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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.04.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-04-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000409016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900040901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900040901
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- LDP: Zeitungen
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- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
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2V48 »mchternen Zustande zu leichtfertigen Tireichen aufgelegt waren, ihrem Uebermuthe vollends di« Zügel schießen ließen. Er fanden Tumulte in den Trinkstuben statt. Wurden die Krakehler da nicht mehr geduldet, so zogen sie lärmend in der Stadt umher, belästigten die Wächter, brachten unbeliebten Personen Katzen musiken, beschädigten ihnen die Häuser oder warfen die Fenster ein, und das Ende vom Liede war dann oft, daß sie von den Aussichtsorganen der Stadt ergriffen wurden, so daß dann noch Scherereien zwischen Raths- und Universitätsgericht entstanden. Auch in den Eolleggebäuden ging es am Tage oft recht rüpelhaft zu. Rennen, Zuschlägen der Thüren, Brüllen und Werfen aus den Fenstern, unzüchtige Bewegungen und Redensarten waren an der Tagesordnung. Schimpfereien und wörtliche Beleidi gungen mußten fortwährend gerügt werden. Auch Nichtstudi- rende, sogar Frauen, waren davor nicht sicher. „Schelm, Dieb, Schurke", waren beliebte Schmeichelnamen. Oft folgte dem schlimmen Worte di« noch schlimmere That. Es fanden Schlägereien mit und ohne Waffen statt, die nicht selten einen blutigen Ausgang nahmen. Nicht nur Studenten suchten — wie es scheint, schon in regelrechten Duellen — so ihr Recht; auch einfache Stadtbewohner, Bauern, ja selbst Personen deS andren Geschlechts waren vor thätlichen Angriffen nicht sicher. Bei den Zusammenstößen mit Städtern oder Bauern, über die sich manch« interessante Einzelheiten berichten ließen, ist auch dann und wann die Initiative auf der Seite dieser Elemente zu suchen. So überfielen 1561 drei Kürschnergesellen bei Abend einen Studenten und verwundeten ihn tödtlich; 1559 wurde ein Student Weigmann von einem Bauern aus Zschocher bis ins „landtgericht" verfolgt; der Student erstach ihn in der Nothwehr; er mußte an die Wittwe ein Schmerzensgeld von 25 alten Schock bezahlen. — Es war wegen solchen Ausschreitungen sehr am Platze, wenn Kurfürst August 1554 schon in einem Edicie dos Waffentragen allen denen verbot, die Jemanden mit Waffen verletzt hatten. Auf die zuletzt zu erwähnende Seite des studentischen Privatlebens führt uns ein Reim aus jener Zeit: Don Jena und Leipzig ohne Weib, von Wittenberg mit gesundem Leib, von Helmstädt ungeschlagen, weiß wohl von Glück zu sagen. Die Damen der Halbwelt spielten eine ziemlich bedeutende Rolle im Leben mancher Studenten. Man ließ die nöthigsten Ausgaben als Schulden stehen, um sein Geld mit derartigen Werbern zu verjubeln. Strenge Strafen standen auf diesen Ver kehr in allen Collegstatuten; mehrmals mußte in jener Zeit die Relegation gegen solche ausgesprochen weiden, die eS besonders arg trieben. Leider lesen wir mehrfach auch von Verhandlungen vor dem Urriversrtätsgerichte wegen wohlvorbereiteter gemeiner Verbrechen, die wir heute in diesen Kreisen nur selten zu finden gewöhnt sind. So stahl 1558 ein Student ein schönes Gemälde; im selben Jahre verleiteten einige Musensöhne den Stiefsohn eines Bäckers zum Diebstähle. 1579 wurde der Sohn eines Jenenser Professors wegen desselben Verbrechens durch das Schwert hingerichtet. Be sonderes Aufsehen erregte 1567 die That des Studenten Gold stein und seiner Genossen, die von dem zur Messe anwesenden Wittenberger Bürgermeister und Apotheker Pfreund durch allerlei Drohungen und Mißhandlungen 3600 sl. zu erpressen suchten. Di« Derurtheilung des verhafteten Goldstein bedeutete einen Sieg der städtischen über die Universitätsgerichtsbarkeit. Goldstein wurde schon nach wenigen Wochen auf dem Leipziger Markt im Beisein des Kurfürsten enthauptet. Einer seiner Helfershelfer wurde längere Zeit darauf ergriffen; da er der Sohn eines be rühmten Professors war, kam er mit dem Leben davon, wurde aber auf — 90 Jahre von der Universität relegirt. So haben wir mit der dunkelsten Seite des Studentenlebens abgeschlossen; wir müssen uns hüten, von diesen Verbrechen, wie von den übrigen, mehr unbedachtsam und im Uebermuth be gangenen Vergehen auf die Allgemeinheit zu schließen; die guten Seiten finden gewöhnlich nicht so liebevolle Aufzeichnung, wie di« Schattenseiten. Im Großen und Ganzen konnte man, für die damalig« Zeit beurtheilt, das Treiben der Studenten nicht unsittlich nennen. Die Universität bekennt selbst in einem Gut achten von 1577: „lieber die Studenten ist nicht sonderlich zu klagen." Die Wismar-Frage. Don Oberstleutnant Rogalla v. Bieber st «'in-Breslau. Nachdruck serbotkn. Fürst BiSmarck äußerte im Jahre 1892: „Dhaüsächlich wird Deutschland Wismar nie wieder herauSgeben". Unter diesem Gesichtspunkte ist daher die Wism'ar-Frage zu betrachten. Der Antrag des schwedischen Abgeordneten Hodin im schwedi schen Reichstag«, Schweden solle auf die ihm verpfändete Stadt und Herrschaft WiSmar verzichten und sein Anrecht an eine andere Großmacht abtreten, di« dann die Abtretung Nord- schleSwigs von Dänemark dafür verlangen könne, hat neuerdings wieder die Aufmerksamkeit aus die Wismar-Frage und die Be deutung WiSmars für Deutschland gelenkt, und eS erscheint «ine daher nähere Erörterung derselben, wenn der Antrag auch ver ständiger Weise vom schwedischen Reichstage a-bgelehnt wurde, nicht ohne Interesse. Das heute hinfällige, mindestens höchst zwevftlhafte An recht Schweden- auf WiSmar datirt bekanntlich schon auS dem Westfälischen Frieden, in dem eS nebst der Herrschaft Wismar und den Domanial-Aemtern Neu-Kloster und Poel aus der gleichnamigen Insel als ReichSlehn an Schweden abgetreten wurde. Durch den Vertrag von Malmö vom 26. Juni 1803 wurd« dieses Gebiet jedoch wieder von der Krone Schweden dem Herzog Friedrich Franz I. von Mecklenburg als Pfand zum un beschränkten nießbräuchkichen Besitz für 1258 000 Reichsthaler Hamburger Banco mit der Bestimmung überlassen, daß Schwe den erst nach Ablauf von 100 Jahren sein Wirdereinlösungsrecht unter Zahlung von 3 Procent jährlichen Zinsen, sowie von Zinses-Zinsen geltend machen dürfe. Der Artikel IV. des betreffenden Vertrages lautet: „Sollte aber der entgegengesetzte Fall sich ereignen, daß Se. Majestät der König von Schweden, nach Verlauf der stipulirtcn Frist, das Relutionsrecht geltend machen wollten, so verpflichten Sich gedachte Majestät in der bündigsten Form Rechtens, Seiner Herzoglichen Durchlaucht nicht nur das erste hypothekarische Capital wieder zu erstatten, sondern auch die aus nahestehender Berechnung aufkommenden Zinsen auf Zinsen zu bezahlen. Der Zinsfuß des Pfand-Schillings Wird vom Tage der Auswechse lung der Ratificationen an gerechnet, auf 5 Procent ange nommen. Don diesen 5 Procent werden 2 Procent als ein Aequivalent für die Nutznießung der hypothekarischen Besitzungen abgezogen, und die übrigen 3 Procent sollen bis zum Ablauf der Verfallzeit jährlich zum Capital geschlagen werden und einen zinstragenden Theil derselben ausmachen. Es wird demnach die aus diesen angehäuftcn, zum Hauptfonds geschlagenen Zinsen erwachsene Totalsumme diejenige sein, die Se. Majestät der König von Schweden in dem Wiederöinlösungsfalle zu ent richten haben würden. Da aber vorstehender Ealcül lediglich auf diesen einzigen Fall berechnet ist, so soll er bei dessen Nicht entstehung als null und ohne Wirkung angesehen werden." Demnach beträgt die Einlösungssumme 1903 etwas über 72 Millionen Mark, nach anderer Berechnung des Zinseszinses und Coursstandes der betreffenden 1258 000 Reichsthaler Ham burger Banco sogar 108 Millionen Mark, so daß vielleicht schon die Höhe dieser Summe, ganz abgesehen von allen übrigen in Betracht kommenden Momenten, in Anbetracht der Finanzlage Schwedens, uns vor einem etwaigen Versuche der Wiederein lösung sichert. Allöin das Interesse Deutschlands an Wismar bildet neben der praktischen Schwierigkeit der Rückzahlung der betreffenden, inzwischen hochangeschwollenen Summe, sowie der lleberlassung Wismars an Schweden oder «ine andere Macht, ein noch weit wichtigeres Moment, das gegen die Herausgabe Wis mars spricht. Deutschland kann, nachdem es nach schweren Kämpfen in sich geeinigt, unmöglich «dulden, daß sich irgend eine fremde Macht, sei es auch das bhm zur Zeit befreundete und verhält- nißmäßig unbedeutende und machtlose transbaltischc Königreich, an seinen Küsten festsetzt, oder gar Wismar an eine fremde Großmacht, etwa Rußland öder England, gegen Entschädigung abtritt, die mit dem Besitze des guten Wismarer Hafens und Wismars und ihrer Befestigung einen fremden Keil ins deutsche Küstengebiet zu treiben und dort einen gesicherten Stützpunct und Landungsplatz zu gewinnen vermöchte. Allein auch vom Standpunkte des internationalen Rechts betrachtet, ist es sehr zweifelhaft, öb Schweden, auch wenn es 1903 die ihm einerseits vorgeschossene Summe nebst den verein barten Zinsen zurückzahlen wollte, berechtigt ist, das Pfand object 'wiäder in Besitz zu nehmen, oder gar dasselbe an «ine andere Macht abzutreten, die alsdann gegen «ine ihr in Aus sicht zu stellende angemessene Entschädigung Dänemarks das völlig aussichtslose Project einer Retrocession Nordschleswigs an Dänemark bei Deutschland anstreben könnte. Denn die Cession von Stadt und Herrschaft Wismar im Malmöer Ver trage seitens König Gustav Adolf's IV. von Schweden, des letzten Wasa, erfolgte nur als Sicherstellung für eine Schadens- crsahleisiung von 100 000 Reichsthalern Hamburger Banco für die vom König Gustav aufgehobene Verlobung mit der Prin zessin Luise Charlotte, der ältesten Tochter des Herzogs Friedrich Franz I. von Mecklenburg-Schwerin, für die der Herzog als Unterpfand die bedingungslose Uebergabe WiSmars, PoelS und Neu-Klosters verlangt hatte, da der König die von «hm als genügend betrachtete Geldentschädigung von 100 000 Reichsthalern nicht einmal in den ihm bewilligten Jahresraten von 6000 Reichsthalern abzuzahlen vermochte. Es wurde dabei ausdrücklich bestimmt, daß diese Cession der schwedischen Be sitzungen als ein von König Gustav Adolf IV. persönlich gewährtes Faustpfand zu betrachten svi behufs Sicherstellung für die festgesetzte Entschädigungsleistung von 100 000 Reichs thalern. Rach der Auffassung mancher Juristen sind jedoch Vie Kündigungs- und Einlösungsrechte, die der Vertrag der schwedischen Krone rinräumte, schon 'in dem Augenblick ver fallen, vo die Entthronung König Gustav Adoff's 1809 jede weitere Rechtsnachfolge seines königlichen Hauses aufhvb. Der Malmöer Vertrag wird daher in manchen juristischen Kreisen als ein Personal-Vertrag Mischen zwei Herrschern betrachtet, dem die Bestimmung fehlt, die die Vertheddigung der schwedischen Ansprüche zur Zeit motiviren könnte. Dieser Auffassung steht jedoch diejenige gegenüber, daß König Gustav IV. «in der Krone Schweden gehöriges Gebiet nicht «dauernd veräußern durfte, und daß seine Nachfolger in der Krone in diesem Falle auch seine Rechtsnachfolger sind. Allein zwei andere Rechtsverhältnisse dürften, ganz abgesehen von allen praktischen Bedenken, auch juristisch eine Abtrennung WiSmars von Deutschland ausschließen. Der König von Schweden war 'für seine Besitzungen in Deutschland Mitglied des alten deutschen Reiches und hatte Sitz und Stimme im '.lloichstage. Wismar könnte daher höchstens als ein bleibender Bestandtheil des deutschen Reiches von Mecklenburg heraus gegeben werden, und der König von Schweden würde dadurch ein Mitglied deS deutschen Reiches wenden. Die Verpfändung wurde übrigens von Anfang an in den betreffenden Ländern nur als eine günstigere Form für den definitiven Verkauf und die Abtretung Wismars und seiner „Herrschaft" betrachtet, und zu damaligen Zeiten verhinderte kein Verfasiungsparagraph die Abtretung von Ländereien durch ihr« Herrscher an eine fremde Macht. Die Abtretung hatte etwa die Bedeutung einer Erb pacht für immer, wie heute die Erpachtung unseres ostäsiatischen Gebietes. In dieser lleberzeugung des Definitivums der Ab tretung Wismars an Mecklenburg ivurde auch das Gebiet von Wismar am 1. Juli 1887 wieder in den Landständischen Ver band Mecklenburgs ausgenommen, und der Herzog-Regent Johann Albrecht brachte di« Auffassung, daß Wismar Nicht wieder von 'Deutschland herausgegeben werde, 1898 in einem Toast auf die Stadt Wismar zum Ausdruck. Allein es existirt noch ein anderer Punct des Malmöer Ver trages, der cks luctv bereits durchbrochen ist. Der Vertrag bestimmt: „Da Se. Majestät der König von Schweden durch eine mit einer anderen Macht vor Zeiten eingegangen« und noch bestehende Vereinbarung (den Vertrag zwischen Schweden und Dänemark vom Jahre 1721) sich verbindlich gemacht hat, weder die Stadt Wismar noch deren Hasen aüf irgend eine Art, noch unter welchem Vorwande es sein möchte, zu befestigen und die hohen Contrahenten sich überzeugt hatten, 'daß durch «ine bloße hypo thekarische Cession diese durch einen älteren Vertrag über nommene Verpflichtung nicht entkräftet werden könne, so haben Se. Durchlaucht der Herzog von Mecklenburg-Schwerin keine Bedenken getragen, besagte Se. schwedischen Majestät Ver pflichtung für Sich und Ihre Nachfolger auf die volle Dauer des Pfandtermins ohne alle Einschränkung zu übernehmen." Nun wurde jedoch die Bucht von Wismar deutscherseits nicht nur 1870 durch in der Eile errichtete Stvandbatterien bei Meschendorf gegenüber der Insel Poel, sondern auch neuerdings durch tüchtige Werke mit Panzerthürmen befestigt und geschützt, und diöser Vorgang führt uns auf die kriegsmaritime und sonstige Bedeutung Wismars. Schon der Große Kurfürst hatte bei seinen Plänen für die maritime Ausnutzung und Ausgestaltung der deutschen Ostsee küsten fein Auge auf gute Häfen, darunter zunächst die nou- vorpommerschen, geworfen. Die geräumige Bucht von Wismar, eine der geschütztesten der Ostsee, bildet infolge ihrer Beschaffen heit und Wassertiefe einen vortrefflichen Ankerplatz, der einer beträchtlichen Flotte völligen Schutz gewährt und ihr zugleich vermöge ihrer beiden Zugänge große Freiheit der Bewegungen gestattet. Sie gilt als der günstigste Punct für eine Landung an der deutschen Ostseeküste, die Insel Poel und die Wohlem- berger Bucht werden dafür sehr geeignet gehalten. Namentlich würde die Insel Poel einen vortrefflichen und sicheren Stütz punct für eine hier landende Flotte und Truppencorps bieten, und dieser würde durch Wismar, das eine alte llmwallung be sitzt, verstärkt werden können. Zwar vermögen Kriegsschiffe größten Tiefganges nicht in die innere Bucht von Wismar zu gelangen, allein sie finden westlich der Insel Poel genügend tiefen und gesicherten Ankergrund. Die Stadt Wismar ist durch einen Canal von 5 Meter Tiefe mit der inneren Bucht ver bunden, und ihr eigentlicher Hafen äst nichts Anderes als ein erweiterter und vortrefflicher Stadtgraben von 500 Meter Länge und 40 bis 50 Meter Breite. Das Aus- und Einladen der Schiffe findet auf dem mit Schienen belegten Ostufer des Hafens statt. Wismar eignet sich «somit, seiner ganzen maritimen und sonstigen Beschaffenheit nach, zu einem «Stützpunct und einer Fkottenstation des Reiches im westlichen Becken der Ostsee, und dies um so mehr, als nicht nur die Bucht von WiSmar, sondern die gesammte Lübecker Bucht für eine feindliche Lastdung an Deutschlands Ostseeküsten besonders geeignet ist. Allein da der Schwcrpunct unserer maritimen Streitkräfte in der Ostsee sich in dem bereits vortrefflich ausgestatteten Kriegshafen Kiel und dessen Geschwader- und Marine - Etablissements befindet, dessen Streitkräfte «in durch den Belt in die Ostsee dringender Gegner vor jener Landung in der Lübecker Bucht erst über wältigen müßte, und da ein von Osten vorgehender Gegnrr sich aus naheliegen'den Gründen, wenn überhaupt, eine weitere östlich gelegene Landungsstelle aussuchen würde, so hätte die kostspielige Ausgestaltung WiSmars zu einer Flottenstation für uns keinen besonderen Werth, sondern es genügt, den Gegnern den vortrefflichen, für eine Landung besonders geeigneten Hafen, wie di«s bereits geschehen, durch Anlage tüchtiger Strand befestigungen zu sperren. Er besitzt einen weit größeren Werth für einen maritimen Gegner als Stützpunct, wie er ihn für uns als Stützpunct besitzt. WiSmar, die frühere Hauptstadt Mecklenburgs, heute seine zweite See- und Handelsstadt, zählt ohne die Aemter Poel und Neu-Kloster etwa 18 000 Einwohner und ist per Bahn mehr fach mit dem Hinterlande verbunden. Di« Haupterwerbszweige WiSmars bestehen in Handel und Schifffahrt, Fischerei, Acker ¬ bau und den städtischen Gewerben. Di« städtische VHckdevei be sitzt einige Dutzend eigene Schiffe. Di« Ausfuhr besteht in G«. treibe, Ocksaaten, Buttrr und Dreh. Die Einfuhr, am leb haftesten auS England und Schweden, besteht aus Bauholz, Steinkohlen, Eisen, Steingut und Kalk. Die Steinkohlen einfuhr ist bedeutend und wird dadurch erleichtert, daß die größten Frachtdampfer direct an der «Bahn entladen werden können. Die Stadt hat zahlreiche Fabriken von Eisenguß, Maschinen, Cichorien, Cigarren, Dachpappe, Asphalt u. s. w., ferner Bierbrauereien und Brennereien mit ausgedehnten Ver bindungen. Wismar hatte im 13. und 14. Jahrhundert seine Blüthezeit und war damals eine reiche Hansestadt gleich Rostock, und zahlreiche monumentale Bauten und Häuserfronten sind noch heute Zeichen ihres damaligen Reichthums. Wi« «hoch der materielle Werth von Stadt und Herrschaft WiSmar heute zu veranschlagen ist, läßt sich ohne genaue statistische Daten nicht er mitteln, allein er dürfte die Pfandsummc mit ihren hoch an geschwollenen Zinseszinsen weit übersteigen. Deutschland hat daher in jeder Beziehung vollsten Anlaß, an Wismar festzuhalten, und sollte Schweden 1903 sein Anrecht an Wismar geltend machen wollen, uNd es überhaupt, wie die be treffenden Rechtsverhältnisse liegen, nach öiner juristischen Be gründung finden können, so könnte es sich im äußersten Falle um eine mäßig bemessene Abfindungssumme handeln. Bereits be ginnt man 'in Schweden «den abenteuerlichen Vorschlag des Reichstagsabgeordneten Hedin richtig zu beurthöilen: der Reichs- tagsausschuß hat es abgelehnt, ihn dem Reichstage gu unter breiten, und dieser selbst hat den alsdann von Hodin ein gebrachten Antrag ebenfalls obgelehnt. Reise und Verkehr. Nachdem auf dem GleeSberg bei Schueeberg-Neustädtel an Stelle des baufällig gewordenen und beseitigten hölzernen Aus- sichtSgerüstes mit Genehmigung deS Besitzer-, Herrn Commerzien- rath Schwabe in Leipzig, im vergangenen Jahre ein neuer massiver AuSsichtsthurm nebst RestaurationSgebäude errichtet worden war, soll in diesem Sommer eine große geschützte Halle für etwa 100 Personen von dem Erzgebirgs-Zweigverein Neustädte! erbaut werden, da der anhaltende starke Besuch weitere Räume für Unter» kunft erforderlich macht. Der Thurm wurde zu Ehren deS laug» jährigen Vorsitzenden im Gesammtvorstande deS ErzgrbirgSvereins, deS jetzigen Ehrenvorsitzenden, Seminaroberlehrer a. D. vr. Köhler als Köhlerthurm benannt und erfreut sich regen Besuches von Freunden unseres Erzgebirge- auS der Nähe wie aus der Ferne. Im vergangenen Jahre wurden für denselben 7000 Stück Eintritts, karten ausgegeben und 4000 Stück Ansichtskarten daselbst verkauft, -s. -r. Mit Ende dieses Monats wird der Schlafwagenverkehr zwischen Wien und Dresden über Prag in den Zügen, welche Nachm. 4 Uhr 55 Min. vom Hauptbahnhofe Dresden nach Wien absahren, bezw. in umgekehrter Richtung Borm. 9 Uhr 50 Min. daselbst ein- treffen, wieder eingestellt. 8 Hamburg» 7. April. Unter munteren Klängen seiner Schiffs capelle verlieb gestern Abend der Expreßdampstr „Stambul" der Deutschen Levante-Linie unseren Hasen unter dem Jubel der Pasta- giere, welche, wie ein Blick in die Theilnehmerliste zeigt, aus ganz Deutschland zu der ersten für dieses Jahr veranstalteten „Er- weiterten Excursionssahrt" sich eingesunken hatten. Nicht ein Plätzchen war auf dem schönen Schiff unbesetzt geblieben, kein Wunder, denn das Reiseziel Gibraltar, Algier, Malta, Athen, Smyrna, Konstantinopel ist, zumal bei so niedrigem Preise, zu verlockend, ganz abgesehen von den Reizen und der Erholung, die eine See- reise bietet. Die allgemeine Befriedigung, welche die zwei im ver gangenen Jahre von der Deutschen Levante-Linie veranstalteten Excursionsfahrten unter allen Tbeilnehmern zurückgelassen hatten, war offenbar ein sehr erfolgreicher Werber für die beginnende Reisezeit. Nach den von der Gesellschaft allen Interessenten zur Verfügung gestellten Programmen wird bis September in jedem Monat eine Excursionsreise veranstaltet. Lader und Curorte. 8 MiSdroy. Nachdem MiSdroy wohl allen Anforderungen an die Ausstattung seiner Curmittel genügt hat, hat cs sich in diesem Winter besonders angelegen sein lassen, auch den modernen An- sprüchen an die Hygieine gerecht zu werden. So wurde ein in dem nördlichen Ortstheil gelegenes Wiesengelände, welches durch das Zusammenströmen des Tagewassers bei Gewittern bisher überschwemmt werden konnte, entwässert und dadurch die anliegenden Grundstücke trocken gelegt. Durch die Anlage von Tiefbohrbrunnen in den verschiedensten Theilen Les Ortes ist aller» wärts für kühles, gesunde- Trinkwasser gesorgt. Die Straßen- sprengung wird vermehrt und für Aufrechterhaltung der Reinlichkeit ter Höse durch häufige Controlen gesorgt werden. Die obligatorische Fleischbeschau garantirt gesunde Fleischnahrung. Die Dampfschiffsverbindung mit Stettin ist von der Rhederei Braeunlich auf diejenige von C. Feuerloh übergegangen und wird durch moderne Schiffe betrieben. Die Eisenbahnverbindung über Wollin wird wieder einen Schnellzug sür 8 Wochen aufweisen. Die Fertigstellung der Bahnstrecke Misdroy-Swinemünde wird voraus- sichtlich nicht vor dem 1. Juli er. erfolgen. Die Schnellzüge von Berlin nach Swinemünde werden aber bis zum 1. Oktober ver- kehren und wird damit auch im Monat September für günstige Verbindung nach MiScroy gesorgt sein. Bei der Gesammtau flöge der vorliegenden Nummer befindet sich eine Sonderbeilage von der Firma Emil Schtm-ke, königlicher Hoflieferant in Leipzig, Neumarkt 42, in welcher die genannte Firma die reiche Auswahl ihrer Reit-, Jagd», Angel» und Reise-Requisiten, Lawn»TenniS»Artikel, sowie sonstige Neuheiten aller Art empfiehlt. Die Sonderbeilage sei der Beachtung der Leser empfohlen. a»g. LroU cker stückten Vollprstse bin lob ckurek «ko Abkommen mit einem cker xrlksten k»drlt»nteo null wein« elxeneo rortdellkatteo ^dseUlln« in Son 8t»nck xeoetrt oli-vs Illllllllll INstoi' neuester Kostüm - Stolle IL1LI7 M LllssvrorÄMwvb bllliKou krvlsvll LllMdlvtvll. In rk«» 1.SS 3.—. pillick kilialo I-siprix, Lur^slrasso Uo. 33. empfiehlt sich zu Au- und Verkauf von Effecten an der 1-vneßonvn, Vonttnvn und L-vipnigvn Vönnv. Zweimalige k-onefonvn sowie »vnlinvn Coursberichte liegen täglich in unserem Bureau zur Einsichtnahme aus. leiomr kWcsMckriclitiiiiz: i 220, 2.00,1.80, !60 Ik. pro'/- tg. MM iwkmdmcli: L L40, ILO, 1.10, 1.00 ist. pro'/-iß. 0.6.I-klMäsisi, Hauptq ragend« seit Ja! folge b von gar (Harns ersolgr« Blutai 970,OOl Special tdeilS u sowie lungen i Lais Die« wunder Wascher nämlich Luten- geschme wenden, Luleu- linge w üulen- B K L Sxpedi Rcvac Vt'chd« Alfred versrl L-uiS straß AuSku« in Susku ve bei bri Bo ». im N d. im Fr Aundb LeiPj Platz bäud« 1
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