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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.04.1901
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-04-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010416025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901041602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901041602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-04
- Tag1901-04-16
- Monat1901-04
- Jahr1901
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Amts blatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Rathes und Polizei-Amtes -er Ltadt Leipzig. Anzeigen-Preis die 6gespaltene Petitzeile 25 H. Reclamen unter dem Redactionsftrich (4 gespalten) 75 H, vor den Familiennach richten sO gespalten- 50 H. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertrnannahme 25 H (excl. Porto). Ertra Beilagen (gesalzt), nur mit der Mvrgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung «0.—, mit Postbeförderung 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Bormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Druck und Verlag von ik. Polz in Leipzig. Dienstag den 16. April 1901. 85. Jahrgang. Die Wirren in China. Der Mörder des Hauptmanns Bartsch. * Peking, 15. April. Der Mörder des Haupt manns Bartsch ist heute verhaftet worden. Er ist ein Chinese Namens Howan, ein junger Bursche mit einer wahren Verbrecherphysiognomie, mit unverschämtem Benehmen und rohem Charakter. Er gesteht die Tbat nicht nur ein, sondern rühmt sich ihrer noch. Er behauptet, der Haupt mann habe ihn auf dem Wege überholt; er, Howan habe gegrüßt, aber Bartsch habe ihn im Borbeireiten über den Kopf geschlagen. Darauf zog Howan, wie er weiter erzählt, einen Revolver ältesten Systems hervor, feuerte und rannte weg. Hauptmann Bartsch verfolgte ihn einige Schritte weit, aber sein Pferd bockte plötzlich; er wurde aus dem Sattel geworfen und stürzte in einen Graben. Das Pferd lief davon. Howan fing es aber mit Hilfe eines anderen chinesischen Spießgesellen — der gleichfalls heute verhaftet wurde — ein. Beide setzten sich dann auf das Pferd. Als sie gestern von der Polizei erblickt wurden, erschraken sie und ließen das Pferd entlaufen. DaS Pferd wurde dann eingesangen. Soweit sind beide Schuldige geständig, indessen setzte die Polizei ihre Nach forschungen in der Nachbarschaft fort und verhaftete zwei weitere Chinesen, welche zu der Mordthat in Beziehung stehen sollen; sie wurden der deutschen Präfectur übergeben. Die Untersuchung ist in vollem Gange. China nnd Japan. * London, 10. April. (Telegramm.) „Daily Expreß" berichtet aus Tokio unter dem 15. April: Kleine Abtheilungen russisch erMarin esoldaten, die in Mansom Po stationirt waren, sind infolge von Vorstellungen der Japaner zurück gezogen worden. — Der„Standard"berichtelausShanghai unter dem 15. April: Der kaiserliche Hof hat den chinesischen Gesandten in Tokio beauftragt, der japanischen Regierung den offici eilen Dank für die Unterstützung auszusprechen, die sie ihm in seinem Widerstande gegen das Mandschurei-Abkommen habe angedeiben lassen. Zu gleich ist der Gesandte beauftragt worden, Japan zu bitten, China auch bei künftigen Fällen Hilfe und Unterstützung zu leihen. Verlustliste 11. Gefecht bei Ho-phu am 3. Januar 1901. (An der Großen Mauer, IM km nördlich Peking.) 2. Osta statisch es Infan terie-Regiment. 2. Compagnie. 1) Musk. Schneeweiß aus Hohburg, Sachfen; fr. Jnf.-Rgt. 139, L. v., Gewehrschuß l. Arm. 3. Compagnie. 2) Unterosfz. Heun aus Dr esden-Neu slad t, sr. Gre».-R»t. IM, L. v., Gewehrschuß I. Arm, Felvlaz. II., Peking. 3) Hornist Korndörfer aus Obcrröslau, Bayern; sr. Jnf.-Ngt. Prinz Georg, L. v., Gewehrjch. r. Knie. 4. Compagnie. 4) Musk. Reh aus Schönewalde, Kr. Schweinitz; fr. Gren.-Rgt. IM, L. v., Gewehrschuß r. Fuß. 7. Compagnie. 5) MuSk. Arndt aus Wutzetz, Kr. Rnppin; sr. Jnf.-Rgt. 32, S. v„ Gewehrschuß r. Lunge. Noch an demselben Abend verstorben. 6) Musk. Mem ml er aus Trucken thal, Sachsen-Mciuingen; sr. Jns.-Rgt. 32, S. v., Gewehrschuß r. Oberschenkel, Felblaz. II., Peking. Gefecht bei Kuang-tschang am 20. Februar 190>. (IM km nordwestlich Paotingfu.) 3. Ostasiatisches Infanterie- Regiment. 8. Compagnie. 7) Secg. Lucas aus Ronsdors, Kr. Lennep; sr. Gren.-Rgt. Königin Olga, L. v., Gesicht und Hand. 8) Gefr. Klingel aus Haufen, Württemberg; fr. Jnf.-Rgt. 121, S. v., Brustschuß. 9) Musk. Boelian aus Nürnberg; fr. Jnf.- Rgt. 127, S. v., I. Unterschenkel. 10) Musk. Bötzel aus Ren ningen, Württemberg; sr. Jnf.-Rgt. 121, L. v., I. Hand. 11) Musk Gemende aus Uelzen; fr. Jnf.-Rgt. 126, L- v., I. Hand. 12) Mlisk. Herdseider aus Lautenbach, Württemberg; fr. Jnf.-Rgt. 121, T., Schuß in d. Kopf. 13) Musk. Scheune le aus Schwieberdingen, Württemberg; fr. Jnf.-Ngt. 121, L. v., Stirn. 14) MuSk. Wag- ner aus Entringen, Württemberg; fr. Jnf.-Rgt. 121, L- v., Fuß gelenk. OstasiatischeS Pionier-Bataillon. 2. Compagnie. 15) Pion. Lindemann auS Damm-Hast, Kr. Templin; sr. Pion.» Batl. 3, S. v., Brußschuß. Gesecht am An-tsu-ling am 20. Februar 1901. (Paß 120 km westlich Poatingfu.) OstasiatischeS Pionier-Batail lon. 2. Compagnie. 16) Pion. Brack ans Osterspai, Kr. St. Goarshausen; fr. Pion.-Bat. II. T, Schuß i. d. Kopf. 17) Gcsr. Frenfel aus Halberstadt; sr. Pion.-Bat. 4. L- v, Kopfschuß. 18) Pio. Walkowitz aus Johannisburg; sr. Pion.-Bat. 17. L. v., Brustschuß. Gefecht bei Mudiako. (Name ist im Telegramm augen scheinlich verstümmelt.) 6. OstasiatischeS Jnsanteric-Regi- ment. 3. Compagnie. 19) MuSk. Pcmmerl aus Arwinkl, Bayern; fr. Inf-Regt. IM. T-, Schuß i. d. Kops. Außerdem gestorben bezw. vermißt. 3. Ostasiatisches Jn- santerie-Regiment. I. Compagnie. 20) Gefr. Winter auS Pepelow, Mecklenburg; fr. Fnj.-Rqt. 90, T. 6. Compagnie. 21) Musk. Brebeck aus NewigeS, Kr. Mettmann; sr. Jnf.-Rgt. 53, T., von Landescinwohnern erschlagen. 5. Ostasiatisches Infanterie-Regiment. 1. Compagnie. 22) Musk. Meyer aus Elmshorn, Kr. Pinneberg; sr. Landw.-B. Hamburg, V. 4. Com- pagnie. 23) Musk. Hof Heinz aus Spöck, Baden; fr. Jnf.-Gegt. 167, V. 6. O stas i atis ch es Infanterie-Regiment. 6 Compagnie. 24) MuSk. Hört aus Altripp, Bayern; sr. Landw.-B- Ludwigs- Hafen a. Rh., T. 30. 12. M, Garn.-Laz. 11 in Tientsin, Typhus. 7. Compagnie. 25) Musk. Lehner II aus Amberg, Bayern; fr. Bayr. 21. Jnf.-Rgt., T. Ostasiatisches Bataillon schwerer Feldhaubitzen. 2. Batterie. 26) Gefreiter Joses Scklinsky aus EnderSdorf, Kr. Grottkau; früh. Landw.-Bez. Schweidnitz, T. 23. 1. 01, Schädelbruch beim Geschütz-Transport in Peking. 27) Kanon. Richard Schmidt aus Görchen, Kr. Rawilfch; früh. Fußarkill.-Regt. 15, 6. Comp. (Schmidt III), T. — Kriegs- Lazareth-Personal. 28) Sanit.-Unterosf. Heinze aus Wetliu, Saalkreis; früh. Jnf.-Regt. 47, 9. Comp., T. Der Lrieg in Südafrika. French gefangen? * London, 15. April. Tic „Prctz Association" ver breitete heute eine Meldung, nach Ser d«c Vocren, vom Nebel begünstigt, de» General Kreuch mit 5V0 Mann gefangen geuommeu habe» sollen. Au amtlicher Stelle wird Sie Nichtigkeit dieser Meldung bestritten. Tic auneblicheu FricdenSvcrhandittugcn. Es ist jetzt, so wird uns aus Loudon geschrieben, fest gestellt, Latz alle neueren Meldungen über die angebliche Wicderanknüpfung von Friedcnsverhandlungen zwischen Lord Kitchener und Botha, sowie auch die Melkungen über die Geisteskrankheit De Wet's ausschließlich durch das Londoner Börfen-Telegraphenbnreau verbreitet wurden. Mau ist daher völlig überzeugt, daß es sich hierbei nur nm tendenziöse Ausstreuungen der Rhodes-Gruppe handelt, welche die öffentliche Meinung und die etwas zweifelhaft ge wordenen Parlamentsmitglieder zu Gunsten der neuen Kriegs- Finanzvorlagen beeinflussen will. Selbst in den dein Kriegs amt nahestehenden Kreisen giebt man offen zu, daß zur Zeil keinerlei Friedensverhandlungen mit den Boerenführern schweben. Tas Haager FriedeuS-Lchicdsgericht unv PrSfiVent Krüger. Es findet augenblicklich ein sehr reger Meinungsaustausch zwischen der holländischen Regierung und dem Präsidenten Krüger über die Frage statt, ob dem in den nächsten Tagen im Haag zusammentretenden Friedensgerichtshof ein Antrag, betreffend den Krieg in Südafrika, unterbreitet werden soll. Falls nur einige Aussicht vorhanden ist, daß ein solcher Antrag eine ernste Behandlung erfahren würde, wird Präsident Krüger einen darauf bezüglichen Appell an alle Machte richten, welche das Haager Conferenzprotokoll unter zeichne! haben. Androhung eines internationalen Boykott- gegen den englische» Handel. AuS dem Haag berichtet man uns unterm 14. April: Herr de Cock Bnning hat unter Mitwirkung zahlreicher holländischer Handelshäuser einen Aufruf zur Äildunz eines internationalen Comitvs veröffentlicht, welches in allen Ländern deS europäischen Festlandes einen allgemeinen Boy colt gegen Vie englifcken Waaren organisiren soll. Dieser Boycott soll 'o lange aufrecht erhalten bleiben, bis sich Eng land zum Abschlüsse eines für die Bocren ehrenvollen Friedens bereit erklären wirk. * Barklh West, 15. April. Der Gerichtshof sür Hoch- ve rrath vernrtheilte das Mitglied des Capparlements Dewet zu drei Jahren Gesänguiß und 1000 Pfund Sterling Geldstrafe. Politische Tagesschau. * Leipzig, 16. April. Die vom ossiciösen Telegraphen verbreitete und in unserer heutigen Morgenausgabe mitgciheilte Auslassung der „Nordd. AUgem. Zlg." über die Aufnabme, die der deutsche Kronprinz in Wien gesunden hat, unterscheidet sich voribeildaft von den meisten Auslassungen anderer deutscher Blätter dadurch, daß sie sich von jeder Uchersckätzung dieser Aufnahme fern hält- Nur ter Satz, dervon der „unwandelbaren Festigkeit und Innigkeit der Gesinnungen" spricht, durch welche die.Kaiserhäuser Habsburg und Hobenzollern zum Heile ihrer Völker ver bunden seien, erinnert an den Ursprung der Auslassung. Im Uebrigcn leg! diese den Wiener Vorgängen eine tiefere politische Bedeutung nicht bei und hütet sich vor Allem, den Kundgebungen österreichischer und ungarischer Blätter, die vielleicht schon in acht Tagen eine ganz andere Sprache führen, eine solche Bedeutung bcizulegen. Sie begnügt sich damit, dem herzlichen Tanke Ausdruck zu geben, den das ganze deutsche Volk dem greisen Kaiser und König Fran; Joseph für die väterliche Liebe und Güte schuldet, mit der er seinen jungen Gast empfangen bat. Nicht einmal aus die in der Hosburg gehaltenen Reden geht das ossiciösr teulsche Blatt ein, denn es weiß, daß nicht durch Reden, sondern durch Tbaten die Politik der Staaten bestimmt wird. Nur als Stimmungssymptome haben solche Reden Bedeutung. Jedenfalls geht aus der Stimmung, aus der Kaiser Franz Joseph s Worte flössen, hervor, daß an dein greisen Monarchen alle Versuche der neueren Zeit, die Bedeutung der deutsch-österreichisch-ungarischen Allianz ' herabznsetzen und die Dauer der bestehenden Waffen brüderschaft in Zweifel zu ziehen, spurlos vorüber gegangen sind. Erst in letzter Zeit wieder bat man sich aus französischer Seile bemüht, in Oesterreich böseS Blut da durch zu machen, daß man Deutschland Absichten auf eine Vergrößerung nach der österreichischen Seite unterschob. Kaiser Franz Joseph hat mit klarem Blicke erkannt, daß solche Ausstreuungen nur von einer Seite erfolgen konnten, wo man sich selbst von der Sucht nicht frei weiß, Annexionspolitik in einem Stile zu treiben, der durch die französische Wegnahme der heutigen ReichSlandeS am besten gekennzeichnet ist; er hält an dem Glauben fest, daß Deutschland, wie Bismarck nicht einmal, sondern wiederholt auf das nachdrücklichste betont hat, sich als vollkommen gesättigter Staat fühlt, der keinen einzigen Polen weiter, keinen einzigen Deutsch-Oesterreicher begehrt. Und schon das Festhalten Kaiser Franz Joseph's an diesem Glauben ist ein Gewinn, der nicht zu unterschätzen ist. Erweckt er doch die Hoffnung, daß dieser Glaube auch bann nicht wanke, wenn einmal die Interessen der Donau monarchie nicht ganz die gleichen, wie die Deutschland- sind, wenn Handelsvertragsverhandlungen oder inter nationale Fragen rein politischer Natur die deutsche Regie rung nölhigen, Wünsche, die in Wien und Pest laut werden, nicht zu erfüllen. Beharrt auch in solchen Fällen Kaiser Franz Joseph, trotz der vielleicht umgeschlagenen Stimmung der öffentlichen Meinung in Oesterreich-Ungarn, fest aus seinem Glauben an DentscblandS Treue, dann wird man mit Genugtbiiung sagen können, daß der Besuch seines erlauchten deutschen PathenkindeS auch eine politische Bedeutung ge wonnen habe. Nach den Berichten über den Anti-Alkoholcongretz, der in Wien getagt hat, ist die o e u t s ch e R e g i c r u n g im Gegen satze zu einer Reihe anderer Regierungen auf dem Congreß a m t- lich nicht vertreten gewesen. Diese Zurückhaltung ist um so mehr zu bedauern, je mehr die Initiative gerade dec deutschen Regierung auf dem Gebiete'der Socialpolitik im Allgemeinen ge rühmt werden darf. Insbesondere waren die Verhandlungen über den Alkoholismus in der Armee geeignet, bei den Verwaltungen unseres Heeres und unserer Marine Beachtung zu finden. Das Referat zu dem genannten Thema hatte der amtliche Vertreter Frankreichs. Seinen Ausführungen ist zu entnehmen, daß die generelle Regelung v-r Alkoholfrage wenigstens für das französische Landheer sehr viel einheitlicher ge ordnet ist, als bei uns. Während in Deutschland für das Land heer die Generalkommandos, für Vie Marine Vie Marinestationen, bezw. die Tchiffscommanvanten, Verfügung über den Ausschank von Brantwein treffen, ist in Frankreich durch Anordnung des Kriegsministers für die ganze Armee der Ausschank von Brannt wein uno Likören in allen Caniinen der Casernen, Quartiere, Feldlager uno Manöver verboten. In Deutschland ist das Generalkommando des 16. Armeecorps, Graf v. Häseler, in der gleichen Richtung vorgegangen und hat den Schnaps nicht nur aus den Cantinen, sondern auch aus den Wirthschaften in der Nähe der Casernen durch die -Maßnahme verbannt, daß Wirth- schäften, deren Inhaber auf die Branntweinabgabe an oic Sol daten nicht verzichten, für die Truppen einfach verboten werden. In Frankreich ist gleichzeitig mit dem Verbote des Branntwein ausschanks den Oflicieren zur Pflicht gemacht, Die Untergebenen über die -Schädlichkeit des Alkoholgenuffes zu instruiren und selbst mit gutem Beispiel voranzugehen. Welche Wichtigkeit gerade dem ! zuletzt erwähnten 'Puncte beigemeffen werden muß, geht aus der ! „Marine - Rundschau" hervor, die in einem von uns Feuilleton. Der Oger. Roman von Hermann Birkenfeld. N-ebtruck verboten. Höchst widerwärtig dünkt ihn am anderen Morgen die Aus sicht auf ein zweifelloses Zusammentreffen mit Demmler, so daß er, ohne eigentliche Besvrgniß zwar, doch mit großem seeli schen, ja physischen Unbehagen znr gewohnten Stunde in der Fabrik antritt. Um so größer ist daher sein Erstaun-en, als gegen zehn der wie immer tadellos gekleidete rundliche Körper des Herrn Directors sich mit ein-em jovialen „Guten Morgen, Sie oller Tausendsassa" durch die Thür seiner kleinen Zeichenstube dreht, einen College», der mit ihm in demselben Zimmer ar beitet, bittet, ihn auf ein paar Minuten mit Herrn Lammert allein zu lassen, seine Cigarrentasche hervorholt und sie ihm hinhalt: „Neue Ernte, Bester! Sremring l>at mir zwei Zehntel ab gelassen. Kann der ärmste Mann rauchen, ohne sich zu schämen. — Nein?" Rudolf Lammert hat gedankt. „Na, dann solo!" Mit der Cigarre in Brand setzt Demmler sich rittlings auf des Collegen Röthel Stuhl, die Arme über der Lehne gekreuzt, blinzelt Rudolf verschmitzt an untd sagt im allergemiithlichfien Tone, den er anzuschlagen vermag: „Ewig schade, daß Sie gestern so früh gingen! Nur sagen -Sie mir, wo die fesche schwarz« Hexe geblieben ist." Rudolf steigt das Blut zu Kopf. „Sie wissen selbst, weshalb ich mit der Dame nicht länger in Ihrer Gesellschaft bleiben konnte. Oder waren Sie um elf Uhr Abends bereits so — betrunken, Alles vergessen zu haben?" Richard Demmler ist nicht empfindlich. Er lacht hell auf. „Parbleu, liebster Freund! Betrunken? — Na ja, meinet wegen; nehmen Sie'S an. Halb ist's die Wahrheit: angespitzt waren wir sicher. Und Dame — haha! — Dam« ist gut! — u la Konus kenrs! Bitte, bitte, nur nicht aufregen!" ruft er bei einer unwilligen Bewegung Rudolf's. „Ich verstehe ja voll kommen: in Ihrem Alter Man hat da noch J-deale und dergleichen. Aber «den, weil sie die und demgemäß wahrscheinlich die allerreellsten Absichten hegen von Hausstand gründen, fa milienväterlichem Glück und sonstigen erhabenen Dingen — eben deshalb, meine ich, wär'» zweckmäßig, wenn ich Sie bei Zeiten ein bischen warnte — selbst auf die Gefahr hin, daß Sie mir ewig und acht Tage böse werden." Rudolf richtet sich von dem Pult, an dem er lehnt, jäh auf. „Ich glaube wirklich, daß wir Beide uns am besten auf dienst lichen Verkehr beschränken, und deshalb —" „Hm!" macht Demmler und pafft ein paar Rauchwolken vor sich hin. „Abbruch aller diplomatischen Beziehungen, meinen Sie? — Das -wäre nicht nett und nicht gescheidt — von Ihnen nicht und von mir auch nicht. Beim steinernen Roland — sehen Sie's denn nicht ein, daß Sie für diese flügge kleine Flügge zu gut sind?" Jetzt hat Herr Demmler die Goldbrille von der stumpfen Nase genommen, haucht auf das Glas, putzt, die Cigarre im Mundwinkel, daran herum und zwinkert mit den rothen Augen lidern. „Sie lügen sich selber allerlei Schönes vor, und dabei schweifen Ihre Träume in ganz anderer Richtung — stracks binnenwärts. Ahern Bester: Sie machen ein erstauntes Gesicht? Ich habe eben etwas pfeifen hören — das Lied einer Haidelerche. Und dieser brauchen Sie sich später 'mal nicht zu schämen; sie ist Ihnen ebenbürtig — an Kopf, meine ich; denn der Rest — das Adelswappen — gilt mir 'nen Pappenstiel." Zwischen Rudolf's Fingern zerknackt das Lineal, das er vom Tisch genommen, wie ein Streichholz. „Woher Sie Ihre eingehend« Information haben, geht mich nichts an, nur —" Er stockt. Am liebsten wäre er dem Anderen an die Gurgel gesprungen. Herr Demmler rührt sich nicht vom Flecke. „Was wollen Sie? — Daß Sie mit einer Ihrer Cyklopen« säuft« aus ineinem Schädel einen nichtswürdigen Breikloß machen können, weiß ich. Zu solchem Mißbrauch Ihrer Kraft sind Sie aber viel zu nobel. Und schließlich, wenn Sie mir ein paar Minuten Gehör gönnen, sehen Sie am Ende noch meine besten Absichten ein." Wieder bläst Demmler seinen C-igarrenrauch behaglich vor sich hin. Er weiß, daß er den Oger an seiner schwächsten Seite gefaßt hat, macht aber doch eine rasche Bewegung wie zum Auf springen, als Rudolf mit bebender Stimme antwortet: „Hüten Sie sich, daß Ihr Vertrauen Sie nicht tauscht, Herr Demmler! Sie länger anzuhören hab« ich jedenfalls keinen Anlaß." „Bitt' ich Sie! Wollte Ihnen ja gerade erzählen, wie ich zu meiner Wissenschaft über Ihre Privatverhältnisse kam." Rudolf, schon an der Thür, bleibt stehen, den finsteren Blick auf Demmler geheftet. „Man hat Freunde, liebster Herr Lammert. So überall in der Welt herum. Zum Beispiel auch in Sprakensen. Und durch die erfährt man denn mancherlei über Andere — que vouler- vons? — Der Welt Laus, weiter nichts. Uno wenn man sich Einiges von dem, was man gehört hat, mit den teilnahmsvollen Anfragen zusammenceimt, die sich bei unserem Chef nach einem gewissen Herrn Lammert erkundigen, und mit den Briefen, die dieser Herr selbst erhält —" „Was wissen Sie von meiner Correspondenz?" braust Ru dolf auf. „Nichts", entgegnete Demmler gelassen. „Gar nichts Be stimmtes — das heißt von ihrem Inhalte nicht. Aber Daß Sie die Briefe bekommen haben — großer Golt, ich habe Ihnen doch seiner Zeit erzählt, daß ich selber früher bei der Wiemann wohnte, und die Frau mir eine treue Anhänglichkeit bswahrt hat! Und soviel konnte ich mir auch ohne fremdes Zuthun zusammen reimen, daß die Briefe von Der jungen Dame in der Haide sich in letzter Zeit um verteufelt ernste Dinge drehten. Sie sehen, ich bin einigermaßen an kait." Rudolf lehnt noch unbeweglich am Thürpfosten. „Und wozu sagen Sie mir das Alles?" fragt er nun. Demmler spielt mit seiner juchtenledernen Cigarrentasche. „Sie sollten sich wirklich auch eine anbrennen, Herr College! Plaudert sich besser dabei", sagt er und hält ihm wieder die Cigarren hin. Daß Rudolf Lammert mit keiner Wimper darauf zuckt, kränkt ihn nicht. „Ich weiß noch mehr: zum Beispiel, daß Sie auf dem Sprunge stehen, Ihre mühsam zusammcngespartrn paar Tausend Mark dem Fräulein anzubicten — o, bitte, Sie hrauchen es durchaus nicht abzuleugnen; wenn es auch unkauf männisch ist, so die Banknoten in ein brennendes Haus zu werfen, so kann ich Ihnen doch den Edelmuth nachfühlen, ja, mehr als das: ich möchte in dem Artikel mitmachen. Wenn ich Ihnen — Pardon, Fräulein von Rheinern, wollte ich sagen, — mit so 'n zwanzigtousenD — viel höher beläuft sich mein Guthaben bei Schröder und Compagnie nicht — dienen kann binnen acht Tagen können Sie das Geld abholen." Also da hinaus wollte er! „Und welche Gegenleistung?" fragt Rudolf. „Hahaha! --- planus inannin Invat, denken Sie? Hm! Ganz unrichtig hätten Sie nicht calculirt. Aber die — Gegen leistung ist sür Sie minimal: einfach die Adresse der reizenden schwarzen Dame von gestern, meinetwegen als Douceur noch so was wie ein paar empfehlende Zeilen —" „Hören Sie auf, oder ick vergesse ihaisächlick Ihren Novell an meine Großmuth!" ruft Rudolf. Nun erhebt sich Herr Demmler dock. „Was in aller Welt Sic wohl denken mögen! Ich — ich bin mit meinen siebenunddreißig doch wadrlick in der Lage, mich nach einer Häuslichkeit zu sehnen, und —" „Vor ein paar Minuten sahen Sie in der Dame keine passende Partie für mich!" „Für Sie", ruft Demmler, unruhig in Dem kleinen Zimmer umhertrippelnd. „Sie sind nicht ich! Sie sind mehr Werth, wer den — ohne Schmeichelei! — einmal mehr sein, vielmehr als ich. Sie haben Talent, einen festen Willen, Grundsätze und sonst noch manche schöne Dinge, die bei mir nur fragmentarisch entwickelt sind. Ich versichere Sie, daß ick die redlichsten Absichten von der Welt habe. Sie aber müssen von ihr los; Sie sind — nehmen Sie mir's nicht übel — für das Temperament dieses Fräuleins zu unerfahren, zu jung, selbst zu sehr Hitzkopf. Feurig Pferd und alter Kutscher, so Mit man am besten. Mein Gott, ich weiß ja gar nicht, ob sic mich will — daß sie mir nicht sans an die Brust fliegt, ist gewiß. Aber — wenn Sie von ihr abließen, so würde sich mit der Zeit die Geschichte am Ende machen, und derweil« kämen Sie mit Fräulein von Rheinern dahin, wohin unser Chef sich längst vergeblich mit ihr 'wünscht." Die letzten Worte hörte Rudolf nur halb. Er hat Demmler einfach den Rücken gewandt und sagt dem Collegen, den er draußen in einer Werkstatt trifft, daß seiner Weiterarbeit im Zeichenzimmer nichts im Wege stehe. Erst als er sieht, daß Demmler dieses verlassen, macht auch er sich wieder an die Arbeit. Aber sie geht ihm heute nicht recht von der Hand. Am Spätnachmittag bringt man Rudolf ein Äillel. In kleinem Couvert nur eine Visitenkarte. Helene von Rheinern steht darauf und dann: „Haben Sie ein Stündchen für mich übrig? Ich erwarte Sie um Fünf in Ihrer Wohnung." „Sollen Sie auf Anwort warten?" fragt er den Boten. „Dann bestellen Sie nur, es wäre gut so." Er ist ja keine Sr runde im Zweifel, daß er da sein muß, wenn das Fräulein ihn verlangt. Er sieht nach der Uhr. Halb Fünf bereits, und um halb Sechs wollte er zu Lisa- Daran hat er im Augenblick gar nicht gedachl. Da die Zeit zu knapp, sie vor Helenens Ankunft noch aufzusuchen, so muß er sich wenigstens -ei ihr entschuldigen -und schreibt des halb auf alle Fälle ein paar Zeilen, nur, damit sie sich keine Ge danken mack:. So etwas Unbestimmtes von dringender geschäf: licker Verbinverung sie Weitz ja, er ist nicht Herr über seine ^eit. Hätte er nur gleich einen Boten für die Besorgung! AIS er im Begriff ist, seine Sachen zu ordnen, kommt Johann Dransfeld, der GeschäftSdiener, mit ein paar Briefen. „Es ist man blos wegen das Quittungsbuch, Herr Lammert. Ich sollte diese beiden Geldbrirfe nach der Post besorgen, aber da hätte dec Herr Direktor, der schon gegangen wäre, da» Quittungsbuch eingeschlossen, und die Briefe hätten Eile." „Zo lassen Sir sich an der Post SpecialqiritlLng geben."
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