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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.05.1901
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-05-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010501028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901050102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901050102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
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frei — — verleihe«, d« fie tatsächlich schon sm Friede» besitzen und seit langen Leiten schon besessen haben, in jeder Freiheit und jedem Dominium wie unsere Vorgänge« und Vorfahren und auch wir ihn bisher in voller Frei« beit besessen haben." In juristischen Kreisen wird die Ansicht ausgesprochen, daß die Entscheidung deS Ge- richt« vielleicht von der Deutung aohängt, die dem lateinischen Wort ,,ävmiu!uw" in diesem Fall gegeben wird. Bedeutet es Eiaenthumßrrcht oder landesherrliche Ge walt oder beide«. Immerhin wird in Betracht gezogen werden müssen, daß bei der Verleihung im Jahre 1334 de« langjährige Besitzstand Kiel« von dem König ausdrücklich an erkannt worden ist. Spätere Urkunden, insbesondere de« dänischen König- Christian I., lasten «S außer Zweifel, daß die Stadt nicht our al« Eigenthumrrin de« Hasen«, sondern auch als die de- Strandes angesehen wird, und die Schenkungsurkunde von 1481 stellt ausdrücklich fest, daß beide Seiten de- Hafen- mit dem Borstranbe der Stadt Kiel gehören. ' . * Hambur«, 30. April. Die Werftarbeiter, sämmt- liche Gruppen des MetallarbeiterverbandeS, die Schuhmacher und die Zimmerer beschlossen wegen der hohen Beiträge den Austritt aus dem Hamburger Gewerkschast-cartell. Durch diesen Beschluß wird die Existenz des ÄrbeitersekretariatS gefährdet. * Öldeubur-, 30. April. Die Königin Wilhelmina der Niederlande und der Prinz-Gemahl werden am 8. Mai in Oldenburg erwartet. D Dessau, 30. April. Der .Staatsanzeiger" meldet durch Extrablatt: Der Herzog hatte heute Morgen «inen stärkeren OhnmachtSanfall. AbcndS waren d,e Folgen fast geschwunden. (Wiederholt.) — Der 70. Geburtstag de« Herzog- ist im ganzen Lande festlich begangen worden. Am Montag Vormittag empfing der Herzog, welcher sich alle öffentlichen Huldigungen verbeten hatte, eine aus den KreiSdirectoren, Bürgermeistern und Ortsvorstehern bestehende Abordnung, welche im Namen des Landes eine Adresse überreichte. Ferner ist eine Verfügung erschienen, durch welche die Stiftung der Krone zum HauSorden Albrecht'S des Bären für besondere Verdienste angeordnet wird. Die Stadt Deffau stiftete 50 000 für ein Herzog Friedrichs- Waisenhaus. Endlich ist rin weitgehender Amnestie- Erlaß erschienen, durch den mit einigen kleinen Ein schränkungen alle rechtskräftigen und noch nicht voll streckten Strafen wegen Beleidigung deS Herzog- oder eines Mitgliedes deS HerzoaShauseS, wegen Ueber- tretung, Forst- oder Felddiebstahl-, Jagdvergehen-, Haus friedensbruchs, Beamtenbeleidigung, Körperverletzung (Alles ohne Rücksicht auf die Höhe der ausgesprochenen Strafe), ferner die wegen sonstiger Vergehen erkannten Freiheitsstrafen von nicht mehr als 6 Wochen und Geldstrafen von nicht mehr als 250 erlassen werden. * Weimar, 28. April. In dem Hofe näher stehenden Kreise» spricht man jetzt von der angeblichen Verlobung deS GroßberzogS. Der Gegenstand beschäftigt immer wieder die Gemüther, denn man zieht die Möglichkeit deS AussterbeaS dieser Regentenlinie in Betracht, da der Großherzog der letzte männliche Sproß ist. Die fürstlichen Dame», welche vornehmlich genannt werden, sind: Die Prinzessin Alexandra von Cumberland (geb. 1882) und die Herzogin Sophie von Oldenburg (geb. 1879). * Bonn, 30. April. Von gut unterrichteter Seite wird der „Köln. Zlg." bestätigt, daß der Kronprinz in der That der Bahnbrecher für die Einreihung der Realghmnasial-Abiturienten in die juristische Facultät der Rheinischen- Friedrich Wilhelms-Universität geworden ist. Es ist eine Thatsache, daß der Kronprinz auf der Prinzenschule zu Plön das Abiturientenexamen nach der für preußische Realgymnasien geltenden Ordnung abgelegt hat. Er ist von den beiden alten Sprachen dort nur im Latei nischen unterrichtet und geprüft worden; griechischen Unter richt aber hat er nicht genoffen und ebensowenig hat die juristische Facultät von ihm eine Nachprüfung im Griechischen verlangt. Damit bat die Facultät den Grundsatz, daß aus schließlich Gymnasialabiturieoteu zum juristischen Studium zugelaffen werden sollen, als für die Bonner Hochschule nicht mehr zutreffend anerkannt, und es dürften demgemäß in Zukunft von derselben Hochschule gegen die Zu lassung von weiteren Realgymnasial - Abitu rienten kein grundsätzlicher Widerspruch zu erwarten sein. Oesterreich-Ungarn. Abgeordnetenhaus; Retchsrathswahl. * Wien, 30. April. DaS Hau- nimmt die Gebühren novelle tu der Specialdebatt« auch in dritter Lesung in der Fassung deS Ausschusses an. Vor Schluß der Sitzung beant wortet der Präsident die Anfrage des Abts Treuinfels wegen des Abdrucks confiscirter, die Satzungen und Einrichtungen der katholischen Kirche schmähender Artikel im steno graphischen Protokolle in Form von Interpellationen und erklärt, als überzeugungstreuer Katbolik müsse er dieses Vorgehen leb- haft beklagen, als Präsident des Hauses und vollbcwußt seiner schweren politischen Verantwortung liege ihm jedoch die Verpflichtung ob, objectiv seines Amtes zu walten und persönliche Gefühle und Empfindungen zurückzustelle». Die Geschäftsordnung biete keine Handhabe, um in dem vom Interpellanten gewünschten Sinne den fraglichen Interpellationen Einhalt zu gebieten. Ein Antrag Pernerstorker, mit Rücksicht auf die Maifeier morgen von einer Sitzung Abstand zu nehmen, wird abgelehnt. Die Wosser- straßenvorlage wird ohne erste Lesung dem Wasserstraßen- auSschuß zugewiesen. Der Präsident beraumt die nächste Sitzung auf morgen an. * Prag, 30. April. Bei der heutigen Wahl der all gemeinen Wählerclaffe im Wahlkreise Smichow-Kladno wurde der tschechisch-nationale Socialdemokrat Choc gegen den Socialdemokraten Nemee zum ReichSrathSabgeord» neteu gewählt. Nrheit«l<sen-De«««ftratto«eu. * Lemberg, 30. April. Heute fanden kleinere Arbeiter- Ansammlungen statt, jedoch keine Ruhestörungen. Eine Versammlung, in welcher mitgetheilt wurve, daß der Statt halter, der Landmarschall und der Bürgermeister rasche Inangriffnahme öffentlicher Bauten versprochen hätten, um den Arbeitslosen Beschäftigung zu geben, verlief ruhig. An die Arbeitslosen wurde Brod vertheilt. Wegen der gestrigen Ausschreitungen wurden 22 Personen verhaftet. . * Lemßerg, 30. April. Der amtlichen „Gazeta LwowSka" rufolße erklärte der Statthalter einer Deputation der Arbeit-losen, e« würden sowohl im Lemberger Bezirk, wie in den Nachbarbezirkea Straßenbauteu angeordnet werden. Er habe schleunige Inanariffnahme von öffentlichen Bauten beim Ministerpräsidenten nachdrücklich befürwortet. Einer Deputation deS Grmeinderath« gegenüber erklärte der Statthalter, er habe die Vorschläge des Gemeiuderalhs, be treffend di« Vermehrung der Polizei, unterstützt. Belgien. -«eresrefor« * Brüssel, 30. April. Die HeereSeammisston hat ihre Arbeiten beendet und folgende Beschlüsse gefaßt: Da- Heer recrukrrt sich aus Freiwilligen und aut den jährlich Ausge hobenen. Den Freiwilligen werden besonder« Vergünstigungen gewährt. Die Stellvertretung wird aufgehoben, der Militär dienst ist persönlich abzuleisten. Die Dienstdauer wird herab gesetzt. Der jetzig« Friedens-Effectivbestand wird Loibehalten, der Kriegs-Effectivbestaud beträgt 180 000 Mann. Italien. Parlament; Ltretk« ländlicher Arbeiter. I" Nom, 30. April. Die Kommer hat ihr« Arbeiten wieder auf genommen. Präsident Billa erklärte die Zurücknahme seiner Ent lassung in Folge deS ihm am 30. März ertheiltrn Vertrauensvotums. DaS Hau» hat die Erklärung mit Zustimmung ausgenommen. * Nom, 30. Avril. (Senat.) Ja Beantwortung einer Interpellation ArrivabeneS über dl« Arbeitseinstellungen ländlicher Arbeiter in der Provinz Mantua erklärt der Minister de» Innern Giolitti, «S Handl« sich um eine Bewegung, welche die Verbesserung der wirth- schaftlichen Verhältnisse zum Ziele habe. In Viesern Kampfe dürfe die Regierung weder dir Partei deS Einen noch die deS Anderen ergreifen, sondern habe nur dafür zu sorgen, daß jeder der beiden Parteien ihre Freiheit gewahrt bleibe. Die Regierung müsse mit größter Vorsicht handeln, weil irgend ein Fehler die ernstesten Folgen nach sich ziehen und di« wirthschast- liche Bewegung in eine politische umwandeln könnte. Er werde unter allen Umständen die öffentliche Ordnung und di« Freiheit der Arbeit aufrecht erhalten; er werde dafür eintreten, daß die Re gierung in vermittelndem Sian« einschrrit», niemals aber werde er ein gewaltsame« Vorgehen gegen solche Bereinigungen dulden, die sich bet ihren Bestrebungen innerhalb der Grenzen der Gesetze halten. Nach längerer Debatte wird folgende, von der Regierung genehmigte Tagesordnung einstimmig angenommen: Der Senat ist von der Nothwendigkrit überzeugt, daß die Regierung Präventiv maßregeln zum Schutze der Freiheit LerArbrtt gegen die Parteien des Umsturzes ergreift, und geht deshalb zur Tages ordnung über. (Lebhafter Beifall.) Frankreich. Verbrecherischer Anschlag; Ärubenarbeiterbrmegung. * Paris, 30. April. Wie die Blätter aus Brest melden, wurde während der letzten Versuchsfahrt des neuen Panzer schiffes „Jena" festgestellt, daß die Maschinen schlecht functionirten. Die Nachforschungen ergaben, daß verschiedene Röhren in den Kessel von verbrecherischer Hand mit Kohlenstücken vollgestopft waren. Die Marine behörde hat eine strenge Untersuchung cingeleitet. * Leus, I. Mai. (Telegramm.) Das Bureau deS Grubenarbeiter-SyndicateS hat beschlossen, an die Grubenarbeiter ein Rundschreiben zu richten, in dem aus- einandergeseht wird, daß in Folge der Thatsache, daß sich 120 000 Grubenarbeiter an dem Referendum nicht betheiligt haben, es nicht die Verantwortung für die Aufforderung zu einem allgemeinen Ausstande übernehmen könne. In Folge dessen fordere es die Grubenarbeiter auf die Arbeit nicht einzustellen. Großbritannien. Die Lage tn Marokko. " London, 30. April. (Unterhaus.) Unterstaatssekretär des Aeußern Cranborne erklärt, der Regierung sei keine Meldung zugegangen von dem Eindringen französischer Truppe» in marokkanische» Gebiet. Die französische Regierung habe im Gegentheil mehr denn einmal erklärt, daß die jüngsten Operationen an der östlichen Grenze Marokko- keinerlei Feindseligkeit gegen Marokko bedeuten, sondern den Zweck verfolgen, Angriffe der an der Grenz« hausenden Nomadenstämme zu verhindern. Afrika. Antisemitische Unruhen. * Algier, 30. April. Als der Bürgermeister MaxRSgis heute mit Freunden in einem Restaurant sich aufhielt, trat an ihn ein gewisser Laberdesque, der Director einer hiesigen Zeitung, heran und verlangte Aufklärung über die tn der Stadt verthcilten, seine Person betreffenden Flugblätter. Es kam zu einem Handgemenge zwischen den Freunden beider Par teien, in dessen Verlaufe MaxRögis von einem seine: Gegner durch einen Schuß verwundet wurde. Auch der Bruder Rägis' und zwei seiner Freunde wurden durch Revolverschüsse verwundet. Es sind keine Verwundungen ernster Natur. * Algier, 1. Mai. (Telegramm.) Zu dem Hand gemenge zwischen dem Bürgermeister Rvgis und dem Zeitungsherausgeber Laberdesque in einem hiesigen Re staurant wird weiter berichtet: Regis erhielt zwei Revolverschüffe, die den Schädel trafen, er verlor jedoch nicht die Besinnung. Eine wüthende Menge drang in das Restaurant ein, tn das die Gegner Regis' geflüchtet waren. Die Polizei hatte Mühe, sic zu schützen. Bor der Apotheke, in die die Verwundeten gebracht worden waren, sammelte sich eine große Menge an, die lärmende Kundgebungen veranstaltete. Hierbei wurde eine Person durch zwei Messerstiche lebensgefährlich verletzt. Australien. * Albany, 30. April. Der Herzog und die Herzogin von Cornwall und Dork sind heute Abend an Bord d«r Aacht .Ophir" hier eingetroffea. Militärisches ' Generalmaior und Oberquartiermeister beim Armee-Ober commando in Ostasirn Freiherr von Gayl, der durch kaiserliche Ordre au- Bonn vom 26. April zum Chef d«S Generalstabes dieses Armre-Obercommandos ernannt ist, führt schon seit dem Tode des General» von Groß genannt von Schwarzboff provisorisch die Ge schäfte d«< LbrfS des Stabe». Bor Antritt seiner Stellung in Ostasien al» Oberquariiermeister commandirte Freiherr von Gayl das 27. Infanterie-Regiment in Halberstadt. * Hannover, 3L April. AvS Anlaß de» Unfall« des Oberstleutnant« v. Heyden-Linden ging dem Officier-corpS des Königs-Ulanen-Reqimenl» in Hannover von dem dieostthuenden Flügeladjutanien des Kaisers folgende- Telegramm zu: „Se. Moj. der Kaiser und König nehmen aufrichtigen Antheil an dem ver- hingnißvollrn Sturz« de« Oberstleutnant« o. Heyden-Linden und erwarten täglich Meldung üb« da« Befind», so lang, de» Zustoad 1» Bedenken Lnlnh ,1edL" Evangelisch - Lutherische Landessynode. ff, Dre-tze«, 30. April. Viert« öffentliche Sitzung, Vor mittag» 10 Uhr. Am Tisch« deS Kirchenreaiment» anwesend Eonsistorialpräsi- dent v. Zahn, Geh. Rath Meusel, Oberconsistorialräth« Lotichius, Clauß und vr. Kohlschütt <.r. Nach Verlesung der Registrand« wurde di« Berichterstattung des LegitimationsauSschuffer über die von ihm vorgenommrnen Wahlprüsungen fortgesetzt. Ohne Debatte und einstimmig wurden 'dem Anträge der Berichterstatter Bürgermeister Zeidler- Gchlettau, Gemeindevorstand Weinbold-BurtharvtSvorf, Ober amtsrichter Hager-Oelsnitz, Superintendent Herzog-Oelsnitz und Landgerichtspräsident vr. Hartmann entsprechend die Wahlen im Bezirke XXVI, XXI, XVII», IX» und V für g i l t i g er klärt. Betreff» der viel umstrittenen Wahl im XI. Wahlbezirk (Borna), über welche Herr LandgerichtSprässdent vr. Hartmann «in umfangreicher Referat erstattete, ist der Legitimationsaus schuß nach eingchendster Prüfung aller Verhältnisse zu dem Votum gelangt, daß di« Wahl des Herrn Bürgermeister Fabian inLausigk fürgiltia anzusehen sei. Nachdem die Herren Superintendent Spranger-Borna und Bürgermeister Fabtan-Lausigt ihrerseits ihren Standpunct zur Wahl geltend gemacht, brachte Herr Amts gerichtsrath Nitsche - Frauenstein den Antrag ein, die Wahl zu c'a ss i r en. Es wurde jedoch der Antrag des Legitima- tionsausschussrsmit36 gegen 34 Stimmen angenommen und somit die Wahl im XI. Wahlbezirk fürgtltig erklärt. Es folgte nun di« Wahl eines Sonderausschusses sür die Petition der Meißner Conferenz, den Zusammenschluß der deutschen evangelischen Landeskirchen zur Wahrung und Förderung ihrer gemeinsamen Angelegenheiten be treffend. Auf Antrag des Herrn Grafen Vitzthum o. Eckstädt wurden durch Zuruf gewählt die Herren Eonsistorialrah v. Burg, Pastor prim. Wetzke-Balltzen, Landgerichtspräfident vr. Hart mann, Geh. Kirchenrath Prof. v. Rietschel, Oberbürgermeister vr. Schröder-^Plauen, Superintendent vr. Frotscher-Werdau und Oberpfarrer vr. Graue-Chemnitz. Der gestern gefaßte Beschluß auf Einsetzung eines besonderen Ausschusses für Erlaß Nr. 9, Gehaltsregelung betreffend, wurde wieder aufgehoben und der Erlaß dem Verfassungsausschuß zur Vorberathung überwiesen. NächsteSitzung: morgen Mittwoch Vormittag 10 Uhr; Tagesordnung: Wahlprüfungm. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. Departement des EultuS rmd öffentlichen Unterrichts. Erledigt: die Kirchschulstelle zu Kieritzsch. Collator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: außer freier Wohnung im Schulhause mit Gartengenuß 1200 vom Schuldienste, 625 vom Küchendienste und 110 für den Unterricht in der Fortbildungsschule. Bcwerbungsgesuche sind mit den er forderlichen Zeugnissen bis^zum 15. Mai bei dem königlichen Bczirksschulinspcctor Or. Stephan in Borna einzureichen; die dritte ständige Lehrcrstellc in Langenchursdors bei Waldenburg i. Sa. Collator: die oberste Schulbehörde. Ge halt: 1200 .zk, 110 für Turnunterricht und Amtswohnung mit Garlengenuß. BcwcrbungSgcsuche mit sämmtlichen Zeug nissen bis in die neueste Zeit und einem Militäröicnstaucwe.f'e sind bis zum 11. Mai bei dem königlichen Bczirksschulinspcctor Schulrath Lötzsch in Glauchau cinzurcichen. Kunst und Wissenschaft. Literatur und Theater. — Die Kunst fürs Volk. Der „Frkf. Zig." wird aus Köln vom 27. d. M. berichtet: Einen interessanten Vortrag über Volkskunst hielt gestern Herr Karl Freiherr b. Per- fall, Redactcur der „Kölnischen Zeitung", in der Literarischen Gesellschaft. Er betonte, daß sowohl der Ausdruck Volkskunst, wie auch die Sache für Deutschland noch ziemlich neu sei, im Gegensatz zu England, wo John Ruskin und William Morris ihr Leben dafür geopfert haben, die Kunst im Volle zu ver breiten. Von Morris stammt der Ausspruch: „Wenn wir nicht den Zehntauscnden die Kunst geben, so hat die Kunst keine Existenzberechtigung und ist nicht mehr Werth, als der Rudersport oder das Pferderennen." Mit dem sich er weiternden Interesse am Theater begannen in Deutschland und speciell in Berlin vor einigen Jahren die Bestrebungen, die Kunst dem Volke näher zu bringen, aber die Bewegung nahm in den letzten zwei Jahren eine andere Wendung. Das Schlag wort „Los von Berlin" hat seine Ursache in der Erkcnnt- niß, daß das Berliner Literatenthum auf dem Gebiete der Literatur die Fühlung mit der Gesammtnanon verloren habe, und daß man vor der Gefahr stchc, Deutschland von literari schen Strömungen beherrscht zu sehen, die nur das geistige Eigenthum einer verhältnißmäßig geringen Zahl von Schrift stellern sind, wodurch in Deutschland eine geistige Dürre ent stehen müsse. Das „Ueberbrettl" des Herrn v. Wolzogcn liefere den Beweis, daß den Berliner Herren sür die eigentliche Kunst der Äthcm ausgcgangen sei. Das Volk steht der Kunst in all ihren Gattungen durchaus nicht unempfänglich gegenüber, das beweisen alle Versuche, die bisher mit Volksyochschulcurscn, Volksunterhaltungsabcndcn, Lesehallen und Voltsbibliothckcn gemacht worden sind. Daß das Volkslied verschwunden ist, hat weniger seine Ursache darin, daß es an Dichtern fehlt, als in den veränderten Zeitverhältnisscn. Die Motive des alten Volksliedes, das Wandern, das Liebchen in der Mühle, Bach, Feld und Wald werden von unseren Großstadtleuten und Fabrikarbeitern nicht mehr verstanden, und so hat das blöde Couplet des Tingeltangels das Volkslied gemordet. Aus dem Variötetheater konnte aber eine Stätte der Volkskunst gemacht werden, nicht im Sinne des Herrn v. Wolzoaen, sondern indem hier wahre Kunst geboten wird. Ein solches Rauchtheater könnte bei Bier den „Hamlet", die „Räuber" und die Werke unserer Musikberocn bieten. Das Volkstheatcr nnm eine An stalt deS Staates oder der Gemeinde werden, und Denjenigen, die da sagen, daß dafür das Geld fehle, ist zu antworten: In Amerika haben die Städte das Geld dazu und hier bei uns werden sie eS haben müssenI Bezüglich der Literatur — das Volk kenne heute seine Dichter und Schriftsteller gar nicht — müsse mit Hilfe von Rccitatoren in öffentlichen Lesehallen Wandel geschaffen werden, indem durch Vortrag von Bruch stücken, durch Mittheilungcn von Dichterbiographien das Jnlcr esse angeregt würde. Auch zum Genuß der Werke der bildenden Kunst tst keine Wissenschaftlichkeit nothwcndia, ebenso wenig wie es zum Genuß der Natur der lateinischen Namen der Kräuter und Thierc bedürfe. Das wichtigste Moment für die Erziehung zur bildenden Kunst ist das Bilderbuch für Große. Ein kleiner Saal voll Photogravürcn wirke als Museum schon Großes. Der Zweck der Kunst ist nicht, Kunstprofcssoren zu erzeugen oder auch nur Künstler, sondern den Menschen zu erfreuen, ihm eine Spiegelung der Natur, der Menschheit und seines Selbst in einer über das Alltägliche gehenden Beleuchtung zu bieten. Tie bringt alle Menschen auf eine gewisse Höbe des Denken» und Fuhlens, die sic gut macht, vor Verbitte rung bewahrt und zufrieden sein läßt mit unserem Erbenlos». L. (Heinrich Heine» Rationalgefühl.) Ter Leipziger Literarhistoriker Professor vr. Ernst Elster veröffentlicht im Mast hefte der „Deutichea Rundschau" mehrere bisher ungedruckle Briese, die Heinrich Heine an den ihm befreundeten Lüneburger Advo katen und Schriftsteller vr. Lhristioni gerichtet hat. In einem der Brief« schreibt Hein« u. >.: „Ich weiß, daß ich eine der deutschesten Bestien bin, ich weiß nur »u gai, daß mir das Deutsche das ist, wa» dem Fische das Wasser Ist, daß ich au» diesem LebenSelement nicht herauskann." - Elster beleuchtet die vorstehende Bersicherueg in folgenden Ausführungen: „Dielen Worten steht freilich ein« nicht geringe Anzahl geradezu ant in at'o naler Aeuherungen gegenüber, und solche» Schwanke» der Gesinnung muh leider al» ein ebenso unerfreulicher wie tief wurzelnder Zug von Heine s Seelenleben hervorgehoben werden. Dieser Zug verrälh sich auch in dein nicht ganz gesunden Spott, mit dem er da» Gc- fländniß in unserem Briese begleitet. Nicht dadurch allein erklärt es sich, da» Heine schnell wechselnden Stimmungen unterlag, auch nicht dadurch, daß er an jeder Sache, und so auch am Deutschthum, mit weitjchauender Vielseitigkeit'' dos Gute und Anfechtbar« zugleich erkannte, sondern er ist in letzter Linie durch die einfache Thatsache begründet, daß Hein«, der hochbegabt« Jude, sich vielfach im Gegensatz zur deutschen Cultur jener Tage fühlte, und daß er im ungleichen Kampf mit ihr auf das Schwerste litt. Er gehörte etwa der zweiten Generation deutscher Juden an, die an dem modernen Geiste-leben Antheil hatte: begreiflich ist es daß bet ihnen der Ausgleich zwischen eigenitn Erbtheil und äußeren Einflüssen nicht ohne Weitere» und nicht in wenigen Jahrzehnten zum Abschluß kamen; weit erstaunlicher sind die Fortschritte, die er machte. Und Heine hat diesen ungeheuren Zwiespalt wie kein Anderer durchlebt, wenigstens wie kein Anderer zum Ausdruck ge- bracht. Was Mancher im Stillen ertragen, auch wohl innerlich über wunden hatte, das offenbarte er, einer der subjektivsten allerDichter, mit rücksichtslosen Worten. Freilich hat auch er der Sache letzten Grund nie mals aufgedeckt; und wer wollte ihm das verargen? Er hat sich der Jungfrau Germania mit glühenden Liebesschwüren zu Füßen ge- morsen, aber sie wies ihn spröde zurück. Und der Berschmähtr Hit es denn an höchst bitteren Worten nicht fehlen lassen. Aber der Gegensatz zwischen ihm und ihr bestimmte all jein Denken und Thun, und in srinec letzten Zeit, während seines langen Krankenlager-, wurde er in seinen Anschauungen über sie immer härter und kälter. Er hat sich in diesem tragischen Conflict seines Leben nicht als starker Charakter erwiesen, und seine Schwäche verräth sich in dem Schwanken und Schillern seiner Gesinnungen. Aber ohne diese Erfahrungen, ohne den Gegensatz seine» Ich» zu der Umwelt wäre er auch schwerlich der Dichter von charakteristischer Bedeutung geworden al» den wir ihn schätzen .. Bildende Künste. 8 Die Collection des Herrn Marir Loetvensohn au» Brüssel, welche am 7. und 8. Mai d. I. im Rudolph Lepke'schen Kunst-Auctionshause zu Berlin 8. IV., Kock straßc 28/29. versteigert wird, besteht aus Gemälde: . Aquarellen und Bronzen neuerer belgischer Meister, Kunst möbeln, Marmorsculpturen u. s. w. Es ist zum ersten Ma e. daß eine so bedeutende und umfangreiche Sammlung von Werken belgischer Künstler auf dem Berliner Kunstmarkt zur Versteigerung gelangt, und dürfte dieftlbc daher nicht verfehlen, das Interesse aller Sammler und Kunstfreunde in nicht ge wöhnlichem Matze zu erregen. Vorbciichtigung ist am Sonn tag, den 5., und Montag, den 6. Mai, von Io—2 Uhr. Der Katalog Nr. 1268 ist mit 20 Lichtdrucken der hervorragendsten Werke geschmückt und von obengenanntem Institut unentgeltlich zu beziehen. Wissenschaft. * Vertin, 30. April. Die heutige Hauptversammlung der Comenius-Gesellschaft hat unter zahlreicher Betheiligung von Vertretern aus den Provinzen, sowie aus Oesterreich und Holland stattgesunden; den Hauptvortrag hielt Professor vr. Wolfstieg über die Idee der Kaiser Wtlhelm-Bibliothek in Posen. Sport. * AuS der „Sport-Welt": Rittmeister von Eynard hatte in Frankfurt a. M. auf „Karl Martell" und „Eiger" einen Doppelerfolg im Sattel zu verzeichnen. — Leutnant Suermonot wird, wie in österreichischen Zeitungen zu lesen, Donnerstag und Freitag in Preßburg fammtliche Pferde aus dem Hinderniß-Stalle des Herrn Mautner von Markhof reiten. — Zu einem todrcn RcNnen kam cs im Frankfurter Parforce-Jagd-Rennen(Frankfurt a. O.) zwischen Hauptmann Engel auf „Samte Reparate" und Leut nant Suftert auf „Nachtwandler". Der Ehrenpreis, eine Jagdpcitsche, siel durch das Loos an den 17. Ulanen. — Im Offrcier-Jagd-Rennen zu Frankfurt a. O. war anfänglich „Irish Justice" als Sieger erklärt worden, doch hob der Vorstand auf eine von Herrn Wendenburg erhobene Be schwerde den Richtcrsprucb auf, da ein offenbares Versehen vorlag, und erkannte dem alten „Sarcastic" das Rennen zu. Verkehrswesen. — Sächsisch-Böhmische Dampfschifffahrt. Kom- menden Sonntag, den 5. Mai ». c., tritt auf der unteren Tour. Dresden-Mühlberg, ein erweiterter Fahrplan in Kraft, welcher bis mit 18. desselben Monats Giltigkeit hat und dessen Fahrzeiten bereits bei Veröffentlichung der jetzt gütigen Fahrvrdnung mit bekannt gemacht worden sind. Der neue Fahrplan weist im Ver- hältniß zur Jahreszeit bereits zahlreiche Verbindungen auf, und diese sind im Ucbrigen wieder so gelegt worden, daß die Eisenbahn anschlüsse aus Len Hauvistationen erreicht werden können, so daß den Anforderungen deS Publicums allenthalben entsprochen werden wird. Tein Frachtenverkehr, welcher sich jetzt bis Magdeburg nebst Anschlußlinien erstreckt, wird auch künftighin die größte Aufmerk, samkeit zugcwendet. (Eingesandt.) Tas „Eingesandt" im gestrigen Abendblatt, unterzeichnet „Ein Bürger , verdient thatsächlich die größte Beachtung. Unser Straßenkehrwescn wird von vielen Haus männern in einer Weise gehandhabt, die mau getrost groben Unfug nennen kann. Ich habe schon seit langer Zett Be obachtungen nach dieser Richtung hin angestellt und weiß au» eigener Erfahrung, wie z. B. in der Nürnberger Straße, auf dem Bayerischen Platz, in der Zeitzer- und Südstraße, sowie in allen Nebenstraßen verfahren wird Gekehrt wird meist in der Mittagsstunde, zu einer Zeit also, wo sehr reger Straßen verkehr herrscht. Von vorherigem Sprengen mit Wasser habe ich selbst in der heißen Zeit höchst selten etwas wahrgenommen, und auch dann geschah cs in ganz unzulänglicher Weise. In der rücksichtslosesten Weise wird der trockene «taub zusammen gekehrt; meistens besorgen das Geschäft Schulkinder, die es nebenbei noch an der norhigen Gründlichkeit fehlen lassen und oft ihre Freude daran haben, wenn der Staub in dicken Wolken über den Fußweg kmhinzieht Man^ schreibt jetzt viel über die Unrcinlichkeit und Schädlichkeit der Straßcnschleppe der Damen, und man thut recht daran, auf die Gefahren, die diese un saubere Mode für die Gesundheit mit sich bringt, immer wieder hinzuwciscn, aber alle Schleppen in Leipzig vermögen nicht im Entferntesten so viel Staub aufzuwirbeln, als ein Kehrbesen in der Hand einer bequemen und gegen Schmutz unempfindlichen Hausmannsfrau, der es zu viel rst, die Straße vorher ordentlich zu besprengen. Uebrigens habe ich noch nie gesehen, daß dem gesundheitsschädlichen Unfuge von Polizei organen gesteuert worden wäre. Dresden hat den Ruf. cme reinliche Siadt zu sein, dort gehört aber auch ein solches Straßenkehren, wie bei uns, zu den Unmöglichkeiten. So wie es jetzt hier zugeht, und wie wir es an den kommenden heißen Tagen noch zu gewärtigen haben, kann und darf eS unmöglich weiter geschehen. T. ivviur Lis äas kadsv ivoUvv 1V6IM 8to ^LdivQ ivoUsn ivvim Lio traxsn vwUvrr ivoon Lio KuGNss«!,! tinävn ^otivn ivvvu 81s älv radivn ^voUsn Sie sein noiisn ks-uksü Lis ditto doi »W Seikil keiersrirrrA 37.
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