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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.05.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-05-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010506019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901050601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901050601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-05
- Tag1901-05-06
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Im Auftrage des Konkursverwalters Herrn Paul Gottsckalck versteigere ich heute und morgen Sternwartenstraße 45, in dem Lagerhaus« Les Hintergebäudes, früh von 10 bis 2 Uhr die Rest bestände der Robert Becker'schen Konkursmasse, bestehend aus Bazar- waaren, Spielwaaren, Biioutertcwaareu, desgl. Punkt 12 Uhr einen Posten von 37 vov Ttck. Ansichtspostkarte» von Leipzig. Händler und Marktfahrer werden besonders aus diese Ver steigerung aufmerksam gemacht. I^ilckeeste. Localrichter. LeöLrksversin Vvr»«u»inIni»U Vlen8tax, «len 7. A»1 1VV1, Idenck, 6 vkr lw 8aalv äer krUderva ersten Lllrgvrsebule. Taxesorcknnng: I. ^Vakl rveier SteUvsrlrecsr Mr äeu Lbrenratd. II. Vortrtstxs. III Antrag; auk AbLllcisrung äer Stanäesoränunx (ck. Lin- . laäuogHharle). 8an.-Ratd vr. Leknre. Heilquellen und Ladeorte in Lachsen. i. Die geologisch« Landesuntersuchung des Königreichs Sachsen (Leiter Geh. Bergrath Professor I)r. Credner) theilt unser Vater- larrd in zwei Provinzen: die Erzgebirgische Provinz und die Lausitz, da für dir brrden Landestheilr nach drn neuer«» For schungen eine verschiedene BildungSweise durch geologische Vor gänge anzunehmen sein wird. Es ist nach der jetzigen geologischen Auffassung die höchste Erhebung im Kamme des Erzgebirges an zusehen als eine große, durch Zusammenziehung unseres Evd- körpers entstandene Falte, die sich abgeschwächt wiederholt im sächsischen Mittelgebirge und im Nordrande Sachsens weiter ver mindert als schwacher Höhenzug verläuft. Es kann nicht Wun der nehmen, daß die gewaltig« Störung des Untergrundes, welche östlich im Erzgebirge endet, ein Brechen und Verwerfen der Erdschichten herbeigeführt, das Eindringen feuerflüssiger Ge steine in die Klüfte ermöglicht und das Entströmen erwärmter Quellen an der Oberfläche wesentlich gefördert 'hat. Wie man Die Entstehung der böhmischen Heilquellen von Teplitz, Karls-- bad, Franzensbad und der Mineralquellen von Gießhübel, Kron dorf, PUrstein, Bilin und Anderer mit dem Steilabsturz des Erzgebirges nach Süden in Verbindung bringt, so darf man auch wohl die vielen Mineralquellen, welche man in der erz- grbirgifchen Provinz (einschließlich des Vogtlandes) zum Theil seit einer längeren Reihe von Jahren kennt und erfolgreich be- nutzt, den gestörten Lagerungsverhältnissen zurechnen. Es er scheint vielleicht gerechtfertigt zum Nutzen und Frommen der Heilung suchenden, innerhalb und außerhalb des engeren Vater landes wohnenden Menschheit, diese sächsischen Heilquellen ein mal einer kurzen Besprechung zu unterziehen, wobei im Wesent lichen die Richtung von Westen nach Osten eingehalten nxr den soll. Bad Elster und oberes Vogtland. Im Südweften unseres Vaterlandes, hart an der böhmischen und unweit der bayerischen Grenze, liegt die „Perle des Vogt landes" an der perlonreichen Elster, welche unweit davon ent springt. Es gereicht diesem größten und wichtigsten Badeorte Sachsens nicht zum Schaden, daß seine Geschichte etwas mangel haft ist und über Auffindung seiner Quellen, wie über Ent stehung des Ortes Elster keine Urkunden sich vorfinden. Man kann die sehr zweifelhafte Erwähnung des heiligen, heilsamen Elsteraner Gesundbrunnens in einem Stiftungsbriefe der Johanniskirche zu Plauen vom Jahre 1122 oder die angebliche Prüfung des „Elstersäuerlings" im Jahr« 1531 ohn-e Schaden unbeachtet lasten, immerhin genügt es wohl, zur Beurtheilung des Alters der Quelle, daß bereits im Jahre 1669 ein Plauenscher Arzt, Georg Leisner, einen gedruckten Bericht über den Elfterer Säuerling hat erscheinen lasten, und dabei die Wirksamkeit des selben zur Heilung des Scharbocks, Nierensteins und Zipper leins erstmalig von ärztlicher Seite betont wurde. Seit 'dieser Zeit hat mehr oder weniger erfolgreich die sächsische Regierung diesen Quellen besondere Aufmerksamkeit angedeihen lasten, in dem wiederholt die Fassung derselben zur Abwendung wilden Wassers verändert und verbessert wurde, obne daß man sich jedoch entschließen konnte, die schon 1787 vom Sanitätscollegium empfohlene und 1819 von Medicinalrath Dr. Clarus in Leipzig erneut vorgeschlagene Erwerbung der Quellen durch Ankauf des umliegenden Areales zu bewirken, um -dem Lande di« aus der Benutzung der Quelle zu erhoffenden Vortheile zu sichern. Nach dem Gerichtsdirector und Advocat Staudinger in Markneu kirchen im Auftrage des Krkishauptmannes die Qullenfassung neu geregelt, auch das erste Badehaus als Brettschuppen in primi tivster Art errichtet hatte, vereinigte er sich im Jahre 1835 mit Bürgermeister Todt aus Adorf zur Gründung einer Actien- gesellschaft, welche mit Unterstützung Des Staares di« Quellen nebst Areal erwarb und die Fassung der 4 Quellen verbesserte, leider im Jahre 1845 aber in solch« Verlegenheiten gerieth, daß sie an die Staotsregierung das Ersuchen um Uebernahm« des Bades richtete. Schon im Jahre 1846 wurde daher regierungs seitig ein keines Jnterimsbadehaus errichtet, in den Jahren 1847 und 1848 aber di« 46 Fuß tiefe, massive Fassung der jetzigen Albertsquelke vollendet, so daß man am 25. Juni 1848 die erste Saison des nunmehr fiscalischen Bades eröffnen konnte. Daß die Regierung mit Zustimmung des Landes sich in ganz hervor ragender Weise ihres Besitzthums angenommen hat, ist ja genug sam bekannt; bei der Feier des 50jährigen Bestehens wurde daher wieverholt mit Recht und Stolz heroorgehoben, daß Bad Elster nicht nur ein« Schmuckanstalt geworden ist, sondern viel fach auch Musterrinrichtungen besitzt. Es würde weit über den Rahmen dieser allgemeinen Be schreibung sächsischer Heilquellen und Badeorte hinausgehen, wenn hier dies« Einrichtungen von Bad Elster ausführlich be sprochen werden sollten. Die alljährlich erscheinende Special beschreibung von Bad Elster, welche die königliche Bade'direction im Frühjahr versendet, giebt auf das Beste Auskunft über die Ladeeinrichtungen, denn diese sind hier besonders vielseitig, und erst in jüngster Zeit bedeutend erweitert worden. Man kann Mineral- (Stahl-) uns Eisenmoorbäder erhalten; daneben wcrdrn kohlenfaure, Fichtennadel-, künstliche Salz- und Sool- bäder, sowie Süßwaffer-- und elektrische Wannenbäder verab reicht; eine Kaltwasserheilanstalt mit einer russischen und irisch römischen Badeanlage wurde im vergangenen Jahre eingerichtet, so daß ein« reiche Auswahl von Curmitteln zur Verfügung steht, umsomehr, da von den vorhandenen 13 Mineralquellen 5 zur Trinkcur Verwendung finden. Es ist Durch Erweiterung aller dieser Curmittel selbstverständlich die Wirksamkeit der Heilquellen gehoben worden, und man hat Erfolg« der Cur von Elster zu verzeichnen bei einrr großen Zahl von Krankheiten, worüber ver schiedene balneologische Schriften die Heilung Suchenden gut unterrichten. Jedenfalls kann man wohl auch heut« noch be tonen, daß die Heilung von Bleichsucht und von Frauenkrank heiten den Ruf von Elster gefördert hat, so daß es als Frauenbad jederzeit «hrenvoll neben dem benachbanen Franzensbad be standen hat. Diese Concurrenz entsprang schon vor Jahren, als man erkannte, daß einzelne Quellen von Elster fast bis auf Hunderttheile von Gramm in einem Kilogramm gleichen Gehalt an doppelkohlensaurem Eisenoxydul, Kalk, Natron und Mag nesia, an Chlornatrium und -Kalium, schwefelsaurem Natron, Kaki, Magnesia und Kalk bei ziemlich gleichem Gehalt an freier Kohlensäure und Temperatur aufzuweisen hatten. Nicht allein ein weiterer Gehalt von Lithion in seiner Chlorverbindung, welcher sich besonders in der Königsquelle und Salzquelle findet, nicht eine höher« Lage von 60 Metern über Meeresspiegel sind vie Factoren, welche gerade Franzensbad gegenüber Bad Elster zu einem erstaunlichen Anwachsen verhalfen; die prächtige Lage in dem reich bewaldeten Elsterthal, die schmucken Wohnhäuser an den Lhalgchstngen, die von der Regierung aufgeführtcr neuen Bauten (Curhaus, Albertsbad, König Alvert-Dilla, Cafiihaus u. s. w.), und nicht zu guterletzt der gemüthliche Anstrich des Badelebens hat dazu beigetragen, daß zu den 129 Besuchern der ersten Badesaison im Jahre 1848 bald viele weitere sich gesellten und schon im Jahre 1856 das erste, 1863 das zweite, 1869 das dritte, 1872 das vierte, 1880 das fünfte, 1891 das sechste, 1895 das sieebnt«, 1898 oas achte Tausend von Badegästen erreicht, be ziehentlich überschritten wurde. Die Badeliste des vergangenen Jahres verzeichnet 7016 Curgäste und 1888 Fremd«, welche zu kurzem Aufenthalte gemeldet wurden. Wenn hiervon 4812 aus dem Königreich Sachsen, 3019 aus dem übrigen Deutschland und sogar 76 aus außereuropäischen Ländern eingetroffen waren, so kann man wohl annehmen, daß die Heilwirkung o«r Elfterer Quellen gut begründet ist. Möchten die im vergangenen Jahre vercrbreichten 45 825 Bäder von Mineral- und Süßwaffer, 40 580 Moor und 1358 elektrischen Wannenbäder recht glück liche Curerfolge aufzuweisen haben, zum Segen der Kranken, damit die für Einrichtung des Bades aufgewendeten erheblichen Kosten auch dem Bade zum Nutzen gereichen! Schon seit längerer Zeit waren südlich von Elster im sog. Rauner Grund Quellen bekannt, welche, benachbart von Moorlagcrn, die der Staat erworben hat, entspringen und als heilkräftig von den Bewohnern 2«r nächstgelegenen Ortschaften (Raun, Sohl) erkannt wurden. Auch bei Brambach haben sieb Quellen gefunden, welche zu heilkräftigen Bädern benutz: wer den. Da die Quellen in Elster wesentlich und vorwiegend mir oder ohne Zusatz von Moorerde zu Mineralbädern Verwendung finden, so kann es für das Bad Elster ohne Bedeutung sein, daß jetzt der So hier Sauerbrunnen «durch einen Privat mann zur Versendung gelangt, wobei fein erheblicher Gehalt an Kohlensäure, Natron, Lithion und Ersenoxyd gerühmt und er daher als Heilwaffer für Bl«ichsucht, Magcnleiden und Rheuma tismus angepriesrn wirs. Die Salzquelle zu Erlbach, welch« urkundlich im Jahre 1464 durch Verordnung des Kurfürsten und Herzogs Friedrich dem Engelhardt Thoß zur Salzgewinnung verliehen wurde, hat eine Bedeutung als Heilquelle nie erlangt und ist in neuerer Zeit verschüttet worden. — Eine an Kochsalz reichere Quelle zu Altensalz unweit Plauen ist zwar einige Zeit zur Salzgewinnung verwendet, als Bad aber gleichfalls niemals benutzt worden. ReibolDsgrün. Wenn man jetzt hört, daß Jemand vom Arzt nach Reibolds- grün geschickt wird, so verbindet sich damit in der Regel ein Be dauern darüber, daß der Patient wohl von einem schweren Lungenleiden dort G«nesung zu finden hoffe; die dort vor einigen Jahren von vr. Driver errichtete, 688 Meter hoch gelegene und von schönem Wald rings umgebene Heilanstalt, jetzt in den Hän den von Dr. Wolf und lobenswerth eingerichtet wie vortrefflich geleitet, hat eine Vorgeschichte, welche ziemlich unbekannt sein dürfte. Im Jahre 1726 hatte Or. Johann Christian Lehmann, der Leibarzt der Gemahlin des Kurfürsten August des Starken, eine Flaiche Mineralwasser aus einer Quelle bei Auerbach zur Prüfung erhalten, er hatte)bald darauf Gelegenheit genommen, die Quelle selbst zu besichtigen, da bei der Untersuchung sich das Wasser als „tüchtig zum Trinken und äußerlich zum Baden brauchbar" erwiesen hatte. Es ergab sich, daß die Quelle au» stark eisenhaltigem Moore nahe der Auerbach-Rautenkranzer Straße entsprang auf Dem Areal, wo sich früher Hans oon Reibold auf Rößniß ein Haus erbaut hatte, das sich damals im Besitz oon einem Forstschreiber Jeremias Schulze befand. Dieser, Feuilleton. Die Äegineten. Don Georg Butz (Kissingen). ' ' ' . 'Nachdruck vkibolm. Mit begreiflicher Spannung verfolgt di« gebildete Welt, an ihrer Spitze Vie Vertreter der Archäologie und Kunstgeschichte, den Fortgang der Ausgrabungen, die Pros. I)r. Furtwängler mit sinanzieUerUnlerstützung des Prinzregcnten Luitpold oon Bayern beim Tempel der Athene aus der Insel Aegina so erfolgreich be gonnen hat. Bereits sind zwei ziemlich gut erhaltene Marmor töpfe gefunden worden, die sich als Bestandtheile der beiden be rühmten Giebelgruppen, der sogenannten Aegineten, in der Glyp tothek zu München erwiesen haben. Es läßt sich voraussetzen, saß noch weitere Funde gemacht werden, da die von früheren Forschern an der Lempelftelle oorgenommenen Nachgrabungen und Absuchungen ziemlich oberflächlicher Art gewesen sind. Die mit reichlichen Farbenspuren versehenen Reste dieser vor dem Jahre 470 o. Ehr. begonnenen, aus parischem Marmor ge meißelten Gi«belgruppen wurden im Jahre 1811 oon einer Ge sellschaft von Deutschen, Dänen und Engländern unter den Trümmern des wahrscheinlich durch ein Erdbeben eingestürzten Tempels der Achen« heroorgezogen und im Jahre 1812 im Auf trag« des Königs Ludwig von Bayern durch den Bildhauer Jo hann Peter Wagner, einen geborenen Würzburger, für die Glyp tothek in München zu dem bescheidenen Preise oon 10 000 vene zianischen Zechinen oder 120 000 angekauft. Der Fund machte damals außerordentliches Aufsehen, da er einen Einblick in die ältere griechische Kunst gewährt« und für deren hervorragendes Können ein beredtes Zeugniß ablegte. Wenn der Preis von 120 000 «4k als «in bescheidener bezeichnet wird, so geschieht das mit Fug und Recht. Es bestand der Fund, abgesehen oon zahlreichen Fragmenten und zwei kleinen weib lichen Figuren, die wahrscheinlich als Akroterien gedient haben, aus fünfzehn Statuen, von denen zehn als zum Westgicbel und fünf als zum Ostgiebel des Tempels zugehörig erkannt wurden. Wenn schon Friedrich der Große für den Bronzrguß der betenden Knaben, der sich jetzt im Berliner Museum befindet, 15 000 gezahlt hat, so steht der Preis der Aegineten, dir kunstgeschichtlich ungleich wichtiger und bedeutender sind, als «in unerhört billiger da. In der Folgezeit sind di« Preis« für antike Skulpturen immer mehr gestiegen, so daß beispielsweise für di« im Berliner Museum befindliche Marmorstatue d«S Augustus auf der Pourtalök'schen Versteigerung in Pari« im Jahr« 1865 nicht weniger al« 26 000 Mark gezahlt wurden, ferner für di« Amazon«, angekauft in Rom i. I. 1869, di« Summ« von 16 000 Frc». und für die Marmor figur der tanzenden Miinade, ein frisch empfundene» Werk der hellenistischen Kunstrichtuna, dessen Reconstruction Kaiser Wil helm II. zum Gegenstand eine» Wettbewerbe» unter den deutschen Bildhauern gemacht hat, im Jabre 1874 di« Summe von 12 000 Mark. Inzwischen sind die Preise noch erheblich gestiegen. Wenn jetzt di« Aegineten nochmal- zum Verkauf gestellt würden, so durfte ihr Prei» sicherlich eine halb« Million betragen. Mit den Aegineten ist seit fast 100 Jahren der Name Thor- waldsen'S untrennbar verbunden: der große Meister, wohl der- jentgr imtrr allen Bildhauern der neueren Zeit, der sich am tief- sten tn dt, -rasche Bimst «tns-lett Hail«, ist Hr Nrstaurator geworden. In der Zeit oon 1816—1818 hat Thorwakosen die schwierige Wiederherstellung der Kunstwerke unter genauer Be stimmung des Standortes der einzelnen Figuren in oen beiden Giebeln ausgeführt. Alle Ergänzungen der fehlenden Theile sinv in Marmor geschehen, so daß die Figuren den Anschein der Un- derletztheit erwecken. Aber wie hoch auch der Scharfsinn und das feine künstlerische Empfinden Dieses „nachgeborrnen Griechen" sein mögen, so läßt sich voch das Geständniß nicht unterdrücken, daß die Restauration in dieser Art ein schwerer Fehler war. Die Ergänzung antiker Torsen in echtem Material ist vorwiegend in Italien während des 18. Jahrhunderts und in ver ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts betrieben worden. Meist waren es de- corative, dann aber auch speculatioe Zwecke, die man im Auge hatte: ein vollständiges Kunstwerk, das im Besitze aller seiner Gliedmaßen ist, nimmt sich eben besser aus uns verkauft sieb leichter, als ein Torso. Mit ver Erstarkung des archäologischen und kunstwissenschaftlichen Verständnisses ist dieses Rcstaurircn in echtem Material stark in Abnahme gekommen; in den Berliner Museen ist es schon längst verpönt, und wenn wirklich rrstaurirt wird, so führt man di« Restauration in Gips aus, so daß die Bruchränder des Torsos unverändert bleiben und das angefügte Gipsglied mit Leichtigkeit wieder entfernt werden kann, sofern sich die Unrichtigkeit der Restauration im Laufe fortschreitender Studien und nach glücklichen Funden herausstellt. Selbst einem Thorwaldsen würde man heute nicht mehr ein Verfahren ge statten, wie es ihm bei den Aegineten erlaubt wurde. Der Kampf bezüglich der ursprünglichen Zahl und Anord nung ver Figuren ist in jüngster Zeit wieder stark entbrannt. Gegen die Münchener Aufstellung sind mannigfache Gründe ins Feld geführt worden. Allgemein wird jetzt angenommen, daß beide Giebel mindestens aus je zwölf Figuren bestanden haben. Konrad Lange nimmt sogar vierzehn Figuren für jeden Giebel an, obwohl zur streng symmetrischen und rhythmischen Aus füllung eines jeden Giebels zwölf vollkommen genügen. Sehr wahrscheinlich wird durch die jetzigen, mit außerordentlicher Sorgfalt vorgenommenen Ausgrabungen diese Streitfrage und noch mehrere andere «ndgiltig gelöst werden — «in Gewinn für die Geschichte klassischer Kunst, der von höchster Bedeutung ist. Auch über den Gegenstand der Darstellung ist man noch immer nicht einig. Am begründetsten ist wohl die Ansicht, daß im Westgiebcl der Kampf um die Leich« des Pakroklos geschildert werde, und zwar AjaS, des äginetischen Helden Telamon Sohn, als Vorkämpfer auf griechischer Seit«. Im Ostgiebel bezieht sich die Darstellung, wie neuerdings wieder festgestellt worden ist, auf den Kampf des Bogenschützen Herakles und seines äginetischen Genossen Telamon, der hier als Borkämpfer erscheint, gegen Lao- medon von Troja. In der Mitt« jedes Giebels stand, ganz en kna« gesehen, wi« ein alteS Tempelcultbild in steif-alterthümlicher Haltung Pallas Athene, mit eng gefältetem Doppelgewande und dem Helm und der Argis bekleidet, Schild und Speer in den Händen. Zu den Füßen der Göttin lag, wie Max Zimmermann abweichend von der Münchener Aufstellung annimmt, der Gefallene, den von jeder Seite ein Unbewaffneter in gebückt zugrrifender Stellung zu fassen suchte. Den Zugreifenden folgten beiderseits als Vor kämpfer zuerst die hochaufgerichteten, dann bst knienden Lanzen schwinger und schkstßlich in den beiden Ecken «ine» jeden Giebel» je ein Tchwerverwundeter, lang hingestreckt und von Todetqualen gepeinigt. Mit Lu»nahme der Palla» Athen« und der Bogenschützen sind all« anderen, dreivirrtel lebensgroßen Gestalten nackt. Gegen über älteren Leistungen ist das Nackte trotz aller Sprödigkeit unv Trockenheit in ver Muskel- unv Sehnenbildung bereits mit großem Verständniß behandelt. Man merkt, daß bei deiz Künst lern unter dem Eindruck der Wettspiele, denen sich die Jünglinge ohne jede Bekleidung Hingaben, die Ueberzeugunq durchgedrungen ist, daß die Darstellung des Nackten zu den höchsten Aufgaben der Kunst gehöre. Sie befleißigen sich, die nackten Körper in den verschiedensten Bewegungen und Wendungen zu schildern und hiermit die alten Traditionen, die die Gestalten in gebundener Starrheit Wiedergaben, zu verlassen. Sehr treffend l>at Kalk mann nachgewiesen, daß die Komposition des Ostgiebels in der Durchführung entschieden reifer und vollendeter als jene des Westgiebels ist, wie Senn auch für sie andere Verhältnisse maß gebend gewesen sind. Die lebensvollere Behandlung des Fleisches, die richtigere Berücksichtigung des Knochenbaues und der Mus kulatur, die natürlichere Behandlung des Haares fällt an den Gestalten des Ostgiebels sofort auf. Ja, sogar das blöd« ägi- netische Lächeln, dieses Charatteristikon archaistischer Kunst, ist zu Gunsten eines lebendigeren Ausdrucks gewichen, der bei dem einen schwerverwunoeten Helden in der Ostgiebelecke fast den er greifenden Zug tiefen Schmerzes athmct. Zahlreiche Bohrlöcher beweisen, daß die Gestalten mir Bronze- zuihaten versehen waren, und reichliche Farbespuren deuten darauf hin, daß auch hier die Bemalung eingesetzt hatte, um den Eindruck der Gruppen zu steigern. In dieser Beziehung haben die Aegineten viele gemeinsame Züge mit den später entstandenen Giebelgruppen des Porionios und Alkamcnes vom Ost- und Westgiebel des Zcustempels zu Olympia. Die Frage nach oen Schöpfern der Aegineten ist noch immer eine ungelöste. Man hat auf Kalon, den ältesten Künstler von Aegina, geschlossen, von dessen Harrd sich ein« Namenszeichnung in der Schriftart der Zeit um 500 auf der Akropolis zu Athen vorgefuirdrn hat. Mit größerer Wahrscheinlichkeit dürfte jedoch der um dieselbe Zeit thätige Onatas der Künstler gewesen sein. Nach den Mittheilungen 'des Exegeten Pausanias ist nämlich Onatas der Verfertiger eines von den Argioern gestifteten Weihe geschenkes für Olympia gewesen, das in ^toff und Durchführung mit den Aegineten in einer gewissen Verwandtschaft steht. Das Weihegeschenk stellte dar, wie die Griechen vor Troja loosten, wer den Zweikampf mit Hektor übernehmen solle. Es handelte sich also wie bei den Aegineten um «inen berühmten epischen Gegen stand, der hier, was bisher noch nie geschehen war, In einer Gruppe von Rundbildern veranschaulicht wurde, und zwar unter Wiedergabe der epischen .Helden in nackter Figur. Die Ver schiedenheit zwischen den Arqineten vom Ost- und Westgiebel er klärt man in der Weise, daß diese Onatas selbst, jene aber sein Sohn und Schüler Kallitcles ausgeführt hab«. Vielleicht werden die neuen Ausgrabungen auch über diesen wichtigen Punct klären des Licht verbreiten. Die Angabe des Pausanias bezüglich des Weihegeschenkes für Olympia ist jedenfalls richtig, denn man hat die Basis dieses Werkes an Ort und Stelle aufgefunden. Und der Rückschluß, daß Onatas auch der Schöpfer der Aegineten oder wenigstens eine» Theiles derselben sei, ist in Rücksicht auf die Verwandtschaft beider Werke nach Inhalt und Behandlung nich! abzuweisen. Die Kunst auf ver Insel Aegina hat nur eine kurze Blllthe- »eit gehabt, vom Plateau des wenig mehr al» zwei Quadrat» nlometer großen Lande» schweift der Blick über den Taronischen Meerbusen, ganz Attika und »inen Theil de» blau schimmernden Archipelagos, auf dem sich einst die trefflichen Segler der ägine tischen Flotte tummelten. Ein ausgedehnter Handel brachte die Insel bald zur Blüthe und führte zur Anlage zahlreicher Colo nien und Factoreien. Bei 'Salamis gewannen nach Herodot die dreißig Kriegsschiffe Aeginas den Preis der Tapferkeit nächst denen der Athener. Ein allgemeiner Aufschwung in Handel und Wandel begann nach dem Kriege, unv der Patriotismus trieb dazu, der Athene, der Beschützerin Griechenlands vor Barbaren überfluthung, auf weithin sichtbarem Berge ein Heiligthum zu bauen: es entstand zwischen 478—470 der Tempel der Athene, ein dorischer Peripteros von ca. 30 Meter Länge und 15 Meter Breit« mit 6 zu 12 Säulen, dessen alterthümlicher Stil trotz seiner herben Strenge doch schon das Eindringen einer neuen und freieren architektonischen Durchbildung, wenigens im Detail und in der schlankeren Behandlung der 'Säulen, erkennen läßt. Wie im Bau selbst, so zeigte man auch in den Giebelsculpturcn, daß ein neuer 'Geist über Die Künstler gekommen sei. Die Kunst auf der schönen Insel mag nicht von langer Dauer gewesen sein, aber sie hat das unbestreitbar« Verdienst, gleich der peloponnesi schen die Durchbildung des nackten Körpers gefördert zu haben. Noch ein anderes Verdienst gebührt Aegina: nach einrr Uebec lieferung fand die erste Prägung oon Münzen auf der Insel Aegina statt, wo sich in der Bearbeitung des Erzes schon längst eine tüchtige Technik herausgebildet hatte. Die äginetischen Silbermünzen erscheinen überhaupt als di« ältesten, die man kennt. Sie besitzen auf der einen Seit« eine bildliche Darstellung, beispielsweise eine Meerschildkrötc, und auf der anderen Seite das sogenannre Huackrutum ioousuru, herrührend von dem Punzen, mit dem die kuaelartig oder linsenförmig gegossenen Schrötling« in das vertieft eingegrabene Münzbild mittels des Hammers hineingeschlagen wurden. Der Glanz Aeginas ging bald unter, denn die Insel war das Karthago Athens. Bevor Aegina nicht niedergeschmettert ist, hatte Petittes gesagt, kann Athen sein Auge, den Piräus, nicbt gebrauchen! Die Reibungen zwischen Aegina und Athen nahmen kein Ende. Dorismus und Jonismus stritten um dre Vorherr schäft. Und der Jonismus siegte, denn nach neunmonatiger B- lagerung durch die Flotte Athens wurde Aegina, das sich mit Korinth und Epidauros verbündet hatte, erobert, srine Seemacht vernichtet und di« Stadt zerstört. Das war im Jahre 456. Was an Kriegsschiffen noch vorhanden war, mußte auSgeliefert wer den. Auch war ein hoher Tribut zu entrichten. Hiermit war die Kraft Aeginas für immer gebrochen. Zwar versuchte man im Jahre 429 «inen Aufstand, aber er mißglückte und hatte nur zur Folg«, daß Die Einwohner der Insel über ganz Griechenland zer streut wurden. Der Tempel der Athen« sank in Trümmer und mit ihm die 'Sculptuven der Giebel. Erst Die neue Zett suchte von den Schätzen zu retten, was noch zu retten war. Daß auch jetzt noch eine werthvolle Ausbeute, ganz abgesehen oon der topographischen Klärung, zu erwarten ist, läßt sich an den glücklichen Funden er kennen, die Furtwängler schon wach verhältnißmätziq kurzer Au»- grabungsdauer gemacht hak. Möge auch hier der Erfolg den hohen Erwartungen entsprechen, die man in «ingeweihtrn Kreisen den bezüglichen Arbeiten unter der Dirrctton de» hervorragenden Le- lehrtrn rntgegenbringt.
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