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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.04.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-04-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000410017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900041001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900041001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
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Manteuffel und Graf Mirbach jede Spitze „gegen den Bund und seine Preßorgane" abgesprochen und schließlich mit großem Nachdruck versichert, die gegnerischen Polititer, die von der Kundgebung der beiden konservativen Führer ein Symptom von Zwistigkeiten zwilchen der konser vativen Partei und dem Bunde der Landwirthe, die so lauge erwartete „reinliche Scheidung" (v. Helldorff'schen Angedenkens. Die Red.) erhofften, würden batd enttäuscht werden: „Denn nach wie vor ist das Berhältniß zwischen der politischen (tieS konservativen) Seite und dem wirthschaftlichen Bunde eine durchaus ungetrübte und so wird eS auch bleiben." Das war Wohl am Donnerstag geschrieben; am Sonn abend aber veröffentlichte der engere Vorstand deS Bundes der Landwirthe, gezeichnet Frhr. v. Wangenheim. Or. Roesicke, Or. Hahn, eine „Zur Klärung der Frage" überschriebene Proklamation, die, wenn auch nur einigermaßen ernst gemeint, die „Schles. Ztg." und eine etwas ältere, politisch mit dem Breslauer Blatte vollkommen übereinstimmende Auslassung der parteiamtlichen „Eons. Corresp." Lügen straft und der „politischen Partei" Krieg bis auss Messer ansagt. Das Pronunciamento deS Berliner BundeS-Trumvirals nimmt zuvörderst die Ne gierung aufs Schärfste mit. Das ist, wie die letzten Wochen gezeigt haben und wie aus Ergüssen hervorgeht, von denen wir weiter unten einige Proben geben, nicht nebensächlich. Aber ihr Hauptaugenmerk haben die Verfasser dieser Kund gebungen offenbar auf die konservative Partei gerichtet. Sie theilen gleichzeitig, wenn auch nicht in demselben Zusainnieu- hange, in ihrem Organe mit, die Herren v. Manteuffel und Graf Mirbach hätten mit ihrer Auffassung (daß in Sachen des Fleischbeschaugesetzeö der Regierung Zugeständnisse ge macht werden könnten und müßten) im Gesammtvorstande des Bundes der Landwirthe allein gestanden, und fahren dann — der möglichen Folgen der Erklärung halber lbeilen wir ihre größere und wesentlichste Hälfte, obgleich ein Theil der selben schon gestern früh mitgetheilt worden, genau nach dem Originale mit — folgendermaßen fort: Al» man durch die jetzigen Handelsverträge die Ectragssähigkett des deutschen Getreidebaues erschütterte, vertröstete man die Land- wirthschaft auf die Erhaltung der Viehzucht; heute will man die heimische Viehzucht dem unlauteren Wettbewerb des Auslandes im Gegensatz zu den sanitären Interessen Deutschland- preisgeben. Um die Landwirthschast aber zu beruhigen, vertröstet man sie auf den neuen Zolltarif. Tas ist der Schlüssel zur Erklärung der gegenwärtigen Streit frage! Nicht um da- bisher eingrführt« geringe Quantum Pökel fleisch (circa 5 Proc. der gejammten Einsuhr von Fleischptoducten), sondern um eine Generalprobe für den Entscheidungs kampf um die Wiedererrichtung eines ausreichenden Schutzes der Production der deutschen Landwirthschast durch den neuen Zolltarif. Die Stellungnahme der Regierung läßt klar erkennen, wie wenig sie geneigt ist, der deutschen Landwirthschast eine gleiche und gerechte Behandlung zu Theil werden zu lassen. Hiernach müssen wir unS mit Recht fragen, wenn die Regierung schon bei einem Gesetz, welches rein sanitäre Zwecke ver- sblgt, eine derartige Zurücksetzung der deutschen Land- wirthschaft dem Ausland gegenüber zulabt, wenn sie be reits bei einem solchen Gesetz so bereit ist, den Wünschen der an deren Interessentenkreise nachzugeben, selbst unter Beseitigung der Gleichstellung der in- und ausländischen laod- wirthschaftlichen Produkte, welche Stellung wird sie dann erst einnehmen, wenn es sich thatsächlich um eine Berücksichtigung der Interessen der deutschen Landwirthschast handeln wird, namentlich um die Zollsätze für deutsche landwirthschastliche Product» in den nenabjuschließendrn Handelsverträgen! Der Schluß ist nicht schwer zu ziehen! Wir geben un» in dieser Be- Ziehung irgend welchen Illusionen nicht hin! Wir hatten gehofft, daß die Regierung gerade beim Fleisck-- l-ejchaugrsetz, d. h. bei einem auf rein sanitäre Ziele gerichteten Gc- fetz, eine gerechte Behaudlung der deutschen Landwirthschast dadurch bethätigen würde, daß sie die Bevorzugung des Ausland«» grund sätzlich au-zuschließen bereit wäre. Wir haben uns darin geirrt und überlassen e» unseren Mitgliedern, ihre Folgerungen daraus zu ziehen. Das «der «lande« Wir sagen r« mSsfea, tzah tzte verücksichtttznn«, welche »ke L«nd«>krth- schaft det de» nächsten Handelsverträgen ver langen kann, — ei« Verlange«, dessen Berech tigung ja auch selten- der Negier««« wiederholt aus da» Aeterlichste anerkannt worden ist, — nach der Entwickel««,, die die Dinge jetzt ge nommen Haden, nur dann erreicht »erden kann, »enn diejenigeuAdgeordneten, welche die land- »irthschastltchen -nieressen «mNetchStage,u der- treten der«se« sind, jede ga»d«r«»mrntale und persönliche N-tksichtnahme schwinden lassen nnd rein sachliche Politik treidrn, eine Politik, »or der die Negiert«»« »er Linken gegeniider, wie die letzte Stil eß »tederhalt gezeigt hat, stet» eapt- tultrte. Neer daun ist eine schwache Hossuung noch »»»Händen, den Untergang »er drntschen Landwirthschast nnd de» deutschen Mittelstandes, 1« de« die Uesetzgediing de» »enrschrn Reiches Dchlag ans Echlag tretdt, »>» »erhindern <S wird darans aakammen, wie wett die dentsche Landwirthschast dereit sein wird, eine solche Politik,n »ersalge«. Was bei unS gesperrt oder fett gedruckt ist, ist es auch im Original diese- Aktenstückes. Man will unverkennbar sehr starkes Aufsehen erregen. Ob diese Kraftmeierei dem Gefühle der Stärke oder dem der Schwäche entspricht, wollen wir nicht entscheiden. Aufs Komödienspielen ver stehen sich die Herren Or. Hahn und Genossen bekanntlich sehr gut, aber sie haben der konservativen Partei auch schon mit vollem Erfolg den Daumen ausö Auge gedrückt. Die bisher laut gewordenen Diagnosen widersprechen ein ander schnurstracks. So bemerken die „Bert. Neuesten Nach richten" — in der Absicht, eine sehr ernste Auffassung der „Nationallib. Corresp." einzuschränken —, sie glaubten, „daß hinter der sehr lebhaften Kanonade sich bereits ein beginnender Rückzug aus einer sehr gewagten Stellung verbirgt". Die „Tägl. Rundschau" hingegen, auch ein Blatt, daS nicht außer Beziehung zu konservativen Kreisen steht, hegt gar keinen Zweifel, daß die Kundgebung des engeren Bundes vorstandes eine Kriegserklärung sei, die den Anfang der Spaltung der konservativen Partei und die Bildung einer neuen Partei, „der radical-conservativen Gruppe, der agra rischen und konservativen Fronde", anzeige. Wir für unseren Tbeil warten eö ab und begnügen uns mit der Schilderung des Standes der Dinge, so weit er sich offenbart, sowie mit der Bezeichnung gewisser Symptome, und verzick>teu auch auf eine eingehendere Kennzeichnung der inneren Ünwahrhafligkeit des Bundesschreics, die sich u.A. auch darin zeigt, daß der sanitäre Charakter deS Fleischbeschaugesetzes zweimal von den Leuten hervorgeboben wird, die in erster Reibe Hand anlegtcn, als dem RegierungSentwurse in der Reickslagscommission dieser Charakter genom men wurde. Zn Erinnerung muß gerufen werden, daß der Muth in der Brust der Bundesleitung zweifellos seine Spannkraft übte, als sie dem pfälzischen ReichStagsabgeorknelen Fitz in rücksichtslosester Weise den Sluhl vor die Thür setzte. Aber Fitz ist ein Nationalsiberaler und hier handelt es sich um Conservalive, um Parteigenoffen und um — wenn auch Frhr. v. Manteuffel und Graf Mirbach zur Zeit zufällig dem Reichstage nichl angebören — FractionSgenosfcn der Herren v. Wangenheim und Roesicke. Graf Klinckowsiröm, die Seele der Coinpromißverband- luugen über das Fleischgesetz, ist bekanntlich Reichstags abgeordneter. ES bleibt sraglich, ob die gegen die angeb lich „gouvernementale und persönliche Rücksichten" nehmen den Abgeordneten, welche die lanowirtbschaftlichen Inter essen in: Reichstage zu vertreten berusen sind, gerichtete Drohung freundschaftlich vereinbarte Arbeit oder wirk liche Drohung ist. Für die ersiere Annahme spricht Mancherlei. So wird darauf ausmcrksam gemacht, daß der Kampfesrus des engeren Vorstandes deS Bundes der Landwirthe, ver in den ersten Apriitagen entstanden sein soll, auf den 29. März zurückoatirt ist, während die Erklärung v. Manteuffel-Graf Mirbach am 3l. März erschienen ist. Vielleicht sollte der Schein eines direkten Angriffes gegen die beiden bewährten Führer vermieden werben. Auf der anderen Seite deutet die Haltung der „Kreuzztg. nicht auf Krieg. Das Blatt, daS die zeitweiligen Absichten der „Ostelbiscken" noch immer am besten widerspiegelt, erwähnt die Proklamation der BundeSleitung mit keiner Silbe Und eS drückt sich auch in Bezug auf da- Fleischgesetz-Compromiß viel weniger entschieden aus als die „Schles. Ztg ". „Die Erwägungen" (über daS Fallenlassen der Zeitbestimmung sür daS Einfuhrverbot und die Zulassung von Pökelfleisch von 10 Pfund an) „sind", so schreibt die „Kreuzztg ", „in konser vativen Kreisen noch nicht so weit gediehen, daß sie sich zu bestimmt formulirten Anträgen verdichtet haben. Die Ent scheidung, ob solche einzubringen sind, wird erst nach der Osterpause beim Wiederbeginn der parlamentarischen Arbeiten getroffen werden können." „Können" ist gut gesagt. Ueber das „Wollen" des Blattes ist keine Vermuthung zu wagen. Vorläufig kommt die „Kreuzztg." in ihrer letzten Ausgabe den Fehde an sagenden Herren mit Aussällen wider die Gegner des Fleisch einfuhrverbots entgegen. Die Angriffe sind aber so plump, daß die Absicht, auf die BundeSleitung beschwichtigend und verheißend einzuwirken, gar nicht verkannt werden kann. Bleibt es zweifelhaft, ob mit der Ankündigung einer „Generalprobe" auf die konservativen Abgeordneten, welche die landwirthschaftlichen Interessen im Reichstage zu vertreten berufen sind — eS giebt, beiläufig bemerkt, nur sehr wenige Abgeordnete, die ihr Mandat auSschließlick oder nahezu aus schließlich von Landwirtbea haben —, der Welt etwas vor gespiegelt werden soll, so ist da- Vorhandensein deS Planes der BundeSleitung, gegen die Regierung und di« Industrie Alles zu wagen, unverkennbar. Die Sprache der BundeS- organe ist seit einigen Tagen noch excessiver geworden, als die AuSLruckSwtise der Freunde des Bundes in der Zeit war, wo man socialvemokratisch zu werden drohte unv cs für be greiflich erklärte, wenn der Kaiser als ein Feind der Land- wirthschaft angesehen würde. Die „Agrarcorrespondenz" spricht davon und die „Deutsche Tageszeitung" giebt e» zvstimmend wieder, daß die „maßgebende Führung der Industrie" augenblicklich im Begriffe se», „unter der Hilfe der radikalen Parteien der Landwirthschast daS Fell über die Ohren zu riehen". Dann Hetzen vie Stimmungsbilder der „Deutschen Tageszeitung" in bisher kaum erlebter Weise. Vielleicht zur Einschüchterung d«S Herrn v. Manteuffel und de- Grafen Mirbach hat man sich geschwind der Nothscbreie zweier adeliger Herren versichert. Ein Herr o. Bonin au- Pommern schreibt: Wir haben jetzt, im Gegensatz zu unseres großen BiSmarck's Zelten, eine Reichs- und Laude-vertretung, die gewillt sind, die nationale Production zu schützen und zu erhalten. Aber wieder sehen wie daS traurige Bild vor Augen: unsere Regierung im Gegensatz zu den heilsamen Gesetzesvorlagen, au» Furcht vor dem Auslande und der olle- beherrschenden internationalen Presse. DaS ist aber noch gar nicht» gegen eine andere „hochge schätzte" Seile der „Deutschen Tageszeitung", einen zweiten Großgrundbesitzer au» Pommern, v. Kameke-Biziker. Dieser Herr meint zunächst: Gegen di« Verlust», welch» di» deutsche Landwirthschast ouS einem Fleischbeschaugesetz im Sinne der jetzigen Regierung er- wachse», sind die Verluste der Rhederei einfach Kaff." Aber auch daS ist noch Zephyrgesäusel. Herr v. Kameke schließt: Viele werden darch solche Vorgänge idas Flesichbesäu-ugejev wird ihnen im Interesse der guten Sache ein plurale kaMuw. D. R.) aus Freunden Gegner der Flotte, allein durch diese Sache. Denn ich kann es wohl verstehen, daß man als guter Pommer lieber den ehrenvollen Tod im Felde gegen England sterben will auch ohne Flotte, als den wirthjchasilichen schrecklichen und langsameren Tod unter der zetzigen Regierung." Nach Lieser von einem ihm zum Gehorsam verpflichtete» Organe belobigten Leistung wird Herr Or Hahn nicht mehr leugnen, daß er ernstlich gegen die „gräßliche Flotte" agilirt. DaS ist allerdings eine „Klärung der Lage". Der Krieg in Südafrika. -t- Aus London, wird der „Magdeb. Ztg." berichtet, wie aus Bloemfontein, 7. April, gemeldet werde, habe Lord Roberts Hunderte von Pferden verloren. Die englischen Truppen litten an Lungenentzündung in Folge ihrer leichten Kleidung. Roberts habe daher beschlossen, den geplanten Massen vorstoß aufzuschieben, bis wärmere Uniformen sür die Truppen angekommen seien. Die Boeren umringten Bloem sontein in ansehnlicher Stärke und erhielten täglich Ver stärkungen. — Das stimmt mit unseren Meldungen überein, nach denen eine Cerniruog der Robertö'schen Armee im Werke ist. Der militärische Mitarbeiter des „Sunday Special" unterzieht die britische Kriegführung im Oranje freistaat einer überaus schneidigen Kritik. Er macht Lord RoberrS und dessen Generalstab für die jüngsten Miß geschicke bei Kornspruit unv RedderSburg direkt verantwort lich. ES wäre völlig klar, daß die Berichte über die nahe bevorstehende Pacifieation des Freistaates vollständig auf Nebertreibung beruhten. Das Vertrauen eines großen TheileS der Presse und der Nation in die Fähigkeiten Roberts sei stark erschüttert worden. Wir verzeichnen noch folgende Meldungen: * London, 9. April. (Telegramm.) Die „TimcS" berichten aus Capstadt vom ü. d. M.: Alle Einzelheiten, die bezüglich des Unglücks bei Kornspruit hierher gelangen, dienen nur dazu, die be wunderungswürdige Geschicklichkeit der Boeren nicht weniger als die merkwürdige Sorglosigkeit und Unvorsichtigkeit der englischen Officiere darzuthuu, dir sich auch durch die Reihe von Mißerfolgen nicht belehren lassen, daß sie auf ihrer Hut sein muffen. (Wiederholt und berichtigt.) * London, 9. April. (Telegramm.) Die „Times" berichten aus Bloemfontein: General Gatacre fand RedderSburg von den Boeren besetzt und zog sich, ohne sich aus einen Kamps einzulassen, auf Bethanie zurück. — Die Blätter berichten aus Capstadt unter dem 7. d. M. Abends, eS gehe das Gerücht, daß die telegravhische Verbindung mit Bloemfontein abgeschnitten sei. — Wie die „Times" au- Ladysmith berichten, ist eine Patrouille der 13. Husaren bei Waschbank mit den Boeren in Fühlung gekommen. — Die „Times" berichten serner au- Boshof: Lord Methuen rückte gestern aus Zwartskopsontein, 10 Meilen östlich von Boshof, vor, ohne auf Widerstand zu stoßen. Die Boeren waren Tag- zuvor abgerückt. (Wdrhlt. — Zu der ersten „Times" - Meldung ist zu bemerken, daß sie sich aus den bekanuten Urbersall bezieht, der den Engländern 5 Compagnien Gefangene und 11 Ge- schütze kostet«. Eine neuerliche Besetzung RedderSburg- durch Lie Boeren ist nicht gemeint, vielinehr wurde gestern gemeldet, daß der Ort wieder in den Händen der Engländer sei. Wenn sich das Gerücht bestätigt, daß die telegraphische Verbindung zwischen Tapstadt und Bloemfontein abgeschnitten ist, so sind die Boeren, zeitweise wenigstens, Herren der Bahnlinie gewesen, ein Beweis, wie frei und unbehelligt sie sich bewegen können) * Warrenton, 7. April. (Telegramm.) Die Engländer beschossen gestern Abend die Eisenbahnstation Fourteen- st re am», die von einer Anzahl Boeren besetzt war Als sodann auf einem etwa 500 PardS rechts gelegenen Gebäude die Fahae des Rothen Kreuze- ausgezogen wurde, stellten die Engländer sofort ihr Feuer rin. * London, 9. April. (Telegramm.) Eia Telegramm aus Ladysmith besagt, dir Boeren von BiggarSberg, rrmuthigt durch Buller'» lange Unthätigkrit, hätten den Pla» zu einer Urberflügelung seiner Streitkräfte gesoßt. Dieser bedinge einen Massrnvorstoß über Hrlpmakar. * London, S. Aprtl. (Telegramm.) Da» „Rruter'sche Bureau" berichtet au« SimonStow n unter dem 6. d. M.: Ib von den 90 entflohenen Gefangenen sind wieder sestgenommen worden. Unter den gefangenen Boeren sind vier wettere Todes fälle tnsolge eine- typhösen FlebrrS vorgekommen. Das Fieber hat auch die Stadtbewohner ergriffen und bereits einen Todes fall zur Folge gehabt. * W»ktztn«tp«, 9. April. (Telegramm.) Gestern Abend wurde im Großen Opernhaus« «in« sehr zahlreich besuchte Ver sammlung zu Gunsten der Boeren abgehalten, an der viele Senatoren und Mitglieder de- Repräsentantenhaus»-, sowie andere hervorroaende Persönlichkeiten Theil nahmen. Reso lutionen, in denen der Sympathie für Vie Boeren Ausdruck gegeben wird, wurden unter allgemeinem Beifall angenommen. Tommandant Aldrrcht iider die britische Armee Der Speetalcorrespondent der „Times" sendet seinem Blatte aus Bloemfontein folgende Aeußerungen des „Obersten" Albrecht, wie er ihn nennt, welche derselbe u. A. beim Frühstück gethan hätte: „Sie (Engländer) verheimlichten nichts. Wir hielten (in dem Gefechte bei Cnslin-Graspan) zwei rechtwinlelig gegen einanoer laufende Linien. Sie sandten eine Brigade, um einen Front- angriff zu machen und zwei Brigaden zum Angriff aus sie Flanke. Wir sahen das Alles. Wir ließen gerade genug Leute, um ihren Scheinangriff anszuhakten uno galoppirtcn -hinüdei zu den Kopjes im rechten Winkel gegen Lie Front. Ihr Angriff wurde dadurch ein Frontäl-Angriff, es war Alles sehr einfach. Ihre Infanterie ist prächtig. Sie geht vor, wo sonst Niemans in der Welt vorwärts gehen würde. Sie ist besser als unsere deutsche Irrfanterie. (??) Aber ihre Cavallerie! Wir tonnen sehen. Wir sehen einen Busch, hinter oem eine Stange hervor - ragt, und wir sagen, Sa ist die Cavallerie. Und Abends gehl sie sters nach Hause in ihr Bioouac, das hat keinen Werth, wir können sehen. Zweimal gab ich Mei unserer Geschütze als ver loren auf. Wir versteckten sie in einer Tonga. Aber ihre Cavallerie ging nach Haüse. Sie ist nichts roerth. Ihre Artillerie ist prächtig. Sie rückt ins offene Feld hinaus, das ist ihr ganz egal. Alber sie bietet mir eine prächtige Zielscheibe mit ihren Protzwagen. Sie hat Disciplin, sic fragt nach nichts etwas nach. Ihre berittene Infanterie ist ganz nichtsbedeutens. Sie ist eine gute Infanterie, aber wozu gute Infanterie auf Pferde setzen? Sie ist verloren, sieht nichts und hält die ganze Zeit ihre Hüte fest. Cronje ist kein Soldat. Als wir sahen, daß Sie Engländer vor uns in der Front nichts unter nahmen, ihr Lager aber immer größer und größer wurde, sagte ich zu Cronje: „Was wollen Sic thun, sie werden Ihre Flanke umgehen." Er antwortete: „Die Engländer können die Eisen bahn nicht verlassen — ich bleibe." Dann sahen wir die englische Cavallerie in Sen Freistaat einrücken. Ich sagte: „Cronje, sie werden Ihre Flanke umgehen, tvas wollen Sie thun?" Er ant wartete: „Die englische Infanterie kann die Eisenbahn nicht oer lassen — ich bleibe!" Dann sahen wir die Infanterie nicht mehr. Sie Ivar fort. Wir wußten nichts. Darauf sagte ich zu Cronje: „Sie werden Ihre Flanke umgehen, was wollen Sie thun?" Er sagte: „'Ich will gehen." Darauf gingen wir. Ich erkannte, daß die Engländer mit allen unseren Wagen uns fangen würden. Ich sagte: „Cronje, Sic müssen schnell machen." Er entgegnete: „Ich kann mit meinen Wagen nicht schneller gehen." Ich sagte: „Sie müssen Ihre -Wagen lassen." Darauf antwortete Cronje, er wolle sein« Wagen nicht lassen, er ist kein Soldat. Der Boer ist nichts Werth. Er hat keine Disciplin. Es geht ganz gut, iveuu sie mit ihren Commanvantrn auf einem Kopje stehen. Dort lassen sie sich todt schießen. Aber wenn Sie zu einem halben Commando sagen: „Jetzt kommt Ihr hierher!", sind sie Alle verschwunden. Alle nach ihren Farmen. Sie sind keine Soldaten. Sie besitzen nicht die nöthigr Dis ciplin." Es muß natürlich dem „Tim«s"-Corrtspondtnten überlassen bleiben, inwieweit diese Aeußerungen Älbrecht's wirklich genau wiidergegkben sind. Ter Untergang des „Meziea«". Der Untergang des „Mexican" hätte fast vielen Hunderten das Leben gekostet, und es ist fast wie ein Wunder zu betrachten, daß dieses Aeußerste glücklich vermieden ist. Der „Mexican" war eins der schönsten und schnellsten 'Schisse der englischen Handelsmarine, das zwischen Capstadt und England fuhr. Es koar wiederholt von der Regierung gechartert worden und wurde im Jahre 1885, als man einen Krieg mit Rußland befürchtete, sogar als „gepanzerter Kreuzer" ausgerüstet und. jener Flotte zugetheilt, welcher die Prrtheidigung der afrikanisch«! Küste zu gedacht wurde. Auch auf ihrer letzten Fahrt leistete die „Mexican" thatsächlich Kriegsdienste: Sir führte die Contin gente des North Lancashire-Regiments, dec Seeforths, der Gordon Highlanders und Loro Lochs-Leute nach Südafrika, wo sie am 14. März eintraf und auch, als sie am 4. d.M. von dort die Heimreise antrat, brachte sie Verwundete und Invaliden zurück Daneben war sie Poff- und Paffagierdampfer und hatte ihre schnellste Fahrt von Capsiadt bis Southampton in 17 Tagen 12 Stunden zurückgelegt. Ihr Comrnandant, Capitän B. Cobb, war einer der ältesten Officiere der Union Castle - Linie, welcher der 4661 Tonnen haltende, 378 Fuß lange, 47 Fuß breit« und 29 Fuß tiefe Dampfer gehrte. Die „Mexican" hatte Capstast am Donnerstag Abeuo oer lassen unv befand sich kaum 60 Kilometer vom Lande entfernt, als plötzlich ein dichter Nebel sie einhüllte. Kurz darauf erschien am Stern der mächtige Bug eines anderen Schiffes, und eh.- einer der beiden Dampfer seinen Curs ändern konnte, erfolgte der Zusammenstoß mit dem Truppeuiransportschiffe „Wink field". Die „Mexican" wurde in der Mitte nächst dem Maschincnraume getroffen und bis unter die Wasserlinie ge spalten; daran, das Schiff über Wasser zu halten, war nicht zu denken. Die schlafenden Passagiere eilten, meist fast unbekleidet, angstvoll auf Deck, aber der Capitän beruhigte sie mit der Ver sichrrung, es bliebe Henug Zeit, um Me in die Boote zu retten und so eilten di« Meisten hinunter, um sich rasch anzutleiden und ihre Werthsachen wenigstens zu retten. Die Boote wurden sofort herabgelassen, die See war fast spiegelglatt, und so brachte mau ztvischmfalllos und in kürzesicr Frist zuerst die Frauen und Kinder und dann die klebrigen auf die „Winkfield", welche, ob wohl selbst gefährlich beschädigt, bei der Nähe »es Landes und der absoluten Ruhe des Meeres darauf rechnen durfte, den Hafen der Capstadt noch glücklich zu erreichen. Sie führte Remonten. Ihr Bug war nahe über der Wasserlinie eingestoßen und auch neben der Mafchinenstubc hakte sie schwere Beschädigungen da-vongrtragcn. «Ihr Vordertheil füllte sich rasch mit Wasser und bei etwas unruhiger See wäre auch die „Winkfield" verloren ge wesen. So retteten sie ihre wasserdichten Abtheilungen. Die „Mexican" sank plötzlich und schneller, al» der Capitän gehofft hatte, während die Mannschaft noch mit der Rettung der Post säcke beschäftigt war. 125 der letzteren gelang es, in die Boote zu werfen, dann mußten die letzten Matrosen über Bord springen, um nicht in dem Strudel deS sinkenden Schiffes mit zu verschwinden. Wik ist rsdafrir« r» hakte«? - »Wir Surfen keinen Haß säen, oder wir müssen Südafrika mit militärischer Gewalt niederhalten, wie Indien." Spectator. Inmitten de- allgemeinen Rufes der Jingo-Presse nach rück sichtSloserer Strenge und „schneidigen militärischen Maßregeln zur Niederwerfung der Rebellion in Südafrika" erhebt beute der „Spectator" seine warnende Stimme mit einem Avpell nicht an
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