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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.04.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-04-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010423015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901042301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901042301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-04
- Tag1901-04-23
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2S72 Stadtbezirken geeignete weiblich« Kräfte zu finden, aber daS darf nicht abkalten, diesen neuen Weg des socialen Fortschrittes zu betreten. D verliu, 22. April. (Telegramm.) Zur Bvrfcier des VedurtStagc» de» Königs von Sachsen findet beute Abend im „Kaiserhofe" ein Festmahl unter dem Vorsitze deS sächsischen Gesandten Graf v. Hohent Hal und Bergen .statt. Morgen früh 9 Uhr wird ein Festg otteSv ien st in der lutherischen Kirche in der Annenstraße abgehalten. Mittags folgt auf dem Casernenhofe des Eisenbahn-Regiments eine Parade der beiden sächsischen Compagnien und Abends ein Festmahl im Casino des zweiten Garde-Ulanen- RegimentS, dessen Chef König Albert ist. D Berlin, 22. April. ^Telegramm.) Im Sitzungs saale der Börse tagte heule eine Bcrsammlung von Ver tretern des deutschen Weinbaues und WeinhandclS, nämlich Drlegirte der betheiligten Handelskammern und Fachvercine. Die Versammlung nahm einstimmig eine detaillirte Erklärung an, die die in der Weingesetz-Novelle niedergelegten Gedanken der Regierung betreffs der Schaffung eines wirk samen Verbots der Kunstweinfabrikation billigt und, hiervon abgesehen, die Aufrcchthaltung der Bestimmungen deS Gesetzes vom Jahre 1892 befürwortet. Die vorgesehenen Controlmaßnahmen werden verworfen und strenge Strafbestimmungen empfohlen. (D Berlin, 22. April. (Telegramm. „Berliner Cor- respondenz".) Ter Geheime OberregierungSratb im Cultus- minlsterium Rcnvrrs ist zum Regierungspräsidenten von ArnSberg ernannt worden. (-) derlin, 22. April. (Telegramm.) Der Bureau director des preußischen Abgeordnetenhauses, Geh. Rechnungs rath 'Gall, ist an einem Herzschlag gestorben. — Als ein „Irrthnm" in dem Anerkennungsschreiben deS Kaisers an die Reichsbank wird eS in einem hiesigen Blatte bezeichnet, daß in dem Schreiben gesagt wird, die Bank sei „durch die Pflege deö Depositengeschäfts ihre Dienste auch für den kleinen Capitalisten nutzbar zu machen bestrebt gewesen." Es wird darauf bingewiesen, daß die Reichsbank — im Gegensatz zu den großen Privatbanken — verzinsliche Depositen überhaupt nicht annimmt. DaS ist ganz richtig; aber in dem kaiserlichen Schreiben ist offenbar nur ein nicht correcter Ausdruck für einen anderen Geschäftszweig gebraucht worden; gemeint ist offenbar die von der Reichsbank in großem Umfang betriebene Verwaltung der Depots von Staatspapieren für Privatleute, unter denen in der Tbat die „kleinen Capitalisten" sehr zahlreich sind. Die Verfasser kaiserlicher Kundgebungen sollten sich allerdings immer präcis auSdrücken. ssNat.-Zlz.) — AuS dem Cabinet der Kaiserin gelangte gestern eine Spende von 2000 zum Bau einer dritten jüdi schen Altersversorgnngsaustalt an den Vorstand der jüdischen Gemeinde zu Händen des Herrn Moritz Manheimer in seiner Eigenschaft als Präsident der Altersversorgungs anstalten. Diese Spende war begleitet von einem huldvollen Schreiben der Kaiserin. In der Repräsentantenversammlung der jüdischen Gemeinde wurde gestern der Schenknngsacl zur Kennntuiß gegeben. — In einem CentrumSblatte wird der Ansicht wider sprochen, daß der Reichstag vor Pfingsten geschlossen werden könnte; es werden die Vorlagen ausgezählt, die noch der Erledigung harren: ostafrikanische Centralbahn, Saccharin gesetz, Kriegsinvalidengesetz, Versicherungsgesetz, Weingesetz, Seemannsordnung, Brannlweinsteuernovelle u. s. w., wozu daS Blatt auch noch den Toleranzantrag des CentrumS und den Diätenanlrag hinzufügt; es erklärt, es sei nicht zu bezweifeln, daß der Reichstag bereit sein werde, auch nach Pfingsten noch zu tagen, und dann „würde es sich doch sehr wenig empfehlen, nm nicht mehr zu sagen, wenn die ver bündeten Regierungen der Session den Lebensfaden abschneiden wollten, ehe alles Wichtige ordnungsmäßig erledigt ist." — Die „Nat.-Ztg." meint dazu resignirt: Im Hinblick auf die Zu stände im Reichstage erscheint die Versicherung, daß dieser bereit sein werde, länger als Lis Pfingsten zu tagen, doch einerseits höchst wunderlich, und sie ist andererseits für den Zweck der Erledigung der Vorlagen ziemlich gleich- giltig. Der Reichstag tagt ja überhaupt nicht; er ist einfach nicht mehr vorhanden. Der zur Regel gewordene Zustand, daß von 40—50 Mitgliedern über die schwierigsten Einzelfragen wichtiger Entwürfe in größter Schnelligkeit entschieden wird, kommt nachgerade dem Zu sammenbruch der ganzen Institution der Reichs vertretung sehr nahe. — Aussehen macht eine in parlamentarischen Kreisen be kannt gewordene und bereits durch ein Blatt der Oeffentlich- keit übergebene Aeußerung des früheren Reichs kanzlers Fürst Hohenlohe zur Chinapolitik. Danach soll der Rath des Grafen Waldersee zur Inaugurirung der letzte» Phase der Chinapolitik mehr als sein eigener maßgebend und von Einfluß gewesen sein. DaS würde den immerhin auffälligen Zeitpunkt deS Rücktritts de- Exkanzlers nachträglich erklären und eine Revision deS UrtheilS über den Fürsten nöthig machen. — Staatsminister a. D. vr. v. Delbrück begiebt sich heute auf einige Wochen nach Meran. (D Kiel, 22. April. (Telegramm.) Der Kaiser iveilte gestern Abend im kaiserl. Uachtclub uns nahm heute Vor mittag auf dem Linienschiff „Kaiser Wilhelm II." Vorträge entgegen. Die Kaiserin machte heute früh einen Spazier gang in Düsternbrook und fuhr später mit der Prinzessin Heinrich nach der Webschule des „Vereins für Haus- und Kunstweberei". Die Kaiserin verweilte dort längere Zeit und äußerte ihre Anerkennung über die kunstvollen Arbeiten. (D Danzig, 22. April. (Telegramm.) Wie die „Dan ziger Zeitung" meldet, ist heute zwischen den 'Stauern einer seits und den Stauer meistern und Rhedern anderer seits eine Einigung erzielt worden. Die Stauer nehmen morgen die Arbeit wieder auf. * Gotha, 22. April. DaS Gothaer „Volksblatt" meldet in seiner letzten Nummer: „Wie wir aus der soeben eingetroffenen „Ameise" ersehen, hat der Vorstand des Porzellan- arbeiter-VerbandeS beschlossen, die Sperre über die Fabriken Heene, Menz L Eckardt, Heißner in Gräfenroda aufzuheden." Der Kampf in Gräfenroda ist also endgiltij von den Socialdemokraten verloren. * Saarbrücken, 2l. April. In einer heute hier abgehal tenen allgemeinen Wählerversammlung de- national liberalen Wahlverein» deS Kreise- Saarbrücken wurde der Geheime Bergrath Pritze-Saarbrücken als Candidat für die Landtagsersatzwahl voraeschlagen und an genommen. Ja einer demnächst in Neunkirchen statt- fiuvevden Wählerversammlung deS aanzen Wahlkreises wird der Vorschlag erneuert werden. Der in der Versamm lung anwesende Candidat erklärte, da- Mandat annehmen und sich der nationalliberalen Partei anschließen zu wollen. (Frkf. Ztg.) Stuttgart, 21. April. Vor der Strafkammer des hie sigen 'Landgerichts erfolgte gestern die Verhandlung in dem viel erwähnten Kuppelei - Proceß, ver den Minister wechsel in Württemberg veranlaßt hat. Unter Anklage stehen ver frühere Wirth Wiedmayer und seine Frau. Es sind 14 Zeugen geladen, meistens Mädchen im Alter von 17 bis NO Jahren. Aus die Zeugenvernehmung des früheren Minister präsidenten und Kriegsministers, sowie zweier gleichfalls in die Angelgenheit verwickelter Justizrrferendare hat die Vertheidigung ettdgiltig verzichtet. Unter diesen Umständen hatte die Verhand lung keine besondere Bedeutung mehr. Wiedmayer wurde zu vier, sein« Frau zu drei Wochen Gefängniß verurtheilt. — Die Abgeordnetenkammer hak am Sonnabend die Etat-, beradhung fortgeseht und ist bis zu Cap. 34 gelangt. Di« ge- kordrrtr Vermehrung des 'Landjägercorps um 16 M«m wurde nach längerer, teilweise socralpolittscher Debatte gegen dir Stimmen der Socialvemokraien und einiger Volks- Zartester genehmigt. Bei der Berathung des Etats des Innern hat Minister v. Pischet über die geplante neue Gemeind e- ordnung Mittheilungen gemacht. Darnach ist für die größeren Städte die Beseitigung des Bürgerausschusses geplant, an dessen Stelle ein Stadtverordneten - Colle gium zu treten hätte, das aus 60 oder mehr, von der Bürger- chaft direkt zu wählenden Mitgliedern bestehen und der ganzen Gemeindeverwaltung Ziel und Richtung geben würde durch Aufstellung der Gemcindestatutcn, Festsetzung des Etats и. s. w. Neben diese Gemeindevertretung hätte als aussiihrendes Organ ein 'Magistrat oder Stadtrakh zu treten,^er von den Gcmeindevertretern und aus deren Mitte zu wählen wäre. In den größeren Städten des Landes sollte ferner auch die Proportionalwahl eingeführt werden, um auch den Minderheiten eine Vertretung zu geben. Oesterreich-Ungarn. Tas SchulvereinS-Protektorat des Thronfolgers. * Wien, 20. April. Die ultramontane „Reichspost", der man die erste Mittheilung darüber verdankt, daß Erzherzog Franz Ferdinand das Protectorat über den Katholischen Schul verein übernommen habe, bringt noch einen (schon kurz er wähnten) Nachtrag zur Geschichte dieses Protektorats. Das Blatt erklärt es als „Märchen", daß 'der Erzherzog zur Ueber- nabme des Protectorats von irgend einer Seite veranlaßt, beein flußt, gebeten oder gedrängt worden sei, und schreibt dann weiter: „Demgegenüber constatiren wir in genauer Kenntniß aller in Betracht kommenden Umstände, daß schon vor einigen Wochen der Erzherzog persönlich dem Katholischen Schulvereine die Mitthcilung machen ließ, es sei sein Wunsch, das Protectorat zu übernehmen, und er ließ selbst hinzufügen, was ihn dazu ver anlaßt habe, nämlich die Ueberzeugung, die er aus der lang jährigen Lectiire ver Berichte über die Versammlungen des Katho lischen Schulvereins und über die vom „Vaterland" stets im Wortlaute gebrachten herrlichen Reden desselben gewonnen habe, daß derselbe religiös-sittliche, patriotische Ziele verfolge. Darauf hin hat die Centralleitung des Katholischen Schulvereines, nach dem Bischof vr. Rößler, der bisherige Protektor, davon ver ständigt, sein Protectorat niedergelegt, durch den Erzherzog selbst aber um Beibehaltung desselben gebeten worden war, das übliche Bittgesuch an den Erzherzog um die Uebernahme des Protec torats gerichtet, dessen Beantwortung im bejahenden Sinne er folgte, indem gleichzeitig das Präsidium zur Audienz bei Sr. к. und k. Hoheit eingeladen wurde. Wie wir weiter erfahren, hat Erzherzog Ferdinand in seiner Ansprache an den Obmann des Vereines ausdrücklich noch gesagt, es sei durchaus zutreffend, was vr. Schwarz in seiner Dankcnsprache betont habe, daß er dies Protccto-at „aus eigener Initiative" übernommen habe. Niemand, keine Persönlichkeit, kein Verein, keine Partei, hat diesen rein privaten Entschluß und rein privaten Act des Erz herzogs, wie dessen rein private Worte beeinflußt." Klarer wird hierdurch die dunkle Entstehungsgeschichte dieses Protectorats nicht. Es wird hier endlich festgestellt, was die erste Mittheilung der „Reichspost" verschwiegen hatte, daß die Centralleitung des Katholischen Schulvereincs das übliche Bittgesuch an den Erz herzog um die Uebernahme des Protectorats gerichtet habe, und das steht doch wohl im Widerspruch mit Der Behauptung, der Erzherzog habe „aus eigener Initiative" bas Protectorat über nommen. Allerdings soll der Erzherzog schon vorher dem Katholischen Schulvereine „persönlich" die Mittheilung babcn „machen lassen", es sei sein Wunsch, das Protectorat zu über nehmen. Aber das ist noch unklarer. Entweder machte der Erz herzog die Mittheilung „persönlich", dann „ließ" er sie nicht mack-cn, oder er ließ die Mittheilung durch «inen Dritten an den Katholischen Schulverein gelangen, dann machte er sie nicht per sönlich. Aus dem Ganzen scheint hervorzugchen, daß die frag liche Mittheilung, wenn sie wirklich vor Einreichung des üblichen Bittgesuches an den Katholischen Schulverein erging, die Folge eines Gespräches war, das der Erzherzog mit einer zum Katholischen Schulvereine in Beziehung stehenden Person über den Verein hatte. Wer ober die Initiative zu diesem Gespräche ergriffen hat, der Erzherzog oder diese Person, das wird in der Mittheilung der „Reichspost" wieder im Dunkeln gelassen. Wenn daher das Blatt seine Mittheilungen mit der Bemerkung schließt, „es war nothwendig, obige Thatsachen zu constatiren, um keiner Legcndenbildung Raum zu geben", so sind Zweifel gestattet, ob dieser Zweck erreicht wird oder auch nur erreicht werden soll. Hier scheint im Gegentheilc sehr eifrig an der Bildung einer Legende gearbeitet zu werden. AuS Paris wird der „Voss. Zig." gemeldet: Erzherzog Franz Ferdinand's klerikale Rede findet hier bei den Nationalisten freudige Aufnahme. „Eclair" schreibt heute: „Die Rede offenbart die ganze Schwäche des Dreibundes, sie ist die Antwort der österreichischen Vaterlandsliebe auf die Glück wünsche, die in der Hofburg ausgetauscht wurden, sie giebt Europa zu wissen, daß die österreichische Erbfolge nicht an einem Festtischc mit klangvollen Worten geregelt werden wird, daß die gewaltigen Pläne Wilhelm'sll. in der Ent schlossenheit von Franz Josef's Nachfolger ein schwer überwindliches Hindern iß finden werden, und daß man Oesterreich nur haben kann, wenn man es mit Waffengewalt erobert. Die Warnung wird in Berlin ver standen werden. Wir verzeichnen sie als einen werthvollen Fingerzeig für unsere Diplomatie und als wichtiges Element der künftigen Lösungen." (Bei größerer Erfahrung hätte Erzherzog Franz Ferdinand diese Wirkung seiner Kampfrede auf die Feinde des Dreibundes Voraussehen müssen. Seine Berather, unter denen die Fürsten Lobkowitz und Prinz Schwarzenberg in erster Reihe stehen, haben eine solche Wirkung zweifellos vorausgesehen und gewollt. Red.) Frankreich. Militä »dien st zeit; Hasen von vizerta; Streik. * Paris, 22. Zlpril. (Telegramm.) Der Präsident deS Armee-AuSschusseS der Kammer, früherer Minister Krantz, hielt gestern in Nancy einen Vortrag über die Verringe rung der Militärdienstzeit und erklärte unter Anderen, falls die zweijährige Dienstzeit oder darauf vorbereitende Maßnahmen eingeführt werden sollten, würde Frankreich überhaupt keine Armee, sondern nur eine Miliz haben, die auf der gleichen Stufe stände wie die einstige National garde. — Dem „Echo de Paris" zufolge ist Admiral Gervais, der jüngst Bizerta inspicirt hat, von den Be- festigungSwerken de» tunesischen Hafen- sehr befriedigt. Gervais verlangt nur, daß im Hafen besondere Einrichtungen geschaffen werden, um auch Unterseebote von größerem Tonnengebalte unterbringen zu können. * Montceau-leS-MineS, 22. April. (Telegramm.) In einer heute Vormittag abgehaltenen Versammlung unter breitete daS Syndicat den entlassenen Arbeitern Borschäge der Regierung bezüglich ihrer Unterbringung in anderen Werken. Die Vorschläge wurden einstimmig abgelebnt, obwohl sich dir Regierung bereit erklärte, die Reisekosten zu tragen. Niederlande. * Han» 22. April. (Telegramm.) Die Königin- Mutter ist heute Vormittag nach Potsdam abgrreist. Sie wird sechs Wochen im AuSlande verweilen. Spanien. Antiklerikale Bewegung * Madrid, 22. April. (Telegramm.) Die gestrige antiklerikale Volksversammlung dauerte vier Stunden und war stark besucht. Sie legte Beschwerde ein gegen daS Regierung-Verbot, Straßenkundgebungen z« veranstalten, während kirchliche Processionen gestattet seien, und stellte die Forderung auf, daß alle Eongregationen, die nicht durch da» Coocordat gestattet seien, sofort aufgelöst werden. In Valencia und Barcelona fanden gestern ähnliche Versamm lungen statt, in denen äußerst heftige Reden gebalten wurden. In Barcelona vrrlangtrn di« versammelten Waffen, um di« Gendarmeriecaserne und die Klöster zu stürmen. Mit Mühe gelang es dem Vorsitzenden, die Ruhe herzustellen. Die Gründung einer großen antiklerikalen Liga ist im Zuge. (Boss. Ztg.) Militär und Marine. * General der Cavallerie v. Massow widmet im Namen des 9. Armeecorps dem Generalmajor v. Groß genannt von Schwär-hoff folgenden Nachruf: „Im 9. Armee corps, dem er als Commandcur der 33. Jnfantericbrigade an gehörte, war dieser hochbegabte und im Besitz der vortrefflichsten Eigenschaften befindliche General gleich geschätzt und verehrt bei Vorgesetzten, Kameraden und Untergebenen; uns Alle er füllte es mit Freude, als das Vertrauen des allerhöchsten Kriegsherrn ihn in die bevorzugte Stellung berief. Wir be klagen sein frühzeitiges Ende als einen schweren Verlust für die Armee, in unserer Erinnerung wird er fortlcben." * Der Commandant der Festung Wesel, Generalmajor Freiherr v. Wert Hern, ist, der „Rh.-Westf. Ztg. ' zufolge, auf seinen Wunsch mit Pension zur Disposition gestellt worden. Frhr. v. Wcrthern sieht auf erne 38jährige Dienstzeit zurück und bekleidete das Amt des Commandanien der Festung Wesel seit 6 Jahren. G München, 22. April. (Telegramm.) Die „Correjpcnd. Hossmann" meldet amtlich: Die Gesammtzahl drrTyphuSkranken beim 2. Bataillon des 8. bayerischen Jnfanterte-Regiments in Metz beträgt gegenwärtig 212, die der Todesfälle 12. Ein Zugang mit ausgesprochenem Typhus hat in den letzten Tagen nicht stattgesunden. Wegen Typhusveldachtes werden noch zwölf Mann beobachtet. In dem Befinden des größten Theils der Schwer kranken ist »ine deutliche Besserung eiugetrele». G Berlin, 22. April. (Telegramm.) S. M. S. „Bineta", Commandant Capitün zur See da Fonseca-Wollheim, ist am 20. d. Mts. in Bahia angekommen und beabsichtigt, am 1. Mai nach EantoS in See zu gehen. S. M. S. „Seeadler", Commandant Corvetten-Capitän Schack, ist am 22. d. Mts. von Swatau nach Ainoy in See gegangen. Der Dampfer „Cob lenz" mit dem Ablöjungstransport S. M. S. „Bineta" an Bord, Transportsührer Kapitänleutnant Brüll, ist am 21. April in Antwerpen angekommen und beabsichtigt, am 24. d. Mts. in See zu gehen. S. M. S. „Wolf", Commandant Capitänleutnant Louran, ist am 21. April in Loanda angekommen. Verein selbstständiger Leipziger Kaufleute und Fabrikanten zur Wahrung berechtigter Interesten. Leipzig, 20. April. Eine ziemlich umfangreiche Tages ordnung lag der gestern Abend unter Vorsitz des Herrn Hugo Seifert im Restaurant Kitzing L Hclbig avgehaltenen Monatsversammlung zur Berathung vor. Zunächst Ivar darüber Beschwerde geführt worden, daß bei einem hiesigen Concursausverkauf neue Waaren der Masse zugefüyrt worden, und daß in einem anderen Falle in clncm allgemeinen Ausverkauf ebenfalls der Verkauf neuer Waaren und damit eine Täuschung des PublicumS ftattgefunden. Tie letztere Sache wird das Gericht beschäftigen. In der Frage des 8 - U h r - L a d e n s ch l u s s e s , die neuerdings zu einer Eingabe des Deutschnationalen Handlungs- gehilsen-VerbandcS an das königliche Ministerium fuhren wird, will der Verein vorläufig keine Schritte unternehmen, da er die Ueberzeugung hegt, daß die Behörden die Angelegenheit in die richtigen Wege leiten werden, sobald von Seiten der antrags berechtigten Ladcninhabcr die entsprechenden Eingaben vor- liegen werden. Vom Vcrkehrsausschutz des Vereins ist eine Eingabe an das sächsische Justizministerium vorbereitet und dem Vorstände überwiesen worden, in welcher der Wunsch aus gesprochen wird, daß bei N e u c i n t r a g u n g c n von Handelsfirmen die zuständigen Amtsgerichte die Firmen Zusätze in Bezug auf ihre Berechtigung sorgfältig prüfen möchten, damit nicht, wie es zuweilen von ganz unbedeutenden Firmen geschehe, durch hochtrabende Bezeichnungen (etwa Deutsches Waarcnhaus, Sächsische Manufactur u. s. w.) beim Publicum eine ganz falsche Meinung bezüglich der Größe und Leistungsfähigkeit solcher Firmen hervorgcrnfen werde. Auch die Eintragung gleichlautender Firmen — so in Leipzig Hotel Royal — wurde bemängelt. Aus dem Mitglicderkreise heraus tam dann eine Anzahl von bemerkenswcrther Fragen zur Berathung und Besprechung. In dem einen Falle handelt cs sich nm die Aufnahme eines Wechselprotestes außerhalb der üblichen Ge schäftszeit (?i1 Uhr). Wohl war man sich bewußt, daß die Protestaufnahmc selbst als eine ganz loyale zu betrachten sei, da H 8 des sächsischen Gesetzes vom 25. April 1849, die Ein führung der Allgemeinen deutschen Wechselordnung betreffend, bestimmt, daß die Protestaufnahme von 9 Uhr bis 6 Uhr ohne Unterbrechung vorgcnommcn werden könne, aber man konnte sich auch nicht der Meinung verschließen, daß cs nicht gerade nöthig sei, wenn Notare in der Mittagspause Wechselproteste erheben. Es wird sich nun nach dem Beschluß der Versamm lung der Vorstand an den Anwaltsverein zu Leipzig wenden und diesen veranlassen, bei seinen Mitgliedern zu befürworten, daß künftighin während der Mittagspause Protestanfnahmcn unterbleiben. Im Anschluß daran kam eine weitere Verschärfung der Protestaufnahme zur Sprache, deren Ursache man in der kurzen Einlösungsfrift von Wechseln bei der Reichs bank zu erblicken meinte. Die Usance der Reichs bank, die fälligen Wechsel nur bis 9(4 Uhr des nächsten Tages ihres Verfalls zur Einlösung zurückzuhalten, wurde als zu streng betrachtet, aus welchem Grunde der Verein auch bei der maßgebenden Stelle dahin vorstellig werden wird, daß die Etnlösnngszeit fälliger Wechsel bei der Rcichsbank bis zum anderen Tage 12 Uhr ge stattet werde, wie dies auch bei anderen Banken üblich sei. Es wäre dies schon Wünschenswerth mit Rücksicht auf kleinere Geschäftsleute. Endlich wurde noch aus der Mitte der Versammlung der Wunsch ausgesprochen, daß die hiesige Handelskammer sich bereitwilliger und geneigter für Wünsche zeigen möge, die ihr aus der hiesigen Geschäftswelt, namentlich der kleineren, vor gelegt werden. Vor Schluß der Versammlung beauftragten die Erschienenen den Vorstand, die vorbereitenden Arbeiten für die Betheiligung seiner Vertreter an der 2. Hauptversammlung des Deutschen Bundes für Handel und Gewerbe in Hamburg zu übernehmen und die entsprechenden Anträge vorzu bereiten. — Neuer Leipziger Thierschutzverein. H Die letzte M o n a t s d e r s a m in l u n g des Vereins, die im Hotel Fürstcnhof abgehalten und die vom Vorsitzenden, Herrn Conrad Dünckcl, mit einem Willkommcnsgrutz an die Erschienenen eröffnet wurde, sand wiederum rege Lhcilnahme. Zu Ehren des in letzter Zeit verewigten Mitgliedes Herrn Rechtsanwalt Moritz Höpner erhoben sich die Anwesenden. In gleicher Weise ehrte die Versammlung das Andenken deS am 6. März d. I. verstorbenen Lehrers Herrn Carl Wilhelm Schanz hier, der dem Verein, wie tzer Vorsitzende bekannt gab, obwohl er demselben nicht als Mitglied angehörte, letzt willig ein Legat von 500 -St ausgesetzt hat. Herr Dünckcl berichtete hierauf über die am 30. März d. I. in Dresden ab gehaltene Generalversammlung des Internationalen Vereins zur Bekämpfung der wissenschaftlichen Tbiersolter, welcher er als Delegirter des Neuen Leipziger Thierschutzvereins bei wohnte. ES war dem Berichte zu entnehmen, daß der Inter nationale Verein auch im vergangenen Jahre eine lebhafte Thätigkeit im Interesse seiner Bestrebungen entwickelt und vor Allem durch die Massenverbreitung von Broschüren und Flug schriften gewirkt hat. Die Zahl der vertheilten Schriften er reicht die beträchtliche Höhe von über 74 000. — Dem Inter nationalen Verein gehören zur Zeit 1139 Einzelmitglieder und 53 Vereine an, die ihrerseits die stattliche Zahl von ca. 20 000 Mitgliedern repräsentircn. Die VcrmögenSvcrhältnissc des Vereins sind durchaus günstig. Der Vorsitzende referirtc hierauf über Thierquäle- reicn in Bergwerken, sich dabei in der Hauptsache an einen mit „Eine Hölle der Thicre" überschriebenen Artikel stützend, der vor einiger Zeit die Runde durch verschiedene Blatter gemacht und in tht«rfr«undlichrn Kreisen berechtigte Empörung hervoracnifen hat. In diesem Artikel wird die Behandlung und Ueberanstrcngung der Pferde, die in großer Zahl unter der Erde in den Bergwerken Rheinlands und Wcü- phalcus bei der .Kohlenförderung verwendet werden, als ge radezu haarsträubend geschildert. Der „Weltbund zum Schnne der Thicre" hat hiergegen bei den betreffenden Behörden eine Beschwerde eingercicht, die, wie das Antwortschreiben des Ober bergamts in Dorrmnnd beweist, von Erfolg gewesen ist. Tas Oberbergamt hat danach bereits wiederholt im Einverständnis; mit dem Minister für Handel und Gewerbe alle ihm unter stellten Bcrgrevicrbeamten, und durch diese auch die Bezirk», leiter der Gruben, ersucht, der bcregten Angelegenheit ihre wcil- zehendsle Aufmerksamkeit zu widmen und durch strenge Le trafung der Schuldigen, gegebenen Falles durch Anzeige bei der königlichen Staatsanwaltschaft, solche Vorkommnisse z.i ahnden. Die Versammlung nahm von dieser Aeußerung des Obcr- bcrgamtes mit Befriedigung Kenntniß. Herr Fleck st ein dankte dem Vorsitzenden für seine Ausführungen, während Herr Kaiser die Aufmerksamkeit auf die schlesischen Berg werke lenkte, in denen ebenfalls 2000 Pferde unter der Erde, ohne jemals an das Tageslicht zu kommen, arbeiten und wo möglicher Weise ebenfalls Fälle schlechter Thierbchandlung vor tommen. Auf Vorschlag des Vorsitzenden wurde beschlossen, den Schlesischen Cenrralverein zum Schutze der Thiere in Breslau zu bitten, in dieser Beziehung Erörterungen anzu stellen. — Nach Erledigung verschiedener weiterer geschäftlicher Angelegenheiten erreichte die Sitzung ihr Ende. krystaU-Palast. Leipzig» 21. April. Das Ensemble des Theatecvarss-r,' har sich wieder neu rekrutirt. Daß gerade besondere neue „Schlager" hineingekommcn wären, kann zwar nicht behaupiei werden, aber woher auch auf dem Gebiete artistischer Kunn immer etwas Neues nehmen? Es ist erstaunlich genug, daß es -er Direktion immer gelingt, die Vorstellungen so fesselnd und abwcchselnngsrcich zu gestalten, wie cs auch diesmal wieder dec Fall ist. Die „schwedischen Nachtigallen", Geschwister Neron", ein Herr und eine Dame in kleidsamem schwedischem Nationalcostüm, singen ihre schwedischen Lieder mit vielen! Geschick, und die hübschen, frischen Stimmen finden auch bei Denen Wohlgefallen, die in der schwedischen Sprache nicht über das Studium der Zündhölzchenschachtcln hinausgekommen sind. Auch der schwedische Nationaltanz kommt bei dem Auftreten der Duettisten zu Ehren. Es ist noch eine andere Gesangskrafi dem neuen Ensemble einvcrleibt worden, ein „star" von jenseits des atlantischen Oceans, „The American Diva" Amelia Stone, die durch ihre gut geschulte, sympathische Stimme und den flotten, gut pointirten Vortrag ebenfalls das Publicum für sich zu gewinnen weih. Rechnen wir zu den schwedischen Duettisten noch die beliebten französischen Duettisten Bianca-Des roches, die dem Pariser Chic huldigen, die schneidige Soubrette Lilly Melau und den trefflichen Gesangshumoristen Paul Jülich, der jetzt auch den Aerztestreit und die Leipziger Ortskrankencassen-Affäre seinen Couplets cinverleibt hat, so wird man gestehen müssen, daß die Kunst des heiteren Gesanges würdig ans dem „Breul" vertreten ist. Die Bravour - Gymnastiker > Leopard-Selina- Tro u p c , zwei Damen und zwei Herren, arbeiten mir Grazie und Sicherheit am Trapez und entwickeln dabei, nameniüch bei deut lebenden „Carroussel", auch eine enorme Körpcrtrafr. Die Instrumentalmusik präscntirt sich nicht nur in der heiteren Form durch die schnurren von Tittle und Tatile, sondern ist auch in ernster Weise durch Olivotte, einen trefflichen Violinen Virtuosen, vertreten, dem die Bescheidenheit den Namen eines „modernen Paganini" beigelegt hat. Er ist ein Meister auf seinem Instrument. Sowohl die Stücke inir Orchester als auch die Soli führte er in glänzender Weise durch und bewährte sich als ein souveräner Beherrscher des Bogens Tas Violin-Concert vckur von Paganini, in der Trans- scription von Wilhelmy, war eine Bravourleistung, die dem rcichgcspendctcn Beifall verdiente. Ein vorzüglicher Jongleur ist E. W. Ficlds, dem die Besen besser gehorchen, als dem „Zauberlehrling". Was er in die Lüfte schickt, kehrt folgsam in seine Hosentasche zurück, ein Tric, der die Jongleur-Kunst wieder um etwas bereichert hat. Mit lebhaftem Interesse sah man daS mysteriöse Fahrrad von Zazaund Marguerite arbeiten. Es handelt sich dabei um einen mächtigen, feststehen den Radreifen, in welchem eine Künstlerin mit einem Fahrrad die eigenartige Bahn rundum abfährt, so daß sie theilweisc mir dem Kopfe nach unten hängt und ein Antipodcn-Kunststück auS- führt. An einer befestigten Stange werden dabei Turnübungen ausgcführt. Das Ganze ist neu und die Rundfahrt wurde unt großem Beifall verfolgt. Victor Castel's Dogge Sultari bewährt sich nach wie vor als gewandter Rechenkünstler und Gedankenleser. LTL-Mc«. — Uer üeutsclien un6 ruisliinäisctien ^eitunxen urui ?scli- rcitsclirikten tj-egeünclet I8S4). 8»edverstLnUiL«r k«tk in sllen Insertionsinxelezen- keiien. äussebeilunx von InreetionrpISnen. Korten voeilnrekILge, Leltunxscsitalog. vetowenins- von CVIkkee .... Annoncen untre steenxsier Discreiion SorxtLIiixste Neäicnunx. — villixstc Preise. kiLlillkiirt r.U.. Lki-Iill, Köln, sirmdiirg, kamMer, Wllcdell 34 peteesstr. ölpHA k>eteesste 34 ^Vkis 8»st Lktä 8»Ir8vIlI1rk oäer eme ÜLU8- cker ^.rrt? Driolceur mit Lalrseblirter Lomtiicius. khmisi-e Uitttsi-», uoentdetirllvti» 2alm-6rtzme
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