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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.04.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-04-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000407010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900040701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900040701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
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Größere Schriften laut unserem Prei«- verzelchniß. Tabellarischer und Zifsermatz nach höherem Tarif. Extra-Beilage» (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Poslbesvrderuag 60.—, mit Postbesürderung 70.—. Innahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je ein» halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. H 177. Sonnabend den 7. April 1900. 94. Jahrgang. Frankreich als Colonialmacht. Sr In der französischen Kammer ist vor einigen Tagen von dem Minister des Aeußeren der Charakter Frankreichs als Kolonialmacht nachorücklich betont worden. Er gab seiner Freude über den im vergangenen Jahre mit England abgeschlossenen Vertrag über das Nigergebict Ausdruck und verhehlte nicht seine Hemugthuung über die in China errungenen Vortheile. Frank reich sei wieder eine wirkliche Lolonialmacht geworden, und jetzt käme es darauf an, das Errungene wirthschaftlich zu erschließen; auch muffe um der colonialen Zwecke willen die Flotte ein« achtunggebietende Stärke erlangen. In dieser Rede sind einige kleine Widersprüche enthalten. Denn wenn der Minister betont, daß Frankreich seine Flotte fortentwickeln muffe, so ist diese Verstärkung der Seemacht wohl im Gedanken an künftige weitere Eroberungen erforderlich und wünschenswerth, nicht aber um der wirthschastlichen Erschließung des bereits Erworbenen willen. Die Jagd nach neuen Er werbungen wird sogar der wirthschastlichen Ausbeutung des gegenwärtigen Besitzes eher abträglich sein, um so mehr, als die Franzosen ohnehin nicht gerade glänzende Coloaisatoren sind. Haben sic doch selbst aus dem fruchtbaren und klimatisch so außer ordentlich günstig gelegenen Algerien noch nicht viel zu machen gewußt. Wie die französische Politik in Allem launenhaft und sprung haft ist, so ist sie es auch in colonialer Hinsicht. Wenn wir das letzte halbe Jahrhundert überblicken, so finden wir ein fort währendes Auf und Nieder in der französischen Colonialpolitik. In den fünfziger Jahren leitete Napoleon III. eine sehr energische Colonialpolitik in Algerien, am Senegal, in Hinterindien, in Ostasien und in dem australischen Jnselmeer ein. Als aber die französische Occupation Syriens und die bewaffnete Einmischung itt Mexiko in der ersten Hälfte der sechziger Jahre rühmlos und nutzlos ausgingen, erlitt die napoleonische überseeische Politik einen Stillstand, zudem auch der Umstand beitrug, daß die plötz liche Machtentwickelung Preußens die leibhafteste AufmerksamkAt Frankreichs in Anspruch nahm. Nach der furchtbaren Niederlage von 1870 mußte naturgemäß den Franzosen zunächst die Lust zu allen colonialpolitischcn Unternehmungen vergehen. So sehen wir also ein halbes Menschenalter hindurch (1865—1881) ein vollständiges Stocken der französischen colonialen Politik. Mit dem Jahre 1881 setzt eine active Colonialpolitik ein, indem Tu nesien occupirt wird. Bald darauf aber versagt, da inzwischen ein zaghaftes Mini sterium ans Puder gekommen ist, die active Colonialpolitik Frankreichs vollständig, und die Folge davon ist, daß Frankreich von England aus Egypten i^erausgedrängelt wiro. Als darauf Ser thatkräftige Ferry ans Ruder gelangt, beginnt wieder eine Epoche nachdrücklicher Colonialpolitik. Frankreich erlangt die Oberhoheit über Annam und sucht Tonkin in seinen Besitz zu bringen. Anbeter des Erfolges und völlig unzurechnungsfähig bei einem Mißerfolge, wie die Franzosen nun einmal sind, stürzen sie Ferry, weil ein General eine Schlappe gegen die Chinesen er leidet. Die französische Colonialpolitik erfuhr nun abermals einen Stillstand, und erst im Jahre 1893 wurde sie wieder aus- genommen. Seitdem hat Frankreich manche Erfolge in iiber- sreischen Ländern zu verzeichnen. SS hat in Siam festen Fuß gefaßt, im Nigergebiete seinen Besitz erweitert, Madagaskar er worben, Loncessionen von China erlangt, und eben ist es im Be griffe, im Südwesten von Algerien seinen Besitz auszudehnen, um Marokko möglichst zu umklammern. Deutschland kann mit einer energischen Colonialpolitik Frankreichs in mancher Hinsicht zufrieden sein. Dies geht schon darau- hervor, daß bei den beiden großen Stockungen der colo nialen französischen Politik, in der Mitte der sechziger wie in der Mitte der achtziger Jahre, der Antagonismus gegen Preußen- Deutschland eine Roll« spiekte. Daß in den sechziger Jahren die Erfolge Preußens und der Gedanke an die rovavallo pour Snckova mit dazu beitrugen, den colonialen Ehrgeiz der Fran zosen zu lähmen, haben wir schon gesagt. Auch in den achtziger Jahren sahen wir, daß der eifrige Colonialpolitiker Ferry einer Verständigung mit Deutschland nicht abhold sei, während die Chauvinisten jubeln, als Ferry zu Falle kommt. Es ist merkwürdig, wie sich in der Geschichte Alles wieoer- holt. Auch in den letzten Wochen konnte man wahrnehmen, wie die französischen Chauvinisten einer Verständigung mit Eng land das Wort redeten. Eine solche Entente Mit England be deutet aber einen Verzicht auf eine selbstständige und active fran zösische Colonialpolitik, da Frankreich fast überall England als Len Gegner seiner colonialen Aspirationen vorfindet. Es ist auch charakteristisch, daß Herr Delcaffk bei seiner, wenn man so sagen darf, colonial-chauvinistischen Rede Andeutungen machte, die nicht allzu freundlich gegen England klangen. Während der Vorredner im Senate davon gesprochen hatte, daß es an der Zeit sei, die beilden Nationen einander näher zu bringen, erklärte DelcaffS, er wolle jetzt nicht über die Drohungen England sprechen, da es noch nicht an der Zeit sei, die Wahrheit über die Vorkommnisse von 1898 zu sagen. Man kann zusammenfafsend also sagen: ein Stillstand der französischen C o l o n i a l p o l i t i k ist immer ein Zeichen eines wachsenden AntagoniLmuS gegen Deutschland, während eine energische activefranzösischeColonialpolitikdenAnta- gonismus gegen England naturgemäß mit sich bringt. Hat doch selbst zu den Zeiten der berühmten fran zösisch-englischen Freundschaft in Len fünfziger und sechziger Jahren die coloniale Eifersucht Englands den Mißerfolg der französischen Occupation Syriens veranlaßt. Selbstverständlich wäre es nun ganz verfehlt, aus der gegen wärtigen colonialen Action-lust Frankreich« Hoffnungen für das allmähliche Erlöschen der Revanchelust zu schöpfen. Wir haben dargethan, daß die französische Colonialpolitik ganz außerordentlich schwankend ist; e- kann also auch bald wieder zu einem Stillstände und dann wieder zu einem stärkeren Hervortreten de- Antagoni-muS gegen Deutschland kommen. Der Krieg in Südafrika. —p. Auch ia London hat man den Eindruck, daß die Stellung Lord Roberts' in Bloemfontein sich immer ungünstiger gestaltet. Den neuesten Meldungen zufolge besetzten die Boerrn Thabanchu wieder, drangen bis an die Vorposten de- General- Brabant in Wepener vor und entwickelten selbst eine drohende Be wegung gegen die Eisenbahn nach Springsontein. Folg lich habe Roberts, wie ein Londoner Morgenblatt hervorhrbt, anstatt feine Lime von Bloemfontein nach Lady- brand auszuvrhnen, jetzt den ganzen Südösten des Freistaates wieder zu erobern. Wenn der Pferde mangel, der ihn zur Unthätigkeit gezwungen habe, beseitigt würde, dürfte e- ihm nicht schwer fallen, den Südosten vom Feinde zu säubern. Inzwischen habe er augenscheinlich keine andere Wahl, als in der Defensive zu bleiben. Wie uns ein Privattelegramm auS Köln meldet, schreibt die „Köln. Ztg." zu den auffallend inhaltsleeren Meldungen vom Kriegsschauplatz: Die englische Zritungskritik schwankt zwischen der Ansicht, daß Roberts absichtlich still liege, um einen neuen Schlag erfolgreich zu führen, sowie der Annahme, daß er hauptsächlich durch den Pferde- mangel lahmgelrgt sei. Wenn man indessen das Schweigen richtig deute, so dürste der Grund in der peinlichen Lage zu suchen sein, in der Roberts sich gegenwärtig befinde, dir einzugestehea er nicht für rathsam halte. Der glückliche Vorstoß der Boeren auf die Bloemfontein»! Wasserwerke war rin taktischer Schachzug, der für die Boerrn einen großen Sieg auf dem Schlachtfel-e auf wiegt. Es bleibt unverantwortlich und unverständlich, daß Roberts nicht bessere Vorkehrungen getroffen hat, ihn zu vereiteln. Bei herannahendem Winter dürfte die Wassernoth bald recht fühl bar werden. Unser Londoner Eorrespondent schreibt noch unterm ü. April: Die heutigen Nachrichten bestätigen in der Haupt sache nur da« von unserem militärischen Mitarbeiter vorher gestellte Prognostiken. Doerencommandcs sind, wir sich heute bestätigt, im Rücken des englischen Heeres in Bloemfontein erschienen und die englischen Morgenblätter wenden sich bereits wieder in bitterer Kritik gegen das Kriegsamt mit Worten, wie: „Die Boeren haben unser Hauptheer jetzt nicht nur in der Front »nv den Flanken umkreist, sondern sind bereits in seinem Rücken erschienen, sie warten nicht aus ein langsam schleichendes Kriezsamt, bis dieses Transportwagen, Maulthiere und Pferde gesandt. Jetzt werden sie zweifellos versuchen, an die Eisenbahn zu gelangen und diese abzuschneiden." Und selbst „Daily Mail" verhöhnt beute jene Agentur, welche gestern die Trostdepesche auSgab, Steijn werde nur noch einmal Widerstand leisten, bi- er capitulire und fügt hinzu: „Wir müssen jetzt jeden Augenblick einen Kampf auf der Südseite Bloemfonteins erwarten." Lord Roberts setzt seine Maßregeln zur Vertheidigung der Freistaat-Hauptstadt fort — von einer Offensive des selben ist keine Rede mehr. Statt dessen sendet er eine weitere lange Verlustliste aus dem Ueberfalle am Koornspruit. Die Zerstörung der Wasserwerke wird jetzt als „für die Vertheidigung Bloemfonteins sehr schwerwiegend" bezeichnet und man scheint sich bereit- an den Gedanken einer De lagerung des englischen Hauptheeres ia Bloemfontein ge wöhnen zu wollen. General Elements Truppen sind gleich falls in Bloemfontein eingetroffen, ein Beweis, wie noth- wendig eS Lord Roberts erschien, fick selbst auf die Gefahr bin zu verstärken, daß dadurch die Deckung der Bahnlinie zum Oranjefluß geschwächt werde. Ein stets wenig zuverlässiger Eorrespondent berichtet, Oberst Porter habe am Sonntag mit 90 berittenen Infan teristen und zwei Geschützen ein großes Boerencommando an gegriffen und ihnen 91 berittene Gefangene einschließlich elf Officiere abgenommen. Da von keiner anderen Seite etwas Sehnliches gemeldet, derselbe Oberst Porter aber am gleichen Sonntage eine gleiche Anzahl englischer Verwundeter in Klupkraal vorfand, welches die Boerrn überhaupt nie besetzt batten, und diese Verwundeten nach Bloemfontein brachte, so bat der Eorrespondent daraus offenbar die „Befreiung der 91 Gefangenen und das siegreiche Gefecht mit einem großen Boerencommando gemacht". „Central News" lassen die Boeren bereits „ia großer Starke ring- um Bloemfontein sich massiven", waS offenbar übertrieben ist, ebenso wie die ihnen zuzeschriebene Absicht, „Bloemfontein wegzunehmen". Das TtärleverhäUniß Ser Gegner ist daS Folgende: Lord Roberts verfügt mit der Neu angekommenen Division deS General« Kreuch im Oranje- Freistaat über etwa 60 000 Mann, die zu kriege rischen Operationen verwendet werden können, während er außerdem noch etwa 40 000 Mann Infanterie und 6000 Reiter nur zu Etappenzwecken zur Ver fügung hat. Allerdings ist die Etappenstraße allein von Bloemfontein bi« zur Grenze de- Oranje-Frei staats rund 200 Kilometer lang. Unter den 60 000 zu den kriegerischen Operationen freien Soldaten befinden sich etwa 6000 Reiter, die in Bloemfontein versammelt sind. Außerdem hat Lord Robert- über 180 Feldgeschütze. Im Ganzen sind vom 9. November 1899 bi» Ende Februar 1900 folgende britische Verstärkungen in Südafrika ein getroffen: 4028 Officiere, 107 594 Unterosficiere und Mann schaften, zusammen 111 623 Mann. Davon gingen 1466 Officiere und 40 907 Unterosficiere und Mannsckaslen nach Natal. Seit Anfang März trafen in Südafrika 1169 Officiere und 33 627 llaterofficiere und Mannschaften ein, wa» seit dem 9. November ein Total von 5197 Officieren und 141 221 Uutrrofficieren und Mannschaften, zusammen 146 413 Maua auSmacht. Mehr al« zwei Drittel dieser Truppen macht befindet sich also augenblicklich im Oraoje»Freistaat. Die Boeren sollen dagegen dort nicht über 25000 Mann stark sein, und nur vrrhaltnißmäßig wenig Gesckütze mit sich führen. Sie sind also auf «in« Art Guerillakrieg mit ge legentlichem Hinterbalte angewiesen. — Nachfolgende Mel dungen sind zu registriren. * Pretoria, 6. April. (Telegramm.!) Bon allen ConunandoS wird Ruhe gemeldet. * Carnarvon, 6. April. (Telegramm.) Die Engländer besetzten Uptngton wieder. Tie Gegend ist vollkommen ruhig. (Reuter » Bureau.) * Pretoria, 6. April. (Telegramm.) Ter Raad des Oranje-Freistaats hat sich nach einer Rede des Präsidenten auf unbestimmte Zeit vertagt. ' Paris, 6. April. (Telegramm.) Der Correspondent des „New Port Herald" meldet aus Pretoria, er sei von der Re- gierung von Transvaal formell zu der Erklärung ermächtigt, daß sie keineswegs die Absicht habe, Johannesburg zu zerstören, oder Privateigrnthum anzurühren. * London, 6. April. (Telegramm.) Cecil Rhodes ist heut» früh, vom Copland kommend, in Southampton eingetrofsen. * Paris, 6. April. (Telegramm.) Das Auswärtig» Amt beauftragte seinen ständigen Rechtsberather Renaud mit der Ausarbeitung eines Gutachtens darüber, ob Portugal durch Gestattung der Ausschiffung englischer Truppen iu Beira seine völkerrechtlichen Pflichten eines neutralen Staates verletzt habe oder nicht. (Boss. Ztg.) Ahodcs und Kckewich. Oberst Sir Howard Vincent, der soeben von Süd afrika zurückgekehrt ist, sagte einem Vertreter der Presse: „Bis jetzt ist die Vertheidigung von Kimberley die größte That deS Krieges gewesen, und diese ist zum größten Theil der persönlichen Initiative des Herrn R hob es zu danken. Oberst Kekewich ist zweifellos ein guter Officier: er war nicht nach Kimberley geschickt worden, um eS zu vertheidigen. Er hatte nur 500 Mann unter seinem Commando, WaS zweifellos nicht ge nügend war, um einen Platz zu vertheidigen, der 13 eng lische Meilen im Ilmfang hatte und in dem 40 000 Leute eingeschlossen waren, Unter denen sich Elemente befanden, Vie schwer in Ordnung zu halten waren. Die große Masse der M i n e n a r b e i t e'r, und besonders die An gestellten der De-Beers-Werke, blieb während der Belagerung, ebenso wie vorher, unter der Aussicht von Herrn RhodeS. Er zahlte ihnen während der ganzen Zeit den vollen Lohn und batte sie vollkommen in der Hand, über der Erde, wie unter der Erde. Es waren 10 000 Holländer und 10 000 Kaffern in der belagerten Stadt. Große Verdienste erwarb sich Major Gorle, der commandirende Trainosficier, der die NabrungSmittel- znfuhr ausgezeichnet organisirte. Jck^ bin überzeugt, daß der gegenwärtige Krieg das ganze System der modernen Taktik über den Haufen Wersen wird, und auch fremde Nationen — die Deutschen noch mehr als wir — werden manche Lehre aus demselben ziehen können. Aus Eins habe ich schon in den letzten zehn Jahren großen Werth gelegt, nämlich darauf, daß der Angriff nur noch kriechend auS- geführt werden kann, jede Bewegung in aufrechter Stellung ist unmöglich." Der Nrutralitälsbruch Portugals Die Nachricht, daß Portugal den Engländern gestattet habe, durch fern Gebiet von Beira auS Truppen nach Rhodesia zu senden, ist jetzt vom portugiesischen Minister des Aeußern, in der Kammer bestätigt worden. England stützte sein Ersuchen auf einen mit Portugal abgeschlossenen Vertrag, und auf Grund desselben Ver trag- bat die portugiesische Regierung die geforderte Erlaubniß gegeben. Der angezogene Vertrag stammt aus dem Jahre 1891; er regelt die Besitzverbältniffe Englands und Portugal- in Ostafrika und enthält, angeblich in eiaer geheimen Zusatz-Abmachung, auch eine Bestimmung, wonach England nach seinen Besitzungen im Lande der Matabele und Maschona, das keinen Zugang rum Meere hat, auf der Eisenbahn, von Beira aus, Truppen und Kriegsmaterial versenden dürfe. Schon einmal, im Jabre 1896, hat England von diesem Reckte Gebrauch ge macht, als cS sich darum bandelte, einen Aufstand der Einge borenen in Mascbonaland zu unterdrücken. Wenn es sich jetzt um einen gleichen Fall bandeln würde, hätte wohl Niemand etwas dagegen einzuwenden. Es handelt sich aber nicht um einen Aufstand in unstreitig englischem Ge biet, sondern um den Krieg Englands gegen den selbstständigen Staat Transvaal und der Vertrag vom Jabre 1891 bezieht sich offenbar nur auf den ersteren, nicht auf den letzteren Fall. Der Wortlaut mag eS gestatten,Daß England auch jetzt Truppen tranSportiren darf, aber der Sinn des Vertrags und vor Allem die Pflichten der Neutralität lassen eine solche Aus legung nicht zu. Der portugiesische Minister deS Aeußern mag noch so ernsthaft versickern, daß Portugal die Pflickten der Neutralität „vollkommen correct" erfülle; die Thatsachen stimmen mit diesen Worten nicht, und darum wird auch das Verfahren Portugals wobl nirgends, England ausgenommen, Billigung und Zustimmung finden; man wird vielmehr in der Erlaubniß Portugals nur ein neues Zeichen seiner Abhängigkeit von Eng land erblicken. Zunächst ist wohl abznwarten, waS die Portu giesen selbst zu der Haltung ihrer Regierung sagen werden; nach Dem, WaS man über die Stimmung des portugiesischen Volke- gegenüber dem euglisch-boerischen Kriege kennt, darf man jetzt schon annehmen, daß schwerlich eine Zu stimmung herauSkommen wirk. Für die Anschauung anderer Länder ist »S bezeichnend, daß in Frankreich z. B. schon unsere erste Nachricht eine große Aufregung in politischen Kreisen hervorgrrufen hat. Wenn aber einzelne Blätter von Neuem darauf dringen, daß jetzt endlich Deutschland auS seiner Zurückhaltung herau-tretcn und den Engländern den Meister zeigen solle, so muß man ihnen immer wieder antworten, daß, wenn sie so viel Interesse an der Sache haben, wie ihre Aufregung zu beweisen scheint, sie doch selbst di« Initiative ergreifen und diese nicht von Anderen erwarten sollen. (Frkf. Ztg.) , Die Absicht der Engländer, die portugiesische Eisen bahnlinie von Beira nach Umtali zu benutzen, uni von Norden in Transvaal einzudringen, erregt in Frank reich großen Unwillen. Die „Patrie" bezeichnet die Er klarungen, die der portugiesische Minister deS Aeußern in der Kammer in Lissabon gegeben, als ungenügend. De» Vertrag zwischen England und Portugal, wodurch sich Por tugal verpflichtet glaube, englischen Truppen den Durchgang Hu erlauben, könne die Verletzung der Neutralität gegenüber ^ranSvaal nicht rechtfertigen. Die portugiesische Regierung habe sich eines nichtsnutzigen Vorwandes bedient, um sich England gefällig zu zeigen, und sich damit der Gefahr aus gesetzt, von den Boeren als Feind behandelt zu werden. Die „Patrie" hat auch den ehemaligen Generalresidenten von Madagaskar, Le Myre de VilerS, über die Sache befragen lassen, und dieser erklärte, cr sehe den Nutzen für England nicht ein, die Linie von Beira zu benutzen, da sie 450 km nördlich von der Grenze Transvaals laufe. ES sei daher zu vermuthen, daß die Eoncession von Beira nur eine Vor rede sei für die viel wichtigere Eoncession von Leuren^o MarqueS. Schon die jetzige Maßregel genüge aber, um die portugiesische Colonie der südafrikanischen Republik gegenüber bloßzustellen. Von» deutsche» Rothen Kreuz in Tüdasrika Dec folgende Brief oes vr. Küttner, Mitgliedes der Expedition des deutschen Rothen Kreuzes nach Südafrika, ist dem „Schwab. Merk." von Professor Or. o. Bruns in Tübingen zur Verfügung gestellt worden: Iakobsdaal, 7. März. Endlich komme ich wieder ein- mal zu mir selber; denn seit die Engländer im Lande sind, können wir uns über Mangel an Arbeit nicht beklagen und haben manche Nacht durcharbeiken müssen. Dabei wird die Fütterung allmählich immer knapper, bockiges Hammelfleisch, alte Ziegen bocke, Cornedbeef uno ausgekochte Fettschwanzschafschwänze bilden das Menu, >alles Dinge, die man nicht mehr sehen und riechen, noch viel weniger essen kann. Wir arbeiten jetzt stark mit unserem Körpereiweiß, was sich in Schlappigkeit und starker Ab magermeg äußert. Dazu kommt, daß der unter Truppen uno Bevölkerung grassirende Typhus auch unsere Expedition nicht mehr verschont. Unsere Thätigkeit in Jakobsoaal findet nun bald ihr Ende, ich denke, wir werden nächste Woche „vertrekken", wie die Vocren sagen. Hoffentlich lassen uns die Engländer durch die Linien, sonst müßten wir über Capstadt, Port Eliza beth, East London nach Delagoabai, und von dort wieder nach Pretoria gehen. Das Schicksal der bocrischen Westarmee unter Cronje hat sich ja inzwischen entschieden. Es sind hier sehr große Fehler gemacht worden, sonst hätte Alles anders kommen nrüssen. Der erste Fehler, in den auch wir verfallen sind, war der, die Engländer zu unterschätzen. Man ließ sich durch das mit absoluter Regelmäßigkeit erfolgende tägliche Bombardement dec Engländer, das gar keinen Schaden that, einschläfern, und bildete sich ein, Ser Feind gehe nicht von der Bahn ab. Dadurch ge wannen die Engländer Zeit, den wirklich groß angelegten uno kühnen Zug vorzubereiten, der Cronje's Schicksal besiegelte. Der zweite Fehler war, die Engländer ungestört bis Jakobssaal hereinzulassen, sie nicht abzuschneiden oder wenigstens ihre Proviantzüge abzufangen. So gelang es den Engländern, Cronje bei Magersfontein zu umgehen und Kimberley zu ent setzen. Eigentlich war die Boerenarmee hier schon verloren, uns nur der Unachtsamkeit des Feindes ist es zu danken, das Cronje durch Kondavelsdrift (Klippdrift) hinter den Engländern den Modderfluß überschreiten und entkommen konnte. Nun kam der weitere große Fehler, daß Cronje, anstatt, wie ein Tbeil seiner Truppen, weiter zu fliehen, bei Paarveberg am Modderfluß wieder ein Lager bezog, und sich hier von den Engländern ein schließen ließ. Die Langsamkeit in oer Bewegung der Boeren armer Ivar besonders dadurch bedingt, daß mit allem unnützen Kram uno mit Weib und Kind auf Ochsenwazen weitcrgezogen wurde, so daß die englische Kavallerie unter French Zeit ge wann, den Boeren oen Weg abzuschneiden. Hier bei Paaroeberg erfüllte sich dann das Schictsal der Boerenarmee, die vom 17. bis 27. Februar furchtbar schwere Tage auszuhalten hatte und sich endlich ergab. Gerade am Majubatage mußte sich Cronje mit 3700 Mann, 4 Kruppgeschützen und 2 Norvcnfielomarims aus Gnade und Ungnade überliefern, mit ihm Major Albrecht uns seine deutschen Officiere. Cronje scheint hier vollständig den Kopf verloren zu haben; es erbat sich ein Theil seiner Leute, die englischen Kanonen aus oen Kopses zu erobern, was ihnen wohl zum Theil auch gelungen wäre, aber er verbot es aus voll ständig unbekannten Gründen. Ich bin selbst Zeuge des schreck liehen Bombardements gewesen, dem die Boeren in ihrem Lager am Modderfluß ausgesetzt waren. Lydditbombe über Lyodit- bombe, Shrapnells über Shrapnells platzte in dem Kamp, das, selbst in der Ebene gelegen, keinen Schutz hatte vor den auf den Kopjes stehenden zahlreichen Geschützen 'Ser Engländer. Ich erbot mich damals, va ich hört-, die abgeschlossenen Boeren hätten keine Aerzte, in einer Gefechtspause in das Lager der Boeren Hins überzugehen, konnte aber dieErlaubnißnichterhalten. WelcheVer- Wüstungen das englische Geschukfeuer angerichtet hat, habe ich nach der am 27. Februar erfolgten Uebergabe der Boeren an Ort und Stelle gesehen. Die Granaten lagen hausenweis, wo man hinfach; die meisten Wagen waren kurz und klein geschossen, ein großer Theil durch die Lyvditbomben verbrannt; todte Pferde, Esel und Ochsen verbreiteten einen furchbaren Gestank, erplodirte Munition lag in großen Haufen da, -und zwischen all dem Trödel, der auf dem Boden verstreut war, hinkten die armen verwundeten Pferde herum; ein trostloser Anblick. Die Boeren selbst hatten sich gegen das vernichtende Feuer verhältnitzmäßig gut zu schützen gewußt; sie waren in den Fluß hinunter gegangen und hatten sich in den tiefen Regenrinnen, den sog. Schluten, vorzügliche tiefe Schanzen gebaut. So kam es, daß sie im Ganzen nur 40 bis 50 Todte und 160 Verwundete chatten; was diese letzteren aber auszustehen hatten, spottet jeder Beschreibung. Aerztkiche Hilfe fehlte, denn die im Modderriver-Lager Cronje's vorhandenen Ambulanzen chatten in den Schlachten bei Klippdrift uns Paarde- berg so viel zu thun bekommen, daß sic der Flucht nicht folgen konnten. So lagen die armen Teufel 10 Tage lang in deh Büschen am Modderfluß mit Tabak-blättern auf ihren Dunsen, und Mancher wurde noch nachträglich durch Granaten getödtet
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