel neben der russischen Regimentsmusik, da kamen vor die Front gelaufen in höchster Gala der Mandarin und der Tartarengeneral von Schanhaikwan. Ich hatte ge rade noch Zeit, einem Officier hinter der Front zuzurufen: „Herr v. Horn, nehmen Sie schnell die Herren hinten herum als „Un ausgebildete" auf den linken Flügel", dann folgten die ersten Commandos, und auf mein „Achtung —Präsendtrt das Gewehr" präsentirte die Welt vor dem preußischen Feldmarschall, der sicht lich erfreut war über die stolze Ehrentruppe. Als er die Front abgeschritten hatt« und mir anheim gab, die Nationen zu ent lassen, ließ ich „übernehmen", „Gewehr ab" und dann — ich konnte es mir nicht verkneifen — commandirte ich „Die Welt ist entlassen". Die zukünftige GesandtschaftSftadt Pekings * Peking, 7. Februar. Der siebente Paragraph der von den Mächten am 24. December 1900 den chinesischen Bevollmächtigten überreichten Forderungen verlangt, daß die Gesandtschaften be rechtigt fein sollen, zu ihrem Schutze eine ständige Wache von Soldaten ihrer Nationalität zu unterhalten, und daß der von den Gesandtschaften ausgefüllte Südosttheil der Mandschustadt in einen vertheidigungSfähigcn Zustand verseht werde. Obwohl der Zeitpunkt deS Abrückens der Truppen noch in unbestimmter Ferne siegt und damit die Schaffung einer größeren Gesandtschafts wache noch gute Weile haben mag, ist seit einigen Wochen ein Ausschuß von Officiere» aller verbündeten Staaten, die hier militärisch vertreten sind, damit beschäftigt, die Möglichkeit einer Vertheidigung des Gesandtschaftsviertels und die Unterbringung der Truppen zu prüfen. In der ausführlichen Denlschrift, mii der di« chinesischen Friedensunterhändler am 16. Januar bei der Annahme der Friedensbedingungen ihre förmliche Annahme erklärung begleiteten, fordern sie ausdrücklich, daß zunächst ein mal die Grenzen deS zu verteidigenden Gesandtschaftsviertels festgelegt werden sollen. Schon in den ersten Tagen nach der Befreiung Pekings hatten die meisten Gesandtschaften sich daran gemacht, die mn ihre Grundstücke gelegenen chinesischen Häuser und Gärten zu besetzen und vorbehaltlich als ihr Eigenthum zu erklären. DaS Aufziehen einer Flagge und «ine einfache Inschrift „beseht von der Gesandtschaft so und so" galt als ausreichend, um den neuen EigenthumSanspruch zu sichern. Auf Grund dieser damals vorgenommenen GöbietSerwriterungen beanspruchen jetzt die Gesandtschaften fast da« ganze Rechteck, das begrenzt wird im Osten und Westen von dem Hatamien und dem Tschiemnien, im Norden von der großen Querstraße, auf der die italienisch« Gesandtschaft lag, und im Süden von der Mauer, die die Man dschustadt von der Cbinesenstadt trennt. Nür im Westen wird die neue GesandtschaftSftadt nicht ganz bis zur Ausfüllung diese« Rechteck« Herangehen, die Westgrenze soll nicht von der Fort setzung des nördlich vmn Tschienmien zum Kaiserpalast führenden Straßenzuges gebildet werden, sondern schon von einer kleinen, etwa der niederländischen Gesandtschaft gegenüber einmündenden Straße, die den einheimischen Namen Tschinmau Hutung führt. Die meisten Gesandtschaften hatten es bei der Abrundung ihrer Grundstücke ziemlich bequem. Sie brauchten nur mit dem Lineas die gewünschten Grenzen zu ziehen und besaßen dann, war sie wollten. Sshr viel schwieriger gestaltete sich das für di« Deutschen. die auf zwei Seiten von privatem Lssitzthum von Europäern umgeben sind, das entweder umgangen oder erworben werden muß. Im Westen der deutschen Gesanvtschaft liegt das Grundstück der Hongkong and Shanghai Banking Corporation, im Osten das des internationalen Pekinger Clubs und daran anschließend das Besitzthum der Shanghaier Reederei Jardine, Matheson and Company. Im Norden dir Straße und darüber hinaus Gebiete, die von Franzosen und Japanern besetzt werden; im Süden die Stadtmauer. Obwohl der neue Gesandte, Herr v- M u m m, schon am zweiten Tage seines Aufenthaltes in der Hauptstadt damit begann, Alles für die deutsche Gesandtschaft zu besetzen, was noch irgend zu retten war, so ist das zukünftige deutsche Gebiet doch ein gut Stück kleiner, als das der Rusten, Engländer und Franzosen. Dazu ist es kein zusammenhängen des Grundstück, sondern es »ertheilt sich über etwa ein halbes Quadratkilometer. Aber unter den obwaltenden Umständen ließ sich beim besten Willen nicht mehr erreichen. Dafür aber ist der deutschen Gesandtschaft auch der ganze Osten der Gesandt schaftsstraße nach dem Hata Mönn zu gesichert, mit Ausnahme eines Grundstückes, das in russischem Privatbcsih ist, und auf der Kettelerstraße (früher Hatamönnstraße) die ganze Südwestseite von mehr als 500 Meter Länge. Der Ausschuß der Prüfung der Verlheidigungsfähigkeit, dessen deutsches Mitglied der bayerische Generalstabsmajor F r h r- v. G « bsattel ist, denkt nun nicht etwa daran, das ganze Viertel der Mandschustadt, in welchem sich die fremden Diplomaten in Zukunft aufhalten wollen, in eine regelrechte Festung zu verwandeln. Es soll nur mit dem Wider stand gegen vorübergehende Angriffe durch A u f st ä n d i s ch c und dergleichen gerechnet werden. Dazu wird Wall und Graben ausreichend sein. Ein Glacis von 80 Meter Breite wird das ganze eingefriedigte Gebiet umgeben. Die Unter bringung der auf etwa 300 Mann veranschlagten Wache ver ursacht die geringsten Schwierigkeiten, da auf dem zu besetzenden deutschen Gebiet ausreichend Platz für eine Caserne und Exercir- platz vorhanden ist. Seit einigen Tagen prangen denn auch schon in schöner Rundschrift Tafeln an verschiedenen Umfassungs mauern, di« das dahinterliegende Grundstück als „Baugelände für die deutsche Schutztruppe" bezeichnen, und Hauptmann Kleh mit ist mit seinen Pionieren schon eifrig bei der Arbeit, die Trümmer der von den Boxern dort zusammengeschossenen Häuser abräiimen zu lassen, um Platz für die deutsche Caserne zu machen. Für die Officiere der Schutzwache und eine deutsche Kir ae ist ein Grundstück etwas näher der Gesandtschaft in Aussicht genommen, zwischen dem Gebiet von Jardine, Matheson and Company und dem neuerdings von dem belgischen Gesandten besetzten großen Grundstück, das unmittelbar nach dem Entsatz Pekings schon einmal von der deutschen Gesandtschaft besetzt worden war, später aber den belgischen Wünschen zu Liebe wieder aufgegeben wurde zu einer Zeit, wo die Nothwendigkeit der Aus dehnung unseres Gebietes noch nicht so allgemein eingesehen wurde. (Köln. Ztg.) Der Krieg in Südafrika. Bereinigung Botha'S mit Te Wct. Depeschen vom Kriegsschauplatz in Südafrika glauben bestätigen zu können, daß De Wct zu Botha gestoßen sei; beide bereiten mit angeblich 13 000 Mann ein gemeinsame« militärisches Vorgehen gegen die Armee des Generals French vor. * Pretoria, 2. April. (Reuter.) Ring« um Pretoria streifen kleine BoerencorpS. Sie rauben da« Vieh, da- sich verlaufen hat, und suchen die Züge zum Entgleisen zu bringen. Die Engländer haben Warmbad nach geringem Widerstand der Boeren besetzt. Neue Friedensangebote von englischer Leite. Ueber den Inhalt der vertraulichen Aufträge, welche der an Bord de« Schnelldampfers „Gibraltar" fahrende StaatS- curier dem General Kitchener zu überbringen hat. verlautet folgendes: Nachdem Botho die angebotenen Friedensbedin gungen abgelcdnt hat, beabsichtigt die britische Regierung den einzelnen Unterführern der Beeren besondere Anträge stellen zu lassen. Vermuthlich handelt e- sich hierbei hauptsächlich um Geldabfindungen, welche den Anführern der einzelnen Commandos angcboten werden sollen. — Glück werden die braven Briten damit nicht haben. Neue Ausgaben Infolge der fortwährenden Angriffe der Boeren aus die Eisenbahnen und die fahrenden Züge ist eine so große Menge de« rollenden Materials unbrauchbar gemacht worden, daß Kitchener die Absendung von 50 neuen Locomotiven und 800 Wagen beantragt hat. DaS Londoner KriegSamt fordert taker noch fünf Millionen Pfund Sterling (100 Millionen Mark) für Ergänzung des Elsenbahnparks in Südafrika. Andries De Wet. Als Antwort auf die in der „Frankfurter Zeitung" vom 26. März veröffentlichte Behauptung des vr. I. Hanau in Carnarvon (Capcolonie), daß A. D« Wet mit dem General- Obersten De Wet nicht verwandt sei, daß er nach Transvaal ge gangen sei, weil er sich mit seinem Vater nicht vertragen konnte, daß er als Radfahrer Kriegsdepeschen befördert und eine größere Schlacht nicht mitgemacht habe, sendet A. De Wet aus Hamburg dem genannten Blatte folgendes Schreiben: vr. Hanau glaubt wohl mit dem Nachweis, daß ich in der Capcolonie geboren sei, eine besonder« Entdeckung gemacht zu haben. Ich habe aber noch nie etwas anderes behauptet, sondern war gerade im Gegentheil immer darauf besonders stolz, daß ich als geborener Capcolonrst f re i w i ll ig die Boerensache mit der Waffe in der Hand vertheidigt habe. Und gerade weil ich nicht geborener Transoaaler bin, glaube ich, mn so unbefangener über den Krieg zwischen England und Transvaal reden zu können. Uebrigens ist auch Präsident Krüger «in geborener Capcolonifi, und die meisten der gegenwärtigen Führer der Boerenschaaren stammen von außerhalb Transvaals. Wenn Herr vr. Hanau behauptet, ich sei nach TranSvaäl gegangen, weil ich mich mir meinem Vater nicht habe vertragen können, so ist das ebenso kindisch, als wenn ick behauptete, er sei nach der Capcolonie ge gangen, .weil er mit seiner Großmutter Streit gehabt habe. Ich darfs offen sagen, warum ich nach Transvaal gegangen. Darum, weil ich dort sein wollte, wo die Boerensache am stärksten bedroht, aber auch Boerensinn noch am lebendigsten war; dorthid, wo der Kampf um da» Bserenkhum au-getragen werde» mußte . . , Ich frage den ehrenwerthen Herrn, ob er die Kämpfe bei Glencoe, bei Ladysmith, bei Colenso u. s. w. nicht zu den größeren Schlach ten rechnet, und wünschte nur, er wäre in "diesen Schlachttagen an meiner Seite gestanden . .. Von meiner Thätigkeit in der Cap colonie kennt der Herr Doctor wenigstens meinen „Versuch", einen Aufstand hervorzurufen. Daß es nicht beim Versuch blieb, und daß auch der „Versuch" schon zu Gefechten führte, brauche ich wohl nicht ausdrücklich zu versichern. Geralde diese Thätigkeit ober hat im Herzen der Engländer und Engländerfreunde den unauslöschlichem Haß erzeugt, der sich noch heut« in allerhand Verfolgungen äußert ... Es ist wahr, daß ich als gewöhnlicher Depeschenreiter mich zur Verfügung stellte. Das ist hoffentlich nichts Unehrenhaftes. Es ist aber ebenso wahr, daß ich es — ich muß da leider mich persönlich rühmen — weiter gebracht habe, als alle meine Altersgenossen und heute zwei Osficierspatente aufweisen kann. Wenn mir der Herr Doctor vollends die Ver wandtschaft mit General Christian De Wet adstreiten will, nun so bin ich mit dieser Verwandtschaft nicht mehr als ohne st und ohne sie nicht weniger als mit ihr, und darum könnte ich eigentlich Denen, die aus Haß oder Dünkel an meinem Namen herumzupfen, dieses Vergnügen ruhig gönnen. Um aber allen Mißverständnissen vorzubeugen, erkläre ich ausdrücklich, datz mein und General De Wet's Großvater Briü>er waren. Deutsches Reich. iä. Leipzig, 2. April. Der in der ReichstaaScommission festgestellte Entwurf einer Novelle zum Gewerbe gerichtsgesetze enthält unter Anderem eine überaus wich tige Bestimmung über die künftige Erledigung von Cidil- streitigkeiten zwischen Dienstherrschaft und Gesinde. Nach ß 79-» des Entwurfs kann durch Ortsstatui die vorläufige Entscheidung dieser Streitigkeiten dem Vorsitzenden des GeweroegerichtS übertragen werden, welcher dann in den Formen des gewerbegerichtlichen Verfahrens, jedoch ohne Beisitzer, die Streitfälle entscheidet. Sein Urthcil erhält Rechtskraft, wenn nicht binnen einer Nachfrist von zehn Tagen von einer der Parteien Klage bei dem ordentlichen Gerichte erhoben wird. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß der Entwurf der Reichstagscommifsion sowohl vom Plenum, als vom Buntdcsrath angenommen werden wird. Denn das Bedürf nisi, hilflosen Dienstboten, wenn sie fern von Hrimath und Eltern mit ihrer Dienstherrschaft in Streit gerathen, anstatt ves kost spieligen und langsamen amtsgerichtlichen Verfahrens die Wohl- that einer billigen und schleunigen Rechtsprechung zu erschließen, ist ein so offenkundiges, daß nur Diejenigen, denen jede Einsicht in derartige Verhältnisse abgeht, sein Vorhandensein bestreiten könnten. Man denke nur an den gar nicht seltenen Fall, daß ein Dienstmädchen unter unrechtmäßiger Einhaltung seines Dienst buches plötzlich entlassen und nun von sachkundiger Seite Ge schieden wird, daß sie das Buch lediglich durch Einreichung dec Klage beim Amtsgericht erstreiten könne. Bis sie auf diesem Wege dazu gelangt, kann ein Vierteljahr vergehen, denn dieser Zeitraum spielt, wie statistisch nachgewiesen ist, im amtsgericht lichen Processe ungefähr dieselbe Rolle, wie bei dem Gewerbe gericht eine Woche. Inzwischen kann der Dienstbote, lveil nicht im Besitze des Buches, «ine Stellung nicht finden; er verfällt dec Subsistcnzlosigkeit, wenn er nicht bei Eltern oder Verwandten eine Zuflucht findet, bis das Buch ausgeklagt ist. Es ist daher wohl anzunehmen, daß alle Städte, die Gewerbegerichtc haben, sie durch Ortsstatut mit dem Vorspruchc der Gesindestreitigkeiten beauftragen werden. Auch in anderer Richtung ist eine Er weiterung des Geschäfiskreises der Gewerbegerichte nicht aus geschlossen. Der Antrag, die geplanten kaufmännischen Schiedsgerichte den Amtsgerichten anzugliedern, stößt auf manchen Widerspruch. Man befürchtet, daß diese Maßregel keine Besserung im Puncte der Langsamkeit der Sacherledigung bringen werde, uüd wünscht, die fraglichen Streitfälle den Ge werbegerichten zugewiesen zu sehen, bei denen zu diesem Zwecke besondere Kammern mit kaufmännischen Beisitzern zu bilden sein würden. Auch von Seiten einzelner Gewerbegericht« ist in letzter Zeit eine gewisse Agitation im Sinne der Erstrebung von gc- werbegerichtlicher Zuständigkeit auf di« Streitigkeiten zwischen dem Kaufmanne und seinem Personale entfaltet worden. Früher hoben bei anderer Gelegenheit vereinzelte Gewerbegerichte sich da durch beim Reichstage Gehör zu verschaffen versucht, daß sie durch ihren Ausschuß unter Leitung des Vorsitzenden einen „Antrag" an den Reichstag richteten, wozu sie aus ß 70 Abs. 3 des Gewerbe qerichtsgesetzes ein Recht zu haben vermeinten. Vom königl. preu ßischen Handelsminister wurde indessen — und zwar bei Gelegen heit der sogenannten Zuchthausvorlage — diese Art der Ein Mischung in gesetzgeberische Arbeiten scharf gemißbilligt. Hiermit dürfte «S Zusammenhängen, daß das Gewerbegericht Berlin nicht als solches, sondern im Gewände einer am 8. vorigen Monats abgehaltenen „freien Versammlung" aller Beisitzer, der die ju ristischen Vorsitzenden als Zuhörer beiwohnten, im Wege der „Petition", nicht eines Antrages, an Bundesrath und Reichstag für die Ueberwrisung der kaufmännischen Streitsachen an die Gewerbegerichtc eingetreten ist. Gegen den Weg der „Petition" wirb sich formell vom Ministerium nichts einwenden lassen. Sollten die kaufmännischen Schiedsgerichte den Gewerbe - geeichten zugewiesen werden, so würden sie zusammen mit den Gesindestreitigkeiten ungefähr eine Verdoppelung 'des Geschäfts umfanges herbeifübren. Auch die Frage -der Beschaffung neuer Räumlichkeiten wird hier und da Schwierigkeiten bereiten, darf indessen selbstverständlich nicht davon abhalten, die Mehrung des gewerbegerichtlichen Zuständigkeitsbereichs als zeitgemäß will kommen zu heißen. .4. Ll. 0. Berlin, 2. April. (Die Wohlfahrtsbe strebungen des Deutschen Flotten-Dereins.) Auf der am 16. April in Frankfurt a. M. stattfindenden Sitzung des Gesammt-Vorstandes des Deutschen Flotten-Vereins werden die Wohlfahrtsbestrebunqen dieses Vereins einen größeren Raun der Tagesordnung in Anspruch nehmen, als dies bei früheren Tagungen der Fall war. Im Vordergrund dieses Punktes der Tagesordnung steht dir Beschlußfassung über die Verwendung drs China-Unterstützungsfonds, der aus Samm lungen aller Mitglieder des Deutschen Flotten-Verein« im ganzen deutschen Reich bis auf die Summe von 141688,75 c« ange- wachsen ist. Dieses Capital, do« bei dem Hauptschatzmeister deS Vereins hinterlegt ist, soll hauptsächlich zur Bildung vo,f Renten für solche Angehörige der kaiserlichen Marine verwandt werden, die durch den chinesischen Feldzug dauernd bienst- oder erwerbsunfähig geworden sind, bezw. für die hilfsbedürftigen Hinterlassenen der in Ostasien gefallenen Marineangrhörigen. Es besteht die Absicht, aus dem Gesammt Vorstande de« Bewt-
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