Bauen heißt ordnen. Da die Bauten von längerer Dauer sind als unser menschliches Leben, heißt es Künftiges ordnen, Zu kunft gestalten. Wie kann ich Leben ordnen, ohne Vorstellung von der Zukunft? Wie kann ich bauen ohne die Gewißheit, daß die Zerrissenheit unserer Herzen und unseres Lebens Unord nung ist, die einem ordnenden Prinzip unterworfen werden kann? In dem Maße, wie ich' aus der visionären Schau einer geord neten Zukunft heraus die Kraft zum schöpferischen Handeln finde, wird sich das, was unter meinen Händen entsteht, zu der Höhe der Baukunst erheben, werden die Steine zu reden be ginnen und befeuern zur aufrüttelnden lebensgläubigen Tat. Karl Marx sagte einmal, daß die sozialistische Revolution ihre Poesie nur aus der Zukunft schöpfen kann. Mitten unter uns nimmt diese Zukunft Gestalt an. Sie gilt es zu erkennen. Da draußen auf dem Lande entstehen neue Höfe mit neuen Bauern, Maschinenausleihstationen mit Traktoren und Bibliotheken, mit Mikroskopen und Lichtbildapparaten. Versteht ihr das, was sich da ankündigt? Die Maschine ist nicht mehr der Feind des Menschen, Bedroher seiner Existenz, sondern Helfer, Ernährer und in unmittelbarer Nachbarschaft mit dem, was man Kultur nennt. Das hat die Kraft einer Vision. Oder seht unsere neuen Schulen. Ohne Rücksicht auf Herkunft oder Stand wird das Kind aufgenommen und gefördert. Jedes Kind lernt die Sprache eines anderen Volkes verstehen. In den Räumen für Biologie, für Physik und für Chemie lernt es wis senschaftlich denken in einem weit größeren Maße als bisher. Die jungen Pioniere werden unter sich Gruppen bilden und das Spiel zur Arbeit und die Arbeit ins Spiel verwandeln. Schulen statt Panzerkreuzer, das ist die Vorstellung von einer neuen Form des menschlichen Zusammenlebens, die diese Gebäude schafft. Oder die Kulturhäuser in den Betrieben! Welche fürchterliche Sklaverei, die ehemals den Menschen in die Fabriken zwang und ihn nur nach Feierabend, in jener winzigen Spanne Zeit, die seiner Erholung übrigblieb, frei und Persönlichkeit sein ließ! Heute entsteht mitten unter uns ein neues Verhälf-