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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.04.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-04-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010424017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901042401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901042401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-04
- Tag1901-04-24
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Mittwoch den 24. April 1901. Anzeigen «Preis die 6gespaltene Petitzeile 25 Reklamen unter dem Rrdacnansstrich (4 gespalten) 7L vor den Familiennach richten («gespalten) SV H. Tabellarischer und Zisfernsatz entsprechend l ber. — Gebühren pW Nachweisungen und Offertenannahme 25 (excl. Porto). Ertra Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderuag ./< 60.—, mit Postbesörderuug 70.—. Anuahmeschlub für Anzeige«: Abend-AuSgabe: Bormittag- 10 Uhr. Morgeu-An-gab«: Nachmittag- 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stet- an die Expedition zu richte». Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abend- 7 Uhr- Druck und Verlag von E. Polz i» Leipzig. 95. Jahrgang. ÄakiMat der Lismarck'schen Politik und der heutigen kegierungspoutik. 1. Fürst Bismarck'S Regierung. Fürst Herbert Bismarck hat in Burg eine viel beachtete Rede gehalten, in der die Regierunysmethode des Fürsten Bismarck mit der gegenwärtigen verglichen war, nicht eben zum Dortheil der letzteren. Er hat an ein Wort seines Vaters angeknüpft, daß eine Regierung zu Grunde gehe, wenn sie bald dieses, bald jenes thue, und er hat angedeutet, daß der gegenwärtigen Regierung dieser Borwurf zu machen sei. Die „Vossische Zeitung" hält es für nöthig, der gegenwärtigen Regierung in der Weise zu Hilfe zu nlen, daß sie aus Thaten und Aussprüchen des Fürsten Bismarck nachzuweisen sucht, auch der große Staats mann habe sich in gewisser Weise in einem „Zickzack-Curs" be wegt. Als Beispiel führt sie an, daß er einige socialistische Führer, wie Lassalle und Schweitzer gerichtlich verfolgt und gleichzeitig doch, besonders den Ersteren, persönlich liebenswürdig behandelt habe. Es werden dann weiter einige Aeußerungen Bismarck's angeführt, wie z. B., daß er es verstanden habe, zur rechten Zeit nachzugeben, und daß er stolz darauf gewesen sei, als irrig erkannte Meinungen ohne Weiteres berichtigt zu haben. Das Unzutreffende dieser Beispiele liegt auf der Hand. Wenn Fürst Bismarck Lassalle gerichtlich verfolgt und doch persönlich liebenswürdig behandelt hat, so beweist dies doch keine In konsequenz seinerseits, sondern nur etwas, was jeden Menschen ziert: daß er nämlich die Person und die Sache von einander zu scheiden wußte. Er verfolgte die socialdemotratische Agitation Lassalle's, er verkehrte mit dem interessanten Menschen Lassalle. Und was seine hier citirten Aussprüche anbelangt, so wird durch diese doch nicht im Mindesten die Stabilität seiner Politik wider legt. Wenn ein Staatsmann die von ihm bis dahin einge schlagene Richtung als verfehlt erkennt, wie dies beispielsweise bei Bismarck in der zweiten Hälfte der 70er Jahre mit der Mrthschaftspolitik der Fall war, so kann man ihm nicht den Vorwurf des Schwankens machen: im Gegentheil, er schwankt nicht, sondern er entscheidet sich. Von einer schwankenden Politik der Regierung kann nur dann die Rede sein — und nur in diesem Sinne hat Fürst Herbert Bismarck den Ausspruch seines Vaters citirt —, wenn eine Regierung ein Ziel vor Augen hat, aber unsicheren Schrittes auf dem Wege einhergeht und jederzeit geneigt scheint, denen ihr Ohr zu leihen, denen dieses Ziel un sympathisch ist. Daß aber Fürst Bismarck mit einer nicht zu verrückenden Stetigkeit seinen Zielen zugeschritten ist, werden auch seine Gegner nicht zu bestreiten wagen. Von den nahezu 40 Jahren, die er seit seiner Ernennung zum Gesandten am Bundestage zu Frankfurt im Staatsdienste zugebracht hat, ist die erste Hälft« dem gewaltigen Ziele der Einigung Deutschlands ge widmet gewesen, die zweite Hälfte dem Ziel«, das nun ge schaffene deutsche Reich nach innen wie nach außen stark und sicher zu machen, damit es jedem Anprall gewachsen sei. Bei der Durchführung seines ersten Zieles fand Fürst Bis marck Widerstände vor, mit denen Diejenigen, die sich heute auch dem weitschauendsten Ziele des leitenden Staatsmannes entgegen stellen könnten, gar nicht verglichen werden können. Das Ansehen des Staates, erschüttert durch die klägliche Regierung der Mer Jahre, das Vertrauen zwischen König und Volk schwer gefährdet, die ungeheure Mehrheit der Volksvertretung gegen sich, vom tiefsten Mißtrauen der europäischen Mächte umlagert, persönlich von dem damals herrschenden bürgerlichen Radikalismus bis in den Tod gehaßt, einen König zur Seite, der infolge der trost losen inneren Lage zunächst wenigstens das sichere Selbstvertrauen verloren hatte, — man erinnere sich nur an den Entschluß König Wilhelm's abzudanken —: durch all' diese Widerstände hin durch und über sie hinweg mußte Bismarck sein Ziel erkämpfen. Wäre dies denkbar gewesen, wenn er nicht den Blick unverwandt auf das Ziel gerichtet hätte? Und wäre es möglich gewesen, wenn er nicht mit einer Kunst sondergleichen verstanden hätte, alle Momente, die er dem Ziele nutzbar machen konnte, zusammen- zufassen? Dem zweiten Ziele, der Sicherung der gewonnenen Einigung, thürmten sich kaum geringere Widerstände entgegen. Deutsch land war in der ersten Zeit nach der Herstellung der Einigung nach außen bin vollkommen isolirt; im Innern war der Kamp mit den reichsfcindlichen Elementen, dem Welfenthum, der Socialdemokratie, dem PapismuS zu führen; und fast mehr noch als durch alles Dieses wurden die Kräfte des Kanzlers idurch die unaufhörlichen Friktionen mit denen absorbirt, die ihn, wie er sich einmal ausaedriickt hat, deshalb haßten, weil er mehr ge worden war als sie. Und doch gelang eS ihm, trotz all' dieser Widerstände, nicht nur gesicherte Zustände im Innern des Reiches herzustellen, nicht nur durch die Bündnisse mit Oester reich und Italien Deutschland gegen alle Gefahren von außen her so weit zu sichern, wie es nach menschlicher Berechnung über haupt denkbar ist, sondern auch durch die Einleitung der Eolonialpolitik ein Ziel anzubahnrn, daS durchzuführen er freilich seinen Nachfolgern und einer neuen Gene ration überlassen mußte. Ob dieser neuen Aufgabe mit derselben Eonsequenz nachgestrebt wird, mit der Bismark seine beiden großen Ziele burchgeführt hat, das sei einer besonderen Be trachtung unterzogen. Die Wirren in China. Bestrafung »er GA»lhtgea. Dem .New Uork Herold" wird au» Peking gemeldet: Die Gesandte» von England, Frankreich, den Bereinigten Staaten, Holland, Belgien und Italien, denen die Frage der Bestrafung vou Provinzdeamtea zur Borberatbung über wiesen ist, haben dem diplomatischen Corp» ibrea Berich« erstattet. Sie verlangen, daß »och 4 Vea mte bin gerichtet und »och 80 Beamte verba, »1, bezw. de-radirt werden. Die Gesandten habe» diese Forderungen aa die chinesischen Bevoll« mLchtigte» gelange» lasse». * -MtAme, 88. Aprll. Nach VUUtmwchrichteu au» Shanghai vom LS. «pril wirb bi« von China z« zahlend« Entschädigung 4Ü0 Millionen Dav- betragrn. * Berlin, 23. April. DaS Krieg-Ministerium theilt über die Fahrt der Truppeotrausportschlfse mit: Ter Dampfer „Stuttgart" hat mit 320 aus Ostasien heimkehrenden Dienstunbrauch baren am 22. April Aden passirt. Las Erwachen des politischen Sinnes im chinesischen Volke. Heber einen in seiner symptomischen Bedeutsamkeit nicht hoch genug zu veranschlagenden Vorgang wird uns aus Shang hai, 16. März, geschrieben: Ein Ereigniß, das in der Geschichte Chinas einzig dasteht, ist eine Versammlung vonChinesen,die gestern hier in Shanghai stattfand, und deren ausgesprochener Zweck ein Vrotest gegen die Auslieferung der Mand- churei an Rußland war. Derartige Versammlungen, wenigstens öffentliche, sind bisher in den Kreisen der Chinesen vollständig unbekannt gewesen. Man weiß, baß das nicht-amtliche wlitische Leben in China sich hinter den verschlossenen Thüren der geheimen Gesellschaften abspielt. In der Oefsentlichkeit Farbe zu bekennen, wogt !m Allgemeinen der Chinese nicht; er hat Furcht, daß ihm das in seinen geschäftlichen Interessen Schaden bringen könnte. So war denn auch die Ankündigung, es sollte in den Chang su-wos-Gärten, einem bekannten Vergnügungsplatz der chinesischen jeuriesss ckoroe, eine öffentliche Protestversamm lung stattfindcn, mit großem Mißtrauen ausgenommen worden. Um so mehr mußte man überrascht sein, als man sah, daß sich thatsächlich eine nicht unbedeutende Anzahl angesehener chine- ischer Kaufleute und wohlhabender angesessener Männer zur be- timmten Stunde zusammrnfand; noch mehr vielleicht aber, daß auch mehrere Söhne bekannter chinesischer Mandarine sich nicht hatten abhalten lassen, zu erscheinen. Die Versammlung selbst verlief nicht anders, als man es bei ähnlichen europäischen Zusammenkünften gewohnt ist. Zu nächst gab der Vorsitzende, ein Doctor der Literatur (lüsiin- ssiik), Namens Wang-kang-nien, eine Uebersicht über die poli tische Lag«, wobei er nachdrücklich auf die Gefahren hinwies, die dem Lande aus einer Ratifizirung des russisch-chinesischen Ab kommens erwachsen müßten. Es sei daher im höchsten Grade erfreulich, daß verschiedene hohe Beamte des Reiches Ihn Muth gefunden hätten, sich an den Hef in Hsianfu zu wenden und ihn zu warnen. Aber es sei nicht genug gethan, wenn nur die amt liche Welt sich der Sache annehme; das ganze Volf, vor Allem die Kaufmannschaft müsse sich daran betheiligen; man müsse in Hsianfu und Peking energische telegraphische Proteste überreichen und den Generalgouverneuren in Nanking, Wuchang, Tsinanfu u. s. w. die Sympathie der Versammlung mit ihrer ablehnenden Haltung dem Vertrage gegenüber aussprechen. Ein anderer Redner, ein ehemaliger Beamter des Taotais von Shanghai, warnte, sich auf die übrigen Mächte zu verlassen; wenn Cbinci nicht sich selbst Rußland gegenüber Hilfe, würden le sicher China nicht helfen. Wenn China den Vertrag mit Ruß- and anerkenne, so würde die natürliche Folge sein, daß Ruß- and die Mandschurei rn die Taschr stecke und die übrigen Mächte sich an den anderen 18 Provinzen des Reiches schadlos hielten, und Rußland würde dagegen sicher keinen Einspruch erheben. Zunächst würde Frankreich Zünnan, Kuangsi und Kuantung nehmen; England würde sich des Gebietes südlich vom Pangtse bemächtigen, höchstens noch Fukien Japan überlassen. Deutschland würde außer Shantung noch Tschili behalten und an dem Rest würden sich dann Italien, Oesterreich u. s. w. schad los zu halten wissen. China aber würde ohne einen europäischen Krieg von den politischen Karten verschwinden. Wenn aber uner warteter Weise die anderen Mächte Rußland den Besitz der Mandschurei streitig machen sollten, so würde das das Zeichen zu einem europäischen Krieg sein und die Macht« würden schon dafür zu sorgen wissen, daß dessen Kosten China trüge. Aehnlich äußerten sich die anderen Redner. Nicht darin liegt, wie wir wiederholen müssen, die Bedeutung der Versammlung, daß neue Gesichtspunkte geltend gemacht wurden, sondern darin, daß Leute, die sonst in der Furcht vor der Regierung und ihrer Organe lebten, öffentlich die politische Frage zu discutiren wagten, und es ist dabei nicht wesentlich, daß die Reden auf dem neutralen Gebiet einer internationalen Niederlassung gehalten wurden. Wie der Arm der chinesischen Regierung auch in deren Bereiche die ihr mißliebigen Chinesen zu fassen weiß, haben die vergangenen Monate wiederholt gezeigt. Die Versammlung endete mit der Absendung der angeregten Telegramme, die über achtzig d«r Anwesenden den Muth, mit Namen zu zeichnen, fanden. Der Krieg in Südafrika. Krie-enSwünsche de» Lord Kitchener. AuS London, 2l. April, wird uns geschrieben: Die neueste Anordnung Kitcbener'S besagt, daß alle f über in Pretoria ansässigen Kaufleute und Gewerbetreibenden, welche daselbst Inhaber eine- Hause- waren und nicht von den englischen Behörden irgend eine Bestrafung erlitten haben, dort hin zurvckkebren können, um ihren früheren geschäft lichen Beruf wieder auszunehmen. Man erblickt in dieser Maßregel einerseits die Borläuferin einer gleichen Zulassung für Johannesburg, andererseits aber auch einen Beweis dafür, daß Kilchencr ernstbaft an eine baldige Beendigung deS Kriegszustandes denkt. Man versichert, er habe während der letzten Wochen zweimal in sehr dringender Weise um die Ermächtigung ersucht, die FriedenSverhandlungen mit Botha unter Anbietung einer sehr weitgehenden Autonomie wieder anzu knüpfen. Bis jetzt soll jedoch eine zusagende Antwort des KrirgSamte» noch nicht erfolgt sein. General French krank. Als vor einiger Zeit ein englisches Blatt meldete,General French sei von den Botren gefangen genommen worden, beeilte sich da» englische Kri«g»amt, diese auch von uns verzeichnete Nach richt zu dem«ntiren, und da man weiter nicht» von der Sache hörte, wurde allgemein angenommen, daß der Meldung ein tatsächliche» Treigniß nicht zu Grund« liege. Hierin wird aber eine Aenderung emtreten durch folgende», aestern schon mit- zetheilte, Telegramm: Loatzo« 2L. April. Den »Time»" wird au- Pretoria ge meldet: Da» Hauptquartterde-General-French ist vom Osten Tran-vaall» nach Johannesburg I-urück-skshrt und berichtet, daß tm Osten unter den Bocren dieselbe Hoffnungslosigkeit herrsche, wie überall, daß aber die Macht der sogenannten Regierung eine persönliche Action nicht zulasse. French mutz wegen eines leichten Unwohlseins kurze Zeit der Ruhe pflegen. An dieser Meldung ist mancherlei auffällig. Zunächst fragt man sich, schreibt der „Berl. Loc.-Anz.", weshalb eine so wichtige Thatsache/ wie die plötzliche Zurückoerlegung des Hauptquartiers vom weiten Osten Transvaals nach Johannesburg, nicht amtlich durch Lord Kitchener gemeldet und vom, Kriegsamt veröffentlicht wird. Sodann ist jene Thatsache selbst sehr auffällig. Die Aufgabe der unter French thätigcn Truppen war noch nichts weniger als erledigt, wenn cs sich nicht von vornherein nur um einen Plünderungszug gehandelt hat. Die nach Süden bezw. Südosten abgezogenen Botha-Boeren sind auf diese Weise wieder sich selbst überlassen worden, und die so sehr noshwendige, gründ liche und snstematische Säuberung des Gebietes zwischen der Delagoa- und der Natalbahn, wo sich im Rücken Les nach Osten vorbringcnden Generals French zahlreiche Boe'rentrupps auf hielten und noch heute aufhalten, scheint aufgcgeben worden zu sein. Warum? Botha und De Wet erhalten dadurch entschieden mehr Aktionsfähigkeit und es dürfte der Zeitpunkt nicht mehr fern sein, wo man wieder mehr von ihnen hört. Wegen eines „leichten Unwohlseins" des Generals brauchte doch die ganz« Action nach dem Osten hin nicht aufgegeben zu werben, und noch in Erinnerung ist die Thatsache, daß man von einer entschieden schweren Erkrankung des Generals Methuen erst hörte, als er bereits aus dem Hospital wieder entlassen wurde. Die Nachricht von der „Hoffnungslosigkeit" der Boerei; ist offen bar nur eine Verzuckerung der ganzen für England bitteren Pille, denn es ist nicht wahrscheinlich, daß der hoch im Norden Trans vaals sitzende und zur Zeit selbst bedrängte Negierungsapparat der Boerenrepublik eine faktische Macht ausüben könnte, die stark genug wäre, um widerwillige Boerenmassen zum Beharren im Widerstande zu zwingen. In Anbetracht aller dieser sonderbaren Umstände wird es nicht an solchen fehlen, die behaupten, daß an jener Meldung von der Gefangennahme des Gene rals French doch etwas Wahres gewesen sei. Die Zeit muß das lehren, jedenfalls ist aber schon die Verhinderung des Generals French an aktiver Thätigkcit ein bedeutender Verlust für di: Engländer, da er bei weitem der tüchtigste und schneidigste General ist, den Kitchener zur Verfügung hat. Deutsches Reich. * Berlin, 23. April. Ueber di« D o r st a n d s s i tz u n g des Deutschen Flottcn-VereinS am 21. April in Frankfurt a. M. berichtet die „Allg. Mar.-Corresp.", das Organ des Flotten-Vereins, folgendermaßen: Die vom Präsidium des Deutschen Flotten-Vereins auf den 21. April nach Frankfurt am Main anberaumte Tagung des Gesammtvorstandes hat unter dem Vorsitz des ersten Vicepräsidenten Fürst Otto zu Salm- Horstmar bei sehr reger Betheiligung startgefundcn und einen durchaus erfreulichen Verlauf genommen, in erster Linie nach der Richtung hin, daß über alle wichtigen Fragen, welche in der letzten Zeit den Deutschen Flotten-Verein bewegt und theilweise erregt haben, volles Einverständniß erzielt worden ist. Sämmt- lichc Referate des Präsidiums wurden unter dem Gesickstspuncte erstattet, nach jeder Richtung hin volle Klarheit zu schaffen. Jedenfalls hat der Verlauf der Vorstandssitzung ergeben, daß all« die Ausstreuungen und Gerüchte, welche in demjenigen Theil der Presse verbreitet wurden, der bedauerlicher Weise die ledig lich vom patriotischen Geist getragenen nationalen Bestrebungen des Deutschen Flotten-Vereins bekämpft und von einer schweren Krisis desselben zu erzählen wußte, gegenstandslos sind. Es darf im Gegentheil erhofft werden, daß, nachdem bedeutsame sachliche Reformen in Organisation und Leitung des Deutschen Flotten-Vereins geschaffen, bezw. vorbereitet sind, der Verein nunmehr mit vollem Vertrauen auf die Leitung einer gedeihlichen und ruhigen Weiterentwicklung entgegengeht. Von allgemeinem öffentlichen Interesse erscheint besonders die Berichterstattung Uber die Beschlußfassung betreffs Der Wohlfahrtsbe strebungen des Deutschen Flotten-Vereins. Es hatte bisher schon für die im Auslande errichteten deutschen Seemanns- heime der Betrag von 20 000 bewilligt werden können. Für den vom Kaiser begründeten Kommodore-Fonds zur Unterstützung der Hinterbliebenen von verunglückten Mann schaften der Renn-Vachten sind 3000 bewilligt. Aus den Ueberschüssen der im Jahre 1900 veranstalteten Marine-Aus stellungen sind außer 3000 die den S e em a n n s h e i m e n zugeflossen sind, noch je 1000 cF den Marine-Frauen vereinen zu Kiel und Wilhelmshaven, sowie dem Marine-Werft-Frauenverein zu Kiel über wiesen. Beim Deutschen Schulschiff-Verein hat der Deutsche Flotten-Verein die korporative Mitgliedschaft er worben, und eS wird ins Auge gefaßt, eine Anzahl von Frei stellen bei diesem Verein zu erwerben, welche an bedürftige junge Leute, die den Seemannsberuf ergreifen wollen, vergeben werden können. Bei Ausbruch der China-Wirren erließ der Deutsche Flotten-Verein auf Anregung Les Hauptmanns von Salmuth vom LandesauSscbuß zu Braunschweig einen Aufruf zu Sammlungen von Geldern, aus denen Angehörigen der Marine, welche in den Chinakämpfen invalid: geworden, oder oder auch deren Hinterbliebenen Unterstützung gewährt werden sollten. — Der Vorstand beschloß, aus den eingegangenen Gaben, welche bis jetzt sich auf über 150 000 belaufen, einen Fond unter der Bezeichnung „China-Fonds Les Deutschen Flotten- Verein»" zu bilden. Die Mittel dieses Fonds sollen in einem bestimmten Zeitraum für den gedachten Zweck voll aufgebraucht werden. Tie Verwaltung des Fonds ist einem besonderem Curatorium übertragen, das aus 5 Vertretern des Deut schen Flotten-Verein- und 2 Vertretern des Reichs- Marine-Amtrs besteht. — Die Auszahlung der be willigten Unterstützungen erfolgt Lirect durch Vermittelung der HauptauSschüffe oder ihrer Unterausschüsse. So wird auch in den weitesten Kreisen deS.deutschen Volkes nach und nach die Uebrrzeugung Platz greifen, daß mit den idealen und nationalen Bestrebungen des Deutschen Flotten-Vereins auch praktische und humane Bethätigungen Hand in Hant^aehen. * Berlin, 23. April. Tie C'msMrnng Per Kampfzölle auf Maaren au» der Republik Haiti wird in der dem Reick-tag unterbreiteten Verordnung durch folgende That» sacken begründet: Die Republik Haiti bat unterm 31. Juli 1900 mit der französische» Republik ei» Handelsabkommen abgeschlossen, wonach Frankreich für Kaffee, Cacao und einige andere coloniale Verzehrungsgegenstände haitianischen Ursprungs seinen Minimal tarif gewährt, während eine größere Anzahl französischer Maaren bei der Einfuhr nach Haiti von den sonst ueben dem Grundzolle zu erhebenden Zollzuscklügen vou SO und 33'/, Procent befreit ist. Dieselbe Befreiung genießen die französischen Segelschiffe hinsichtlich der Tonnengelder, sowie sämmtliche mit französische:, Damvsern nach Haiti verschifften Maaren französischen Ursprungs.'Sine besondere Zollermäßigung ist außerdem für französische Faßweinr ver einbart. Dieses Abkommen ist ratificirt und die Ratifications-Urkundeu sind am 9. Januar 1901 in Paris ausqetauscht worden. Da der Vertrag 10 Tage nach dem Austausch in Kraft getreten ist, so haben deutsche Maaren und deutsche Schiffe beim Eingänge nach Haiti gegenwärtig höhere Zölle und Tonnengelder zu bezahlen, als die gleichartigen Maaren französischen Ursprungs und als französische Schiffe. Auf eine seitens des Reichs bereits im Herbste vorigen JahreS eingelegte Verwahrung unter Hinweis auf unseren Kaffeezoll, der mit 40 für den Toppelcentner etwa den dritten Theil Les französischen Zolles im Minimaltarif ausmacht, und obwohl kein Zweifel darüber gelassen war. Laß Deutschland aus eine Tifferenzirung seiner Maaren und Schiffe Gegenmaßrcgeln treffen müsse, hat die haitianische Regierung es abgelehnt, die Frankreich eingeräumten Vergünstigungen auch uns zu gewähren. * Berlin, 22. April. (R e c l a m e u n f u g.) Bekanntlich hat oas Kammergericht zu Berlin anläßlich eines Falles in Ahr- weiler das polizeiliche Verbot der Anbringung von Reklame schildern an landschaftlich hervorragenven Stellen aufgehoben. Eine gleiche» Entscheidung ist von der obersten gerichtlichen Instanz unterm 16. d. M. nun auch für Rüdes he im ergangen: „Es handelte sich, wie der „Rhein- gauer Anz." berichtet, um das Schild der Firma C. H. Schultz an der Weinbergsmauer unterhalb der Kreuzberganlage, dessen Entfernung von der Ortspolizeibehörde Rüdesheim auf Grund einer Verordnung des Wiesbadener Regierungspräsidenten im Zwangsorrfahren gefordert worden war. Der Kreisausschutz hob die Ortspolizeioerfügung auf, während der Bezirksausschuß sie bestätigte. Nun hat das Kammergerichi das erste Erkenntnitz wieder hergestellt. Der oberste Gerichtshof nahm an, daß weder verkehrspolizeiliche Interessen aus tz 6e, noch sonstige Interessen aus Z 6i der Verordnung vom 20. September 1867 die mel- umstrittene Polizeiverordnung stützen könnten, so daß dieselbe als ungiltig zu erklären sei. — Das obengenannte Rüdesheimer Blatt bemerkt dazu: „Ter Versuch, die Ausbreitung dieser Art Reklame auf polizeilichem Wege zu hindern, ist hiernach als gescheitert anzusehen, da die Gesetzesbestimmungen keine genügende Handhabe dazu bieten. Es ist daher die Abhilfe aus dem Wege der Gesetzgebung abzuwarten. Dem preußischen Landtage wird demnächst ein dahin zielender Antrag des Abgeordneten Göschen und Genossen unterbreitet werden. Voraussichrlich werden nun für diesen Sommer alle die Weißen Kleckse zwischen den grünen Weinbergen und Wäldern, theils zum Acrger, thcils zum Spott der Fremden und Einheimischen, wieder aufgcfrischi und noch vermehrt werden. Schön ist das gewiß nicht, leider aber bis jetzt noch „Recht", und „Recht muß eben Recht bleiben"." (-) Berlin, 23. April. (Telegramm.) Die Feier des Geburtstages seines RegimentSchefS, König Albert von Täcksen, begann daS Zweite Garde-Ulanenregiment beute früh 9 Uhr mit einem Regimentöappell, zu dem da ganze Regiment zu Pferde auf dem Casernrnhofe Auf stellung genommen hatte. Der Commandeur, Oberst leutnant v. Stangen, hielt eine auf die Bedeutung de» TageS hinweisende Ansprache, die in ein dreimalige- Hurrab auf den erlauchten Regimentschef auSklang, wozu da» Trom- petercorpS die sächsische Nationalhymne spielte. Dann folgte ein Parademarsch. Abends 7 Uhr vereinigte sich da» Officier- corpS in den Räumen seines Casino» zn einem Ge- burtStagSfestessen, an dem der sächsische Gesandte Graf von Hobentbal und Bergen mit dem zur sächsischen Gesandtschaft commandirtea Rittmeister v. WolffcrSdorsf vom 18. Ulanenregiment und von den ehemaligen Osficieren deS Regiments ver Commandeur deS dritten Garve-UlanenregimentS, Major v. d. Marwitz, Major v. Vollard-Bockelberg vom selben Regiment, Major Frhr. Thnmb v. Neuburg, Cbef der E-cadron Garde-Jager zu Pferde, Major v. Wiedebach und Nosti-, Rittmeister v. Katte u. A. m. tbeilnabmen. Oberstleutnant v. Stangen brachte bei der Tafel ein Hoch auf den König Albert aus. — AuS Anlaß de» Geburtstage» de» König» von Sachsen sand ferner beute Vormittag in der evang.-luther. Kirche an der Annenstraße ein Festgottesdienst statt, rem Generalleutnant v. Rotbe, Inspekteur der VerkehrS- truppen, der sächsische Mililärbevollmächtigte Major Krug v. Nidda, die hier lebenden sächsischen Osficierr, die beiden sächsischen Eisenbabncompagnien, eine Abordnung de» zweiten Garve-UlanenregimentS, der Sachsenverein, sowie der sächsische Hilfsverein, der unter dem Vorsitz deS BundeSratbSbevoll mächtigten vr. Fischer steht, beiwohnten. Die Festpredigt hielt Pastor Grundmann. (-) Berlin, 23. April. (Telegramm.) Die „Nordd. Allgem. Zig." schreibt: Der Kaiser bat beute Morgen aus dem Anhalter Bahnhöfe wahrend seines Aufenthaltes auf der Durchreise von Kiel nach Dresden den Lortrag de< Reichs kanzler» Graf v. Bülow eatgegeageuommra. (D Berlin, 23. April. (Telegramm.) Die „Nordd. Allgem. Ztg." erfäbrt, daß die Feier der Enthüllung »e» -iatianaldcukmals für »en Fürste« Villmar« in Berlin, die für den lO. Mai in Aussicht genommen war, auf einen noch näher zu bestimmenden Tag gegea End« Mai oder Anfang Juni verschoben worden ist, da der Kaiser, der während der ersten Hälfte de» Mai in Süd« und Westdeutschland weilen wird, an der Feier theilzuaehme» wünscht. D Berlin, 23. April. (Delegramur.) Lopltänleataant Graf Platenrtzavermnnd, Flügeladjataat de- Kaiser», ist von setair Stellung ol« Militärqoaaera »ar der Prinzen «agast »ad Oskar von Preußen enthoben und zum dt«nstthu»»h»»Flü»»l» «djatant»» de- katiee- »rammt
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